Deutschland ist am weitesten in Richtung Japan

Erneut zitiere ich aus dem unentgeltlichen Newsletter der herausragenden John Authers von Bloomberg. Ich wollte das eigentlich eine Zeit lang nicht tun, auch um mich nicht bei Bloomberg unbeliebt zu machen. Aber er ist einfach so gut, dass ich ihn dennoch wieder zitiere. Diesmal weil er aufzeigt, wie sehr wir in Deutschland auf dem Weg in das “japanische Szenario” sind. Das ist

  • interessant, weil andere wie zum Beispiel die Deutsche Bank in ihrer ausführlichen Studie die wir hier besprochen haben, eher Italien als Beispiel für die “Japanisierung” sehen. → Folgt Europa Japan in das deflationäre Szenario (I)?
  • gefährlich, weil damit das Märchen vom reichen Land platzt.
  • noch gefährlicher, weil der Euro damit massiv unter Druck kommt.

Doch schauen wir es uns an:

  • “Germany(s) problem is now so extreme that before long Japan might have to start worrying about turning German. (…)  the savage move in the bond market the last few months has pushed yields on German bunds not only significantly below JGBs for the first time, but significantly lower than JGB yields have ever been.” – bto: Wo war eigentlich der Aufschrei hierzulande? Klarer kann man nicht zeigen, wie sehr wir uns in Deutschland in eine Situation gebracht haben, die sehr gefährlich ist. Es drohen massive Vermögensverluste und soziale Konflikte.

Quelle: Bloomberg

  • “Very disappointing data on German economic growth has acted as the most direct catalyst for the buying of long-dated U.S. Treasuries that briefly caused an inversion of the U.S. yield curve, with the 10-year yields falling below two-year yields for the first time in 12 years. (…) And virtually unnoticed amid the excitement, the 3-month/10-year curve in Germany also inverted.” – bto: Na ja, dass wir in einer Rezession stecken ist ja auch klar. Die Ausstrahlung geht natürlich weiter. Euro-Zonen-Bewohner flüchten aus verschiedensten Gründen in die deutschen Anleihen (Bonität, Eurozonen-Zerfall-Risiko) und drücken damit die Renditen. Danach dann die Flucht in den besten Schuldner der Welt (Waffen), der dazu auch noch positive Nominalzinsen zahlt. Logisch.

Quelle: Bloomberg

  • “(…) it is worth looking at what exactly is ailing Germany and whether it really is similar to Japan. Both are large exporting nations that enjoyed quasi-miraculous growth after the second world war, and now have challenging demographics with an aging population. But while outright deflation (an actual sustained drop in consumer prices over time) has become a fact of life in Japan, German inflation has remained above zero (…).” – bto: Und das wohl dank des Euro. Ja, denn damit wurde ein deutlicher Anstieg der Deutschen Mark verhindert, die über sinkende Importpreise zu Deflation geführt hätte. Einen Vorteil hatte der Euro dann doch.

Quelle: Bloomberg

  • “So the market sees Japanification coming, but Japanification is not yet an established fact in Germany.(…) Meanwhile, expectations for the future are dropping sharply, and are the lowest since the worst of the sovereign debt crisis in 2011. (…) its economy is out of sync with those of countries on the euro zone’s periphery. Before the global financial crisis, Spain was growing healthily and might have benefited from higher interest rates; Germany was growing more weakly. As one monetary policy had to fit all, Spain benefited from low rates aimed at Germany, and enjoyed an epic construction boom that would inflict a severe and enduring recession once the bubble burst.” – bto: Das stimmt und zeige ich übrigens auch in meinem Bilderbuch: “Die Krise … “. Und wie Leser von bto wissen, haben sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedsländern der Eurozone in den letzten Jahren vergrößert, nicht verkleinert!

Quelle: Bloomberg

  • “A further problem (…) is its banking system. Europe’s banks were far more bloated and over-leveraged than their U.S. counterparts when the crisis hit. This has left them with a legacy of de-leveraging that has hurt their ability to lend. Banks remains far more central to financing businesses and people in Europe than they are in the U.S., so this matters greatly. (…) Weak banks imply a weak economy. That means investors will have less trust in the strength of banks’ balance sheets, so they will bid down the share price to trade at a lower multiple to the official book value of assets. That makes it harder for banks to raise equity financing. And as weak banks also diminish confidence in an economy, this causes the yield curve to flatten, and a flatter or inverted yield curve makes it harder for banks to generate profits. (…) The net effect is to make it harder for Europe or Germany to escape Japanification.” – bto: Auch diese Logik ist mittlerweile Allgemeingut – wird aber von den hiesigen Entscheidungsträgern verdrängt, während man sich mit allen anderen “wichtigen” Themen beschäftigt …

Quelle: Bloomberg

  • “In one crucial respect, the American response to the Global Financial Crisis worked better than that of Europe. U.S. banks could be re-capitalized, and to the surprise of many that actually happened. In Europe, re-capitalization was harder, and the sovereign debt crisis brought on by the imbalances in the euro zone made it even harder. As a result, the European banking system has Japanified (…).” – bto: Und damit sind wir in einer verdammt schweren Situation, aus der es eben keinen einfachen Ausweg gibt.

Quelle: Bloomberg, Capital Economics

  • “Immediately after the crisis, European banks commanded a slight premium, in terms of price-to-book multiples. That has steadily turned into a crushing discount.” – bto: Auch das leuchtet ein. Niemand, der einigermaßen bei Verstand ist, kann Aktien von Banken in Europa halten!

Quelle: Bloomberg

  • “If ever there were a time to resort to fiscal stimulus, this is it. More German spending might ease the difficulties of keeping the countries of the euro zone together. And the market is making it easy for Germany to do. (…) The problem is that Germany is maddeningly averse to fiscal stimulus,(…)” – bto: Den Ruf nach mehr Staatsausgaben kennen wir ja schon. Japan fährt übrigens auch seit Jahren große Defizite ohne entsprechende Wirkung.
  • “When sentiment is this weak, negative yields, flat yield curves and distrusted banks combine to make it almost impossible for the economy to turn around. (…) for the time being it is turning Germany Japanese. And that, in turn, becomes an issue for the rest of the world.” – bto: vor allem erstmal die Eurozone, die das nicht überleben wird.
Kommentare (34) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Daniel Stelter
    Daniel Stelter sagte:

    Liebe Foren-Teilnehmer,

    ich kann den Blog beyond the obvious nur weiter betreiben, wenn er weiterhin als sachlich, niveauvoll und vor allem auch politisch neutral wahrgenommen wird. Auch ich kritisiere immer wieder Zustände in diesem Land und finde, dass das auch erforderlich ist. Nur gilt hier auch die Wahrung von inhaltlichem und sprachlichem Niveau. Leider ist das bei den Kommentaren zum obenstehenden Beitrag nicht gelungen. Deshalb schließe ich die Kommentarfunktion für diesen einzelnen Beitrag. Die vorhandenen Kommentare können weiterhin gelesen, neue aber nicht mehr hinzugefügt werden. Ich möchte das als sehr ernsthaftes Zeichen an all jene verstanden wissen, die offensichtlich nicht in der Lage sind, sich kritisch und zugleich angemessen sachlich und ohne persönliche Diffamierungen zu äußern.

    bto war und ist unentgeltlich, aber nicht kostenfrei. Die Kosten sind sogar erheblich, abgesehen von meinem persönlichen Zeiteinsatz. Insofern stelle ich mir regelmäßig die Frage, ob es sich lohnt, bto weiter zu betreiben. Führen die Äußerungen im Blog dazu, dass man mich und meine Arbeit als Ganzes diskreditieren kann, werde ich ihn sicherlich in dieser Form nicht fortsetzen. Ich gehöre in keine Schublade – weder politisch, noch inhaltlich – und ich lasse mich auch nicht vereinnahmen!

    Die überwiegend niveauvolle Diskussion hat den Blog in den letzten Jahren aufgewertet, weshalb ich auch recht großzügig war und nur in sehr wenigen Fällen Zensur ausgeübt habe. Der Ton im Land ist insgesamt etwas schriller geworden. Das lenkt von den Inhalten ab und befremdet mich. Ich würde mich freuen, wenn wir bei bto zu einer Diskussionskultur zurückfänden, die meinen Themen angemessen ist. Gelingt uns das nicht, steht das ganze Projekt vor einer Existenzfrage.

    Ihr
    Dr. Daniel Stelter

  2. Wolf Palmer
    Wolf Palmer sagte:

    @ Dr.Stelter: Bitte Kommentar-Funktion schließen !!!

    Erspart uns viel hanebüchenen Unsinn und seitenlanges Geschwätz von arroganten Leuten, die mangels einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen, Blog-Teilnehmer pauschal beschimpfen und Ihren wertvollen Blog in die Nähe einer “Kloake für Prekär-Leserschaft” rücken.

    Wichtig ist allein Ihr Fachwissen und nicht die Beiträge von Internet-Trollen, die sich hier als Geschwätz-Pseudo-Wissenschaftler darstellen und jedem unterstellen, er hätte von allem keine Ahnung.

    Vielen herzlichen Dank für Ihre wertvolle Arbeit.

    LG Wolf Palmer

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Wolf Palmer

      Sie fordern:

      >@ Dr.Stelter: Bitte Kommentar-Funktion schließen !!!>

      Ihnen passt offensichtlich vieles nicht, was hier gepostet wird.

      Muss es auch nicht und Sie können dies selbstverständlich auch kundtun.

      Aber Ihr VERLANGEN, dass Dr. Stelter DESHALB die Kommentar-Funktion schließen sollte, ist schlichtweg ANMASSEND.

      So weit sind wir hierzulande noch lange nicht, Ihre Aufforderung,

      von einem ANDEREN zu fordern, dass er DRITTE mundtot macht,

      einfach hinzunehmen.

      Wer sind Sie, derartiges zu fordern?

      Niemand von denen, die hier posten, hat das je gefordert aus RESPEKT davor, dass andere – SIE eingeschlossen – selbstverständlich anderer Meinung als man selbst sein können und sich zu dieser auch öffentlich bekennen dürfen bzw. sollten.

      Dr. Stelter ist der Herr des Verfahrens und hat den Tarif durchgegeben:

      >… ZURÜCKFÄNDEN. Gelingt uns das nicht, steht das ganze Projekt vor einer Existenzfrage.>

      Das gilt für ALLE und damit auch für SIE.

      Wenn Ihnen dazu die Einsicht fehlt, sollten Sie Abstand von diesem Blog halten und so wenigstens ausgeübte Meinungsfreiheit respektieren.

      Das kann JEDER von Ihnen verlangen, an erster Stelle Dr. Stelter.

      • Wolf Palmer
        Wolf Palmer sagte:

        @ Herr Tischer,

        in diesem Blog zählt nur eins:

        Die fachliche Kompetenz von Herrn Dr.Stelter und nicht das unangenehme Geschwurbel von Ihnen und Ihrem Co-Schwurbler DS, der fast jeden für einen Dummkopf hält, der nicht mit seinen Theorien von keynesianischen Geldsozialismus einverstanden ist.

        Sie selbst sind einer der unangenehmsten Blog-Teilnehmer, weil keiner eine eigene Meinung äußern kann, ohne daß Sie Ihre unerwünschte und systemkonforme Kritik dazu abgeben.

        In einem Ihrer früheren Beiträge vor einiger Zeit haben Sie wörtlich Ihre “Verachtung” für Andere abgegeben, die nicht mit Ihren kruden Thesen übereinstimmten.

        Wenn Dr.Stelter die Nase voll hat, von diesen unpassenden Kommentaren, dann sind Sie und Ihre Gesinnungsgenossen, die diesen Blog dominieren, die WAHRE URSACHE, daß die Kommentar-Funktion geschlossen wird.

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Die Herren, können Sie bitte einfach beide jetzt aufhören, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Kommentieren Sie nicht meinen Kommentar, sondern die Inhalte, die ich zur Diskussion stelle. Denn darum geht es ja. Danke

  3. assets4all
    assets4all sagte:

    Das alles war um 2000 schon erkennbar, dass es wie in Japan kommt. Aber dass es noch intensiver wurde, war bestimmt niemandens Phantasie damals!
    Jetzt wird die “Eiszeit” erst so richtig anfangen.

  4. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Schon lustig, wie man sich hier mal wieder zum Thema „Mathekönner“ positioniert, selber aber noch vor wenigen Wochen an den elementarsten Grundrechenarten scheiterte: https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/wie-nullzins-vermoegen-zerfrisst/#comment-73047.

    Das passt ganz zur berechtigten gestrigen Feststellung von Dietmar Tischer über das Glaskugelputzer- und Befindlichkeits-Kommentariat, das das Niveau dieses Blogs immer weiter nach unten zieht. Schade, wenn auch dieser Blog als Kloake der Prekärleserschaft enden sollte!

    LG Michael Stöcker

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Stöcker

      Sie wirken heute aber frustriert. Soll ich Sie ein bisschen trösten? Ich kann Ihnen auch einen leckeren Toast mit Ketchup schmieren, genau wie ihn Kommentatoren aus der Prekärleserschaft gerne essen…

      • Wolf Palmer
        Wolf Palmer sagte:

        Hallo, Herr Ott.

        Haben Sie unseren wackeren Mega-Poster und Querverweis-Champ so verärgert, daß er aus der Defensive heraus den Blog von Herrn Stelter als mögliche “Kloake der Prekär-Leserschaft” bezeichnet?

        Hat der eigentlich nichts etwas anderes zu tun, als hier das Forum zu beschimpfen?

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        Guten Morgen Herr Palmer!

        Ach, das mit Herrn Stöcker ist doch nur ein kleines rhetorisches Geplänkel hier in der prekären Kloake. Das nehme ich mit Humor. ;)

        Was mich richtig aufregt sind die ganzen durchgeknallten Linksspinner im Internet, die sich seit Sonntag Abend wünschen, dass Dresden mal wieder bombardiert wird, weil in Sachsen so viele Leute die böse AfD gewählt haben. Das offenbart ein wirklich übles Menschenbild, ausgerechnet bei selbsternannten “Antifaschisten”.

    • Susanne Finke-Röpke
      Susanne Finke-Röpke sagte:

      @Herrn Michael Stöcker:

      Leider muss ich Ihnen und Herrn Tischer recht geben. Das Niveau dieses Blogs sinkt, da Emotionen die Sachlichkeit verdrängen. Schade. Vielleicht muss sich Herr Dr. Stelter irgendwann dazu durchringen, daran etwas zu ändern. Vermutlich steht er vor der fatalen Wahl, den Blog entweder abzuschaffen oder gebührenpflichtig zu machen, da er selbst nicht jeden Kommentar filtern kann. Ich appelliere an alle, sich auf ihre Manieren zu besinnen und sich bzgl. emotionaler Ausbrüche zurückzuhalten, auch wenn es einem schwerfällt!

      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        Nachtrag: Ich meinte natürlich das Risiko, die Kommentarfunktion des Blogs abschaffen zu müssen.

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Liebe Foren-Teilnehmer, genau so ist es! Ich überlege bereits, die Kommentarfunktion zu schließen, da ich nicht die Zeit habe, jeden einzelnen Kommentar zu genehmigen. Was den Blog betrifft, so kann ich diesen nur weiter betreiben, wenn er weiterhin als sachlich, niveauvoll und vor allem auch politisch neutral wahrgenommen wird. Auch ich kritisiere immer wieder Zustände in diesem Land und finde, dass das auch erforderlich ist. Nur gilt hier auch die Wahrung von inhaltlichem und sprachlichem Niveau.

        bto war und ist unentgeltlich, aber nicht kostenfrei. Die Kosten sind sogar erheblich, abgesehen von meinem persönlichen Zeiteinsatz. Insofern stelle ich mir regelmäßig die Frage, ob es sich lohnt, bto weiter zu betreiben. Führen die Äußerungen im Blog dazu, dass man mich und meine Arbeit als Ganzes diskreditieren kann, werde ich ihn sicherlich in dieser Form nicht fortsetzen.

        Die überwiegend niveauvolle Diskussion hat den Blog in den letzten Jahren aufgewertet, weshalb ich auch recht großzügig war und nur in wenigen Fällen Zensur ausgeübt habe. Ich würde mich freuen, wenn wir dazu zurückfänden. Gelingt uns das nicht, steht das ganze Projekt vor einer Existenzfrage.

  5. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    @Horst

    Wenn es tatsächlich so weit kommt, dass die Schulen in Chemnitz per Lastenfahrrad zum Heizen mit Holzschnitzeln beliefert werden, werde ich in einer mit schönem grundlastsicherem Braunkohlestrom versorgten Wohnung in Tschechien sitzen und mir aus sicherer Entfernung anschauen wie lange es dauert, bis die fundamentalistischen grünen Knallchargen Deutschland komplett gegen die Wand gefahren haben. Wird nicht lange dauern, wahrscheinlich ist schon nach dem ersten großflächigen Stromausfall Schluss, wenn man nicht den Klimawandel dafür verantwortlich machen kann. Je größere Fortschritte die Grünen bis dahin bei der Zersetzung unseres Bildungssystems gemacht haben, desto schwieriger wird natürlich der Wiederaufbau…

    Es ist schon ein riesiger Vorteil, wenn man in der Nähe der Grenze lebt und wo sich laut zwangsfinanziertem Staatsfernsehen ja in Sachsen besonders viele böse AfD-Wähler tummeln. Sich der Dummheit der Grünen in beispielsweise Berlin nachhaltig zu entziehen, ist da deutlich schwerer.

  6. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Der Artikel weist folgende Defizite aus:

    a) Die deutsche Wirtschaft im internationalen Kontext:

    >„When sentiment is this weak, negative yields, flat yield curves and distrusted banks combine to make it almost impossible for the economy to turn around. (…) for the time being it is turning Germany Japanese. And that, in turn, becomes an issue for the rest of the world.“ – bto: vor allem erstmal die Eurozone, die das nicht überleben wird.>

    Die Weltwirtschaft und das Schicksal der Eurozone hängen nicht davon ab, ob Deutschland der turn around zu mehr Wachstum gelingt oder nicht.

    Ein höheres Wachstum in Deutschland würde Schwierigkeiten mildern, ab sie sie nicht entscheidend beseitigen.

    Denn:

    Die Weltwirtschaft hängt vor allem vom Handelskrieg USA/China ab.

    Der Zerfall der Eurozone wird durch nicht hinreichende interne Restrukturierungen, damit fehlende Wettbewerbsfähigkeit und in der Folge durch zu geringes Wachstum in den Mitgliedsstaaten erfolgen.

    b) Der Vergleich Deutschland/Japan wird nicht zu Ende gedacht.

    Es gibt einen gewaltigen Unterschied:

    Die Staatsverschuldung

    Deutschland wird durch die Abkühlung der Weltwirtschaft, die demografische Entwicklung und durch die gleichzeitig forcierte Energiewende absehbar in wirtschaftliche, soziale und politische Schwierigkeiten kommen.

    Diese werden fundamentale strukturelle Defizite aufdecken.

    Sie werden durch eine stetig wachsende, womöglich sogar schnell wachsende Staatsverschuldung kaschiert werden, um die Stabilität des Landes wenigstens auf Zeit zu sichern.

    Wir werden auch bezüglich der Staatsverschuldung Japan folgen.

    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ Diemtar Tischer

      Ergänzung

      Zweifelsfrei war der Wirkungsgrad eines Schuldentalers vor 30 Jahren höher als heute, in Japan wie der BRD/Europa. Mit dem Nutzen aus staatlich geschöpftem Fiktivkapital verkürzt sich auch die erkaufte Zeitspanne von Stabilitätsillusion.

      Die Halbwertszeit inmitten der Vermögenspreisinflation und demographischen Leerstellen von Fachleuten ist wenig ermutigend.

      Allerdings frage ich mich wie sich Jugendliche mit Potential entscheiden, wenn sich ihnen eine Welt von Zombies anbietet, d.h. egal wohin man geht – man wird über Transferzahlungen ausgeplündert und an der eigenen Entwicklung behindert.

      Warum sollte sich ein junger Mensch für so eine Welt engagieren, wenn Konsum dekonstruiert ist, Sex sanktioniert wird und das Alter keine Perspektive bietet?
      https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/darum-glaube-ich-an-japan-und-nicht-an-deutschland/#comment-35377

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Alexander

        “Allerdings frage ich mich wie sich Jugendliche mit Potential entscheiden, wenn sich ihnen eine Welt von Zombies anbietet, d.h. egal wohin man geht – man wird über Transferzahlungen ausgeplündert und an der eigenen Entwicklung behindert.”

        Klingt vielleicht ein bisschen abgehoben aber: Früher wären solche Leute aus Europa in die Übersee-Kolonien gegangen. Hohes Risiko, potentiell hohe Belohnungen, sehr niedrige Steuern. Geht heute natürlich nicht mehr. Und um neue Außenstellen im Weltall oder auf dem Mond oder Mars aufzumachen, fehlt uns noch eine Menge Technologie und eine gute Idee für eine wertschöpfende wirtschaftliche Tätigkeit dort…

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Richard Ott

        Flüchtlinge mit Potential sind entsetzt, wenn ihnen das netto vom brutto klar wird. Junge Männer mit Biß, die sich nach Europa durchgeschlagen haben, durfte ich in Ausbildungssituationen kennen lernen. Keiner wollte bleiben um 80% an Steuern und Abgaben zu transferieren…lernen ja, aber nicht für lebenslange Ausbeutung.

        Inländer müssen sich früh entscheiden, für welche Zombie-Industrie sie arbeiten wollen. Wer Mathematikfähigkeiten hat ist dann so klug und macht sich dort abhängig? Als wageslave vielelicht? https://incels.wiki/w/Wagecuck

        Richtig, die Auswanderung war lukrativ solange das Zielland mehr Chancen als Abgaben bieten konnte. In welchem entwickelten Land ist das heute noch so? Nicht entwickelte Länder bringen soviele Einbußen mit sich, dass ich selber keine Lust auf Brasilien verspüren wollte.

        “Derweil” kann man sich im Heimatland das “Neet” einen faulen Lenz machen. (de.wikipedia.org/wiki/NEET)

        Alle Umwälzungen laufen und erneut ist diese Entwicklung nicht vorhersagbar, d.h. voller Überraschungen für Ü50= alle Entscheider.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        Die KONKRETE Entwicklung Deutschlands lässt sich nicht vorhersagen.

        Es könnte gut sein, dass dies die beiden entscheidenden Determinanten sein werden:

        Ein Großteil der dann jungen Menschen wird sich ergeben in den Mechanismus, der seine Eltern und ihn KONDITIONIERT hat:

        Der STAAT muss es richten.

        Ein anderer, vermutlich kleinerer Teil junger Menschen bzw. junger Erwachsener wird auswandern. Es werden jene sein, die beruflich gut qualifiziert sind, SELBST etwas aus ihrem Leben machen wollen und davon überzeugt sind, dass ihnen das woanders besser gelingt als in Deutschland.

        Dies wurde schon durchdekliniert, von Prof. G. Heinsohn auf den Punkt gebracht.

        Dem damit WEITER sinkende Wohlstandsniveau wird man mit zunehmender Verschuldung oder Monetarisierung entgegenwirken.

        REAL wird es damit nicht zu verbessern sein.

        Wenn überhaupt, kann die damit erreichbare Nivellierung der der Lebensverhältnisse befriedend wirken.

        Bei sinkendem Wohlstandsniveau halte ich das aber für eine heroische Annahme.

  7. Boncas
    Boncas sagte:

    Richard Ott und Gunnar Heinsohn bringen unsere Zukunftsperspektiven auf den Punkt. Die 68er-Generation hat zu einer unheilvollen „Reform“-Ära unserer Ausbildungsziele und -inhalte geführt, die die Leistungsfähigkeit und die Ergebnisse unseres Bildungssystems sukzessive erodieren ließen. Der Zuzug Kinderreicher aus fremden Kulturkreisen und gut gemeinte Maßnahmen wie Inklusion wirken beschleunigend. Der Glaube verantwortlicher Politiker, die Probleme durch mehr Geld und die Digitalisierung der Schulen lösen zu können, führt an den fundamentalen Defiziten bei den Lehrinhalten/-zielen und der Leistungsmessung (Notengebung) vorbei. Das Humankapital – ich weiß gar nicht, ob man diesen Begriff überhaupt noch verwenden darf – verfällt derweil immer mehr. Wie nachfolgende Generationen die größer werdenden Rentenverpflichtungen stemmen wollen, ist mir unklar.
    Die politischen (meist links-grünen) Diskussionen widmen sich derweil weiter Gebieten, die mit dem Erhalt oder gar dem Ausbau der Wirtschaftskraft als Quelle des Wohlstands eher wenig zu tun haben. Offenbar soll „am Ende“ alles über die weiter wachsende Staatsquote finanziert werden.

  8. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    @Gunnar Heinsohn

    “Japan hat bei TIMSS 2015 auf 1000 Kinder 322 Mathekönner, Deutschland 53”

    53/1000? Noch. Sachsen bekommt vorausssichtlich auch bald eine grüne Regierungsbeteiligung, das zieht den Schnitt erfahrungsgemäß deutlich runter. Baden-Württemberg ist ein mahnendes Beispiel.

  9. Gunnar Heinsohn
    Gunnar Heinsohn sagte:

    Bei allen Ähnlichkeiten der Bankensektoren und der Demographie zwischen Deutschland und Japan sind doch die Unterschiede bei der Cognitive Ability im Hinterkopf zu halten. Denn vor allem sie entscheidet nach Krisen darüber, wie sie in Chancen verwandelt werden können. Japan hat bei TIMSS 2015 auf 1000 Kinder 322 Mathekönner, Deutschland 53. Gunnar Heinsohn

    • Horst
      Horst sagte:

      Die kognitiven Fähigkeiten eines Kindes NUR auf das “Mathe-Können” greift zu kurz.

      Es hilft wenig, nach einer Krise, Chancen mathematisch berechnen zu können, aber keine praktischen Handlungen aus diesen ableiten zu können.
      Meine Beobachtung bei vielen Kindern, die “Mathe-Könner” sind, weil es die so Noten aussagen.

      • Groundhog
        Groundhog sagte:

        Also wenn ich so am meine Schulzeit zurückdenke… Wer in Mathematik gut war hatte meist auch mit den anderen Fächern wenig Probleme.

      • Groundhog
        Groundhog sagte:

        Was aber wichtig ist um in der Schule gut zu sein ist das Verständnis der Sprache. Und da hat Japan wohl kaum Probleme da sie Einwanderung faktisch nicht zulassen, während Deutschland Klassen hat in denen die Mehrzahl der Kinder kein Deutsch spricht.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Horst

        Jaja, politisch korrekt den eigenen Namen tanzen zu können ist natürlich viel wichtiger als Mathe.

      • Hansjörg Pfister
        Hansjörg Pfister sagte:

        @Horst, Sie haben natürlich recht, nur braucht man eben irgendeinen Marker, wenn man den Bildungserfolg messen will. Hier ist mit “Bildung” auch nicht das humanistische Bildungsideal (dem ich anhänge) gemeint, sondern die Eignung des Einzelnen in einer modernen Gesellschaft eine möglichst hohe Wertschöpfung zu erzielen. Das widerspricht nicht unbedingt dem humanistischen Bildungsideal, da dieses Wohlstand voraussetzt, um sich entfalten zu können. D.h. man muss sich humanistische Bildung erstmal leisten können. Der Zeitgeist huldigt dem neomarxistischen Bildungsideal: Bildung als Erziehung zur totalitären Gleichheit aller. Das geht natürlich in die Hose und zwar sowas von…

    • Horst
      Horst sagte:

      Ott:

      Ich freue mich schon auf die vielen ihren Namen tanzen könnenden sächsischen Schüler nach der Regierungsbeteiligung der GRÜNEN.

      Das wird ein schönes Kontrastprogramm zu den kindlichen “Mathe-Könnern” eingesessener AfD-Wähler in den ländlichen Regionen.

      Grundhund:
      Tendenziell liegen Sie mit Ihren ersten Aussage richtiger. Nichts desto trotz beobachte ich vor allem sensorische Defizite bei Kindern heute (Digitalisierung?).

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Horst

        “Ich freue mich schon auf die vielen ihren Namen tanzen könnenden sächsischen Schüler nach der Regierungsbeteiligung der GRÜNEN. ”

        Doof und auch noch stolz drauf, was?

        Übrigens ist Namen-Tanzen die allerbeste Methode um sich warm zu halten, wenn in der Schule die Heizung und der Strom ausgefallen sind, weil es dank Braunkohleausstieg keine grundlastfähigen Kraftwerke mehr gibt und die Brennstofflieferung für die CO2-neutrale Hackschnitzelheizung per Elektro-Lastenfahrrad draußen mit 0% Batterie im Schnee steckengeblieben ist.

        Vom Sozialismus lernen heißt siegen lernen!

      • Groundhog
        Groundhog sagte:

        Ja, das wir sehr viele “Facebook- und Youtube-Idioten” heranziehen würde ich auch unterstreichen.

      • Horst
        Horst sagte:

        Ottchen:

        Dass Sie leicht aus der Reserve zu locken sind, haben Sie mehrfach bewiesen, ein Schmunzeln wegen Ihrer konservativ eingefärbten Dystopien konnten Sie mir aber doch abgewinnen.

        “…Elektro-Lastenfahrrad draußen mit 0% Batterie im Schnee steckengeblieben ist.”

        Vergessen Sie nicht, im Winter immer einen Tornister mit einer Ersatz-Batterie mitzunehmen, wenn Sie um Chemnitz radeln, um die Schulen mit Hackschnitzel zu beliefern.

        Und verwechseln Sie bitte die tanzenden Kinder nicht mit einer freudigen Ottchen-Ankunftszeremonie; die tanzen ihre Namen.

        Daher gebe ich gerne zurück: Doof und auch noch stolz drauf, was?

    • Daniel Makloda
      Daniel Makloda sagte:

      Leider gibt es keinen Ursache Wirkungszusammenhang zwischen “Anzahl Mathe Könnern” und GDP pro Kopf. Japans pro Kopf GDP (in PPP) ist übrigens in den letzten 10 Jahren stark hinter das von Deutschland zurückgefallen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Daniel Makloda

        “Leider gibt es keinen Ursache Wirkungszusammenhang zwischen „Anzahl Mathe Könnern“ und GDP pro Kopf.”

        Meinen Sie das wirklich ernst? Mathematische Bildung und Wirtschaftsleistung eines Landes stehen in keinen Zusammenhang??

        Warum bekomme ich dann jedes Jahr kurz vor Weihnachten von Unicef und allen möglichen anderen Entwicklungshilfe-NGOs Bettelbriefe, in denen sie schreiben, dass sie ganz dringend Geld von mir brauchen, um Bildung in Afrika zu verbessern? Bringt doch eh nichts – oder wissen die NGOs das schon und machen die dort kein Mathe sondern nur postkolonialen Ausdruckstanz?

    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Herrn Heinsohn:

      Vielen Dank für Ihren Hinweis. Ich sehe noch eine zweite und dritte Dimension des Problems. In Japan ist nach meiner Kenntnis das TIMSS-Ergebnis landesweit relativ gleich verteilt (mit relativ kleinen Unterschieden der Inseln bzw. Stadt-Land). In Deutschland haben wir eine deutlichere geographische Spreizung nach Bundesländern (z.B. Berlin vs. Sachsen, Bayern vs. Bremen, etc.) und eine gesellschaftliche Spreizung nach Landmannschaften, Nationalitäten, Stadtteilen, Religionen bzw. Konfessionen u.ä., wobei sich die geographische und gesellschaftliche Teilung teilweise überlagern. Die 53 in Deutschland sind eine Mischung aus aus niedrig dreistellig und niedrig zweistellig. Das birgt m.E. mehr Konfliktpotential als in Japan in einer Schuldenkrise.

      Oder plakativ ausgedrückt: 30 Grad heißes Wasser ist angenehm warm, aber nur wenn ich es überall um mich habe. Wenn ich aber mit einem Bein im Eiskübel bei höchstens 0 Grad stecke und mit mit dem anderen in einem Eimer mit 60 Grad heißem Wasser, ist es nicht angenehm. Die 53 Timsspunkte entspringen nämlich nach meinen Kenntnissen keiner Gaussschen Normalverteilung o.ä., aber dazu haben Sie bestimmt bessere Daten; das ist nicht mein Fachgebiet.

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