Zur Erinnerung: Fratzscher macht Politik, keine seriösen Studien
Heute Morgen habe ich mich mit den Thesen von Marcel Fratzscher auseinandergesetzt. Obwohl es nicht den Daten entspricht, bläst er weiter in das gleiche Horn: Die drastische Ungleichheit sei nur durch Umverteilung zu überwinden. Bereits am 17. Januar hatte ich an dieser Stelle die falsche Basis der Kritik von Fratzscher aufgezeigt und nun erneut (er schreibt ja auch jede Woche bei der ZEIT so ungefähr das Gleiche):
Dabei bleibt Fratzscher an der Oberfläche und schaut nicht auf die Gruppe der Bedürftigen, vor allem nicht auf deren Herkunft, was auch eine Erklärung sein könnte. Viel interessanter ist, dass gerade bei uns diese Diskussion so lauthals geführt wird. Denn wir stehen im internationalen Vergleich und auch in der Entwicklung der letzten Jahre gar nicht so schlecht da. Passend dazu hat die FINANCIAL TIMES heute die Zahlen nochmals schön aufbereitet. Diejenigen, die mir auf Twitter folgen, haben es schon gesehen. Hier noch schöner:
Zunächst zur Ungleichverteilung. Ja, wir sind noch nicht im sozialistischen Paradies angekommen, wo alle das Gleiche haben. Doch im Vergleich zur OECD stehen wir gut da. Oder?
Quelle: FT
Sogar Japan ist ungleicher als wir!
Dann die Frage nach der Entwicklung des verfügbaren Einkommens in den Jahren von 2007 bis 2014:
Quelle: FT
Ich würde jetzt lauthals darüber klagen, dass bei uns die Mittelschicht, die ja den Karren zieht, am schlechtesten wegkommt. Nur wäre meine Schlussfolgerung dann eine andere. Nämlich die, die Mittelschicht zu entlasten, statt sie die Lasten der Umverteilung tragen zu lassen! Aber das ist ja “neo-liberales Gedankengut”.
Nun die entscheidende Frage nach Armutsquote und den “working poor”:
Quelle: FT
Ja, da ist man nach der Lektüre von Fratzscher verblüfft. Nirgendwo gibt es so wenige Arme wie bei uns. Okay, Korea misst es entweder nicht oder hat wirklich keine Armen. Und auch bei den “working poor” sind wir kurz nach Frankreich auf dem zweiten Platz.
Ich weiß, das passt nicht zur medialen Aufmerksamkeit bei uns und ich laufe wohl bald Gefahr, einem “Fake-News-Check” unterzogen zu werden. Dann aber bitte gemeinsam mit der FT.
Zum Schluss: Ich bin sehr dafür, dringend mehr in Bildung und Infrastruktur zu investieren. Aber ich denke, der Haupthebel ist eine intelligentere Mittelverwendung. Doch das ist nicht populär und macht sich schlecht als Wahlkampfthema.
→ FT (Anmeldung erforderlich): “Davos elite needs to heed wrath of the ‘left behind’”, 17. Januar 2017