Was so alles unter “Wissenschaft” verkauft wird

In der Rubrik “Wissenschaft” veröffentlichte SPIEGEL ONLINE einen Kommentar zur “drohenden Klimakatastrophe”. Titel: Vor dem Absturz.

Ich will mich nicht in die Reihe der “Klimaleugner” einreihen. Lasst uns annehmen, es gibt den Klimawandel aufgrund menschlicher Existenz und auch, wir sollten etwas dagegen machen. Auch wir in Deutschland, obwohl wir mit rund zwei Prozent des weltweiten Ausstoßes an CO2 so viel verantworten wie der jährliche Anstieg. Um uns aber angesichts der “Katastrophe” zu radikalen Maßnahmen (und zur Wahl der Grünen) zu mobilisieren, muss man richtig für Panik sorgen. Willfährig wird dann ein Artikel geschrieben, der mit einem einfachen Bild das gewünschte Ziel erreichen will. Und dieses Bild ist so falsch, schräg und demagogisch, dass ich mich schon frage, wie so etwas bei SPIEGEL ONLINE erscheinen kann, während meine Sicht bei der WiWo als polemisch und unfundiert abgelehnt wird:

  • Sie sitzen in einem Flugzeug, auf halbem Weg über den Atlantik. (…) ein Tank des Flugzeugs habe ein Leck, Treibstoff laufe aus. Es sei zwar unter Umständen möglich, mit dem noch verbleibenden Sprit bis nach New York zu kommen, aber das sei nicht sicher. Sie habe deshalb vor, in Grönland um eine Notlandeerlaubnis zu bitten.” – bto: Erste Manipulation: Wenn der Klimawandel kommt, trifft er die Menschen je nach Wohnort und Wohlstand sehr unterschiedlich. Wir stürzen nicht alle ab. Beispiel: In Großbritannien baut man (wieder!) Wein an. Orte, die in der Bronzezeit besiedelt waren, kann man wieder bewohnen. Das Bild ist also völlig falsch.
  • Auf einmal steht ein Herr im Anzug aus der ersten Klasse hinter der Pilotin und sagt sehr laut, dass er dringend noch heute Abend in New York sein müsse, es gehe da um einen wichtigen Deal.” – bto: Zweite Manipulation: Es sind nicht die Reichen in der ersten Klasse, die für den deutlichsten Zuwachs an CO2 stehen, sondern die Ärmeren, die auch mal besser leben wollen. China und Indien. Insofern wird hier suggeriert, die “Reichen” wären daran schuld. Es stimmt aber nicht.
  • Ein zweiter Herr im Anzug gesellt sich dazu (…) eine Zwischenlandung in Grönland alle Passagiere mehrere Tage kosten werde. Bei seinem Tagessatz entspreche das einer Zahl mit vier bis fünf Nullen.” – bto: Das ist die Fortsetzung der Manipulation zwei, für die Dummen, die es nicht gleich verstanden haben.
  • Der erste Mann im Anzug ruft in die Kabine, es gehe hier schließlich um Arbeitsplätze! (…) Jemand aus der Business Class schlägt laut vor, einige Passagiere aus der Economy aussteigen zu lassen, um das Gewicht der Maschine zu reduzieren.” – bto: Aufbauend auf Manipulation zwei, wird hier also gezeigt, dass es a) ein vorgeschobenes Argument ist mit den Arbeitsplätzen und b), es wird der eigentlich richtige Umstand, dass es viel ökonomischer wäre, an anderen Orten der Welt CO2 zu sparen als unbedingt in den schon weitgehend effizienten Ländern, als kaltherzig und egoistisch dargestellt. Dabei geht es doch um die Reduktion von CO2 und nicht darum, sich selbst möglichst hart zu bestrafen.
  • Existenzielle Krisen zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine bemerkenswerte Klarheit schaffen. Allerdings nur, wenn man akzeptiert, dass ein katastrophaler Ausgang droht.” – bto: Vierte Manipulation: Es wird als existenzielle Krise dargestellt und zudem als eine, die uns alle trifft. Stimmt aber nicht.
  • “Die relevanten politischen Akteure hierzulande wissen das längst, die Wähler sowieso. International gilt, mit wenigen Einschränkungen, das Gleiche. Es gibt überwältigende wissenschaftliche Evidenz. Manche Leute wollen all das nicht glauben, manche wiegeln ab, manche sind der Meinung, dass ihr Reichtum sie schon irgendwie vor den schlimmsten Folgen bewahren wird.” – bto: Das mag alles sein und Kritiker würden sofort behaupten, dass ich zu den Abwieglern gehöre. Man muss aber konstatieren, dass wir einen jährlichen Zuwachs an CO2 haben, der über dem Gesamtausstoß Deutschlands liegt. Nun können und sollten wir etwas tun, um mit gutem Beispiel voranzugehen, dies bedeutet aber vor allem einen effizienten Einsatz unserer Mittel. Gerne können wir 80 oder 100 Milliarden ausgeben, doch dann ist die Frage berechtigt: Wie bekommen wir am meisten Reduktion an CO2 auf globaler Ebene dafür? Mit dem Kohleausstieg, wie gestern gezeigt, nicht.
  • Julia Klöckner verglich die Klimakrise mit den syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen des Jahres 2015. Was eine bittere Ironie birgt, denn gegen die Fluchtbewegungen, die diesem Planeten bevorstehen, wenn wir nicht schleunigst beidrehen, war die sogenannte Flüchtlingswelle von 2015 ein Rinnsal.” – bto: Gut ist, dass auch SPIEGEL ONLINE einräumt, dass es eben illegale Migranten waren und sind und keine Flüchtlinge. Fortschritt! Richtig wäre es beispielsweise, die Geburtenrate in den Ländern deutlich zu senken!
  • “Wenn Leute erst einmal begriffen haben, dass eine globale Katastrophe droht, verschieben sich Prioritäten dramatisch und dauerhaft. Wenn Union und SPD nicht verstehen, dass die Verhinderung der Klimakatastrophe nicht ‘grün’ ist, sondern existentiell, und kein ‘Thema’ wie Pendlerpauschale oder Baukindergeld, wird ihr Absturz nicht aufzuhalten sein.” – bto: Und wie sollen bitte wir diese Katastrophe aufhalten? Durch die Umsetzung des Morgenthauplans und gleichzeitige Umstellung auf vegane Ernährung? Wenn wir unseren Wohlstand darauf verwenden, den CO2-Ausstoß Deutschlands auf null zu bringen, haben wir ihn dazu verwendet, den letzten Wohlstand hierzulande zu vernichten. Besser und richtiger wäre es, auf neue Technologien zu setzen! Aber nein, dann kann man uns nicht mit “grünen Anstrich” alle gleich (arm) machen.

→ spiegel.de: “Vor dem Absturz”, 9. Juni 2019