Schwere Konflikte in der Geldpolitik – IWF ruft “mehr”

Sehr guter Beitrag aus der F.A.Z. Anlässlich der Zinsentscheidung in Schweden (der ein heftiger Richtungsstreit vorangegangen ist) und dem aktuellen BIZ-Bericht werden die zwei Argumentationslinien gegenübergestellt:

  • Die Notenbanken müssen nur auf Inflation schauen und wenn diese tief ist, möglichst großzügig in der Geldpolitik sein. Die Wirkungen auf die Märkte für Vermögenswerte sind dabei irrelevant, weil man diese ohnehin nicht beeinflussen kann. Wenn man hier etwas machen will, soll man dies auf anderen Wegen versuchen (sogenannte makroprudenzielle Steuerung), z. B. höhere Eigenkapitalanforderungen beim Immobilienkauf. “Die Fed-Vorsitzende Janet Yellen und EZB-Präsident Mario Draghi haben sich klar zu einer Politik bekannt, die der Sicherung des Geldwertes den Vorrang gibt. ‘Die Geldpolitik hat enge Grenzen, um Finanzstabilität zu gewährleisten’, sagte Yellen am vergangenen Mittwoch.” Man muss das übersetzen: Politik, die dem Geldwert Vorrang gibt, bedeutet im Klartext, solange keine Inflation da ist, können wir sehr großzügig sein. Witzig ist dabei, dass vor allem die Fed explizit steigende Vermögenswerte haben möchte, um so den Konsum anzukurbeln. Hier dazu mehr.
  • Die Notenbanken sind auch für die Finanzmarktstabilität verantwortlich und müssen das Entstehen von Blasen schon im Voraus verhindern. Deshalb muss die Geldpolitik restriktiver werden, wenn sich Ungleichgewichte abzeichnen. “Das ist denn auch das Mantra der BIZ: Ihr Vertrauen in die Wirksamkeit von Regulierungen zur Sicherung der Finanzstabilität ist seit langem gering. Ein Argument lautet, dass Regulierungen Ausweichreaktionen erzeugen: Wer Banken hoch reguliert, damit sie weniger Risiken übernehmen, schafft damit nicht die Risiken ab, sondern verlagert sie auf andere Finanzhäuser, die weniger stark reguliert sind (‘Schattenbanken’). Umgekehrt hält die BIZ den Leitzins für ein geeignetes Instrument gegen potentiell gefährliche Exzesse in der Kreditvergabe, da man ihm nicht ausweichen kann. Schon kleine Zinserhöhungen reichten aus, um die Kreditvergabe zu bremsen … .”

F.A.Z.-Blog: Schwere Konflikte in der Geldpolitik, 7. Juli 2014

Passend dazu meldet sich auch der IWF erneut zu Wort mit Warnungen vor schwächerem Wirtschaftswachstum (richtig), Deflation (auch richtig, in diesem Punkt bin ich nicht bei der BIZ, die es für ein non-issue hält), dem Ruf nach weiter aggressiver Geldpolitik (völlig falsch, wie mehrfach dargelegt) und nach mehr staatlichen Infrastrukturausgaben, sofern diese gut geplant sind (wenn dem so ist, richtig).

The Telegraph: Lagarde: Global economic recovery could be ‘less robust than expected’, 6. Juli 2014