Zentralbanken sind nicht mehr unabhängig

Wir wissen schon lange, dass die Notenbanken nur noch so tun, als wären sie unabhängig. Mit Helikopter-Geld und MMT ist damit bald auch offiziell Schluss. Meint auch die FINANCIAL TIMES (FT):

  • “(…) there was a time when central banks in advanced countries were supposed to be independent of their governments. That meant they were not expected to bend policy to meet the political requirements of the day or the election cycle.” – bto: Ich kann mir das in der Eurozone nicht mehr vorstellen. 
  • “There were times when the precept was violated. For example, it is generally believed that in 1971 Arthur Burns, then chair of the Federal Reserve, succumbed to pressure from the White House to imprudently loosen monetary policy to ensure a strong economy for Richard Nixon’s re-election. The economy boomed and Nixon won but the consequent inflation and damaged Fed credibility were not overcome until Paul Volcker’s Fed imposed high rates and a deep recession.” – bto: Und alle sehen es als Fehler an, was damals passiert ist.
  • “Now that lesson is forgotten. In the US and Europe, it would seem, central bank independence is as dead as vaudeville. (…) Mr Trump and his advisers have recognised the political threat represented by the partially inverted yield curve. Inverted curves probably mean recession, which would mean no re-election. That is a risk the White House cannot accept, whatever the blather about Fed independence and policy stability.” – bto: Andere würden meinen, dass Trump ein besseres Gespür für die Wirtschaftslage habe als die Fed.
  • “Most economists, and, for that matter, corporate America, think the US is already pushing the bounds of non-inflationary growth. Labour shortages are endemic, shipments are late, profit margins are under pressure, consumers grow more cautious. Time to pull back and wind in — unless you need one more year of euphoria to ensure you stay in office. Then you might be willing to settle for inflationary growth, even if it comes with future instability. True, your trading partners may think you are engaging in a competitive devaluation and irresponsible behaviour, but you probably do not care about their opinion.” – bto: Nun muss man allerdings sagen, dass der Dollar zur Zeit eher zur Stärke neigt und außerdem die Inflation höchst erwünscht wäre, um die Schulden tragbarer zu machen.
  • “If we do not get this sort of policy bouleversement out of the White House and the Fed, then we could find out how all those post-crisis reforms in the financial system will work when the pressure is on. For example, if there were to be a bear market in equity, we are likely to see a considerable amount of BBB corporate debt pushed below investment grade by the rating agencies. (…) the concentration of corporate paper teetering on the BBB bubble is historically large. Much of it has been pledged to the banking system for what is called collateral transformation‘ in repo transactions.” – bto: Was hier steht, ist interessant. Wenn wir eine Rezession nicht aufschieben, wird sie unangenehm. Das spräche doch für aufschieben – und dann ist das Problem in ein paar Jahren noch größer!
  • “In the event of ratings downgrades and greater market volatility, the banks will impose deeper haircuts in return for meeting the consequent higher margin calls. This is the sort of mechanism that feeds on itself. If you are a White House economic adviser, do you want to be at weekend after weekend of crisis meetings dealing with that problem? Or would you prefer to be at the post-election victory parties?” – bto: Haha, das ist ein gutes Bild.
  • “Unfortunately, there is also considerable pressure in Europe. There is another interesting drama playing out between the European Central Bank and its member countries over who gets to supervise clearing houses. This has been well reported in this newspaper but mostly ignored by European political commentators. The critical faultline in Europe could well run through the clearing houses. The ECB has long believed that it should be in charge of crisis management should there be an issue with the orderly functioning of clearing and settlement systems. The national regulators (and governments) believe it should be part of their competence. European markets would be short of good collateral to meet margin calls in a crisis. Control over the ECB’s vast balance sheet might then shift to the national governments. So much for its independence.” – bto: die im Zuge der “Euro-Rettung” ohnehin nur noch in der Theorie besteht.

→ ft.com (Anmeldung erforderlich): “Central bank independence is as dead as vaudeville”, 5. April 2019

Kommentare (32) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Zum Thema Schweizer Nationalbank:

    Die SNB ist nun wirklich kein gutes Beispiel für die These, dass manche Notenbanken ja unabhängig wären weil wegen ihrer Börsennotierung jedermann Aktionär werden kann:

    Die SNB-Dividende für private Aktionäre auf 15 SFR pro Aktie pro Jahr gesetzlich gedeckelt, der Rest des Gewinns wird an den Schweizer Bund und die Kantone ausgeschüttet. https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/die-nationalbank-ist-keine-bank#

    Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wieso irgendjemand Aktien von der SNB kaufen sollte – das scheint mir eine Fanaktie zu sein wie die Borussia Dortmund KgaA, in der die Kommanditaktionäre über den zahnlosen Aufsichtsrat, den sie wählen, nicht einmal die Geschäftsführer der Komplementär-GmbH (wo die Macht tatsächlich ist) bestellen und abberufen können.

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    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      @ Richard Ott

      „Die SNB ist nun wirklich kein gutes Beispiel für die These, dass manche Notenbanken ja unabhängig wären weil wegen ihrer Börsennotierung jedermann Aktionär werden kann:“

      Das war nicht das Thema: Es ging um die Eigentümerstruktur, nicht um die Unabhängigkeit. Und selbst dann, wenn ein Aktionär bei der SNB etwas zu sagen hätte, dann müsste er sich ebenfalls an die geltenden Gesetze halten: https://www.snb.ch/de/iabout/snb/legal/id/snb_legal_law

      „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wieso irgendjemand Aktien von der SNB kaufen sollte“

      Im Gegensatz zu Gold gibt es eine homöopathische Dividende und zugleich den sicheren Währungshafen ohne Negativzins mit der Chance auf Währungsgewinne. Ist aber nur was für entspannte Langfristanleger, da kaum Handelsvolumen.

      LG Michael Stöcker

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  2. straus
    straus sagte:

    Stöcker: “Die Fed ist zu 100 % in Privatbesitz und größter Aktionär der SNB ist der deutsche Theo Siegert.” Übliche Märchen, mit denen angedeutet werden soll, dass eine geheime Elite die FED regiert, aber: “Federal Reserve Banks, created by an act of Congress in 1913, are operated in the public interest rather than for profit or to benefit any private group. Member banks hold stock in their regional Reserve Banks, but do not control the Federal Reserve System. Holding this stock does not carry with it the control and financial interest that holding publicly traded stock allows. Fed stock cannot be sold or traded. Member banks receive a fixed 6 percent dividend annually on their stock and elect six of the nine members of the Reserve Bank’s board of directors. So, who owns the Fed? Although it is set up like a private corporation and member banks hold its stock, the Fed owes its existence to an act of Congress and has a mandate to serve the public. Therefore, the most accurate answer may be that the Fed is “owned” by the citizens of the United States.” (Quelle: Fed Philadelphia FAQ).
    Zur SNB: Die Nationalbank ist eine spezialgesetzliche Aktiengesellschaft des Bundesrechts. Sie wird unter Mitwirkung und Aufsicht des Bundes nach den Vorschriften des Nationalbankgesetzes verwaltet. Die Aktien sind als Namenaktien ausgestaltet und an der Börse kotiert. Das Aktienkapital beträgt 25 Millionen Franken und ist zu rund 55% im Besitz der öffentlichen Hand (Kantone, Kantonalbanken usw.). Die übrigen Aktien befinden sich grösstenteils im Besitz von Privatpersonen. Der Bund besitzt keine Aktien. https://www.snb.ch/de/iabout/snb/org/id/snb_org_stock
    Also, Herr Siegert ist nicht der größte Aktionär der SNB.

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  3. Eva Maria Palmer
    Eva Maria Palmer sagte:

    In den meisten stelterschen Beiträgen wird die Funktion der Gemeinschafts-Währung Euro als inkompatibel und meistens schädlich für einen Teil der Eurozonen-Länder dargestellt.

    So z.B. forderte Dr.Stelter (und viele andere führende Ökonomen) vor einiger Zeit:

    “Laßt uns aus dem Euro austreten, bevor andere (Italien) es tun”.

    Die meisten Aktionen der EZB haben sich in der Vergangenheit als volkswirtschaftlich schädlich, in erster Linie für den ClubMed, herausgestellt, aber auch in Deutschland durch Enteignung der Sparer durch Nullzinsen, kann die kollabierende Gemeinschafts-Währung auch bei uns Billionen-Schäden anrichten, wenn sich die EU auflöst.

    Inzwischen betrachten die meisten führenden Ökonomen der Welt den Euro als gescheitert, wenn auch manchmal, wie hier im Blog, haarsträubende Geldtheorien wie MMT oder Helikoptergeld als Problemlösung dargestellt werden.

    Die EU wird voraussichtlich in die Geschichtsbücher eingehen, als das gößte und dilettantischste Wahnsinnsprojekt der jüngeren Geschichte, geplant und ausgeführt von europa-romantischen, politischen Gehalts-Empfängern (ca..20 000 € p.M.+ riesige Spesen und Pensionen), denen man niemals die Leitung eines mittelständischen Betriebs anvertrauen würde.

    Wo es schon einmal geschehen ist, (Hessen) war das Unternehmen in kurzer Zeit.konkursreif.

    Ein Milliarden-“Konzern” wie die Bundeswehr wird z.B. von jemanden gemanaged, der den Bildungs-Abschluß eines Hausarztes hat und, wenn man ihm oder ihr, einen äquivalenten Dax-Konzern führen ließe, wären die meisten Produkte wahrscheinlich genauso schlecht in ihrer Qualität, wie unsere nur bedingt abwehrbereite Bundeswehr mit kaum funktionstüchtigen Militär-Gerät.

    Dieses Beispiel politischen und volkswirtschaftlichsten Mismanagements kann man auf fast alle Ministerien anwenden, wie auch der jüngste Vorstoß unseres Finanzministers beweist, der 2 todkranke Großbanken als designierte Riesen-Bad Bank zum Nachteil der Steuerzahler fusionieren lassen wollte.

    Es jetzt muß man sich einmal vorstellen, daß ein Staatenverbund mit 500 Millionen Bürgern von einer “Regierung” geführt werden soll, deren Personal, angeführt von einem design. torkelnden Trunkenbold, von lauter mittelmäßigen Verwaltungs-Beamten zum Erfolg geführt werden soll.

    Ein derartiges Personal würde jedes Unternehmen in kürzester Zeit zugrunde richten und hätte wie Italien, Griechenland oder Frankreich kein nennenswertes Wachstum, riesige Arbeitslosenzahlen, und eine exorbitante Verschuldung.

    So wie es heutzutage in etlichen Ländern der Eurozone aussieht, deren Anwesenheit in der EU nur zu Riesenverlusten für die Bevölkerung, Riesen-Neuverschuldung und vokswirtschaftliche Depression geführt hat.

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  4. Alexander
    Alexander sagte:

    Auf die Frage bei wem sich Europa ein Beispiel nehmen wird, in Sachen zukünftiger Geldpoltik, fällt mir nur China ein. Die Chinesen machen alles richtig und ein Ende des Booms scheint bis nach unseren Lebzeiten aufschiebbar zu sein. Selbstverständlich haben unsere Qualitätsmedien diese Beobachtung schon geteilt: Thema Seidenstraße https://www.youtube.com/watch?v=gKX32XXl5v0

    Wenn man sich die Infrastrukturgeschichte der USA ansieht und Präsident Eisehower sich die Hitlerautobahnen zum Beispiel seiner Interstatehigways nahm, sind die Chinesen gar nicht sooo innovativ… Eisenhower plante 25 Milliarden US$ für das Projekt, ein unglaubliche Summe für die 1950er…

    China betreibt Staatskapitalismus und verfügt über kein Qualitätsregelmanagement um möglichst produktive Investitionen zu gewähren – wenn man von Erschießungen korrupter Funktionäre einmal absieht.

    China ist ein totalitäres System und seine Bürger leben in einer zunehmenden Matrix, an das soziale Punktesystem sei erinnert…

    Das System Hitler führte in den Krieg, das System USA führt ununterbrochen seit 1945 Krieg und China wird Krieg bekommen, wenn es die Machtverteilung dieses Planeten durch einen Sieg im Ressourcenwettlauf (Seidenstraße) in Frage stellt.

    Gut, dass die BRD nur noch ein Haufen alter Jammerlapp(inn)en ist, dann bleiben uns Kriege für fremde Interessen dieses mal vielleicht erspart.

    Antworten
    • Contumax
      Contumax sagte:

      So hatte ich die gute-Kita-Strategie der Bundes(selbst)verteidigungsministerin noch gar nicht gesehen ;-)

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  5. Kermit der Laubfrosch
    Kermit der Laubfrosch sagte:

    “Unabhängigkeit der Zentralbank” ist (vermutlich mit Ausnahme der EZB, die zwischenstaatlich organisiert ist) eine reine Schimäre. Wenn eine Zentralbank als staatliches Organ gegründet ist, unterliegt sie stets der Gesetzgebung dieses Staates – und ihre “Unabhängigkeit” ist davon abhängig, dass das Parlament sie nicht kassiert.
    Ich finde es einigermassen erstaunlich, dass sich die Politik freiwillig in Fesseln legt und auf vollkommen undemokratische Weise die Interessen der Geldbesitzer einen Vorzug gegenüber anderen berechtigen Interessen in der Gesellschaft erhalten.

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  6. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Die FT vermischt zwei grundsätzlich unterschiedliche Funktionen der Notenbanken.

    Erst wenn diese richtig analysiert sind, kann man darüber befinden, ob die Zentralbanken unabhängig oder nicht (mehr) unabhängig sind.

    Die eine Funktion der Zentralbanken ist die Geldpolitik, und hier insbesondere die Zinspolitik, im Kontext von KONJUNKTURZYKLEN bzw. der Wünsche der Politik. Burns/Nixon ist ein Beispiel, Lafontaine in Deutschland ist ein anderes. Als Finanzminister der rot-grünen Regierung Schröder hatte er von der Bundesbank in aller Öffentlichkeit eine akkommodierendere Zinspolitik gefordert.

    Diesen Einfluss der Politik auf die Notenbanken hat es gegeben und wird es immer wieder geben, zumal die Regierungen die Top-Entscheider der Notenbanken bestimmen können.

    Eine andere Frage ist, wie stark dieser Druck sein kann, wenn die Leitzinsen der Notenbanken mehr oder weniger bei null sind. Hier geht es dann wie z. Z. vor allem in USA mehr darum, sie nicht anzuheben.

    Zwischenfazit 1:

    Die Notenbanken sind diesbezüglich so abhängig oder unabhängig von der Politik wie eh und je.

    Die andere Funktion der Zentralbanken betrifft die Erhaltung der SYSTEMSTABILITÄT.

    BEIDE, die Politik und die Zentralbanken haben das GLEICHE Interesse, nämlich das System nicht entgleisen zu lassen mit dann unvermeidlich unkontrollierbaren Folgen.

    Die Politik kann das nicht mehr leisten. Lange Ausführungen erspare ich mir dazu. Es liegt jedenfalls nicht nur an einer wegen zu hoher Staatsverschuldung handlungsbeschränkten Fiskalpolitik. Zunehmende innenpolitische Instabilität verhindert mehr und mehr konstruktives Handeln. Siehe Frankreich, siehe Spanien, wo die letzte Regierung gescheitert ist, weil sie kein Budget durchs Parlament brachte. Kompetenzverschiebungen in eine “vertiefte EU” erzeugen Blockaden auf nur einer anderen Ebene.

    Soweit es die Systemstabilität betrifft, hängt sie mehr und mehr ALLEIN von den Notenbanken ab.

    Zwischenfazit 2:

    Den Notenbanken werden immer UNABHÄNGIGER von der Politik, weil diese ihnen aufgrund eigenen Unvermögens, das System zu stabilisieren, die erforderlichen Handlungsoptionen einräumen MUSS, die zur Systemstabilität erforderlich sind.

    Können die Notenbanken das System stabil halten?

    Sie können es – und das auch im Schuldgeldsystem.

    Begründung:

    Die Notenbanken müssen lt. Aufgabe den „geldpolitischen Transmissionsmechanismus“ aufrechterhalten. Das schließt ein, dass sie für das Funktionieren der Geschäftsbanken sorgen müssen. In letzter Konsequenz: Sie müssen dafür sorgen, dass die Geschäftsbanken nicht reihenweise pleitegehen.

    Das können sie, wie folgt:

    Wie oft genug erklärt, werden sie die Zinsen nicht anheben können. Pleitewellen in der Privatwirtschaft wären die erste Folge und Bankpleitewellen die weitere.

    Müssen sie die Zinsen dennoch anheben, weil die Verbraucherpreise zu stark steigen, muss es dennoch keine Pleitewelle in der Privatwirtschaft und bei den Banken geben.

    Die ausfallbedrohten Kredite – von der FT mit „below investment grade“ bezeichnet – werden verbrieft und von den Banken an die Notenbanken verkauft. Zusätzliches Geld der Notenbanken erreicht über die Banken die Realwirtschaft. Dafür gibt es keine Begrenzung für die Notenbanken. Denn sie können Geld OHNE Verschuldung kostenlos generieren.

    Schrottanleihen anzukaufen, ist nicht neu, wurde von Draghi für die EZB schon vor Jahren angedacht, hier:

    https://www.zeit.de/wirtschaft/2014-10/ezb-wertpapier-programm-neapel-draghi-inflation

    Die damit verbundene Befürchtung, dass die EZB dadurch eine „Bad Bank“ würde, ist Unsinn.

    Denn sie kann die eingereichten minderwertigen Kredite sterilisieren.

    Fazit:

    Die Notenbanken und damit auch die EZB sind UNABHÄNGIGER und MÄCHTIGER denn je.

    Mit dieser Sicht der Dinge verstehe ich folgende Auffassung nicht:

    >The ECB has long believed that it should be in charge of crisis management should there be an issue with the orderly functioning of clearing and settlement systems. The national regulators (and governments) believe it should be part of their competence. European markets would be short of good collateral to meet margin calls in a crisis. Control over the ECB’s vast balance sheet might then shift to the national governments. So much for its independence.“ – bto: die im Zuge der „Euro-Rettung“ ohnehin nur noch in der Theorie besteht.>

    Will die Politik wirklich die Bilanzausweitung der EZB kontrollieren und möglicherweise sogar begrenzen, wenn es um die SYSTEMSTABILITÄT geht?

    Nie und nimmer, es wäre Selbstmord.

    Herr Dr. Stelter klären Sie mich doch bitte einmal darüber auf, WARUM Ihrer Meinung nach die Unabhängigkeit der EZB nur noch in der Theorie bestehen sollte.

    Wenn es die Unabhängigkeit der EZB nicht mehr geben sollte, dann, weil aus POLITISCHEN Gründen keine Eurozone mehr existieren würde und damit auch keine EZB.

    Solange das nicht der Fall ist, halte ich den FT-Artikel für die falsche Sicht der Dinge und Ihre Aussage für erklärungsbedürftig.

    Antworten
    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Lieber Herr Tischer,genau so wie Sie es am Ende schreiben, sehe ich es. Ohne die Handlungen der EZB wäre der Euro Geschichte, deshalb musste sie handeln um ihre eigene Existenz zu sichern. Sie tut es aber auch im mehr oder weniger offenen Einverständnis der Politik, die sich vor der Lösung der Probleme drückt und deshalb der EZB die Arbeit überlässt. Dabei sind die Notenbanken in ihrer Freiheit durch die eigenen Handlungen der letzten Jahrzehnte eingeschränkt, eben weil sie nicht handeln können, ohne eine Krise auszulösen. Da nun die Politik aber ungeduldiger wird und nach eine “schmerzfreien” Lösung sucht, wird es Rufe geben, die Geldpolitik offen zu verstaatlichen, dem Primat des Staates zu unterwerfen. Und dann ist die Unabhängigkeit die – und dabei bleibe ich – durch vergangene Handlungen bereits eingeschränkt ist auch offen am Ende.

      LG

      DSt

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Dr. Stelter

        Danke für Ihre Antwort.

        D’accord mit kleinen qualifizierenden Ergänzungen, denen Sie sicher zustimmen können:

        >Sie tut es aber auch im mehr oder weniger offenen Einverständnis der Politik, die sich vor der Lösung der Probleme drückt und deshalb der EZB die Arbeit überlässt.>

        … und sie daher “in deren Arbeit” nicht schwächen kann. So z. B. kein Wort zur “Enteignung” der deutschen Sparer.

        >Dabei sind die Notenbanken in ihrer Freiheit durch die eigenen Handlungen der letzten Jahrzehnte eingeschränkt, eben weil sie nicht handeln können, ohne eine Krise auszulösen.>

        Ja, wobei Sie ein krisenauslösendes Handeln bisher vermeiden konnten und auch ohne Schwierigkeiten begründen können – Inflationsziel noch nicht erreicht –, warum ihre Geldpolitik so sein muss, wie sie ist und quasi nebenbei den Systemkollaps vermieden hat.

        >Da nun die Politik aber ungeduldiger wird und nach eine „schmerzfreien“ Lösung sucht, wird es Rufe geben, die Geldpolitik offen zu verstaatlichen, dem Primat des Staates zu unterwerfen.>

        Das ist der ENTSCHEIDENDE Schritt, den ich zwischen den „Rettungsaktionen“ im herrschenden Schuldgeldsystem und dem politisch bedingten Zerfall der Eurozone bzw. der EU/Eurozone hier nicht thematisiert habe:

        Es ist der Schritt zur MONETARISIERUNG der Fiskalpolitik, den die Politik NICHT vermeiden kann, weil sie immer mehr kollektiv erhobene Ansprüche befriedigen muss.

        Erfolgt er, ist es mit der Unabhängigkeit der Notenbanken VÖLLIG und UNUMKEHRBAR vorbei.

        Im Fall der EZB bin ich mir allerdings nicht sicher, ob die EU/Eurozonen-Politik zu gegebener Zeit in Lage sein wird, diesen Schritt zu gehen.

        Es muss nicht, könnte aber der einen endgültigen Zerfall auslösende Konflikt sein.

    • jobi
      jobi sagte:

      @DT

      In dem von Ihnen zitierten Absatz des FT-Artikels geht es n.m. Verständnis um die Abwicklungsrisiken im europäischen Derivatehandel und um die Zuständigkeit für den regulatorischen Durchgriff auf die Clearingsstellen,
      was im Zudammenhang mit Brexit wohl eine neue Brisanz erhält.

      Antworten
  7. jobi
    jobi sagte:

    Funktion der Notenbanken in Friedenszeiten ist die Sicherung des Teilreserve Bankensystems im Falle der Illiquidität einzelner Geschäftsbanken. Historisch erfolgte In diesem Fall die Bereitstellung von Liquidität – aus gutem Grund – gegen (hohen) Zins und erstklassige Sicherheiten.

    Blickt man heute auf den Zustand unseres Geldsystems und die Rolle der Notenbanken wird klar, dass die Frage ihrer politischen Unabhängigkeit längst nur noch von akademischer Bedeutung ist.

    Der Sündenfall der Zentralbanken war die Rettung insolventer Banken und Spieler des Finanzkasinos.

    Die Folge davon erleben wir heute. Die ZB’n müssen ihren schwindenden Handlungsspielraum voll und ganz dafür einsetzen, die Insolvenz des Systems weiter zu verschleiern.

    Das offizielle Mandat der Notenbanken, die Sicherung von Preisstabilität und Beschäftigung, dient schon längst nur noch als politisches Feigenblatt.

    Konjunkturzyklen dürfen nicht mehr stattfinden. Führten früher Rezessionen zu sinkenden Assetpreisen so ist es heute umgekehrt: Sinkende Preise führen zur Rezession.
    Es geht einzig und allein um die Stützung der Assetpreise, den Kreditzyklus um jeden Preis zu verlängern.

    Dabei haben Notenbanken Rezessionen nie verhindern können.
    Dass ihre geldpolitischen Reaktionen die Realwirtschaft vor Schlimmerem bewahren konnten, ist größtenteils ein Mythos.
    Zumindest gibt es keinen Beweis dafür, dass geldpolitische Maßnahmen nennenswerte Auswirkungen auf die anschließende Erholung haben.

    In erster Linie hat lockere Geldpolitik die Spekulation weiter angeheizt und damit die Grundlage für die nächste noch größere Krise geschaffen.

    Die Spekulation hat inzwischen ein beispielloses Ausmaß angenommen.
    Hinzu kommt eine gewisse Sorglosigkeit. So verlässt man sich weiter auf die Notenbanken;
    der (US)-Aktienmarkt sei schließlich “too big to fail”.
    Wie die drohende Vernichtung von paper-value in einer Größenordnung von 10 Billionen allein technisch verhindert werden könnte, wird dabei nicht so genau hinterfragt.

    Obwohl im Grunde jeder weiß, dass es so nicht weitergehen kann, ist es einfacher, für ein Weiterso zu argumentieren.

    Es ist diese kognitive Dissonanz, die
    Fehlentwicklungen zur Katastrophe werden lässt.

    Antworten
  8. Gunter Carstanjen
    Gunter Carstanjen sagte:

    Im 18 Jh, mit konurrierenden Währungen und konurrierenden Staaten funktionierte das. Heute, in einer globalisierten Welt mit einer Weltwähung, deren Marktanteil bei 60% liegt, klappt das nicht mehr.

    Carstanjen

    Antworten
  9. ruby
    ruby sagte:

    Der Staat kann jederzeit Geld für Bürger, Bildung, Infrastruktur, Gesundheit … mittels Sondervermögen und getrennten Rechnungslegungen selber institutionalisieren dort ist dann auch der Sachverstand vorgehalten. Eine Zentralbank ist so unqualifiziert für Fachaufsicht und sogar wegen fehlender Finanzkontrolle ihrer Aufgabe überflüssig und hat die Unfähigkeit derart praktiziert, daß nur EU Vertragsänderungen rückwirkend den Schein von Rechtmäßgkeit und Ordnungsmäßigkeit erzeugen sollen. Von Wirtschaftlichkeitskontrolle kann gar keine Rede sein.

    Antworten
  10. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Burns war seiner Aufgabe ebenso wenig gewachsen wie Trichet. Burns stand unter besonderem Druck von Nixon und Trichet wollte ein echter „Bundesbanker“ sein (aka Sado-Monetarist im Stil eines Weber/Stark).

    Ich empfehle zu Arthur Burns insbesondere den von mir schon mehrfach verlinkten Allan Meltzer: https://soundcloud.com/macro-musings/meltzer sowie David Glasner
    https://uneasymoney.com/2019/03/27/arthur-burns-and-how-things-fell-apart-in-the-1970s/
    https://uneasymoney.com/2019/04/15/ralph-hawtrey-wrote-the-book-that-arthur-burns-should-have-read-but-didnt/
    und zu Trichet Eric Lonergan und David Beckworth vom Mercatus Center (@ Horst: Hayek-lastig, libertär, „ground zero for deregulation“) https://soundcloud.com/macro-musings/ericlonergan

    LG Michael Stöcker

    Antworten
  11. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    “Wir wissen schon lange, dass die Notenbanken nur noch so tun, als wären sie unabhängig. Mit Helikopter-Geld und MMT ist damit bald auch offiziell Schluss.”

    Bei MMT sehe ich diese Gefahr in der Tat, mit Helikopter-Geld in Form eines zentralbankfinanzierten Bürgergelds definitiv NEIN.

    MMT ist eindeutig eine Aufhebung der Checks and Balances von Geld- und Fiskalpolitik. Es geht dabei explizit um monetäre Staatsfinanzierung, da das Parlament über die Verwendung der Mittel sowie die Steuern entscheidet. Eine derartige Vermischung der Kompetenzen ist ausschließlich in Ausnahmesituationen geboten (siehe der Hinweis von MFK zur Kriegsfinanzierung, der letztlich zu Axel Weber führt).

    Bei einem zentralbankfinanziertem Bürgergeld (=Citoyage = Seigniorage für den Citoyen) geht die Entscheidung hingegen ausschließlich von der Zentralbank aus; zumindest im aktuellen Regime. Es wäre eine unmittelbare Injektion von Basisgeld/Zentralbankgeld und somit AUSSCHLIESSLICH eine geldpolitische Operation, die selbstverständlich – wie JEDE geldpolitische Operation – auch verteilungspolitische Implikationen beinhaltet. Die Unabhängigkeit der ZB würde hierdurch sogar gestärkt, da sie in Bezug auf ihr Mandat (Preisniveaustabilität) autonom von der Lohn- und Fiskalpolitik agieren kann. Sollte den Parlamenten die Verteilungswirkungen nicht gefallen, dann können sie entsprechend reagieren.

    Merke: Wenn die Zentralbank einen gesetzlichen Auftrag hat, dann benötigt sie auch das/die Instrumente zu Zielerreichung. Dieses Instrument hat sie. Verboten ist aus gutem Grund die monetäre Staatsfinanzierung, jedoch NICHT die monetäre Bürgerfinanzierung: https://zinsfehler.com/2016/09/25/ein-geldpolitisches-manifest-fuer-europa/

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Stöcker

      “Bei einem zentralbankfinanziertem Bürgergeld (=Citoyage = Seigniorage für den Citoyen) geht die Entscheidung hingegen ausschließlich von der Zentralbank aus; zumindest im aktuellen Regime… Die Unabhängigkeit der ZB würde hierdurch sogar gestärkt”

      Was soll das bringen, wenn die Zentralbanken de facto nicht mehr unabhängig sind – auf den Kritikpunkt gehen Sie ja überhaupt nicht ein und bringen stattdessen nur Ihren üblichen Sermon.

      “Verboten ist aus gutem Grund die monetäre Staatsfinanzierung, jedoch NICHT die monetäre Bürgerfinanzierung”

      Ja, eil auf diese wahnsinnige Idee zur Unterlaufung des Verbots der monetären Staatsfinanzierung noch niemand kam als das Verbot aufgestellt wurde. Sehr innovativ!

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Sie haben völlig Recht.

        M. Stöcker will sein zentralbankfinanziertes Bürgergeld gegen institutionellen Missbrauch immunisieren und tut dies, wie Sie feststellen, mit einem Ablenkungsmanöver.

        Wenn die Zentralbank erklärtermaßen EIGENTUM des Staats ist, dann entscheidet der STAAT und nicht die Zentralbank, wer wie viel Bürgergeld erhält.

        Die Zentralbank kann dann noch entscheiden, WIE sie auszahlt.

        M. Stöcker will den politischen Mechanismus nicht begreifen oder blendet ihn aus.

        Wenn die Bürger erst einmal Blut, sorry Bürgergeld geleckt haben, wird die Politik im vorauseilenden Gehorsam ANWEISUNGEN erteilen.

        Es ist Blauäugigkeit, etwas anderes zu erwarten oder zu erhoffen.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        „Wenn die Zentralbank erklärtermaßen EIGENTUM des Staats ist, dann entscheidet der STAAT und nicht die Zentralbank, wer wie viel Bürgergeld erhält.“

        Dann klären Sie mich doch mal bitte auf, welcher Staat denn Eigentümer der EZB ist. Und Vorsicht mit dem Eigentumsbegriff: Nicht alle ZBen sind im Eigentum des Staates. Die Fed ist zu 100 % in Privatbesitz und größter Aktionär der SNB ist der deutsche Theo Siegert.

        Zudem gilt noch immer das Prinzip der Gewaltenteilung. Sowenig wie die Regierung Entscheidungen der Richter vorgeben kann, so wenig kann es die Regierung im Falle der ZB machen. Die ZBen haben einen gesetzlichen Auftrag.

        Insbesondere wegen der besonderen Konstruktion des Eurosystems ist die EZB die mit Abstand unabhängigste Notenbank der Welt. Hier haben Sie Gelegenheit zu prüfen, wer hier etwas „ausblendet“ oder aber „nicht begreift“: https://www.kas.de/web/soziale-marktwirtschaft/unabhaengigkeit-der-zentralbank

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >„Wenn die Zentralbank erklärtermaßen EIGENTUM des Staats ist, dann entscheidet der STAAT und nicht die Zentralbank, wer wie viel Bürgergeld erhält.“

        Dann klären Sie mich doch mal bitte auf, welcher Staat denn Eigentümer der EZB ist. Und Vorsicht mit dem Eigentumsbegriff: Nicht alle ZBen sind im Eigentum des Staates. Die Fed ist zu 100 % in Privatbesitz und größter Aktionär der SNB ist der deutsche Theo Siegert.>

        Ihre Einwände sind berechtigt und treffen.

        Wenn die EZB nicht Eigentum eines Staates ist, dann läuft meine Behauptung ins Leere.

        Ich immunisiere meine Auffassung wie folgt gegen Ihre Einwände:

        Wenn eine Zentralbank mit gewünschter Funktionalität eine legitimierungsbedürtige INSTITUTION ist (was für die EZB zutrifft), sind ALLE diejenigen, die sie als Institution – unabhängig von den Eigentumsverhältnissen – geschaffen haben in der Lage, JEDE gewünschte Funktionalität qua „Schaffensvollmacht für Institutionen“ zu legitimieren, also auch darüber zu befinden, wer wie viel Bürgergeld erhält.

        „Über Eigentum beliebig verfügen können“ wird ersetzt durch „über die gewünschte Funktionalität einer legitimierungsbedürftigen Institution befinden können“.

        „Staat“ wird ersetzt durch „alle“.

        Das ist nicht so griffig und auch nicht so einsichtig, wie über Eigentum zu verfügen, aber auf die Entscheidungsbefugnis abhebend gleichermaßen gültig.

        Was die EZB betrifft, müssten sich alle Mitgliedstaaten der Eurozone darüber einig sein, ob und gegebenenfalls wer wie viel Bürgergeld erhalten soll.

        Das macht die die Einführung von Helikoptergeld sehr viel schwieriger als wenn nur ein Staat darüber zu befinden hätte. Unmöglich wird sie damit aber nicht.

        Sollte Siegert, der Eigentümer der SNB, nicht einverstanden sein mit einer gewünschten Änderung der Funktionalität der SNB zu Helikoptergeld in Form von Bürgergeld, wird seinem Eigentum die Funktionalität einer Zentralbank entzogen, die sie nicht qua Eigentum, sondern qua Legitimation hat, und auf ein anderes Eigentum mit der gewünschten Funktionalität übertragen.

    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ Michael Stöcker

      “MMT ist eindeutig ..explizit um ..Staatsfinanzierung, da das Parlament über die Verwendung der Mittel.. entscheidet.”

      Da nicht alle europäischen Parlamente über solche intellektuellen Schwergewichte verfügen, wie wir DEUTSCHEN IM BUNDESTAG; ist dieser Ansatz zum Scheitern verurteilt.

      “Bei einem zentralbankfinanziertem Bürgergeld.. geht die Entscheidung hingegen ausschließlich von der Zentralbank aus”

      Dieser Satz klammert das Konsumverhalten der beschenkten Bewohner aus. Deshalb folgern sie richtig:

      “Sollte den Parlamenten die Verteilungswirkungen nicht gefallen, dann können sie entsprechend reagieren.” (s.o.)

      Bürgergeld & MMT = MONETÄRER TOTALITARISMUS, denn im Falle von Misserfolg bessern Zentralbank und Parlament so lange nach, bis sich Erfolg einstellt.

      Auch geldpolitische Planwirtschaft scheitert an der unbeherrschbaren Vielzahl von (Fehl)-Entscheidungen der Bürger. Wenn sie dann per Migration davonlaufen, werden Mauern aller Art errichtet ;o)

      Merke –
      Das wahre Dilemma der Linken wird offenbar, wenn sie hält was sie verspricht.
      – Nicolas Gomez Davila.

      Antworten
  12. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Die US-Regierung hat die Zentralbank nicht nur 1971 unter Druck gesetzt, es gibt auch diese schöne Anekdote aus dem Jahr 1965, also kurze Zeit nachdem die USA den Vietnam-Krieg durch den von ihnen inszenierten Tonkin-Zwischenfall eskaliert hatten:

    “[President] Johnson had pushed Kennedy’s economic policies to their logical extreme. In 1964, he had delivered a powerful fiscal stimulus by signing tax cuts into laws, and he had proceeded to bully the Federal Reserve to keep interest rates as low as possible. When the Fed made a show of resistance [in 1965], Johnson summoned William McChesney Martin, the Fed chairman, to his Texas ranch and physically showed him around his living room, yelling in his face, “Boys are dying in Vietnam, and Bill Martin doesn’t care.”

    https://www.zerohedge.com/news/2018-07-31/when-lbj-attacked-fed-chairman

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      Zusatz: Gemeint ist wohl “physically shoved him around”, so stehts auch in den anderen Quellen für die Anekdote – aber der Tippfehler steht so im Original-Artikel.

      Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Herrn Ott:

      Tja, das ist die uralte Debatte seit der römischen Münzverwässerung des Aureus:

      Stirbt man (wie hier in Ihrem Beispiel in Vietnam) in Nibelungentreue zu seinen Grundsätzen? Oder ist es falsch, überhaupt zu kämpfen, weil man dabei die Grundsätze aufgibt, weswegen die USA mal gegründet worden waren? Und wie fast immer in der Geschichte werden alle Grundsätze über Bord geworfen, wenn die echte oder gefühlte Not groß genug wird. Das wird auch dieses Mal wieder so sein, was bei den Notenbanken exemplarisch vorgeführt werden wird. Und ob es dann MMT, Helikoptergeld, freihändiges Gelddrucken oder sonst etwas sein wird, ist dann auch schon fast egal. Im Prinzip ist es die Niederlage der Handlungsfähigkeit der im Westen im Grundsatz demokratisch legitimierten Fiskalpolitik, die nur noch durch “Schlenker” in der Geldpolitik kompensiert werden kann, die unter dem Mantel der “Unabhängigkeit” undemokratisch ausgeübt werden kann, da man die Notenbanker als Wirtschaftssubjekt nicht abwählen kann. Ich frage mich nur, ob dabei neben dem Vertrauen in die Geldpolitik auch gleich das Vertrauen in die Demokratie insgesamt den Bach runtergeht, denn dann werden wir noch ganz andere Probleme bekommen als nur finanzielle.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Wolfgang Selig

        > … die unter dem Mantel der „Unabhängigkeit“ undemokratisch ausgeübt werden kann, da man die Notenbanker als Wirtschaftssubjekt nicht abwählen kann.>

        „nicht abwählen kann“ – das ist eine sehr SIGNIFIKANTE Feststellung.

        Denn sie verweist auf eine bedeutende Systemänderung, die ich lediglich etwas anders formuliere als Sie (“Notenbanken” statt “Notenbanker”).

        Die Notenbanken sind von DEMOKRATISCH legitimierten Regierungen geschaffen worden (und müssten eigentlich von demokratisch legitimierten Regierungen auch abgeschafft werden können), sind aber nach der Schaffung durch ihre Unabhängigkeit bzw. „Unabhängigkeit“ als INSTITUTION zu einer quasi FIXIERTEN Systemkomponente mutiert.

        Oder anders gesagt:

        Demokratisch geschaffen, aber demokratisch nicht mehr zu eliminieren, weil für die Funktionsfähigkeit des Systems erforderlich.

        Daher auch bestens geeignet, missbraucht zu werden.

        Ich glaube, dass das auch der Trip ist, auf dem die „Vertiefer“ der EU mit Macron an der Spitze sind.

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