In­flation: schneller rauf, als runter

Die Inflation ist hartnäckig und es wird diskutiert, wie stark man die geldpolitischen Zügel noch anziehen muss, wenn man denn wirklich die Inflation eindämmen möchte. Die Welt spekuliert über die erforderliche Höhe der Zinsen:

  • „(…) die Zinserhöhungen der Britischen Notenbank scheinen nicht zu wirken. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Inflationsrate im Mai nicht etwa zurückgegangen ist. Und noch schlimmer: Die Kerninflation stieg sogar wieder an. Dadurch wächst nun die Sorge, dass die Inflation doch zäher sein könnte, als viele bislang glauben wollen. Nicht nur in Großbritannien, auch bei uns. Denn auch in der Eurozone gab es zuletzt beunruhigende Trends, die dafür sprechen, dass uns die hohen Teuerungsraten noch lange erhalten bleiben.“ – bto: … vor allem eine Geldpolitik, die angesichts der hohen Verschuldung der Staaten nicht richtig handeln kann.
  • „‚Es wurde erwartet, dass die Inflationsrate in Großbritannien von 8,7 auf 8,4 Prozent sinken würde‘, sagt Ipek Ozkardeskaya, Analyst bei der Swissquote Bank. Doch stattdessen stagnierte sie. ‚Gleichzeitig ist die Kerninflation unerwartet wieder über die Sieben-Prozent-Marke gesprungen.‘ Sie liegt nun bei genau 7,1 Prozent – dem höchsten Wert seit 1992.“
  • „Die Kerninflation ist die Teuerung ohne Energie und Lebensmittel, und sie gibt einen Hinweis darauf, wie tief sich die Inflation bereits in die übrige Wirtschaft gefressen hat. In Großbritannien ist dies offenbar sehr weit fortgeschritten. ‚Diese Zahlen sind eine Warnung, dass der Inflationsdruck im Vereinigten Königreich nicht unter Kontrolle ist‘, sagt Ozkardeskaya. (…) ‚Die ganze Welt beobachtet diesen britischen Albtraum aus anhaltender Inflation, immer höheren Zinssätzen, einem stotternden Immobilienmarkt und steigenden Rezessionsrisiken‘…“ – bto: … weil die Inflation sich eben nicht so leicht unter Kontrolle bringen lässt.
  • „‚Ein Blick auf Großbritannien zeigt, welche Probleme auf die Eurozone zukommen könnten‘, sagt auch Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management. Er verweist dabei vor allem auf einen Indikator: die langfristigen Inflationserwartungen am Finanzmarkt.“
  • „Diese lassen sich über sogenannte Inflationsswaps auslesen. Das sind Finanzwetten, mit denen sich Investoren gegen die Inflation absichern können. Anhand der Bepreisung dieser Kontrakte kann ermittelt werden, welche Inflationsraten die Anleger für die Zukunft erwarten.“ – bto: Die Inflationserwartungen sind ein beliebtes Instrument. Es konnte natürlich auch die Inflation nicht vorhersehen, weshalb ich denke, man sollte es mit Vorsicht genießen.
  • „In den vergangenen Wochen stiegen auch hier die Inflationserwartungen deutlich an. Für die Zeit in fünf Jahren liegen sie inzwischen bei über 2,5 Prozent – der Finanzmarkt glaubt also, dass selbst in fünf Jahren die Inflationsrate noch deutlich über der Zielmarke der EZB stehen wird. Walk schließt daraus, dass die Finanzmarktakteure ein Risiko sehen, dass die Inflation in der Eurozone dauerhaft zu hoch sein könnte und dass die EZB zu wenig dagegen tut.“ – bto: Dieser Verdacht liegt nahe, angesichts der stark steigenden Belastung der Staaten (und den Verlusten, die die Notenbanken auf den Staatsanleihen machen, die sie halten).
  • „‚Die Ökonomen Andrés Blanco, Pablo Ottonello und Tereza Ranosova von der Universität von Michigan haben soeben in einer Studie untersucht, wie sich historisch nach einem schnellen Anstieg der Inflationsrate über die folgenden Jahre die Teuerung entwickelte. Insgesamt haben sie 112 solche Abschnitte in verschiedenen Ländern vor 1990 betrachtet, und 156 Abschnitte nach 1990. Die wichtigste Schlussfolgerung der Ökonomen lautet: „Nach dem Anstieg bleibt die Inflation tendenziell hartnäckig, wobei die Dauer des Inflationsrückgangs jene des Inflationsanstiegs übersteigt.‘“ – bto: Es dauert also länger als man denkt, die Inflation unter Kontrolle zu bringen.
  • „Als Ursache identifizieren die Ökonomen ebenfalls eine Verschiebung bei den Inflationserwartungen. Diese stiegen zwar stets nur langsam an, blieben dann aber weiterhin hoch, wenn die Inflationsraten den Höhepunkt überschritten hatten. Und dies wirkt sich indirekt auf das Verhalten von Verbrauchern und Unternehmen aus. Denn die Inflationserwartungen, wie sie am Finanzmarkt gemessen werden, sind letztlich nur ein Abbild der Stimmung in der breiten Masse der Bevölkerung. Wenn diese jedoch zunehmend davon ausgeht, dass die Inflation hoch bleibt, dann verhält sie sich entsprechend: Arbeitnehmer fordern höhere Löhne, die Unternehmen erhöhen die Preise. Die Lohn-Preis-Spirale läuft.“ – bto: Noch kann man das nicht sagen. Die Lohnabschlüsse blieben meist unter der Inflationsrate.
  • „Dies ist nur durch drastisches Handeln der Notenbanken zu durchbrechen, die dadurch die Menschen zu der Einschätzung bringen, dass die Inflationsraten bald wieder unter Kontrolle sind. Doch genau daran haperte es historisch gesehen ebenfalls, stellen die Ökonomen in ihrer Studie fest. ‚Die geldpolitischen Reaktionen zeichnen sich durch Erhöhungen der Nominalzinsen, aber keine Verschärfung der Realzinsen aus‘, schreiben sie. Sprich: Die Zinsen wurden zwar erhöht, aber da die Inflationsrate stets noch höher war, blieb der reale Zinssatz immer noch negativ – es gab beispielsweise für Unternehmen keinen Grund ihr Kapital zusammenzuhalten. Im Gegenteil, sie expandierten weiter und befeuerten damit die Inflation zusätzlich.“ – bto: Wobei Unternehmen, die expandieren, investieren und damit das Güterangebot perspektivisch steigt. Das überzeugt mich also nicht so ganz.
  • „Edgar Walk hält daher in Großbritannien eine ‚Leitzins-Schocktherapie‘ für notwendig – sie müsste den Leitzins über die Kerninflation anheben, um die Inflationsdynamik zu brechen. (…) Und in der kommenden Woche werden die neuen Inflationszahlen aus der Eurozone bekannt. Dann wird sich zeigen, ob wir dem britischen Albtraum folgen.“ – bto: Naja.

Kernaussagen:

  • Länger runter als rauf.
  • Die Inflationserwartungen gehen hoch.
  • Das spricht für länger und höher.

welt.de: “So hoch müssten die Leitzinsen steigen, um die Inflation wirkungsvoll zu bekämpfen”, 30. Juni 2023

Kommentare (37) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Zum Thema Inflation und perspektivisch dem Treiber STROMPREIS:

    https://www.welt.de/wirtschaft/plus246362674/Windkraft-Lizenzen-Was-der-deutsche-Deal-mit-Big-Oil-wirklich-bedeutet.html

    Daraus:

    „Wie die Bundesnetzagentur mitteilte, haben Investment-Vehikel der Ölmultis BP und TotalEnergies in einem Bietergefecht 12,6 Milliarden Euro dafür geboten, Windparks vor der deutschen Küste errichten zu dürfen. Damit kaufen sich neue, finanzstarke Spieler den Zugang zum deutschen Offshore-Windmarkt.

    Es geht um die Errichtung von insgesamt sieben Gigawatt auf drei Flächen in der Nordsee und einer Fläche in der Ostsee.

    Der gekaufte „Anspruch auf ein Planfeststellungsverfahren“ kommt die Konzerne damit teurer als der Bau der Mega-Windräder selbst. Der dürfte mit weiteren sieben Milliarden Euro zu Buche schlagen. In der Nordsee sollen die Windräder zwischen 120 und 150 Kilometer vor der Küste errichtet werden. Die Wassertiefe beträgt hier rund 40 Meter.

    … der Einstieg der Energieriesen – auch „Big Oil“ genannt – „ebnet einen Weg für ein neues Wirtschaftswunder durch Offshore-Wind“, sagte Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands der Windparkbetreiber (BWO). Insgesamt plant die Bundesregierung, Windräder mit einer Leistung von 70 Gigawatt in Nord- und Ostsee errichten zu lassen. Europaweit seien für die geplante Installation von 400 Gigawatt Offshore-Wind bis 2050 sogar Investitionen in Höhe von über einer Billion Euro zu erwarten.

    Die Milliardengebote werden auch Auswirkungen auf den Strompreis haben, glaubt BWO-Chef Thimm. Schließlich werden die Investoren ihre Milliarden wieder zurückverdienen wollen. „Die Gebotskomponente führt die Debatte um einen Industriestrompreis ad absurdum.“

    „Diese Zuschläge bilden einen großen Meilenstein für die Dekarbonisierungspläne von BP in Deutschland und spiegeln unsere Gesamtstrategie sehr gut wider“, erklärte Anja-Isabel Dotzenrath, Executive Vice President Gas & Low Carbon Energy bei BP: „Der erneuerbare Strom, den wir produzieren wollen, wird die große Nachfrage, die wir in unseren Produktionsbetrieben erwarten, mit einer Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen bedienen.“

    Mein Kommentar dazu:

    Glückwunsch an alle, die mit der Wärmepumpe heizen wollen.

    Denn es wird nicht mehr als eine Kugel Eis im Monat kosten ….

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    • Vater Thiel
      Vater Thiel sagte:

      @ Michael Stöcker

      Danke für Ihre tröstenden Worte.
      Was die USA betrifft, gehöre ich ebenfalls zum team transitory, d.h. erwarte ein Ende der Inflation. Für Europa bin ich skeptischer, für Deutschland kann ich mir bei der aktuellen Politik einen Rückgang der Inflation schwer vorstellen.
      Sollte ich mich da irren, um so besser …

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        Wenn sich im Verbraucherwarenkorb der Preis nur eines einziges Gutes erhöht, bei unveränderten Preisen der restlichen Güter, spricht man wohl von Verbraucherpreisinflation.
        Die Preise der Waenkorbgüter erhöhen sich m.E. nicht durch Erhöhung des Geldangebots, sondern durch Verknappung der Güter, das ist das, was ich aktuell in D sehe, teilweise auch bewusst von der Politik so gewollt.
        Der Nero-Vergleich bezog sich auch die Unberechbarkeit der Akteure. Beim einem Mann wie Nero wissen Sie nie, was ihm als Nächstes einfällt. Dadurch verliert die Bevölkerung immer mehr das Vertrauen in die Politik, und Vertrauen ist der Hauptpfeiler einer “gesunden” Wirtschaft.

      • weico
        weico sagte:

        @Vater Thiel

        “Für Europa bin ich skeptischer, für Deutschland kann ich mir bei der aktuellen Politik einen Rückgang der Inflation schwer vorstellen.”

        Europa ist ja,nicht nur wirtschaftlich gesehen, so ein unterschiedlich vielfältiger Kontinent,dass das Politiker-und Analystengeschwätz
        von einer durchschnittlichen “Inflation in Europa” etwa so Sinnfrei ist…. wie die durschschnittliche Klimaerwärmung in der Welt.

        Wie unglaublich unterschiedlich die Inflation in Europa ist…und damit auch das unterschiedlich lachhafte Geschwätz in den einzelnen Ländern (auch in Bezug auf die “Steuerung” Det Inflation durch die EZB…)
        zeigt ja …zum wiederholten Mal… die folgende Tabelle:

        https://de.statista.com/statistik/daten/studie/217052/umfrage/inflationsraten-in-den-laendern-der-eu-monatswerte/

  2. Alexander
    Alexander sagte:

    Stelter ***reagiert *** auf clickbait Geschwätz vom PR Experten,
    wie billig neuerdings “die Welt” ihre Konsumenten hinter die Bezahlschranke lockt……

    Mein Lokalkäseblatt schreibt auch nur noch für Rentner und solche in Altersteilzeit,
    ihren Vormittag Totschlagenden……

    Monetary developments in the euro area, 28 June 23, gäbe amtliche Auskunft…..
    https://www.ecb.europa.eu/press/pr/stats/md/html/ecb.md2305~922f10ffad.en.html

    …ungefähr wie die Immobilienpreise auf der Insel.

    Ach ja,
    wer Kriege verliert hat schlechte Wechselkurse,
    ihre Fürsprecher demnächst entbehrlich arbeitslos.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Beobachter

      Je nachdem, wie viel Geld die Staaten zum Ausgeben drucken, kommen halt komplett unterschiedliche Szenarien heraus.

      Vielleicht gibts auch erst Rezession und dann eine umso heftigere Inflation, weil Gelddruckprogramme von bisher ungeahnten Größenordnungen aufgelegt werden?

      Für eigenkapitalstarke Großinvestoren brächte das die günstigsten Einstiegspreise, und bei Corona lief es ja auch schon so, dass die Politiker im Lockdown alle kleinen Geschäfte zwangsschließen ließen, aber Amazon weiter arbeiten durfte, zwinker zwinker…

      Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      @ Beobachter

      Das glaube ich nicht; denn Snider schaut auf die Frühindikatoren (PMI, Zinsstrukturkurve, ZEW…), während die monetären Laienspieler auf die Spätindikatoren schauen (CPI, Arbeitslosenquote…). Die Mehrheit geht aktuell davon aus, dass der geldpolitische Transmissionsmechanismus mit einer zeitlichen Verzögerung von 18 bis 24 Monaten wirkt (im Falle Japans 25 Jahre). Insofern ist nicht nur die Fed, sondern insbesondere die EZB behind the curve, um mit Allan Meltzer zu sprechen.

      LG Michael Stöcker

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        Nach dem Ende der COVID-Massnahmen und den damit verbundenen realwirtschaftlichen Verknappungen wird die US-Wirtschaft, auch aufgrund einer ganz anderen Politik und Mentallität, bald wieder zu alter Stärke zurückfinden.
        In einer hochproduktiven Volkswirtschaft gibt es keine Verbrasucherpreisinflation, weil alle Güter des täglichen Bedarfs in ausreichender Menge vorhanden sind.
        Das ist eigentlich selbstverständlich.
        Geldmengenausweitungen fliessen dann wohl wieder in die Vermögenspreise …

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >Die Mehrheit geht aktuell davon aus, dass der geldpolitische Transmissionsmechanismus mit einer zeitlichen Verzögerung von 18 bis 24 Monaten wirkt (im Falle Japans 25 Jahre).

        Der geldpolitische Transmechanismus wirkt nur dann nicht, wenn es ihn nicht gibt.

        Es gibt ihn, auch den der BoJ.

        Gibt es ihn, funktioniert er oder er funktioniert nicht so, wie er soll.

        Aber geschenkt.

        Ihr Denkfehler liegt woanders.

        Sie schließen Wirkung aus, wenn Sie keine Veränderung messen – wie im Fall Japans.

        Das ist falsch.

        Eine Analogie, um das anschaulich verständlich zu machen:

        Ein Mauer staut Wasser und es bildet sich ein See.

        Der Wasserspiegel bleibt nahezu auf gleicher Höhe, obwohl kontinuierlich Wasser in den See fließt.

        Er bleibt dies, weil Wasser durch die Staumauer abfließt, z. B. für die Stromerzeugung.

        Der Abfluss BEWIRKT etwas, obwohl KEINE Höhenänderung des Wasserspiegels zu MESSEN ist.

        So ist es auch mit der Geldpolitik der BoJ und den Zinsen für japanische Staatsanleihen.

        Hätte die BoJ nicht die Hälfte oder bereits mehr der japanischen Staatsanleihen gekauft – analog dem Abfluss des Wassers – wären die Zinssätze für japanische Staatsanleihen höher, so wie der Wasserspiegel des Sees höher wäre, wenn kein Wasser abfließen würde.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Nein, hatte ich nicht.

        Denn in Ihrem Kommentar @ Beobachter, auf den Bezug nehme, haben Sie nichts verlinkt.

        Er enthielt lediglich AUSSAGEN.

        Eine davon habe ich kritisiert.

        Wenn Sie mit mir übereinstimmen, dass die BoJ in 25 Jahren etwas bewirkt, wenngleich dabei ihr Ziel nicht erreicht hat – wenn ihr Ziel war, einen geringen Preisauftrieb zu erreichen, − dann müssen wir nicht weiter diskutieren.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Das Ziel der BoJ war es aber, einen HÖHEREN Preisauftrieb zu erreichen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Mit einen “geringen Preisauftrieb” hatte ich einen gemeint, der noch im Rahmen der Zielsetzung liegt, vermutlich irgendwo bei 2% wie bei der EZB (schaue jetzt nicht nach, was die Zielsetzung der BoJ ist).

        Aber ja, wenn so, dann bedeutet dies einen HÖHEREN Preisauftrieb als der, den man in Japan messen konnte.

        Insofern kein Dissens.

        Und auch:

        KEINE Zielerreichung trotz des beispiellosen Aufkaufs von Staatsanleihen.

  3. Lothar
    Lothar sagte:

    Vielleicht können uns die sinkenden Preise in China (Deflation) und KI (höhere Produktivität) noch einmal retten, und die Inflation bei uns senken. Ansonsten sprechen natürlich Dekarbonisierung, De-Globalisierung und Demografie für eine langfristig höhere Inflation. Vorhersagen sind eben nie leicht, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Meine persönliche Vorhersage ist die Wellentheorie, die Inflation wird sinken, gleichzeitig gleiten wir in eine Rezession, dann werden die Notenbanken die Zinsen senken, und dann kommt die Inflation noch stärker zurück. Genau so wie in den 70er-Jahren. Die Menschen sind nicht klüger geworden, oder ich vertraue auf die Dummheit der Menschen.

    Antworten
  4. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Ich bleibe hier bei meiner sicher stark überspitzten Kaiser-Nero-Analogie:

    Wenn der wahnsinnige Imperator, wahrscheinlich unter dem Beifall der ihn umgebenden Claquere, seine Haupstadt grosszügig abfackelt und damit ihre realwirtschaftlichen Grundlagen reduziert, ist Inflation die logische Konsequenz, vor allem, wenn die Jahre zuvor der Zuzug von nicht gerade hochproduktiven Glücks-Suchenden die Anzahl derer dramatisch erhöht hat, die vom kleiner werdenden Kuchen mitessen wollen.

    Da ist die Zentralbank machtlos, Zinserhöhungen haben vielleicht eine psychologische Schock-Wirkung, wenn sie drastisch genug ausfallen.
    Am Ende machen sie alles noch schlimmer

    Faszinierend Neros letzte Worte in Quo Vadis vor seinem Selbstmord:
    “Oh wie elend und langweilig wird das Leben für mein Volk sein ohne mich.
    Wie können sie leben in einer Welt ohne mich, wie können sie es darin aushalten ?”

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Vater Thiel

      “Oh wie elend und langweilig wird das Leben für mein Volk sein ohne mich.
      Wie können sie leben in einer Welt ohne mich, wie können sie es darin aushalten ?”

      Viele Grün*innen sehen das heute im Prinzip ganz ähnlich – davon abgesehen, dass sie natürlich niemals diesen bösen völkischen Begriff “Volk” für ihre diversbunten Untertanen verwenden würden…

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Vater Thiel

      Ihre Kaiser-Nero-Analogie ist nicht stark überspitzt, sondern falsch.

      Denn es erfolgt REAL in unserem Land:

      JA, es wird „abgefackelt“, i. e. die konventionelle Erzeugung von Energie durch Öl, Kohle und KK wird stillgelegt.

      Es wird aber AUCH neu AUFGEBAUT, nämlich die Energieerzeugung durch Sonne und Wind.

      Ein äquivalentes Aufbauprogramm gab es unter Nero nicht.

      Das Problem mit der Inflation ist also ein ANDERES als unter Nero:

      Zum einen MINDERUNG des Angebots von konventionell erzeugter Energie bzw. deren VERTEUERUNG durch CO2-Zertifakte, zum anderen VERTEUERUNG des Angebots von erneuerbarer Energie durch steigende Finanzierungskosten für den Aufbau von Erzeugungskapazitäten und der Infrastruktur für die Zuführung zu den Verbrauchern mit knappen Ressourcen (Materialien, Arbeitskräfte).

      Perspektivisch:

      Da die GESAMTE Energienachfrage auf Energieerzeugung NUR durch Sonne und Wind beruhen soll – was durch die Installation von Solaranlagen und Windrädern NICHT einmal annähernd zu erreichen ist mit Bezug auf den ZUKÜNFTIGEN Bedarf – kann man davon ausgehen, dass mit der rettungsfanatisierten Energie-/Transformationspolitik ein DAUERHAFT wirkender Inflationstreiber installiert wird.

      Fazit:

      Eine STARKE Begründung – das ist die Bekämpfung des Klimawandels unzweifelhaft – für die daraus UNUMGÄNGLICH resultierende Veränderung hin zu DAUERHAFT schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen (um es einmal vorsichtig auszudrücken und anderes, wie etwa die demografische Entwicklung, außer Acht zu lassen).

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Sachlich-inhaltlich haben Sie wohl recht.

        Meine Analogie bezog sich nur auf den von mir wahrgenommenen Geisteszustand zahlreicher unserer politischen Akteure.
        Möge ich mich da täuschen , vielleicht machen ja einige auch nur den Gorbatschow und warten auf den geeigneten Moment …

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Vater Thiel

        “Meine Analogie bezog sich nur auf den von mir wahrgenommenen Geisteszustand zahlreicher unserer politischen Akteure.”

        Wenn Sie ganz besonders darauf achten, ist mir allerdings unverständlich, woher Ihr Optimismus für die USA kommt:

        Joe Biden’s ‘God save the Queen’ gaffe baffles audience [und zwar im Jahr 2023 bei einem Auftritt in den USA – das ist keine alte Videosequenz von einem Staatsbesuch in UK]
        https://www.youtube.com/watch?v=kLxG86AA4jc

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Vater Thiel

        O.K. – ich erkenne zwar nicht, dass unsere Politiker so sind, wie Nero.

        Das kann auch daran liegen, dass ich Nero nicht kannte und unsere Politiker nicht genau genug kenne. 😊

        Wie auch immer, auf jeden Fall haben wir andere Verhältnisse als im alten Rom:

        Die jetzigen Politiker an der Spitze werden abgewählt werden.

        M. A. n. spätestens im nächsten Frühjahr.

        Wenn ich falsch liege, dann eben später; aber es wird erfolgen aufgrund der grandiosen Vorstellung die sie liefern.

        Leider aber auch wie im alten Rom:

        Der angerichtete Schaden lässt sich nicht wieder gut machen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Nach Kaiser Neros unfreiwilligem Selbstmord kam es im Römischen Imperium übrigens zu einem Bürgerkrieg um die Macht.

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Richard Ott

        ” … woher Ihr Optimismus für die USA kommt: ”

        Der woke Teil der USA und damit grosse Teile der Democrats sind m.E. noch verrückter als unsere Grünen aller Parteien.
        Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass 2025 in den USA wieder die politische Vernunft regiert.
        Ganz einfach weil in den USA die Freiheit immer noch das höchste Gut ist.
        Wäre ich jung und ungebunden, die USA wären mein Ziel, zumindest für einige Jahre zum Ausprobieren.
        Trotz aller zweiffellos bestehenden Schwachstellen in den USA.

        @ Dietmar Tischer
        Für D teile ich da nicht Ihren Optimismus.
        Schwarz-Grün könnte im Gegenteil noch schlimer werden.
        Aber ich hoffe Sie haben recht und es kommt zu einer echten “geistig-moralischen Wende 2.0”.

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        @Thiel: Ja, wenn Merz oder Wüst oder Günther schwarz-grün machen, dann wird es noch schlimmer werden. Insbesondere, wenn die FDP nicht mehr “stört”. Wobei sie das momentan ja gar nicht wirklich tut, sie vermag nur den Eindruck zu erwecken. Ansonsten müsset sie die Ampel nämlich sprengen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Vater Thiel

        “Ganz einfach weil in den USA die Freiheit immer noch das höchste Gut ist.”

        Das hat man Ihnen vielleicht mit jahrzehntelanger amerikanischer Propaganda eingehämmert, aber wie wenig das heute noch mit der Realität zu tun hat, haben wir zum Beispiel während der Corona-Massenhysterie gesehen. Da haben sich die USA nicht wesentlich anders verhalten als ihre europäischen und pazifischen Vasallenstaaten. Die gleiche Propaganda, die gleiche Gängelei, und die Zensoren sozialen Netzwerke werden aus den USA gesteuert und agieren dann sogar global.

        Die USA haben allerdings einen großen Vorteil: Als Hegemon praktizieren sie nicht das selbstschädigende Verhalten, zu dem sie ihre Vasallenstaaten zwingen, sondern profitieren von ihm.

  5. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “Diese lassen sich über sogenannte Inflationsswaps auslesen. Das sind Finanzwetten, mit denen sich Investoren gegen die Inflation absichern können.”

    Das funktioniert aber nur genau dann, wenn die Gegenpartei nicht pleite geht.

    Haben alle schon wieder vergessen oder verdrängt, was mit den “Credit Default Swaps” zur Absicherung von Kreditausfällen in der Finanzkrise 2008 passierte?

    Antworten
  6. foxxly
    foxxly sagte:

    ……. der geist (inflation), ist aus der flasche!
    er wurde jahrelang dort hinein gepresst (geldmengenwachstum)!

    wir haben zb.
    – produktions-überkapazitäten und erzeugnisse
    -der konsument hat nicht die geldmenge, welche die überproduktion in übereinstimmung zum absatz bringen würde
    -der überbordende staatsapparat und die entsprechende verwaltung macht und arm und behindern eine notwendige konsolitidierung
    -die verschuldungshöhe übersteigt die wirtschaftsleistung um das x-fache
    -eine produktivitätssteigerung kann die kosten der produktion UND der gesellschaft, nicht mehr schultern.
    -und dann noch den hegemon und kriege finanzieren……….. gibt uns den rest!

    um nur einiges zu nennen:

    all diese verwerfungen, müssen abgebaut, bzw beseitigt werden, bevor es wieder “normal” weiterlaufen kann.

    Antworten
    • markus
      markus sagte:

      Die Geldmengenausweitung ist relativ schnuppe. Es braucht eine Geldmengenausweitung für einen signifikanten Teil der Bevölkerung. Erfolgt die Ausweitung nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung, dann steigt die Inflation nur für bestimmte Anlageklassen oder Güter und die Ungleichheit in der Gesellschaft nimmt zu.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @markus

        “Es braucht eine Geldmengenausweitung für einen signifikanten Teil der Bevölkerung. Erfolgt die Ausweitung nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung, dann steigt die Inflation nur für bestimmte Anlageklassen”

        Sie möchten lieber, dass die Inflation für alle und für alles steigt? ;)

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ markus,
        die kosten (zinsen) der riesen geldmengenausweitung bleiben an der realwirtschaft hängen.
        und damit sind automatisch alle belastet.

        von wegen “relativ schnuppe”!

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