Die Highlights vom Dezember und aus 2024
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PODCAST bto
Themen des wöchentlichen bto-Podcasts im letzten Monat waren:
- Deindustrialisierung nur ein Mythos? – Eine Studie des ifo-Instituts rechnet vor, dass bei einer Betrachtung der Wertschöpfung eine Deindustrialisierung derzeit nicht sichtbar sei.
Doch was hat es mit dem Unterschied zwischen Produktion und Bruttowertschöpfung auf sich? Was können wir daraus ableiten? Antworten auf diese Fragen suchten wir im Gespräch mit einem der Autoren der Studie, Prof. Dr. Timo Wollmershäuser. - Frankreich ruiniert die Eurozone – In Frankreich ist der Staatshaushalt außer Kontrolle geraten und als wäre das nicht genug, stürzte auch noch die französische Regierung von Ministerpräsident Michel Barnier über den Versuch, das Haushaltsdefizit etwas zu verringern. Doch warum ist Frankreich überhaupt in dieser Situation? Dazu im Gespräch: Brigitte Evelyne Granville, französische Professorin für internationale Wirtschaft und Wirtschaftspolitik.
- Radikal-Agenda 2030 – Es stellt sich die Frage, ob wir es bei den Verantwortlichen im Regierungsamt oder in den Parteien mit einem Erkenntnisproblem zu tun haben oder etwa mit der Angst, den Bürgern und Wählern die Wahrheit zu sagen. Was zu tun wäre, um uns aus der aktuellen Krise zu befreien, diskutierten wir mit Prof. Dr. Lars Feld, von 2022 bis 2024 persönlicher Beauftragter des Bundesministers der Finanzen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.
- Die Podcast-Highlights vom letzten Jahr – In den letzten beiden Ausgaben des Jahres unter dem Titel „Was für ein Jahr 2024“ blickten wir auf die vergangenen Episoden zurück. Für neue Hörer des Podcasts eine gute Möglichkeit, einzusteigen.
Die nächste Folge erscheint am kommenden Sonntag, dem 19. Januar, um 9 Uhr.
HANDELSBLATT-KOLUMNE
Der Mythos ist Realität
Die Deindustrialisierung ist noch immer nicht einhellig als signifikante Gefahr für unseren Wohlstand anerkannt. Zwar ist nicht mehr von einem Mythos die Rede – umso mehr aber von einem angeblich normalen Prozess, den man hinnehmen müsse, wie jeden x-beliebigen anderen Strukturwandel.
Frankreich lässt uns bezahlen
Lagen die Staatsschulden Deutschlands und Frankreichs vor 15 Jahren noch auf demselben Niveau, so haben sie sich seither massiv auseinanderentwickelt. Schuldenbremse und „schwarze Null“ hier, hohe und wachsende Defizite dort. Hätten wir noch D-Mark und Franc, würde Letzterer angesichts der Staatsschuldenkrise bei unseren Nachbarn massiv abwerten, die Exporte befeuern und so mithelfen, die Probleme des Landes in den Griff zu bekommen. Nun aber, mit dem Euro, ist die Krise Frankreichs immer auch die Krise der Währungsunion und damit eine Krise Deutschlands.
Agenda 2010 war nichts verglichen mit dem, was wir jetzt tun müssten
Derzeit wird in Deutschland gern über die Frage diskutiert, ob Elon Musk oder Javier Milei als Vorbilder dienen könnten. Die Tatsache, dass wir im Vergleich dazu weniger über die enorme Sanierungsaufgabe sprechen, vor der wir stehen, verspricht wenig Gutes für die Zeit nach der Wahl. Uns droht ein kraftloses „Weiter-so“, verpackt in markige Sprüche von „Wirtschaftswende“, „Wieder nach vorne“ oder einfach nur „Zuversicht“.
MAKE ECONOMY GREAT AGAIN
Gemeinsam mit Ulf Poschardt, WELT-Herausgeber, diskutiere ich seit einigen Wochen aus Anlass der Neuwahlen zum Deutschen Bundestag die wirtschaftliche Lage Deutschlands. Der Name des Podcasts ist ebenso bezeichnend wie programmatisch: MEGA – Make Economy Great Again.
>> WAS JETZT PASSIEREN MUSS, DAMIT DER STANDORT D WIEDER ATTRAKTIV WIRD
>> BRAUCHT ES EINEN DEUTSCHEN JAVIER MILEI?
>> DEUTSCHLAND SUBVENTIONIERT SICH INS ABSEITS
Die Highlights des Jahres 2024
Hier meine Auswahl:
Zurück in die Zukunft zum Land der Denker
Höchste Zeit, dass wir uns auf die Grundlagen unseres Wohlstands besinnen. Neben einem guten Bildungssystem und dem Zugang zu billiger Energie – im Rahmen der Industrialisierung zur Kohle – sorgte vor allem die Innovationsfähigkeit unserer Unternehmen dafür, dass Deutschland zu einer führenden Wirtschaftsnation aufstieg.
Der Blick nach vorn ist düster
Mittlerweile erstellen nur noch die Schweizer Forscher ihren jährlichen Report, und die aktuelle Ausgabe hat es in sich: Deutschland ist abgestürzt. 2014 noch auf Platz sechs der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften der Welt, reicht es zehn Jahre später nur noch für Platz 24 von 67. Besonders schlecht sieht es bei Regierungseffizienz und Infrastruktur aus. Auch die Unternehmen haben einen erheblichen Anteil am Niedergang, belegt doch Deutschland im aktuellen Ranking beim Thema Unternehmenseffizienz nur Platz 35.
Der Bund hat zu viel versprochen
„Wir haben einfach kein Geld mehr“, stellte der SPD-Politiker Carsten Schneider in der ARD-Sendung „Hart aber Fair“ fest. Das ist eine Aussage, die angesichts von prognostizierten Rekordsteuereinnahmen des Bundes von 964 Milliarden Euro in diesem Jahr, 20 Prozent mehr als 2019, verwundert. Bis 2028 sollen nach Schätzungen des Finanzministeriums die Steuereinnahmen um weitere 160 Milliarden steigen. Es liegt also nicht an den Einnahmen. Die Politik hat die Ausgaben nicht im Griff.
Der Zwang zur energetischen Sanierung beruht auf einer falschen Annahme
Statt auf Preissignale zu setzen – wie einen planmäßig steigenden Preis für CO2-Emissionen – setzt man auf Vorschriften und Verbote: Verbrenner dürfen demnächst nicht mehr verkauft werden, Häuser sind mit Wärmepumpe zu beheizen und Gebäude auf ein festgelegtes energetisches Niveau zu sanieren. Ganz so, als könnten die Betroffenen nicht rechnen und würden mutwillig Geld verbrennen und das Klima schädigen.
Der historische Fehler muss korrigiert werden
Es gibt keinen kostengünstigeren, CO2-neutralen Strom als den aus Kernkraftwerken, deren Nutzungsdauer durch Modernisierung verlängert wurde. Die IEA veranschlagt die Kosten pro MWh auf 30 bis 50 US-Dollar. Das ist niedriger als die Erzeugungskosten der erneuerbaren Energien. Hinzu kommt, dass die deutschen Kernkraftwerke mit einer Auslastung von 87 Prozent zuverlässig Strom geliefert haben und damit perfekt zur Stabilisierung der Stromversorgung in einem von erneuerbaren Energien dominierten System beitragen könnten.
Wie die EU-Bürokratie dem Gesundheitswesen schadet – und Patienten
Die EU-Bürokratie ist nicht nur ein Kostenfaktor, sondern erweist sich als Innovationsbremse, die im Extremfall Menschenleben kosten kann. Das droht zum Beispiel als Folge der EU-Medizinprodukteverordnung, die 2021 in Kraft getreten ist – und dazu geführt hat, dass Ärzten wichtige Medizinprodukte fehlen.
Der Staat ist nicht die Lösung, sondern häufig das Problem
Ungeachtet heftiger Proteste hat Javier Milei Argentinien ein radikales Schrumpfungsprogramm verpasst, das Staatsdefizit auf null reduziert und die Wirtschaft dereguliert. Die monatliche Inflationsrate ist von über 25 Prozent auf unter zehn Prozent gesunken, das Angebot an Mietwohnungen ist deutlich gestiegen, und die Mieten sinken infolge der Abschaffung der bisherigen Regulierungen. Weniger, nicht mehr Staat lautet das Motto Mileis, und die Chancen stehen nicht schlecht, dass er mit dieser Haltung Erfolg haben wird.
Frankreich steckt in der Schuldenfalle
Die Freude im französischen Finanzministerium dürfte groß gewesen sein, als am 26. April bekannt wurde, dass die Ratingagenturen Fitch und Moody’s keine Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes vornehmen. Es blieb abzuwarten, ob die Ratingagentur S&P sich Ende Mai zu einer ähnlich großzügigen Einschätzung durchringen würde. Denn alle Indikatoren sprechen dafür, dass die Schuldenentwicklung der zweitgrößten Volkswirtschaft in der Euro-Zone außer Kontrolle zu geraten droht.
Indien ist ein Muss für die deutsche Wirtschaft
Es ist ein Ereignis, wenn die größte Demokratie der Welt ein neues Parlament wählt. Allein die für den Wahlprozess erforderliche Zeit von sechs Wochen macht klar, dass Indien in vielerlei Hinsicht ein besonderes Land ist. Präsident Narendra Modi und seine Bharatiya-Janata-Partei dürfen, getragen von wirtschaftlichem Aufschwung und gestützt auf eine stark auf die hinduistische Bevölkerungsmehrheit ausgerichtete Politik, auf einen Wahlerfolg und eine weitere Amtszeit hoffen: Mit ihnen dürfen Indien und die Welt eine Fortsetzung der positiven Entwicklung wie in den letzten Jahren erwarten.
Auf das Ergebnis kommt es an
Leider gibt es nur wenige Studien, die versuchen, den Ursachen des unterschiedlichen Leistungsniveaus zwischen den Bundesländern auf den Grund zu gehen, die sehr wahrscheinlich systembedingt, zudem alles andere als neu und nicht durch Migration hervorgerufen, aber massiv verstärkt werden. Vermutlich haben die jeweiligen Regierungen aus unterschiedlichen politischen Gründen kein Interesse an derartigen Untersuchungen, könnten doch die Resultate den eigenen Vorstellungen widersprechen.
„Der Weg in die Knechtschaft“ droht immer noch
Vor 80 Jahren erschien „Der Weg in die Knechtschaft“, das erfolgreichste Werk des österreichischen Ökonomie-Nobelpreisträgers Friedrich August von Hayek. Darin argumentiert Hayek für eine wettbewerbsorientierte, allein durch die Kräfte des Marktes gesteuerte Wirtschaft, als Gegenentwurf zu den Thesen des britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Hayek widmete sein Buch „den Sozialisten in allen Parteien“. Diese Widmung würde auch für das heutige Deutschland passen.
Abgeordnete brauchen mehr Wirtschaftskompetenz
Es ist kein böses Vorurteil, wenn man annimmt, dass etwas Erfahrung außerhalb des Politikbetriebs das Verständnis für die Wirtschaft und damit die Schwierigkeit des Erwirtschaftens von Wohlstand schärft und damit zu besseren Entscheidungen führen kann. Eine Studie von Patricia A. Kirkland von der Universität Princeton hat beispielsweise gezeigt, dass Bürgermeister, die zuvor Unternehmen geführt haben, mehr in die Infrastruktur investieren und gleichzeitig die Umverteilungsausgaben kürzen.
Der Draghi-Plan gefährdet den Fortbestand der EU
Im Jahr 2000 versprachen die Regierungschefs der Europäischen Union in Lissabon, die Staatengemeinschaft innerhalb von zehn Jahren zur „wettbewerbsfähigsten Region“ der Welt zu machen. 2010 verlängerte man angesichts der akuten Euro-Krise den Zeithorizont bis 2020, als dann die Coronakrise die Schlagzeilen beherrschte. Heute braucht es keine umfassende Analyse, um festzustellen, dass die EU alle Ziele weit verfehlt hat.
Die Energiefrage entscheidet über Deutschlands Wohlstand
Anders als nach früheren Krisen ist es Deutschland nach dem coronabedingten Einbruch nicht gelungen, zum Vorkrisen-Wachstumstrend zurückzukehren – also die Wirtschaftsleistung zu erreichen, die bei unverändertem Trend zu erwarten gewesen wäre. Der Mannheimer Ökonom Tom Krebs schätzt in seinem Buch „Fehldiagnose“ die Differenz zwischen dem Vorkrisentrend und der tatsächlichen Produktion auf rund acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
US-Wahl macht Schluss mit dem Prinzip Hoffnung
Donald Trump wurde wiedergewählt mit einem eindeutigen Votum. Und das ist gut so: Die von vielen in Deutschland gefürchtete neue Amtszeit von Donald Trump beendet die naiven Hoffnungen der hiesigen Wirtschaftspolitiker. Sie führt allen klar vor Augen, dass das Prinzip Hoffnung keine taugliche Strategie ist.
Die Wahlkämpfer ignorieren die Lage der deutschen Wirtschaft
Die Lage der Wirtschaft ist dramatisch und benötigt eine klare und starke Antwort der Wirtschaftspolitik. Umso mehr erstaunt, dass sich kein Wohlstandsschaffungs- , sondern ein Wohlstandsverteilungs-Wahlkampf abzeichnet. Ganz so, als hätte die Verteilung von Wohlstand nicht 20 Jahre im Fokus der Politik gestanden und entscheidend dazu beigetragen, uns in die Krise zu führen.
Vielen Dank für Ihr Interesse. Bitte folgen Sie mir auch weiterhin.