“Die Welt nach dem Brexit”
Felix Zulauf ist ein ausgewiesener Kapitalmarktexperte, der an dieser Stelle immer wieder zu Wort kommt:
→ “Abwertungswettlauf hat Folgen”
→ “Ist Deflation unausweichlich?”
Heute bringe ich seine Gedanken zum “Brexit” und den Folgen aus einem Beitrag bei der FINANZ und WIRTSCHAFT. Die Highlights:
- “Grossbritannien wird mit einem Austritt seine volle Souveränität und Handlungsfreiheit wiedererlangen und selbst entscheiden können, was gut ist für die Nation. Die EU kann Hand bieten zu einer guten Lösung des Zusammenlebens, oder sie kann eine bestrafende Haltung einnehmen.”
- “Letzteres, besonders von Frankreich gefordert, wäre dumm, denn das Vereinigte Königreich ist nicht nur die fünftgrösste Volkswirtschaft der Welt und einer der grössten Handelspartner und Kunden der EU, sondern auch die grösste Militärmacht Europas.”
- “Die EU (…) muss die institutionelle Architektur überarbeiten und auf eine tragfähige Basis stellen, die den wirtschaftlich, politisch und kulturell unterschiedlichen Mitgliedstaaten gerecht wird. Das ist einfacher gesagt als getan, denn besonders über die vergangenen zwanzig Jahre wurde die EU zur Fehlkonstruktion umgebaut, mit dem Ziel eines zentralisierten Superstaats Europa.”
- “Die EU könnte nun weiterhin die volle Integration mit dem Ziel Superstaat Europa anstreben. (…) Sollte dies weiterhin versucht werden, dann wird die EU grandios scheitern, denn die Mehrheit der Regierungen und Menschen in der EU will dies nicht.”
- “Das andere Extrem wäre die Rückbildung zur Situation von vor Maastricht, also ohne Währungsunion, organisiert mit Subsidiarität als oberstes Prinzip in einem Bund souveräner Nationalstaaten. (…) Diese Variante wäre langfristig am tragfähigsten.” – bto: Klartext, der Euro muss aufgelöst werden.
- “(…) mit einer Währungsunion, welche die Zentralisierung zwangsläufig vorantreibt, da Volkswirtschaften mit völlig unterschiedlicher Struktur und Wettbewerbsfähigkeit in diesen Verbund gezwängt werden, kann diese Zentralisierung gar nicht aufgegeben werden.”
- “Deshalb kann die EU die Korrekturen, die ihr die Anti-Establishment-Kräfte aufzwingen wollen, gar nicht vornehmen. (…) weitere Referenden und Vertragsbrüche sind programmiert.”
- “(…) Europa [wird] im globalen Vergleich wirtschaftlich deutlich Boden verlieren. Investitionen und Beschäftigung werden abnehmen, ebenso die Rentabilität der Unternehmen. Kapital wird von Europa in andere Regionen abfliessen und den Euro schwächen, nicht zuletzt, wenn die Europäische Zentralbank ihre völlig verfehlte Geldpolitik angesichts zunehmender wirtschaftlicher Probleme fortsetzt oder sogar noch verstärkt.”
- “Vermutlich dürfte die Währungsunion in der heutigen Form in weniger als einem Jahrzehnt als Opfer zentrifugaler Kräfte beendet sein und als grosse politische Verirrung in die Geschichtsbücher eingehen.” – bto: Das denke ich auch. Nur wird der Übergang nicht erfreulich!
- “Kapitalanlagen in Europa dürften in dieser Zeit kaum die Rendite abwerfen, die viele Investoren brauchen, um ihre Verbindlichkeiten zu befriedigen. Eine weitere Erosion des Lebensstandards für die grosse Masse wird unvermeidlich werden.” – bto: … und damit die Munition für die große Umverteilung liefern, die dann aber die Misere noch verstärkt!
- “Für die EU-Wertpapiermärkte dürften die Risiken, besonders längerfristig, sehr viel höher sein als für Grossbritannien, weil die Unsicherheit deutlicher zunehmen wird.” – bto: Das entspricht meiner Ansicht, wie in der WiWo dargelegt.
- “Für die Schweiz wird die Ausgangslage (…) tendenziell besser, und nicht schlechter, wie das Establishment fälschlicherweise meint. Der Bundesrat muss schleunigst Kontakt mit den Engländern, mit denen wir viele Gemeinsamkeiten haben, aufnehmen. Für die Schweizerische Nationalbank wird es noch einige Jahre ungemütlich bleiben, weil der Euro bis zu seiner Auflösung tendenziell unter Druck bleiben wird.”
Das ist deckungsgleich mit meiner Auffassung.
→ FINANZ und WIRTSCHAFT: “Die Welt nach dem Brexit”, 5. Juli 2016