So wird es kommen: radical Risk-sharing

OMFIF ist nach eigener Aussage ein “independent think tank for central banking, economic policy and public investment – a neutral platform for best practice in worldwide public-private sector exchanges.” – bto: Sie geben also den Notenbankern (gute?) Ratschläge, so wie hier der EZB:

  • “The European Central Bank has decided on a gradual approach to adjusting its reinvestments of maturing bonds according to its adjusted capital key – the proportion of the ECB’s share capital held by participant countries in economic and monetary union. The main focus of action by the national central banks that make up the Eurosystem is ‘to safeguard orderly market conditions’ – in other words, to prevent a crisis in EMU by a ballooning of the bond yield spreads between Germany and outlying member states.” – bto: witzig. Ich dachte, dass Ziel wäre, die Deflation zu bekämpfen, nicht die Spreads zu managen.
  • “Now that the ECB’s four-year €2.6tn bond-buying programme is coming to an end (despite this, the ‘balance of risks is moving to the downside’), there are other ways, more overt and effective, to stabilise monetary union, through a more concentrated form of risk-sharing.” – bto: aha. “Risikoteilung” klingt doch gut, wer hat das eigentlich politisch vereinbart?
  • “The first step would be to remove the capital key criterion and to concentrate future NCBs’ reinvestments only on highly indebted countries, along the lines of what was done between 2010-12 with the securities markets programme.” – bto: Dafür ist die EZB bekanntlich da, nämlich die Zinssubventionierung für die schlechten Schuldner.
  • “A second step would be to remodel the programme so that interests received on purchased securities are returned to the sovereign issuers which have disbursed them.” – bto: So muss es sein, denn dann kosten die Schulden nichts mehr. Das nennt man Monetarisierung. Es geht nur noch darum, die Schulden faktisch aus der Welt zu schaffen.
  • “(…) future Eurosystem reinvestments should be focused on very long-term debt (20-50 years) as part of a coordinated intervention with national Treasuries. This would stabilise inside the NCBs’ balance sheets part of the public debt of peripheral countries’ sovereign issuers, with a corresponding drop in the funding costs.” – bto: Natürlich und im nächsten Schritt erlässt dann die Notenbank die Schulden. So einfach ist es und es wird auch so kommen.
  • “A final – more radical – step would be to replace NCBs with the ECB itself as direct securities buyer: this would send to market participants the important message that all sovereigns are regarded in the same way by their ‘mother central bank’.” – bto: was für eine Lüge. Sie wären nicht gleich, sondern es wäre so, dass die EZB einen Schuldner umso mehr “mütterlich liebt”, je schlechter er ist!
  • “The limited risk-sharing under the current bond-purchasing set-up has played a key role in keeping segregated the public debt markets of member states and fuelling capital movements from southern to central-northern euro area countries. (…) We need a radical rethink, which cannot come without a political effort to give the ECB more wiggle room in order to support re-convergence across the yield curves of the various member states and across their inflation rates.” – bto: Und ist erstmal der Marktmechanismus außer Kraft gesetzt, geht es richtig los!
  • “The problem is that with risks of a US recession growing in the next two years, and with an economic slowdown in the euro area, the ECB is ending its asset purchases at an unfortunate time. Unless the ECB and euro governments reshape the set of ‘weapons’ available to the monetary authority, the next crisis could prove even more difficult to resolve than the last one.” – bto: Das stimmt. Nur ist die Antwort auf eine Schuldenkrise die unlimitierte Bereitstellung von Geld?

→ omfif.org: “Radical risk-sharing rethink”, 19. Dezember 2018

Kommentare (27) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. ikkyu
    ikkyu sagte:

    Ein wesentlicher Grund für das Nichtfunktionieren des Keynesianismus auf lange Sicht, ist die ihm zugrunde liegende Prämisse, dass billige Energie (genauer Exergie) jederzeit grenzenlos zur Verfügung steht, so dass durch Gelddrucken eine höhere Nachfrage und daraus wiederum eine höhere Produktion von Gütern und Dienstleistungen hervorgerufen werden kann.

    Der “Nobelpreisträger” Paul Krugman schreibt dazu in seinem Blog:

    “Energy is just an input like other inputs”

    Jeder Mensch mit halbwegs gesundem Menschenverstand wird sofort erkennen, dass diese Annahme in der Realität auf lange Sicht nicht zutreffend ist, da die fossilen Energieträger begrenzt sind (Ausnahme: Kernenergie bei Einsatz der schnellen Brüter) und die sogenannten Erneuerbaren Energien aufgrund ihrer Umweltschädlichkeit und des notwendigen Rohstoffbedarfes nicht ausreichend ausgebaut werden können und zudem mit einem EROI < 7 (bei Berücksichtigung der notwendigen Speicher) nicht wirtschaftlich sind.

    Außerdem ist die Energie nicht einfach eine Eingangsgröße für die Wirtschaft, die wie andere Rohstoffe substituiert werden kann, sondern die "conditio sine qua non", ohne die es kein Wirtschaften gibt.

    Geld hingegen ist nur die Repräsentation der Güter und Dienstleistungen, die unter Einsatz von Energie in einer Volkswirtschaft hergestellt werden.

    Daraus folgt, dass das Abwerfen von Helikoptergeld (oder Bürgergeld) durch die Zentralbanken bei gleichzeitiger Verteuerung der Energie (wie von der aktuellen Politik gewollt) überhaupt keinen nachhaltigen positiven Wohlstandseffekt haben kann.

    Wer Wohlstand schaffen oder erhalten will, muss den Bürgern ausreichend billige Energie zur Verfügung stellen und gewährleisten, dass die Eigentumsrechte in einem freiheitlichen System geschützt sind.

    Also genau das Gegenteil der aktuellen ökosozialistischen Politik der großen Transformation.

    PS:

    Eine Studie zum EROI der Photovoltaik im sonnenreichen Spanien mit detaillierter Beschreibung der Berechnungskomponenten:

    http://science-and-energy.org/wp-content/uploads/2016/03/20160307-Des-Houches-Case-Study-for-Solar-PV.pdf

    Ergebnis:

    Der erreichte EROI von 2-3 reicht zum Erhalt einer Gesellschaft aus "Jägern und Sammlern".
    (= solare Kreislaufwirtschaft)

    Zitat:

    "As fossil fuels approach their peaks or go past peak and their EROI's go down, the building
    blocks of our modern society will start falling apart.

    Modern Renewables do not seem to be able to sustain the present world infrastructure"

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ ikkyu

      Der Ansatz, dass man die Systemfunktionalität erfassen und die Weiterentwicklung anhand der PRÄMISSEN, die ihr zugrunde liegen, beurteilen muss, ist richtig.

      Wenn man dabei Grenzen bezüglich der Weiterentwicklung feststellt, ist es angebracht, über die Systemfunktionalität nachzudenken und sie infrage zu stellen.

      So ist u. a. denkbar:

      Es sterben aus welchen Gründen auch immer, immer wieder so viele Menschen, dass z. B. kontinuierlich genügend Energie zur Verfügung steht bei Beibehaltung ihrer Nutzung (hatten wir beide hinsichtlich des Klimawandels für Afrika als Möglichkeit ganz vorsichtig mitgedacht).

      Denkbar ist auch, dass die Systemfunktionalität sich so ändert – z. B. durch nicht materielle Lebensgestaltung –, dass deutlich weniger Energie verbraucht wird.

      Natürlich sind auch Kombinationen derartiger Veränderungen möglich.

      Die einzige Annahme, die getätigt werden muss für alle derartigen Szenarien:

      ANPASSUNG muss möglich und gewollt sein.

      Ich schließe sie nicht aus, bin dadurch aber keineswegs optimistisch gestimmt und bleibe bei meiner Einschätzung:

      Systementwicklungen werden abgebrochen und revidiert durch das Wollen der Betroffenen, wobei die Ergebnisse aller Erfahrung nach nie rational angestrebt worden sind, sondern sich nicht intendiert aus Abwehr- und Verweigerungshandlungen ergeben.

      Antworten
  2. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Die Lirarisierung des Euro merkt man hier am Wechselkurs, Der Euro ist zur Weich- und Ramschwährung verkommen.
    Für einen Euro gibt es 35 thailändische Baht
    Für einen Euro gibt es 9700 laotische Kip
    Für einen Euro gibt es 1700 burmesische Kyat
    !!! Das ist eine Katastrophe. Bei einem Nordeuro gäbe es stattdessen ein gutes Drittel mehr !!!
    Also eins zu ca. 52 Baht
    Eins zu 13.000 Kip
    Eins zu 2.300 Kyat
    Bitte, Tischer, meine Angaben sind π mal Daumen. Bitte es nicht besser wissen zu wollen.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Bakwahn

      Ich will nichts besser wissen, sondern Ihnen nur sagen:

      Was immer Sie mit „hinterherspionieren“ meinen – es betrifft mich nicht.

      Ich weiß noch nicht einmal, was das bezüglich des Internets bedeuten soll.

      Antworten
  3. Zweifler
    Zweifler sagte:

    @SB,@Jacques,
    Ja wirklich zum Schmunzeln. Warum nur immer dieser naive Glaube, im Währungscrash oder anderen düsteren Szenarien müsse man Unzen verteilen? Bei diesem Thema scheinen sonst vernünftige Menschen nicht mehr differenziert denken zu können. Schauen Sie mal nach, wie das in Argentinien, Deutschland, Türkei oder Venezuela abgelaufen ist bzw. abläuft. Eine Währung gibt es immer, sie ist nur fast nichts mehr wert. Die Unze wird in diese Währung umgetauscht und dafür bekommt man was. In Venezuela derzeit sechs Monate Nahrungsmittel für eine Silberunze. In Argentinien war es ähnlich, die Unzenbesitzer überlebten fröhlich, wohlgenährt und fuhren weiterhin im eigenen Auto. Ich kenne ein paar von denen, ältere, etwas gebrechliche Herren, sie leben noch immer mit ihren Unzen.

    Antworten
  4. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Was regt ihr euch denn auf? Das die „Lösung“ der Eurokrise komplett über die EZB verläuft, war spätestens seit 2013 jedem mitdenkenden Bürger klar.
    Das berühmte Buch des Soziologen Wolfgang Streeck „Gekaufte Zeit“ von 2013 hat diesen Sachverhalt damals nur verdeutlicht. Die EZB kauft der europäischen Politik Zeit, aber die Staaten handeln nicht. Jetzt sitzt die EZB in einer Art Zwickmühle, zum Teil selbst verschuldet, zum Teil durch die Staaten gezwungen. „Halb zog sie ihn, halb sank er hin … „
    Die EZB wird weiterhin Geld aus dem Nichts schöpfen, wird die Zinsen nahe Null halten, wird Anleihen kaufen und wird offene und versteckte Schuldenerlasse gewähren (müssen).
    Damit ist der Euro endgültig lirarisiert.
    Kaum ein namhafter Ökonom, Finanzwissenschaftler wagt es, die Folgen einer solchen Geldpolitik für die Zukunft zu beschreiben. Weder auf der wirtschaftlichen-freiheit noch auf der oekonomenstimme wagt jemand, konkret zu beschreiben, welche (negativen) Auswirkungen diese EZB-Politik haben wird.
    Alle bisherigen Vorhersagen zum Austritt eines Landes oder zum „Crash“ des Euro – auch von renommierten Leuten – haben sich in der Vergangenheit als falsch erwiesen. Auch Stelter rudert immer wieder zurück, indem er Jahreszahlen für Austritte, Crashs und andere Katastrophen weiter in die Zukunft verlegt.

    Es gibt beim Euro seit 2010 keine Gesetze mehr, keine Regeln, Statuten, Vereinbarungen. Es gibt nur eine:
    Den Euro zu retten und alle im Euro zu halten.
    Nach diesem Grundsatz handeln die europäischen Führungseliten seit 2010, als da sind: Das Personal der nationalen Regierungen, die EU (Kommission, Euro-Gruppe und was es da sonst noch so alles gibt), die EZB und ihrer Filialen, die europäischen Banken und auch die Manager von gefährdeten Unternehmen („Zombieunternehmen“). Diese sind mindestens so klug und so beschlagen wie die VWLer dieses Boards. In vergangenen Krisen haben diese Leute stets das aus ihrer Sicht und ihren Interessen und Zielsetzungen (= den Euro retten, alle im Euro halten) die richtigen Entscheidungen getroffen. Das werden sie auch weiterhin mit großem Eifer und innovativem Erfindungsreichtum tun.
    Man darf andere nicht für blöd und sich selbst für superklug halten.

    Live vom Hat Tung Wua Laen Strand am Golf von Siam
    21. Januar 2019 – 21 Uhr Ortszeit
    Felix Haller

    @Tischer
    Ich bin seit drei Wochen wieder einmal in SOA unterwegs.
    Sie können mir wieder im Internet hinterherspionieren …

    Antworten
  5. Christian
    Christian sagte:

    „(…) future Eurosystem reinvestments should be focused on very long-term debt (20-50 years) as part of a coordinated intervention with national Treasuries.”

    Die Helikopter kommen. Leider nicht zu den Bürgern, sondern zu den Politikern – hoffen wir, dass das Geld produktiver angelegt wird als in der Vergangenheit (Stichwort: Infrastruktur und Bildung).

    Insgesamt aber vermutlich ein notwendiger Weg, wenn der Euro einmal Reservewährung sein soll. Wer weiß, vielleicht landen die Langläufer einmal als Risikofreie Sicherheit im Umlauf – das wachsende Schattenbanksystem benötigt viel davon, um zu funktionieren.

    Vermutlich wird es aber an der Deutschen Unkenntnis über Monetary Economics und der Funktionsweise des Geldsystems scheitern.

    Antworten
  6. Axel
    Axel sagte:

    Das spannende ist doch, was danach passiert.
    Parteien werden sich anschließend bei den Wahlen mit Geld- und Steuergeschenken überbieten.
    Wieso auch nicht, wenn sich die EZB erpressen läßt, zahlt und abschreibt?
    Was einmal klappt, klappt auch zweimal.
    Damit könnte mittelfristig die Währung ruiniert werden.

    Antworten
  7. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „bto: witzig. Ich dachte, dass Ziel wäre, die Deflation zu bekämpfen, nicht die Spreads zu managen.“

    Ohne Bekämpfung der Spreads ist die Deflationsbekämpfung nicht möglich, da ansonsten weitere Liquidität – und somit Nachfrage – im weltweiten Schuldenkarussell abgeschöpft wird und zusätzlich ins Asset-Universum geschossen wird (HVPI-Deflation vs Assetinflation).

    „bto: aha. „Risikoteilung“ klingt doch gut, wer hat das eigentlich politisch vereinbart?“

    Nolens volens die Initiatoren des Euro. Eine gemeinsame Währung mit einheitlicher Geldpolitik hat IMMER zugleich verteilungspolitische Implikationen. Die „Risikoteilung“ wäre aber vermutlich deutlich geringer gewesen, wenn von Anbeginn ein dreistufiges Geldsystem installiert worden wäre; und zwar mit einem Interzentralbankenmarkt auf der obersten Ebene. Dann hätten sich vermutlich schon frühzeitig die Spreads am Interzentralbankenmarkt herausgebildet und die Kreditblase im Süden wäre viel geringer ausgefallen. Jetzt bleibt der EZB nichts anderes übrig, als die Scherben zusammen zu kehren und den Laden zusammen zu halten.

    „bto: Dafür ist die EZB bekanntlich da, nämlich die Zinssubventionierung für die schlechten Schuldner.“

    Entweder hohe Zinsen UND Default oder aber niedrige Zinsen und KEIN Default: You can’t have your cake and eat it. Die Hauptfunktion des Zinses liegt NICHT in der Befriedigung feuchter Renditeträume, sondern in der kollektiven Absicherung von Kreditausfällen. Da wir noch keine ausfallsicheren Eurobonds haben (essentiell für eine Reservewährung), MUSS die EZB ALLE Euroländer liquide halten.

    „bto: Natürlich und im nächsten Schritt erlässt dann die Notenbank die Schulden. So einfach ist es und es wird auch so kommen.“

    Das glaube ich eher nicht, denn dann wäre das Eigenkapital für sehr sehr lange Zeit auf der Aktivseite der Bilanz zu finden. Sie wird die Schulden vermutlich ad infinitum prolongieren: https://zinsfehler.com/2016/11/27/debitismus-ad-infinitum/

    „bto: Das stimmt. Nur ist die Antwort auf eine Schuldenkrise die unlimitierte Bereitstellung von Geld?“

    Nein, das wäre die falsche Antwort und unterminiert das Vertrauen in eine Währung. Die Bereitstellung sollte ebenso limitiert sein (niedriges zentralbankfinanziertes Bürgergeld) wie die Abschöpfung via Erbschaftssteuer.

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      In diesem Kontext möchte ich nochmals auf den ausgezeichneten Beitrag von Jeffry Frieden verweisen, den ich hier schon des Öfteren verlinkt hatte: LESSONS FOR THE EURO FROM EARLY AMERICAN MONETARY AND FINANCIAL HISTORY. Daraus Teile des Vorworts von Guntram Wolff:

      „Jeff Frieden’s essay summarises some of the central themes that were fundamental in the creation of the United States’ monetary union. Irrespective of whether one ultimately is in favour of ‘complete’ European monetary union or not, it is useful and important to grasp what those fundamental themes were. The first theme is one of time. The US ‘monetary union’ was not finished with the work of Alexander Hamilton, the first Secretary of the US Treasury, who is widely credited with the creation of the US fiscal union. On the contrary, many years of deep conflict followed Hamilton’s period. The second theme relates to the nature of these conflicts. The conflicts were essentially about the right mix between bail-in and bail-out of federal states and banks, and about the appropriate monetary policy stance in a union of creditors and debtors. The third theme is the importance of federal institutions pursuing the common interest and demonstrating that the whole is more than the sum of its parts.” http://bruegel.org/wp-content/uploads/2016/05/essay_frieden_may16.pdf

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        ENDLICH, was ihnen bisher noch niemand gesagt hat, sie aber schon immer wissen wollten:

        >… is the importance of federal institutions pursuing the common interest and demonstrating that the whole is more than the sum of its parts.”>

        Wenn man die “richtigen” Institutionen hat, lässt sich zeigen – falls sie die GEMEINSAMEN Interessen verfolgen –, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist.

        So wird’s verkündet und geglaubt und deshalb zielt alles auf die „institutionelle Vertiefung“ der EU/Eurozone.

        Ich behaupte:

        a) Es ist den Präferenzen nach offen, ob das Ganze mehr als seine Teile ist.

        und

        b) Es ist nicht offen, sondern der Mehrheitsmeinung nach klar, dass das Ganze – egal, ob es mehr oder weniger ist – erhalten werden muss, weil das Zerlegen in Teile sehr schmerzhaft wäre.

        Daraus wird wie folgt argumentiert, so sinngemäß etwa Außenminister Maas bei M. Illner letzten Donnerstag über den Brexit:

        Das Geschehen in GB zeigt doch, dass man – ob tatsächlich eingeschlossen und beengt oder nur gefühlt so – zufrieden sein muss mit EU/Eurozone, weil man sich beim Austritt eine blutige Nase holt.

        Das ist die Logik von “Es gibt keinen Weg zurück”.

  8. Alexander
    Alexander sagte:

    Der Sozialismus des Westblocks muss genauso scheitern wie der Sozialismus des Ostblocks, wenn alle Nachfrage nur noch staatlich ist. Monetarisierung von Staatsschuld belebt keine private Nachfrage. Private können aufgrund Überschuldung und Überall-Alles.Preisblase nicht investieren, wenn die negative Rendite das Eigenkapital frisst.
    Da viele Private überschuldet sind, ist ihr Gläubiger immer mehr die Zentralbank, die verbriefte Kreditpakete ankauft um die Banken zu rekapitalisieren. Die Grundlage von Eigentumsökonomik=verpfändbares Eigentum liegt damit in Händen des Staates.

    Antworten
  9. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >We need a radical rethink, which cannot come without a political effort to give the ECB more wiggle room in order to support re-convergence across the yield curves of the various member states and across their inflation rates.“ >

    Wenn die Politik es REAL nicht mehr richten kann, dann soll sie die EZB ermächtigen, mit verschleiertem Rechtsbruch (wiggle room) auf der MONETÄREN Ebene die Konvergenz der Staatsanleihen herbeiführen.

    Dieses „radikale Umdenken“ passt – schöne verpackt als solidarische Risikoverteilung – in die Landschaft und sagt damit alles über den Zustand der Währungsunion.

    Antworten
  10. Zweifler
    Zweifler sagte:

    Was soll die EZB sonst auch machen, sie hat keine Alternative. Handelt sie nicht so, wie sie handelt, würde der Euro sofort auseinanderbrechen und die EU in Chaos versinken. Es bringt nichts, die EZB für alles verantwortlich zu machen, wenn die beteiligten Staaten nichts tun. Möglicherweise wird das Ende mit Schrecken damit weit in die Zukunft verschoben, aber ehrlich gesagt und egoistisch gedacht, mit 70 ist mir das persönlich lieber.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Zweifler

      >Es bringt nichts, die EZB für alles verantwortlich zu machen, wenn die beteiligten Staaten nichts tun.>

      Das ist richtig, aber darum geht es hier nicht.

      Es geht hier darum, dass die EZB zum Rechtsbruch angestiftet werden soll.

      Ich kann nachvollziehen, dass Ihnen das lieber ist.

      Und Sie müssen sich dabei noch nicht einmal Vorwürfe machen, wenn die junge Generation nicht auf die Barrikaden geht und der Politik die Gretchenfrage stellt:

      Entweder eine vernünftige, zukunftsweisende Politik auch auf Kosten der Alten – oder Verweigerung durch Auswanderung oder wie auch immer.

      Antworten
      • Axel Jung
        Axel Jung sagte:

        “Es geht hier darum, dass die EZB zum Rechtsbruch angestiftet werden soll.”

        Rechtstreue, die zu einem Bruch des Euro führt, kann ja wohl auch nicht die Lösung sein.
        Ich gestehe allerdings zu, dass es ehrlicher wäre, die Rechtsgrundlagen – meinetwegen auch nachgelagert – entsprechend anzupassen, wenn man jetzt immerhin erkennt, dass der gegebene Rechtrsrahmen ungeignet ist.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        Nicht alles, was legal ist (oder legal gemacht werden kann, wenn die Parlamente hinreichend willfährig sind) ist auch legitim. Diese Argumentationsfigur sollten Sie eigentlich kennen, besonders als pro-europäischer Umverteilungs-Linker, der die EU als Konsequenz der Schrecken des 2. Weltkrieges begreift.

        Aber selbst mit einer Legalisierung von Anleihenkäufen für Pleiteländer in unbegrenzter Höhe oder gar Staatsfinanzierung direkt durch die Notenpresse werden Sie das Ende des Euros nicht aufhalten können. Es wird dann nicht durch Staatspleiten zustande kommen, sondern dadurch, das niemand mehr den Euro als Zahlungsmittel halten und verwenden will.

      • jobi
        jobi sagte:

        @ Richard Ott

        Genau so ist es !

        Und diejenigen, die hier in der Rechtsbeugung das den Zweck heiligende Mittel sehen, sollten einen Moment innehalten und sich selbstkritisch fragen:

        Wohin sind wir eigentlich gekommem ?

    • Jacques
      Jacques sagte:

      @Zweifler
      Gibt es noch das Methusalem Komplott?
      Mit 70 stehen ihre Chancen sehr gut, das Ende des Euros auch trotz all der Schützenhilfe durch die EZB mitzuerleben.
      Ich glaube aber nicht das es für Sie besser ist zu warten.
      Sonst haben wir den Währungscrash, wenn sie mit Mitte 80 im Pflegeheim auf andere Menschen angewiesen sind…mal gucken was passiert wenn ihre Rente und Pflegebeiträge dann nicht kommen sollten.

      Antworten
      • Zweifler
        Zweifler sagte:

        @Jacques
        Sie werden mir doch nicht unterstellen, daß ich mich auf Rente und Pflegebeiträge verlasse?
        Die mich möglicherweise pflegenden Menschen werden sich freuen, im Währungscrash Sachwerte zu bekommen.

      • SB
        SB sagte:

        @Zweifler:

        Vor allem werden sich “die Sie pflegenden Menschen” dann fragen, wo Sie Ihre Sachwerte wohl lagern. Aber in einem Währungscrash werden solche Geschäftsmodelle wie die Pflege wohl ohnehin als Erstes untergehen.

      • Jacques
        Jacques sagte:

        @Zweifler

        Sie verteilen dann Goldunzen? Danke für den Schmunzler.
        Eines kann ich versichern: in solch einer Phase möchte ich nicht körperlich (und wenns schlimm kommt auch noch geistig) fast wehrlos sein.

    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Zweifler: Woher wollen Sie wissen, dass die EU sofort im Chaos versinken würde? Die Staaten tun ja gerade deshalb nichts, weil die EZB so handelt wie sie handelt. Was glauben Sie, wie schnell die Staaten in die Pötte kommen würden, wenn die EZB nicht mehr handeln will oder kann? “Keine Alternative” klingt mir verdächtig nach “alternativlos”. Da wird der Raum für demokratisch beschlossene Kompromisse sprachlich eng. Themen wie die von Herrn Stöcker eingeworfene Erbschaftsteuer würden deutlich schneller diskutiert werden, wenn die EZB entsprechende Signale senden würde.

      Antworten
  11. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Vielen Dank für den Hinweis auf diese doch sehr unbekannte Organisation. Interessant finde ich, wer dort nach eigener Aussage Mitglied ist:

    “Membership comprises both public and private institutions, ranging from central banks, sovereign funds, multilateral institutions and pension plans, to asset managers, banks and professional services firms.”

    Früher gab es mal eine Trennung in hoheitlich-geldpolitische Organisationen (BIZ in Basel) und private Lobbyverbände (Bankenverband u.ä.). Ausnahmen gab es nur bei Forschungsthemen. Das scheint hier aufgehoben zu sein.

    Interessant ist auch, dass von der deutschen Seite mit Hans Eichel und Ernst Welteke SPD-Leute zu den Beratern gehören:

    https://www.omfif.org/about/omfif-advisers-network/

    Antworten

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