Märchen von der “Griechenland-Rettung” entlarvt

Griechenland ist gerettet und damit ein Musterbeispiel für gelungene Politik in Brüssel, Paris und Berlin. Alle haben dabei gewonnen und sogar die Geldgeber haben daran verdient. Es ist eine Leistung, die an ein Wunder grenzt und voll und ganz unseren umsichtigen, mutigen und besonnen agierenden Politikern zu danken ist. Wer so gut regiert wird, dem muss angesichts der Krisenherde in der Welt nicht bange werden. Gut, dass wir keine Amtszeitbegrenzung haben. So können wir noch lange davon profitieren.

Okay, ganz so war es dann doch nicht in den deutschen Medien, aber fast. Nur im Wirtschaftsteil wurde gelästert, aber wer liest den schon?

Erfrischend, wenn auch nicht ermutigend, im Gegensatz dazu Ambroise Evans-Prichtchard, der im Telegraph die Fakten zusammenschreibt:

  • “If all goes perfectly, Greece will struggle through the 2020s and early 2030s on the edge of insolvency, still under the tutelage of the foreign commissars. In 2060 it will finally emerge from a half century of austerity just as bankrupt as it is today, with a public debt of 180pc of GDP.” – bto: Wer angesichts solcher Aussichten im Land bleibt oder gar dort investiert, dem ist nicht zu helfen.
  • “Even this is based on the heroic assumption that the world economy will motor ahead at trend growth rates for 50 years and that nothing will go wrong.” – bto: Pah, was soll schon schiefgehen?
  • “The Commission tortures every key variable to make the figures add up for Greece and to pretend that there is no need for a debt write-off. It offers false hope to the Greek people. It perpetuates the self-serving lies over the last eight years that have so sapped the moral authority of the EU institutions.” – bto: Wunder brauchen eben manchmal eine etwas flexiblere Definition der Wahrheit.
  • “The International Monetary Fund  demolishes the EU claims in its own analysis. Improvement in debt indicators can only be sustained over the long run under what appear to be very ambitious assumptions about GDP growth, it said. It could be difficult to sustain market access over the longer run without further debt relief.” – bto: Ja, aber dann sind wir doch schon lange im Altersheim und haben das vergessen. Frau Merkel und Herr Schäuble sowieso.
  • Das hat auch damit zu tun, dass die Träumer/Optimisten/Lügner in der EU die Folgen des demografischen Wandels (wieder einmal) vergessen: “The workforce will contract by 1.1pc each year for four decades. Economic trend growth is minus 0.4pc. The IMF doubts that reform can lift this much higher. The draconian retrenchment gutted investment and drove the country’s educated youth into exile, lowering the long-term speed limit of the Greek economy.” – bto: Das wird so gerne vernachlässigt und ist der entscheidende Faktor für die künftigen Wachstums- und Wohlstandsaussichten.

Passend dazu zeigt der Telegraph ein Chart, das auch für das “reiche Land” Deutschland eine Mahnung ist:

Quelle: The Telegraph

  • It has been an enormous policy disaster, said Professor Charles Wyplosz, the expert brought in by the IMF’s watchdog to review the sorry episode. People compare this to the Great Depression in the Thirties but that was a nice walk in a beautiful forest by comparison. Nothing like this has ever happened before to a developed economy.” – bto: Dazu muss man natürlich sagen, dass das griechische BIP durch die vielen Kredite zuvor enorm aufgebläht wurde. Der Einbruch ist trotzdem real, muss aber so relativiert werden. Der Vergleich mit den 1930ern stimmt übrigens:

Quelle: The Telegraph

  • When the crisis began in 2010 the debt ratio was 120pc of GDP. Eight years later it is 180pc and the Greek economy has shrunk by a quarter. The outcome is as a bad as it could possibly have been, and the problem is certainly not solved. If you cook the assumptions, you can claim anything is sustainable.
    What the Europeans have now done is put Greece to sleep under anaesthesia but when the people wake up and feel the pain they are going to be very angry. Economically it is nonsense, and politically it is shameful.” – bto: und zwar für beide. Die Griechen und die Geldgeber.
  • “The original sin of the EU-IMF troika was to foist bailout loans on Greece – in violation of the IMF’s own rules – when it was already insolvent. The country needed debt cancellation of 50pc to restore viability, given that the cure of devaluation was blocked. This was done entirely in order to save Europe’s banks and the euro at a time when the eurozone had no firewall against contagion and no functioning lender of last resort. It still lacks such a backstop, as will become clear when the ECB halts bond purchases at the end of this year.” – bto: Italien wird so nicht funktionieren!
  • “Needless to say, there is no chance that Greece will muddle through until 2060. The next global economic downturn will push the country back into recession and blow up the debt trajectory. Indeed, it is an open question whether the eurozone itself can weather another slump, given that the ECB has exhausted its monetary powder and there is still no fiscal union to stabilise the system. The glaring risk is that Italy’s insurgent coalition – armed with its “minibot” parallel currency – will set off a chain of events that causes the rupture of monetary union.” – bto: Der einzige Grund, weshalb ich nicht mehr sicher bin, dass es so kommt, ist der, dass es mittlerweile Common Sense ist. Der Euro scheitert anders.
  • “In which case, Greece will be forced out of the euro as a collateral casualty. All the sacrifice and national humiliation since 2010 will be have been pointless. Greece may get its drachma whether it wants it or not.” – bto: Und sicherlich werden unsere Politiker auch dann noch behaupten, wir hätten einen Gewinn gemacht – und unsere Medien werden es wiederholen – und die Bürger werden es glauben. Oder zumindest glauben wollen, wenn sie auf den Zustand der maroden Schulen im Lande blicken. Denn nicht vergessen: Unser Steuergeld hat französische Banken gerettet.

The Telegraph: “Greece will not escape debt servitude until the euro is destroyed”, 22. August 2018

Kommentare (16) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ SB

      “Noch nicht über den Berg” klingt positiv, weil unterstellt wird, dass es aufwärts geht.

      Ich kann mir auch vorstellen, dass es wieder abwärts geht, BEVOR der Gipfel erreicht ist.

      Es gibt jedenfalls keinen Automatismus, ihn zu erreichen.

      Antworten
  1. Hans Kolpak
    Hans Kolpak sagte:

    Zitiert aus https://www.dzig.de/Weltkrieg-Wirtschaftskrieg-oder-Oelkrieg-Die-Griechenland-Luege-zum-Zweck-der-Enteignung vom 18. September 2011

    Kurzgefaßt ist das Ziel der griechische Staatsbankrott, um für kleines Geld die griechischen Bodenschätze ausbeuten zu können. Seit rund dreißig Jahren wird dieser Krieg geführt. Wie Norwegen, kann auch Griechenland zu den reichsten Staaten der ganzen Erde gehören. Doch genau das wird bis zum heutigen Tag verhindert.

    Το Νέο ΌΧΙ hat Informationenen in griechischer und englischer Sprache zusammengetragen, um diesen Krieg zugunsten des griechischen Volkes und zugunsten des griechischen Staates zu beenden. Das stellt natürlich die Neue-Welt-Ordnung auf den Kopf, entmachtet die USA und die arabischen Ölförderländer, schwächt die Gold-Förderländer weltweit und verteilt die Karten vieler weiterer Bodenschätze weltweit neu.

    Die Frage ist, warum Brüssel sich zum Hampelmann von Washington D.C. und Moskau macht. Griechenland beendet die Ölimporte aus außereuropäischen Ländern, die Gasimporte aus dem russischen Einflußbereich und beendet viele weitere Wirtschaftsdiskussionen mit heißen Köpfen. Wieviel Tage dauert es noch, bis die USA keine Kraft mehr haben, Griechenland zu bremsen? Vermutlich keimt JETZT das Selbstbewußtsein und der Widerstand Europas gegen die USA und gegen die GUS-Staaten auf.

    Antworten
  2. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Der düstere Ausblick für Griechenland ist gut begründet.

    Man kann realistischerweise nicht bezweifeln, dass es so kommt, wie hier beschrieben.

    Dennoch hat A. Evans-Prichtchard so nicht recht, weil er die Dinge nicht sauber auseinander hält.

    Griechenland hatte als Mitglied der Eurozone ein Staatsdefizit von mehr als 13%.

    Das ist war nicht haltbar, führt zu Verwerfungen, die – wäre nichts geschehen – die Eurozone in größte Probleme gebracht und möglicherweise auch gesprengt hätte.

    Was musste geschehen?

    Die Optionen waren:

    a) Austritt Griechenlands aus der Eurozone, eigene Währung, Schaden für die Gläubiger bis hin zum Totalverlust ihrer Kredite

    b) Verbleib in der Eurozone mit Anpassungszwang, d. h. Abkehr vom Verschuldungsmechanismus mit einem Leben über die Verhältnisse.

    Die Entscheidung fiel bekanntermaßen für b).

    Wie dabei herumgeeiert wurde – griechische Regierung entgegen der Mehrheit der Bevölkerung, Merkel anders als Schäuble – wissen wir.

    Die Variante b) wurde im Grunde richtig angesetzt und zumindest der Richtung nach konstruktiv umgesetzt:

    Der Rettungsschirm als Mittel die Insolvenz abzuwehren mit der Verpflichtung Griechenlands, seine Strukturen so zu ändern, dass das Land OHNE zumindest übermäßige Verschuldung und sogar mit einem Primärüberschuss zurechtkommt.

    Klar, es hat auch erwünschte Nebenwirkungen gegeben, etwa dass das Bankensystem in der Eurozone nicht ins Wanken kam und ein Großteil der griechischen Schulden bei der EZB gelandet sind.

    Das große Defizit der ganzen Aktion hat A. Evans-Pritchard richtig benannt:

    >„The Commission tortures every key variable to make the figures add up for Greece and to pretend that there is no need for a debt write-off. It offers false hope to the Greek people. It perpetuates the self-serving lies over the last eight years that have so sapped the moral authority of the EU institutions.“>

    Falsche Hoffnungen für die Griechen, Lebenslüge für uns:

    Das ist das Desaster der Aktion.

    Den Griechen wird bedeutet, sie müssten sich nur noch ein wenig länger erholen, um in einigen Jahrzehnten mit Zins- und Tilgungszahlen an uns SKLAVENARBEIT leisten zu können.

    Und uns wird erzählt, dass die Griechenlandrettung uns NICHTS kosten würde.

    Anderes, auch die demografische Entwicklung, die Entwicklung der Arbeitsmärte und der Weltwirtschaft werden sich ereignen, wie sie sich ereignen und haben natürlich einen Einfluss auf zukünftige Sachverhalte.

    Das ist aber ein anderes Thema.

    Wenn man über Griechenland redet, muss zu allererst darüber gesprochen werden, dass wir uns etwas VORLÜGEN, wenn wir von Rettung reden.

    Sich selbst etwas an der Realität vorbei vorzulügen mag zwar bequem sein, ist aber keine Grundlage für nachhaltige Gestaltung.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ Diemtar Tischer

      Was mich massiv irritiert ist der intellektuelle Bankrott zu glauben man könne mit Lügen, falschen Interpretationen und beharren auf Deutungshoheit der Realität entkommen.

      Das betrifft Notenbanken, Regierungen, Wissenschaft, Journalismus.

      Die gekaufte Zeit, der gefühlte Teil der Wirtschaft, ist über 10 Jahre ungenutzt verstrichen.

      Bilanzen sind unbestechliche Richter und das Niveau der als alternativlos dargestellten Massnahmen lässt sich mit Rechnungswesen Mittelstufe 8.Klasse entlarven, naiv.

      Was bleibt ist die Zeit, bis der gesunde Menschenverstand dem Zirkus ein natürliches Ende setzt. Die Politik müht sich gerade diese Spanne bis zum Aufwachen so rasch wie möglich zu überbrücken.

      Gerne erinnere ich mich an diese Rede, die Frau Merkel hätte halten müssen um uns zu retten, weil Griechenland sich selbst retten muss:
      https://www.achgut.com/artikel/eine_ungehaltene_merkel_rede

      Antworten
      • Johannes
        Johannes sagte:

        @ Alexander: “Was mich massiv irritiert ist der intellektuelle Bankrott zu glauben man könne mit Lügen, falschen Interpretationen und beharren auf Deutungshoheit der Realität entkommen. ”

        Mir ging es auch einmal so wie – vielleicht – Ihnen (vor etwa 9 Jahren inzwischen). Es ist mir nicht leicht gefallen und an mich heran zu lassen, dass “die Realität”, bzw. die Wahrnehmung derselben im “Auge des Betrachters” liegt. Natürlich gibt es “die Realität”, aber diese spielt in der Politik nur eine Nebenrolle. Die intellektuelle Meisterleistung der Politik im Verbund mit gewogenen Medien und unter stillschweigender Zustimmung vieler Akteure in Wirtschaft und Sozialapparat, “die Realität” unkenntlich zu machen, ist es, die mich immer mehr schockiert. Den Film Matrix kennen Sie vielleicht; sie haben, wie der eine oder andere die “blaue Pille” geschluckt und können die ganze Absonderlichkeit inzwischen in 3D wahrnehmen. Viele können und/oder wollen es nicht.

        “Unwissenheit ist ein Segen” (stammt auch aus Matrix) – so WOLLEN viele leben und dies aus jeweils persönlich guten Gründen. Diese Unwissenheit ist der stärkste Faktor, der es den handelnden Akteuren erlaubt, IHR Spiel aufzuziehen. Wir sind klar in der Minderheit und können uns nur so gut es geht auf die anstehenden Veränderungen, die m.E. disruptiv und schmerzhaft verlaufen werden, vorbereiten.

        Verstehen Sie mich bitte nicht resignativ, eher realistisch, mit einem Schuss “objektivem Pessimismus” ;-)

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        >Was bleibt ist die Zeit, bis der gesunde Menschenverstand dem Zirkus ein natürliches Ende setzt.>

        Der gesunde Menschenverstand kümmert sich nicht um den Zirkus, versteht ihn daher auch nicht und kann sich daran auch nicht orientieren, d. h. wird der gerade laufenden Zirkusveranstaltung aus einer Verständnisperspektive heraus auch kein Ende setzen.

        Der gesunde Menschenverstand orientiert sich an SEINER Befindlichkeit:

        Meine Erwartungen werden nicht erfüllt, es geht mir nicht so gut, wie ich meine, dass es mir gehen könnte, ich will etwas anderes.

        Geht es mir gut und bin ich zufrieden, dann hat u. a. der Zirkus um Griechenland, d. h. die Kosten und die Lebenslüge der Rettung keinen Einfluss darauf, ob ein natürliches Ende gesetzt wird oder nicht.

        Der unterliegende „Zirkus“ kann einer mit Fehlentscheidungen, suboptimalen Entscheidungen oder auch den bestmöglichen sein.

        Selbst bei letzterem, wenn also die Politik BESTMÖGLICH entschieden hätte, kann etwas anderes gewollt werden, wenn sich die Gesellschaft aus welchen Gründen auch immer auf der schiefen Ebene nach UNTEN bewegt.

        Und wenn etwas anderes gewollt und auch geschaffen wird:

        Dann geht das Spiel von vorne los.

        Ihr Fehler:

        Sie glauben, wenn alles bestmöglich geschieht, selbstverständlich ohne Lebenslügen, dann muss dem Geschehen kein Ende gesetzt werden.

        Natürlich macht es einen Unterschied, ob bestmöglich alles getan wird oder nicht.

        Es ist oftmals entscheidend dafür, ob dem Geschehen ein Ende gesetzt wird oder nicht.

        Aber es ist nicht monokausal bestimmend dafür.

        Es gibt, gesamtgesellschaftlich gesehen, einen FORTWÄHRENDEN intellektuellen Bankrott.

        DIESER Bankrott setzt kein Ende und beflügelt auch keinen Neuanfang.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Johannes

        Die Beschuldigung von Pessimismus ist eine Beschämungstaktik mit der unliebsame Störer ausgegrenzt wurden um ungestört in Luftschlössern zu leben. Wer Realität negiert geht an dieser Realität zugrunde, immer.

        Eine demokratische Mehrheit hat sich wollig in der angebotenen Matrix eingerichtet und erwacht gerade unter Schmerzen.

        Frühe Ausgrenzung als Wettbewerbsvorteil – wer hätte das gedacht :o)

        @ Dietmar Tischer

        Ich würde einen Unterschied machen zwischen gesundem Egoismus (persönliche Befindlichkeit) und gesundem Menschenverstand. Beides haben alle Menschen.

        Ganz egal wie egoistisch Wahlkreuze ausfallen, erkennt jeder Zweibeiner wenn Lügen von Realität überholt werden. Um das Rentenniveau von heute zu halten, benötigt die BRD bis 2035 – 32.000.000 Zuwanderer ist so eine Realität, die Versprechen lügen straft: https://youtu.be/9OZ12WFzjHU

        Und je einfacher die Sätze fallen, desto leichter die Entschlüsselung bei gesundem Menschenverstand.
        “Scheitert der Euro, dann scheitert Europa.”
        “Das schaffen wir”

        Nicht Aufklärung sondern die Realität lässt Glaubwürdigkeit scheitern und danach gibt es kein halten mehr.

        Ich möchte die Erkenntnis darüber nicht relativieren – “fortwährenden intellektuellen Bankrott”, weil das Ergebnis in unseren Leben einmalig ist.

        Ohne Glaubwürdigkeit kein wirtschaften, ganz unabhängig von Gesetzen, Zinsen, Krediten, Wahlen etc….

        Niemand rettet Griechenland, das werden die Griechen selber tun müssen.
        Niemand rettet Deutschland, das können nur die Deutschen selbst.
        Niemand rettet Berlin, das werden die Berliner lernen müssen.
        Niemand retttet dich…

        Preise sind relativ…weil viel zuviel Geld(versprechen) in Umlauf ist.

        Sezession als Ergebnis von missbrauchter Glaubwürdigkeit.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        >Ganz egal wie egoistisch Wahlkreuze ausfallen, erkennt jeder Zweibeiner wenn Lügen von Realität überholt werden. Um das Rentenniveau von heute zu halten, benötigt die BRD bis 2035 – 32.000.000 Zuwanderer ist so eine Realität, die Versprechen lügen straft: https://youtu.be/9OZ12WFzjHU>

        Ich habe diesen Link schon früher geöffnet und die Aussage von H.-W. Sinn zur Kenntnis genommen, dass die 32.000.000 keine Zahlenspielerei, sondern „hart“ und fundiert ist.

        Insofern ist es ein gutes Beispiel, um eine Klärung herbeizuführen, auch wenn man noch darüber diskutieren müsste, welche Annahmen zur Produktivitätsentwicklung eingegangen sind.

        Egal, denn es ist auch unabhängig davon richtig, dass die Politik herumgeistert und lügt, wenn sie wie die SPD/Scholz bis 2040 das Rentenniveau sichern will, OHNE über Zuwanderung zu reden.

        Nur:

        Wo ist der AUFSTAND heute, wo die FORDERUNG in der Politik oder in der breiten Bevölkerung, die diese Verdrängung und die Lügen thematisiert und Lösungen verlangt?

        Wo ist die Erkenntnis eines jeden Zweibeiners – Wo HEUTE?

        Es gibt sie nicht.

        Der gesunde Menschenverstand hat gerade eine Beruhigungspille erhalten und ist beruhigt.

        Es wird den Aufstand und die Forderungen aber geben, wenn bei der nächsten oder übernächste Bundestagswahl die BEFINDLICHKEIT der Menschen VERLANGT, Lösungen zum Rentenniveau auf den Tisch zu legen.

        Nicht heute, erst DANN, wenn die Leute nicht mehr klarkommen, weil die „Doppelte Haltelinie“ nicht mehr zu halten ist.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Dietmar Tischer

        >Wo ist die Erkenntnis eines jeden Zweibeiners – Wo HEUTE?
        Immer einen Schritt nach den anderen. Zwischen der “die Rente ist sicher” Lüge von Norbert Blüm und dem Vortrag von H.W. Sinn sind 30 Jahre vergangen. 30 Jahre in denen viele Beitragszahler nicht geboren wurden und die Zweibeiner merhheitlich nach ihrem egoistischen Befinden abstimmten.

        Vor 30 Jahren wurde diese Frage aufgrund des durch die Industrie 3.0 veranlassten Personalabbaus in die Rentenversicherung gestellt.

        Heute glaube ich zwar nicht an die Industrie 4.0 aber an einen nachfragebedingten Personalabbau aufgrund von gescheiterten Geschäftsmodellen – target2 Export & Abgasmogelei. Es wird die Söhne der Rentner aus den 1980ern treffen, deren Durchschnittsalter zwischen 50-60 Jahre ist, die Spitzenverdiener der Industrie (=Kostenstellen).

        Es ist alles angerichtet und 1 Jahr mehr oder weniger?

        Noch hält die Illusion, die betroffenen Industrien hoffen auf die EZB oder verlängerten ihre Werksferien. Noch sieht niemand die Schäden in den Bilanzen der Autokonzerne…..noch…

  3. SB
    SB sagte:

    Selbst, wenn wir einen (Zins-) Gewinn gemacht haben, soll dieser, wenn es nach Scholz geht – sicher wie gehabt aus moralisch überhöhten Gründen – an GR verschenkt werden:
    https://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/von-wegen-profiteur-es-geht-um-2-9-milliarden-euro-scholz-will-griechenland-zinsgewinne-zurueckzahlen_id_9476352.html

    “Wir” sind wirklich die Besseren!… Und so “solidarisch”… ;-)

    Oder freuen sich da gar wieder ein paar deutsche und französischen Banken, an die der Zinsgewinn umgeleitet wird?

    Antworten
  4. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: Italien wird so nicht funktionieren!

    Kesse Frage: Warum nicht? Nur die Dimensionen sind größer, aber ich wüsste nicht, dass die EZB irgendwelche Limits hätte, die sie nicht eigenmächtig ändern kann. Mit gesetzlich garantierter Immunität für die Führungskräfte, der (ja halb wahren) Ausrede der Stabilisierung des Finanzsektors und der Begründung “Vermeidung einer deflationären Depression” kann man noch viele Regeln ändern, um sie nicht brechen zu müssen. Minibots braucht es da nicht unbedingt, da gebe ich Ihnen recht.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Wolfgang Selig

      Es wird mit Italien ganz sicher nicht SO wie mit Griechenland funktionieren.

      Denn „größere Dimensionen“ sind nicht nur ein quantitativer Unterschied.

      Die EZB hat Regeln, denen zufolge sie u. a. nicht grenzenlos italienische Staatsanleihen kaufen kann. Zum einen begrenzt der EZB-Kapitalschlüssel die Käufe, zum anderen kann die EZB nicht Anleihen minderer Bonität kaufen (was für Italien noch nicht der Fall ist, aber einer werden könnte).

      Die EZB wird derartige Regeln nicht umstandslos brechen können.

      Es hat schon Diskussionen dazu gegeben, hier:

      http://www.faz.net/aktuell/finanzen/faz-exklusiv-ezb-kauft-mehr-anleihen-aus-suedeuropa-15409642.html

      Es ist fraglich, ob die EZB ihr Kaufprogramm noch lange weiterführen will.

      Wenn sie es aber weiterführt und ÜBERPROPORTIONAL italienische Staatsanleihen kauft, wird es in Deutschland und anderswo erhebliche Diskussionen geben – eine neue, fundierte Spielwiese für H.-W. Sinn und andere.

      Ich glaube, dass man andere „Rettungswege“ für Italien beschreiten wird, schließe aber natürlich nicht aus, dass die EZB sie flankieren wird.

      Ein Ansatz, der offensichtlich verfolgt wird, ist ein funktional erweiterter ESM, der nicht an die harte Konditionalität des „Rettungsschirms“ gebunden wäre, die Italien ganz sicher nicht wie Griechenland akzeptieren würde.

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @DT: Sie sagen, “Die EZB wird derartige Regeln nicht umstandslos brechen können.”

        Ich sage: Und warum nicht? Wer soll sie daran hindern? Und wer sagt, dass es umstandslos sein muss? Und wenn es Umstände macht, wenn stört es?

        Wirtschaftlich betrachtet handelt es sich bei dem Erwerb der Anleihen aktuell schon um eine Staatsfinanzierung, egal was irgendein wortklaubender Jurist dazu sagt, denn es zählt die faktische Marktwirkung, nicht die technische Abwicklung bzw. die Rechtsauffassung. Die 33 % – Regel ist willkürlich aus dem Hut gezaubert und kann auch ziemlich willkürlich geändert bzw. umgangen werden. Wurde in diesem Blog von Herrn Stelter alles schon diskutiert:

        https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/ezb-betreibt-in-wahrheit-staatsfinanzierung-inflation-nur-vorgeschoben/

        Bei einem stimme ich Ihnen aber zu: die Kondtitionen eines Rettungsschirms wie bei Griechenland würde Italien schon aus Nationalstolz nicht akzeptieren. Muss es aber auch nicht, denn vieles davon hat ja in Griechenland schon nicht funktioniert.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Wolfgang Selig

        Wir sind uns einig, dass niemand unter den Regierungsverantwortlichen in Europa ein Interesse daran hat, dass Italien in irgendeiner Weise die Eurozone zerfallen lässt.

        Es wird daher erhebliche Anstrengungen geben, dies zu vermeiden.

        Der Punkt, wo wir nicht mehr übereinstimmen, ist der:

        Sie sind der Meinung, dass, was möglich ist – ob rechtlich zulässig oder nicht –, quasi umstandslos getan wird, wenn es zum Ziel einer „Rettung“ bzw. Systemstabilisierung führt.

        Ich bin hingegen der Meinung, dass dabei sehr wohl auf nationale Belange Rücksicht genommen wird – nicht immer, aber mitunter –, und zwar dann, wenn es um fundamentale Befindlichkeiten geht.

        Ein Beispiel, das ich als Bestätigung dafür ansehe:

        Die nach Europa zuwandernden Menschen werden nicht so verteilt, wie Frau Merkel und andere es gern hätten. Einige Länder spielen da aus „nationaler Befindlichkeit“ nicht mit.

        Die sich damit ergebenden Probleme sind nicht gelöst.

        Was mit Blick auf die italienische Staatsfinanzierung geschieht, ist offen.

        Es ist aber nicht so, dass die EZB für alles ihr Mögliche einen Freifahrtsschein hat.

        So bin ich z. B. sicher, dass es erhebliche POLITISCHE Probleme in Deutschland geben wird mit Ausstrahlung auf die auch unabhängige EZB, wenn die gerade einsetzende Negativverzinsung auf Bankeinlagen steigen und längerfristig anhalten sollte.

        Ich würde Wechselwirkungen nicht unterschätzen.

        Das Top-Personal der EZB ist m. A. n. nicht unsensibel mit Blick auf die Bevölkerung.

        Auch die EZB muss eine Grundakzeptanz in der Bevölkerung haben und bewahren.

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.