Unser Geschäfts­modell steuert auf einen haus­gemachten Nieder­gang zu

Deutschland und Europa stehen schwere Zeiten bevor, sagt der Makroökonom und Strategieberater Daniel Stelter. Ein Gespräch über Epochenbrüche in der Weltwirtschaft, Margin Calls und den Weg in eine neue Planwirtschaft.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Herr Stelter, der Streit um eine Anhebung der Obergrenze in den USA hatte zuletzt ein Schlaglicht auf die hohen Schulden geworfen, die Staaten, Haushalte und Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten angehäuft haben. Relativ neu ist, dass die Zentralbanken nun die Leitzinsen erhöhen und damit die Refinanzierungsbedingungen verschärfen. Welche (langfristige) Wirkung haben diese Schuldenberge auf die Weltwirtschaft? Droht angesichts der geldpolitischen Wende ein Schulden-induzierter Crash im Weltfinanzsystem?

Daniel Stelter: Die Schulden haben eine ganz konkrete Wirkung auf das Wachstum der Wirtschaft. Wie ein Mühlstein liegen sie auf der Realwirtschaft, weil ein (im Zuge steigender Zinsen wachsender) Anteil des Einkommens (Private, Unternehmen) oder der Steuereinnahmen für den Zinsendienst aufgewendet werden. Am besten lässt sich das in Italien beobachten, wo die Regierung seit Jahren wirklich spart, aber eben das schwache Wirtschaftswachstum letztlich zu höheren Schuldenquoten führt. Es ist zu befürchten, dass immer mehr Länder Italien ähneln, vor allem weil in den kommenden Jahren die bisher nicht ausgewiesenen Lasten für die alternde Gesellschaft offen zu Tage treten. Dann wird der Druck wachsen, die Schulden real zu senken. Über massive Steuererhöhungen oder Vermögensabgaben, über Pleiten (unwahrscheinlich) oder eben durch die Entwertung mit Hilfe der Inflation. Ich denke, die Verantwortlichen werden alles tun um letzteres zu versuchen.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: In den USA waren zuletzt mehrere große Regionalbanken kollabiert, die Schweizer Credit Suisse musste unter das Dach des Konkurrenten UBS flüchten. Warum wackeln die Banken derzeit? Werden sich die Spannungen im Bankensystem Ihrer Einschätzung nach zukünftig in weiteren Insolvenzen materialisieren?

Daniel Stelter: Ich denke nicht im großen Stil. Bei den genannten Banken handelt es sich um spezielle Situationen. Schwindet das Vertrauen, kommt es zu einem „Run“. Gelder werden abgezogen. Da kann eine Bank noch so solide sein, wenn alle ihr Geld zurück wollen, ist die Pleite unvermeidlich. Jetzt wissen wir zwar, dass die Banken in den USA – aber auch Europa – auf erheblichen Verlusten sitzen, weil die Kurse der Wertpapiere in ihrem Bestand aufgrund der gestiegenen Zinsen gefallen sind. Am Ende der Laufzeit werden die Anleihen aber voll zurück gezahlt. Es wird also darum gehen, den Einlegern ein Gefühl der Sicherheit zu geben, dass es am Ende schon gut gehen wird. Genau das macht die Politik und die Notenbanken jetzt. Ist damit alles gut? Nein, ich denke es gibt eine erhebliche Gefahr von Unfällen im Finanzsystem an anderer Stelle: Schattenbanken, Hedge Fonds, Private Equity… alle haben eine Party gefeiert, als Geld nichts kostete. Wo und wann es zu Turbulenzen kommt, weiß ich nicht. Aber ich halte sie für sehr wahrscheinlich.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Sie haben schon mehrfach auf das Phänomen des „Margin Calls“ hingewiesen. Können Sie uns erklären, worum es dabei geht und ob die Wahrscheinlichkeit solcher „Margin Calls“ im Zuge der Zinswende gestiegen ist?

Daniel Stelter: Nehmen wir an, Sie könnten sich eine Aktie zu 100 Euro kaufen, die eine sichere Dividende von 10 Euro pro Jahr bezahlt. Setzen Sie für den Kauf nur Eigenkapital ein, erzielen Sie eine Rendite von 10 Prozent. Attraktiver wäre es, sich 100 Euro von der Bank zu leihen und gleich zwei Aktien zu kaufen. Gibt die Bank sich mit fünf Prozent Zinsen zufrieden, gehen 5 Euro an die Bank und 15 Euro bleiben bei Ihnen. Macht 15 Prozent Rendite. In der Praxis dürfte die Bank noch großzügiger sein und sich mit nur 20 Prozent Eigenkapital zufrieden geben. Sie können sich also zu Ihren 100 Euro noch 400 Euro von der Bank leihen und fünf Aktien kaufen. Von den 50 Euro Dividende gingen dann 20 Euro an die Bank (5 Prozent auf 400) und Ihnen blieben 30 Euro! Eine Rendite von dreißig Prozent auf das eingesetzte Eigenkapital. Man spricht vom Hebeleffekt (Leverage). Das funktioniert aber nur so lange, wie die Papiere im Wert steigen und der Kreditgeber keinen Nachschuss auf das Eigenkapital („Margin Call“) verlangt. Kann man dann kein Geld nachschießen, muss nämlich verkauft werden. Auf dem Weg nach unten wirken Schulden dann als Brandbeschleuniger. Und hier sind wir beim Problem: sobald die Finanzierungskosten über der Wertsteigerung des auf Kredit gekauften Assets – Aktie, Immobilie, …. – liegen, droht der Kollaps. Der Auslöser kann eine plötzliche Krise sein, steigende Zinsen ebenso. Da die Notenbanken schon so aktiv waren und die Inflation sich als hartnäckig erweist, könnte so ein Margin Call schwer zu stoppen sein.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: In Ihren Podcasts und auf Ihrem Blog lassen Sie Stimmen zu Wort kommen, denen zufolge die Weltwirtschaft in den sechsten Kondratieffschen Zyklus eingetreten ist. Was sind Kondratieff-Wellen und was könnte es für uns konkret bedeuten, im sechsten Zyklus angekommen zu sein?

Daniel Stelter: Der russische Ökonom Nikolai Kondratieff hat in den 1920er Jahren lang laufende Wellen der konjunkturellen Entwicklung identifiziert, die seither nach ihm benannt werden. Diese laufen 50-60 Jahre und – so die These einiger Ökonomen – werden von grundlegenden Innovationen und den daraus entstehenden Industrien getrieben. An den Übergängen von einem alten zu einem neuen Zyklus drohen Krisen, wie beispielsweise die große Depression der 1930er Jahre. Gut möglich, dass wir uns gerade in einer solchen Übergangsphase befinden. Innovationen sind allgegenwärtig, ich denke an die Fortschritte in der Biotechnologie und der künstlichen Intelligenz. Ob diese die Basis für einen neuen Aufschwung legen werden, vermag ich nicht zu beurteilen. Wünschenswert wäre es, würde höheres Wachstum doch dabei helfen, mit der Schuldenproblematik umzugehen.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Ein Wort zu den westlichen Aktienmärkten. Dort liegen die Kurse auf hohem Niveau, während sich die Anzeichen für rezessive Tendenzen in Europa und den USA verdichten. Wie erklären Sie sich die Abkopplung zwischen den Aktienmärkten einerseits und der Realwirtschaft andererseits?

Daniel Stelter: Die Börsen sehen keine Gewinnrezession und zugleich ein Ende der Zinserhöhungen bzw. baldige Zinssenkungen. Beides – stabile Gewinne und tiefere Zinsen – würden den Bewertungen Auftrieb geben. Das Risiko ist der doppelte Irrtum: die Rezession kommt doch, was angesichts der deutlich rückläufigen Wachstumsrate der Geldmengen ein durchaus realistisches Szenario ist. Und die Zinsen sinken nicht (so schnell), weil die Inflation sich als hartnäckiger erweist als erwartet. Ich persönlich habe mich damit abgefunden, dass die Märkte länger falsch liegen können.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: In den Medien ist es ruhig um den Euro geworden. Sind die strukturellen Probleme der Eurozone, die ab 2010 zur Euro-Krise führten, nun behoben? Wie stellt sich der Zustand der Eurozone und ihrer Banken derzeit aus Ihrer Sicht dar?

Daniel Stelter: Die Medien sind ein schlechter Indikator, weil sie tendenziell pro-zyklisch agieren. Insofern könnte man aus der Ruhe auch schließen, dass die nächste Krise nicht mehr weit ist. Was den Euro betrifft: nichts wurde gelöst, alle Probleme wurden von der EZB mit massiven Interventionen unter den Teppich gekehrt. Die erhoffte Konvergenz der Wirtschaftender Mitgliedsländer des Euro fand nicht statt, im Gegenteil, Analysen auch des IWF zeigen eine zunehmende Divergenz. Die Staaten betreiben eine autonome Finanzpolitik und die Notenbanken des Eurosystems stehen als Finanziers bereit. Die Target 2 – Konten wachsen weiter an und wir alle – als Steuerzahler und faktischer Eigentümer der Bundesbank – sind unfreiwillig einer der größten Gläubiger Italiens. Derweil setzen Italien, Spanien und vor allem Frankreich auf weitere Transfers zu ihren Gunsten und unsere Politik glaubt naiv, durch Großzügigkeit das europäische Projekt voranzubringen. Dabei lernt man schon in der Schule: Freundschaft kann man nicht kaufen. Die anderen Staaten vertreten ihre eigenen Interessen konsequenter und das ist auch richtig so. Italien beispielsweise könnte sein Staatsschuldenproblem durch eine Besteuerung der privaten Vermögen problemlos lösen. Es ist aber einfacher, mehr Transfers zu fordern. Umso schlimmer, dass die Politiker die bei uns völlig überflüssigerweise Vermögensabgaben und – Steuern fordern, gleiches für Italien ausschließen.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: EZB-Direktorin Christine Lagarde sagte vor Kurzem, dass die robuste Inflation weitere Leitzinsanhebungen erfordere. Warum ist die Inflation in Europa überhaupt so hoch? Wer sind die Leidtragenden der Entwicklung, wer profitiert davon?

Daniel Stelter: Die Ursache der Inflation ist einfach erklärt. Während der Corona-Krise haben die Staaten die Wirtschaft mit Transfers gestützt, viele Haushalte bekamen Geld. Zugleich war das Angebot gestört, Lieferketten funktionierten nicht mehr, Produktion war gestört. Die Folge: einer steigenden Nachfrage stand ein sinkendes Angebot gegenüber. Die Notenbanken haben die staatlichen Ausgaben faktisch finanziert, weil sie wohl davon ausgingen, dass es immer genug Angebot gibt, haben sie doch seit 2010 alles versucht um die Inflation nach oben zu bekommen, ohne Erfolg. Letztlich war es wie der Abwurf von Geld aus dem Helikopter, den Milton Friedman empfohlen hat, um Inflation zu erzeugen. Hätten die Notenbanken auf die Entwicklung der Geldmenge geachtet, hätten sie es kommen sehen können. Nur tun sie das nicht mehr, weil sie über fast drei Jahrzehnte die Geldmengen steigern konnten, ohne Inflation in der Realwirtschaft. Was sie aber erzeugt haben ist Inflation bei den Vermögenswerten. Nun wird es spannend sein, wie es weitergeht. Blickt man auf die Wachstumsraten der Geldmenge ist es gut möglich, dass es in den kommenden 12 Monaten zu einem deutlichen Rückgang der Inflation kommt, verbunden mit einer Rezession. Kommen dann noch Turbulenzen an den Finanzmärkten hinzu kann es gut sein, dass die Notenbanken dann nochmals heftig intervenieren, was zu einer Rückkehr der Inflation führen würde. Strukturell erleben wir eine Zeitenwende, die für höhere Inflation spricht. Die Erwerbsbevölkerung schrumpft, wir erleben eine partielle De-Globalisierung und die Ausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und Digitalisierung müssen steigen. Die Politik der gezielten Verteuerung von Energie tut ein weiteres dazu.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Deutschland, das sich in einer Rezession befindet, ist der mit weitem Abstand wichtigste Finanzier der EU – ein Klumpenrisiko für die Staatengemeinschaft?

Daniel Stelter: Eindeutig ja. Ohne ein starkes Deutschland kommt der Euro ins Strudeln, ohne ein starkes Deutschland wird die EU, die letztlich auf einem Wohlstandsversprechen basiert, in Schwierigkeiten kommen. Wir sollten uns nichts vormachen. Die Transfers aus Deutschland sind ein wichtiges Bindeglied. Dabei kann ich es denn anderen Staaten nicht verübeln, wenn sie fassungslos auf uns blicken, wie wir mutwillig den eigenen Wohlstand beschädigen. Andererseits setzt die EU selbst auch auf die falschen Prioritäten und ist mit ihren ambitionierten Zielen gescheitert. Man denke an das in Lissabon im Jahr 2000 ausgerufene Ziel, der wettbewerbsfähigste Wirtschaftsraum der Welt zu werden.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Der Wirtschaftsstandort Deutschland – so zeigen mehrere aktuelle Rankings – verliert im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit. Welches sind die zentralen Probleme, denen wir uns gegenübersehen und was sollte getan werden, um sie zu beheben?

Daniel Stelter: Die Rankings beschönigen noch die Entwicklung, weil die meisten dahinterstehenden Indikatoren vergangene Leistungen messen. Die Lage ist dramatisch. Wir haben mehr als 20 Jahre nicht ausreichend in das Land investiert, die Infrastruktur bröselt. Das Schulsystem sinkt ebenfalls seit langem im Standard und wir haben fast 3 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss. Die Digitalisierung kennen hiesige Behörden nur aus dem Kino. Zugleich haben wir durch „die dümmste Energiepolitik der Welt“, wie es das Wall Street Journal so treffend schrieb auch die höchsten Energiekosten der Industrieländer. Zeitgleich überbietet sich die Politik mit der Ankündigung weiterer Lasten, wie Vermögenssteuern oder -abgaben, höheren Einkommens- und Erbschaftssteuern. Die Staatseinnahmen fließen aber überwiegend in den Konsum oder in das Ausland. Was getan werden sollte? Nun, zunächst müssten wir eine Politik haben, die das erkennt und bereit ist es zu ändern. Doch die haben wir nicht. Wir haben stattdessen ein beschleunigtes „weiter-so!“. Wir schalten in der Energiekrise Atomkraftwerke ab, behaupten es gäbe keinen Strommangel, werfen Kohlekraftwerke an und planen unter dem Titel der „Energieeffizienz“ Gesetze, die zu so hohen Energieeinsparungen zwingen, welche die Wirtschaft um 14 Prozent schrumpfen könnte, wie das IfO-Institut vorrechnet. Zugleich soll der durch diese Politik gestiegene Strompreis für energieintensive Unternehmen subventioniert werden, damit sie nicht schließen. Das kann man sich nicht vorstellen! Es wird mutwillig der Preis nach oben getrieben und dann müssen die Steuerzahler nicht nur die hohen Preise tragen, sondern auch noch Subventionen bezahlen! Die grüne Transformation sorgt so nicht für ein „grünes Wirtschaftswunder“,sondern für den beschleunigten Niedergang des Landes. Was wir brauchen, ist eine Agenda 2030, die den Staat und seine Institutionen modernisiert, die Bürokratie abbaut und das Land saniert. Ich gestehe, ich traue das den Verantwortungsträgern nicht zu.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Seit einigen Jahren mehren sich Verbote und immer restriktivere Vorgaben von Seiten der Politik, etwa das Verbot von Verbrennungsmotoren oder Habecks Ideen zum erzwungenen Heizungstausch. Steuern wir langsam auf eine Art grüner Kommando-Wirtschaft zu?

Daniel Stelter: Wir sind auf genau diesem Weg. Der Staat schwingt sich nicht nur zum allwissenden Planer und Entscheider über Gewinner und Verlierer an Stelle der Wirtschaft auf, er arbeitet auch systematisch an der Entmündigung von Bürgern und Unternehmen. Neben den an Auflagen gebundenen Subventionen des Strompreises sollen in sogenannten „Klimaschutzverträgen“ Unternehmen bei dem Umbau zur Klimaneutralität unterstützt werden. Im Kern ist es aber nichts anderes als eine Gewinngarantie, die umgekehrt auch gedeckelt ist. Unternehmen können dann nicht mehr frei agieren, sondern sind faktisch volkseigene Betriebe, ohne es offiziell zu sein. Den Bürgern wird derweil über Steuern und Abgaben immer mehr von ihrem Einkommen weggenommen, um das Geld dann je nach politischem Ziel wieder als Transfers zurückzubekommen. Auch diese führt in die Unfreiheit. Bleibt noch der Angriff auf das Eigentum durch immer mehr Vorgaben. Die sogenannte Heizungswende führt zu einem Wertverlust von Immobilien. Noch weiter gehen die Überlegungen der EU zur Gebäudeeffizienz. Die Unternehmensberatung EY hat vorgerechnet, dass es in Deutschland rund 3.000 Milliarden kosten würde, diese Vorgaben umzusetzen. Dem steht ein Wert der Wohngebäude ohne Grund und Boden von rund 6500 Milliarden gegenüber. Im Klartext: der Wert dieser Häuser wird um fast die Hälfte sinken. Da der Wert sehr unterschiedlich ist, je nach Standort, die Sanierungskosten aber überall anfallen, bedeutet das für viele Eigentümer, dass ihnen nicht mehr viel bleibt. Ohne Vermögen, ohne die Möglichkeit über das eigene Einkommen frei zuverfügen – man denke auch an die Kontingentierung von Flügen oder die Beschränkung des Fleischkonsums – und ohne die unternehmerische Freiheit, die zu Innovationen führt, sind wir in der Tat auf dem Weg in eine neue Planwirtschaft. Wie das endet, kann man sich in Dokumentationen über den Zustand in der ehemaligen DDR im Jahr 1990 ansehen.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: In der deutschen und europäischen Politik propagieren gewisse Kreise einen härteren Kurs gegenüber China, der auch Sanktionen beinhalten soll. Sollten die Europäer angesichts der wachsenden wirtschaftlichen und politischen Bedeutung Chinas nicht eher auf Kooperation setzen?

Daniel Stelter: Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist kein Beweis dafür, dass Handel und Austausch an der Wahrscheinlichkeit von Kriegen nichts ändert. Die beiden Staaten haben schon seit Jahren immer weniger miteinander gehandelt. Ich denke schon, dass es dem Frieden dient, wenn man Handel treibt und gegenseitige Abhängigkeiten schafft. Auf der anderen Seite müssen wir anerkennen, dass wir uns in einigen Bereichen zu stark abhängig gemacht haben und es sinnvoll ist, Lieferketten zu diversifizieren. Nur grundsätzlich in Frage stellen, sollte man Handel nicht, sondern auf Kooperation setzen. Hier sehe ich eher das Problem, dass wir in Europa an Relevanz verlieren, weil wir verkrustet sind, auf die falschen Themen setzen und bei den Zukunftstechnologien nicht mithalten. Immer mehr werden wir nur noch zum Absatzmarkt für die chinesischen Produkte.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Wie stehen Sie insgesamt betrachtet zum Thema Sanktionen? Hat der Westen mit diesem Instrument in den vergangenen Jahren Erfolg gehabt oder sich doch eher international zunehmend isoliert?

Daniel Stelter: Doch, Sanktionen wirken schon, auch gegen Russland. Nur müssen wir sehen, dass sie auch Gegenreaktionen bewirken. Zum einen hat das Einfrieren der russischen Devisenreserven den Trend beschleunigt, sich vom Dollar unabhängiger zu machen. Zum anderen ist Russland eine Rohstoff-Supermacht, und wenn diese sich nun ausschließlich an China, Indien und anderen BRICs-Staaten ausrichtet, ist das nicht unbedingt in unserem Interesse. Denn Sie haben mit Ihrer Frage schon einen Punkt: wichtige Länder der Welt teilen unsere Sicht der Dinge nicht.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Ist Deutschlands Geschäftsmodell angesichts einer im Wandel befindlichen Weltordnung, in der sich neue Kraftzentren etablieren, in Gefahr?

Daniel Stelter: Das Geschäftsmodell steuert meines Erachtens auf einen strukturellen Niedergang zu. Dieser ist aber überwiegend hausgemacht, wie bereits diskutiert. Aber es stimmt. Konnten wir früher in einem ausgesprochen positiven Umfeld – Globalisierung, offene Märkte, Industrialisierung unserer Kunden, schwacher Euro – gute Geschäfte machen, so dreht sich das diametral um. Da wir die guten Jahre nicht genutzt haben, um in die Zukunftsfähigkeit des Landes zu investieren, stehen wir jetzt vor der Herausforderung, das Land zu sanieren und zugleich Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen und das in einem Umfeld mit Gegen- statt Rückenwind. Da sich unsere Politik derweil nicht die Schaffung von Wohlstand zum Ziel setzt, sondern die Schmälerung von Wohlstand als unvermeidlich oder gar wünschenswert erachtet, ist die Gefahr groß, dass es nicht gelingt, den Niedergang noch zu verhindern.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Was sollten Bürger tun, um ihr Erspartes vor Inflation und drohenden Finanzkrisen zu schützen? Was gehört Ihrer Meinung nach in ein möglichst krisenresistentes Portfolio?

Daniel Stelter: Ich bin kein Anlageberater. Ich denke aber zwei Dinge sind klar. Die Inflation bleibt ein hartnäckiges Problem und Deutschland und die EU bleiben auf dem Kurs des relativen Niedergangs. Dies spricht für eine global diversifizierte Geldanlage in Aktien, Immobilien und Gold.

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de: “DWN Exklusiv – Daniel Stelter: Unser Geschäftsmodell steuert auf einen hausgemachten Niedergang zu”, 11. Juni 2023

Kommentare (36) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. foxxly
    foxxly sagte:

    bto:
    kann ein deutscher vasall überhaupt ein geschäftsmodel haben? in einem staate mit perfekten betreuten denken, ist ein geschäftsmodel kaum vorstellbar.
    …die deutschen lakaien aber haben das gleiche geschäftsmodel der ausbeutung, als ihre beherrscher!

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  2. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Der neue Kapitän Merz steht vor einem massiven Problem:

    Die mit 84.000 Leuten beladene MS Germania steuert zielsicher auf einen Eisberg zu und steht kurz vor der Kollision.

    Steuermann und Stellverteter liegen nach einer Mutterkorn-Vergiftung halluzinierend in den Kojen.

    Die Einzige, die das Ruder in letzter Minute herumreissen könnte, ist die als Touristin mitreisende Steuermännin Alice W.

    Der Sicherheits-Offizier gibt zu bedenken, dass Alice W. mit hoher Wahrscheinlichkeit eine russische Agentin ist, die die Germania im Falle einer Rettung in den Hafen Wladiwostok steuern würde.

    In seiner Verzweiflung wendet sich Kapitän Merz an die BTO Community.

    Was soll er tun ? Was wird er tun ?

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Vater Thiel

      “Die mit 84.000 Leuten beladene MS Germania steuert zielsicher auf einen Eisberg zu und steht kurz vor der Kollision.”

      Das liegt aber nur daran, dass das Ruder klemmt und das Schiff so einen harten Linkskurs eingeschlagen hat. ;)

      Da kann man nur die intersektionale Regenbogenflagge am Mast hissen und die Mann-, Frau- und Diversschaft auf dem Schiff mit einer konsequent durchgegenderten Ansprache auf die Kollision einstimmen. Das ist moralisch gesehen sogar noch besser als erfolgreiches Ausweichen, und die Wrackteile verwertet am Ende Blackrock.

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    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ vater thiel
      …….gute und passende geschichte!

      der kapitän hat seinen befehl den er strikt ausführt. schließlich ist der eisberg schuld. weil dieser seine route unerlaubt kreuzt.
      sturr bleiben, der eisberg muss ausweichen!
      schließlich sind wir 84 T leute und der eisberg ist nur einer!

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    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      Er sollte natürlich den Sicherheitsoffizier übergehen.

      Er wird (und kann) aber nichts tun, weil er zu viele Merkelianer in der Mannschaft hat.

      (PS: Ich kann Merz wirklich nicht einschätzen. Für mich ist er ein Enigma)

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Beobachter

        Ganz einfach:

        Er will gerne auch mal Kanzler sein und erzählt dafür jedem, den er für wichtig hält, das, was er gern hören will.

    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Thread

      Er sollte den Kopf heben und sich jemanden Kompetentes holen, der ihm Radar und/oder Satelliten-/Drohnen-/sonstwas-Bilder erklären kann. Dann wird er lernen, dass ALLE großen Pötte in einem Meer voller Eisblöcke unterwegs sind. Und auch Wladiwostok längst unter Wasser liegt.

      Was tun? What to do? Что делать?

      SOFORT aus dem Material an Bord ein viel kleineres Floß/Nootboot/… bauen. Dafür alle Leute mit Fähigkeiten, die für Bau/Fahrt in diesem Boot hilfreich sind, ausfindig machen, einzeln ranholen und zu Stillschweigen verdonnern, einen separaten Raum zum Bootsbau definieren, bauen lassen. Den Rest der Mannschaft/Gäste hält er bei Laune.

      Und dann sticht das neue Boot ohne ihn in See. Verwertbare Fähigkeiten hat er keine (würde also im Falle der Rationierung vongefangenem Fisch ohnehin ausgewählt für “to walk the plank”). Aber gleichzeitig geht er als ganz großer Held in die Geschichtsbücher ein.

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ stoertebekker.
        f.merz währe ein politischer kapitän; da verläßt man als erster das sinkende schiff!

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        “SOFORT aus dem Material an Bord ein viel kleineres Floß/Nootboot/… bauen. Dafür alle Leute mit Fähigkeiten, die für Bau/Fahrt in diesem Boot hilfreich sind, ausfindig machen, einzeln ranholen und zu Stillschweigen verdonnern, einen separaten Raum zum Bootsbau definieren, bauen lassen. Den Rest der Mannschaft/Gäste hält er bei Laune.”

        Ich weiß schon, Sie wollen auch in diesem Szenario bloß mal wieder Werbung für Flagellantentum und Verzicht machen – aber merken Sie nicht selbst, was für einen schwachsinnigen Plan Sie da aufgeschrieben haben?

        Wie viele von der 84000-köpfigen Besatzung wollen Sie denn retten, wenn Sie ein kleines “Boot” in einem “Raum” auf dem Schiff bauen lassen? 10 vielleicht? Geniale Idee, das git garantiert keine Meuterei, wenn es entdeckt wird.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @foxxly

        Tja, aber wo soll er hin? Er macht folgende Rechnung auf: hab alles auf meiner Bucket-Liste abgearbeitet (inkl. Pilotenschein, Cessna usw.) Es fehlt nur noch Kanzler. Dafür stehen die Aussichten aber nicht so gut, wenn alle absaufen.

        Was tun? Die Wünsche nicht runter- sondern hochskalieren! Also nicht mehr Kanzler sondern Unsterblichkeit.

        Und die Rechnung wäre am Ende sogar rational.

        a) In Ermangelung von Schieß-, Navigations-, Bau-, … oder Kampfsportkünsten würde man ihn als erstes von Bord der Archie (Namenspatron: die Hoffnung des abgesägten Zweigs der stolzen englischen Köngisfamilie) schmeißen. Überlebenswahrscheinlichkeit 0%. Fix.

        b) Noch ist die Kollision mit dem Eisberg nicht passiert. Jeder Mann, der vorher von Bord ist, lässt mehr Platz in den Rettungsbooten. Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich >0%. (keine Kollision, oder wenn Kollision, Rettungsboot).

        c) Und es winkt die Unsterblichkeit in den Geschichtsbüchern.

        PS Müssen hier alle Anderen auch immer die KI trainieren, bevor sie was abschicken können? Nervt.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Wasser(X)confuser Ott

        Sehen Sie, das unterscheidet uns. Das fängt schon bei der Zieldefinition an. Der Politiker will BERÜHMT und am besten UNSTERBLICH werden. 😇

        SIE wollen die Welt retten bzw. den deutschen Stamm. (da sind Sie gar nicht so weit weg von anderen, die Sie sonst so beschimpfen).

        Ich kümmer mich um mich, weil ich festgestellt habe, dass ich das große Ganze ohnehin nur marginal beeinflussen kann. Allerdings habe ich verstanden, dass ich dafür auch ein paar weitere Menschen brauche, mit denen ich gemeinsam das Ding hinbekommen muss.

        Und dann kann man noch in Wahrscheinlichkeiten denken. Alle absaufen ist halt schlechter als 30 Überlebende, die gemeinsam was hinbekommen können…

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        “Der Politiker will BERÜHMT und am besten UNSTERBLICH werden.”

        Schlechte Kapitäne und schlechte Politiker schaffen das oft tatsächlich – allerdings anders als sie sich das vorgestellt hatten. Dass Francesco Schettino im Jahr 2012 der Kapitän des eigentlich unbedeutenden Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia war, wird zum Beispiel noch viele Jahrzehnte im Gedächtnis bleiben:

        https://assets.deutschlandfunk.de/5ff95e38-109c-4ea3-9af1-109e305a5275/1920×1080.jpg?t=1642061100022

        “SIE wollen die Welt retten bzw. den deutschen Stamm. (da sind Sie gar nicht so weit weg von anderen, die Sie sonst so beschimpfen).”

        Nein, das Schiff und seine Besatzung. Ob der Ozean dabei ein Grad Celsius heißer wird oder nicht, ist mir allerdings egal, wofür ich vermutlich gleich wieder von denen beschimpft werde, die mir angeblich so ähnlich sind.

        “Ich kümmer mich um mich, weil ich festgestellt habe, dass ich das große Ganze ohnehin nur marginal beeinflussen kann. ”

        Wie gesagt, wenn Sie unbedingt in Ihrem Leben Verzicht für den großen Plan üben wollen, dann tun Sie das. Ist sicher genauso populär wie das Schuldentilgungskonto des Bundes, wo man freiwillig Geld an den Staat überweisen kann – insbesondere bei den selbsternannten Verzichtspredigern wie Sie einer sind. ;)

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @H2(O) confuseur Ott

        Gute Kapitäne werden gelegentlich auch berühmt, zB Chesley Sullenberger (und, allerdings unter anderem Namen, ggfs. sogar besungen: Lothar Fuller)

    • weico
      weico sagte:

      “Was soll er tun ?”

      Da der Sicherheitschef s in jungen Jahren ja ein bekannter Klimakleber und grüner-roter Umverteilungsideologist war und in seiner Kajüte jetzt noch ein “Atomkraft Nein Danke”-Plakat neben der Ulrike Meinhof Büste an der Wand klebt ,sollte er dessen unfundierte Bedenken und Anschuldigungen ,über Alice W. , einfach ignorieren.

      Wie bei “Alice im Wunderland” wird die Geschichte sicherlich eine gutes Ende finden,wenn er auf die ausgezeichneten analytischen und beruflichen Fähigkeiten der Alice W. vertraut.

      Antworten
      • Tom96
        Tom96 sagte:

        Seit der Renaissence als die Geschchtenerzählungen von Aramäisch – Hebräisch ins Griechische und später Lateinische geschrieben wurden, ist alles betone alles Propaganda, Artefakte genauer Science-Fiction.
        Ob Wort und Bild
        https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/mythos-kelten-100.html
        Das gilt für den Blick zurück sowie nach vorne – nichts ist wie es scheint.
        zdf.de/dokumentation/terra-x/die-kelten-europas-vergessene-macht-100.html
        Aber es gilt die Aktualität, ob Lange Linien oder Blutlinien oder einfach die Dekadenz von Wohlstandsverwahrlosigkeit gepaart mit Ideologie als Machtinstrument getarnt in Glaubens- und Ablasszwängen :
        Wer hat das Zertifikat als Wertpapier erfunden z.B. Birth-Certificate, um damit Kreditwertpapiere zu hinterlegen, die vollstreckbare Titel sein sollen?

  3. weico
    weico sagte:

    “bto:Zugleich haben wir durch „die dümmste Energiepolitik der Welt“, wie es das Wall Street Journal so treffend schrieb auch die höchsten Energiekosten der Industrieländer.”

    “Nicht zu vergessen ist,dass man sich auch ,dass man sich die dümmste Integrationspolitik der Welt” gönnt.

    Einige EU-Länder haben ja langsam erkannt/erfahren/erlebt…,dass solch eine verfehlte Wertepolitik nicht funktioniert.
    Deutschland zieht aber ,mit seinem grosszügigen Wohlfahrtsprogramm ,weiterhin arme Migranten in grosser Zahl an…und befeuert damit Leid,Tote und Menschenhandel.

    Anschließend wir dann gejammert,wenn andere Länder sich an der Umverteilung der Migranten nicht grosszügig beteiligen .

    Der taz-Artikel zeigt schön auf,dass der Zustrom der “Fachkräfte” ,dank hoher Geburtenrate..praktisch “unerschöpflich” ist.

    Wie prophezeite Libyens Gaddafi damals so schön voraus:
    “Islam Will Conquer Europe Without Firing a Shot”

    https://taz.de/Bootsunglueck-im-Mittelmeer/!5938998/

    Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Mal eine grundsätzliche Bemerkung:

    Die Überschrift ist eine Behauptung von umfassender Tragweite – JEDER Begriff von „unser“ über „steuert“ bis zu „Niedergang“ ist ein Hammerschlag, der JEDEN einigermaßen klar Denkenden aufwachen lassen sollte.

    In der Substanz unangreifbar, weil von Fakten unterlegt (nicht hier so umfassend wie in anderen Artikeln, aber generell der Fall).

    Das Engagement eines EINZELNEN ohne Stäbe von Zuarbeitern.

    Mehr als bemerkenswert.

    Denn was erzählen unsere hochprofessionellen Spitzenkräfte der Ökonomie?

    Die ganze lange Zeit zumeist:

    An dieser Schraube drehen, an jener Schraube drehen – dann wird`s schon mit den kleinen Rucklern.

    Gerade mal zuletzt geben sich Wirtschaftsweise her, auch von Wohlstandsverlusten zu reden – jetzt, wo die Passagiere auf der Titanic DEUTSCHLAND auf den Eisberg schauen.

    Ärmlich, erbärmlich.

    Danke, Dr. Stelter, für Ihr unermüdliches ENGAGEMENT, auf angemessenem Niveau WACHZURÜTTELN.

    Antworten
    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      👍 Dem schließe ich mich an.

      Ich bin froh, an der ein und anderen Stelle wie auch insbesondere hier kritische Stimmen gelesen zu haben, die mich frühzeitig wach gemacht haben. (Damit meine ich nicht Untergangspropheten, sondern die kritischen und fundierten Hinweise zur Überschuldung und Geldwertstabilität.)

      Dass man seinem Land (in der Breite) leider nicht mit vernünftigen Argumenten helfen kann, ist tragisch. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Das gehört zum Zyklus des Aufstiegs und Niedergangs für die allermeisten Nationen dazu.

      Antworten
  5. weico
    weico sagte:

    “@bto:Hier sehe ich eher das Problem, dass wir in Europa an Relevanz verlieren, weil wir verkrustet sind, auf die falschen Themen setzen und bei den Zukunftstechnologien nicht mithalten.”

    Auch aus geopolitischer Sicht, verliert Europa sehr deutlich an Relevanz.

    Das schon immer erklärte Ziel der USA bzw. deren Europa-Doktrin war ja, die Kombination von deutscher Technologie und russischen Rohstoffen zu verhindern. Der EU-Plan einer Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok, war eine echte geopolitische Bedrohung und ein absolutes “No Go” für die USA. Nur schon NordStream2 wurde ja als Gefahr der nationalen Sicherheit eingestuft.

    Mit den NATO-Osterweiterungsplänen bzw. dem US-Proxy-Konflikt in der Ukraine wurde dieses Ziel erreicht Deutschland/EU von Russland zu trennen .Das geplante “gemeinsamen Haus Europa” wurde erfolgreich zum Einsturz gebracht.
    Deutschland/Europa wurde bzw. hat sich selber von den billigen Rohstoffen Russlands abgeschnitten und ist wieder “geeint” unter dem US/NATO-Schutz . Der lukrative und wachsende russische Exportmarkt, ist für Deutschland/EU ebenfalls Geschichte.

    Die Nebenwirkungen war ,dass man diese Europa-Doktrin-Zielsetzung nur erreichen konnte, indem man das grosse Ziel…..eine strategische Allianz zwischen Russland und China zu verhindern….. vorläufig aufgeben musste .

    Da die EU aber nun gestärkt unter dem NATO-Dach eingebunden sind , für weitere zukünftige US-Interventionen und “Werteverteidigungen” , war es diesen Proxy-Einsatz wohl wert.

    https://globalbridge.ch/so-bewegt-sich-die-eu-an-die-peripherie-der-welt-freiwillig/

    Dass sich nun andere Länder ebenfalls dieser chinesisch-russischen Allianz anschliessen-,dem BRICS beitreten- und sich langsam vom Dollar abkoppeln wollen, sind weitere Nebenwirkungen… die die USA wohl kaum in diesem Ausmass eingerechnet haben.

    Es muss daher wohl wirklich DUMMHEIT der EU/Deutschland gewesen sein…wie im verlinkten Artikel vermutet, dass man das geopolitische Spiel der USA nicht durchschaute und in die Ukrainekonflikt-Falle tappte.

    Aber wo es Verlierer gibt ,da gibt es eben auch Gewinner:

    “Neue Perspektiven dagegen eröffnen sich für Asien, Afrika, die arabische Welt und Südamerika. Europa ist in dieser sich verändernden Welt nur noch für die Peripherie bestimmt. Das Peinliche daran ist, dass die EU nicht von den Großmächten an die Peripherie verbannt wurde. Sie hat es sich selbst so ausgesucht! Wobei es nicht ganz klar ist, warum. Einfach aus Dummheit?”

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  6. Gnomae
    Gnomae sagte:

    “Dies spricht für eine global diversifizierte Geldanlage in Aktien, Immobilien und Gold.”

    Absolut richtig. Der einzige Ausweg ist die international diversifizierte Geldanlage.

    Die Politik hat kein Gespür für Hausbesitzer, versteht nicht, den Transformationsprozess bürgerfreundlich zu gestalten und versteht nicht, dass ein CO2-Kostenfaktor unendlich die Energiepreise steigern wird. Aber alles ist von der Politik beschlossen worden. Man kann ja nicht sagen, dass es autokratisch eingeführt wurde. Das Regelwerk ist geschaffen worden, aber von den Politikern in deren Auswirkungen gar nicht verstanden worden.

    Es wird immer mehr Geld abfließen. Geschädigt werden Sparer, Rentner und Hausbesitzer durch irre Vorschriften.

    Der langsame, schleichende “Niedergang” schreitet voran.

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    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Zweifler

      Lanxess hat gestern wegen lausiger Aussichten für HJ2 ne Gewinnwarnung rausgegeben. >15% Absturz. Evonik, BASF et al. gleich mitgenommen – vermutlich zu recht.

      Mir ist schleierhaft, wieso die Aktienmärkte immer noch so gut laufen. Vielleicht (Chat)GPT bedingt, die Aktien ziehen alles hoch. Oder ChatGPT hat vorhergesagt, dass keine Rezession kommt 😉

      Antworten
      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        Ja, Shorts hatten es zuletzt schwer. Bin da aber eh nicht dabei, bei diesen Spielen. Hab nichts verkauft und gekauft im ganzen Jahr, außer ein paar mehr Roche. Alles schwer verständlich. Und Snider kann auch nur die globale Rezession beschwören.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        “Mir ist schleierhaft, wieso die Aktienmärkte immer noch so gut laufen.”

        Wenn Sie so breit nach den Aktienmärkten fragen, dann kann die Antwort nur lauten: “Unter den Blinden ist der Einäugige König.” Am KI-Hype liegt es vielleicht auch ein bisschen, aber der konzentriert sich doch sehr auf bestimmte Segmente oder gar Einzelaktien.

        Man könnte ja stattdessen Anleihen kaufen, da kriegt man zum Beispiel in der Eurozone gerade 2-jährige spanische Staatsanleihen für nominal 3,35% Rendite pro Jahr bei einer aktuellen Eurozonen-Inflation von 7,0 % pro Jahr…

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        @ott: Der Einäugige kann aber ganz schnell zum Blinden werden. Sie glauben doch auch nicht an das Scholzsche Wirtschaftswunder. Der PPI geht in die Knie, also wird auch der CPI sinken. Dann sind vielleicht 3,35% Rendite gat nicht schlecht.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Beobachter @Wasser(X)confuser Ott

        Das mit Snider stimmt. Weil ich ihn aber als meinen Finanzgott auserkoren (und Zweifel komplett verdrängt) habe, schlafe ich gut, obwohl ich alles verkauft habe. Und einiges viel zu früh…

        Da ich im Gegensatz zu @DS noch nicht ans Ende der Bankenkrise glaube, hab ich heute noch schnell meine Bank-Schuldner gegen Lindner getauscht. Man weiß ja nie. Laufzeit 1,2 bis 1,7 Jahre bringen knapp über 3%. Finde ich ok, da ich ja auch Team Deflation & Rezession bin.

        PS Bei uns wird in diesen Wochen großflächig von holländischem Gas auf hochkalorisches umgestellt…

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        Da freuen sich die stillen Mitleser, eine Anlagestrategie-Diskussion!

        @Beobachter

        “Sie glauben doch auch nicht an das Scholzsche Wirtschaftswunder.”

        Nein, ich glaube eher, dass seine Regierung unsere Wirtschaft in Deutschland gerade an die Wand fährt. Allerdings war die Frage nach “den Aktienmärkten” allgemein gestellt, und ich sehe schon, dass es besser geführte Staaten auf der Welt mit eigenen Aktienmärkten gibt, die absehbar sogar direkt von der deutschen Dummheit profitieren. Und selbst an der Deutschen Börse sind noch Unternehmen gelistet, die einen größeren Teil ihrer Geschäftstätigkeit im Ausland abwickeln und ihre Erlöse dort erzielen.

        @Stoertebekker

        Ihre Anlagestrategie gibt mir wirklich Rätsel auf. Noch im Frühjahr haben Sie super aggressiv sogar Credit Suisse gekauft als die kurz vor einer möglichen Pleite standen und ein paar Monate später haben Sie alle Ihre Aktien verkauft?

        “ab ich heute noch schnell meine Bank-Schuldner gegen Lindner getauscht. Man weiß ja nie. Laufzeit 1,2 bis 1,7 Jahre bringen knapp über 3%. Finde ich ok”

        Ist ja besser als nichts, wenn man sehr pessimistisch ist, aber nach Abzug der Kapitalertragssteuer sind das nur noch rund 2,25% p.a. nominal, was wiederum nur knapp über dem offiziellen Inflationsziel der EZB von 2% liegt. Ob sich der Aufwand lohnt?

        Warum stattdessen als Sachanalagen keine Aktien von soliden 3%-Dividendenzahlern mit hoher Preissetzungsmacht, deren Produkte auch in einer Rezession noch weiter nachgefragt werden? Sind Sie so sehr pessimistisch, dass Sie glauben, dass alle diese Firmen so dicke Kursverluste schreiben werden dass dadurch auch die Dividendenrendite mehr als aufgefressen wird und Sie nicht die Zeit haben werden, das auszusitzen? (Ich bin ja ein paar Jahrzehnte jünger, da habe ich in der Tat den Luxus, das entspannter zu sehen.)

        Und wieso kein Gold?

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Wasser(X)confuser Ott

        Gold ist bei mir ohnehin schon gut vertreten. Im Nachlauf zur Finanzkrse zu deutlich besseren Kursen. Aber wer noch nicht hat, sollte in der Tat überlegen. Geht ja gerade wieder ein wenig runter.

        Dividendentitel haben vor kurzem gezahlt. Da ich an Rezession glaube, dürften bis Jahresende/Februar 2024 gute neue Einstiegsmöglichkeiten kommen (siehe BASF, bei um die 47€ verkauft).

        Die Zinsen sind nicht doll, dafür der Schuldner erstklassig. Bankenrisiken dürften zwar vom Staat wieder aufgefangen werden, aber wenn ich da nicht zu viel habe, fühle ich mich besser. Zudem gilt – ich setze auf Deflation, zumindest nicht viele weitere Zinsanstiege, da können im Bedarfsfall dann die Anleihen zügig und verlustfrei in Aktien getauscht werden.

        CS war mein Canary in the coal mine. Als der tot war, habe ich den Verkauf großflächig begonnen.

        PS Wenn ich n gutes Startup sehen würde, wäre meine Entscheidung auch leichter. Da kommt aber nix nach.

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Störtebekker

        “Mir ist schleierhaft, wieso die Aktienmärkte immer noch so gut laufen. ”

        Der alte Kostolany hat das mal so erklärt, dass in einer (echten oder gefühlt bevorstehenden) Rezession das Geld noch nicht in die Realwirtschaft für echte reale Investitionen fliesst, sondern vorläufig am Wertpapiermarkt geparkt wird.
        Wenn die Rezession dann vorbei ist, fallen demzufolge merkwürdigerweise die Kurse oft …
        Zu Kostolanys Zeiten (er hat uns im Sweptember 1999 verlassen) gab es allerdings noch kein QE im heutigen Umfang.

        Im Übrigen, soooo hoch sind die Zinsen heute auch noch nicht, vor allem nicht die Realzinsen, es gab historisch schon Hausse-Zeiten bei höheren Zinsen.
        Die US-amerikanische 10-Year Real Interest Rate liegt aktuell bei etwa 2%, in den Hausse-Zeiten der 90er und Nullerjahre lag sie deutlich drüber. Und die kurzfristigen Nominal(!)-Zinsen lagen in den 90ern meist auch über dem heutigen Niveau.
        Und

  7. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Apropos hausgemachter Niedergang – heute ist Greta-Thunberg-Klima-Weltuntergangs-Kipppunkt-Tag. Egal was wir ab jetzt machen, wir werden alle sterben:

    Greta Thunberg
    “A top climate scientist is warning that climate change will wipe out all of humanity unless we stop using fossil fuels over the next five years.”
    21 Jun 2018
    https://www.dailymail.co.uk/news/article-11862361/Greta-Thunberg-deletes-2018-tweet-saying-climate-change-wipe-humanity.html

    Wie doch die Zeit vergeht, die kleine Greta ist schon so alt geworden und so lange im Geschäft, dass sie mit ihrer Masche das Zeugen-Jehovas-Problem bekommt: Nachdem der erste angekündigte Weltuntergang ausgeblieben ist, wird es ab jetzt für sie viel schwerer, neue Opfer zu rekrutieren.

    Antworten
  8. foxxly
    foxxly sagte:

    ……… ein realer zustandsbericht, der in wirklichkeit noch geschönt ist.

    es herrscht auf der welt ein brutaler wirtschaftskrieg, der von den mächtigen der welt, ausgetragen wird.
    und deutschland hat diesen bereits schon im vorfelde verloren.

    bk merkel hat alle vorarbeit für deutschland und europa geleistet, für den niedergang und zum vorteil von usa.
    die medien sind gleich geschaltet und willfährige helfer, dienen der politik und dem großkapital.

    darum auch die gewünschen wahlergebnisse und ruhe im staate………. wie gewünscht.

    es gibt mittlerweile unzählige mengen an problemen, welche uns die politik in den letzten ca 25 jahre hineingeritten hat.

    eines der größten heuchler im staate (neben den medien) sind die verbandsfürsten von wirtschaft, bis in den sozialbereichen.

    sie haben willfährig die politik unterstützt und für ruhe bei den verbandsmitgliedern gesorgt.
    hohes gehalt macht gefügig und korrupt.

    es ist einfach nur noch irre, was in deutschland läuft.
    und es wird erfahrungsgemäß noch relativ lange dauern bis eine umkehr kommt. die leidensfähigkeit in D ist bekannt
    die frage bleibt:
    wie tief muss deutschland fallen um eine wende zu bekommen?

    und noch ein fakt:
    die wende muss von unten kommen. dort muss der schmerz noch richtig weh tun, bevor es zur wende im gehirn, kommt.

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    • Irgendwer
      Irgendwer sagte:

      Welche Wende soll von unten kommen?
      Dort wurde gerade Hartz4 in Bürgergeld überführt und aufgestockt. Soviel wissen die, dass man da unten nichts anbrennen lässt.
      Die Begründung dafür ist so abenteuerlich, dass es schon wieder witzig ist.

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