„Nullzinsen fördern Deflation“

Bereits vor Jahren habe ich darauf hingewiesen, dass die Geldpolitik genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie vorgibt, erreichen zu wollen: „Was, wenn Gelddrucken nicht gegen Deflation wirkt?“ Heute ein sehr klarer Beitrag aus der FuW:

  • „Bernankes Buch trägt den Titel ‚The Courage to Act: A Memoir of a Crisis and Its Aftermath‘. Ein angemessenerer Titel wäre gewesen: ‚Afraid Not to Act‘, denn es ist nichts Mutiges dabei, Zinsen auf null zu senken, aus dünner Luft virtuelles Geld zu schaffen oder Finanzinstitute wie AIG zu retten und damit mächtigen Interessengruppen zu helfen.“ – bto: Das stimmt!
  • „Bernankes Buch macht klar, dass er immer noch nicht versteht, dass seine Politik der quantitativen Lockerung (Quantitative Easing, QE) genau das Gegenteil dessen bewirkte, was beabsichtigt war. Sie wirkt nämlich deflationär statt inflationär.“ – bto: Was bedeutet das für die EZB? Na, sie hilft, die weltweite Deflation zu verstärken!
  • „Der beste Weg, um darzustellen, dass QE nicht funktioniert, ist die stetige Abnahme der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und das daraus resultierende Fehlen eines Kreditmultiplikators, seit die unorthodoxe Geldpolitik eingeführt wurde. In den USA, Japan und der Eurozone hat die Umlaufgeschwindigkeit – definiert als BIP im Verhältnis zur Geldmenge M2 – seit 2008 abgenommen. In den USA befindet sie sich auf dem niedrigsten Stand seit sechs Jahrzehnten. “ – bto: was, sollte sich das ändern, natürlich ein inflationäres Potenzial darstellt.
  • „Das Ergebnis ist, dass die Zentralbanken zunehmend waghalsige Massnahmen ergreifen, um ein wahrgenommenes Deflationsproblem anzugehen. Dabei verstehen sie nicht, dass gerade ihre Handlungsweise die Deflationsgefahr weiter verstärkt.“
  • „Das führt zu einer immer weitergehenden Monetisierung von Staatsschulden, was letztlich das Risiko schafft, dass den Zentralbanken die Kontrolle urplötzlich entgleitet und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes abrupt in die Höhe schiesst. Das Resultat wäre nicht Inflation, sondern Hyperinflation. Aus dieser Sicht sollte die Vervielfachung der Notenbankgeldmenge in den vergangenen Jahren als das finanzielle Äquivalent von Zunder betrachtet werden.“ – bto: weshalb wir uns auf beides einstellen müssen!
  • „Wieso wirken Nullzinsen und QE deflationär? Der erste und wichtigste Punkt ist der, dass die empirischen Belege in Japan seit 1999 und in den USA seit Ende 2008 diesen Befund nahelegen: Der sinkende Trend der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist Realität. Das überrascht mechanistische Monetaristen wie Bernanke, die zur Fehlannahme neigten, dass die Umlaufgeschwindigkeit stets zu ihrem Mittelwert zurückkehrt.“ – bto: weil es eben Kreditwachstum voraussetzt, was bei hohen Schulden immer weniger funktioniert.
  • „Erstens haben unorthodoxe Geldpolitik und Nullzinsen zu einer Vermögenspreisinflation geführt, wie sich an der Performance der Aktien- und der Immobilienmärkte in den vergangenen Jahren ablesen lässt.“ – bto: und damit Piketty und Co. befeuert, die das freilich nicht verstehen (siehe mein Buch).
  • „Nullzinsen für Unternehmen ein Anreiz, Finanzoptimierung höher zu gewichten als Kapitalinvestitionen; daneben verlängern sie das Überleben  nicht wettbewerbsfähiger Betriebe. Am eindrücklichsten zeigt sich der Aspekt des ‚Financial Engineering‘ in den USA, wo kreditfinanzierte Aktienrückkaufprogramme massiv zugenommen haben, während die Kapitalinvestitionen laufend enttäuschten.“ – bto: siehe auch Kommentar von Mittwoch zum Thema Produktivität.
  • „Ein anderes Merkmal der QE-Politik besteht darin, dass sie sinkende Renditen auf Staatsanleihen bewirkt. Das wiederum führt zu abnehmenden Nettozinsmargen der Banken, wie es sich in Japan seit 2004 und in den USA seit 2010 erweist. Banken mit schrumpfenden Nettozinsmargen sind zurückhaltend in der Kreditvergabe.” – ich denke es liegt mehr an der Nachfrage ohnehin überschuldeter Wirtschaftssubjekte.
  • „lautet die entscheidende Frage, wann auch die Konsensmeinung zu diesem Schluss kommen wird, denn das würde zu einem plötzlichen Glaubwürdigkeitsverlust der Notenbanken führen. Auf dieses Schlüsselereignis müssen Anleger achten.“
  • „Der offensichtlichste Moment, an dem die Finanzmärkte beginnen können, die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken zu hinterfragen, käme dann, wenn das Fed plötzlich entscheiden sollte, seine Politik der Normalisierung umzustossen und erneut ein QE-Programm zu starten, um dem deflationären Effekt des steigenden Dollars entgegenzuwirken.

Das könnte schon 2016 der Fall sein.

Was noch fehlt in dem Beitrag: Überkapazitäten, Fehlinvestitionen, fehlende Bereinigung der Märkte und Zombies.

→ FINANZ und WIRTSCHAFT: „Nullzinsen fördern Deflation“, 20. November 2015

Kommentar (1) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Uwe Isack
    Uwe Isack sagte:

    ….und was ist an dieser Erkenntnis neu seit der “Erfindung” Geld zu verwässern?
    Wie alt ist sie und wieoft wurde sie wiederholt?
    So oft, daß wir uns nur noch daran erinnern, wann Köpfe gerollt sind.

    Antworten

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