Die bto-Highlights vom Dezember und von 2021

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freunde,

ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein gesundes, glückliches und chancenreiches Jahr 2022!

Heute möchte ich Sie auf Highlights aus den Veröffentlichungen des letzten Monats und des Jahres 2021 hinweisen.

Die Highlights vom Dezember

STELTERS PODCASTS 2.0

Im wöchentlichen bto-Podcast ging es im Dezember unter anderem um die wirtschaftlichen Aussichten für den Rest der Dekade, die (Un-) Wahrheiten übers Erben, die Lage der Mittelschicht in Deutschland und über den Kapitalismus als Wirtschaftsform des Gebens.  

Diese und alle Folgen seit Dezember 2019 können hier nachgehört werden. Es lohnt sich!

Die nächste Folge erscheint am kommenden Sonntag, 23. Januar 2022, um 9 Uhr.

STELTERS TV

Im Herbst habe ich einen Vortrag über „Einen Traum von einem Land – Deutschland 2040“ auf einer Konferenz gehalten. Dieser ist auch auf YouTube zu sehen:

>> SEHEN: → Einen Traum von einem Land – Deutschland 2040

HANDELSBLATT-KOLUMNEN

Wohlstand für alle braucht Kapital
„Die Wahrheit übers Erben“ versprach jüngst eine ZDF-Dokumentation. Doch statt Aufklärung bot die Sendung Vorurteile und bediente Klischees. Gewünschte Schlussfolgerung: Erben ist ungerecht und verfestigt die ohnehin hohe Ungleichheit im Lande. Wasser auf die politischen Mühlen, Erbschaften hoch zu besteuern.

> LESEN: → Wohlstand für alle braucht Kapital

Die soziale Marktwirtschaft funktioniert

„Deutsche Mittelschicht schrumpft“ meldeten die Medien nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Blickt man in die Studie, stellt man fest, dass die deutsche Mittelschicht mit 64 Prozent immer noch zwei Prozentpunkte größer ist als im Durchschnitt der OECD-Länder und nur einen Punkt kleiner als in der Schweiz und in Schweden sowie zwei Punkte kleiner als in Österreich und Frankreich.

> LESEN: → Die soziale Marktwirtschaft funktioniert

Verrat an der Mittelschicht

Die Mittelschicht in Deutschland mag zwar einkommensmäßig stabil sein, aber mit Blick auf die Teilhabe an der Entwicklung der Vermögen ist sie es nicht. Trotz einer hohen Sparquote fällt die deutsche Mitte bei der Vermögensbildung immer weiter zurück. Die Ursachen liegen auf der Hand.

> LESEN: → Verrat an der Mittelschicht

Kapitalismus ist die Lösung

Der Kapitalismus hat es schwer. Schon seit Jahren wird ihm angelastet, für alles Schlechte auf der Welt verantwortlich zu sein: für Armut, Krankheit, Umweltzerstörung. Nur mit seiner Abschaffung ließe sich das Ende der Menschheit noch verhindern, meinen nicht wenige in der Klimaschutzbewegung.

> LESEN: → Kapitalismus ist die Lösung

GELDPOLITIK

Die Notenbanken vertiefen soziale Konflikte

Im Kern geht es um stark steigende Vermögenspreise. Und dahinter steht nicht “das System” oder “der Kapitalismus”, sondern eine staatliche Institution: die westlichen Notenbanken. Und dies seit Jahrzehnten, nicht erst jetzt, wo auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel einräumt, dass Geld for free zu Verzerrungen führt.

> LESEN: → Die Notenbanken vertiefen soziale Konflikte

EUROPA

The Economist: “Why bull­shit rules in Brussels”

Das ist doch mal eine klare Aussage: “Why bullshit rules in Brussels”, titelt der Economist. Ja, die Briten sind aus der Union ausgetreten, aber der Economist war sicherlich nicht dafür. Umso bedenklicher muss die Tatsache stimmen, dass die sehr angesehene Zeitschrift es so deutlich auf den Punkt bringt. Und wer würde schon widersprechen wollen?

> LESEN: → The Economist: “Why bull­shit rules in Brussels”

WELTWIRTSCHAFT

China wirkt nicht mehr deflationär – eher inflationär

Statt wie in den letzten Jahrzehnten deflationär dürfte China in Zukunft inflationär auf die Welt wirken. Das könnte ein größeres Problem für die Zentralbanken darstellen, ist doch der Kampf gegen Inflation ungleich unpopulärer als der Kampf gegen Deflation.

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KLIMAPOLITIK

FT: Die Kernfusion wird kommen und ist die Lösung

Während deutsche Politiker wissen, dass die Zukunft in Windrädern und Solarzellen gepaart mit “Flexibilisierung” und vor allem Senkung des Verbrauchs liegt, orientiert sich der Rest der Welt – offensichtlich schlecht informiert – an anderen Technologien, die viel teurer sind und völlig unnötig. Heute als Beispiel die FINANCIAL TIMES (FT), die sich gleich zweimal mit einer dieser überflüssigen Technologien, der Kernfusion, beschäftigt hat.

> LESEN: → FT: Die Kernfusion wird kommen und ist die Lösung

Weitere Highlights des Jahres 2021: die Top 30!

Eine Übersicht über die Top 30 meistgelesenen bzw. -gehörten Beiträge des Jahres 2021, darunter manche Überraschung ‒ auch für mich, finden Sie hier:

> LESEN: → Weitere Highlights des Jahres 2021: die Top 30!

Zum Abschluss noch meine persönliche Auswahl:

Vielen Dank für Ihr Interesse. Bitte folgen Sie mir auch weiterhin.

Kommentare (39) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Christian Anders
    Christian Anders sagte:

    @Stoertebeker @R. Menéndez

    „…wäre es nötig zu wissen, auf welcher theoretischen Grundlage seine Ansichten formuliert worden sind. Denn sich alleine die “Realität” anzuschauen um daraus Schlüsse ziehen zu wollen kann schnell in einem Desaster enden.

    Sehen Sie, und hier wird’s spannend. Eine Theorie, die in der Realität nicht nachprüfbar ist bzw. andere Ergebnisse von Eingriffen vorhersagt als in der Realität zu beobachten sind, ist für den Praktiker wertlos.“

    Etwas zu hastig. Wenn man aus der beobachtbaren Wirklichkeit Regeln ableitet, müssen diese sich hinterher als allgemeingültig beweisen. Trotzdem kann man Realität beobachten und beschreiben, ohne schon das Regelwerk ( die Theorie ) fertiggestellt zu haben. Sonst gäbe es keine induktiven Herleitungen.
    Die Erkenntnis, dass die bisher als gültig angenommen Regeln nicht stimmen, ist eine wertvolle Schlussfolgerung an sich, auch und gerade für Praktiker.

    Zur Physik: Es zeigt sich in einem kleinen Gebiet, was für die Ökonomie fast allgemein gilt. Man entfernt sich von der Empirie als Basis, versucht deduktiv Theoriegebäude zu entwerfen, die bei jedem falsifizierenden Test „nachjustiert“ statt verworfen werden. Weil sie sind doch soooo nice… Oder noch schlimmer, man entwirft Theorien ohne Überprüfbarkeit und somit auch ohne jegliche Relevanz.

    Hossenfelder sieht den Fehler in typisch menschlichen Denkfehlern, v. a. spezifischen, die in Gruppen auftreten. Also ein psychologisches Phänomen.

    Je länger ich versuche, Wissenschaft zu kommunizieren und mich selbst in Gruppen zu beobachten, desto mehr neige ich dazu, das zu unterschreiben.

    Das bedeutet, dass Gegenmaßnahmen nicht technologischer, sondern organisatorischer Natur sein müssen.

    Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Ch Anders

      Sie haben natürlich recht – das sind für meine Verhältnisse aber zu hohe Maßstäbe 😉

      Ich freue mich, wenn ich die Gedanken einigermaßen entwirrt bekomme und prüfe meine eigene Klarheit über/beim Herunterschreiben – idR aus Sicht eines Praktikers. Nicht mit Anspruch, Stringenz und Standards einer wissenschaftlichen Arbeit – nicht bei der Wortwahl und nicht bei der Argumentationsexaktheit. 🤷‍♂️😢😤
      (birgt ja auch immer wieder Konfliktpotenzial mit @D Tischer – das ich aber gern in Kauf nehme, wenn bei mir zwischenzeitlich Klarheit eingezogen ist)

      Es überrascht mich aber immer wieder, dass in solchen tagealten Threads noch weitere Leser unterwegs sind…

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Christian Anders

      >Etwas zu hastig. Wenn man aus der beobachtbaren Wirklichkeit Regeln ableitet, müssen diese sich hinterher als allgemeingültig beweisen. Trotzdem kann man Realität beobachten und beschreiben, ohne schon das Regelwerk ( die Theorie ) fertiggestellt zu haben. Sonst gäbe es keine induktiven Herleitungen.>

      Richtig.

      Ich glaube aber, dass ein MISSVERSTÄNDNIS vorliegt.

      Sie meinen den Praktiker, der Regeln (Theorien) ENTWICKELT.

      Stoertebekker meint den Praktiker, der Regeln nur ANWENDET insoweit jedenfalls, als er sagt

      >… andere Ergebnisse von Eingriffen vorhersagt als in der Realität zu beobachten sind, ist für den Praktiker wertlos.>

      Ergänzung zu Ihrer Aussage:

      Richtig, aber nicht nur induktive Herleitungen, sondern auch der Anstoß zu GÄNZLICH neuen Hypothesen, wie Keppler eine aufgrund der Daten des Tycho Brahe formuliert hatte, nachdem dessen immer wieder mit großer Präzision erhobenen Daten keine Kreislaufbahn für den Mars um die Sonne ergaben:

      Die Laufbahn musste eine andere als der Kreis sein – seit Aristoteles unübertreffbare Perfektion und daher nicht infrage gestellt worden –, nämlich als erste eine eiförmige Laufbahn, dann eine berechnete elliptische, die bis heute als immer wieder bestätigte und daher als richtige anerkannt ist.

      Für Charles Sanders Peirce, einen der einflussreichsten Wissenschaftstheoretiker (würden wir heute sagen), war Kepplers Leistung der größte Vernunftgebrauch, den es jemals gegeben hatte. Peirce starb 1914 und hat von Einstein wahrscheinlich nichts gehört.

      Antworten
      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @DT aber auch @Stoertebeker

        Danke für die Ergänzung.
        Zu den Praktikern: Doch, hatte ich schon so verstanden.
        Ich schrieb das deshalb, weil ich die Ökonomie von Praktikern bevölkert sehe, die nach Regeln praktizieren, die im Widerspruch zur empirischen Evidenz sind.
        Sie haben einen „Vorteil“ vor Naturwissenschaftlern: Die Regeln einer Wirtschaft legen keiner noch so falschen Praxis den Riegel der Unausführbarkeit vor, wie es Naturgesetze mit falschen Experimenten tun. Man kann die Konsequenzen der Praxis nur in erwünscht oder unerwünscht einteilen, aber nicht in bequemes 0 und 1.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        Zu den Praktikern der Ökonomie:

        Es gibt aus meiner Sicht zwei.

        Typus A:

        Er versucht der Regelauslegung nach, oder besser einem Verfahren entsprechend, das man im angelsächsischen Sprachgebrauch „skill“ oder „art“ nennt, erfolgreich zu sein.

        Liegt damit im Mainstream, durchweg auf einer argumentativ gut vertretbaren Linie.

        Typus B:

        Er versteht die Regel wie Typ A, agiert jedoch bewusst regelverletzend, um erfolgreicher als A zu sein, weil angeblich „die Masse immer falsch liegt“.

        Das ist die ökonomische Einteilung in 1 und 0.

        Das öffentliche Bewusstsein spielt das so nicht wider, weil die seltene Ausprägung des Typus B als „Guru“ etc. angebetet wird.

        Ökonomie und Naturwissenschaften sind in der Tat zwei Welten.

  2. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    @R Menéndez, 22:48

    Kann mangels tieferen Wissens keine intensivere Diskussion anbieten. Trotzdem drei Anmerkungen.

    1.) Als Unternehmer habe ich gut 7- bis knapp 8-stellige Jahresumsätze gehabt. Und neben dem normalen innereuropäischen Zahlungen zB Steuerrückzahlungen Kanada&Dänemark angestoßen oder auch Transfers nach und von China und den VAE veranlasst.

    All dies ist (bis auf das Trinkgeld für den Pizzadienst) ohne Zentralbankgeld (=Bargeld) abgewickelt worden. Was genau die Banken untereinander gemacht haben, weiß ich nicht. Das „Schmiermittel“ für die Bezahlung meiner Leistung bezeichne ich in meinem Wirtschaftsverständnis aber als Geld.

    Das mag rechtlich als Schuldverhältnis o.ä. definiert sein, in seiner Wirkung konnte ich dieses Tauschmittel wertaufbewahrend sowie räumlich und zeitlich völlig frei für andere Transaktionen verwenden (natürlich nur solange die entsprechenden Banken den Geschäftsbetrieb nicht eingestellt haben). Für mich als Wirtschaftssubjekt hat das Giralgeld unabhängig von seiner rechtlichen Ausgestaltung die FUNKTION des wertaufbewahrenden Tauschmittels erfüllt.

    2.) J Snider geht sehr tief in die Details und liest die FOMC-Protokolle, er zitiert daraus, aber auch aus den Reden von Greenspan, Bernanke, Volcker etc. Aus diesen Details kommt er zum Schluss, dass die FED in den 60er Jahren bereits verstanden hat, dass sie die Geldmenge nicht mehr kontrollieren kann, weil das Verständnis für das, was unregulierte Banken untereinander als Geld bzw. an Geldes statt für die Geschäftsabwicklung nutzten, nicht mehr transparent war. Deshalb die schrittweise Veränderung der Steuerungsmechanismen von Geldmengenziel zu Inflationsziel etc.

    3.) Soweit ich das beurteilen kann, hat J Snider mit seinen Überlegungen begonnen, als es zur Diskrepanz zwischen angekündigter Wirkung von ZB-Maßnahmen und zu beobachtenden Effekten kam. QE hat begonnen, als die Zinsen bereits niedrig waren, QE hat damit zu keiner Zinssenkung (bzw. nur marginal) geführt. Japan hat seit 2003 trotz diverser QE-Läufe die Inflation nicht in Gang bekommen.

    Der USD wertet auf statt ab, obwohl die Unmengen an QE eigentlich zum Überangebot führen müssten. Usw. Und dann versucht er schrittweise, die beobachteten Phänomene mit Erklärungen zu versehen. Schritt für Schritt trifft er dabei auf neue Probleme und versucht wiederum Erklärungen zu finden.

    Dann schaut er in historische Daten, um diese Erklärungen zu validieren. Und erkennt dabei zB dass in Zeiten der großen Depression die Löhne/Gehälter nicht gefallen sind. Komplett counter-intuitive. Erklärungsversuch: potenzielle Arbeitnehmer haben sich vollkommen aus dem Arbeitsmarkt verabschiedet, weil es keine Arbeit gab. Die verbleibenden waren die, auf die man nicht verzichten konnte. Parallele zu heute? Gegeben.

    So, ich kann und will ja nur Lust darauf machen, sich mit dem Podcast auseinanderzusetzen, wenn man Interesse hat. Hab mir das alles angetan und fand das für mich sehr erhellend. Gerade weil wir hier bei Beyond the Obvious sind. Mehr nicht.

    Antworten
  3. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Auch wenn ich dafür jetzt vermutlich wieder Haue bekomme – wer sich fürs Geldsystem WIRKLICH interessiert, sollte die von @M Stöcker schon verlinkte Serie von J Snider beim „What is money“ Blog von Robert Breedlove hören. Ein kompletter Lauf durch Geschichte und Fiktion des Zentralbankgeldes. EXTREM erhellend, in sich konsistent und wirklich beyond the obvious.

    https://podcasts.apple.com/de/podcast/the-what-is-money-show/id1541404400 (Gibt‘s auch woanders)

    (Folgen 81, 88, 93, 97, 102, 106, 109)

    Am besten einen Tag Zeit nehmen und am Stück hören. Danach raucht der Kopf 🤔

    Antworten
    • Renée Menéndez
      Renée Menéndez sagte:

      Wie wäre es denn, wenn Sie Ihre Erkenntnisse, die Sie daraus gewonnen haben, teilen oder wenigstens punktuell skizzieren, wo und an welcher Stelle eine interessante Aussage gemacht wird? Das kann man sich an Ort und Stelle anhören und dann darüber auch diskutieren.

      Einfach so mal eben über 10 Stunden podcast wie einen Knochen hinwerfen ist nicht wirklich eine gute Grundlage für eine gedeihliche Diskussion.

      Und: ob etwas wirklich “beyond the obvious” ist, ist erst dann sichergestellt, wenn darin nicht irgendwelche versteckten Fehler vergraben sind, die den Sprechern noch nicht einmal klar sein müssen. So wie den Machern des unten kommentierten Filmes anscheinend niemals klar war, was ein Wechsel ist. Aber einen Film darüber machen…

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @R Menéndez

        Na, das schaffe ich nicht. (Und natürlich ist BTO immer subjektiv, insbesondere wenn Diskussionspartner interessierte Laien und tief involvierte Fachleute sind.) Da ich in Diskussionen mit Ihnen aber schon viel lernen durfte, schreibe ich mal aus dem Kopf die für mich zentralen Erkenntnisse auf.

        1.) Es ist vollkommen unklar, was alles als Geld (im Sinne von lubricating the economy, nicht im legalen Sinne) fungiert. Solange das nicht klar ist, kann man eine Steuerung der „optimalen“ Geldversorgung für den jeweiligen Stand der Wirtschaft gar nicht anstreben.

        2.) Zentralbanken haben seit ca. 50 Jahren nichts mehr mit money supply zu tun. Die Geldschöpfung findet in und zwischen den commercial banks statt.
        (Diese Erkenntnis, das Eingestehen nicht zu wissen, was Geld ist usw. ist wohl auch in den Protokollen des Fed Open Market Committees zu finden. J Snider hat die gelesen und stellt immer mal wieder Inhalte der Protokolle und retrograde Interpretationen der Fed-Aktivitäten gegenüber. Da liegen Welten dazwischen…)

        3.) Mit dem USD als Weltreservewährung hat sich ein problematischer Eurodollar-Markt (verstanden als USD außerhalb der Jurisdiktion USA) entwickelt. Banken außerhalb der Reichweite der FED können USD schaffen, ohne dass dies irgendwo „registriert“ wird.

        Dh niemand weiß, in welcher Menge USD in der Welt zirkulieren. Wenn niemand weiß, welche Menge an USD durch die Welt zirkuliert, ist unklar, ob die für ein möglichst reibungsloses Wirtschaftsgeschehen nötige Menge an USD zur Verfügung steht. Das wiederum führt immer wieder zu Knappheitsszenarien, denen die FED (/Zentralbanken) nichts entgegensetzen können, weil sie keinen Weg haben, Geld ins System zu bringen.

        (Begonnen hat das wohl damit, dass Banken in diversen Jurisdiktionen erlaubt wurde, unregulierte Bankgeschäfte zu tätigen, wenn diese ausschließlich mit Bürgern außerhalb dieser Jurisdiktionen abgewickelt wurden.)

        4.) Der wesentliche Ort der Abwicklung von globalen Geldtransaktionen ist ein völlig intransparenter Repo-Markt. WAS dort als Kollateral akzeptiert wird, wissen nur die beteiligten Parteien, häufig nicht einmal wesentliche Entscheider der am Repo-Markt agierenden Banken.

        Die Risikoeinschätzung der Spieler am Repo-Markt läuft weniger über die Kreditwürdigkeit des Kollateral-Gebers als vielmehr über die Liquiditätsbeurteilung des jeweiligen Marktes fürs Kollateral (um bei Ausfall der Gegenpartei das Kollateral sicher liquidieren zu können).

        5.) Der liquideste Markt ist der für US-Treasuries, die deshalb in unsicheren Zeiten als bevorzugtes Kollateral akzeptiert werden. Eine steigende Nachfrage nach US-Treasuries führt nun zu steigenden Kursen und damit sinkenden Zinsen.

        In der Sniderschen Argumentation ist die seit der Globalen Finanzkrise herrschende „silent depression“ der Grund für starke Unsicherheiten im globalen Finanzmarkt, damit hoher Nachfrage nach liquidem Kollateral (US-Treasuries) und in Folge niedrigen Zinsen der US-Treasuries. Das hat zwei Konsequenzen

        5.a) niedrige Zinsen sind nicht Ausdruck von zu viel Geld im Markt sondern von Kollateralknappheit.
        5.b) die QE-Programme der FED (/Zentralbanken) haben die Situation am Repo-Markt verschärft, weil gutes Kollateral (US-Treasuries) dem Markt entzogen wurde. Dh statt Gelddrucken hat eine Verringerung der Geldschöpfungsaktivität stattgefunden. Folge: USD-Knappheit.

        6.) Ein weiteres Problem am Repo-Markt ist die völlig fehlende Regulierung. Kollateral kann über mehrere Stufen genutzt werden, es ist damit unklar, wie oft ein konkretes Papier als Kollateral genutzt wurde und wer der eigentliche Eigentümer ist. Folge: wahnsinnige Hebelung von Kollateral und im Falle von Verwerfungen Dominoeffekten.

        7.) Die FED und auch die commercial banks sind daran interessiert, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass die FED steuern KANN. Das System funktioniert ja weiterhin (besser als Kollaps). Wenn die Fähigkeit zur Steuerung in Frage gestellt würde, bestünde die Gefahr des Totaldesasters.

        Es gibt aber keine irgendwie geartete Verschwörung und die FED ist an einer tatsächlichen Stabilisierung des Systems interessiert – allein sie hat keine funktionierenden Instrumente dafür in der Hand. Trotzdem soll der Glaube an die Funktionsfähigkeit aufrechterhalten werden – wenn Marktteilnehmer daran glauben, verhalten sie sich so, als wenn die intendierte Wirkung auch erreicht werden kann und stabilisieren damit das System.

        8.) Darüber hinaus geht er auf die Probleme bei den Definitionen/Messungen von Arbeitslosen, Inflation, … usw. ein, und ordnet die Erfolgsmeldungen (Rückgang der Arbeitslosenzahlen, …) entsprechend ein.

        9.) Er hat keine Lösung für eine Neugestaltung des Systems, da eine globale Autorität nicht vorstellbar scheint. Verbesserungen könnten sein: Trennung von Geldschöpfung und Geldallokation (Zuführung zur produktivsten Verwendung) oder auch die Dokumentation von Eigentumsverhältnissen an Kollateral in einer Blockchain, um Transparenz in die Hebelung von Kollateral zu bringen.

      • Joerg
        Joerg sagte:

        @Stoertebecker
        Vielen Dank fuer den Kurz-Abriss der sniderschen Hypothesen.

        Haengen denn dann alle ZBs iwie zusammen?
        Also selbst, wenn niedrige Zinsen als Folge hoher Kollateral-Nachfrage nach Treasuries als DAS Argument durchgehen wuerden: warum betrifft das dann aber alle anderen ZBs, anderer Waehrungsraeume, mit (Yen, Pfund)?, wenn es doch ein EURO-Dollar-Markt ist?

        Funktioniert diese Theorie auch umgekehrt?: Steigen jetzt die Zinsen weltweit, weil die FED Zinserhoehungen angekuendigt hat? Oder, weil jetzt geringere Kollateral-Nachfrage herrscht? Wieso sollte gerade jetzt geringere Kollateral-Nachfrage herrschen?

        Was meinen Sie (oder andere)?
        LG Joerg

      • jobi
        jobi sagte:

        @Joerg

        Der EURO-Dollar Markt hat mit der Währung Euro nichts tun. Es geht um die Schöpfung von USD-Krediten durch Finanzakteure (Schattenbanken) außerhalb der US-Jurisdiktion. Sie finanzieren sich über den weitgehend unregulierten Repo-Markt, über den sich die Finanzakteure mit kurzfristiger Liquidität versorgen und der daher für das reibungslose Funktionieren des Systems sehr wichtig ist. Probleme sind die unbekannte Hebelung ( Mehrfachbeleihung ) von Kollateral und die Quasi-Monopolstellung der größten vier US-Banken und deren undurchsichtiges Spiel.

        Die Fed kann bei Turbulenzen nur reagieren, indem es den Repo-Märkten unbegrenzt Liquidität zur Verfügung stellt, wie zuletzt im September 2019.

        Durch steigende Zinsen sinkt der Wert des Kollaterals, was die Knappheit verstärkt und zu einem unkontollierten Dominoeffekt ( margin call ) im Repo-Markt und damit im gesamten Finanzsystem führen kann.

      • Joerg
        Joerg sagte:

        @Jobi
        das ist ja eine interessante Sicht. Die Knappheit des Kollaterals am Repo-Markt ist immer Schuld ;-) ?

        Jobi: “Durch steigende Zinsen sinkt der Wert des Kollaterals, was die Knappheit verstärkt”

        Stoerti: “5.a) niedrige Zinsen sind nicht Ausdruck von zu viel Geld im Markt sondern von Kollateralknappheit.”

        Zu hoch fuer mich …
        Trotzdem Danke, Joerg

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Joerg

        Da ich klassische ausgebildeter Volkswirt bin, verknoten sich bei mir die Logiken auch immer wieder. Aber langsam beginne ich das Snidersche Weltbild zu verstehen. Zu ihren Fragen (aus Sniderscher Sicht):

        Das Geldsystem wird von den Geschäftsbanken “betrieben” und zwischen ihnen ausgehandelt. D.h. die FED kann die Zinsen erhöhen – in der Repo-Wirklichkeit (über welche die internationalen Handelsgeldströme abgewickelt werden) interessiert das keinen.

        Kollateral-Nachfrage herrscht immer, jedenfalls solange Handel betrieben wird und die zugehörigen internationalen Geldströme abgewickelt werden müssen. (Der Käufer braucht überwiegend USD, um international zu kaufen.)

        Die Frage ist, WAS als Kollateral von den Banken untereinander AKZEPTIERT wird. Wenn die Zeichen auf Unsicherheit stehen, wird auf sichere – gleich liquide – Kollaterals gesetzt (US Treasuries –> Kurse steigen –> Zinsen sinken). Wenn die Zeichen zunehmend auf “bessere Zeiten” gehen, werden auch andere Kollaterale akzeptiert, dh die Nachfrage nach US Treasuries sinkt, die Kurse fallen, die Zinsen steigen.

        Im weltweiten Handel spielt der USD als Reservewährung eine überragende Rolle, deshalb hat der Eurodollar (dh USD außerhalb der USA) so massive Wirkungen. Die Logik der Irrelevanz der Zentralbankinterventionen (sprich QE in Japan, Europa, NZ, AUS, …) gilt dort aber genauso. WEIL ZBs nicht in die Geldversorgung der realen Wirtschaft involviert sind.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        >Wenn die Zeichen auf Unsicherheit stehen, wird auf sichere – gleich liquide – Kollaterals gesetzt (US Treasuries –> Kurse steigen –> Zinsen sinken). Wenn die Zeichen zunehmend auf “bessere Zeiten” gehen, werden auch andere Kollaterale akzeptiert, dh die Nachfrage nach US Treasuries sinkt, die Kurse fallen, die Zinsen steigen.>

        Wenn die Zeichen NICHT auf „bessere Zeiten“ weisen, MUSS was passieren, um bei einem ZUNEHMENDEN Eurodollar-Tansaktionen STABILITÄT zu sichern?

        @ Jobi:

        >Die Fed kann bei Turbulenzen nur reagieren, indem es den Repo-Märkten unbegrenzt Liquidität zur Verfügung stellt, wie zuletzt im September 2019.>

        MÜSSEN es US Treasuries sein, für die Liquidität bereitgestellt wird?

        Ich glaube das nicht.

        Die Fed könnte im Repo-Markt auch Papiere aufkaufen, die weniger sicher als US Treasuries sind. Wenn sie dies zu höheren Preisen als den im Markt gehandelten Preisen tut, werden sie auch gekauft. Denn die Verkäufer haben dafür US Dollar erhalten.

        Das würde die Akzeptanz von schlechterem Kollateral als US Treasuries bei den Geschäftsbanken erhöhen.

        Aber, FOLGE:

        Wenn letztlich US Dollar für Schrottpapiere zu erwerben sind, d. h. letztlich „gute“ US Dollar mit nahezu wertlosen kommerziellen Wertpapieren hinterlegt sein werden, würde das dem US Dollar schaden – es wäre der ULTIMATIVE Vertrauensverlust in diese Währung.

        Das ist m. A. n. der Grund, warum die Fed dies nicht tut – oder NOCH nicht tun muss, weil die US Regierung mehr und mehr Treasuries emittiert.

        Auch das RUINIERT natürlich den US Dollar als Währung.

      • Joerg
        Joerg sagte:

        @Stoertebecker, vielen Dank fuer Ihre Erlaeuterungen!

        zu “Wenn die Zeichen zunehmend auf “bessere Zeiten” gehen, werden auch andere Kollaterale akzeptiert, dh die Nachfrage nach US Treasuries sinkt, die Kurse fallen, die Zinsen steigen.”

        Also, ich bin weder Volks- noch Betriebswirt, aber sind wir wirklich vor einem Mega-Aufschwung? Mir scheint, wir sind eher schon wieder am oder ueber dem Zenit? Energie- und Rohstoffkosten, Lieferkettenprobleme wuergen uns noch laenger als gedacht, geopolitische Spannungen, erneute Blockbildungstendenzen, Deglobalisierung tun ihr uebriges: Stagflation / Unsicherheit / Umbauphase voraus? [Vielleicht schaue ich aber durch die “deutsche Brille” und in USA ist weiterhin Goldilocks. Aber das mit den Kollaterals ist doch aus weltweiter Sicht gedacht, nicht aus US-nationaler Sicht, oder?]

        Naiv wie ich bin, dachte ich, die Zinsen steigen, eher zu grossen Teilen wegen der Inflation (und kaum/wenig wegen “bessere Zeiten”)?

        Also ich finde das mit dem Sniderschen Weltbild interessant und manche Aspekte scheinen wichtige Puzzle-Steine zu sein, und erklaeren das ein oder andere, aber mir scheint das Ganze ist noch komplexer? So, als wuerden die Zentralbanken zuuu wirkungslos und zahnlos bei Snider wegkommen?

        Schoenen Abend, Joerg

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @D Tischer, @Joerg

        Ich bin nicht J Snider, daher sind das alles nur Interpretationsversuche. Das Spannende ist aber, dass die Sniderschen Erklärungen die Realität beschreiben, während das beim Mainstream nicht der Fall ist (zB QE sollte die Inflation ankurbeln – in Japan seit knapp 20 Jahren vergeblich; der USD wertet aufgrund der massiven Gelddruckerei ab usw.)

        Mein Verständnis der aktuellen Zinsentwicklung ist, dass die FED das QE-Programm wegen erkannter Wirkungslosigkeit beendet (hat). Damit wird Kollateral nicht weiter dem Repo-Markt entzogen und es kommt zu Entspannungen durch mehr Angebot.

        Ob ALLE Zinsen in einer Volkswirtschaft an die Zinsen für die liquidesten Papiere gekoppelt sind, überblicke ich nicht. Könnte mir schon vorstellen, dass in einzelnen Teilen einer Volkswirtschaft der Preis für Geld (aufgrund anderer Arten von Kollateral [zB Immobilien, Forderungen aus Geschäftstätigkeit, …]) davon abweicht.

      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        @Stoertebekker

        Vielen Dank, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, Ihre Eindrücke der Podcasts aufzuschreiben – wenn einem der Kopf schwirrt ist das umso schwieriger.

        “Es ist vollkommen unklar, was alles als Geld (im Sinne von lubricating the economy, nicht im legalen Sinne) fungiert.”

        Also für meine Begriffe ist nichts leichter als das. Denn das einzige Zahlungsmittel, welches sogar einen gesetzlichen Schutz genießt ist das Zentralbankgeld, die Geldbases, M0 – you name it. Dabei sind streng genommen auch die Reserven kein Zahlungsmittel, weil ein Schuldverhältnis (den Reserven = Verbindlichkeiten der Zentralbank stehen unweigerlich Forderungen der Banken gegenüber) als Verpflichtung zwischen den beteiligten Geschäftspartnern definiert sind. Da es aufgrund der speziellen Konstruktion der Zentralbanken kein Liquiditätsrisiko gibt, ist es legitim die Zentralbankgeldmenge als das einzige Zahlungsmittel zu betrachten. Alles andere ist kein Zahlungsmittel mehr, auch wenn man beispielsweise Wertpapiere tauschen kann – wobei sich deren Bewertung anhand der zu erwartenden Zahlungsströme die mit ihnen verbunden sind richtet. Das bezieht sich auf den Gummibegriff “lubricating the economy”. Denn wie ich in meinem letzten Gastbeitrag ausgeführt habe, sind Wechsel ja auch als Schmiermittel des Geschäftsverkehrs geeignet, ohne daß sie deswegen schon zu den Zahlungsmitteln gehören würden. Diesen analytischen Kleinkram durchzukauen ist ein vergleichsweise undankbares Geschäft, hat aber den Vorteil, daß sich der Nebel, der durch das “Schmiermittelkriterium” versprüht wird, unmittelbar verzieht. Denn stellt man auf dieses “Kriterium” ab ist es selbstverständlich überhaupt nicht mehr klar, was als Geld angesehen werden kann und was nicht. Das liegt aber nicht daran, daß dieses Rätsel keine Lösung hätte, sondern liegt daran, daß das Kriterium nicht analytisch, sondern phänomenologisch orientiert ist. Daß man dabei auch schnell mal einer optischen Täuschung erliegt sieht man sehr schön daran, daß der Glaube daran, daß Giralgeld ein Zahlungsmittel sei, immer wieder fröhliche Urständ feiert. Daß (ehemalige) Kaupthing-Kunden aus leidvollen Erfahrungen heraus das anders – und damit korrekt – sehen, sieht man ja nicht.

        “Zentralbanken haben seit ca. 50 Jahren nichts mehr mit money supply zu tun.”

        Ich würde da mal komplett dagegenhalten, denn erst mit der Aufhebung des (offiziellen) Goldstandards haben die Zentralbanken das Recht bekommen, das ultimative Zahlungsmittel zu erschaffen. Die Banknoten der Vor-FIAT Ära waren ja letztlich Forderungspapiere, die auf einen Zahlungsmittelstandard lauteten, der durch die Zentralbanken nicht selbst geschaffen werden konnten. Denn die Sache mit der Transmutation “niederer” Metalle zu Gold war den Alchemisten als Erfolg nicht vergönnt. Daher mußten die Zentralbanken immer zusehen, wie sie zumindest den Glauben an eine ausreichende Goldreserve (hier ist der Ausdruck “Reserve” korrekt) aufrechterhalten konnten. Daß Gold und andere Metalle sich als Wertanker etablieren konnten liegt ja nicht unwesentlich daran, daß im asiatischen Fernhandel die europäischen Waren nur schlecht verkäuflich waren, so daß zum Erwerb von Tee, Seide, Porzellan und Gewürzen eben Gold mitgebracht werden mußte. Es kam wie es kommen mußte: das Defizit in der Zahlungsbilanz führte zu einer (fast) permanenten Knappheit von Gold, womit sich dieses Metall zum erst Wertmaß und dann zum Zahlungsmittelstandard entwickelte. Bretton Woods war letztlich die Installation des US-Dollar als gleichbedeutend mit Gold, womit sich alle Welt gezwungen sah US-Dollars zu erwirtschaften. Die Kalkulation dahinter war ja schließlich, daß die USA als einziger großer Anbieter damals einen strukturellen Leistungsbilanzüberschuß realisierten, der nach den damaligen Regeln einen Goldzustrom in die USA generiert hat. Deswegen hatte auch der Keynes/Bancor-Plan keine Chance. Daß sich die Lage drehte und die Leistungsbilanzdefizite immer größer wurden führte dann zu dem backlash, daß Länder wie Frankreich darauf bestanden, daß die USA ihr Versprechen der Dollarstabilität auch tatkräftig verwirklichen und Gold rausrücken. Seit der “temporären Suspendierung” der Goldkonvertibilität mußten die Zentralbanken von eben auf jetzt die Verantwortung für ihre Geldemission selbst übernehmen, wurden im Gegenzug auch davon befreit, ihre vormalig emittierten Forderungspapiere in Aktiva einzulösen – das was vorher schon so praktiziert wurde, wurde auf einmal zum Fakt.
        Warum sich inzwischen ganze Heerschafen von Mehr-oder-weniger-Spezialisten daranmachen zu propagieren, daß ja die Banken das Geld im Sinne von Zahlungsmitteln “schöpfen” würden, kann man nur spekulieren. Am ehesten wahrscheinlich ist, daß es sich um eine emotionale Prädisposition handelt, die durch Weltspartag, Sparbuch und Sparschwein schlachten hervorgerufen wird. Wer will sich schon freiwillig darüber klarwerden, daß das “Geld auf dem Konto” nicht auf dem Konto (das ist auch die falsche Bilanzseite) liegt, sondern im Eigentum und Verfügungsbereich der Bank ist? Daß das mit der Kreditschöpfung meist aber nicht immer gutgeht liegt doch eher daran, daß seit der Aufgabe der Geldmengenbeschränkung durch das Mengentenderverfahren den Banken von den Zentralbanken ein unbeschränkter Zugriff auf Liquidität gewährt wird – daß Zentralbanken in diesem Regime nur noch Erfüllungsgehilfen der Banken sind ist ja dann auch kein Wunder. Das könnte man im Grunde genommen als Arbeitsverweigerung der Zentralbanken interpretieren, die Ableitung dieser These steht auf einem (sehr viel größeren) anderen Blatt.

        “Banken außerhalb der Reichweite der FED können USD schaffen, ohne dass dies irgendwo „registriert“ wird.”

        Ich würde mal ganz stark vermuten, daß Sie keine valide Begründung für diese These im gesamten Podcast finden werden – weil es die nicht gibt. Ein paar schwammige Andeutungen vielleicht, aber das wars dann auch schon. Was Banken und andere Finanzinstitute machen können ist Schuldverhältnisse eingehen und diese nach Lust und Laune auszugestalten. Kredite, Swaps oder Repos sind alles nur Varianten von Schuldverhältnissen, die durch ein genau definiertes Schuldentilgungsmittel gekennzeichnet sind. Dabei muß es sich nicht unbedingt um US-Dollar Liquidität handeln – es kommen auch Wertpapiere der verschiedensten Arten in Frage – d.h. es geht da wahrscheinlich zu wie auf einem orientalischen Basar: “Gib Du mir Gewürze, ich geb Dir Kaffekännchen.” Jetzt kann man sich aussuchen, was das “Schmiermittel” ist, das Kännchen oder die Gewürze. Kommt es dann zum settlement zwischen Optionen und T-Bills gibt es dann doch kein Vertun mehr: da sind dann US-Dollar gefragt und zwar nicht als Versprechen, sondern entweder cash oder als Zuwachs an Dispositionsrechten bei dem vom Gläubiger bestimmten Zahlungsdienstleister. Und der dürfte dann doch wieder an das FED-Konstrukt angekoppelt sein. Meine These von Zentralbankgeld als Saldenausgleichstandard wird auch durch den Eurodollarmarkt gestützt. Vielleicht schauen Sie sich mal die entsprechenden Passagen im Podcast nochmal an, es würde mich wundern, sollte es zu einem anderen settlement-Verfahren gekommen sein. Daß man nicht weiß, welches Volumen dieser Wust von Kreditverflechtungen, Optionsgeschäften und Leverage-Konstrukten aufweist muß man aber dennoch nicht dahingehend interpretieren, es sei unbekannt, wie viel Zentralbankgeld im Umlauf sei. Wie viele Schulden-Forderungspaare damit eingegangen worden sind ist eine völlig andere Frage und hat mit der Frage nach Zentralbankgeld nur mittelbar was zu tun.

      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        @Stoertebekker

        “…niedrige Zinsen sind nicht Ausdruck von zu viel Geld im Markt sondern von Kollateralknappheit.”

        Das mit dem Kollateral ist doch immer die Geschichte die aufgetischt wird, wenn es darum geht, dem (Bar-)Geld noch irgendeine Forderungseigenschaft anzudichten. Nun gut, hier muß das Kollateral dafür herhalten, daß aus der Nachfrage für eine einzelne Anlageklasse ein globaler Zinseffekt abgeleitet wird. Selbst wenn man der Meinung ist, alles hänge mit allem zusammen heißt das noch nicht, daß der unbestreitbar vorhandene Effekt auf einem anderen Marktsegment auch fühlbar sein muß. Denn hier hat man es mit dem beschissenen Thema der Substitutionselastizitäten zu tun, d.h. letztlich der Frage, wie hoch der Effekt der Zinsänderung in einem Markt auf einen anderen wirkt. Zum einen sind derartige Effekte manchmal nicht eindeutig, zum anderen ignoriert man die Vielzahl der anderen Einflußfaktoren auf das Zinsniveau. Darüber hinaus ist auch noch unverständlich wozu diese Kollateral-Nachfrage dient wenn nicht zur Erzielung von Zinsgewinnen oder Provisionen aus dem “Verleih” von T-Bills oder ähnliche Geschäfte. Man muß sich doch kein Kollateral kaufen, um damit an Geld zu kommen, denn das Geld hatte man ja schon vorher. Irgendwie beißt sich hier die Katze in den Schwanz. Ist wie gesagt mehr spekulativ, aber insgesamt halte ich es für unzulässig, aus einem Partialeffekt einen globalen Trend abzuleiten. Vermutlich wäre es angemessen, die Validität solcher Thesen anhand der Logik der Saldenmechanik zu überprüfen, ob danach noch etwas davon übrigbleibt – ich hätte da so meine Zweifel.

        “Es gibt aber keine irgendwie geartete Verschwörung und die FED ist an einer tatsächlichen Stabilisierung des Systems interessiert – allein sie hat keine funktionierenden Instrumente dafür in der Hand.”

        Das ist durchaus fraglich, denn wie oben angedeutet haben sich die Zentralbanken ihre Gestaltungsmacht aus der Hand nehmen lassen, indem sie zu einer wachsweichen “Zinssteuerung” übergegangen sind. Vielleicht ist es aber auch nur die Kapitulation angesichts der Tatsache, daß die Defizite der Staaten es ohnehin zu einer vergeblichen Übung machen auf das Volumen der Schuldverhältnisse Einfluß zu nehmen. Das liegt letztlich daran, daß keine Zentralbank dieser Welt dazu übergehen würde, die Anleihen des eigenen Staates nicht mehr als Kollateral für eine geldmarktpolitische Operation zu akzeptieren. Das hat zur Folge, daß es daraufhin ein ständig steigendes Volumen an “Nettoliquidität” gibt, welches von der Zentralbank auch nicht mehr neutralisiert werden kann (siehe unten die naive Vorstellung von Schacht, daß die MeFo-Wechsel ja auch irgendwann mal bezahlt werden sollten).
        Es hat aber auch was mit der Zielrichtung zu tun, denn wenn das Ziel eine Geldmengensteuerung ist, hätte die Zentralbank durchaus wirksame Instrumente, ist es aber die Steuerung des Verschuldungsvolumens, steht sie von vornherein auf verlorenem Posten. Verschärft wird diese Geschichte noch dadurch, daß ja immer wieder behauptet wird, die Banken würden das Geld erzeugen, denn dann müßte eine Zentralbank ja auf die Kreditvergabe der Geschäftsbanken einwirken können. Um die Verwirrung komplett zu machen wuselt ja immer noch die Geschichte vom “Geldschöpfungsmultiplikator” herum, die ja bis heute die Rechtfertigung für QE abgibt, damit die Banken mehr Kredite vergeben.
        Eine Zinssteuerungspolitik beruht dagegen auf einem Partialeffekt, nämlich der steigenden Rentabilität von Investitionen bei sinkenden Zinssätzen. Daß dieser Partialeffekt auf der Globalebene ebenso wirksam ist, ist überhaupt nicht gesagt, im Gegenteil lassen sich aus kreislauftheoretischen Gründen Argumente finden, die so ähnlich gelagert sind wie die These von Carl Föhl, daß es nicht möglich sei effektiv Gewinne zu besteuern – solange es nicht Typen wie den seinerzeitigen Finanzminister Julius gibt, die für den Neuaufbau der Bundeswehr tatsächlich in erheblicher Höhe Finanzmittel thesauriert hat. Man braucht nicht lange darüber nachzudenken um zu wissen, daß Föhl keine Chance hatte, seine These zu einer akzeptierten Lehre zu machen.

        Sie sehen, “below the obvious” gibt es eine Menge Dinge, welche die Thesen von Herrn Schneider nicht wirklich überzeugend aussehen lassen. Um darüber eine Klärung herbeizuführen wäre es nötig zu wissen, auf welcher theoretischen Grundlage seine Ansichten formuliert worden sind. Denn sich alleine die “Realität” anzuschauen um daraus Schlüsse ziehen zu wollen kann schnell in einem Desaster enden.
        Vermutlich werden wir an dieser Stelle aber nicht weiterkommen!

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @R Menéndez 00:56

        >…wäre es nötig zu wissen, auf welcher theoretischen Grundlage seine Ansichten formuliert worden sind. Denn sich alleine die “Realität” anzuschauen um daraus Schlüsse ziehen zu wollen kann schnell in einem Desaster enden.<

        Sehen Sie, und hier wird’s spannend. Eine Theorie, die in der Realität nicht nachprüfbar ist bzw. andere Ergebnisse von Eingriffen vorhersagt als in der Realität zu beobachten sind, ist für den Praktiker wertlos. J Snider macht sich ja genau auf den Weg, einen überprüfbaren theoretischen Unterbau für die zu beobachtende Realität zu entwickeln.

        (Und ganz ehrlich – das, was ich vor 30 Jahren im VWL-Studium an Theorien hatte, ist doch bis auf die Basics mittlerweile als viel zu abstrakte Modellierung für die komplexen Wirklichkeiten „entlarvt“. Homo oeconomicus, Phillipskurve usw. „The dismal science“ halt. Aber, und das hab ich hier am Blog auch gelernt, das passiert sogar in der Physik. Um der "Schönheit" der Argumentation willen. Siehe Sabine Hossenfelder "Was läuft falsch in der gegenwärtigen Physik?" [youtube])

        Na, trotzdem kommen wir ja alle wieder zusammen – es ist offensichtlich für alle Beobachter so, dass eine unregulierte Finanzindustrie für das echte Wirtschaftsleben und unsere Gesellschaften eine tickende Zeitbombe ist.

        Im Moment hat wohl leider niemand auch nur eine Idee, wie eine vernünftige Geldmengensteuerung in Zeiten des nahezu vollkommenen globalen Handels funktionieren könnte. Ein atmendes System, das über die Grenzen der Jurisdiktionen hinaus UND nicht von Politik manipulierbar eine elastische globale Geldversorgung ermöglicht und steuert…

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        Eine Quelle über die Zeit seit der Gründung der US – Zentralbank, die Zusammenhänge verständlich macht also das “Warum” versucht herzuleiten

        https://www.kopp-verlag.de/a/1939-der-krieg-der-viele-vaeter-hatte?ws_tp1=kw&ref=google&subref=pool/search&log=extern&gclid=EAIaIQobChMI8dK44abA9QIV85BoCR3nJQgwEAAYASAAEgL-avD_BwE

        aus einer Zusammmenfassung des Textes ( Seiten 236-243 ):

        “Weltweite ökonomische Verwerfungen
        Die Jahre zwischen den beiden großen Kriegen sind eine Epoche weltweiter
        ökonomischer Verwerfungen. Staaten finden sich dabei zu wirtschaftlichen
        Bündnissen zusammen und gehen bei Notwendigkeit auch wieder auseinander. So
        haben wir als erstes die Gold-Block-Staaten Frankreich, Schweiz, Belgien und
        Niederlande, die ihre Währungen in ein festes Verhältnis zum Preis des Goldes
        setzen und ihr Papiergeld zu einem Wertanteil mit ihrem Staatsgold decken. Dies
        nennt man Goldstandard. Auch andere Staaten, wie die USA, England und die
        britischen Dominions führen den Goldstandard nach dem Weltkrieg wieder ein, doch
        sie gehen zu Beginn der 30er Jahre wieder davon ab. Sie versuchen, mit einer
        Mischung von freiem Handel, Manipulationen ihrer Wechselkurse, mit Schutzzöllen
        und Einfuhrquoten durch die wirtschaftlich schweren Zeiten der frühen 30er Jahre
        durchzukommen. Dann gibt es eine dritte Gruppe, die sogenannten Devisen-
        Kontroll-Staaten, die sich einerseits an den Goldstandard halten und andererseits
        ihre Außenhandels-Geldgeschäfte und den Außenhandel staatlich lenken. Dazu
        gehören Deutschland, Österreich, die Sowjetunion und eine Reihe
        südosteuropäischer Länder. Die vierte Gruppe sind der Sterling-Club, also England
        und die Dominion-Staaten, die ihre Währungen nach der Loslösung vom
        Goldstandard an das Pfund Sterling binden. Die Regierungen aller Staaten
        versuchen, den Menschen ihrer Länder „Lohn und Brot“ zu bieten, doch dieses oft zu
        Lasten anderer Völker. Einen weltweiten Konsens über die „einzig richtigen“
        Wirtschaftsregeln gibt es nach dem Ersten Weltkrieg nicht. So führt der Kampf um
        „Lohn und Brot“, der zugleich ein Kampf um Macht, Reichtum und Ressourcen ist, in
        aller Regel auch zu Auseinandersetzungen zwischen den beteiligten Nationen.
        Die Kriegsschulden aus dem Ersten Weltkrieg
        Nach 1919 ist die Welt verändert. Die USA sind vom größten Vorkriegsschuldner
        zum größten Nachkriegsgläubiger geworden. Briten und Franzosen haben sich die
        Kosten des Ersten Weltkriegs zu großen Teilen von US-Banken finanzieren lassen.
        Sie müssen ihre Kriegsschulden nun in Amerika begleichen. Das Deutsche Reich hat
        Reparationen in einer Höhe an die Sieger zu bezahlen, die sogar das Doppelte der
        gesamten deutschen Kriegskosten von 1914 bis 1918 übersteigen (164 Mrd. RM
        deutsche Kriegskosten 1914-1918 [inflationsbereinigt] zu 331 Mrd. RM Reparationen
        nach der Forderung von 1921). Aus diesen deutschen Zahlungen hoffen Frankreich
        und England, ihre Kriegsschulden in den USA
        tilgen zu können. Auch die Sowjetunion muß noch Kriegsschulden bei ihren früheren
        Alliierten bezahlen, doch sie unterlässt es, da sie finanziell vom Kriege und von der
        Revolution stark angeschlagen ist. Mit diesen Hypotheken geht die Weltwirtschaft
        der frühen 20er Jahre an den Start. Geld ist der Treibstoff für jede Art von
        Wirtschaft: für Handel, Investitionen, Modernisierungen, für die Finanzierung von
        Industrieansiedlungen, Verkehrsinfrastruktur, Handelsflotten usw. Ohne eigenes
        oder geliehenes Kapital kommt nichts in Gang. So arbeiten die Volkswirtschaften
        aller Länder in den 20er Jahren mit Leih- und Eigenkapital unter recht
        unterschiedlichen Bedingungen. Dazu kommt, daß die Regeln des Marktes und der
        Wirtschaft durch den vorhergegangenen Krieg und die Friedensverträge zu großen
        Teilen außer Kraft gesetzt sind. Das Geld fließt zwischen den Nationen jetzt nicht nur
        zur Verrechnung von gelieferten Waren und geleisteten Diensten. Es fließt in
        exorbitanter Menge auch zur Bezahlung der Kriegsschulden zwischen den
        Siegerstaaten und zur Entrichtung der Reparationen von den Besiegten an die
        Sieger, dies alles ohne wirtschaftlichen Gegenwert. So werden die einen Länder
        immer reicher und die anderen immer ärmer, bis ein normaler internationaler
        Warenaustausch nicht mehr möglich ist. Das alles belastet und verfälscht die
        Weltwirtschaft der 20er Jahre.
        Die deutsche Wirtschaft nach Versailles
        Für Deutschland kommt hinzu, daß es durch den Versailler Vertrag zunächst als
        Handelspartner weitestgehend ausgeschlossen wird. Deutsches Eigentum, das für
        den Außenhandel nötig wäre, wird enteignet, wie die Handelsagenturen, die
        Warenlager und die Immobilien im Ausland, und wie die deutsche Handelsflotte. Ab
        1921 wird der deutsche Außenhandel außerdem durch einen 26%-Zoll auf alle
        ausgeführten Waren zusätzlich behindert. Der Zoll geht an die Siegerstaaten. Trotz
        dieser Lage ist Deutschland zum Export gezwungen. Es müßte nicht nur die
        lebensnotwendigen Importe durch Exporte in gleichem Wert verdienen. Deutschland
        müßte auch das Geld für seine Reparationen, die ja zunächst für 70 Jahre
        vorgesehen sind, erst einmal durch die Ausfuhr deutscher Güter im Ausland
        einnehmen. Da das nur in sehr geringem Umfang möglich ist, lebt das Deutsche
        Reich in den Nachkriegsjahren vor allem von ausländischen Krediten.
        Die golden twenties
        In den 20er Jahren boomt die Weltwirtschaft. Nur Deutschland stürzt infolge seiner
        bisher nicht zurückgezahlten Kriegsanleihen, infolge der Reparationen und weiterer
        Kriegsfolge-lasten, wegen der Erschöpfung von Industrie und Rohstoffen und durch
        den gebremsten Außenhandel 1923 in eine schlimme Inflation. Im November 23
        wird eine Billion „Papiermark“ in eine Rentenmark getauscht. Hinzu kommt, daß das
        Deutsche Reich ab Sommer 1923 zunehmend verschuldet. Nach der Inflation kommt
        es zu einer kleinen Konjunktur, den „golden twenties“, aber auch die beruht vor
        allem wieder auf Krediten aus dem Ausland. Deutschland blüht für kurze Zeit auf
        Pump.
        Die Weltwirtschaftskrise
        Englands wirtschaftliche Lage ist solang solide, bis Frankreich mit seinem
        Außenhandel Englands Handel abhängt und bis höhere Zinsen in Paris in großem
        Umfang Kapital aus London abzieht. 1926 beginnt schließlich auch Großbritanniens
        Goldvorrat nach Frankreich abzufließen. Frankreich schädigt so zu sagen England.
        1929-30 wird Nordamerika von drei Bankenkrisen nacheinander heimgesucht,
        ausgelöst vom Preisverfall für
        Landwirtschaftsprodukte und in dessen Folge vom Konkurs von 600 kleinen Banken
        und „gekrönt“ vom Zusammenbruch der Börse in New York im Oktober 1929. Der
        Börsenkrach in den USA und Englands Finanz- und Wirtschaftsschwäche schlagen
        weltweit durch. Die USA ziehen ihr verliehenes Kapital kurzfristig aus Deutschland
        ab, sodaß der New Yorker Börsencrash auf Deutschland überspringt. Was nun folgt,
        sind drei Jahre weltweiter Depression. Zu Beginn der 30 er Jahre gehen viele
        Staaten, wie die USA, Kanada und England vom Goldstandard ab. Weltweit beginnen
        die Industrienationen, ihre heimischen Volkswirt-schaften und Gold- und
        Devisenreserven mit Schutzzöllen, Importquoten und anderen Handelshemmnissen
        vor der Konkurrenz des Auslandes abzuschirmen. Frankreich und die USA sind
        zunächst in einer komfortablen Lage. Die US-Wirtschaft fährt trotz hoher
        Arbeitslosigkeit und Bankenkrisen nach wie vor Gewinne ein. Der US-Goldvorrat
        nimmt bis zum Kriegsbeginn hin kräftig zu. Frankreich lebt für ein paar Jahre gut
        von Industrie und Handel, von gesunden Banken, von Exporten und den
        Reparationsleistungen und –zahlungen aus Deutschland. Die Franzosen finanzieren
        und rüsten in der Zeit die Länder Osteuropas „in Deutschlands Rücken“ auf. England
        leidet zur gleichen Zeit unter defizitärem Außenhandel, unter Kapitalflucht, dem
        Abfließen eines Teiles seines Goldvorrats und hoher Arbeitslosigkeit. Deutschlands
        Lage ist bereits beschrieben.
        Die Konferenz von Lausanne 1932
        Mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 verändert sich das Bild. Die großen
        Industrienationen versuchen, nach recht unterschiedlichen Methoden dem Dilemma
        der Krise zu entrinnen. 1932 bemühen sich Sieger und Besiegte auf einer Konferenz
        in Lausanne, die Restschulden Österreichs und Deutschlands aus den noch offenen
        Reparationen einvernehmlich festzulegen, doch kein fremdes Land gibt Deutschland
        die nötigen Kredite, um die Restschuld abzutragen. Deutschland stellt die Zahlungen
        ein. Nun weigern sich Paris und London ihrerseits, ihre Kriegsschulden in New York
        zu zahlen. Dem folgt ein Kreditverbot der USA gegenüber Großbritannien und
        Frankreich, das bis zum Zweiten Weltkrieg gilt. Ein jeder gibt die Schuld dafür den
        Anderen.
        beggar-my-neighbour policy
        Die USA und England lösen sich vom Goldstandard und entdecken die
        Geldentwertung als wirtschaftliche Waffe. Der Wert von Pfund und Dollar läßt sich
        nun nach den Beschlüssen von Zentralbank und Regierung gegenüber dem Preis des
        Goldes senken. Und eine billigere eigene Währung fördert die Exporte, verbilligt die
        Kredite, hebt die Inlandspreise und damit die Einkommen in Industrie und
        Landwirtschaft, und hält tendenziell ausländische Produkte vom eigenen Markte
        fern. Die Staaten versuchen, mit billigen eigenen Währungen möglichst viele Waren
        im Ausland abzusetzen und damit Inlandsarbeitsplätze zu schaffen oder zu erhalten.
        Doch das verschiebt nur die eigene Arbeitslosigkeit ins Ausland. Der englisch-
        amerikanische Ausdruck von damals für diese Währungs- und Wirtschaftspolitik
        heißt deshalb „beggar-my-neighbour-policy“; in holperigem Deutsch: „ Mach-
        meinen-Nachbarn-zum-Bettler-Politik“. Das ist Wirtschaftskampf mit monetären
        Mitteln. Die ersten Opfer dieser Manipulationen sind Frankreich, die andere Gold-
        Block-Staaten und das Deutsche Reich. Die USA riegeln ihren Inlandsmarkt
        außerdem bis Ende 1932 durch hohe Zölle und Importquoten von der Einfuhr
        fremder Waren ab. Als das die Massenarbeitslosigkeit nicht lindert, wirft Roosevelt
        bei seinem Amtsantritt das Ruder um. Er setzt auf freien Handel und verlangt von
        allen Staaten, ihre Märkte für Waren und Produkte aus den USA zu öffnen.
        Er erhebt den „freien Handel“ ohne Zölle und Quoten zu einem der Ziele der
        amerikanischen Außenpolitik.
        Die Konferenz von Ottawa 1932
        Ab Sommer 1932 geht England einen eigenen Weg. Es bildet auf der Konferenz von
        Ottawa einen Wirtschaftsblock der Empire-Staaten, die ihre Währungen von nun an
        statt an Gold an das Pfund Sterling binden. Dieser Sterling-Club ist damit eine der
        neuen Sonderwirtschaftszonen, die sich mit Handelsprivilegien nach innen und
        Schutzzöllen nach außen Vorteile zu schaffen suchen. Der Sterling-Block ist für die
        USA ein wirtschaftsschädigender Konkurrent. 1939 gelingt es Roosevelt, die
        „Ottawa-Zone“ zu knacken, als England Kapital und Waffen aus den USA für den
        Zweiten Weltkrieg braucht. Frankreich, Belgien und die anderen Gold-Block-Länder
        halten ihre Währungen noch für ein paar Jahre an das Gold gebunden und damit
        stabil. Da Franc, Belga, Gulden usw. jetzt gegenüber Pfund und Dollar teurer
        werden, verlieren diese Länder viel an ihren Exporten und am Volkseinkommen. Die
        Kapital- und Goldverluste sind so hoch, daß Frankreich 1936 den Goldstandard
        aufgibt und 1938 den Franc ans Pfund ankoppelt. Damit gehört auch Frankreich ab
        1938 zum Sterling-Club und damit zum wirtschaftlichen „Gegnerlager“ der USA.
        Die Wirtschaft im Dritten Reich
        Deutschland und Österreich, sowie viele Länder Südosteuropas, des Nahen Ostens
        und Südamerikas haben Anfang der 30er Jahre alle ähnliche Probleme. Ihnen
        mangelt es an eigenem Kapital, und Deutschland fehlen seit Hitlers Wahl zum
        Kanzler zusätzlich die Kreditgeber im Ausland. So stagniert ihr Außenhandel und
        damit die Einnahmen, mit denen die notwendigsten Importe zu bezahlen wären.
        Dem folgen sinkende Volkseinkommen, hohe Arbeitslosigkeit und die Verelendung
        der ärmeren Bevölkerungsschichten. Deutschland sucht sich seit 1933 einen eigenen
        Weg aus dem Dilemma: die wirtschaftliche Autarkie. Die Reichsregierung beginnt,
        mit zwei Vierjahresplänen die Volkswirtschaft zu steuern. Der Erste Vierjahresplan
        von 1933 soll die Ernährung der Bevölkerung sicherstellen und den schnellen Abbau
        der hohen Arbeitslosigkeit bewirken. Der Plan hat in erster Linie Binnenwirkung. Der
        Zweite Vierjahresplan von 1936 dient der Selbstversorgung Deutschlands, der
        wirtschaftlichen Unabhängigkeit vom Ausland sowie der Förderung des eigenen
        Exports. Der Zweite Vierjahresplan schlägt folglich störend auf die Volkswirtschaften
        des Auslands durch. Die Reichsregierung steuert damit einen Kurs, die eigene
        Wirtschaft weitgehend ohne ausländische Waren, Produkte und Kredite zu sanieren.
        Zwei Gleise liegen auf dem Kurs, das eine für die Binnenwirtschaft, das andere für
        den Außenhandel. In der Binnenwirtschaft entwickeln Wissenschaft und Industrie
        Ersatzstoffe und Produkte, die bisher aus dem Ausland kamen. Der Geldkreislauf im
        Inland für die Aufbauleistungen im Straßenbau, Wohnungsbau und in der Rüstung
        wird mit einem Kunstgeld, den so genannten Mefo-Wechsel, angestoßen. Die
        Zinssätze der Banken werden drastisch abgesenkt. Der Devisen- und Goldverkehr
        mit dem Ausland wird staatlich kontrolliert und der Privatwirtschaft entzogen. Dabei
        dürfen Gewinne ausländischer Firmen nur noch als Waren, nicht mehr als Geld ins
        Ausland fließen. Mit alledem wird die Volksversorgung und die Schaffung neuer
        Arbeitsplätze angekurbelt.
        Die deutsche Sonderwirtschaftszone
        Auf dem zweiten Gleis spielt sich der deutsche Außenhandel ab. Das Deutsche Reich
        schließt mit 25 devisenschwachen Ländern in Südosteuropa, im Nahen Osten und in
        Südamerika zweiseitige Verträge über einen zahlungsfreien d.h. devisenlosen
        Außenhandel, also Ware gegen Ware, z.B. Linsen aus Chile gegen Lokomotiven aus
        Deutschland. Der Warenaustausch zwischen Deutschland und den Partnerländern
        wird monatlich Wert gegen Wert verrechnet, ohne daß noch Devisen zur Bezahlung
        fließen, und ohne daß der Handel mit geliehenem und verzinsten Geld vorfinanziert
        werden müßte. So baut sich Deutschland zwischen 1932 und 1936 eine informelle
        Sonderwirtschaftszone auf, ein deutsches Präferenzsystem. Die meisten der
        Vertragspartnerländer sind seit der Weltwirtschaftskrise so knapp an Devisen, daß
        sie Ihren Devisenaußenhandel staatlich kontrollieren müssen; daher die Bezeichnung
        Devisen-Kontroll-Staaten. An dem System des devisenlosen und weitgehend
        zinsfreien Außenhandels profitiert jedes Land, das sich vertraglich an Deutschland
        bindet. Dabei aber – und das ist der Pferdefuß – verlieren die USA, Großbritannien
        und Frankreich auf Märkten große Marktanteile, auf denen sie bisher beherrschend
        waren, besonders die USA in Südamerika. Außerdem verlieren New York und London
        ihre Kreditgeschäfte bei der Vorfinanzierung des Außenhandels in den Staaten, die
        jetzt Tauschhandel mit den Deutschen treiben.
        Deutschland als wachsender Konkurrent vor dem Zweiten Weltkrieg
        Es sieht so aus, als würde Deutschland vom finanziellen Zwerg zum wirtschaftlichen
        Riesen wachsen, und zwar zu Lasten der Sieger aus dem Ersten Weltkrieg. Das
        Wachstum zu einem Wirtschaftsmittelpunkt ist in der Wahrnehmung der
        Amerikaner, Briten und Franzosen 1939 noch nicht abgeschlossen. Hitlers und von
        Ribbentrops Bemühen um „freie Hand“ für eine politische Hegemonie in Ost- und
        Südosteuropa signalisiert, daß der deutsche wirtschaftliche Aufstieg offensichtlich
        weitergehen soll. Für die USA ist damit neben England und seinem Sterling-Club ein
        zweiter Konkurrent entstanden. Präsident Roosevelt muß sich nun Sorgen machen,
        daß Deutschland in Südamerika wirtschaftlich Erfolge hat und die US-Exporte dorthin
        behindert, daß es damit in den Ländern Südamerikas politisches Ansehen und
        Gewicht bekommt, daß die US-Kreditgeschäfte in Südamerika abnehmen und zuletzt
        auch, daß das deutsche „Modell“ in den USA an Attraktivität gewinnen und seine –
        Roosevelts – Popularität beschädigen könnte. Immerhin gelingt es dem deutschen
        Reichsbankpräsidenten und Handelsminister Hjalmar Schacht und Hitlers Politik, die
        Arbeitslosigkeit in Deutschland bis 1938 abzubauen und das Volkseinkommen zu
        verdoppeln, während Roosevelt mit seinem New-Deal-Programm trotz guten
        Außenhandels immer noch auf 10,4 Millionen Arbeitslosen sitzt.
        Roosevelts Forderung nach weltweitem Freihandel
        Wie ernst es Roosevelt mit der deutschen Konkurrenz ist, zeigt, daß er häufig vor
        einer Durchdringung Lateinamerikas durch die Achsenmächte warnt, und daß er sich
        bemüht, die südamerikanischen Staaten mit wirtschaftlichen und finanziellen
        Repressalien wieder aus dem deutschen Präferenzsystem herauszubrechen.
        Präsident Roosevelt verpackt die US-Handels- und Finanzinteressen in seinem
        politischen Programm der „friedlichen Weltordnung“ als Programmpunkt „friedliche
        und freie Handelspolitik“. In den beiden Begriffspaaren bedeutet „friedlich“ zuerst
        einmal US-amerikanisch. Der so genannte freie Handel ist für Roosevelt – wie sich
        später zeigt – ein Kriegsgrund. Als er im März 1940 nach Polens Niederlage in Berlin,
        Paris und London sondieren läßt, wie man in Europa zu einem Frieden kommen
        könnte – England und Frankreich haben zu der Zeit Deutschlands Angebot zu einem
        Frieden abgelehnt – , stehen fünf Fragen auf der Tagesordnung: Die Zukunft Polens
        und die der Tschechei, die Wirtschaftsordnung in Europa, die Abrüstung und
        nachgeordnet auch die Menschenrechte. Bei den Sondierungen, die der US-
        Unterstaatssekretär Welles in Roosevelts Auftrag bei den Deutschen vornimmt, ist
        der von Hitler und Göring vorgebrachte Standpunkt, daß man deutscherseits bereit
        ist, sich aus Polen – ohne Korridor und Danzig –
        zurückzuziehen, desgleichen aus der Tschechei als einem in Zukunft weitgehend
        entmilitarisierten Staat. Nur in den Wirtschaftsfragen beharren sowohl Hitler als
        auch Göring auf der deutschen Wirtschafts- und Währungspolitik, wozu das System
        des devisenlosen Tauschhandels mit Ländern in Südosteuropa und Südamerika
        gehört. Auf dieser Basis ist Roosevelt nicht an einem Frieden interessiert. Er setzt
        seine Politik der Vorbereitung der USA auf eine Kriegsteilnahme fort. Mit einem
        Kriege in Europa kann der amerikanische Präsident zwei Fliegen mit einer Klappe
        schlagen. England muß die Ottawa-Sonderwirtschaftszone als Preis für den
        Kriegseintritt der USA an seiner Seite opfern. Und Amerika und Großbritannien
        können bei einem Sieg gemeinsam Deutschlands Sonderwirtschaftszone tilgen.
        Deutschlands Handel als ein Kriegsgrund unter anderen
        Auch Großbritannien ist von Deutschlands eigenem Weg betroffen. Obwohl die
        Ottawa-Staaten sich selbst nach außen hin abriegeln und so den freien Handel
        unterbinden, ist Deutschlands Art, den internationalen Kapitalmarkt auszuschließen
        und sich durch Vorzugsregelungen die Märkte von 25 anderen Ländern zu
        erschließen, aus ihrer Sicht nicht akzeptabel. Wie man den deutschen Handel von
        London aus beurteilt, ist schon an früherer Stelle dieses Buchs beschrieben. Der
        englische General und Historiker Fuller schreibt nach dem Krieg rückschauend zum
        deutsch-englischen Verhältnis: „Hitlers Traum war daher ein Bündnis mit
        Großbritannien. … Ein solches Bündnis war jedoch unmöglich, hauptsächlich
        deshalb, weil unmittelbar nach Hitlers Machtergreifung dessen Wirtschaftspolitik des
        direkten Tauschhandels und der Exportprämien dem britischen und amerikanischen
        Handel einen tödlichen Streich versetzte.“ US-Präsident Roosevelt drückt das gleiche
        an dem Tage, an dem er beschließt, die USA an der Seite Englands in den Krieg zu
        führen, kürzer aus, als er zu seinem Sohne Elliott sagt: „Will irgendwer behaupten,
        daß Deutschlands Versuch, den Handel in Mitteleuropa zu dominieren, nicht einer
        der Hauptgründe des Krieges war.“ Die Methoden, welche die Staaten zwischen der
        Weltwirtschaftskrise und dem Krieg anwenden, nutzen den Anwendern und schaden
        allen Konkurrenten, egal ob Schutzzoll, Geldabwertung, Zinsanhebung,
        Vorrangvertrag, Tauschhandel oder Importquoten. Sie alle sind Instrumente finanz-
        und handelstechnischer Natur. Doch die USA , wie auch Britannien, umhüllen diese
        Instrumente mit einem moralisches Gewand. Sie deklarieren ihre eigenen
        Konkurrenzmethoden als „friedlichen und freien“ Handel. Zum Schluß sind Pfund
        und Franc und Mark dem Dollar angekoppelt, der bis 1971 noch mit Gold gedeckt ist
        und danach mit nichts mehr. Ab da können die USA ihre Importe mit
        selbstgedruckten Dollar finanzieren, während alle anderen Staaten sich ihre Importe
        erst verdienen müssen, meist in Dollar. Der Weg zu diesem Sieg der USA beginnt in
        den 30er Jahren, und der Krieg gegen das Deutsche Reich ist auf dem Weg ein
        Schritt.”

        Mit der Deglobalisierung wird ein Muster / eine Blaupause möglich, auch wenn die Digitalisierung eine neue Technisierung ermöglicht?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        >Eine Theorie, die in der Realität nicht nachprüfbar ist bzw. andere Ergebnisse von Eingriffen vorhersagt als in der Realität zu beobachten sind, ist für den Praktiker wertlos.>

        Richtig, was Theorien über die Realität betrifft („Theorien“ zu Abstraktem, etwa der Mathematik, sind – falls es die überhaupt geben sollte – außen vor in dieser Diskussion).

        >Snider macht sich ja genau auf den Weg, einen überprüfbaren theoretischen Unterbau für die zu beobachtende Realität zu entwickeln.>

        Daran ist nichts auszusetzen, wenn Sie damit meinen, was ich unterstelle:

        Nicht für DIE zu beobachtende Realität, sondern für eine zielgerichtete SELEKTION von Beobachtungen aus der nahezu unendlichen Anzahl von Beobachtungen der Realität zu treffen.

        Gretchenfrage dazu:

        Warum basieren volkswirtschaftliche Theorien für Gesellschaften wie unsere NICHT auch auf der durchschnittlichen Fluggeschwindigkeit von Hummeln oder Bienen?

        Was nicht geht:

        OHNE diesen Unterbau (Theorie) dargelegt zu haben, wenn auch nur in einem begrenztem Umfang Wirkmechanismen einschließend, kann Snider NICHT auf Ereignisse in der Zukunft SCHLIESSEN.

        Ich vermag nicht zu sagen, ob er das tut oder nur irgendetwas in der Realität beobachtet.

        R. Menéndez hat jedenfalls Recht wenn er sagt (und mit Schlüssen insbesondere Prognosen meinen sollte):

        >Denn sich alleine die “Realität” anzuschauen um daraus Schlüsse ziehen zu wollen kann schnell in einem Desaster enden.<

        Ich hätte lediglich Realität statt „Realität“ geschrieben, auch wenn es eine BEGRÜNDUNG für die Schreibweise „Realität“ gibt.

        Sie bezieht sich darauf, dass wir nicht „Realität pur“ wahrnehmen, sondern es immer mit einem VORVERSTÄNDNIS tun.

        Das ist aber nochmals eine Etage weiter weg von der Diskussion hier und sollte daher unberücksichtigt bleiben.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Stoertebekker

      “(Folgen 81, 88, 93, 97, 102, 106, 109) Am besten einen Tag Zeit nehmen und am Stück hören.”

      Das ist aber ganz schön kurz. Was mache ich denn dann mit dem Rest meines Tages? ;)

      Nein, da höre ich mir lieber eine Folge von den tollen kompakten Zeit-Podcasts an, zum Beispiel diese hier mit einem frischen und unverbrauchten Gesicht über ein Thema, über das nun wirklich viel zu wenig gesprochen wird:

      “Luisa Neubauer, redet noch jemand über das Klima?”
      https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-04/luisa-neubauer-fridays-for-future-interviewpodcast-alles-gesagt
      Podcast-Länge: 8 Stunden, 32 Minuten, 50 Sekunden

      Jede Sekunde ein neues Highlight und gar kein Leerlauf. Und eine beeindruckende Ausdauerleistung von den Haltungsjournalisten, unserer Klimaprinzessin über 8 Stunden lang den Speichel zu lecken. Meine Zunge wäre schon lange vorher vertrocknet gewesen.

      Antworten
      • Dr. Lucie Fischer
        Dr. Lucie Fischer sagte:

        @Richard Ott
        Verstehen Sie doch endlich: Luisa und die vielen anderen pc- Influencer***innen geben sich solch-unendlich-ausdauernde Mühe / Podcasts /Auftritte/ shows/ , um genau von IHNEN geliebt zu werden!
        Was mache irrigerweise als Nötigung ( fast stalking) empfinden, ist der Schrei:
        https://www.youtube.com/watch?v=xuauDhEMP6s

  4. Andreas Ullmann
    Andreas Ullmann sagte:

    Sehr geehrter Herr Dr. Stelter,
    dem Dank von Frau Dr. Fischer schließe ich mich gerne an. Danken möchte ich aber auch allen Kommentatoren für Ihre – für mich – oftmals erhellenden Beiträge.

    Antworten
  5. Joerg
    Joerg sagte:

    @Klimaaenderungsfolgen-Hysteriker
    https://reportage.spektrum.de/waechter-der-suempfe
    Alte Moor-Kauri-Baeume in NZ geben Aufschluss (Dendrochronologie in Verbindung mit C14-Analysen) auf Polumkehrung, Sonnenstuerme, Eis-/Warmzeiten in den letzten 60.000 Jahren – ziemlich interessant, was es schon alles im Leben unserer Vorfahren gab …

    “Als neue Erkenntnis hat sich ergeben, dass der Meeresspiegel vor 15 000 Jahren durch schmelzende Eisschilde um mehr als 15 Meter gestiegen ist. Dabei hat er den südostasiatischen Sundaschelf überschwemmt, der sich von der malaiischen Halbinsel über Borneo bis Bali erstreckt. Und dies geschah noch deutlich schneller als bisher angenommen, wie sich mit Hilfe der neuen Kurven herauskristallisiert: Der Prozess war nach gerade einmal 160 Jahren vorbei, nachdem das Meer zirka 90 Zentimeter pro Jahr stieg. Das zeigt: Der Meeresspiegel kann auch sehr plötzlich steigen, nicht nur allmählich infolge steigender globaler Temperaturen – eine womöglich wichtige Lektion in Zeiten schmelzender antarktischer Eisschilde.”

    Da scheinen manche Aengste im Zuge der Klimaerwaermung (Temperatur, Meeresspiegel, Wetterereignisse) viell. etwas kleinkariert-hysterisch?

    LG Joerg

    Antworten
  6. Dr. Lucie Fischer
    Dr. Lucie Fischer sagte:

    Sehr geehrter Herr Dr. Stelter,
    Vielen Dank für Ihre fast tägliche Weiterbildung, ohne die ein Verständnis aktueller Entwicklungen für mich als Laie unverständlich bliebe!
    Auch Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich ein erfolgreiches und glückliches Jahr .
    Gestern auf Arte-TV Dokumentation ( mit für mich völlig unbekannten Film-Aufnahmen ) über NZ-Finanzpolitik:
    1. Verständlich wurde das “Mefo-Wechsel- System” erklärt
    2. Es wurde deutlich, wie mit chirurgischer Präzision die völlige Vernichtung von Slawen, Juden UND der Bevölkerung Russlands geplant wurde.
    3. Aspekte landwirtschaftlicher Probleme im dritten Reich , für mich völlig neu.
    4. Die Begeisterung der Deutschen für Finanz-und Militärpolitik -Filmaufnahmen sagen mehr als die Worte vermögen.
    5.Erschreckende Paralellen zur aktuellen Lage : nicht zu übersehen:

    https://www.arte.tv/de/videos/087957-000-A/die-nazis-die-arbeit-und-das-geld/

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Doc Fischer

      Ah, Sie gucken ja auch Arte (von dem Sender war ich früher ein großer Fan, heute ertrage ich die Staatsfunk-Propaganda nicht mehr, egal ob mit oder ohne französische Untertitel) , so wie Tom im anderen Strang.

      “N[S]-Finanzpolitik:
      1. Verständlich wurde das “Mefo-Wechsel- System” erklärt
      (…) 4. Die Begeisterung der Deutschen für Finanz-und Militärpolitik”

      Natürlich sind die meisten Leute erstmal begeistert, wenn die Regierung ganz viel Geld druckt, um sie vor einer ganz bösen Gefahr zu beschützen, die nur das sozialistische Kollektiv (damals war es “die Volksgemeinschaft”) gemeinsam bewältigen kann.

      Wenn sie schon am Anfang wüssten, wer am Ende die Rechnung präsentiert bekommt, wäre die Begeisterung bei weitem nicht so groß. ;)

      Manche Dinge ändern sich nie…

      Antworten
      • Dr. Lucie Fischer
        Dr. Lucie Fischer sagte:

        @Richard Ott
        Wenn ich noch TV-Sender sehe, dann wegen der Bilder/ nonverbaler Kommunikation. Inhalte sind ( oft, meist, in ÖR-immer) Propaganda, aber Bilder haben Symbolkraft. Das interessiert mich am meisten.
        Autobahn-Bau-Beginn mit Führer , Schubkarren aus HOLZ!
        Die Pferde des Heeres, Ochsenkarren auf den Feldern , Obstbäume und Bauernhäuser.
        Die Gesichter , die emotionale Bewegung, dafür lohnen sich solche Sendungen, die die Rolle der katholischen Kirche , der Ärzte, Universitäten/ Intellektuellen , oder des Auslandes tunlichst auslassen. Die Mode der Frauen. keine Fettsüchtigen, warum?
        Sadismus und rohe Gewalt der Macht, sichtbar an zertrümmerten Glasscheiben jüdischer Geschäfte. ( Glas war Mangelware, musste aus Belgien importiert werden) .
        Wenn´s bequem ist ( Geldflut) werden kaum Fragen gestellt, Parallelen- zu -heute.
        TV- Bilder und -Sendungen haben diagnostischen Wert, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
        Diagnose: Gesundheitsminister= glasklar, ärzliche Ethik verbietet Kommentar aber ermöglicht Prognosen ( für den Hausgebrauch…)

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Doc Fischer

        “Wenn´s bequem ist ( Geldflut) werden kaum Fragen gestellt, Parallelen- zu -heute.”

        Eine Lüge glaubt man doch gerne, wenn es sich gut anfühlt, an sie zu glauben und das auch noch kurzfristige persönliche Vorteile bringt. Das liegt wohl in der menschlichen Natur und wird immer so bleiben.

        Übrigens: Hier würden die Autoren der Arte-Sendung jetzt sicher widersprechen, denn der Sozialismus heute basiert ja anders als der böse Nationalsozialismus damals auf wissenschaftlicher Evidenz und ist so mächtig, weil er wahr ist. Was ja auch eine höchst originelle Rechtfertigungsstraegie ist, die wir vorher noch nie gehört hatten. ;)

    • Renée Menéndez
      Renée Menéndez sagte:

      Doc Fischer

      8:48 “Das Einzige, was sie (MeFo) produziert, sind Schulden.”

      9:09 “Konkret heißt das, alle Unternehmen werden nicht mit der Landeswährung – also in Reichsmark bezahlt – sondern mit Wechseln der MeFo.”

      9:39 “Die MeFo Wechsel fungieren als Parallelwährung, die allein im Rüstungssektor kursiert.”

      10:15 “Schacht versprach, daß die Reichsbank die Wechsel mit Diskont einlöst…”

      Offensichtlich war den Filmmachern nicht klar, was ein Wechsel ist. Und noch schlimmer ist, daß selbst in der Zusammenarbeit mit Wirtschaftshistorikern es nicht möglich war eine korrekte Darstellung des MeFo Konstrukts zu geben. Schon die erste Aussage ist falsch. Denn die MeFo hat keine Schulden produziert, sondern Forderungspapiere, denn Wechsel sind abstrakte Forderungen, die als Ersatz für das eigentliche Zahlungsmittel (Reichsmark) weitergegeben werden konnten. Somit ist auch die zweite Aussage falsch, weil eine “Zahlung” mit Wechsel keine Zahlung, sondern ein Zahlungsversprechen ist. Es handelt sich hierbei um eine Leistung “erfüllungshalber”! Sobald man das geblickt hat, ist auch die dritte Aussage himmelschreiender Blödsinn, weil es bei Wechseln immer um eine Abrechnung in dem eigentlichen Zahlungsmittel geht. Den Beweis dafür liefert die vierte Aussage, denn die Reichsbank wurde verpflichtet diese Wechsel in Reichsmark einzulösen, so daß es sich bei einem MeFo Wechsel um gestundete, d.h. potentielle und letztlich konkrete Reichsmark Liquidität handelte. Eine Bedienung der MeFo Wechsel durch die MeFo war ja auch nur deswegen möglich, weil das Reichsfinanzministerium in letzter Konsequenz dafür gerade stehen mußte (sollte) und deswegen es sich hierbei lediglich um eine etwas kompliziertere Version der Finanzierung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durch Staatsverschuldung handelte.

      17:27 Das Wirtschaftswunder der Nazis ist eine attraktive Idee vor allem für das Regime selbst. Tatsächlich fand es Bewunderer auf der ganzen Welt. Viele Zeitgenossen glaubten, dies sei ein Weg zur Kontrolle und Steuerung der Wirtschaft. So ließe sich die Wirtschaft dem menschlichen Willen und der Politik unterwerfen.”

      25:07 “Die Einlösung der MeFo Wechsel kann warten.”

      27:45 “Auf wirtschaftlicher Ebene ist der Krieg bereits erklärt.” (Abschottung vom Weltmarkt heißt heutzutage Sanktionen!)

      Das sind wohl die Aussagen, die Sie als “Erschreckende Parallelen zur aktuellen Lage” sehen. Gut nachzuvollziehen.

      01:29:30 “Erfunden hat das Regime eine Form der Wirtschaft und ein Finanzsystem das auf Mord, Raub und Kredit gegründet war.”

      Das ist so ziemlich die billigste Propaganda, die schon selbst danach schreit, als fake-news entlarvt zu werden. Das Finanzsystem ist der zum realen Produktionssystem komplementäre Faktor. Das ist so etwas wie die Betriebsystem-Software, die einen Haufen nutzloser Schaltkreise, Platinen, Kabel etc. (bei ausreichender Energiezufuhr) zu einem funktionierenden Computer macht. Was damit angestellt wird, haben dann die Programme zu verantworten – und das kann alles mögliche sein. Schacht hatte ja bei aller Sympathie für die Aufrüstung davor gewarnt, das Instrument der MeFo Wechsel zu sehr überzustrapazieren, denn er wußte sehr wohl, daß der dadurch erzeugte Nachfrageüberhang sich in einer Geldentwertung entladen konnte. Immerhin waren die Erfahrungen von 1923 noch nicht so lange her. Da war es aber für ökonomische Vernunft bereits zu spät…

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Renee Menendez

        “Den Beweis dafür liefert die vierte Aussage, denn die Reichsbank wurde verpflichtet diese Wechsel in Reichsmark einzulösen, so daß es sich bei einem MeFo Wechsel um gestundete, d.h. potentielle und letztlich konkrete Reichsmark Liquidität handelte. ”

        Sie wissen aber schon, dass die MeFo-Wechsel nie *eingelöst* wurden, oder?

        Letztendlich wurden sie gegen andere “Zahlungsversprechen”, nämlich Staatsanleihen der Reichsbank, ausgetauscht – und mit dem neuen Reichsbankgesetz von 1939 war dann sowieso egal, was passiert, weil die komplett gleichgeschaltete Reichsbank für das Reich so viel Geld druckte, wie Hitler eben wollte. Und der Staatshaushalt war bei den Nazis Staatsgeheimnis – ganz so weit sind wir noch nicht, aber die Idee gefällt zum Beispiel der EU-Uschi bestimmt auch. ;)

        “deswegen es sich hierbei lediglich um eine etwas kompliziertere Version der Finanzierung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durch Staatsverschuldung handelte.”

        Nicht nur das, sondern vor allem sollte durch diese Art der Finanzierung verschleiert werden, wie viel Geld die Nazis tatsächlich in die Aufrüstung steckten.

        Staaten sind immer sehr kreativ, wenn es darum geht, die Finanzierung per Schuldenmachen zu verscheiern. Noch so eine Parallele zu heute.

        “Das ist so ziemlich die billigste Propaganda, die schon selbst danach schreit, als fake-news entlarvt zu werden. Das Finanzsystem ist der zum realen Produktionssystem komplementäre Faktor. Das ist so etwas wie die Betriebsystem-Software, die einen Haufen nutzloser Schaltkreise, Platinen, Kabel etc. (bei ausreichender Energiezufuhr) zu einem funktionierenden Computer macht.”

        Wenn Sie über ein “Produktionssystem” reden, das tatsächlich eine von einer totalitären Diktatur gelenkte Planwirtschaft mit gleichgeschalteter Zentralbank ist, ist es schon ein bisschen billig, sich so aus der Affäre ziehen zu wollen.

        Und wenn man den Nazis und dem NS-Staat zugesteht, dass sie ihre “Zahlungsversprechen” ursprünglich tatsächlich erfüllen wollten, dann war der einzige realistische Weg zur Zielerreichung, möglichst viel neues Territorium zu erobern und dann auszuplündern. Das wäre tatsächlich nur mit Mord und Raub gegangen – falls sie den Krieg gewonnen hätten.

      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        Der MeFo Wechsel heißt MeFo Wechsel, weil die MeFo der Bezogene ist und nicht die Reichsbank. Die Reichsbank hat die Wechsel zwar zu Reichsmark gemacht und besaß damit ein Aktivum dessen Schuldner die MeFo war, wobei hinter dieser das Reichsfinanzministerium stand, welches die MeFo flüssig halten mußte. Daß die MeFo die Reichsbank dann mit Staatspapieren abgespeist hatte – ja sicher. Ergebnis wie geschrieben: Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen per Staatsverschuldung.

        Das MeFo Konstrukt war an sich nur ein Vehikel, um die Staatsverschuldung dem Ausland gegenüber nicht deklarieren zu müssen. Aber ohne diese Schlitzohrigkeit wären die 6 Millionen Arbeitslose nicht das Ende gewesen. Keynes soll ja mal geschrieben haben, man könne die eine Arbeitsbrigade Löcher buddeln lassen, die die andere Arbeitsbrigade wieder zuschüttet. Rüstung ist so was Ähnliches – auch nur Produktion für den Schrottplatz. Daran verdienen nur die Hersteller, daran hat sich nichts geändert.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Renee Menendez

        “Der MeFo Wechsel heißt MeFo Wechsel, weil die MeFo der Bezogene ist und nicht die Reichsbank.”

        Tja, und die Reichsbank hat für die MeFo Bürgschaften abgegeben, sonst hätte die Wechsel ganz schnell niemand mehr als Zahlungsversprechen akzeptiert, weil die hinter der MeFo stehende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verglichen mit dem ausstehenden Volumen der Wechsel winzig klein war.

        “Das MeFo Konstrukt war an sich nur ein Vehikel, um die Staatsverschuldung dem Ausland gegenüber nicht deklarieren zu müssen.”

        Das stimmt schon, aber wofür die Staatsverschuldung eingesetzt wurde, war schon etwas grundlegend anderes als bloß “Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen”.

        “Aber ohne diese Schlitzohrigkeit wären die 6 Millionen Arbeitslose nicht das Ende gewesen. Keynes soll ja mal geschrieben haben, man könne die eine Arbeitsbrigade Löcher buddeln lassen, die die andere Arbeitsbrigade wieder zuschüttet. Rüstung ist so was Ähnliches – auch nur Produktion für den Schrottplatz. Daran verdienen nur die Hersteller, daran hat sich nichts geändert.”

        Eine Löcher buddelnde Arbeitsbrigade hätte deutlich weniger Schaden angerichtet als die deutsche Rüstungsproduktion in den 30er und 40er Jahren…

        Und in einer sozialistischen Planwirtschaft “verdienen” auch nicht die Hersteller daran (die leben ganz nett von ihrer Tätigkeit und bekommen im sozialistischen System dann ihrer Wichtigkeit für das System entsprechend bestimmte Privilegien, die man mit Geld gar nicht mehr kaufen kann, aber dicke Profite im kapitalistischen Sinn sind das nicht mehr), sondern das Wesentliche ist, dass das sozialistische Kollektiv die staatlicherseits zur Produktion anbefohlenen Rüstungsgüter benutzt, um seine militärischen Ziele zu erreichen. Ein völlig anderes Prinzip der Ressourcenallokation als in der Marktwirtschaft.

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        @ Renée Menéndez

        Ab Minute 19:15 wird am Beispiel des “Dein KDF Wagen Das lehrreiche zeitgemäße Gesellschaftsspiel Vom Volkswagenwerk genehmigt 11 /1940 (geplante Auslieferung nach sechs Jahren :)
        “5 Mark die Woche musst Du sparen willst Du im eigenen Wagen fahren Sparkarte Dein KDF Wagen (Klebemarken im Sparkartenheft mit Anschlußkarte)”

        Die Zahlungsströme in Mark und das Fälligkeitsdatum in Fahrzeug waren von Anfang an Betrug durch Andersverwendung der Lieferungsversprechen aufgrund von Sparen, Einzahlungen der 5 Mark.
        Schacht wurde dann nach Meldung der zu erwartenden nicht möglichen KDF Wagen, weil Rüstungsgüter stattdessen produziert wurden, durch den Obersten “Chef” der Garantiegeber 1939 ersetzt, als er dieses Problem aktualisierte.
        Der Betrug war für jeden Finanzcontroller mit der ersten Falschverwendung der Sparguthaben klar – alles Mittäter und da Schacht bereits in der Weimarer Balkondiktatur auf Gnaden der Allierten USA, die Versailler Schulden in Goldwährung überweisen mußte, ist offensichtlich, daß alle Beteiligten mitspielten. Was bei der Annexion des demilitarisierten Rheinlandes als Schwerindustrieherstellungszentrum ohne aktenkundigen oder realen Widerstand durch die Schuldenverwalter, als Kriegsherd begann.
        Ich habe mir zu jeder Parallele und Entsprechung zum heutigen EZB/EU System mit Haftungsgarantie entsprechende Notizen gemacht. Denn es scheint als wird die Klimarevolution ebenfalls an den nicht haltbaren Versprechungen und Möglichkeiten implodieren, was wiederum allen Beteiligten klar wie Koßbrühe sein sollte.
        Die permanente Revolvierung durch die formal sekundären Staatsanleinen bezeichne ich mal als Schuldenpumpe aus Staatsanleihen der garantierenden Mitgliedsstaaten via Finanzministerien und deren Schuldenverwaltung.
        Im Grunde wird ein universeller Mechanismus zum immer wieder benutzen Staatsinsolvenzsystem offenbart, damals wie heute. Das sollte in jeder Schule ab dem fünften Jahrgang in den Unterrichtsplan aufgenommen werden, um die Sachverhalte frühzeitig zu erlernen.

        @ Herr Ott
        Danke, daß Sie die Vergleiche zur DDR mit Mark-Planwirtschaft zeichnen.
        Denn am Ende endet Deutschland West wie Ost und jetzt benutze ich einmal den kategorischen Imperativ eines Herrn Kant, wie in der Mefo Propaganda und der Propaganda Darstellung der arte Dokumentation.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Wenn Sie über ein “Produktionssystem” reden, das tatsächlich eine von einer totalitären Diktatur gelenkte Planwirtschaft mit gleichgeschalteter Zentralbank ist, ist es schon ein bisschen billig, sich so aus der Affäre ziehen zu wollen.>

        Sie randalieren schon wieder.

        Renée Menéndez muss sich aus keiner Affäre ziehen, denn es gibt in dieser Diskussion keine.

        Die Aussage

        >Das Finanzsystem ist der zum realen Produktionssystem komplementäre Faktor>

        ist eine Aussage zur REALITÄT, die universal GILT, weil jedes Produktionssystem ab einer gewissen Komplexität ein Finanzsystem haben MUSS.

        Aussagen, die Realität beschreiben, sind KEINE, die BEWERTEN und sie fordern auch KEINE Bewertung von dem, der sie trifft.

        Sie spielen hier wieder einmal den Zuchtmeister, der zu allem, was ihm nicht passt, die MORALISCHE Wertung einfordert.

        So sind keine konstruktiven Diskussionen zu führen.

        Ich setze jetzt noch einen drauf:

        In Nazi-Deutschland gab es ein RECHTSSYSTEM.

        Es ist der komplementäre Faktor zur damaligen gesellschaftlichen Ordnung.

        DARÜBER gibt es nichts zu diskutieren.

        Man sollte sehr wohl diese Ordnung und das dazugehörige Rechtssystem moralisch BEWERTEN.

        Machen Sie einen Blog auf und lassen Sie bewerten.

        Ich wüsste, welche Bewertung abzugeben ist und andere wissen das auch.

        Dafür braucht es keine Verweise an DIESEM Blog.

  7. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Mein Dezember-Highlight:

    Die US-Senatorin Elizabeth “Pocahontas” Warren behauptet, die US-Finanzindustrie sei ein riesiger Treibhausgas-Emittent:

    “The volume of greenhouse gas emitted by the financial-services industry is outrageous. If it were a country it would rank as the fifth-largest emitter in the world.”

    Wie kommt sie darauf? Die von ihr zitierte “Studie” von einem linksradikalen “Think Tank”-Konglomerat (Sierra Club and the Center for American Progress) rechnet dafür die Emissionen von Projekten, welche von Banken *FINANZIERT* werden, den Banken zu. Das gilt sogar für Hypothekenkredite zur Finanzierung von Privathäusern.

    https://www.zerohedge.com/political/elizabeth-warren-claims-finance-enormous-greenhouse-gas-emitter

    Das ist natürlich super praktisch, dadurch kann man jede kreditfinanzierte Emission doppelt zählen – einmal beim tatsächlichen Verbraucher und einmal bei der Bank, die sie finanziert. ;)

    Ist Elizabeth Warren einfach nur dumm? Oder bösartig? Oder beides?

    Antworten
    • @foxxly
      @foxxly sagte:

      @ ott
      ich hatte vor wenigen jahren einige finanzexperten befragt,
      ob die tilgung und tilgungsraten von krediten, wirklich ausgebucht , also gegen null gestellt werden und geld vernichtet wird?

      es kamen antworten wie:
      -klar wird es gegen null gestellt. beiweis sei die doppelte buchführung.
      andere gaben zur antwort:
      -darüber muss ich mal nachdenken.

      so eindeutig scheint dieser vorgang nicht zu sein.
      denn die bank-bilanzen würden sich dann auch bei kredit-tilungen verkleineren. oder?
      ist das wirklich der fall?

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @foxxly

        “ob die tilgung und tilgungsraten von krediten, wirklich ausgebucht , also gegen null gestellt werden und geld vernichtet wird?”

        Ja, so funktioniert die Geldschöpfung und -vernichtung in unserem Kreditgeldsystem. Da wird allerdings nix “ausgebucht”, sondern es wird “gegeneinander” gebucht. Bei Kredittilgung in der Bilanz der Bank zum Beispiel ein Zahlungseingang gegen eine Forderung.

        “denn die bank-bilanzen würden sich dann auch bei kredit-tilungen verkleineren. oder?
        ist das wirklich der fall?”

        Ja, klar. Das kann ich mit meiner Unternehmensbilanz auch machen, obwohl ich kein Bänker bin. Nehmen wir mal das einfachste Beispiel:

        Wenn ich einen Kredit bei der Bank aufnehme und die Kreditsumme als Guthaben auf dem stehen Geschäftskonto lasse, dann vergrößert sich meine Bilanzsumme entsprechend. “Guthaben bei Kreditinstituten” kommt auf die Aktiva-Seite und die Kreditverbindlichkeiten stehen auf der Passiva-Seite.

        Und wenn ich den Kredit wieder zurückzahle, wird meine Bilanzsumme wieder kleiner.

        Bei der Bank ist das genauso, nur dass für die Bank natürlich der ausgereichte Kredit eine Forderung ist und das Guthaben auf einem Kundenkonto die zugehörige Verbindlichkeit.

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        Genau so läuft das Spiel.

        Zu Beginn des Monats zahlt die Bank meiner GmbH einen Betriebsmittelkredit von 100.000 aus.
        Davon behalte ich 500 (Ein Zwölftel von 6%) zurück, den Betrag bekommt die Bank am Monatsende als Zins.
        89.500 Euro erhalten die Angestellten als Löhne und Gehälter und andere Unternehmer für ihre Dienstleistungen an die GmbH.
        Wenn meine Planung aufgeht, zahlen mir meine Kunden 100.000 Euro für meine Produkte und es bleiben mir 10.000 übrig.
        Die 10.000 sind der Gewinn oder Unternehmerlohn.

        Liegen meine Umsätze über 100.000, fliesst der Überschuss in eine “Konjunkturreserve”.
        liegen die Umsätze unter 100.000, so muss ich meinen Unternehmerlohn kürzen oder die Reserve angreifen.

        Am Ende der Periode erhält die Bank ihre 100.000 zurück.
        In den 100.000 sind auch die Zinsen für die Bank enthalten.

        Im Falle einer GmbH geht das Spiel theoretisch hundert Jahre so weiter, weil eine GmbH nicht stirbt.

        Wächst die GmbH, so wächst auch der Betriebsmittelkredit der Bank.

        Die Umsätze von einer Million GmbHs ergibt das BIP, ganz ganz vereinfacht gesagt.
        Mit steigendem BIP wachsen Umsätze, Kredite und Zinsen.
        Bei seriösen Geschäftsmodellen ist das ein solider Kapitalismus.

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