4 – Ist Deutschland ein „reiches Land“? – Auslandsvermögen

Ich verweise im Gespräch auf Daten des DIW, wonach wir im Zuge der letzten Finanzkrise mindestens 400 Milliarden an Auslandsvermögen verloren haben. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass diese Verluste uns alle treffen, nicht nur die „Reichen“ oder die Banken und Versicherungen. Wenn unsere Versicherungen Geld verlieren, verlieren sie unser Sparvermögen. Die Folgen sind tiefere Renditen für uns alle – und so eine staatliche Rettung erforderlich ist, zahlen wir auch alle. Selbst jene, die keine Steuern- und Abgaben entrichten, sind durch geringere Leistungen des Staates getroffen.

Wie schlecht wir mit unseren im Export erwirtschafteten Geldern umgehen, verdeutlicht diese Darstellung:

Abb. 8: Deutschland wirtschaftet wie die Eichhörnchen

Quelle: Oxford Institute, Deutsche Bundesbank

Den Zusammenhang zwischen Exporten und dem Aufbau von Forderungen gegen das Ausland habe ich unter anderem hier diskutiert: „Deutschland wirtschaftet wie die Eichhörnchen“

Die wesentliche Erkenntnis: Wer mehr exportiert als importiert, exportiert immer auch Ersparnisse ins Ausland bzw. baut Forderungen gegen das Ausland auf. Würden wir mehr im Inland investieren, wäre der Überschuss im Handel geringer und wir würden weniger Forderungen an das Ausland aufbauen. Zur Zeit ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Auslandsvermögen die sogenannte TARGET2-Forderung der Bundesbank. Diese ist zins- und tilgungsfrei. Die Ökonomen streiten heftig darüber, ob es nun ein Vermögenswert ist und wie werthaltig er ist. Offensichtlich ist nur, dass man das Geld sicherlich besser anlegen könnte und müsste. Immerhin sind es mehr als 12.000 Euro pro Kopf der hier lebenden Bevölkerung.

Vertiefende Literatur zum Thema TARGET2 findet sich unter anderem hier:

TARGET2: Es ist und bleibt eine Vermögensverschiebung

TARGET2-Saldo: Billionen Bombe oder „populärer Irrtum“?

Es gibt den Ausweg aus der TARGET-Falle