Japaner wollen auch einen Orden

Wahrscheinlich wollen die japanischen Notenbanker endlich auch gelobt werden von Ambrose Evans-Pritchard. Nur so kann ich mir das heutige Geschenk an die Finanzmärkte erklären. Oder es so verstehen, wie man es wohl verstehen muss: das Eingeständnis, dass Abenomics bis jetzt nicht fliegt und den verzweifelten Versuch, es durch massive Verstärkung doch noch zum Erfolg zu machen. Ich bleibe dabei: Japan ist der Autofahrer, der im vollem Bewusstsein, nicht mehr vor der Mauer zum Stehen zu kommen, versucht, diese mit Vollgas zu durchbrechen. Szenarien: Hyperinflation oder Bankrott. Denn wie sonst soll eine derart überalterte Gesellschaft von den Schuldenbergen herunterkommen?
Was die Fed betrifft, bleibt meine Bilanz verhalten, wie für mm geschrieben. Evans-Pritchard hingegen bleibt bei seiner Sicht. Ein voller Erfolg, gerade wenn man die wirtschaftliche Entwicklung von USA und UK (gut) mit jener im Euroraum (schlecht) vergleicht. Doch auch er sieht die Schwächen: War es wirklich QE oder doch Shale Gas? Weiterhin wachsende Schulden in der Welt. QE wirkt vor allem über ein “beggar thy neighbor” und exportiert die Probleme in die Welt. Und meint am Schluss: Vermutlich werden wir doch eine Fortsetzung von QE brauchen – wie auch von mir in meinem Beitrag vermutet. Dann aber sollten wir es gleich richtig machen und direkt Staaten finanzieren, damit diese in Infrastruktur investieren. Nur so entkommen wir der Deflationsfalle.

Für mich der untrügliche Beweis, dass es schon Allgemeingut bei jenen ist, die etwas von Wirtschaft verstehen, dass uns nur noch radikale Maßnahmen – und damit Schuldenentwertung – aus dem Schlamassel führen. Doch wenn schon “Geld direkt in die Venen der Volkswirtschaft” spritzen, dann lieber direkt an die Bürger als an Banken und Staaten geben. Letztere haben uns die Misere doch eingebrockt.

The Telegraph: QE central bankers deserve a medal for saving society, 22. Oktober 2014

Kommentare (9) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Hartmut G.
    Hartmut G. sagte:

    “Doch wenn schon “Geld direkt in die Venen der Volkswirtschaft” lieber direkt an die Bürger als an Banken und Staaten. Letztere haben uns die Misere doch eingebrockt.”

    hä?

    Also das “frische Geld” wird dem Staat “gegeben”. Man sollte sagen, GESCHENKT (denn Rückzahlung hat es von staatlicher Seite seit Menschheitsgedenken noch NIE gegeben, im Gegenteil zu Banken). Ja, was macht denn dieser damit? Genau, er gibt es den Bürgern in der einen oder anderen Form. Der wahre Etatist sieht dann darin irgendeine Form von “Gerechtigkeit” und “Sinn der Wirtschaft”.

    Verstehe irgendwie nicht so ganz, wo da jetzt unterm Strich der monetäre Unterschied liegen soll, ob die Zentralbank mit Hubschraubern die bedruckte Kinderzimmertapete abwirft, oder der Staat es abwirft.
    mfG

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      • Hartmut G.
        Hartmut G. sagte:

        IMHO Sie machen den Fehler, Staatsanleihenkäufe (=Staatsfinanzierung mittels Notenpresse) durch die ZB mit Bankkrediten (=Lender-Of-Last-Resort) gleich zu setzen, das ist bei weitem nicht das gleiche. Und wenn Sie es vielleicht auch nicht gleich setzen, so benutzen Sie es in dem Satz rhetorisch um Funny-Money für die Massen zu rechtfertigen.
        mfG

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Im konkreten Fall handelt es sich um den Kauf von Staatsanleihen und zunehmend um die direkte Finanzierung. Ich denke, dies ist problematisch. Lender of last resort ist völlig o. k., so sich die Zentralbank an die von Walter Bagehot zu recht aufgestellten Regeln hält: nur an solvente Banken, gegen gute Sicherheit, zu Strafzinsen. Abgesehen davon will ich das Geld für die Massen “nicht rechtfertigen”. Wenn Sie den Artikel lesen und auch diese Seiten, wissen Sie, dass ich von dem Spiel auf Zeit sehr wenig halte. Mir wäre eine ordentliche Bereinigung lieber.

    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Ergänzung: Der Unterschied ist der: Jene, die als erste das neue Geld bekommen, profitieren am meisten davon. Dies sind Banken, Spekulanten, staatsnahe Akteure. Da ist es gerechter, es allen gleichzeitig zu geben (siehe meinen Kommentar: 10.000 Euro für jeden Bürger). Gerecht/gut/vernünftig etc. ist das ALLES NICHT. Liegt daran, dass wir pleite sind und jetzt das Spiel spielen “Wer zahlt?”.

      Antworten
      • Hartmut G.
        Hartmut G. sagte:

        “jene, die als erste das neue Geld bekommen, profitieren am meisten davon. Dies sind Banken,”

        immer wieder gerne wiederholt, macht es diese These dennoch nicht glaubhafter, sorry.
        Wenn Sie zur Bank gehen und einen Kredit aufnehmen, als Sicherheit Ihr letztes Hemd hinterlegen, tja, was dann? (und nichts anderes machen Geschäftsbanken bei der ZB)? Haben Sie jetzt irgendwie profitiert, wenn Sie 1Mio Guthaben und 1Mio Schulden haben? Für die 1Mio. Guthaben sagen wir mal, kaufen Sie spanische Rohbauten. hmmmm, und nun erklären Sie mal, wer von dem frischen Geld wie profitiert hat.
        mfG

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Es ist bereits von Cantillion erklärt worden: Die Banken bekommen billiges Geld und geben es zum Beispiel Hedge Funds. Diese können dann als erste Assets kaufen. Beide profitieren: die Banken und die Fonds. Wenn Banker das Geld DUMM anlegen, ist das kein Beweis gegen die Theorie, sondern einer dafür, dass es früher einfach zu viel Geld gab.

      • Hartmut G.
        Hartmut G. sagte:

        Das was Cantillion beschrieb bezog sich auf “frisch gedrucktes Gold&Silber”, mithin eben gerade NICHT auf Kredit.

        Woran Sie ebenfalls erkennen können, wie sich Ihre These schnell wiederlegt: Kaufen Sie Bankaktien, da werden Sie schon sehen, wie Sie als Bankanteilseigner so super toll “als erster” profitieren werden ;)
        mfG

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