Italien wie Japan und wir sind auf dem besten Weg
Ein Follower hat mich freundlicher Weise auf diesen sehr interessanten Beitrag bei BAWERK hingewiesen: eine kritische Analyse Italiens. Ich bin bekanntlich schon lange der Auffassung, dass ein Austritt Italiens ein durchaus realistisches Szenario für den Zerfall der Eurozone darstellt. Hier nun eine erdrückend, bedrückende Analyse der Lage im Land. Mit interessanten Vergleichen zu Japan.
- Italien ist die achtgrößte Volkswirtschaft und wenig im Fokus der Märkte. Dies dürfte sich in den kommenden zwei Jahren ändern, da das Land das Potenzial hat, das ganze europäische Projekt zu zerstören.
- Italien befindet sich in einer „Japanisierung“ der Wirtschaft. Damit ist weniger eine Deflation gemeint als stagnierende nominale BIPs mit sinkenden Staatseinnahmen. – bto: Zur Erinnerung sei erwähnt, dass das japanische BIP pro Kopf gewachsen ist; die Anzahl Köpfe geht halt zurück.
- Italien hat dasselbe Problem: kontinuierlich wachsende Staatsausgaben, stagnierende Einnahmen und daraus folgend unzureichende Staatsinvestitionen, die sich nominal auf demselben Niveau befinden wie Anfang der 1980er-Jahre. – bto: Bevor wir jetzt arrogant rüberblicken, bei uns sieht das mit den Staatsinvestments auch nicht rosig aus.
- Und dann sieht man auf einen Blick, dass der derzeitige Weg nicht dauerhaft gangbar ist. Immer mehr Ersparnisse der privaten Haushalte fließen in den Staatskonsum und nicht in produktive Investments. Damit ist klar, dass sie nicht wirklich der dauerhaften Ersparnis dienen.
Quelle: BAWERK.NET
- Dann kommt die entscheidende These: Weil die produktiven Investitionen verdrängt werden und die Banken niemanden finden, der Geld leihen will, um zu investieren, stagnieren die Bankbilanzen. Was dann wiederum zum Stagnieren der Wirtschaft beiträgt. – bto: Das ist mir zu kurz gesprungen. Ich denke, dass die fehlende Wettbewerbsfähigkeit Italiens im Euro die Wirtschaft schwächt, deshalb auch die vielen faulen Kredite in den Bankbilanzen. Die Unternehmen können sich nichts mehr leihen und/oder wollen sich auch nichts mehr leihen.
- Die Politik der Negativzinsen bringt hier auch nichts, weil sie nur dazu führt, dass sich die unproduktiven Sektoren – private Haushalte und der Staat – verschulden. Damit wird das Problem größer und nicht kleiner. – bto: Das passt zu der Aussage, dass die Geldpolitik die Krise eher verschärft als löst.
- Die Brutto-Investitionen Italiens liegen weit unter dem Niveau der 1990er-Jahre und Bawerk nimmt an, dass sich der Kapitalstock pro Jahr um rund 20 Prozent entwertet. Ist dies der Fall, befindet sich der italienische Kapitalstock im „terminal decline“.
Quelle: BAWERK.NET
- Damit einher geht ein Rückgang der Arbeitsproduktivität. Ganz einfach, weil der Kapitalstock pro Arbeiter sinkt, erwirtschaftet er auch weniger.
- Weil die Wirtschaftspolitik es als ein Problem mangelnden Kreditangebots identifiziert, kommen nun nach QE die neuen Ideen wie Negativzins und die Übernahme der faulen Schulden der Banken durch den Staat, damit die Banken wieder verleihen können. Das Volumen ist erheblich:
Quelle: BAWERK.NET
- Das Ziel ist unverändert über mehr Kredite die Wirtschaft zu stimulieren. Völlig falsch für Italien. – bto: und völlig falsch für die Welt!
- Dabei sollen die faulen Forderungen der Banken mit einer Staatsgarantie versehen zu Asset Backed Securities verpackt werden, die dann die EZB aufkauft. – bto: eigentlich eine gute Idee. Die EZB sollte alles monetarisieren :-) – Klar, für den Geldwert nicht so toll, aber vielleicht überwindet es die Eiszeit?
- Damit geht das Spiel der Politiker auf Zeit weiter, wo es doch eigentlich um Schuldenrestrukturierung, Bereinigung fauler Investitionen und weniger Konsum und mehr Investitionen geht. – bto: die Agenda von „Die Billionen-Schuldenbombe“. Ist halt politisch schwer …
- Italien ist damit abhängig von weiterer billiger Finanzierung. Sollte es hier zu Störungen kommen, wäre Italien pleite, rechnet Bawerk vor.
Und hier bin ich dann anderer Meinung: Nein, Italien wird nicht pleitegehen, weil die EZB es nicht zulässt. Die Krise kommt, wenn die Wirtschaft nicht auf die Beine kommt – was so sein wird angesichts von Produktivität, Demografie, Investitionsverhalten – und es dann eine politische Bewegung gibt, aus dem Euro auszusteigen. Und das ist nur eine Frage der Zeit.
→ BAWERK.NET: „How Italy will fail and drag down the European Project“, 23. Februar 2016