Die TARGET2-Forderungen sollten nicht abgetan werden
Am Sonntag (2. Juli 2023) spreche ich im Podcast erneut über das Thema TARGET2. Zur Vorbereitung wiederhole ich einen Beitrag aus dem Jahr 2020, in dem kein Geringerer als FAZ-Mitherausgeber Gerald Braunberger sich die Mühe macht, die TARGET-Thematik nochmals von zwei Blickrichtungen zusammenzufassen. Auch, wenn auf Twitter gleich geschrieben wurde, er würde beweisen, dass sie eben kein Problem seien, gibt das der Kommentar nicht her. Ich würde ihn eher folgendermaßen lesen, was auch meiner Sicht entspricht:
Auszüge
- „Über der Frage, ob die Salden aus dem TARGET2-System einfach Zahlungssalden ohne weitere Bedeutung oder Kredite mit schwerwiegenden Folgen für das Volksvermögen sind, haben deutsche Ökonomen über Jahre erbittert gefochten. Die Kreditthese wird vor allem von Hans Werner Sinn vertreten, die Saldenthese von Martin Hellwig. Sinn wirft Hellwig in der TARGET-Debatte ‚irreführende Verharmlosung‘ vor. Hellwig schreibt über Sinns Umgang mit der Target-Debatte: ‘Die Geschichten, die Sinn erzählt, sind geprägt von Empörung und sollen Empörung schüren. Empörung aber kann das Denken in eine Falle führen und den rationalen Diskurs unmöglich machen. Das Auseinanderfallen der Diskurse in Europa ist gefährlich – gerade auch für Deutschland.’“ – bto: Bei Letzterem klingt durch, dass es sich um schädliche Kritik handelt, weil sie der Sache schadet.
- „Zur Frage Kredit oder Saldo ausgewählte Zitate der Kombattanten: ‘Es ist eine irreführende Verharmlosung, hier von bloßen Gegenbuchungen im Rahmen des Zahlungsverkehrs zu reden, denn die TARGET-Salden messen Nettoüberweisungen anderer Länder nach Deutschland, die die Bundesbank zwangen, im Auftrag anderer Notenbanken Zahlungsaufträge auszuführen’, schreibt Sinn. ‘Nach meiner Interpretation handelt es sich bei der TARGET-Forderung der Bundesbank um einen Überziehungskredit im Innenverhältnis des Eurosystems, der von ähnlicher Natur ist wie die Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds oder auch die Kreditlimits, die sich Notenbanken im Rahmen von Festkurssystemen einräumen.’“ – bto: Es ist eben auch ein klarer Maßstab für die Kapitalflucht nach Deutschland. Private verkaufen hier Assets an Ausländer, im Gegenzug bekommt die Bundesbank eine Forderung, deren Werthaltigkeit angezweifelt werden muss.
- „‘Bei den TARGET-Forderungen handelt es sich nicht um Kredite auf einzelvertraglicher Grundlage, sondern um Positionen in einem ESZB-internen Kontensystem [ESZB steht für: Europäisches System der Zentralbanken]; sie ergeben sich aus der im EU-Vertrag festgelegten Gesamtverantwortung des ESZB für die Funktionsfähigkeit der Zahlungssysteme’, schreiben Hellwig und Isabel Schnabel in einem gemeinsamen Papier. ‘Die TARGET-Forderungen in der Bilanz der Deutschen Bundesbank begründen keinerlei Ansprüche. Die Zahlen entsprechen nicht dem Zeitwert der jeweils zu erwartenden Zahlungen.’“ – bto: Wenn es keine Ansprüche begründet, ist es wertlos. Doch warum taucht es dann in der Bilanz auf?
- „(…) ein kleines Gedankenexperiment mag den Leser auf eine interessante Reise mitnehmen, an deren Ende die Erkenntnis steht, dass die Dinge nicht so einfach sind, wie sie vielleicht auf den ersten Blick aussehen. Nehmen wir an, die in Gießen lebende Frau Müller wolle ihren Porsche für 100.000 Euro an den in Frankfurt lebenden Herrn Maier verkaufen. Es wird vereinbart, dass Herr Maier den Betrag überweist. Im ersten Fall nehmen wir an, dass sowohl Frau Müller wie auch Herr Maier Bankkonten bei derselben Bank unterhalten. Herr Maier überweist in Frankfurt das Geld, das in Gießen Frau Müller gutgeschrieben wird. In der Bank dürfte es eine interne Buchung geben, die diesen Geldfluss dokumentiert. Hat nun die Filiale Gießen der Bank der Filiale Frankfurt einen Kredit gewährt, der verzinst oder zurückgezahlt werden muss? Das dürfte nicht der Fall sein, vielmehr werden die Zahlungen in der Bank sehr wahrscheinlich einfach intern verrechnet. Die Filiale Gießen mag intern einen positiven Saldo haben, aber keine einholbare Forderung gegen die Filiale Frankfurt.“ – bto: Klar, es ist dasselbe Bankinstitut mit denselben Eigentümern. Aus Sicht der Eigentümer der Bank stellt sich keine Veränderung der Vermögensposition dar.
- „Nehmen wir nun an, Herr Maier habe sein Konto bei der Frankfurter Volksbank, Frau Müller aber bei der Volksbank Mittelhessen. Die beiden Volksbanken wickeln ihren Zahlungsverkehr über die DZ Bank ab, bei der sie als selbstständige Banken Konten unterhalten. In diesem Falle würde das Konto der Volksbank Frankfurt bei der DZ Bank belastet, und wenn es dadurch ins Minus geriete, müsste sie sich Geld besorgen, um es auszugleichen. Dies könnte durch Kreditaufnahme geschehen oder durch den Verkauf von Wertpapieren. Im Gegenzug erhält die Volksbank Mittelhessen ein Guthaben auf ihrem Konto bei der DZ Bank, das sie verwenden kann – sie kann das Geld zum Beispiel einer anderen Bank leihen oder Wertpapiere kaufen. Hier ist auch in einem wirtschaftlichen Sinn von Forderungen und Verbindlichkeiten zu sprechen.“ – bto: Warum? Weil die beiden Volksbanken unterschiedliche Eigentümer haben und deshalb separat voneinander zu betrachten sind. Die EZB ist ja die Tochtergesellschaft der selbständigen nationalen Notenbanken und die Banca d`Italia gehört italienischen Eigentümern, die Bundesbank der Bundesrepublik Deutschland.
- „Auf die europäische Geldpolitik angewendet, zeigt dieses Beispiel, dass die Beurteilung der Salden aus TARGET2 mit der institutionellen Wahrnehmung des Europäischen Systems der Zentralbanken zu tun hat. Ähnelt es dem Modell der Deutschen Bank, handelte es sich bei den Zentralbanken um interne Salden, aber nicht um Kredite. So etwa sieht es Hellwig. Ähnelte es dem Modell der Volksbanken, handelt es sich eher um Kredite als um Verrechnungssalden. So etwa sieht es Sinn.“ – bto: So ist es. Wobei man damit die Diskussion beenden und eindeutig sagen könnte, dass Sinn recht hat.
- „Wer sich die reale Welt anschaut, erkennt den hybriden Charakter des Modells des Europäischen Systems der Zentralbanken. Die nationalen Zentralbanken wie die Deutsche Bundesbank sind rechtlich selbstständige Einheiten mit unterschiedlichen Eigentümern und als Folge politischer Entscheidungen könnten sie sogar dieses System verlassen. Das ist eine offensichtliche Parallele zum Modell der Volksbanken. Ein Punkt für Sinn.“ – bto: … und zwar ein durchaus überzeugender.
- „Allerdings sind die nationalen Zentralbanken in der geldpolitischen Praxis ausführende Organe einer vom EZB-Zentralbankrat beschlossenen Geldpolitik mit einer nur begrenzten Autonomie für bestimmte Tätigkeiten. So ist es auch juristisch fixiert: Nach Artikel 14 Absatz 3 der Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) und der EZB sind die nationalen Zentralbanken im Bereich der Geldpolitik ‘integraler Bestandteil des ESZB und handeln gemäß den Leitlinien und Weisungen der EZB’. Das erinnert an das Modell der Deutschen Bank: Die Filialdirektoren in Frankfurt und Mainz sind in ihrer Geschäftspolitik generell an Vorgaben des Vorstands gebunden, auch wenn sie sich natürlich nicht jede Kreditvergabe vom Vorstand absegnen lassen müssen. Ein Punkt für Hellwig.“ – bto: Was hat mehr Bestand – die Satzung des ESZB oder die unbeschränkten Rechte der Eigentümer? Ich erinnere daran, dass wir keine Vereinigten Staaten von Europa haben, sondern einen vertraglich vereinbarten Staatenbund, aus dem man austreten kann, siehe Brexit.
- „Eine im Zusammenhang mit den TARGET-Salden auch zwischen Sinn und Hellwig diskutierte Frage kann hier nur angerissen werden, aber sie besitzt einige Brisanz, weil sie sich mit dem intuitiv nicht ganz einfachen Thema der Bilanzierung durch Zentralbanken befasst. Angenommen, Herr Maier sei mittellos und stelle täuschend echte Banknoten im Wert von 1 Million Euro her, mit denen er von einer Bank italienische Staatsanleihen kauft. Nun geht Italien in einen Staatsbankrott, bei dem der Wert der umlaufenden Staatsanleihen halbiert wird. Der Mann verkauft seine Staatsanleihen für den neuen Wert von 500.000 Euro. Wie sieht die Rechnung von Herrn Maier aus? Nun, offenbar hat er mit der Fälschung und dem anschließenden Anleihegeschäft einen Gewinn von einer halben Million Euro gemacht, denn vorher war er mittellos.“ – bto: Wer verliert? Nun, die Bank, die die eine Million Falschgeld angenommen hat, muss dieses als Verlust verbuchen. Oder aber, niemand merkt den Betrug, dann zahlen alle Nutzer des Euro, weil es mehr Geld im Umlauf gibt, das den Wert mindert. Zunächst vielleicht wie heute nicht spürbar, über Zeit auf jeden Fall.
- „Nun nehmen wir an, die EZB im Frankfurter Ostend erwerbe im Rahmen ihres Kaufprogramms von einer Geschäftsbank italienische Staatsanleihen für eine Million Euro. Danach geht Italien in einen Staatsbankrott, bei dem der Wert der umlaufenden Staatsanleihen halbiert wird. Wie sieht die Rechnung der EZB aus? Sie hat einen Verlust von einer halben Million Euro erlitten, während Herr Maier mit einem identischen Geschäft einen Gewinn von einer halben Million Euro erzielt hat! Wie kann das sein? Herr Maier und die EZB bilanzieren den Anleihekauf unterschiedlich. Für Herrn Maier ist das von ihm geschaffene Geld ein Aktivposten in der Bilanz, der in Staatsanleihen getauscht wird. Für die EZB ist das von ihr geschaffene Geld ein Passivposten in der Bilanz, das als Folge des Staatsanleihenkaufs entsteht und der verkaufenden Bank gutgeschrieben wird. Die Staatsanleihen sind für die EZB ein Aktivposten.“ – bto: Zwar schafft die EZB das für den Kauf erforderliche Geld „aus dem Nichts“, aber es ist wie bei jeder privaten Bank auch eine Verbindlichkeit, die davon lebt, dass die damit erworbenen Aktiva als werthaltig angesehen werden.
- „Nun erklärt sich, warum einerseits Ökonomen wie Sinn drohende Verluste für die Zentralbanken aus dem Kauf von Staatsanleihen gegen Geldschöpfung an die Wand malen, während Hellwig spöttisch bemerkt, jeder Fälscher wisse (im Unterschied zu manchen Ökonomen), dass man mit der Herstellung von Geld aus wirtschaftlicher Sicht gar kein Geld verlieren könne.“ – bto: Ich finde, das unterstreicht die Schwäche der Argumentation von Hellwig: (Noten-)Banken bringen Geld gegen Sicherheiten in den Umlauf. Dieser Verschuldungsakt ist so lange gut, wie die Forderungen werthaltig sind. Der Fälscher bringt das Geld ohne Verschuldungsakt in die Welt und erhöht damit die Geldmenge ohne zusätzliche Sicherheit. Das wäre so, als würde die EZB dem Staat Geld schenken. Die Passivseite würde länger, aber auf der Aktivseite würde die Gegenposition fehlen. Dann könnte sie einfach andere Aktiva aufwerten – und dann diesen Aufwertungsgewinn an den Staat auszahlen – oder es eben doch gegen Anleihen tun, die dann ewig zins- und tilgungsfrei gestellt würden.
- „Zeigen wollten wir, dass sich mit dem Thema TARGET-Salden Aspekte verbinden, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind und ein wenig zur Zurückhaltung mit starken Meinungsäußerungen mahnen sollten (…).“
So also Braunberger, der mich in meiner Auffassung bestärkt hat, dass es eben doch eine Forderung ist. Sinn gewinnt auch hier.
→ blogs.faz.net: “Sind Target-Salden gefährlich?”, 9. Juli 2020
Orban kann in Brüssel ja dieses Thema ebenfalls mal anschneiden
Er hat ja so einige Fragen:
https://twitter.com/PM_ViktorOrban/status/1674401901054500867
Das Target-System der EZB ist im Grunde nur ein Geldbote, der in einem Notizbuch festhält, wieviel Geld er von wo nach wo transportiert hat. Das wird deutlich, wenn man unterstellt, dass alle den Targetsalden zugrundeliegenden Geschäfte in bar abgewickelt werden.
Ein mögliches Zukunfts-Szenario in Zeiten immer knapper werdender Energie ?
Hierzu ein Beispiel aus dem Jahr 2030:
1. DaimlerBenz leiht sich 100 Millionen Cash von der Commerzbank, um die Produktion von 1.000 E-Klasse Mercedes vorzufinanzieren. Die Commerzbank holt sich das Bargeld von der Bundesbank.
2. DaimlerBenz zahlt die 100 Millionen als Löhne an die Arbeitnehmer (85 Mio), Dividenden an die Aktionäre (10 Mio) und Zinsen an die Commerzbank (5 Mio).
3. Die Commerzbank zahlt die 5 Mio Zinserlöse an ihre Arbeitnehmer (4 Mio) und ihre Aktionäre (1 Mio).
Jetzt ist das gesamte Geld in den Händen der deutschen Haushalte, und auf dem Hof von DaimlerBenz stehen 1.000 neue E-Klasse Mercedes, die auf ausländische Käufer warten, weil der Individualverkehr in Deutschland mittlerweile abgeschafft ist.
4. Der Mailänder Autohändler Agnelli leiht sich 100 Mio Cash von der Unicredit, die Unicredit holt sich das frisch gedruckte Bargeld von der italienischen Zentralbank, der Banca d’Italia.
5. Agnelli übergibt die 100 Mio Bargeld den Geldboten der EZBTarget, die die Scheine in der DaimlerBenz Zentrale abliefern. Parallel fahren die 1.000 E-Klasse von Stuttgart nach Mailand.
6. DaimlerBenz übergibt die 100 Mio an die Commerzbank und hat damit seine Schulden beglichen. Die Commerzbank gibt die Scheine an die Bundesbank weiter und hat ebenfalls ihre Schulden beglichen. Die Bundesbank vernichtet die 100 Mio, ihren physischen Target-Saldo, indem sie ihn den Flammen übergibt. Mit der
Buchung “Bargeldumlauf an Bargeld 100 Mio” sind die Bilanzen des deutschen Bankensystems und die Bilanz der DaimlerBenz absolut leer, auf Null ausgeglichen.
Die deutschen Haushalte verfügen über ein Eigenkapital von 100 Mio in Bargeld.
Der Unternehmer Agnelli hat 1.000 E-Klasse Mercedes auf dem Hof und 100 Mio Schulden beim italienischen Bankensystem.
Der Geldbote EZBTarget notiert, dass er 100 Mio Bargeld von Mailand nach Stuttgart transportiert hat.
Wo ist das Problem ?
Was wäre, wenn die Währungsunion eine Woche später zusammenbricht ?
Und was wäre anders, wenn Agnelli seinen (Wohn-)Sitz in Karlsruhe hätte statt in Mailand.
Oder wenn das Ganze wie noch 2023 vollelektronisch gelaufen wäre ?
Habe ich in den bisherigen Kommentaren die Jubelstürme über die aktuelle 4% Verzinsung der Target Salden überlesen ? … 😂
Seit 10/22 ist der D Target Saldo übrigens um rd 160 Mrd € rückläufig…
und niemals hatten die Ankaufprogramme der EZB einen ganz wesentlichen Einfluss auf den D Target Saldo. /s
@troodon
Test der Unterstützungslinie bei 1 Tera-Euro mit Bounce? Trend scheint mir robust ;-)
https://www.hanswernersinn.de/de/themen/TargetSalden
Die 4% verstehe ich leider nicht… Ist das: “Die Target-Salden werden über das Zinspooling-System des Eurosystems effektiv zu einem Satz verzinst, der einem Mittelwert der Politikzinssätze des Eurosystems entspricht.”?
@troodon
‘Habe ich in den bisherigen Kommentaren die Jubelstürme über die aktuelle 4% Verzinsung der Target Salden überlesen ? … 😂’
Ich verstehe den Kommentar auch nicht.
Target Salden entsprechen einer Bilanzverlängerung der Ziel-NB.
D.h. Geldschöpfung im Zielland auf Anweisung einer Geschäftsbank im Ausland. (Ohne Mechanismus/Heben/Anspruch auf Ausgleich. Das ist der faule Kern des Systems.)
-> Das geschöpfte Geld landet auf dem ZB-Kto der Zielgeschäftsbank und wird identisch verzinst!
@Thomas M
Mein Stand ist, dass die Salden mit dem Hauptrefinanzierungssatz der EZB verzinst werden…
Kurz nochmal gegoogelt , WikI schreibt das und hier auch:
“Drittens werden die Target-Salden mit dem Hauptrefinanzierungssatz der EZB verzinst.”
https://austrian-institute.org/de/blog/keine-normalisierung-der-target-salden-trotz-normalisierung-der-geldpolitik/
Mittelwert wäre imo knapp knapp unter 4% (3,5%,4% und 4,25%)
https://www.ecb.europa.eu/stats/policy_and_exchange_rates/key_ecb_interest_rates/html/index.en.html
Kommt sicher noch jemand vorbei, der 100% beantworten kann, ob aktuell 4% oder 3,916666666 😉 oder noch etwas andere Rechnung gilt.
@PW
Es wurde hier im Blog jahrelang darüber lamentiert, dass die Salden nicht verzinst wurden, was nun aufgrund veränderter EZB Zinssätze nicht mehr der Fall ist, heißt Bundebank erhält Zinsen.
„Bei der Berechnung der monetären Einkünfte der nationalen Zentralbanken und der EZB insgesamt fallen die Target-Positionen heraus. Nach den Beschlüssen des EZB-Rats ist auf Target-Forderungen wie auf Target-Verbindlichkeiten jeweils der für Hauptrefinanzierungskredite an Geschäftsbanken vorgesehene Zinssatz zu veranschlagen. Da jeder Target-Forderung bzw. -Verbindlichkeit einer nationalen Zentralbank gegenüber der EZB eine Target-Verbindlichkeit bzw. -Forderung der EZB gegenüber der nationalen Zentralbank gegenübersteht, saldieren sich die veranschlagten Verzinsungen zu null. So hat die genannte Überweisung der italienischen Geschäftsbank nach Deutschland keinen Einfluss auf die Höhe oder die Verteilung der monetären Einkünfte im Eurosystem.
In der deutschen Diskussion, die auch im Antrag der FDP-Fraktion anklingt, wird über die Verzinsung der Target-Positionen so gesprochen, als gehe es um eine Zahlung, die den „Gläubigern“ zufließt bzw. von den „Schuldnern“ zu leisten ist. Dabei wird gerne moniert, dass die Verzinsung zu niedrig sei, zumal der Hauptrefinanzierungszinssatz derzeit bei null liegt.6 Diese Vorstellung von „Verzinsung“ ist falsch. Die „Verzinsung“ der Target-Positionen hat nichts mit Zahlungen von Schuldnern an Gläubiger zu tun. Sie betrifft lediglich die Zurechnung von Einkommen bzw. Kosten der nationalen Zentralbanken im Rahmen der Ermittlung der monetären Einkünfte, die in die Verteilung im Eurosystem eingehen. Die „Verzinsung“ einer Target-Verbindlichkeit bedeutet nicht, dass die betreffende Zentralbank etwas zahlen muss, sondern dass sie bei der Vergemeinschaftung der monetären Einkünfte entsprechende Kosten geltend machen kann. Da die Target-Positionen in der Summierung über alle Beteiligten null ergeben, ist der für sie angesetzte Zinssatz für die Ertragsansprüche der nationalen Zentralbanken letztlich irrelevant.“ https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2019/heft/8/beitrag/verursachen-target-salden-risiken-fuer-die-steuerzahler.html
LG Michael Stöcker
@Michael Stöcker
Danke…
“Da die Target-Positionen in der Summierung über alle Beteiligten null ergeben, ist der für sie angesetzte Zinssatz für die Ertragsansprüche der nationalen Zentralbanken letztlich irrelevant.“
BuBa bekommt doch aber 4% und zahlt z.B. den Banken für Einlagen bei ihr nur den Satz für Einlagefazilität von akt 3,5%, oder ?
@Michael stöcker
Ich verstehe nicht
“Die „Verzinsung“ einer Target-Verbindlichkeit bedeutet nicht, dass die betreffende Zentralbank etwas zahlen muss, sondern dass sie bei der Vergemeinschaftung der monetären Einkünfte entsprechende Kosten geltend machen kann.”
Also KEINE Zinsen für die Buba. ?? Warum aber schreibt dann auch HWS von “Verzinsung” bzw. warum wird dann das Wort Verzinsung überhaupt gebraucht ?
Das nächste wäre mir wiederum klar, da es im Eurosystem insgesamt ein Nullsummenspiel ist
“Die Erträge der Deutschen Bundesbank aus ihrer Beteiligung am Eurosystem sind unabhängig von der Höhe ihrer Target-Forderungen.”
@troodon
Nach meinem Verständnis landen die Zinsen korrekt beim Zahlungsempfänger, d.h. erst mal auf dem NB Konto der Zielgeschäftsbank, dann ggf. teilweise bei den Buchgeldhaltern.
(Auf der Quellseite wird die NB die fehlende Liquidität ggf. durch ELAs und sonstige Umverteilungsanleihekäufe ausgleichen, d.h. dann auch Verzinsung dafür kalkulieren.)
@troodon
“Es wurde hier im Blog jahrelang darüber lamentiert, dass die Salden nicht verzinst wurden, was nun aufgrund veränderter EZB Zinssätze nicht mehr der Fall ist, heißt Bundebank erhält Zinsen.”
Tja, 4% nominal bei zuletzt 6,1% Verbraucherpreisinflation in der Eurozone ergibt real -2,1% Verzinsung.
https://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php?title=Inflation_in_the_euro_area
Und da erwarten Sie ernsthaft “Jubelstürme”??
@Richard Ott
Schön, dass Sie liefern wie erwartet.
Schnell eine Bio € aus D nach Luxemburg überweisen, damit der D Saldo dann fast Null ist und alles ist gut für D ?
@ troodon
‘Schön, dass Sie liefern wie erwartet.
Schnell eine Bio € aus D nach Luxemburg überweisen, damit der D Saldo dann fast Null ist und alles ist gut für D ?’
Ah, ich sehe, Sie haben den europäischen Gedanken bestens verinnerlicht: Implementiere ein dysfunktionales System und schieb daraus folgende Probleme zum Nachbarn😂
@troodon: Wirklich ernsthafte Frage: Warum verteidigen Sie das alles so?
@PW
Das kleine Luxemburg kommt einfach viel besser mit hohen Target Salden als D klar. 😉
Ist doch außerdem cool, wenn man sich durch Geldabfluss vermeintlicher Probleme entledigen kann, oder?
@Beobachter
Was verteidige ich?
Ich erachte die Salden, die im großen Umfang durch die Ankaufprogramme der EZB entstanden sind, nicht als ein großes Problem.
@troodon
“Schön, dass Sie liefern wie erwartet.”
Danke, danke, aber verwandle nur zuverlässig die Vorlagen, die Sie mir in gewohnter Qualität auflegen.
Die Frage ist bloß, warum Sie das tun. Haben Sie vielleicht Probleme mit der Prozentrechnung oder den Konzepten “real” und “nominal”, wenn es um Inflation geht?
Ist bei der Regierung Zugeneigten ja nicht ganz selten, unser Heizungs- und Insolvenzminister Habeck glaubt zum Beispiel auch, dass “die Preise sinken”, wenn die Preissteigerungsrate von 8% p.a. auf 6% p.a. (Wissen Sie eigentlich, was “p.a.” bedeutet?) zurück geht…
https://youtu.be/Lkj3OFk2_q4?t=798
@Richard Ott
Muss Sie enttäuschen, habe leider keine Probleme mit Prozentrechnung.
Zudem leide ich auch nicht an Target Salden Phobie, wie einige hier. Bin froh darüber, denn es gibt wichtigere, echte Probleme
@troodon
“Muss Sie enttäuschen, habe leider keine Probleme mit Prozentrechnung. ”
Dann stellen Sie sich bei dem Thema Target-Salden-Verzinsung nur dumm, was deutlich verwerflicher ist – falls es stimmt.
Würden Sie eigentlich jubeln, wenn Sie in Gehaltsverhandlungen 4% Nominallohnsteigerung für sich erzielen konnten während die Preissteigerungsrate gerade 6% beträgt? Oder hört das Sich-Dummstellen dann plötzlich auf?
“Zudem leide ich auch nicht an Target Salden Phobie, wie einige hier. Bin froh darüber, denn es gibt wichtigere, echte Probleme”
Es wird erst dann ein “echtes” Problem, wenn die Eurozone auseinanderbricht. Aber wie wir alle wissen, bestehen Währungsunionen immer ewig, sobald sie einmal eingerichtet worden sind, nicht wahr? :D :D :D
@troodon
Noch gesehen:
>Mein Stand ist, dass die Salden mit dem Hauptrefinanzierungssatz der EZB verzinst werden…
[…] Kommt sicher noch jemand vorbei, der 100% beantworten kann, ob aktuell 4% oder 3,916666666 😉 oder noch etwas andere Rechnung gilt.
So kam dann Herr Stöcker und, wie es so üblich ist bei Target, gilt noch eine etwas andere Rechnung. Oder vielleicht auch nicht. 😉
Hab noch die alten Schätzchen wie z.B. https://think-beyondtheobvious.com/best-of-bto-2020-target2-auf-dem-weg-zur-billion-sollten-wir-es-wie-pascal-halten/#comment-171044 entdeckt… das hatte ich damals verpasst. Ich genoß verumtlich die vorweihnachtliche Ruhe dann Lockdowns.
Zumindest gibt es konkretere Hinweise zu Ihrem Punkt “Ob es, bei einer Umstrukturierung der Wirtschaft, tatsächlich zu Wohlstandsverlusten kommen muss, lasse ich einmal offen, da auch dies ein endloses Thema ist.”
Und ich erinnere mich noch gut an Ihre Überlegung “Einfach mal grün wählen, damit die in die Regierung kommen…Dann werden die entzaubert und man hat es schneller hinter sich?!”
Hmmm… 😅
@Thomas M
Letztlich ist eigentlich alles zum Thema gesagt, dacht ich jedenfalls…
Denn den von M.Stöcker verlinkten Artikel verstehe ich in Bezug auf tatsächliche Verzinsung der Salden immer noch nicht. Und wieso schreibt Sinn nicht auch einfach vom Hauptrefinanzierungssatz ? Aber eigentlich auch egal…
Mit dem “schneller hinter uns haben” bzgl. Grün bin ich weiterhin gespannt. Sieht irgendwie noch nicht danach aus… Aber “entzaubert” kann man schon gelten lassen…
M. Hellwig:
….” das Auseinanderfallen der Diskurse in Europa ist gefährlich- gerade auch für Deutschland”
Hier ist es wieder: das Dogma, Lieblingswort der Ex-Kanzlerin: Alternativlos.
Leider hemmt und blockiert dieses Dogma kreative -eigenständig-kritsches Denken .
Resultat: Gleichschaltung.
Nur der Tod ist ” alternativlos”, sonst finden Kreative Menschen Lösungen, wo
vom Dogma Gelähmte in Kaninchen- Schreckstarre und Unterwerfung fallen.
Häretiker wurden früher verbrannt, heute sozial geächtet, mit Angst vor Existenzvernichtung .
( ” Querdenker” = laterales Denken )
Alternativlos-Rede von Kanzlerin Merkel pädagosich laaangsam formuliert:
https://www.youtube.com/watch?v=MYCSr6XQSZs
@Dr. Lucie Fischer
“Leider hemmt und blockiert dieses Dogma kreative -eigenständig-kritsches Denken .
Resultat: Gleichschaltung.
Nur der Tod ist ” alternativlos”, sonst finden Kreative Menschen Lösungen, wo
vom Dogma Gelähmte in Kaninchen- Schreckstarre und Unterwerfung fallen.”
Leider ist der Zeitgeist in Europa leider mehrheitlich so ,wie Sie beschrieben haben.
In anderen Weltteilen glaubt man durchaus noch an die Zukunft und an neue Technologien.
In Europa denken ja viele Leute , es sei langsam “ausgeforscht” und hängen dem Degrowth-Gedanken des heutigen Zeitgeistes nach und setzen auf Verzicht bzw. auf Uralttechnologie wie Windräder.
Da ist es zwischendurch wirklich eine Freude….mal einen Lebens- und zukunftsbegeisterten Kommentare zu lesen, wie von Hr. Ineichen :
https://12ft.io/proxy?q=https%3A%2F%2Fthemarket.ch%2Fmeinung%2Fmalthus-und-die-fehlallokation-von-kapital-ld.9146%3Freduced%3Dtrue
Wenn wir ein bisschen Spaß haben wollen, können wir die Target-2-Forderungen der Bundesbank an den Staat Polen abtreten, die polnische Regierung fordert ja neuerdings nochmal 1,3 Billionen Euro Weltkriegs-Reparationen von der Bundesrepublik.
“Die nationalkonservative PiS-Regierung in Warschau hat die Reparationsforderungen in den vergangenen Jahren immer wieder thematisiert. Anfang September [2022] hatte eine Parlamentskommission in Warschau ein Gutachten vorgelegt, in dem die Weltkriegsschäden in Polen auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert werden. PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski hatte gleichzeitig die Forderung nach Entschädigungszahlungen erneuert.”
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/polen-reparationszahlungen-forderung-deutschland-101.html
Mal sehen, was die dann damit machen. :)
@Richard Ott
“Mal sehen, was die dann damit machen. :):
Die Polen verbuchen es dann wohl unter einem Begriff ab,denn die Deutschen erfunden haben…Sondervermögen. :-)
@weico
Wenn ich Polen wäre, würde ich die Forderung an einen US-Fonds weiterverkaufen, der sich auf die Verwertung schwieriger Forderungen spezialisiert hat, zum Beispiel Lone Star, und der möglichst enge Kontakte zur Politik in Washington besitzt.
Dann würde sicherlich gezahlt werden – oder wollen die TARGET-Schuldnerstaaten etwa, dass die amerikanischen Ratingagenturen plötzlich die Kreditratings für ihre Staatsanleihen senken oder gar dass kritische Infrastruktur unter mysteriösen Umständen in die Luft gesprengt wrid? ;)
@ R. Ott
>> “Die Polen verbuchen es dann wohl unter einem Begriff ab,denn die Deutschen erfunden haben…Sondervermögen. :-)”
Ihr Ideenreichtum gefällt mir. Weiter so!