„Japanese monetary firepower misses the mark“

Regelmäßige Leser von bto wissen, dass ich

Nun berichtet die FT in seltener Deutlichkeit vom Versagen der japanischen Geldpolitik:

  • Die japanische Postbank wurde vor sechs Monaten an die Börse gebracht auch in der Hoffnung, dass die japanischen Privathaushalte wieder Appetit auf Aktien bekommen und weniger Geld halten. Indirekt sollte damit die Wirtschaft angekurbelt werden.
  • Da die Bank mehr als die Hälfte der Anlagen in japanischen Staatsanleihen hält, trifft der Negativzins nun die Bank erheblich. Die japanische Politik hat sich damit „selbst in den Fuß“ geschossen, wie die FT meint. Denn in der Folge sank der Aktienkurs der Bank deutlich (mehr als 20 Prozent) unter den Ausgabekurs.
  • Statt Aktien populärer zu machen, tritt so das Gegenteil ein. – bto: Das erinnert etwas an die Telekom-Aktie.
  • Dies zeigt erneut die negativen Folgen der NIRP-Politik, nicht nur für Investoren, sondern auch für Regierungen.
  • Dabei war die Idee gut: Die negativen Zinsen würden Sparer und Investoren motivieren, ihr Geld endlich auszugeben und so die Wirtschaft beleben.
  • Aus Angst vor einer Flucht ins Bargeld haben die Politiker jedoch negative Zinsen nicht auf den einfachen Bankkonten eingeführt. – bto: was eine ziemlich einfache Wirkung hat: Die Margen der Banken kollabieren, weshalb Morgan Stanley schon vor Wochen auf die fatalen Folgen hingewiesen hat. Ist auch eigentlich intellektuell nicht so schwer.
  • Belastet werden die zehn Billionen Yen die Institutionen bei der Bank of Japan halten, davon liegen acht (!!!) von der Japanischen Postbank (JPB) dort. Und die darf keine Ausleihungen machen. – bto: Da muss man schon wieder lachen!! Wahnsinn!
  • Natürlich könnte die JPB nun riskantere Anlagen kaufen und so indirekt die Märkte stimulieren. Stattdessen scheinen die Manager von JPB das Geld lieber im Ausland anlegen zu wollen, was wiederum auch einen positiven Effekt über eine Schwächung des Yen haben könnte. Tatsächlich ist der Yen, nach der Entscheidung negative Zinsen einzuführen, jedoch gestiegen.
  • Damit bleibt die Hoffnung, dass die Regierung doch noch echte Reformen umsetzt und die Unternehmen endlich die Löhne erhöhen, um so den Konsum zu stärken. Auch dies hält die FT für illusorisch, ist es doch kein vertrauenserweckendes Zeichen, wenn man Negativzinsen einführt.
  • Die Optimisten erwarten nun, dass es ernst wird und die Regierung mehr Staatsausgaben beschließt und das Helikopter-Geld kommt.

Fazit der FT: Geldpolitik kann es nicht alleine lösen, man braucht eine „concerted government action“. Da frage ich mich: Staatsdefizite von zehn Prozent des BIP und mehr über mehrere Jahre zu Nullzinsen ist das nicht „concerted government action“? Gebracht hat es bisher nichts.

Im Gegenteil, es droht eine Vertiefung von Stagnation und Deflation, weil NIRP nicht zu mehr, sondern weniger Konsum führt. Die Leute sparen mehr, um für das Alter vorzusorgen. Das hat man schon in Europa gesehen und in Japan zeichnet es sich ab:

FT (Anmeldung erforderlich): „Japanese monetary firepower misses the mark“, 3. März 2016

Zero Hedge: Deutsche Bank Discovers Kuroda’s NIRP Paradox, 7. März 2016