Wann kommt der Unfall?
John Authers von Bloomberg geht der Frage nach, wann denn der Zinsanstieg zum Unfall in den Finanzmärkten führt, den wir alle schon länger erwarten:
- „If something needs to break before the Federal Reserve relents and bond yields start to fall, what is it going to be? Back in March, it looked as though the backup in bond yields had broken something really important: the regional banking system. Several banks proved to have taken on too much interest-rate risk. Rescues, fire sales, and a Fed program to lend money to keep them liquid ensued.“ – bto: Wir wissen, wie es gewirkt hat. Die Fed hat gerettet und die finanziellen Bedingungen sind faktisch leichter geworden.
- „Credit has continued to flow since then, however, and the corporate credit markets haven’t snapped yet. If that changes, it makes a recession far harder to avoid, and also sharply increases the risk of a major bankruptcy or failure of an institution to trigger a financial crisis. Credit matters. And it does look as though it’s beginning to budge.“ – bto: … bis jetzt.
- „The critical sign of something amiss comes from small caps. They are far more exposed to rising interest rates than larger companies, and the gulf in their performance has now grown quite dramatic. The Russell 2000 index of smaller companies has just dropped back below its level from the eve of the pandemic, essentially giving up all its gains since the dawn of the decade.“ – bto: Warum? Weil diese Unternehmen keinen so leichten Zugang zum Kapitalmarkt haben und deshalb deutlich früher höhere Zinsen zahlen müssen.
- „There are many reasons for the large-caps’ outperformance, but credit is possibly the most important. When comparing when debt needs to be renewed for small and large caps in the US and Europe, the following chart from Societe Generale’s quantitative strategist Andrew Lapthorne shows that the US-based large caps of the S&P 500 seem to have locked in great deals. Everyone else faces a credit ‚wall‘ or ‚cliff‘:
Quelle: Bloomberg
- „Small-caps’ share prices suggest credit is getting too tight, and the yields on their bonds are beginning to do the same. The spreads payable for taking on the extra risk of high-yield or ‚junk‘ bonds has remained very tight so far this year, fully repairing the damage from the March bank failures. Spreads are still not extreme by any measure; but they’re rising, and the trend seems to be clearly upward.“ – bto: … und damit die unweigerlichen Probleme.
- „A lot of smaller companies have another very serious problem when it comes to paying their debts: They don’t have any profits. This chart from Lapthorne shows that the proportion of ‚zombie‘ loss-making smaller companies is far higher in the US than Europe.“ – bto: Das hat mich dann doch überrascht.
Quelle: Bloomberg
- „Meanwhile, even the bigger companies of the S&P 500 are beginning to feel some pressure. Treasurers did a good job of locking in low rates when they were available in 2021, but they generally weren’t able to finance themselves for that long. Amounts due to be repaid increase noticeably next year, and then jump to levels that could be really problematic in 2025 and 2026, as illustrated in this chart of the S&P 500.“ – bto: Auch das ist ein ziemlich eindeutiges Warnsignal:
Quelle: Bloomberg
- „For a final sign of trouble in the offing, look to the consumer. Mahmood Noorani, the CEO of Quant Insight of London, shows that total interest payments by US consumers have surged of late as a share of wages and salaries. Again, this could easily contribute to a credit crunch.“ – bto: Definitiv.
Quelle: Bloomberg
„Monetary policy generally works with an 18-month lag, Noorani points out — and it’s now been that long since the Fed started to hike. If credit is at last turning, it’s doing so on cue.“ – bto: Bitte anschnallen!
Hauptproblem sind die Zombiunternehmen, die lange künst. beatmet wurden. Viele von denen werden aber eher geschluckt werden, als wie pleite gehen, weil, v.a. durch das starke Horten des gedr. Geldes von unten lange Zeit rel. wenig innovativer Konkurrenzdruck aufkam. Es wird also ein Konzentrationsprozess stattfinden. Dieser wird der Beginn der nun in den 20ern und 30ern stattfindenden fin. Phase des IuK-bezogenen Strukturwandels der Realwirtschaft sein, der seither 15 Jahren ausgeschoben war. Für die Banken wird das gar nicht so schlimm. Ihr Problem liegt bei den Staatsanleihen, und dort wird ihnen (bzw. original den Staaten) ja von den Zbs weiterhin geholfen, aber eben über andere Instrumente als dem Zins. Und da gibt es theore. Massen an Mglkeiten, und das wissen die Märkte und sahen es ja auch schon. Was aber nur wenige auf dem Schirm haben, ist der IuK-Tec bezogene Strukturwandel in der Finanzwirtschaft (Stichwort Symbiotisierung bzw. Syntegration mit der Tec-Branche), samt dem ganzen Thema dig. Währungen – darin liegt die eigentl. system. Gefahr für die nächsten 10 Jahre.
Wann kommt der Unfall?
Keiner weiß es.
Dessen ungeachtet setzt John Authers ein paar Duftmarken.
Besonders signifikant finde ich:
Der steile Anstieg der Kurve „Ratio of Interest Payments to Personal Wages & Salaries“.
Das wird m. A. n. die Staatsverschuldung treiben.
Denn die Regierung wird die Leute bei Kaufkraft halten müssen, damit sie nicht politisch ausrasten.
Die Steigerung der Summen von Unternehmensschulden, die in den nächsten Jahren fällig werden, ist ebenfalls eindrucksvoll – von $ 303 Mrd. in ’23 auf den mehr als dreifachen Wert in ’26.
Aber keine Panik, Leute.
Das ist alles nur USA und betrifft uns nicht. ;)
“Die US-Wirtschaft wächst – auch dank Hilfe der Popstars Taylor Swift und Beyoncé sowie der “Barbenheimer”-Blockbuster.”
Es sind gute Nachrichten. Die Wirtschaft in den USA wächst, in D natürlich nicht. Der Unfall bleibt also aus. Allerdings sind Anpassungen notwendig. Dies muss in einer zyklischen Wirtschaft verkraftbar sein.
Die Bankenrettung der FED war vorbildlich. Kleine und mittlere Banken sind auch wichtig, vor allem für Start-up und Spezialfinanzierungen.
Unzweifelhaft wird es Bauträger treffen, aber mit diesen Firmen muss man kein Mitleid haben. Sie übervorteilen andere und werden dann von den Finanzmärkten wieder eliminiert.
der zeitpunkt des “unfalls” ist ungewiss!
es kann auch noch wenige jahre lang weiterlaufen, denn die inflationsraten sind nicht im extrembereich
der zeitpunkt ist erreicht, wenn die lenker des raubtierkapitalismus, es für gegeben halten, bzw. wenn ein großer player vorzeitig abstürzt.
es kann also aktuell “jederzeit” sein!
@Lothar … nach der Schweden-NB-Pleite ist festzustellen >> auch die Leuchttürme wachsen nicht mehr in den Himmel:
https://insideparadeplatz.ch/2023/10/27/benko-baustopp-elbtower-und-beim-globus-basel/
Benko / Signa stoppt mal eben den Elbtower auf halber Chipperfield-Rohbauhöhe. Zuvor wurde der Neubau eines Filetstücks in der Hamburger City (Gänsemarkt – Passage) auf OK Grasnarbe stillgelegt. Dazu werden diverse Signa-Unternehmen mit besten City-Adressen und teuren Geschäftsmodellen “neu geordnet”, sprich liquidiert, wenn noch was zu holen ist.
Der “Unfall” Baustopp greift nun in Größenordnungen um sich, die mit kurzfristig auszubauenden Dachgeschossen, Kellerdeckendämmungen oder Heizkörperumrüstungen nicht mehr zu kompensieren sind. Arbeitslosigkeit auch von ehemals gesuchten Fachkräften des mittleren Managements (nicht der Handwerker > die können auch “schwarz”) steht in der Tür. Alternativ sozialverträgliches Frühableben wegen unterlassener Gesundheitsvorsorge infolge pleitegehender Ärzteschaft oder entgegengerichtete Migration nach Nah-Ost oder Afrika, dort wo es schön warm ist und Frühverrentete ab 48 mangels Geld nicht heizen müssen.
Finanzierungsprobleme bei groß und klein fangen gerade erst an, d.h. 18 Monate (with an 18-month lag) nach dem ersten Rucken der Zinsschraube ziehen die Bremsen bis zur Notbremsung (siehe oben) richtig an.
Situationsbeschreibungen nützen nichts, Lösungen müssen her: Garten umgraben, Frühkartoffeln anpflanzen. Liegengelassenen Kohl gibt’s – noch – auf den Feldern. Einweckgläser mit Gummiring besorgen, solange die noch bezahlbar sind (wg. steigender Nachfrage & zukünftigen Lieferengpässen).
@ Jürgen P
“Einweckgläser mit Gummiring besorgen, solange die noch bezahlbar sind”
Dies ist ein guter Tipp.
Leider wird er etwas behindert: “Weck hatte am 19. Juni Insolvenz angemeldet. Als Gründe wurden unter anderem eine zuletzt niedrigere Nachfrage und die hohen Energiepreise genannt.”
“Migration nach Nah-Ost oder Afrika, dort wo es schön warm ist und Frühverrentete ab 48 mangels Geld nicht heizen müssen”
Das wäre in der Tat die Alternative. Wir transferieren unser Know-how direkt vor Ort und überlassen D den eingewanderten “Ärzten, Fachkräften und Handwerkern”.
@Gnomae
“Das wäre in der Tat die Alternative. Wir transferieren unser Know-how direkt vor Ort und überlassen D den eingewanderten “Ärzten, Fachkräften und Handwerkern”.”
Ich fürchte, es würde in dem Szenario nicht lange dauern, bis uns die “Fachkräfte” wieder hinterherflüchten, weil sie Deutschland in kurzer Zeit abgewrackt hätten und sie jemanden suchen, der sie weiter alimentiert.
@Gnomane Guter, wichtiger Hinweis. Stichtag 19. Juni, Weck weg: wer hätte gedacht, dass eine solche Institution mal untergeht. Bei Windmühlen-Siemens lag das ja schon in der Luft, auch bei dem Hochhausbauer aus Österreich. Von Luxus-Karossen-Mercedes wollen wir mal gar nicht reden.
Passt aber gut. “Wir” sind schon länger auf der Innovationsschiene unterwegs: Einwecken in gebrauchte TetraPaks. Die lassen sich hochautomatisiert aus den gelben Müllsäcken heraussortieren und waschen. Hört sich nur schlimm an, funktioniert aber so ähnlich wie die gebrauchten Pfand-Kaffeebecher aus Trabbi-Hartpappe. Es ist schon eine Innovations- & StartUp-Förderanfrage in der Pipeline. Mit echtem Excel-Businessplan, wie man das für die behördlichen Experten so machen muss (Wichtig: nach drei Jahren Gewinn ausweisen!). Muss nun zum zweiten Mal umgeschrieben werden, wo der Hauptkonkurrent pleite ist. Vorher hatten wir auf gebrauchtes Plastikgeschirr von McDonalds gesetzt. Gibt schon nicht mehr.
Eigentlich wollten wir mit dem Quatsch auch mal ins Fernsehen kommen, weil innovierte Tütensuppen irgendwann langweilig werden. Aber aus Spass wird offensichtlich bitterer Ernst. Schrecklich, diese Entwicklung. Das läuft ja so schnell, da kommt man mit dem Umschreiben gar nicht hinterher.
@Jürgen P
Leerstehende ( auch unfertige ) Gewerbeimmobilien , von
” Ankommenden” besetzt , werden keine Umwelt-etc-Auflagen zu berücksichtigen haben. Neues Leben für Innenstädte, Cannabis wächst auch auf Bracheböden :
https://www.alamy.de/fotos-bilder/high-rise-buildings-slums-mumbai.html?sortBy=relevant
Es geht langsam los. Werden die Zinsen dann wieder sinken? Und man sieht wieder einmal deutlich warum der Bürger “Bürger” heißt.
Schwedens Notenbank ist pleite.
Älteste Zentralbank bittet um Milliarden Kapital-Hilfe. Grund ist der Bond-Crash, der auch die SNB trifft – pumpenvoll mit fallenden Staatsanleihen.
https://insideparadeplatz.ch/2023/10/26/schwedens-notenbank-ist-pleite-und-die-snb/
“pumpenvoll mit fallenden Staatsanleihen”
Das ist alles eine Frage der Bilanzierung. Nimmt man Anleihen von der Market to Market Bewertung heraus und stuft sie als Held to Maturity ein, spielt der momentane Buchverlust für die Bank keine Rolle. Allerhöchstens für die Ertragslage bei Zinsen, weil natürlich bis zur Endfälligkeit eine festgelegte, geringere Zinszahl in die GuV fließt.
https://www.finanzen.net/waehrungsrechner/schwedische-krone_euro
Seit 2009 minus 18%.
Laeuft.
@Alexander
“Seit 2009 minus 18%.
Laeuft.”
Bei anderen Charts läuft es übrigens ebenfalls …
Euro – Schweizer Franken (EUR in CHF)
Seit 2009 MINUS 57%…
https://www.finanzen.net/waehrungsrechner/schweizer-franken_euro
Die Meldung, die Riksbank sei pleite, ist natürlich dummes Zeug. Es zwar so, daß sie derzeit ein negatives Eigenkapital von 18 Mrd. Kronen ausweist, aber trotz dieser Überschuldung ist sie nicht verpflichtet, ein Insolvenzverfahren zu beantragen. Müssen Zentralbanken nicht, hätte sich hier auch schon mal rumsprechen können.
Die Sache ist die, daß die Schweden so blöd waren 2022 ein Gesetz zu verabschieden, welches die Riksbank zwingt bei Unterschreiten des Eigenkapitals von 20 Mrd Kronen eine Rekapitalisierung zu beantragen:
“The new Sveriges Riksbank Act, which applies from this year, contains provisions that the Riksbank’s equity should have a target level of SEK 60 billion and a basic level of SEK 40 billion. The Act also stipulates that the Riksbank shall submit a petition to the Riksdag (Swedish Parliament) to restore equity if it falls below a minimum level of SEK 20 billion.”
Durch die gestiegenen Zinsen sind also Buchverluste entstanden, die der Rikstag doch bitteschön ausgleichen soll – allgemein unter Rekapitalisierung bekannt. Da auch der Rikstag nicht Geld wie Heu herumliegen hat ist es jetzt wirklich spannend, wie sich die Schweden aus dieser selbstgebastelten Falle wieder herauswinden. Eine Möglichkeit wäre, daß der Rikstag (sofern vorhanden) seine Guthaben auf Null setzt was die Passivseite verkürzt und tendenziell in die richtige Richtung wirkt. Heißt: der Rikstag verzichtet auf Geld – kaum vorstellbar. Oder der Rikstag legt Anleihen auf, die er ohne Kompensation an die Riksbank überträgt. Damit die nicht gleich wieder abgewertet werden müssen, müssen diese eine Verzinsung in Höhe der aktuellen Marktzinsen aufweisen. Der Rikstag bekommt also für die Zusatzverschuldung nicht nur nichts, sondern zusätzlich auch noch eine höhere Zinsverpflichtung – ein super Geschäft. :-) (Daß er diese höheren Zinsen über die Zentralbankausschüttung wieder zurückerhält ist angesichts des notwendigen Wiederaufbaus des Eigenkapitals auf Jahre hinaus nicht möglich. Auch Zentralbanken brauchen dafür GEWINNE!)
Irgendwie geht bei dem Getöse unter, daß die Riksbank um zusätzliche Ertragsquellen bettelt. Ob das vielleicht was mit der Zurückdrängung des Bargeldes und mit den damit verbundenen Geldwäschevorschriften was zu tun hat?
https://www.riksbank.se/en-gb/press-and-published/speeches-and-presentations/2023/thedeen-the-riksbank-needs-to-restore-its-capital/
RICHTIG, Fed dito.
https://finanzmarktwelt.de/die-us-notenbank-fed-ist-insolvent-videoausblick-267646/
Deshalb auch der Abenteuer ausflug in ungewohnte Zinshoehen, den Wechselkurs Verlust aka. Inflation eindämmen.
Mal sehen wie es nach Ausgang gefkooter Kriege weitergeht, weil Schweden wie die USA ihre Dinge schlechter geordnet haben, vgl BoJ.
Mit 2-fachem Jahresnettoeinkommen verschuldete Privathaushalte, Immo-Finanzierungen überwiegend ohne Zinsbindung, sinkende Immobilienpreise und dazu auch noch eine schwindsüchtige Zentralbank.
Bullerbü bröckelt.