Erst kommt noch ein defla­tionärer Schock – dann die Inflation

Nachdem ich in den letzten Tagen die Rückkehr der Inflation thematisiert habe, nun also eine andere Argumentation. Es muss erst noch richtig schlimm werden, bevor es zur Inflation kommt. Leuchtet ein:

  • “I still have a currency note for 1,000,000,000 Zimbabwe dollars kindly sent to me by a reader at the height of the gold bug fever in 2011. (…) But the great inflationary blow-off never happened. Those who held onto their gold bars or ETF funds with a sacred conviction watched gold prices drop 40pc over the next three years, even as equities marched higher in the Bernanke-Draghi-Carney bull market.” – bto: warum? Weil das Geld in die Vermögenswerte floss.
  • “So is it any different this time as gold closes in on $2,000 an ounce? Goldman Sachs seems to think so, warning clients that ‘real concerns around the longevity of the US dollar as a reserve currency have started to emerge’. The argument is a mind-twisting paradox. ‘Ironically, the greater the deflationary concerns that policymakers must fight today, the greater the debt build-up and the higher the inflationary risks in the future’ it said.” – bto: Das kann durchaus sein. Aber es ist immer die Frage, ob die Nachfrage in der Realwirtschaft steigt.
  • “There are echoes of the early 1970s when a compliant Fed accommodated the fiscal overreach of the Vietnam War and the Great Society, culminating in the inflationary collapse of the Bretton Woods system.” – bto: Klar ist, dass die Ausweitung der Geldmenge sich irgendwie niederschlagen muss.
  • “Central banks are no longer selling gold. (…) Russia’s central bank has been soaking up 80pc of the country’s gold production, taking the world’s third biggest source of mine supply off the market. China, India, and Turkey have been accumulating, but so have Poland, Hungary, Bulgaria, and the Czechs. Central banks bought a net 656 metric tonnes in 2018 and another 650 tonnes in 2019, the highest levels in fifty years.” – bto: Und die taz schreibt, es sei eine “Blase” und nur so teuer, weil die Staaten so viel halten und nicht auf den Markt geben.
  • “(…) the Fed denies that it is debauching the dollar, insisting that the Covid shock has left rampant over-capacity and will be ‘disinflationary’ for years to come. Former Fed chair Ben Bernanke told Congress last week that markets were wrong to bet on inflation when QE was first launched, and they are just as wrong now. He has a point. Real rates collapsed in much the same way in 2012 yet it proved to be a false alarm. (…) Inflation fell for the next three years. So the question is whether something has fundamentally changed in monetary dynamics since then.” – bto: Und ich würde sagen ja, weil es nun in die Realwirtschaft geht.
  • “Professor Tim Congdon from International Monetary Research says QE did not catch fire last time because the Western banking system was broken, and Basel regulation made matters worse by forcing lenders to raise capital buffers. Central banks had to ramp up QE to offset the ensuing destruction of broad M3 money.” – bto: Und das Geld floss in die Vermögensmärkte.
  • “Lenders are now in better shape and the Fed’s $3 trillion blast of QE since March has this time led to a 27pc rise in the M3 money supply year on year, the fastest rise since the war time surge in 1943. The money sits in bank accounts waiting for inflationary ignition once life returns to normal. The Fed could hoover up the excess liquidity before this happens but clearly has no intention of doing so (…) openly aiming to ‘run the economy hot’ as an insurance policy. It faces pressure from Joe Biden and the Democrats to fight inequality, deploying stimulus to close the wealth gap rather than driving up asset prices.” – bto: was nachvollziehbar ist.
  • The fiscal picture is infinitely worse today than a decade ago. The International Monetary Fund forecasts a federal deficit of 24pc of GDP this year, lifting the debt ratio to 141pc. (…) There must be a powerful temptation to dabble in Modern Money Theory and to start injecting QE stimulus directly into the veins of the US economy. Indeed, I am sure this will eventually happen.” – bto: ich auch!
  • “(…) the economic recovery will be slower and more painful than markets expect. The latest relief packages on both sides of the Atlantic are too small and poorly-designed to avert a creeping insolvency crisis in the autumn. (…)  If this squeeze is allowed to happen, a fresh bout of economic worry will cause inflation expectations to fall again, triggering a spike in real yields and setting off an instant exodus of hot money from gold. (….) We will have to revisit the deflationary quagmire one last time before the Fed and fellow central banks go for full-throttle reflation as the lesser of policy evils.” – bto: und das alles noch für einen guten Zweck, den Kampf gegen den Klimawandel.

→ telegraph.co.uk (Anmeldung erforderlich): “Gold will have its glory day, but don’t jump the gun”, 29. Juli 2020

Kommentare (28) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: “Und die taz schreibt, es sei eine „Blase“ und nur so teuer, weil die Staaten so viel halten und nicht auf den Markt geben.”

    Tja, wenn das Fachmagazin für Wirtschaft und Kapitalanlage, “taz”, das schreibt…

    Ein hervorragender Contraindikator meiner Meinung nach. Ich sollte wahrscheinlich ein paar Unzen kaufen und in vermutlich drei Jahren wieder aussteigen, wenn “taz” und “Bild” gemeinsam bei vermutlich 10.000 $ die Unze den Einstieg ins Gold empfehlen, weil die “bösen” Politiker den armen Wählern ohne jede Vorwarnung im Jahr 2023 einfach das Geld kaputt gemacht haben, denn das hat ja kein Mensch ahnen können … :-)

    Auch die neu diskutierte Besteuerung des XETRA-Goldes ist ein guter Indikator für Gold, denn frisch besteuert wird das, was umfangreiche Einnahmen für den Fiskus in den nächsten Jahren verspricht.

    Antworten
  2. weico
    weico sagte:

    @H.Hoffmeister

    “Das Lufthansa-Desaster ist Menetekel für den Niedergang unseres Landes. Lieber erhalten wir extrem teuren Angestellten eines Zombieunternehmens, dessen Angebot absehbar nicht mehr nachgefragt wird, den Arbeitsplatz, als der schöpferischen Zerstörung Schumpeters eine Chance zu geben. Das Ergebnis wird ein Desaster sein.”

    Das eigentlich Menetekel für DEUTSCHLAND ist,der EURO und die EU.

    Könnte Deutschland wieder SOUVERÄN handeln,mit EIGENER Währung,würde die “schöpferische Zerstörung” sicherlich wunderbar funktionieren. Sie würde nämlich viele Mitbewerbe aus der EU (und Übersee) schlicht hinwegfegen !

    In der hiesigen Presse leider nur kurz erwähnt, sind die “Einhörner”.
    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/start-ups-wo-die-einhoerner-zu-hause-sind-1.4988858

    Wer sich die Mühe macht den Hunan-Report zu lesen, wir erkennen welche “disruptive Technologiewelle” im Anmarsch ist und warum sich zurzeit die USA und China so “necken”.Zugleich sieht man, wie “abgeschlagen ” die EU-Länder sind .
    http://www.hurun.net/EN/Article/Details?num=E0D67D6B2DB5

    Da U.K. die EU-Fesseln,dank “BREXIT”, abgestossen hat und sich zukünftig wohl wieder vermehrt der “amerikanischen Seite” zuwendet, wird der Abstand zu den EU-Ländern sicherlich noch grösser werden.
    http://www.hurun.net/EN/Article/Details?num=17C9CB52693E

    Antworten
    • Lost iT
      Lost iT sagte:

      Danke weico für die interessanten links – lesenswert, insb. bzgl, UK

      Was (wie so oft bei Bto) zu kurz kommt ist die Diskussion über notwendige Schritte, welche sich aus der Analyse ergeben. Was machen wir ? Wie bereiten wir uns konkret auf das / die kommende(n) Szenarien vor ?
      Diese Diskussion wäre a.m.S. interessant, da wir die hier vorgestellten Beiträge / Analysen ja weitestgehend teilen.

      @Thierry, Alexander, ruby ?

      Antworten
  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ H. Hoffmeister

    Alles richtig.

    Was soll man aber tun, wenn kaum noch jemand oder niemand mehr die Energie der hocheffizienten Wärmekraftmaschine haben will, weil die Nachfrage für seine mit dieser Energie erzeugten Produkte nicht existiert?

    Die hohe Effizienz nützt da gar nichts und im Aggregat schadet sie sogar, was den Absatz anlangt.

    LOGISCH daher:

    Wir verschrotten die hocheffiziente Wärmekraftmaschine, beschäftigen Leute mit der Herstellung einer weniger effizienten – muss leider so eine sein wegen des Klimawandels –und verhelfen so den Menschen, die damit beschäftigt werden, zu einem Einkommen, mit dem sie die Produkte kaufen (können), die mit der Energie dieser neu geschaffenen Wärmekraftmaschine hergestellt werden.

    Ist das so, wird die Energie dieser ineffektiveren Wärmekraftmaschine abgenommen und ALLEN Beteiligten ist geholfen – auf einem NIEDRIGEREN Wohlstandsniveau.

    Kurzum:

    Die Frage ist, WAS wir wollen.

    Wir wollen auf KEINEN Fall Arbeitslosigkeit.

    Deshalb muss Nachfrage generiert werden, wenn welche droht durch Globalisierung, Gütersättigung, demografische Entwicklung, Digitalisierung oder eine Pandemie …

    Wenn das die Top-Priorität ist, ist Effizienz ZWEITRANGIG.

    Kein Problem, wenn diese Zweitrangigkeit zu Wohlstandsverlusten und weiterer Ineffizienz führt, SOLANGE diese SPÜRBAR irgendwann in der ZUKUNFT liegen.

    Antworten
  4. H. Hoffmeister
    H. Hoffmeister sagte:

    Bericht aus der Realwirtschaft: Wir sind ein inhabergeführtes Unternehmen des Maschinenbaus, liefern Präzisionsbauteile an diverse Konzern und Mittelstandskunden. Auftragseingang hat sich seit Jahresbeginn halbiert. Umsatzprognose für dieses Jahr – 30 bis – 40%. In unserem Bereich gibt es global etwa 50 Wettbewerbsunternehmen. Erwartbar sind alle deutschen Wettbewerber einschließlich uns selbst in Kurzarbeit. Die Kapazitäten im Markt sind viel zu hoch und jetzt müsste durch Insolvenzen/Arbeitsplatzabbau/Deinvestition eigentlich eine Anpassung erfolgen. Mithin klassisches deflationäres Szenario bis die Kapazitätsanpassungen im Markt angekommen sind. Nun versucht jeder durch Abgabe niedriger Preise und das Einsaugen von Bazookageld solange wie möglich im Markt zu bleiben (Reise nach Jerusalem). Wir haben/werden da nicht mitmachen, da wir trotz sehr guter Wettbewerbsfähigkeit gegen die mit Bazookageld aufgepumpten Zombies nicht gewinnen werden. Wir werden im Gegenteil die Preise wegen enorm steigender Kosten im Energie- und Regulatoriksektor (Preissteigerungen durch Regierungshandeln) erhöhen, um bei gleichzeitiger Desinvestition und massivem Stellenabbau die Aktivitäten auf die Felder zu reduzieren, in denen wir Alleinstellungsmerkmale haben und trotz Preisanpassungen nachgefragt werden. Schätzungsweise wird dies unser Geschäftsvolumen mindestens halbieren, aber in der langen Frist ggf. die einzige Chance sein, den “Wettbewerb” mit den Zombies zu überleben. Mal sehen, ob es klappt.

    Antworten
    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      @Hr. Hoffmeister: Danke für den prägnanten Bericht aus der Praxis. Sehr interessant auch die strategische Entscheidung, nicht beim (perspektivlosen) Preiskampf mitzumachen und sich auf Premium- / USP-Felder zu fokussieren. Gut, wenn man welche hat!

      Antworten
      • H. Hoffmeister
        H. Hoffmeister sagte:

        Ob der USP wirklich USP ist, wissen wir erst am Ende des Experimentes.

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ H. Hoffmeister

      Sicher selten, aber schön, dass sich mal jemand nicht durch Regierungsgeld bestechen lässt bzw. lassen muss.

      Aber sagen Sie es nicht zu laut, sie könnten als „Volksschädling“ gebrandmarkt werden.

      Erst die Leute „ausbeuten“ und sie dann fallen lassen, gilt als unanständig hierzulande.

      Ist ja schon fast so schlimm wie bei der Lufthansa:

      Sich erst vom Staat mit Mrd. retten lassen und dann 20.000 Leute entlassen – diesen Kapitalismus wollen wir nicht.

      Wir wollen HARMONIE, es muss ALLEN gut gehen.

      Dafür zu sorgen, ist die verdammte Pflicht von Unternehmen und von inhabergeführten Unternehmen allemal, Zombies hin oder her und egal, wie es auf welchen Märkten zugeht.

      Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

      Antworten
      • H. Hoffmeister
        H. Hoffmeister sagte:

        Wer wen ausgebeutet hat, ist eine Sache der Perspektive. Aber den loyalen Stamm der Mannschaft werden wir nicht hängen lassen.
        Das Lufthansa-Desaster ist Menetekel für den Niedergang unseres Landes. Lieber erhalten wir extrem teuren Angestellten eines Zombieunternehmens, dessen Angebot absehbar nicht mehr nachgefragt wird, den Arbeitsplatz, als der schöpferischen Zerstörung Schumpeters eine Chance zu geben. Das Ergebnis wird ein Desaster sein.

    • JürgenP
      JürgenP sagte:

      Herr Hoffmeister, sie machen m.E. das einzig richtige in der Situation: konsequent auf den Kunden setzen, der für Ihre Leistung bereit ist zu zahlen, und wenn es nur für ein einziges Produkt oder eine einzige Dienstleistung ist. Und dies so, dass Sie von niemanden abhängig sind, schon gar nicht von infantilen Beratern und Politikern, die kein einziges Mal in einer Auftragsverhandlung mit Kunden saßen, aber meinen zu wissen, wie ein Unternehmen läuft. Kleiner Tipp zur Ausrichtung der Aktivitätenin schwierigen Zeiten : schauen Sie sich das Buch von Aloys Gälweiler an https://www.amazon.de/Strategische-Unternehmensf%C3%BChrung-Aloys-G%C3%A4lweiler/dp/3593377616

      Gutes Gelingen !

      Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @H.Hoffmeister

      Willkommen im Club.

      Mit dieser Entscheidung schlägt sich das Unternehmen 100%ig zur Opposition und die Wette wem zuerst die Luft ausgeht – dem Staat oder der Vernunft – lässt keine Kompromisse mehr zu. Einer muss sterben und im Falle des Staates haben Sie viele Gegner + das Gewaltmonopol des Geldmonopolisten gegen sich.

      Was sich wie Betriebswirtschaft liest wird schnell ethisch und natürlich wächst die Konkurrenz jeden Tag, wenn Zombies zu spät noch schnell die Lager zu wechseln versuchen. Das geschöpfte Geld verhilft auch dann noch Zeit zu kaufen und zerstört letzte Ressorts. Alleinstellung ist relativ….

      Jeder Unternehmer, der noch eine Wahl hat, den ich spreche trägt sich mit diesen Gedanken. Das bedeutet in der Fläche, dass die Pferde nicht saufen werden – weil sich die Bedingungen absehbar nicht bessern.

      Mein Unternehmen hat das hinter sich und mir ist nicht bange. Entspannt zu schlafen ist
      keine schlechte Rendite in einer Welt, die zunehmend aggressiv wird.

      Weil es Ober-/Untergrenzen gibt zwischen Kosten und Preisen hängt der Ausgang der Wette davon ab, dass die Geldpolitik scheitert bevor wir alle tot sind.

      Antworten
  5. weico
    weico sagte:

    Die USA ,Europa,Japan und die Schweiz liefern sich seit 30 Jahren ein “Rennen” mit dem Motto:
    “Wer ist zuerst auf der Linie 0 ”
    https://fred.stlouisfed.org/graph/?g=tN6T

    Folgendes als KLEINE IRONIE:

    Zentralbankpräsident sagt:
    “Nationalbank: Hohe Staatsschulden könnten Inflation anschieben
    Die wachsenden Staatsschulden könnten nach Einschätzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die Inflation längerfristig anfeuern.”
    https://www.cash.ch/news/politik/thomas-jordan-nationalbank-hohe-staatsschulden-koennten-inflation-anschieben-1581882

    Ich sage:
    Stimmt.Wir könnte durchaus bald wieder auf – 0,4% oder -0.3% kommen.
    https://www.snb.ch/de/iabout/stat/statrep/id/current_interest_exchange_rates#t2

    Antworten
  6. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >We will have to revisit the deflationary quagmire one last time before the Fed and fellow central banks go for full-throttle reflation as the lesser of policy evils.“ – bto: und das alles noch für einen guten Zweck, den Kampf gegen den Klimawandel.>

    Die Energiewende ist m. A. n. der EINZIGE Ansatz, mit dem sich WACHSENDE realwirtschaftliche NACHFRAGE generieren lässt und daher auch die einzige BEGRÜNDUNG dafür, eine Inflationierung ANZUNEHMEN – wenn wir von einer auf Vertrauensverlust in die Währung basierenden Hyperinflation einmal absehen.

    NUR:

    Die Energiewende ist nicht nur ein AUFBAU von neuem Sachkapital, sondern auch die ENTWERTUNG von altem.

    Dies ist zumindest mit großer Friktion, die NICHT die Nachfrage fördert, und darüber hinaus mit dem VERLUST von Arbeitsplätzen verbunden, was DEFLATIONÄR wirkt.

    Natürlich wird versucht werden, dies mit Geld – via MMT ist es UNBEGRENZT verfügbar – zu kompensieren.

    Das kann in der FOLGE zu einem Vertrauensverlust in die Währung und zu Hyperinflation führen.

    Daher ist folgende Entwicklung nicht nur denkbar, sondern auch als durchaus mögliches Szenario in die Überlegungen mit einzubeziehen:

    1. Weiterhin eine DEFLATIONÄRE Entwicklung

    2. IN dieser Situation ein sich verschärfender KONFLIKT zwischen INVESTITIONEN in erneuerbare Energien sowie deren Anwendung und ABBAU von Arbeitsplätzen.
    Dieses Paradox – STEIGENDE Investitionen UND zugleich STEIGENDE Arbeitslosigkeit – ist dem geschuldet, was ich Groß-Experiment OHNE Versuchsanordnung nenne und kann NUR durch GELDZUWEISUNGEN an die privatwirtschaftlichen Wirtschaftssubjekte, also Haushalte und Unternehmen unter Kontrolle gehalten werden – wenn ÜBERHAUPT, d. h. kein Abbruch durch politische Disruption erfolgt.

    3. Die andauernde, anwachsende Geldflutung, die auch durch die DEMOGRAFISCHE Entwicklung befördert wird (steigende Zuschüsse zur GRV, Pflege etc.) und wachsende TRANSFERS in die EU kann – KANN, muss NICHT –, dazu führen, dass letztlich das Vertrauen in die Währung verlorengeht und eine sich entwickelte Inflation außer Kontrolle gerät.

    Dieses Szenario ist nicht aus der Luft gegriffen, die Energiewende wird ja schon betrieben.

    Insofern:

    Es ist ein auf realwirtschaftlichen Maßnahmen und DAMIT verbundenen monetären Effekten beruhendes Szenario und somit ein BELASTBARES, d. h. an Empirie zu messendes und zu überprüfendes Inflationsszenario.

    Ob die Entwicklung so erfolgt, ist hingegen UNGEWISS.

    Prognosen sind daher nicht angebracht.

    Das ist so – IMMER so, wenn es um Zukunft geht –, das Inflationsszenario darf aber, anders als Projektionen wie „hatten wir schon mal, kriegen wir wieder“ GLAUBWÜRDIGKEIT beanspruchen.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Die Energiewende ist m. A. n. der EINZIGE Ansatz, mit dem sich WACHSENDE realwirtschaftliche NACHFRAGE generieren lässt und daher auch die einzige BEGRÜNDUNG dafür, eine Inflationierung ANZUNEHMEN”

      Das Problem dabei ist, dass “wachsende Nachfrage” dadurch gar nicht generiert wird. Die Nachfrage nach dem Gut “sofort verfügbare Energie” bleibt mit oder ohne Energiewende ungefähr gleich – es wird nur viel teurer, umständlicher und komplizierter, diese Energie unter den Energiewende-Beschränkungen, die uns Greta und ihre Jünger auferlegen wollen, bereitzustellen.

      Bestenfalls haben wir am Ende der Energiewende genau so viel verfügbare Energie und genau so viel “Mobilität” wie vorher, aber zu viel höheren Preisen.

      Diese von Ihnen beschriebene Inflationierung kommt durch Ineffizienz, die nur auf den ersten Blick so aussieht als wäre sie gestiegene Nachfrage.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Wenn der ZWANG besteht, mehr und besser zu isolieren, die Heizung auszutauschen und im Atlantik noch mehr Windräder zu bauen und – ich greife einmal voraus ins „neue deutsche Wirtschaftswunder“ – eine Wasserstoff-Logistik von Nordafrika nach Europa aufzubauen ist, etc., etc., etc. … wird NACHFRAGE generiert.

        Ob am Ende des Tages mehr oder weniger Energie zur Verfügung steht und ob die Menschen deren Nutzung als wohlstandsfördernd ansehen, ist ein davon UNABHÄNGIGE ganz ANDERE Frage.

        Ein STARKER Staat kann auch Nachfrage in die ARMUT generieren.

      • H. Hoffmeister
        H. Hoffmeister sagte:

        Richtig: Die Energiewende”profis” machen die nachgefragte kWh zum fünffachen Preis gegenüber Standardtechnologie. Die dort eingesetzten Ressourcen stehen nicht zum Erwerb anderer Güter/Dienstleistungen zur Verfügung. Und grundsätzlich würde ich diesem Effizienzverlust-Sachverhalt deflationäre Wirkung zuschreiben (weniger Arbeitsplätze, weniger Kaufkraft). Das ist wie bei einer Wärmekraftmaschine: ich kann je nach Effizienz des Modells aus einem Liter Kraftstoff mit einem Energieinhalt von 10 kWh entweder 2 kWh Arbeitsleistung oder 5 kWh “ernten”. Wohlstand/Effizienz sind eng miteinander verwoben, das kann keine Monetarisierung ändern.

    • Horst
      Horst sagte:

      “Die Energiewende ist nicht nur ein AUFBAU von neuem Sachkapital, sondern auch die ENTWERTUNG von altem.”

      Das “alte” Sachkapital hat sich – steuerrechtlich (nicht jedoch unbedingt funktional, z.B. Maschinen) – durch Abnutzung bereits dann amortisiert, wenn der Aufbau des neuen Sachkapitals, über den zeitlichen Verlauf sukzessiv, als abgeschlossen betrachtet werden kann.

      Aus diesem Umstand, aus dieser Perspektive heraus, ist ebenfalls keine höhere Inflation als die in den vergangenen Jahre messbare (oder gemessene), zu erwarten.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Horst

        Es geht nicht um Amortisation, sondern darum, ob dieses Sachkapital durch die Energiewende nicht mehr PRODUKTIV genutzt wird.

        Das ist der Fall.

        Der Ausstieg aus der Energiegewinnung durch Kohlekraftwerke ist ein Beleg dafür:

        Die Betreiber der Kohlekraftwerke werden dafür entschädigt, dass sie diese nicht mehr wie von ihnen vorgesehen nutzen können – das ist eindeutig ENTWERTUNG von altem Sachkapital.

        Und es ist ein Beweis für die Friktionen bzw. den Abbau von Arbeitsplätzen:

        Der weitaus größte Anteil der 40 bis 50 Mrd. Euro geht in die Schaffung neuer Arbeitsplätze, die von der Privatwirtschaft nicht geschaffen werden können.

        Wir sehen die Konflikte anhand der Wahlergebnisse und das Geld, das der Staat in die Hand nehmen muss, um sie zu lindern.

        Kurzum:

        Das steht PROTOTYPISCH für das, was ich sage.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Horst

        Jaja, steuerrechtlich gesehen gab es auch jahrelang keinen Grund, zu glauben, dass Wirecard zahlungsunfähig sein könnte. Die Bilanzen waren ja alle von Ernst & Young testiert…

        Die steuerrechtliche Betrachtung ändert auch nichts daran, dass ein abgeschriebenes Kraftwerk günstiger Strom produzieren kann als ein nicht abgeschriebenes Kraftwerk. Wenn Sie unbedingt wollen, können Sie das bereits abgeschriebene Kraftwerk ja als “stille Reserve” in der Bilanz sehen.

      • Horst
        Horst sagte:

        „Die Betreiber der Kohlekraftwerke werden dafür entschädigt, dass sie diese nicht mehr wie von ihnen vorgesehen nutzen können – das ist eindeutig ENTWERTUNG von altem Sachkapital.“

        Da die Eigentümer für den Nicht-Gebrauch entschädigt werden, wird das Sachkapital gerade nicht entwertet. Es findet im Gegenteil die Aufrechterhaltung der Fiktion einer über den individuellen Anlagehorizont hinausgehenden Erhalt des Sachkapitals bis zur steuerrechtlichen Bewertung von 0,00 EUR statt.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Horst

        >Da die Eigentümer für den Nicht-Gebrauch entschädigt werden, wird das Sachkapital gerade nicht entwertet.>

        Doch, es wird ENTWERTET, weil es NICHT mehr PRODUKTIV sein darf.

        WIRTSCHAFTLICHE Entwertung und PHYSISCHER Erhalt sind KEIN Widerspruch.

        Wesentliche Teile der Kohlekraftwerke existieren weiter und – IRRSINN der Energiewende – werden sogar WIEDER produktiv, soweit das, was brauchbar ist, in Länder der Dritten Welt mit deutlichem Abschlag verkauft wird und dort schmutzige Energie generiert.

        Einer der Manager, die damit betraut sind, hat auch die BEGRÜNDUNG dafür geliefert:

        Die Länder der Dritten Welt müssen auf ein höheres Wohlstandsniveau gebracht werden, damit sie sich unsere Produkte, die mit erneuerbaren Energien hergestellt werden, LEISTEN können.

        Das ist die Welt, in der wir leben.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Horst

        “Da die Eigentümer für den Nicht-Gebrauch entschädigt werden, wird das Sachkapital gerade nicht entwertet”

        Tja, und wo soll diese Entschädigung herkommen? Vom Staat. Finanziert aus Steuereinnahmen. Letztendlich tragen die Steuerzahler den Verlust, der durch die Entwertung des Sachkapitals entsteht.

        Haben Sie schon mal jemanden getroffen, der per Saldo Steuern in den Staatshaushalt einzahlt und nicht in irgendeiner Form von staatlichen Zuwendungen lebt? Solche Leute soll es tatsächlich geben – in Berlin sind sie allerdings schwer zu finden, das gebe ich zu…

  7. weico
    weico sagte:

    @ Herr Stelter

    Mir ist natürlich klar ,dass Sie schon seit Jahren auf Reflation setzen.
    https://www.wiwo.de/finanzen/geldanlage/stelter-strategisch-mit-trump-

    Und auch die neusten “Tweets” gehen ja in diese Richtung:
    https://twitter.com/BachmannRudi/status/1290288423148720129

    Wenn aber der Weg von Reflation über den Weg vom MMT/OMF gewählt wird, sollte man auch die möglichen Gefahren und Risiken bedenken:
    https://www.feri-institut.de/media/1711/fcfi_omf-201705kurzversion.pdf

    Für Mich ist folgende MMT-Studie die “Eindrücklichste”,weil Diese auf ein interessantes “Schuldenparadoxon” hinweist und aufzeigt unter welchen Bedingungen die Zinsen steigen könnten :

    „Das Paradoxon zwischen Konjunkturhilfen und Verschuldung“
    https://www.cmegroup.com/de/education/featured-reports/the-economic-stimulus-relief-debt-paradox.html

    Anmerkung:
    Bei Abbildung 3:(Japan als der Kanarienvogel im „Bergwerk der Schulden“) ist ein falsches Bild. Das richtig Bild erscheint beim „klicken“ auf die nebenstehend Lupe.

    Antworten
  8. Summon
    Summon sagte:

    Frage: Warum hat es Japan bisher nicht geschafft zu inflationieren? Japan hat doch grundsätzlich die gleichen Probleme wie die westliche Welt – jetzt haben wir via Corona schneller als gedacht aufgeholt.

    Antworten
    • Joerg
      Joerg sagte:

      @Summon
      Vielleicht, weil erst, wenn das Fass voll ist, es ueberlaeuft?
      Japan allein ist nur ein kleines Rinnsal. Ausserdem konnte das jap. Geld in die weite Welt stroemen (Alternativen). Wenn aber alle Welt-Geldpumpen konzertiert arbeiten, wird das Fass schneller voll, es gibt keine Abfluesse wo anders hin (ueberall Null-Zins) und laeuft auch irgendwann ueber.
      Schoener und sachlicher bei FvS erzaehlt:
      http://www.flossbachvonstorch.de/de/der-flossbach-von-storch-finanzpodcast-kompaktes-wissen-zum-kapitalmarkt/ Folge #10 „Wie die Börse funktioniert“
      LG Joerg

      Antworten
      • markus
        markus sagte:

        @Joerg:
        Ja. Japan ist nicht ein isoliertes System. Die Welt (alle wichtigen Zentralbanken) aber schon. Das kann zu einem anderen Systemverhalten führen. Wäre z.B. in der Thermodynamik ja genauso.

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