Höchste Zeit, die TARGET2-Forderungen zu realisieren

Am Sonntag (2. Juli 2023) ist Dr. Hans Albrecht in meinem Podcast zu Gast. Er wirbt seit Jahren für eine Nutzung der TARGET2-Forderungen der Bundesbank zum Nutzen des Landes. So hat er bereits im Oktober 2018 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen viel beachteten Artikel zur TARGET2-Problematik veröffentlicht. Er bezog sich dabei auf einen auch bei bto diskutierten Kommentar von Martin Hellwig, der bekanntlich die Auffassung vertritt, dass diese Salden keine Rolle spielen, wie sie auch bei Zahlungen von Hamburg nach München keine Rolle spielten.

→ Zur „TARGET-Hysterie“

Dieser Meinung widerspricht Dr. Hans Albrecht vehement, zugleich zeigt er aber auf, dass es leicht wäre, die TARGET2-Salden abzubauen. Auch das hatten wir an dieser Stelle schon einmal besprochen:

→ Ökonomen tappen in die TARGET-Falle

Dennoch geht Albrecht weiter und zeigt umfassend auf, dass es nicht nur in unserem Interesse ist, sondern auch im Interesse Europas:

  • „Dass Europa nach wie vor aus Nationalstaaten besteht, spürt Deutschland besonders dann, wenn seine Nachbarn wirtschaftliche Leistungen oder Zugeständnisse von ihm einfordern. Es ist utopisch zu sagen, dass wir in Europa eigentlich keine getrennten Kassen mehr haben dürfen. Dieser Effekt träte ein, wenn man alle Notenbanken Europas zu einem Filialsystem der Europäischen Zentralbank (EZB) verschmelzen wurde. Das war nie gewollt, und genau deshalb gibt es auch weiterhin nationale Notenbanken, und genau deshalb gehört die EZB den Nationalbanken und nicht umgekehrt.“ – bto: Eine wichtige Erinnerung.
  • „Die TARGET-Forderungen (stellen) sehr wohl Konsum- und Produktivitätsungleichgewichte innerhalb der EU und damit Ansprüche auf Waren und Dienstleistungen dar (…) die von Schuldnerländern zu befriedigen sind, die derzeit allerdings selbst nicht genug produzieren, um ihren eigenen Konsumbedarf zu decken. Das ist die schlechte Nachricht.“ – bto: Darum haben wir sie ja auch.
  • „Die gute Nachricht ist aber, dass es auch nicht stimmt, dass man die Mittel auf den Target-Konten nicht nutzen kann. Im Gegenteil geht dies ganz einfach und ermöglicht, massive Investitionen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit unserer Länder und auch – im Sinne der europäischen Solidarität – zum Abbau von Produktivitäts- und Konsumungleichgewichten in Europa zu tätigen.“ – bto: Man muss es halt nur machen. Ich denke, wie Albrecht, dass es ein enormes Versäumnis unserer Politik ist, nicht entsprechend gehandelt zu haben.
  • „Das Problem entsteht, wenn irgendwann einige der an diesem Spiel beteiligten Nationen ständig mehr konsumieren, als sie produzieren. Dann kaufen sie immer mehr aus dem Ausland, als sie selbst dorthin liefern, und häufen so immer mehr TARGET-Anschriften beziehungsweise Interbankenkredite an. So lange, bis die kreditgebenden Banken merken, dass die Schuldnerbanken des betroffenen Landes offenbar die ihnen gewährten Interbankenkredite nicht gut vergeben haben, also produktivitätsmehrend, sondern schlecht, also konsumtiv.“ – bto: Das versteht sich von selbst, weil steigende Schuldenquoten immer auf eine unproduktive Verwendung der Kredite hindeuten.
  • „Die Folge ist, dass diese Banken in ihrem Heimatmarkt zunehmend auf faulen Krediten sitzen und ob dieser schlechten Geschäfte selbst schlecht werden. Sobald die Finanzmärkte merken, dass das der Fall ist, stellen Banken, die solche Interbankenkredite gewährt haben, diese fällig. Sie müssen wegen ihrer sehr kurzen Laufzeiten über Nacht getilgt werden und wandern so auf gleichem Wege wieder in die Bilanzen der Notenbanken, was die gewaltigen sprunghaften Anstiege der TARGET-Salden bei jedem Wiederaufflackern der Euro-Krise erklärt.“ – bto: So werden wir es wieder im Falle von Italien erleben.
  • „(…) die Kollektivperspektive der Volkswirtschaften klaffen weit auseinander, und das Tragische ist, dass sich die kollektiven Effekte nur unbemerkt und sehr verzögert darstellen. Aber wenn dieses Ponzi-Schema, eine Art Schneeballsystem, irgendwann kollabiert und die Überproduzierer nicht mehr liefern beziehungsweise wenn man die bisher zu viel konsumierenden Länder nicht mehr unbegrenzt anschreiben lässt, wird es dort große Unruhen geben, weil vermeintlich redlich selbst verdiente Lebensstandards zwangsläufig aufgegeben werden müssen. Und Deutschland wird, wenn es Derartiges fordert, gehasst werden, weil keiner versteht, dass die ganze Party bisher vor allem von Deutschland – durch Konsumverzicht seiner Steuerzahler – finanziert wurde.“ – bto: Es ist eigentlich ein Konsumverzicht seiner Bürger, nicht nur der Steuerzahler. Im Kern ist es eben so, dass wir zu wenig aus diesen Ländern nachfragen und so sparen und Kredit gewähren.
  • „Der einzige Weg, ohne soziale Unruhen und Unfrieden in Europa diesem Dilemma zu entkommen, ist, die Produktivität in den Ländern zu steigern, die zu viel konsumieren, um so Ungleichheiten und Target-Salden abzubauen. Produktivitätssteigerung erfordert aber Investitionen. Genau dafür kann und sollte man die Targetsalden nutzen!“ – bto: Natürlich könnten uns die Schuldner auch Vermögenswerte übertragen, die berühmten griechischen Inseln, dann geht es auch ohne Produktivität. Diese soll die Länder natürlich wettbewerbsfähiger machen und ihnen so Exporte nach Deutschland ermöglichen.
  • „Die Deutschen könnten erstens – als Individuen – einfach mehr in Südeuropa investieren: Firmen kaufen oder gründen, Immobilien kaufen oder bauen, Investmentfonds zeichnen oder auch einfach nur Urlaub machen. All dies würde TARGET-Salden abbauen und vor Ort Nachfrage und so hoffentlich irgendwann auch Produktivität erzeugen.“ – bto: Reisegutscheine für Italien wäre eine Antwort!
  • „Die Deutschen könnten zweitens – kollektiv – Gleiches natürlich auch gemeinschaftlich bewerkstelligen. So könnten deutsche Banken beispielsweise einen Südeuropa Investment Pool gründen, diesen finanzieren und dafür auch private Investoren gewinnen.“ – bto: Das scheitert natürlich an den Risiken. Aber dann muss man diese Risiken eben besser managen.
  • „Wenn nichts dergleichen geschieht, sondern stattdessen immer weiter umfinanziert wird, ohne die Produktivität zu steigern, wird sich das Problem zwangsläufig verschärfen. Bis irgendwann die Blase platzt! In dem Fall würde Deutschland viel mehr als nur die unmittelbaren Forderungen aus den TARGET-Salden verlieren. Die Interbankenkredite würden fällig gestellt, müssten zurücküberwiesen werden und würden so zu noch mehr TARGET-Salden führen. Die Bundesbank würde noch mehr zur unfreiwilligen Bad Bank Europas, die auf den faulen Krediten sitzen bleibt – mit allen negativen Folgen für den deutschen Steuerzahler.“ – bto: Das stimmt und wurde auch in der Risikoanalyse der Deutschen Bank, die ich hier diskutiert habe, ausführlich besprochen:

→ Was passiert, wenn der Euro platzt

  • „Hier hilft es auch nichts, wenn dann die EZB einfach frisches Geld druckt und damit die deutschen TARGET-Forderungen bezahlt. Zwar hat Martin Hellwig recht, dass die EZB ohne Ende Banknoten drucken und deshalb technisch nicht pleitegehen kann. Das Wesentliche an Geld sind aber nicht die Banknoten, sondern die Ansprüche auf Waren und Dienstleistungen, die sie verkörpern sollten. Und die kann die EZB eben nicht drucken!“ – bto: So ist es. Wir bekämen wie in der DDR „Essensmarken mit beschränkter Haftung“, die sich „Geld“ nennen. Bunte Zettel, für die wir nichts bekommen. Eigentlich ist TARGET2 das heute schon, doch noch können wir aus bunten Zetteln einen echten Asset machen.
  • „Die TARGET-Salden sind aus Exportüberschüssen und Kapitalflucht entstanden, weil Länder wie Griechenland über ihre Verhältnisse leben, also ständig mehr konsumieren, als sie selbst herstellen. Diesen Überkonsum haben wir ermöglicht, und deshalb haben wir jetzt Ansprüche auf Waren und Dienstleistungen aus Griechenland. Griechenland kann sie aber nicht bedienen, wenn es seine Produktivität nicht schneller steigert als den Konsum. (…) Das wiederum bedeutet, dass die Ansprüche auf Waren und Dienstleistungen, welche die von Martin Hellwig vorgeschlagenen neuen Banknoten dann repräsentieren, von den Überschussländern wie Deutschland befriedigt werden müssen. Und das würde bedeuten, dass die Gläubiger ihre Schulden selbst bezahlen würden.“ – bto: Es ist nichts anderes als ein Schuldenerlass, nur anders verpackt.
  • „Deutschland kann (…) das Problem (…) lösen, (…) indem die Bundesregierung einen ‚Europäischen Solidaritäts-Fonds‘ (ESF) ins Leben ruft, der vor allem in Südeuropa Wachstumsinvestitionen finanzieren würde. Das könnte wie folgt geschehen: Der ESF begibt eine Anleihe (…) Diese kaufen deutsche Geschäftsbanken und reichen sie zur Refinanzierung weiter zur Bundesbank. (…) Damit würde sich die Bundesbankbilanz um eine Milliarde Euro verlängern (…) Sobald der Fonds aber die Mittel für Investitionen nach Südeuropa überweist, reduziert dies die Target-Salden genauso wie ein Interbankenkredit. Die Bundesbankbilanz ist wieder genauso lang wie vorher (…) Aus Sicht der Volkswirtschaft und der Bundesbank wurde nur ein unbesicherter, unverzinster und unbefristeter Saldo, wie dies Martin Hellweg nennt, getauscht in eine indirekt durch die Investments des Fonds besicherte und verzinste Forderung gegen eine deutsche Geschäftsbank.“ – bto: … und damit – entsprechend gute Investition des Geldes vorausgesetzt – deutlich besser verzinst und sicherer!
  • „Auch für Investitionen innerhalb Deutschlands oder außerhalb Europas ließen sich TARGET-Salden nutzen. (…) wenn zunächst die Mittel durch Vorschaltung zweier Überweisungen aus dem TARGET-System gewissermaßen ausgeschleust werden: Unser ESF (…) überweist von einem Konto, das er bei einer deutschen Bank hat, auf eines, das er bei einer Bank beispielsweise in Frankreich unterhält. Da diese Überweisung durch das TARGET-System fließt, wird so unser Target-Saldo abgebaut. Von Frankreich aus wird das Geld nach England überwiesen, und schon ist der TARGET-Saldo abgebaut und die Mittel als Giralgeld auf einem englischen Bankkonto frei verfügbar. Wenn gewünscht, kann das Geld übrigens von England aus auch wieder zurück auf ein deutsches Bankkonto überwiesen werden, ohne dass dabei wieder TARGET-Salden aufgebaut werden, weil England ja nicht im TARGET-Verbund ist.“ – bto: Das ist in der Tat eine einfache Operation. Vermutlich wird das schon jetzt gemacht, wenn der TARGET-Saldo zu steigen droht, um keine Unruhe an den Märkten aufkommen zu lassen.
  • „Unsere angeblich durch TARGET blockierten Mittel werden so zu Giralgeld und können beispielsweise zum Abbau des immer größer werdenden deutschen Investitionsstaus, zur Finanzierung des Ausbaus von digitaler Infrastruktur und für vieles mehr genutzt werden.“ – bto: Wir könnten also das Märchen vom reichen Land wahr werden lassen.
  • „(…) die Bundesbank (könnte) so agieren, wie es ihr die Schweizerische Nationalbank vormacht: selbst ihre Guthaben aus dem TARGET-System befreien und stattdessen nach den Regeln der Kunst in ein weltweit diversifiziertes Portfolio anlegen, (…). Die Bundesbank könnte so das ihr anvertraute Vermögen der deutschen Volkswirtschaft aus einer unbesicherten, unverzinsten, nie einforderbaren und nur einem Schuldner zur freien Verfügung gestellten Forderung befreien und es stattdessen im Sinne der europäischen Idee und zukünftiger Generationen global diversifiziert investieren. So übrigens, wie es uns alle Nationen vormachen, die über erhebliche Exportüberschüsse verfügen: Norwegen, Russland, die Golf-Staaten, China, Singapur und die Schweiz. Denn alle diese Länder verwalten ihre Überschüsse im Sinne des Gemeinwohls durch Staatsfonds. Es sollte uns zu denken geben, dass wir als ständiger Exportweltmeister die Einzigen sind, die dies nicht tun!“ – bto: Und wir verlieren noch dazu unser Geld international.
  • „Am Ende haben wir so statt unbesicherter und unverzinster TARGET-Forderungen eine global diversifizierte Vielzahl von Vermögensanlagen, von sogenannten Assets. Wir haben unser Risiko diversifiziert. Was allemal besser ist, als alles auf eine Karte zu setzen.“
  • „Schließlich würden sich die aus der TARGET-Falle befreiten Mittel hervorragend zur Finanzierung der vielen künftig zu erwartenden weiteren europäischen Rettungsfonds und Solidaritätsabgaben eignen. Alle bisher von unseren europäischen Freunden erdachten Mechanismen – EFSF, ESM und wie sie alle heißen – haben gemein, dass Deutschland stets gewissermaßen frisches Geld auf den Tisch legen oder neue Bürgschaften übernehmen muss. Warum nutzen wir nicht stattdessen die TARGET-Salden?“ – bto: So richtig. Die Frage ist: Ja, warum eigentlich nicht? Ist es Dummheit oder böser Wille?

→ faz.net: “Der Ausweg aus der TARGET-Falle”, 20. Oktober 2018

Kommentare (33) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Beobachter
    Beobachter sagte:

    Ist zwar etwas off-topic, passt aber gut zu den Salden und dem gesamten Zustand von Euro/EU:
    “Die Europäische Kommission hat alle Reserven des Siebenjahreshaushaltes der Europäischen Union in Höhe von 30 Milliarden Euro für den Zeitraum bis 2027 für die Hilfe an die Ukraine aufgewendet. Nun müssen die EU-Finanzminister über die Zuweisung zusätzlicher Beiträge zum Gemeinschaftshaushalt beraten. Das gab die Chefin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen auf der Abschlusspressekonferenz des EU-Gipfels bekannt.”
    Es war auch irgendwo der Rede vom 66 Mrd. Irgendwann kommt der Knall.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Beobachter

      “Die Europäische Kommission hat alle Reserven des Siebenjahreshaushaltes der Europäischen Union in Höhe von 30 Milliarden Euro für den Zeitraum bis 2027 für die Hilfe an die Ukraine aufgewendet. Nun müssen die EU-Finanzminister über die Zuweisung zusätzlicher Beiträge zum Gemeinschaftshaushalt beraten.”

      Das wird dann die erste Zahlungsrate für die Aufstellung der vierten ukrainische Armee, nachdem die aktuell noch existierende dritte Armee in der derzeit laufenden “Sommer-Offensive” aufgerieben worden ist.

      Dürfte locker 100 Milliarden Euro pro Jahr kosten, wenn wir in der aktuellen Intensität weiter machen – potentiell noch viel mehr, wenn der ukrainische Staat auch noch im großen Stil Söldner rekrutieren muss, sobald alle als Soldaten einziehbaren Männer aus den dafür geeigneten Jahrgängen entweder tot, verwundet oder geflüchtet sind.

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @Richard Ott

        “Dürfte locker 100 Milliarden Euro pro Jahr kosten, wenn wir in der aktuellen Intensität weiter machen –”

        Absolut !

        Solidarität beim Zerstören …beinhaltet dann später ja auch Solidarität beim grosszügigen Wiederaufbau des kommende EU-Wertemitgliedes.

        Da Deutschland ja bei der Zerstörungshilfe zu den führenden Nationen zählt ….wird der “Deutsche Michel” wohl auch später der führende Wiederaufbau- und Eingliederungszahler sein.

        Wenn ich an Hr.Borrell’s “European Garden” denke oder mir die Bilder aus Krawall-Frankreich anschaue,dann stelle ich mir immer vor,dass er den Klingelton von Lynn Anderson auf seinem Handy hat und sich innerlich (ebenfalls) gewaltig einen ablacht.

        “I beg your pardon
        I never promised you a rose garden
        Along with the sunshine
        There’s gotta be a little rain sometime…”

        https://m.youtube.com/watch?v=KXHsWBKKNbI

  2. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Ein gutes Erklärvideo zum Thema Target gibt es hier: https://youtu.be/QmSSTu1OvBA

    @troodon

    Sorry für die gestrige Verwirrung. Schnabel und Hellwig sprechen über die Bilanz der EZB und nicht über die Bilanz und GuV der Buba. Wie Sie korrekt geschrieben haben, werden die TARGET-Salden bei der Bundesbank zum Hauptrefinanzierungssatz verzinst. Machte im letzten Jahr rund 7,3 Mrd. Zinserträge. Damit ist die Verzinsung aufgrund der inversen Zinsstruktur aktuell sogar höher als die Erträge aus länger laufenden Anleihen.

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • PW
      PW sagte:

      @Michael Stöcker

      Das Video ist im Kern eine Frechheit. Den Kritikern wird Lüge unterstellt, während die vorgetragene Schimäre „linke und rechte Tasche“ die eigene Blindheit zur Schau stellt. Bürgern in jeweils nationalen Volkswirtschaften, mit jeweils eigenen Parlamenten und verfasster Souveränität, wird mandatsfremd die Schillersche Sozialdividende vorenthalten, bzw. die diametrale Wohlstandsregression erspart.

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @PW

        Nur eine Meinung zu etwas zu haben, ist keine Basis für eine sachliche Einschätzung. Wenn Sie der MEINUNG sind, dass dieses Video eine Frechheit ist, dann müssen Sie dies auch sachlich begründen. Den Kritikern Sinn, Otte, Friedrich & Co. wird zudem keine Lüge unterstellt, sondern lediglich ein Irrtum; und irren ist durchaus menschlich und keiner von uns ist davor gefeit.

        Und was bitte schön ist eine „Schillersche Sozialdividende“?

        LG Michael Stöcker

      • PW
        PW sagte:

        @Michael Stöcker

        „Den Kritikern Sinn, Otte, Friedrich & Co. wird zudem keine Lüge unterstellt, sondern lediglich ein Irrtum; und irren ist durchaus menschlich und keiner von uns ist davor gefeit.“

        Ich hatte den verlinken Beitrag als „Die SchuldenLüge der Crashpropheten
         TARGET2-Salden erklärt“ gelesen.
        Wenn ich mich da vertan habe, bitte ich um Entschuldigung; und irren ist durchaus menschlich und keiner von uns ist davor gefeit.

        „Und was bitte schön ist eine „Schillersche Sozialdividende“?“

        Eine Benennung von Karl Schiller (Wirtschafts-/Finanzminister). Bezieht sich auf das von Erhard geprägte Wirtschaftsmodell in der Nachkriegszeit mit wiederholten *Währungsaufwertungen*, damit einhergehendem wirtschaftlichen Innovationsdruck, auffallender Wettbewerbsfähigkeit, mit steigendem Wohlstand, und internationaler Kaufkraft. Sofern das Modell rohstoffarmes Technologieindustrieland für DE noch gültig ist, ist das auch imho die bessere Option für die Bürger. Im Vergleich zu den vorgeblichen Vorteilen für DE durch den Euro ohnehin.

      • PW
        PW sagte:

        PS:
        Die Arbeitsthese des Euro „linke Tasche gleich rechte Tasche“ ist mMn. eine Schimäre, weil durch die Realität falsifiziert. Seit der Eurokrise wird die These durch den Markt bezweifelt, ablesbar auch direkt an den TARGET Salden. Seit Draghis All-In muss der Bluff durch immer weitere Chips auf den Tisch gestützt werden.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ PW

        Sie haben Recht. Der Titel ist sehr reißerisch und unsachlich gewählt, im Video wird jedoch völlig sachlich argumentiert. Mit der Titelwahl hat sich Höfgen keinen Gefallen getan. Dennoch halte ich es für ein gutes Erklärvideo zur Thematik.

        Mit der Sozialdividende hatte Schiller natürlich Recht. Wäre aber ebenso gut über die Lohnpolitik gegangen (Produktivitätspeitsche). Die aktuelle Entscheidung zum Mindestlohn mit 41 Cent unterstreicht nicht nur die sozialpolitische Inkompetenz sondern insbesondere die makroökonomische Inkompetenz der Akteure. Mit höheren Lohnabschlüssen in Deutschland im Zeitraum 2000 bis 2008 (u. a. Agenda 2010) wären zudem die LB-Ungleichgewichte in Euroland weniger massiv ausgefallen und somit die TARGET-Salden ebenfalls.

        @ Rechte Tasche/Linke Tasche

        Damit adressiert Höfgen das Thema von Schnabel und Hellwig bzgl. der Wirkungen auf die Bilanz der EZB und nicht auf die Bilanz der Bundesbank. Bei der EZB sowie der Gewinnverteilung ist es linke Tasche/rechte Tasche, bei der Bundesbank hingegen bewirken positive Salden einen Zinsertrag, bei der italienischen ZB bis auf weiteres Aufwand und somit keine Ausschüttungen an das italienische Finanzministerium. Bei Null-Zinsen gilt es allerdings auch für die Bilanzen der nationalen Notenbanken.

        „Im Vergleich zu den vorgeblichen Vorteilen für DE durch den Euro ohnehin.“

        Ich teile Ihre Einschätzung, dass der Euro – nicht nur für Deutschland – in Summe nachteilig war. Mit einer aktiveren Lohnpolitik hätten die Nachteile allerdings deutlich geringer ausgefallen können (etwas weniger Exporte, mehr inländische Investitionen in Bildung und Infrastruktur, etwas höhere Importe).

        LG Michael Stöcker

  3. komol
    komol sagte:

    Wenn man mal genau darüber nachdenkt, muss man ehrlicherweise sagen, dass Hellwig hier recht hat. Denn ein reales Problem ist Target2 nur dann, wenn man davon ausgeht, dass der Euro gedoomt sei. Wenn man auch noch denkt, dass er eben gerade wegen Anreizverzerrungen, die eben auch zu Target2-Ungleichheiten führt, gedoomt sei, ist es aber verständlich, dass man Hellwig nicht recht geben will. Der große Unterschied, den Hellwig sicher im Hinterkopf hat, als Ökonom aber invisibilisieren muss, weil er in der ökonomischen Sprache nicht vermittelbar ist, ist, dass Politik und Wirtschaft unterschiedliche Teilsysteme der Gesellschaft darstellen, d.h. mit nicht ineinander übersetzbaren symbolisch generalisierten Komm.medien operieren (im allg. Sprachgebrauch: eigenen nicht ineinander übersetzbaren Logiken folgen). Der Euro wird niemals aufgelöst werden. Er ist Teil eines unaufhaltsamen Integrationsprozesses (nicht -projekt, denn das läuft selbstorganisiert – ist also evolutionär gesehen durch nix und niemanden aufhaltbar). Die Grundlage für diesen Fakt kann man aus der Soziologie heraus verstehen – ökonomisch hingegen kaum! Dass es Target2-Problem gibt, ist ein Hinweis auf die Unaufhaltbarkeit dieses Integrationsprozesses – ja es befördert es in hohem Maße. Und jeder der sich an dem Problem ökonomisch den Wolf abrubbelt, trägt kommunikativ letztendlich nur dazu bei, dass dieser Integrationsprozess stärker und stärker wird. Wahrscheinlich werden die Kritiker am Ende nur darauf kommen, dass sich Dtl. in Richtung mancher evol. vorteilhafter Aspekte südländischer Mentalität ändern muss – einen anderen Weg gibt es bzgl. der Target2-Frage nicht. Da kann man knurren, aber es geht nur darum, dass man das sagt bzw. dazu anregt dass das am Ende schneller als normal von den meisten erkannt wird. Um was es v.a. geht, ist, dass sich Dtl. stärker verschulden sollte.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @komol

      “Der Euro wird niemals aufgelöst werden.”

      Na klar doch…

      “Die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben”
      -Genosse Staatsratsvorsitzender Erich Honecker, 19. Januar 1989

      Antworten
      • komol
        komol sagte:

        @ott

        Einen übergreifenden Tipp für die nächsten 10-20 Jahre möchte ich Ihnen noch geben: In dieser Wandelzeit zur Vollnetzwerkgesellschaft ist es doch klar, dass progressive Kräfte hochkommen und die Konservativen und Liberalen absinken (und bei grün geht es, weiß nicht ob sie das merken, eigentlich (weil deren Argumentation ja hinkt) v.a. darum, die alten von der Zeit überholten “Kapazitäten” loszuwerden – nennen Sie es “Kultur- oder Lebensstilkampf))! Stehen sie doch also nicht weiter auf der falschen Seite der Geschichte rum – gegen den Lauf der Dinge kann man sich niemals wehren.

      • weico
        weico sagte:

        @komol

        “Einen übergreifenden Tipp für die nächsten 10-20 Jahre möchte ich Ihnen noch geben: In dieser Wandelzeit zur Vollnetzwerkgesellschaft ist es doch klar, dass progressive Kräfte hochkommen und die Konservativen und Liberalen absinken”

        Sie werden sich noch wundern,wie die progressiv die Konservativen Kräfte in Zukunft werden.

        Die CDU/CSU wollen mit einer “Agenda” die verlorenen AfD-Wähler zurückholen…und das Netz und die Kommentarspalten lachen sich schief .. :-)

        Die Merkelzeit und die grün-rote Anbiederung,gepaart mit dem DM-Verrat am Bürger ….lassen sich nicht mit einem 10-Punkteplan einfach abschütteln. Das Vertrauen ist für lange Zeit WEG.

        https://www.welt.de/politik/deutschland/article246146856/Agenda-fuer-Deutschland-Wer-AfD-waehlt-staerkt-die-Ampel.html

        Politische Zeiten werden auf Deutschland zukommen…die an Verhältnisse wie in Italien und Frankreich erinnern werden. :-) :-)

        Nebenbei:
        Man lese unbedingt die Kommentare…einfach herrlich !

    • komol
      komol sagte:

      Das Anwachsen des weltweiten Verschuldungsnetzwerkes innerhalb der Zeit, seit dem die neuen IuK-medien da sind (und wie der Buchdruck seiner Zeit eine neue, nämlich die 4te Gesllschaft einleiten) – inkl. Vorphase mit dem PC seit den 70/v.a. aber dann 80er Jahren -, läuft parallel mit der exponentiell zugenommen habenden kommunikativen Vernetzung der Welt – es ist ein Symptom dessen. Schulden sind über Erwartungen und Erwartungserwartungen gebundene Zahlungen, also Teil der wirtschaftl. Kommunikation, also der Kommunikation im gesamtgesell. Teilbereich namens Wirtschaft. Das Volumen dieses Verschuldungsnetzwerk wird sich, zumindest solange wir im Übergangsbereich von 3ter zu 4ter Gesellschaft sind (und man bedenke: bis der Buchdruck voll einlockte und zu den richtig mass. Veränderungen führte, bspw. Hauptphase der Staatenbildung etc. dauerte es 300 Jahre von Beginn der Neuzeit 1500 bis zum Beginn der Moderne 1800) niemals wieder verkleinern. So gesehen ist es mit Blick auf Dtl. völlig dumm, sich nicht weiter zu verschulden. V.a. deswegen, weil man den Übergang ja managen muss und sich gerade jetzt die Weichen für die Zukunft stellen .. Aber gut, das wird von allein kommen – nur wenn es sehr viel später als wie in den USA passiert werden wir den Anschluss noch totaler verlieren (wichtig wäre bei uns staatl. angeleitete Strategie für Industrie 4.0! ..)

      Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @komol

      “Er ist Teil eines unaufhaltsamen Integrationsprozesses (nicht -projekt, denn das läuft selbstorganisiert – ist also evolutionär gesehen durch nix und niemanden aufhaltbar).”

      Das Friedenprojekt wir noch dazu führen, dass EUopa “selbstorganisiert” wieder brennt !

      Einfach später nicht jammern… den man war ja gewarnt :-)

      Antworten
    • Bakwahn
      Bakwahn sagte:

      “— dass der Euro gedoomt sei.”
      Ich bin ein dummer Rechtspopulist.
      Was bitte heißt doomen? oder das Partizp Perfekt “gedoomt”?
      Ich verstehe nur Bahnhof.

      Felix Haller

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ komol

      >Denn ein reales Problem ist Target2 nur dann, wenn man davon ausgeht, dass der Euro gedoomt sei. Wenn man auch noch denkt, dass er eben gerade wegen Anreizverzerrungen, die eben auch zu Target2-Ungleichheiten führt, gedoomt sei, ist es aber verständlich, dass man Hellwig nicht recht geben will.>

      Dies ist auch meine Position.

      Ich mag falsch liegen angesichts meiner bescheidenden Kenntnisse des Sachverhalts.

      Unabhängig davon ist diese Auffassung ATTRAKIV, weil die UNVEREINBARKEIT beider Prämissen eine Diskussion um WER hat RECHT einsehbar aussichtslos erscheinen lässt.

      Zum anderen:

      >Der Euro wird niemals aufgelöst werden. Er ist Teil eines unaufhaltsamen Integrationsprozesses (nicht -projekt, denn das läuft selbstorganisiert – ist also evolutionär gesehen durch nix und niemanden aufhaltbar)>

      Diese These ist ein Glaubensbekenntnis.

      Den Wirkmechanismus einer UNAUFHALTSAMKEIT gibt es nicht bei menschlichen WOLLEM, das über das Schicksal des Euro entscheidet.

      VORLÄUFIG haben Sie RECHT.

      Mit dem NIEMALS nicht, dann alle ERFAHRUNG mit menschlich gewollten Konstrukten spricht dagegen.

      Antworten
    • Renée Menéndez
      Renée Menéndez sagte:

      Man muß ja manchmal Geschichten erzählen, damit das im Gedächtnis haften bleibt. Ich habe das TARGET-System mal als (halbes) “Wurmloch” des Zahlungsverkehrs bezeichnet, weil dort zwar die Information über zu leistende Zahlungen transmittiert wird, aber die dazugehörige Materie nicht.

      Das liegt daran, daß im ESZB-System die NZBen untereinander nur mit Bargeld effektiv ZAHLEN können und das wegen der Tatsache, daß (eigenes) Bargeld für Zentralbanken kein Vermögen ist, derartige Zahlungsströme auch schlichtweg unterbleiben.

      https://soffisticated.wordpress.com/2021/12/10/target2-reloaded/#comment-3917

      Antworten
      • PW
        PW sagte:

        @Renée Menéndez

        „Das liegt daran, daß im ESZB-System die NZBen untereinander nur mit Bargeld effektiv ZAHLEN können und das wegen der Tatsache, daß (eigenes) Bargeld für Zentralbanken kein Vermögen ist, derartige Zahlungsströme auch schlichtweg unterbleiben.“

        Das ist doch schlicht implausibel.
        Aus Sicht der NZBen ist das Bargeld der jeweils anderen NZBen dem Prinzip nach eine Fremdwährung.
        Das TARGET System macht nichts anderes als die Verbringung von EURO-Bargeld ins Ausland abzubilden. Dabei wird dann das italienisches Bargeld dem deutschen Bargeld gleichgestellt und der Transfer schlicht saldiert. Genau daras resultieren die Probleme des Systems.

        Wir hatten das Thema schon bei https://think-beyondtheobvious.com/ernsthafte-bedrohung-des-geldwerts/:
        „Die Salden spiegeln imho einfach die Ungleichgewichte zwischen Schaffung und Verbleib der jeweiligen M0 unter den nationalen ZBs wieder. Das Ungleichgewicht kann nicht mit der Verbringung von zusätzlichem M0 in der selben Richtung bereits bestehender Ungleichgewichte korrigiert werden; ja, genau die entgegengesetzte Richtung wäre nötig.“

        Über ihre Aussage, im ESZB-System könnten die NZBen UNTEREINANDER nur mit Bargeld effektiv ZAHLEN, sollten Sie ggf. noch mal nachdenken.

      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        Ich mach es mir mal einfach und frage Sie, wie die Banca Italia 1.000 € an die Bundesbank transferieren soll, wenn nicht durch Bargeld. Berücksichtigen Sie, daß die EZB kein Zahlungsdienstleister für die NZBen ist, wie es die NZBen für die ihnen angeschlossenen Geschäftsbanken sind. Am besten wäre eine exakte Darstellung, gerne auch mit Buchungssätzen.

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Renee Menendez

        Im Grunde könnten die Target-Salden Deutschland / Italien (angenommen 1.000 EUR) ganz einfach beseitigt werden ?
        Italien druckt 1.000 EUR und lässt das Bargeld durch einen Geldboten der EZB physisch in die Bundesbankzentrale bringen. Als korrekter “Beamter” notiert er “habe 1.000 EUR von Italien nach Deutschland gebracht”.

        Korrekt ?

        Die Banca Italia bucht:
        Bargeld 1.000 an Bargeldumlauf 1.000
        Target-Verbindlichkeit Deutschland 1.000 an Bargeld 1.000

        Die Bundesbank bucht:
        Bargeld 1.000 an Target-Forderungen Italien 1.000
        Bargeldumlauf an Bargeld 1.000

        Die konsolidierte (Bewegungs-)Bilanz des EZB-Systems sagt dann: Passiert ist – NICHTS ?

        Ist das nicht der Beweis, dass die Target-Salden zwar für die Vergangenheit ein Ungleichgewicht anzeigen, für die Gegenwart nur psychologische Bedeutung haben ? D.h. die Salden sind eine Kennzahl, ein Indikator, aber mehr nicht ?

      • PW
        PW sagte:

        @Renée Menéndez
        ‚Ich mach es mir mal einfach und frage Sie, wie die Banca Italia 1.000 € an die Bundesbank transferieren soll, wenn nicht durch Bargeld. Berücksichtigen Sie, daß die EZB kein Zahlungsdienstleister für die NZBen ist, wie es die NZBen für die ihnen angeschlossenen Geschäftsbanken sind. Am besten wäre eine exakte Darstellung, gerne auch mit Buchungssätzen.‘

        Diesbezüglich haben wir doch keinen Disput: TARGET funktioniert wie Bargeldverbringung ins Ausland. Schrieb ich schon oben.

        Das Problem ist, das im Bsp. die deutsche NB italienisches Bargeld/M0 als deutsches Bargeld/M0 akzeptiert.
        Der Saldo der ESZB zeigt dann den Kern des Problems, dass im Innenverhältnis faktisch italienisches M0 ≠ deutsches M0 ist. Dahinter steckt auch entsprechend ein faktischer Wohlstands/Assettransfer zweier Volkswirtschaften mit jeweils eigener NZB.

        Nach außen garantiert das ESZB gegenüber Dritten, dass italienisches M0 = deutsches M0 ist, solange sie den Schein wahren kann. (Das bedeutet, dass das Ungleichgewicht Schaffung und Verbleib der M0s auch über Außenhandel entstehen kann: e.g. italienisches M0 kauft $, $ kauft Öl, $ kauft deutsches M0, deutsches M0 kauft Firma in DE. Ergebnis: Öl ist in Italien, das Firmeneigentum ist im Ausland, und das ESZB schreibt weiter an…)

  4. Lothar
    Lothar sagte:

    Ich gebe zu, das ganze Hin- und Herüberweisen verstehe ich nicht. Man möchte aber anscheinend aus einem unbesicherten (schlechten) Asset, den Target-Forderungen, ein besichertes, verzinstes Asset (gutes) Asset machen, und dadurch die Risiken beschränken. Mein Gefühl sagt mir, dass das zu einfach gedacht ist. Wenn Deutschland dadurch einen Vorteil hat und seine Risiken verkleinert, muss es jemanden geben, der einen Nachteil hat und seine Risiken vergrößert, und daran wird es scheitern. Das Grundproblem, der unterschiedlichen Produktivität in den Einzelstaaten ist dadurch nicht gelöst, und die Produktivität erhöhende Investitionen in diesen Ländern sind zu risikoreich, bzw. es gibt risikoärmere, vergleichbare Investitionsmöglichkeiten in anderen Ländern. Vielleicht reguliert sich das ganze System ja von ganz allein dadurch, dass Deutschland durch schlechte Regierungsarbeit, Deglobalisierung, Demographie, Energiewende, unproduktive Migration und Deindustrialisierung seine Produktivität absenkt. Man muss nur Geduld haben. Macchiavelli nannte das die die unausweichliche Dekadenz der Republik.

    Antworten
    • Renée Menéndez
      Renée Menéndez sagte:

      Sie brauchen sich nur mal zu fragen, wer der Schuldner ist und worauf die Schuld lautet. Schuldner sind die nationalen Zentralbanken und die Schuld lautet auf EURO – Bargeld. Jede Zentralbank darf eine Nachfrage nach Bargeld in beliebiger Höhe erfüllen. Ergebnis: Besicherung so sinnvoll wie ein Fahrrad für einen Fisch.

      Der Gläubiger? Eine nationale Zentralbank. Bargeld ist für eine NZB kein Vermögenswert, weil sie bei Bedarf eine beliebige Menge davon selber erzeugen können. Ergebnis? Keine Zentralbank hat einen Bedarf an Bargeld.

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    • Lothar
      Lothar sagte:

      Dieser nagelneue Bericht des IW untermauert meine These, dass sich alles von selbst regelt, mit den Target-Salden. Der Bericht ist niederschmetternd und wird sich auf den Wohlstand, die Verteilungskämpfe und den Sozialstaat, usw. in Deutschland extrem auswirken.

      IW-Daten
      Rekord-Investorenflucht aus Deutschland: Netto -125 Milliarden Euro
      Eine Rekord-Investorenflucht aus Deutschland heraus hat eingesetzt. Aktuelle Daten zeigen einen riesigen Netto-Abfluss an Investitionen.
      https://finanzmarktwelt.de/rekord-investorenflucht-aus-deutschland-netto-125-milliarden-euro-275223/

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  5. Bauer
    Bauer sagte:

    >> faz.net: „Der einzige Weg, ohne soziale Unruhen und Unfrieden in Europa diesem Dilemma zu entkommen, ist, die Produktivität in den Ländern zu steigern, die zu viel konsumieren, um so Ungleichheiten und Target-Salden abzubauen. Produktivitätssteigerung erfordert aber Investitionen. Genau dafür kann und sollte man die Targetsalden nutzen!“

    Produktivität steigern? Warum tun das die betreffenden Länder nicht schon längst selbst? Nach 37 Jahren Erfahrung vor Ort kann ich nur warnen. Wer nordeuropäische Effizienz und Produktivität gewohnt ist hofft, solche auch im Süden zu finden, wird bitter enttäuscht werden. Ausgenommen vielleicht im Norden Italiens, aber dort trifft man nur auf die schon aus D bekannten Hürden (Platzmangel, Facharbeitermangel, usw.).

    Wer in einem der Südländer investiert, ist unweigerlich denselben Bremsfaktoren ausgesetzt, die dort die Initiative ausbremsen. Man kann sich den lokalen Gebräuchen und dem dito Schlendrian nicht entziehen. Ausserdem müsste man auch gleich den Absatzmarkt der dort erzeugten Produkte mitbringen, damit die Rechnung aufgeht.

    Dann schon lieber die Targetsalden auf anderen Wegen zurückholen oder gleich abschreiben.

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