Uscitalia, so läuft er ab
Uscitalia wird uns begleiten, bis er stattfindet, oder aber bis Deutschland austritt und dem Leiden so ein Ende bereitet. Flossbach von Storch RESEARCH INSTITUT diskutiert nochmals die Szenarien:
- “(…) es ist möglich, daß die neue italienische Regierung aus Lega und Fünf-Sterne zur Überwindung ihrer fiskalischen Probleme die Wiedergewinnung der geldpolitischen Souveränität in Angriff nimmt. Gemeint ist die Wiederherstellung der nationalen Möglichkeit zur monetären Staatsfinanzierung. Zurzeit übernimmt diese Aufgabe die EZB unter Mario Draghi mit ihren Anleihekaufprogrammen. Innerhalb der Europäischen Währungsunion ist den einzelnen Ländern die Möglichkeit zur monetären Staatsfinanzierung genommen.” – bto: Bekanntlich denke ich, dass die EZB es auch machen wird, vergessen wir Regeln und Gesetze. Es geht um “die Sache”!
- “Zwar wurde das Thema Parallelwährung bewußt im Frühjahr aus dem Wahlkampf herausgehalten, um die Wähler nicht zu verschrecken. Der von der Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung ursprünglich als Finanzmister vorgesehene, jetzige Europaminister Paolo Savona fordert aber bereits seit 2015 eine italienische Parallelwährung als Teil eines Planes B für den Fall, daß Italien gezwungen sein sollte, aus der Eurozone auszutreten.” – bto: und zwar zu Recht! Nur so kann es funktionieren!
- “In seinem Plan B, den Savona 2015 in einer 80-seitigen Präsentation vorgestellt hatte, führt der heutige Europaminister darüber hinaus aus, daß es bei Austritt aus dem Euro und der Einführung einer neuen Währung möglich sei, 98 Prozent der italienischen Staatsanleihen in die neue Währung zu denominieren, weil diese unter italienischem Recht emittiert worden seien. Diese Denominierung von Euro- Staatsschulden in Neue-Lira-Staatsschulden würde – so Savona – ‚einen neutralen Effekt auf die heimischen Investoren haben‘, was sicherlich mehr als fraglich ist.” – bto: Am Ende wird niemand in Italien einmarschieren, also stimmt es. Hier der Link zu der Präsentation: → Il “Piano B per l’Italia” nella sua interezza !
- “(…) die Annahme von Savona aus dem Jahr 2015, daß 98 Prozent der italienischen Staatsanleihen nach italienischem Recht emittiert worden seien und deshalb denominiert werden könnten, bereits im Jahr 2015 nicht richtig sein. Denn seit Januar 2013 werden alle Staatsanleihen im Euroraum nach Artikel 12 Abs. 3 ESM-Vertrag mit einer sogenannten Collective Action Clause (CAC) emittiert, durch welche die Anleihebedingungen nur durch die Zustimmung einer Mehrheit der Gläubiger verändert werden können und nicht einseitig durch den emittierenden Schuldnerstaat. Der Anteil der BTPs mit CAC hat sich seit 2013 kontinuierlich erhöht. Während Anfang 2017 der Anteil der BTPs nach italienischem Recht noch höher war als der Anteil der BTPs mit CAC, hat sich dieses Verhältnis seitdem bereits deutlich umgedreht.” – bto: FvS hat hier natürlich recht. Aber es ist theoretisch. Im kommenden Prozess werden Regeln nicht gehalten werden. Und zwar von allen Seiten. Die naiven Deutschen werden dabei – fürchte ich – schlecht wegkommen.
- “Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, daß die neue italienische Regierung direkt und absichtlich den Austritt aus der Eurozone anstrebt. Alle offiziellen Verlautbarungen beteuern nicht zufällig, daß Italien den Euro beibehalten und lediglich die Verschuldungsregeln im Euroraum ändern wolle. Gleichzeitig dürfte jedoch die Wahrscheinlichkeit und Versuchung steigen, daß die neue italienische Regierung das Instrument einer Parallelwährung zur Gewinnung zusätzlicher fiskalischer Spielräume nutzen könnte. Mehr als auffällig ist, daß die Frage einer Parallelwährung in Form sogenannter mini-BOTs in den letzten Wochen wieder in die italienische und europäische Öffentlichkeit getragen worden ist.” – bto: Italien braucht einen Plan B. Natürlich wäre es noch besser, wenn wir vorher zahlen und dann steigen die aus.
- “Sollte es zum Staatsbankrott kommen, würde zwar nicht das Geld verschwinden, falls mini-BOTS als Euro-Ersatz vorhanden wären. Italienische Anleger halten aber die meisten BTPs und hätten große Verluste aus den „Euro-BTPs“, weil diese aufgrund des Staatsbankrotts nicht mehr bedient werden könnten. Der italienische Staat könnte zwar bei einem Default seinen inländischen Gläubigern mini-BOTS als Kompensation anbieten, so daß man faktisch redenominiert, indem man versucht, die heimischen Euro-BTPs durch mini-BOTS zu ersetzen. Die alten Bonds wären aber trotzdem ‚in default‘, was erhebliche Folgen für die Finanzmärkte haben dürfte.” – bto: Wenn Italien austritt und Pleite erklärt, ist das eines der geringsten Probleme für die Finanzmärkte! Siehe meine Beiträge zu den Szenarien des Eurozerfalls.
- “Da die EZB für sich selbst die Pflicht definiert hat, den Euroraum „whatever it takes“ zusammenzuhalten, dürfte sie, wenn es hart auf hart kommt, wohl wieder Mittel und Wege finden, Italien durch vermehrte monetäre Staatsfinanzierung über Wasser zu halten, um so vielleicht die Einführung einer Parallelwährung zu verhindern.” – bto: Natürlich wird sie das tun. Wir haben es mit einer staatlich organisierten Konkursverschleppung zu tun! Da ist alles denkbar!
- Denn aus der Einführung einer Parallelwährung könnte schnell das ungeregelte Auseinanderbrechen der Eurozone oder zumindest das „Heraus-Crashen“ Italiens aus dem Euro entstehen, zumal kein geregeltes Verfahren für den Austritt aus dem Euro existiert.” – bto: Das Erpressungspotenzial Italiens ist gigantisch!
- Käme es zum Staatsbankrott, dann wären die Folgen erheblich: “Inwieweit die Euroschulden dann überhaupt weiterhin bedient werden oder bedient werden können oder ob die Gläubiger leer ausgehen, dürfte offen sein. (bto: Nein, das ist nicht “offen”, das ist klar.) Und würden die Target-Verbindlichkeiten beglichen werden? (bto: natürlich nicht!) Und könnte die restliche Eurozone dann überhaupt zusammengehalten werden (bto: nein) oder würde eine panikartige Flucht des Rette-sich-wer-kann einsetzen?” – bto: Es wäre Schluss.
- “Dieses nur angedeutete Szenario, in welchem die Eurozone ungeordnet Mitglieder verliert und dadurch womöglich auseinanderbricht, wollen die Regierungen der Euroländer, die EU-Kommission und die EZB auf jeden Fall verhindern. Deshalb werden sie letztlich zu weitreichenden Zugeständnissen an Italien bereit sein, woraus folgt, daß die weitere ‚Lirarisierung‘ des Euro vorprogrammiert ist.” – bto: Und am Ende zerfällt der Euro dennoch!
Fazit: “Auf Dauer werden aber auch diese neuen abzusehenden Rettungsaktionen den Euro nicht retten. Wünschenswert wäre, aber unwahrscheinlich ist, daß aus dieser Lage der politische Wille erwächst, ein geregeltes Austrittsverfahren aus dem Euro zu entwickeln. Da jedoch in absehbarer Zeit kein geordnetes Austrittsverfahren aus dem Euro existieren wird, steigt die Gefahr eines ungeordneten Auseinanderbrechens der Eurozone weiter an. Alle Euroländer und nicht nur Italien sollten für diesen Fall Notfall- und Übergangsszenarien in den Schubladen haben.” – bto: Alle, außer den naiven Deutschen werden es haben. Unternehmen und Privathaushalte müssen dringend auch vorsorgen.
→ fvs-ri.com: “Italien hat nun doch eine neue Regierung”, 8. Juni 2018