Best of bto 2020: Intelligent helfen statt Corona-Bonds
Dieser Kommentar von mir erschien im April bei manager magazin.
Schon der bto-Beitrag vom 4. April 2020 war heftig umstritten. Das ist aber aus meiner Sicht in Ordnung, will ich doch durchaus die Diskussion befördern und es wäre mehr als langweilig, wenn wir immer einer Meinung wären.
Deshalb nochmals zur Standortbestimmung:
- Monetarisierung wird die einzige Möglichkeit sein, die Krise zu überwinden.
- Das findet statt, ob wir es nun wollen oder nicht.
- Deshalb ist es besser mitzumachen.
- Und: Wer früh dabei ist, bekommt wenigstens noch Gegenleistung in Form von Goodwill und einigen Assets.
Kann falsch sein, ist aber meine Sicht. Darauf basierend dann der Artikel.
Wenig verwunderlich gab es am Wochenende bei bto intensive und wie immer qualitativ hoch stehende Diskussionen zu der Idee. Beispielhaft nehme ich den Kommentar von Renée Menéndez:
“Einen Schatz zu verwenden, indem man sich verschuldet ist zumindest nach meinem Verständnis nicht gerade das, was üblicherweise einen Schatz ausmacht. (…) Was auf jeden Fall bleibt, ist die zusätzliche Verschuldung Deutschlands (…) die Folklore um den T2-Saldo ist nichts weiter als eine Nebelkerze, welche die zusätzliche Verschuldung Deutschlands attraktiv machen soll. Nur: Schulden bleiben Schulden, denn die öffentliche Hand ist keine Zentralbank! Man mag das ja alles für sinnvoll und meinetwegen auch für moralisch geboten halten, aber dann kann man auch bei den Tatsachen bleiben.”
Es ist richtig, dass es sich um zusätzliche Verschuldung handelt. Das wäre bei Corona-Bonds übrigens nicht anders. Da würden wir haften und das einfach “on-top”. Nun können wir lange weiter darüber streiten, ob TARGET nun Forderung oder irrelevante Verrechnungsgröße ist. Wenn wir Corona-Bonds machen, bleibt die Position bestehen und wächst eventuell weiter an, wenn die Empfänger bei uns mehr Waren kaufen. Die Position hat auf jeden Fall das Zeug, zur Erpressung genutzt zu werden.
Wenn wir nun davon ausgehen, dass die Verschuldung Deutschlands so oder so steigt und zudem unsicher sind, ob und wie TARGET2 wirkt, sollten wir es kombinieren. Also Schulden machen und Position abbauen. Da wir außerdem wissen, dass es in den kommenden Jahren über Gelddrucken laufen wird, sollten wir mitmachen und nicht über höhere Steuern und Lastenausgleich schwafeln. Denn dann sind wir doppelt gekniffen.
Also keine Nebelkerze, sondern den Versuch, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Dass die Buba-Bilanz danach wieder gleich lang ist, ist eine weitere Nebenwirkung.
Nun zum Artikel:
Deutschland steht im Fokus der Kritik. Und dies zu Recht. Haben wir uns bei der Flüchtlingsthematik als moralischer Vorreiter aufgespielt, zeigen wir uns bei der nicht weniger großen Katastrophe des Coronavirus von unserer schlechten Seite. Die sicherlich nicht als Befürworterin großer Umverteilung bekannte NZZ brachte es so auf den Punkt: “Im Jahr 2015 hiess es, die Aufnahme von einer Million Flüchtlingen sei eine moralische Verpflichtung, so wie andere EU-Staaten verpflichtet seien, sich solidarisch zu zeigen und einen Teil der Flüchtlinge zu übernehmen. Noch im letzten Jahr hielten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Aussenminister Heiko Maas Italien eine Standpauke und erklärten sinngemäss, die Schliessung der Häfen für Bootsflüchtlinge sei unmoralisch. Wäre in der Corona-Krise nicht eine von finanziellen Hintergedanken freie Solidarität ebenfalls ein moralisches Gebot? Die Bürgermeister von Bergamo, Mailand und Venedig sowie weitere italienische Regionalpolitiker sehen es so. Sie warnen Deutschland in einem ganzseitigen Inserat in der ‘FAZ’ vor ‘kleinlichem nationalem Egoismus’.”
Es steht für mich außer Zweifel, dass wir helfen müssen. Tun wir es nicht rasch und entschlossen, verspielen wir allen Goodwill, den wir bei den Nachbarn nach dem Zweiten Weltkrieg wieder erarbeitet haben.
Gerecht wäre es nicht – aber richtig
Natürlich haben die Kritiker bei uns recht. Warum sollen wir jenen helfen, die in der Vergangenheit nicht gut gewirtschaftet haben? Warum sollen wir helfen, wenn doch die Italiener und Spanier deutlich vermögender sind als wir?
Dies bedeutet nichts anderes, als dass die Bürger Spaniens und Italiens deutlich vermögender sind als wir Deutschen und es sich damit – um mit Thomas Piketty zu sprechen – eher um ein Verteilungsproblem zwischen dem Staat und dem Privatsektor in diesen Ländern handelt.
Und das ist kein Zufall. Beispiel Erbschaftssteuer: Nehmen wir an, Sie erben zehn Millionen Euro von ihrem Großvater. Dann haben Sie einen Freibetrag von 200.000 Euro und zahlen nach Tarif der Steuerklasse I 2,25 Millionen Euro Erbschaftssteuer.
Wären Sie Italiener, würde es sich so darstellen: Nach einem Freibetrag von einer Million würden sie auf dem verbliebenen Betrag eine Erbschaftssteuer von vier Prozent bezahlen, also 360.000 Euro. Und dieser Satz gilt für jedes beliebige Vermögen. Selbst entfernte Verwandte oder Fremde kommen in Italien mit Steuern von acht Prozent davon, während in Deutschland Sätze von bis zu 50 Prozent aufgerufen werden.
Das ist nicht nur bei den Erbschaftssteuern so. Nach Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt die Belastung mit Steuern und Abgaben in Deutschland auf dem zweithöchsten Niveau nach Belgien. Italien liegt leicht, Spanien deutlich hinter uns. Zwar gibt es den berechtigten Einwand, dass es sich bei den Daten der OECD um den besonderen Fall des kinderlosen Alleinstehenden handelt und in Wahrheit die Belastung nicht so schlimm sei. Aber selbst bei der Abgabenquote liegen wir mit 37,5 Prozent vor Spanien mit 33,7 Prozent. Italien hat in der Tat eine höhere Belastung mit 42,4 Prozent. An der Spitze liegt Frankreich mit 46,2 Prozent.
Es wäre für Spanien und Italien ein Leichtes, über einen Lastenausgleich die eigenen Staatsschulden zu meistern. Dort ist so etwas nicht im Gespräch, in Deutschland hingegen schon. So fordert die Co-Vorsitzende der SPD, Saskia Esken, bereits eine Vermögensabgabe von fünf Prozent. Eskens Co-Vorsitzender, Norbert Walter-Borjans, plädierte zeitgleich im Interview mit dem Deutschlandfunk für die rasche Einführung von Corona-Bonds genannten gemeinsamen Staatsanleihen, um Italien und Spanien zu helfen. Die SPD, sonst immer auf Gerechtigkeit erpicht, hat also kein Problem damit, dass wir die Schulden von Ländern übernehmen sollen, deren Bürger deutlich vermögender sind als wir Deutschen.
Wenn wir Corona-Bonds akzeptieren, unterschreiben wir einen Blankoscheck nicht nur für die vergangenen Schulden, sondern für alle Zukunft. Wenn wir es zugleich mit Politikern à la Borjans und Esken zu tun haben, die kein Problem damit haben, die Belastung hierzulande hochzuschrauben und am besten noch per Lastenausgleich den Bürgern Vermögen abzunehmen, dürfte sich an der relativen Armut der Deutschen wenig ändern.
Trotzdem müssen wir unsere Solidarität mit den anderen Ländern zeigen. Dies sollten wir zur Abwechslung jedoch mal intelligent machen.
Wertloses Vermögen wachküssen
Wir haben einen Vermögenswert, der für uns praktisch keinen Wert darstellt. Die TARGET2-Salden. Für die einen handelt es sich nur um eine Verrechnungsgröße innerhalb des EZB-Verbundes, für die anderen, angeführt vom ehemaligen Präsidenten des ifo Instituts Hans-Werner-Sinn, um eine zins- und tilgungsfreie Forderung gegen das Ausland, die zudem ohne jegliche Sicherheit vergeben wurde. Die Bundesbank führt die TARGET2-Salden offiziell als Auslandsvermögen, weshalb ich eher der letzteren Einordnung folge.
Zurzeit leiht jeder Bürger der Bundesrepublik rund 10.000 Euro an die anderen Notenbanken der Eurozone. Hauptschuldner sind Spanien (390 Milliarden Euro), Italien (383 Milliarden Euro) und Portugal (75 Milliarden Euro). Eine Rückführung dieser Verbindlichkeiten ist nur möglich, wenn wir mehr in diesen Ländern einkaufen oder investieren. Danach sieht es in den kommenden Jahren jedoch nicht aus. Deshalb besteht die realistische Gefahr, dass diese Forderungen nicht nur bestehen bleiben, sondern weiter anwachsen. Sollte es zu einem Zerfall der Eurozone kommen – was durch den Corona-Schock eher wahrscheinlicher geworden ist – müssten wir diese Forderung ohnehin abschreiben.
Der Münchner Investor und Vorsitzende von Global Bridges, Hans Albrecht, hat schon 2018 vorgeschlagen, die TARGET2-Forderung dazu zu nutzen, den gebeutelten Partnern zu helfen. Gerade im heutigen Umfeld sollten wir diese Idee aufgreifen.
So könnte die Bundesrepublik Deutschland einen “Sonderfonds Europäische Solidarität” auflegen. Dieser Fonds würde, versehen mit einer Staatsgarantie, Anleihen ausgeben. Diese Anleihen würden über den Umweg über die Privatbanken von der Bundesbank aufgekauft werden. Danach würde der Fonds die Zahlungen an Italien, Spanien und die anderen heftig getroffenen Länder leisten. Das Geld könnte genutzt werden, um in das Gesundheitswesen zu investieren und die Wirtschaft zu stabilisieren.
Durch die Überweisung sinkt die TARGET2-Forderung entsprechend, die Bilanz der Bundesbank schrumpft wieder und am Ende hat sie statt der TARGET2-Forderungen eine Forderung gegen den Sonderfonds. Eine lange Laufzeit (200 Jahre beispielsweise), gepaart mit Null-Zinsen, sorgt dafür, dass dies keine relevante Last für den Staat ist.
So können wir 800 Milliarden Euro für unsere Partner mobilisieren, ohne dabei die deutschen Steuerzahler zusätzlich zu belasten. Wir alle haben diese 10.000 Euro pro Kopf in den letzten Jahren gemeinsam erwirtschaftet. Nur nutzen können wir sie im Inland nicht. Deshalb ist es viel intelligenter, dieses Geld heute für die europäische Solidarität zu nutzen.
Dabei müssen wir nicht alles verschenken. Wir könnten es dritteln: ein Teil als Geschenk, ein Teil als langlaufendes zinsloses Darlehen und ein Teil, den wir in zu gründende Investmentvehikel investieren, um vor Ort Direktinvestitionen zu realisieren. So oder so hätten wir aus einem wertlosen Asset ein werthaltiges Asset gemacht. In Form von politischem Goodwill und echten Vermögenswerten vor Ort.
Der hier aufgezeigte Weg zur Finanzierung des “Sonderfonds Europäische Solidarität” ist keineswegs revolutionär. Er wurde in anderen Ländern im Zuge der Eurokrise bereits praktiziert. Sowohl Spanien wie auch Irland haben die Bankenrettung über die eigene Notenbank finanziert. Im Klartext: Sie haben Euro gedruckt. Proteste gab es keine. Wenn wir 800 Milliarden – immerhin 25 Prozent des BIP – mobilisieren für die europäische Solidarität, entspricht das ungefähr dem, was in Irland an zusätzlichen Euro geschaffen wurde, um die Bankensanierung zu finanzieren.
Statt über weitere Belastungen für deutsche Bürger und Corona-Bonds zu fantasieren, sollten sich unsere Politiker lieber hier an die Arbeit machen. Die 800 Milliarden könnten schon in wenigen Wochen bereitstehen.
Mein neues Buch “CORONOMICS: Nach dem Corona-Schock – Neustart aus der Krise” erscheint am 30. April 2020.
→ manager-magazin.de: “Natürlich müssen wir Italien helfen – aber intelligent”, 4. April 2020
@ Seuchenvogel & Dietmar Tischer
Das gibt’s doch gar nicht. Das sind doch alles Fake-News. Also so kann das nun wirklich nicht sein. Da hätte die Merkel doch schon längst auf den Tisch gehauen und ihre exBW-Uschi losgeschickt, um bei der Camorra mal kräftig auf den Busch zu klopfen. Haben die vielleicht das Geld vor lauter Angst schnell in den Norden verschoben, und unser Finami verschießt es nun mit der Bazooka? Die “Welt” muss ein Satireblatt sein, so absurd ist das alles.
@JürgenP
Die Geschichte ist höchstens für diejenigen neu, die sich ihre Nachrichten ausschließlich aus dem sorgfältig kuratierten Angebot deutscher merkeltreuer Staatsjournalisten holen.
In Italien wird schon seit dem Frühjahr 2020 auch auf Regierungsebene diskutiert, wie man die neuen deutschen Geldgeschenke am besten verbrät:
https://www.derstandard.at/story/2000117764816/corona-hilfen-italiens-aussenminister-denkt-laut-ueber-steuergeschenke-nach
Tja, der Deutsche liebt halt seinen Volksempfänger bzw. seine Wochenpost. Alles andere könnte ihn “beunruhigen”.
Gesundes neues Jahr Herr Dr. Stelter und liebe mit Foristen,
wenn man heute die Welt.de liest bekommt man das brechen. Da steht nämlich drin (leider Bezahlschranke)
Zitat:
Italien im Rausch des Geldausgebens
uf der anderen Seite gäbe es für die Minister und ihre Administration durchaus Grund für sozialverträgliches Schaffen. Rund zweihundert Milliarden Euro stellte die Europäische Union Italien an Hilfsgeldern zur Verfügung, als das Belpaese im Sommer unter allen europäischen Nationen zuerst und am schwersten von der Pandemie getroffen wurde. Nun tut sich die Verwaltung schwer, die Unsummen einigermaßen vernünftig auszugeben.
Seit Monaten erreichen die Bürger täglich Nachrichten über immer neue Zuschüsse für den privaten Konsum. Denn anstatt keynesianischer Strukturmaßnahmen und nachhaltiger Projekte für Aufschwung und Wohlstand geht es bei fast allen Plänen um kurzfristige Konsumanreize. Die Wählerbestechung ist in vollem Gange, seit der linke Parteichef Nicola Zingaretti nach dem grünen Licht der EU die Parole ausgab: „Genug Geld ist da!“
An diesem Wochenende verkündete die Regierung den Bonus für die Anschaffung von Neuwagen, der – gestaffelt zwischen 2000 und 6000 Euro – ebenso für unökologische Dieselfahrzeuge wie für Elektromotoren gilt. Es gibt auch einen Bonus für Brillen, einen Bonus für das brave Bezahlen mit der Kreditkarte (und nicht mit Schwarzgeld), einen Bonus für neue Fahrräder. Der „Superbonus“ von sage und schreibe 110 Prozent wird bei einer neuen Wohnungsheizung fällig, die sich naturgemäß am ehesten wohlhabende Italiener auf die Schnelle einbauen lassen können. Weitere Boni sind in Planung.
und weiter:
Nur zehn Prozent für Medizin und Pflege
In Brüssel begründete die italienische Delegation gegen offenen Widerstand vor allem der Niederlande den plötzlichen Geldbedarf mit dem maroden Gesundheitswesen, dem in der Tat etliche Tausend Coronatote zum Opfer gefallen sein dürften. Von den 200 Milliarden gehen nun aber nicht einmal zehn Prozent in die Medizin und die Pflege, die in Italien traditionsgemäß der Bevölkerung aus Steuermitteln gratis zur Verfügung gestellt werden. So sieht es in Italiens Krankenhäusern allerdings auch aus: Geräte fehlen, Patienten werden in maroden Gebäuden von schlecht bezahlten Pflegekräften oft nur noch auf den Fluren behandelt.
Da sag ich schonmal danke für die Verschwendung auch meiner Steurgelder, Frau Merkel
https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus223677116/Corona-Hilfsfonds-Italien-im-Rausch-des-Geldausgebens.html?cid=socialmedia.twitter.shared.web
@ Seuchenvogel
Die Welt hat nachgelegt, hier:
https://www.welt.de/wirtschaft/article223696614/EU-Solidaritaet-Wir-muessen-ueber-das-Rentenalter-in-Suedeuropa-reden.html
Daraus:
>Die rote Linie zu gemeinsamer Haftung nun noch weiter zu verschieben, mag angesichts der Wucht der für die jüngere Zeit beispiellosen Pandemie als absolute Ausnahme noch vertretbar sein. Dann nämlich, wenn das von der EU aufgenommene Geld, wie von der Kommissionspräsidentin proklamiert, tatsächlich in Investitionen flösse, deren Früchte die „Next Generation EU“ – so heißt schließlich das Schuldenprojekt – ernten kann.
Doch es wird immer klarer, dass die Sonntagsredner aus Brüssel – denen sich auch so manche aus Berlin inhaltlich immer weiter annähern – nicht halten, was sie versprechen.
In Frankreich beziehen Männer ihr Altersgeld im Schnitt 22,7 Jahre lang, Frauen kommen sogar auf 26,9 Jahre. Auch in Griechenland, Italien und Spanien dauert der Ruhestand ungewöhnlich lange, wie Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigen. In all diesen Staaten sind die Männer rund 21 Jahre in Rente, die Frauen bekommen ihre Altersbezüge im Durchschnitt mehr als ein Vierteljahrhundert lang.
Deutschlands Werte liegen dagegen lediglich bei 19,1 bzw. 22,5 Jahren.
Wer selbst oder über seine Kinder und Enkel dazu ausersehen ist, in diesem ungeheuren ökonomischen Abenteuer – und davon ist ja der Wiederaufbaufonds nur ein kleiner Teil – zu den Nettozahlern zu gehören und für das große Ganze zu haften, dem muss eine Frage gestattet sein: Wie will man ihn für eine europäische Solidarität gewinnen, die sich knallhart in Euro und Cent bemisst, wenn nicht zuallererst aus den Südländern der Wille zur Anpassung der Rentenbedingungen signalisiert wird – als kleines Zeichen, dass man bereit ist, den Kahn gemeinsam wieder flottzumachen und der „Next Generation EU“ wirklich eine Rendite aus dem Fonds in Aussicht zu stellen?>
Die Zeitdauer des Rentenbezugs:
Weiteres FUTTER für Dr. Stelter.
Abgesehen davon wird die Frage, die der Autor stellt, umgehend von WELT-Lesern dieses Artikels beantwortet:
803 teilen die Meinung, stimmen ihr also zu, 22 lehnen sie ab.
Die Leute fangen an Dinge, die zu begreifen sie für überflüssig gehalten haben, zu BEGREIFEN, wenn es an den eigenen GELDBEUTEL geht.
So VOLLZIEHT sich der WANDEL in Europa.
@Seuchenvogel, @Dietmar Tischer
…und die Rentenbezugsdauer ist nicht nur kürzer in D, sondern die Rentenhöhe im Verhältnis zu den Löhnen zusätzlich niedriger…
“Schließlich liegt in diesen beiden Ländern nicht nur das Rentenzugangsalter niedriger als hierzulande, sondern ist auch die Rente im Verhältnis zu den Löhnen viel höher.“ Laut Raffelschüschen beträgt die Nettoersatzquote für Durchschnittsverdiener in Frankreich 67,7 Prozent und in Italien 79,7 Prozent, während sie in Deutschland bei rund 50 Prozent liegt.”
https://www.welt.de/finanzen/article223627020/Suedeuropas-grosszuegige-Renten-sorgen-in-Deutschland-fuer-heftige-Kritik.html
Leider gilt hier nicht Minus x Minus = Plus
@ troodon
Hat die Wissenschaft die Dinge im Griff, dann wird es schwierig.
Wer versteht schon „Nettoersatzquote“?
Nicht viele, daher ist damit auch nicht viel zu gewinnen.
Ich glaube, dass es nicht darauf ankommt, dass dieses Konzept von vielen verstanden wird.
HINREICHEND dafür, dass hierzulande viele die Lust an Eurozone/EU verlieren werden, ist einfach nur:
Wir schicken denen Geld und die legen FRÜHER als wir die Füße hoch.
Es passt auch zu „Next Generation EU“:
BEIDES ist auf dem niedrigen NIVEAU, auf dem breite ZUSTIMMUNG erreichbar scheint.
Es ist ein Niveau, auf dem Stimmung LEICHT kippen kann, denn es ist NICHTS wirklich erhärtet.
Und auch das ist bemerkenswert:
Im Augenblick scheint die Stimmung dort zu kippen, wo man FRÜH mit HOHER Nettoersatzquote in Rente geht – in Italien.
Das wiederum dürfte hier Stimmung machen.
@Herr Tischer
“Wer versteht schon ‘Nettoersatzquote’? Nicht viele, daher ist damit auch nicht viel zu gewinnen. Ich glaube, dass es nicht darauf ankommt, dass dieses Konzept von vielen verstanden wird.”
Jetzt halten Sie die Leute wirklich für deutlich blöder als sie tatsächlich sind.
Ein rechtspopulistischer Politiker könnte das ganz einfach, und völlig wahrheitsgemäß, umformulieren: “Die Franzosen kriegen zwei Drittel von ihrem ehemaligen Nettolohn als Rente und die Deutschen nur die Hälfte.”
Dann versteht es wirklich jeder, sogar die letzten verbliebenen SPD-Wähler.
Es kommt daher darauf an, dass dieses Konzept von möglichst vielen *NICHT* verstanden wird, aber dazu brauchen unsere EU-freundlichen Politiker die Hilfe der Medien, damit die bösen Rechtspopulisten möglichst wenig Reichweite bekommen. ;)
@ Richard Ott
>Jetzt halten Sie die Leute wirklich für deutlich blöder als sie tatsächlich sind.>
Sie lesen etwas in meine Aussage hinein, die dort NICHT zu finden sind.
Nicht verstehen hat nicht notwendigerweise etwas mit blöd zu tun.
Die allermeisten Menschen interessieren sich nicht für das, was im Kontext der Diskussion die Nettoersatzquote ist, werden auch nicht darüber aufgeklärt und verstehen sie daher auch nicht – sie haben sie nicht auf dem Radar.
Sie überschätzen maßlos, was wir an diesem Blog betreiben:
Es ist kommunikativer LUXUS.
Damit die hier als relevant erachteten Informationen auf den Tisch kommen, muss in den abgelegenen Ecken (Wirtschaftsteil) einiger weniger Publikationen, die noch nicht einmal von 10% der erwachsenen Menschen zur Kenntnis genommen werden, herumgestöbert werden.
Soviel zur Realität.
>Ein rechtspopulistischer Politiker könnte das ganz einfach, und völlig wahrheitsgemäß, umformulieren: „Die Franzosen kriegen zwei Drittel von ihrem ehemaligen Nettolohn als Rente und die Deutschen nur die Hälfte.“>
Richtig, das könnte er.
Und er könnte auch noch hinzufügen:
Dieses Mehr der französischen Rentner erwirtschaften NICHT die arbeitenden Menschen in Frankreich, sondern ein Teil wird von uns Deutschen als Transfers oder Bürgschaften für Kredite geleistet.
Wir werden eine Debatte im Bundestag zur Finanzierung des Next Generation EU (NGEU) haben.
Es wird daher die Möglichkeit bestehen, die Vorbehalte, die bereits geäußert worden sind, hier
https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/243/1924391.pdf
zu ergänzen.
Aber auch dann:
AUFKLÄRUNG wird auch dann nur max. 20 Sekunden lang in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen stattfinden (Ausnahme Phoenix).
intelligent helfen: bisherige hilfen gehen überwiegend an die banken und unternehmen.
sie bezwecken teils einen umbau, aber meist am ende eine mehrproduktion.
wir haben aber ein nachfrageproblem!
dazu müsste der konsum gestärkt werden.
all die bill. € sollten kreditfrei, direkt an die verbraucher gehen. dann haben die hersteller und die banken was davon.
grundsätzlich müsste man aus dieser kreditschleife heraus kommen.
insofern, dass arbeitsleistung von mensch und maschine , – etwa die höhe des BIP,- von dem kredit und zinseszins-effekt, befreit würde. unsere arbeitsleistung sollte niemals eine kredit/schuld sein!
die exportfirmen bekommen ihr geld über die notenbank. die nehmerländer dürfen dort “anschreiben”, sind aber niemals in der lage dieses zu bezahlen.
die verschuldung bleibt in der notenbank hängen, – wobei deutschland wieder mit runden 27% haftet.
hier das gleiche: die übrigen EU-schuldnerländer werden dies nicht bezahlen, da bin ich mir sehr sicher.
was bleibt? entweder werden die schulden gestrichen, oder deutschland bezahlt alles!!!!!!
es findet wieder eine umverteilung statt, dass die gewinne privatisiert und schulden sozialisiert werden.
solange substanz (zahlungsfähigkeit) gegeben ist, werden kaum schuldenschnitte, oder eine “ver-ewigung”, stattfinden.
wirtschaftswachstum durch zuwanderung zu erreichen, zeigt wie krank die entsprechende denkweise/gehirne geworden ist. im besten falle erreicht man ein sehr kurzfristiges wachstum, – mittel- und langfristig, aber das gegenteil. abgesehen von den gesellschaftlichen problemen.
die welt muss ein wirtschaftsystem incl. der finanzwirtschaft finden, ohne demographischen wachstum, ohne zerstörung unserer lebensgrundlagen und zerstörung durch des kreditgeldsystems.