Die italienische Bankenkrise auf einen Blick
Bekanntlich sind die italienischen Banken eine tickende Zeitbombe. Kein Wunder, dass immer offener eine Staatsrettung gefordert wird. Ich denke auch, dass die EU – erneut – eigene Regeln über Bord wirft, um das Projekt noch eine Runde weiterzubekommen. Die FINANZ und WIRTSCHAFT zeigt erneut die Fakten:
Zunächst zeigt die FuW die Fakten:
Quelle: FuW
Dazu folgende Anmerkung von mir: Es sieht so aus, als würde es überall außer in Italien besser werden. Ich bezweifle dies. In Spanien ist die Wirtschaft zwar etwas besser, es dürfte aber vor allem die Folge der tiefen Zinsen sein, dass die Banken und die Schuldner wieder besser so tun können, als wäre alles in Ordnung. Die Citibank zeigt unter anderem, dass Portugal auf ein ähnliches Problem zuläuft. Die faulen Schulden wachsen noch schneller, was mich nicht überrascht, ist Portugal doch bekanntlich noch mehr überschuldet als Griechenland.
Quelle: Zero Hedge
Die FuW:
- “Gegenwärtig sind mehr als 18 Prozent aller von den italienischen Banken ausgegebenen Kredite faul, das heisst, die Schuldner der jeweiligen Kredite sind in Zahlungsverzug. Das ist keine Schätzung, sondern beruht auf offiziellen Daten der italienischen Zentralbank.”
- “Einige italienische Banken, allen voran die altehrwürdige Banca Monte dei Paschi di Siena, werden in absehbarer Zeit frisches Eigenkapital benötigen, um solvent zu bleiben. Der Markt hat das erkannt und die Aktienkurse der italienischen Banken in den vergangenen Monaten massiv abgestraft. Die Aktien der Monte dei Paschi sind allein im letzten Monat um 55 Prozent eingebrochen.” – bto: Klar, wer gibt denen schon freiwillig Geld?
- “Am 29. Juli publiziert die Europäische Bankenaufsicht (EBA) die Resultate ihres diesjährigen Stresstests. Die folgende Grafik von den Analysten von Morgan Stanley zeigt, wie die ‚gestressten‘ Bilanzen der europäischen Banken aussehen dürften:
Quelle: FuW
- “Die blauen Balken in der Grafik zeigen die voraussichtliche Eigenkapitaldecke nach dem Stresstest. Am schlechtesten werden voraussichtlich die italienischen Banken abschneiden. Banco Popolare (die am Stresstest nicht mitmacht, hier aber zu illustrativen Zwecken gezeigt wird) und Monte dei Paschi hätten ihr Eigenkapital praktisch aufgezehrt. Ebenfalls wenig komfortabel sieht die Lage für die grösste Bank Italiens, Unicredit (UCG Italy) aus: Auch sie liegt punkto Kapitalstärke im unteren Drittel des Feldes (wie, nebenbei bemerkt, auch die Deutsche Bank).”
- “Renzi will das Dilemma lösen und die angeschlagenen heimischen Banken mit Staatsmitteln retten. Er plant einen ‚Bail-out‘. Doch genau damit stösst er in Brüssel auf heftigen Widerstand.” – bto: und zwar mit 40 Milliarden.
- “Seit Anfang 2015 ist es (…) einem einzelnen EU-Staat nicht mehr erlaubt, ‘seine’ Banken mit öffentlichen Mitteln zu retten. Beziehungsweise: Er darf das erst tun, wenn die Obligationäre der betreffenden Bank auf einen Teil ihrer Forderung verzichtet oder diesen in Eigenkapital gewandelt haben (‚Bail-in‘).”
- Das Problem für die italienische Regierung: “Die Banken im Land haben ihren Sparkunden seit Jahrzehnten überaus aktiv Schuldpapiere verkauft. Es ist für den durchschnittlichen Privathaushalt in Italien normal, dass er nicht bloss ein normales Sparkonto, sondern auch Kassenobligationen seiner Bank besitzt.”
- “30 Prozent aller von den italienischen Banken ausgegebenen Anleihen, ein Totalbetrag von gut 200 Milliarden Euro, liegt in den Händen von Hunderttausenden italienischer Privathaushalte.” – bto: Das könnte man auch über eine steuerliche Lösung angehen.
“Doch Renzi kann es sich momentan nicht leisten, seine Wähler zu verärgern. Im Oktober steht nämlich ein enorm wichtiges Referendum zur geplanten Verfassungsreform an (…). (…) Sollte Renzi das Referendum verlieren, würde er wahrscheinlich zurücktreten. Es käme zu Neuwahlen, in denen die EU- und Euro-kritische Protestpartei von Beppe Grillo, die ‚Cinque Stelle‘-Bewegung, kräftige Erfolge erzielen könnte. Nach dem Brexit könnte dann schon bald ein neuer, geflügelter Begriff die politischen Eliten Europas erschaudern lassen: Uscitalia.”
Der Begriff “Uscitalia” wurde übrigens zum ersten Mal in einem Beitrag für das manager magazin verwendet: → Uscitalia statt Brexit: “Der große Knall steht noch bevor”.
→ FINANZ und WIRTSCHAFT: “Der wahre Problemfall Europas”, 8. Juli 2016
→ Zero Hedge: “Why Citi Sees No Solution For The Italian Banking Crisis Any Time Soon”, 7. Juli 2016