Tiefe Zinsen passen zum Kondratieff-Zyklus
In vielen Beiträgen bei bto habe ich die aktuelle Entwicklung in den Kontext des Kondratieff-Zyklus gesetzt – so in „Wie die großen Ökonomen Schumpeter und Kondratieff uns vor der nächsten Schuldenkrise bewahren können“ und natürlich in meinen Büchern “Die Billionen-Schuldenbombe” und “Eiszeit in der Weltwirtschaft”. Dabei habe ich den Kondratieff-Zyklus so erklärt:
Der klassische Kondratieff-Zyklus ist eine lange Welle der ökonomischen Entwicklung, die in der Regel 50 bis 60 Jahre anhält und in vier Phasen zerfällt:
- Phase 1, der „Frühling“, ist, basierend auf Innovationen und der Umsetzung neuer Technologien, eine Expansionsphase, die den allgemeinen Wohlstand steigert und schließlich eine Inflation produziert. Diese Phase dauert rund 25 Jahre.
- Phase 2, der „Sommer“, hält nur flüchtige fünf Jahre lang an. Die Expansion erreicht ihren Höhepunkt, dann entstehen Probleme. Überproduktion führt zu Engpässen bei den Ressourcen, was die Kosten treibt und die Gewinne sinken lässt. Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich.
- Phase 3, der „Herbst“, währt rund zehn Jahre. In dieser Phase kommt es zur ersten Rezession des Kondratieff-Zyklus, danach tritt die Wirtschaft in eine Zeit mit stabilem, aber niedrigem Wachstum ein. In dieser Hochphase steigt dank niedriger Inflation und guter Wirtschaftsaussichten die Kreditaufnahme.
- Phase 4, der „Winter“, zieht sich im Schnitt über 18 Jahre hin. Er beginnt mit einem durch die hohe Verschuldung der Herbstphase ausgelösten langwierigen, rezessionsähnlichen Abschwung, der bis zu drei Jahre anhalten kann. Darauf folgt eine Periode von bis zu 15 Jahren mit niedrigen Wachstumsraten, bis der nächste „Frühling“ kommt.
Nun habe ich in einem Beitrag ein paar schöne Illustrationen für den Kondratieff-Zyklus gefunden.
Zunächst die schematische Darstellung:
Quelle: GOLDSEITEN
Dann die Übersicht über die vergangenen Phasen der langen Welle der Konjunktur:
Quelle: GOLDSEITEN
Sodann der Versuch, die heutige Entwicklung einzuordnen:
Quelle: GOLDSEITEN
Dabei verweisen die Autoren darauf, dass die heutige Wirtschaftspolitik, vor allem die Geldpolitik alles versucht um den “Winter” zu verhindern: “Bei jedem Eingriff in die natürlichen Zyklen ist damit zu rechnen, dass er sich eines Tages in Form von unbeabsichtigten Folgen rächt und auch die aktuelle Phase der wirtschaftlichen ‚Exzesse‘ wird in einer solchen Korrektur enden. Der Winter des aktuellen Kondratieff-Zyklus begann im Jahr 2000, in Übereinstimmung mit der Dotcom-Blase. (…) Der letzte Abschnitt der Phase der Depression wird voraussichtlich von 2016 bis 2020 andauern (…).”
Sehr schön sichtbar ist der Rückgang des Zinsniveaus im Zusammenhang mit der Winterphase des Kondratieff-Zyklus. Stimmt diese Theorie, wird dieser Trend in der heutigen Situation noch durch die bereits diskutierten Faktoren wie Demografie verstärkt, was unsere Situation von der Dimension her besonders macht.
→ GOLDSEITEN.de: “So überstehen Sie den nahenden Winter in der Wirtschaft”, 19. August 2016