Was ist dran an der Eiszeit-These von Albert Edwards
In seinem neuesten Kommentar sieht sich Albert Edwards bestätigt: Seine Eiszeit-These, in den 1990er- Jahren formuliert, hat sich als richtig erwiesen. So seine Einschätzung. Und deshalb hält er an seiner Erwartung fest, dass es in der nächsten Rezession auch in den USA zu negativen Zinsen auf zehnjährige Staatsanleihen kommen wird. Diese Rezession wiederum ist anscheinend im Anmarsch, wenn auch nicht so schnell wie von einigen befürchtet.
John Authers kommentiert die Aussagen von Edwards in seinem Bloomberg-Newsletter. Er kommt zu dem Schluss, dass man durchaus besser sein Geld hätte anlegen können, als Edwards in seinem Anleiheportfolio. Aber so richtig entkräften kann er die Thesen von Edwards dann auch nicht.
Schauen wir uns beides an:
- “As regular readers will know, my bearishness on equities sits within the context of my Ice Age thesis. I have long used the Japanese experience from 1990 onwards as my template, having watched each successive economic cycle in Japan grind out lower highs and lower lows for inflation and nominal GDP growth until they slid into a sub-zero deflationary hell. (…) I believe this Ice Age process will end with US 10y close to minus 1%.” – bto: Das ist die Kurzfassung. Die Erwartung einer Analogie. Ich würde sagen, dass es damit nicht getan ist. Japan ist in vielerlei Hinsicht besser aufgestellt als wir.
- “Take a look at the performance of 10y+ world government bonds since the inception of the Ice Age (i.e., from end-1996). A balanced fund following my strategic advice to buy and hold bonds over equities would have only marginally underperformed even at the end the fantastic bull run in equity markets over the last ten years. The contrast in volatility is also striking as is clearly shown in the chart below.” – bto: Das zeigt er mit dieser Abbildung:
Quelle: SocGen
Dazu schreibt dann Authers:
- “When I ran the numbers on a Bloomberg terminal, I got only a slightly different result. Comparing total return indexes for 30-year bonds and the S&P 500 Index, we see that the bonds comfortably matched stocks (with far less volatility) for two years. It is only since bond yields bottomed after the Brexit referendum and equities rallied that stocks have been significantly ahead.” – bto: was ein kurzer Zeitraum ist.
Quelle: Bloomberg
- “Going permabear and following the Edwards prescription would have worked fine for 20 years. And that is more than a little unnerving because Edwards thinks we are in a Japan-style ‘Ice Age’ in which bond yields drop ever lower and stocks eventually sink.” – bto: Das kann man sich wirklich nur schwer vorstellen. Ich denke, dass am Ende alle Assetklassen verlieren.
- “There are plenty of ways that investors could have made more money over the last two decades than following the Edwards prescription. But it is too easy just to dismiss his arguments as those of a permabear. Better to look at his argument, break it down into its elements and try to find good evidence that the U.S. is not lapsing into deflation. If he is right, more pain lies ahead.” – bto: Und darum schauen wir uns jetzt an, wie Edwards die Welt in den USA sieht.
Zunächst geht es um das Thema der Zinserhöhungen in der Vergangenheit. Er zeigt, dass wenn man die Wirkung der Bilanzverkürzung mit rechnet, die Zinsen von der Fed (zu) stark erhöht wurden: “(…) the increase in Fed Funds interest rate has not been from 0.25% to 2.5% currently but from minus 3.0% to 2.5%, i.e., a much more punchy 5.5 percentage point increase, as shown in the chart below – the green line depicts the end of QE and start of QT. So considerably more aggressive tightening of interest rates than meets the naked eye and a shift that historically is more than enough to tip the economy into recession.” – bto: Er zeigt davor, dass QE den Zins deutlich gesenkt hat und rechnet dann von diesen (impliziten) minus 3 Prozent ausgehend. Das Delta ist wirklich erheblich:
Quelle: SocGen
Deshalb wundert es ihn auch nicht, dass die Markterwartung sich gedreht hat und nun eine Senkung der Zinsen immer wahrscheinlicher wird:
Quelle: Bloomberg
Diese käme aber – wie immer – zu spät: “If the market is right and the next move in rates is indeed down, this is exactly what normally occurs just ahead of a recession as the Fed realises it has over-tightened and crunches the interest rate gears into reverse, prompting curve steepening (see oval areas in chart below).” – bto: Es würde in das Bild passen.
Quelle: SocGen
Also passt, was wir sehen, ins Bild. Eine Rezession wäre somit auf dem Weg und damit auch die Fortsetzung der Eiszeit-These. Diese betrachtet Edwards aber noch aus einem anderen Blickwinkel. Er zeigt, dass die Inflationsraten immer weiter zurückgehen:
- “(…) we see a high likelihood that core US CPI inflation will soon decline very sharply, trigging fears of outright deflation. As this series is closely watched, a sharp drop will likely reenergise the current bond rally and expectations of lower Fed Funds. The current 2.1% core CPI inflation rate (red line in chart below) is massively inflated by the dominant ‘shelter’ component, which is running at 3.4% yoy (see dotted line below). (…) excluding shelter, ‘core core’ CPI inflation is only running at 1.1% and, unless I am mistaken may even be trending down (see blue line below).” – bto: Das passt zu dem Thema Eiszeit mit hohen Schulden und Zombies.
Quelle: SocGen
- “I leave the final word to strategy legend Russell Napier (…) ten years after the launch of QE, the prospect of deflation is priced as a clear and present danger! The good news is that we know what is coming next. The bad news is that we know what is coming next. The current war on deflation, a war lost if the shift in bond yields is to be believed, is bringing forth from the authorities not a new tactic but a whole new strategy – financial repression. So, is the financial repression, now renamed modern monetary theory/makeup strategy (ie allowing inflation above the 2% target to compensate being below for so long)/nominal GDP targeting, imminent as bond yields in New Zealand and Australia reach all-time lows and the ten-year bond yields of both Japan and Germany return to zero?” – bto: Napier hat vor einiger Zeit einen guten Kommentar in der FT geschrieben, den ich hier besprochen habe: → FT: Die globale Geldordnung ist am Ende
Ich bleibe ein überzeugter Anhänger der Eiszeit-These.
→ zerohedge.com: “Albert Edwards: ‘Prepare For Huge Market Moves’”, 28. März 2019
@Dietmar Tischer
“Die Umverteilung à la Stöcker kann man ja als einen Batzen Geld ansehen, aber sie ändert NACHHALITG nichts. Das Geld würde hierzulande der Konsumnachfrage dienen mit minimalen positiven Auswirkungen für Investitionen.”
@Thomas M.
“80 Mrd. bei einer Person mögen arithmetisch das gleiche wie 80.000 € bei 1 Mio. Personen sein. Sie sind es aber nicht bezüglich ihrer Funktion/Verwendung. 1 Mio. x 80.000 € ausgeteilt werden womöglich genutzt um 1 Mio. Autos für 1 Mio. Personen zu kaufen. Aber 80 Mrd. € bei einer Person werden nicht genutzt, im 1 Mio. Autos für die eine Person zu kaufen, sondern z.B. Firmen zu erwerben oder um Investitionen zu tätigen.”
Was würde zu mehr Investitionen führen, wenn man plötzlich eine Nachfragesteigerung nach 1 Mio. Autos (warum eigentlich immer nur Autos?) hätte oder wenn eine Person Anlagemöglichkeiten für seine 80 Mrd. Euro sucht?
Viele Grüße
“Ich denke, dass am Ende alle Assetklassen verlieren.”
Das wird ganz maßgeblich von der weiteren Entwicklung der Inflationsrate abhängen. Der “Sweet-Spot” für den S+P 500, der in der Vergangenheit mit extrem hohen Bewertungen (Cape) einherging, ist eine Inflationsrate zwischen 1,4% und 3%, wenn man der nachstehend verlinkten Analyse folgt.
Ich würde es noch etwas breiter anlegen mit einer Inflationsrate zwischen 0% und 4%, die immer noch eine höhere Wahrscheinlichkeit von einem überdurchschnittlichen Cape zulässt. Außerhalb dieser Range sinkt die Wahrscheinlichkeit von einem sehr hohem Cape deutlich, mit entsprechenden Folgen für die Kursentwicklung, wenn man vom heutigen Stand ausginge.
https://www.advisorperspectives.com/dshort/updates/2019/04/02/market-valuation-inflation-and-treasury-yields-clues-from-the-past?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter&utm_campaign=item_link
Insofern gilt es die Inflationserwartungen und natürlich die tatsächlichen Inflationsdaten genau zu beobachten.
Diese Eiszeit ist AUSSCHLIESSLICH selbst verschuldet.
Während bekennende Neoliberale à la Krall immer noch den Untergang beschwören, den sie letztlich selber angezettelt haben, verlassen andere die ausgetrumpelten Pfade: „Economics After Neoliberalism“ http://bostonreview.net/forum/suresh-naidu-dani-rodrik-gabriel-zucman-economics-after-neoliberalism
LG Michael Stöcker
@Herr Stöcker
“Diese Eiszeit ist AUSSCHLIESSLICH selbst verschuldet.”
Schon klar, dass diese Eiszeit hier keine Naturkatastrophe (“Klimawandel”?!?) ist.
Aber wenn Sie schon solche Formulierungen benutzen, dann müssen Sie auch sagen, wer genau das Verschulden trägt. Ansonsten bringt uns das Geraune nicht sehr viel weiter.
@Herrn Ott: Herr Stöcker sagt doch, wer s.E. genau die Schuld trägt: Neoliberale wie Herr Dr. Markus Krall. Geld- und Fiskalpolitiker aller Parteien und Nationen damit anscheinend nicht.
@ Richard Ott, Wolfgang Selig
Ganz genau: Es sind die Neoliberalen.
Man muss natürlich SCHULDIGE benennen, wenn man mit der Erlösungsformel hausieren geht.
In den Regierungen, bei den Notenbanken, bei den Tarifverhandlungen etc., also überall dort, wo zur Eiszeit beigetragen wurde, waren NIE Sozialdemokraten und Sozialisten dabei, nur Neoliberale.
So, als völlig Unschuldige voll legitimiert, dürfen Sozialdemokraten und Sozialisten jetzt übernehmen.
Natürlich nennt man sie nicht so.
Der Öffentlichkeit muss der Aufbruch zu neuen Ufern vermittelt werden.
Daher die neuen Pfade MMT, BGE etc.
ALLES ist machbar, sogar ohne Bedürftigkeitsprüfung.
@ Wolfgang Selig
„Geld- und Fiskalpolitiker aller Parteien und Nationen damit anscheinend nicht.“
Oh doch, Herr Selig. Sie sind zentraler Bestandteil des Neoliberalismus, wie ich an anderer Stelle dargelegt hatte:
„Damit sind die Zentralbanken zugleich zur zentralen Drehscheibe im Umverteilungsprozess von unten nach oben mutiert. Der ohnehin schon grundsätzlich destruktiv wirkende Matthäus-Effekt erfuhr so eine zusätzliche Dynamik, die zu einer beschleunigten Geldvermögenskonzentration führte. Eine rationale Diskussion über Steuererhöhungen ist zugleich aufgrund der neoliberalen Irrlehren nicht mehr möglich, da wir alle von diesem Virus infiziert wurden, wie jüngst die Diskussion um eine moderate Erhöhung der Erbschaftssteuer gezeigt hat. Tatsächlich ist insbesondere damit auch die EZB zu einer Macht im Staate mutiert, die ihr in einem demokratischen Gemeinwesen eigentlich gar nicht zusteht. Für den Mainstream sind sie zugleich die neuen Rockstars. Tatsächlich haben sie sich aber zu den Feudalherren des 21. Jahrhunderts aufgeschwungen. Während in früheren Zeiten das Münzregal beim König lag, so liegt dies heute letztlich bei einer nicht demokratisch legitimierten Institution, die nach Interessenlage der 1 % die Zentralbanken als Müllhalde nutzen und jeden noch so unanständigen Deal über ihre Bilanz monetisieren.“ https://zinsfehler.files.wordpress.com/2016/01/die-monetaere-krise-des-kapitalismus.pdf Seite 12.
LG Michael Stöcker
@Herr Stöcker
“Eine rationale Diskussion über Steuererhöhungen ist zugleich aufgrund der neoliberalen Irrlehren nicht mehr möglich, da wir alle von diesem Virus infiziert wurden”
Sie glauben im Ernst, die Leute reagieren aggressiv auf Vorschläge zu Steuererhöhungen weil sie so schlimm “neoliberal” sind?
Ich glaube eher, es liegt daran, dass die Steuern jetzt schon viel zu hoch sind – und außerdem die Steuerlast ungerecht verteilt ist und der Staat mit den eingenommenen Steuern schlampig wirtschaftet und einen viel zu großen Teil sinnlos verschwendet.
Fragen Sie doch zum Beispiel mal die Gelbwesten in Frankreich, ob die sich als “Neoliberale” sehen. Die Antwort dürfte Sie überraschen.
@ Richard Ott
Sie haben völlig Recht mit Ihrer Frage und zeigen damit, dass M. Stöcker die Realität längst verlassen hat.
Denn selbstverständlich wird über Steuererhöhungen diskutiert, nicht immer rational, aber unter Fachleuten schon weitgehend.
>„Eine rationale Diskussion über Steuererhöhungen ist zugleich aufgrund der neoliberalen Irrlehren nicht mehr möglich, da wir alle von diesem Virus infiziert wurden“>
Ich dekodiere diese Aussage einmal, d. h. lege dar, was sie wirklich MEINT:
Ich, M. Stöcker, habe das Konzept, mit dem sich die Probleme im Grundsatz lösen lassen, aber sie finden keine Mehrheit bei den Fachleuten, Politikern und in der Bevölkerung.
Wenn ein Konzept die Probleme löst, dann ist es überlegen.
Wenn es nicht angenommen wird, sind die Adressaten dumm, oder zumindest erkenntnisresistent.
Das darf man ihnen aber nicht sagen, also sage ich, dass sie INFIZIERT sind, wie von einer Krankheit befallen.
Ich verstehe mich daher nicht nur als Anbieter eines anderen Konzepts, sondern auch als HEILER.
So trete ich auch auf.
Stöcker als Heilslehrer, hier am Blog jeden Tag zu erleben.
@ Richard Ott
„Ich glaube eher, es liegt daran, dass die Steuern jetzt schon viel zu hoch sind – und außerdem die Steuerlast ungerecht verteilt ist“
Grundsätzliche Zustimmung Herr Ott, aber ich würde ein wenig mehr differenzieren. Steuern und Abgaben sind für die 90 % zu hoch, insbesondere aber für die Mittelschicht, die von unten und oben leergesaugt wird. Verantwortlich hierfür ist insbesondere die kalte Progression in Verbindung Steuersenkungen für Unternehmen/Konzerne und die oberen 1 %. Das war und ist neoliberale Agenda pur.
Die Steuer- und Abgabenbelastung der Mittelschicht ist also viel zu hoch, während die Steuerbelastung von Konzernen und den 1 % VIEL zu niedrig ist. Die Erbschaftssteuer ist das Instrument der ersten Wahl, um diese Konzentration von extremen Vermögen – und somit von Einfluss und Macht auf demokratische Prozesse – einzuhegen.
Hier finden Sie weitere kluge Konzepte von führenden Ökonomen wie Dani Rodrik, Anat Admati, Gauti Eggertsson, Atif Mian et al.: https://econfip.org/wp-content/uploads/2019/02/Economics-for-Inclusive-Prosperity.pdf
LG Michael Stöcker
Ich verstehe nicht was dieses ständige Herumreiten auf den sagenhaften 1% soll.
Laßt doch dieses 1% machen was es will, meinetwegen können die mit ihrem ganzen Vermögen auf die Caymaninseln auswandern. Das merkt hier keiner und nimand muß deshalb mehr oder weniger arbeiten.
Selbst wenn man das gesamte Vermögen von Jeff Bezos unter den Deutschen aufteilen würde, dann bekäme jeder Amazon-Aktien nach heutigem Börsenwert über ca. 1000 Euro. Was soll der Einzelne dann damit? Sobald die Empfänger die Aktien zu Geld machen wollten, würde der Wert in den Keller rauschen. Was soll also die ganze Neiddiskussion?
Sind wir restlichen 99% nicht in der Lage unser Land nach unseren Bedürfnissen zu organisieren, so daß es mit uns 99% eine humanitäre Gesellschaft gibt, die auf Chancengleichheit aufgebaut ist?
Durch den Neid auf die 1% verlieren wir unsere tatsächlichen Gestaltungsmöglichkeiten aus dem Blick.
@ Ulrich Remmlinger
Na ja, die oberen 1% sollten nicht mit ihrem ganzen Vermögen auf die Caymaninseln auswandern.
Aber schon verständlich, dass Ihnen die Galle hochkommt bei dieser unsäglich angetriebenen Gebetsmühle um die 1%.
Es gibt im Lande nicht einmal annähernd eine Mehrheit, die eine derartige Umverteilung will – egal, für was auch immer sie eine Lösung wäre. Es ist ja auch völlig klar, dass für jemanden mit auch nur dem geringstem Verständnis eine derartige Umverteilung keine nachhaltige Lösung sein kann.
Man kann darüber diskutieren, ob man für Unternehmen die Steuern senken sollte oder nicht. Es ist aber völlig klar, dass Unternehmenssteuern ein Faktor sind, der in aller Regel den Standort und damit auch das Angebot von Arbeitsplätzen mitbestimmt.
Das ist natürlich neoliberales Gedankengut.
Es ist aber eines, das sich auf die REALITÄT bezieht und nicht auf Träumereien.
@Richard Ott 13:33:
Ich denke auch dass die Leute auf Steuererhöhungen allergisch reagieren, weil in den letzten Jahrzehnten die Steuern für die richtig Reichen _erniedrigt_ wurde (Vermögenssteuer, Kapitalertragssteuer, in geringerem Maße der Spitzensteuersatz) und zeitgleich die unteren Einkommensbereiche stärker besteuert wurden (Mehrwertsteuer, kalte Progression Einkommenssteuer).
Ich denke, dass meint Herr Stöcker.
Zur Steuer kann man dann unter dem allgemeinen Gesichtspunkt der Abgaben auch noch gedeckelte Sozialabgaben dazurechnen, die obere Einkommensgruppen unterproportional treffen (und so gesehen untere Einkommensgruppen relativ gesehen immer stärker).
@Ulrich Remmlinger 18:52:
1. 1000 EUR für ejden der ca. 80 Millionen Deutschen finde ich einen Batzen Geld.
2. VIEL WICHTIGER: Wer kann seine politischen und wirtschaftlichen Interessen viel besser durchsetzen: Ein Person, die 80 Mrd EUR besitzt, oder 1 Million Personen, die 80 000 EUR besitzen? Bei so perversen Besitzverhältnissen wird Demokratie zur Makulatur.
Das hat nichts mit Neid eines Nachbarn mit seinem 10x so reichen Nachbarn zu tun.
Zum Einordnen der Größenordnungen:
Mensch: 100 kg
Fliege: 250 mg
Marienkäfer: 50 mg
Ameise: 10 mg
100 000 000 000 EUR – das Vermögen eines Milliardärs der Bezos-Klasse
50 000 EUR – das Medianvermögen eines Deutschen
Ein Mensch ist ungefähr 2 000 000 x so schwer wie ein Marienkäfer. Ein Bezos-Klassen-Milliardär ist ungefähr 2 000 000 x so reich wie ein Mediandeutscher.
Das Medianvermögen eines Erdenbürgers beträgt ca. 5000 EUR. Das heisst für einen Bezos-Klassen-Milliardär ist ein Mediandeutscher nicht mehr als eine Marienkäfer und ein Median”erdler” weniger als eine Ameise.
Quellen:
https://www.gardigo-kids.de
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Verm%C3%B6gen_pro_Kopf#
@ markus/Markus
Richtig, M. Stöcker meint, dass die Belastung der Mittelschicht zu hoch ist.
Recht hat er.
Die Frage ist, WAS zu tun ist, damit sie nicht noch höher wird.
Die Umverteilung à la Stöcker kann man ja als einen Batzen Geld ansehen, aber sie ändert NACHHALITG nichts. Das Geld würde hierzulande der Konsumnachfrage dienen mit minimalen positiven Auswirkungen für Investitionen. Von den nachteiligen Effekten rede ich gar nicht erst. Frankreich und Schweden haben jedenfalls Gründe gehabt von den sehr hohen Steuern für Reiche abzurücken. Das sollte zumindest zu denken geben.
Der produktive Ansatz wäre:
Anreize setzen, damit die oberen 1% mehr einigermaßen gut bezahlte Jobs schaffen und die Unten dazu bringen, sich so zu qualifizieren, dass sie diese Jobs annehmen können.
Zum anderen:
>Wer kann seine politischen und wirtschaftlichen Interessen viel besser durchsetzen: Ein Person, die 80 Mrd EUR besitzt, oder 1 Million Personen, die 80 000 EUR besitzen? Bei so perversen Besitzverhältnissen wird Demokratie zur Makulatur.>
Selbstverständlich können die 1 Million Menschen ihre Interessen besser durchsetzen, indem sie durch politische Mehrheitsentscheidungen Rahmenbedingungen schaffen, die den Milliardär erheblich einengen. Im Zweifelsfall kann dies so extrem sein, dass dieser die 80 Mrd. veräußert und das Land verlässt. Wer wollte die Quandts hindern, es zu tun?
Sie sollten einmal überlegen, warum z. B. bei BMW – klar, Ausnahmeunternehmen – seit Jahrzehnten noch nicht einmal gestreikt worden ist und ansonsten die Menschen in großer Mehrheit nichts an den Eigentumsverhältnissen im Lande auszusetzten haben.
Vor allem sollten Sie ihr Demokratieverständnis überdenken.
Unsere Demokratie ist nicht Makulatur und wird es auch nicht aufgrund der Besitzverhältnisse.
80 Mrd. bei einer Person mögen arithmetisch das gleiche wie 80.000 € bei 1 Mio. Personen sein. Sie sind es aber nicht bezüglich ihrer Funktion/Verwendung. 1 Mio. x 80.000 € ausgeteilt werden womöglich genutzt um 1 Mio. Autos für 1 Mio. Personen zu kaufen. Aber 80 Mrd. € bei einer Person werden nicht genutzt, im 1 Mio. Autos für die eine Person zu kaufen, sondern z.B. Firmen zu erwerben oder um Investitionen zu tätigen.
Die Funktion des Geldes ändert sich abhängig von der – ich nenne es einmal Dichte – also Menge pro Person – m.A.n. ganz erheblich. In einfachen Umverteilungs-Berechnungen wird diesem Umstand keine Beachtung geschenkt.
Eine Investition oder Firmengründung passiert nicht, wenn jeder Bürger 1.000 € hat, sondern wenn eine Handvoll z.B. 100.000 oder meinetwegen 1.000.000 oder noch mehr haben. Es bedarf einer kritischen Masse Geld bei einer Person. (Sie alleine ist freilich nicht ausreichend, wenn die Rahmenfaktoren nicht gegeben sind. Aber das ist ein anderer Punkt.)
@Herr Ott.
Die stöckersche Schuldzuweisung an den “neoliberalen” Krall, der für die Eiszeit verantwortlich sein soll, ist natürlich absurd.
Ich würde mich in einem neoliberalen Staat wohler fühlen, als von einer keynesianischen EZB mit Geldsozialismus enteignet zu werden.
“Whatever it takes” wird diese Bank im Auftrag fehlgeleiterter Polit-Dilettanten dafür sorgen, daß wir die Eiszeit so richtig bis an ihr (oder unser) Ende erleben.
In dem mundanen Horoskop ist in den 20 er Jahren ein katastrophal wirkender Saturn-Umlauf zu sehen, der eine Ähnlichkeit mit den Kontradieff-Zyklen aufweist und mir nahelegt, bei Investitionen in physischem Gold (und Silber) zu bleiben. Selbstgenutzte schuldenfreie Immobilie habe ich schon, ein paar ETFs könnte ich mir noch leisten.
Von “sicheren” Staatsanleihen lasse ich die Hände.
Rechtzeitig vor dem Bankencrash lt.Krall werde ich meine Bankkonten auf Null stellen und mich als “Prepper” für das Unvermeidliche wappnen.