Nutzen wir den TARGET2-Saldo
In den vergangenen 20 Jahren ist die Bilanz der Bundesbank um den Faktor zwölf gewachsen, von 240 Milliarden Euro Ende 2002 auf 2904 Milliarden Ende vergangenen Jahres. Das entspricht einem Jahreswachstum von 13 Prozent. Überdurchschnittlich wuchsen dabei die sogenannten Target-2-Forderungen im Rahmen des Europäischen Zahlungssystems. Sie stiegen von fünf Milliarden auf 1267 Milliarden Euro mit einer Wachstumsrate von 32 Prozent pro Jahr.
Target 2 ist eine Art bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geführtes Verrechnungskonto für Forderungen der nationalen Notenbanken des Euro-Raums untereinander aus dem internationalen Handels- und Kapitalverkehr. Wer grenzüberschreitend Geld aus Warenverkäufen oder Wertpapierverkäufen einnimmt, bekommt eine Gutschrift bei der EZB, die Käufer einen negativen Eintrag.
Die Notenbanken Italiens, Spaniens, Griechenlands und Frankreichs weisen hohe Target-2-Verbindlichkeiten gegenüber der EZB aus, während Deutschland, Luxemburg und die Niederlande hohe Forderungen haben.
Mittlerweile entsprechen die Target-Salden der Bundesbank fast der Hälfte des Nettoauslandsvermögens Deutschlands und knapp der Hälfte der Aktiva in der Bilanz der Bundesbank. Trotz dieser Größenordnung bleibt der Wertgehalt der Target-2-Forderungen umstritten.
Während der frühere Präsident des Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn in den sich auftürmenden Salden eine Vermögensverschiebung von Deutschland zu anderen Staaten und einen erheblichen Vermögensverlust sieht, erachten Ökonomen wie Martin Hellwig Target 2 als irrelevante Buchhaltungsposition.
Das heutige EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel erklärte 2019 in einer Anhörung des Bundestags zu dem Thema gar, der Wert der Forderung läge bei null, weil sie die Deutsche Bundesbank zu nichts berechtige. Folgte man dieser Argumentation, würde in der Bilanz der Bundesbank eine gewaltige Lücke klaffen.
Target-Saldo kann verwertbarer Vermögenswert sein
Doch statt darüber zu streiten, ob der hohe Target-Saldo eine werthaltige Forderung darstellt und ob diese gefährdet ist oder nicht, sollten wir lieber darüber nachdenken, wie wir die Target-Salden für unser Land nutzen können.
Dass es möglich ist, aus den Target-2-Salden einen verwertbaren Vermögenswert zu machen, hat der Münchner Investor Hans Albrecht in verschiedenen Publikationen dargelegt. Wenn Deutschland Geld nach Italien überweist, sinkt der deutsche Target-Saldo und es steigt der italienische.
Wenn es nun von dort aus auf ein Konto außerhalb des Euro-Raums überwiesen wird, zum Beispiel nach London, hat das keine weiteren Auswirkungen auf den Target-Saldo, denn solche Überweisungen laufen nicht über das Target-System. Wir hätten dann Mittel in London, die wir frei verwenden können.
Angesichts der erheblichen Aufgaben, vor denen wir stehen – von der Sanierung der Infrastruktur bis zur grünen Transformation –, ist das eine sehr attraktive Perspektive. Das zu mobilisierende Volumen entspricht immerhin mehr als zwei Bundeshaushalten und übersteigt bei Weitem alle Beträge, die durch Steuererhöhungen an anderer Stelle eingetrieben werden könnten.
Der Charme an diesen Überlegungen ist, dass sie von der Bundesbank autonom umgesetzt werden könnten, also keine mühsamen Verhandlungen mit den Partnern im Euro erfordern und zugleich die Integrität des Euros nicht gefährden.
1267 Milliarden Euro sind ein zu großer Betrag, um ihn gerade in der heutigen wirtschaftlichen Lage nicht für Deutschland nutzbar zu machen. Allein der Wertverlust durch Inflation im Jahr 2022 lag bei mehr als 1000 Euro pro Kopf der Bevölkerung.
Statt also über immer höhere Abgaben – unter welchem Schlagwort auch immer – nachzudenken, ist es an der Zeit, dass das Finanzministerium mit der Bundesbank an einer Lösung arbeitet. Statt die Energie darauf zu verwenden, die Thematik zu leugnen, oder zu zeigen, dass es nicht geht, sollten wir alles daransetzen, den Schatz zu heben.
Wie muß ich mir das vorstellen? ZB so?
Ich baue ein Haus für 1 Mio. Der Baumeister hat ein Konto in London. Ich bezahle die Mio an einen Treuhänder in Italien, dieser zahlt weiter an das Konto in London. Die deutsche Target Forderung sinkt, die italienische Verbindlichkeit auch, alles gut. Der Baumeister holt das Geld nach Deutschland, um Löhne zu bezahlen. Ohne Target-Veränderung! Was habe ich erreicht, außer einer Geldwäsche-Verdachtsmeldung? Nur einen komplizierten Geschäftsablauf und Gebühren. Wem bringt die der Ausgleich der Target-Forderung etwas, ist da irgendjemand verzückt?
Style-Schiet !
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Gebaerbockt
https://www.youtube.com/watch?v=SoXpGcAcz_g
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Zukunftsprognose vom Kanzler..
https://twitter.com/pirate_baltic/status/1675616666602856448/mediaViewer?currentTweet=1675616666602856448¤tTweetUser=pirate_baltic
Wer hat die Veränderung im Design des Kommentarbereichs verbrochen???
Man kann nichts mehr lesen.
Ich versuche es mit mehreren Browsern – Firefox, Edge, Opera.
Überall unleserlich
@Hr Haller,
Sie koennten einen Feed-Reader verwenden, da bleibt alles schwarz auf weiss
zB Feedbro fuer Firefox
LG Joerg
“Überdurchschnittlich wuchsen dabei die sogenannten Target-2-Forderungen im Rahmen des Europäischen Zahlungssystems. Sie stiegen von fünf Milliarden auf 1267 Milliarden Euro mit einer Wachstumsrate von 32 Prozent pro Jahr.”
Wieviel davon bekomme ich?
Meine Reisekasse für 4 Monate SOA (Hinterindien) braucht noch dringend eine Finanzspritze.
Live aus einem Caritas-Cafe in Düsseldorf
Felx Haller – nicht erst seit 2013 alternativ
“Wir hätten dann Mittel in London, die wir frei verwenden können.”
Was soll der Unfug? “Deutschland” kann nichts überweisen, sondern nur irgendwelche Akteure, die hier in Deutschland (ganz FREI) über Geld verfügen müssen, um es überweisen zu können. Sonst spielt die Bundesbank nämlich nicht mit! Daß dabei der T2-Saldo sinkt bedeutet ja nicht, daß es damit zu irgendwelchen vermögensrelevanten Effekten führen würde, die dann z.B. privaten Akteuren zur Verfügung stünden. Der einzige meßbare Effekt ist der, daß die beteiligten Banken sich von dem Rundreise-Geld eine hübsche Provision abzwacken – für Geld gilt das europäische rooming nämlich nicht. :-)))
Gemeint ist natürlich “roaming” (englisch für „herumwandern“, „streunen“ oder „herumstreifen“).
Die Albrecht Idee, Geld im Kreis laufen zu lassen, damit man das “frei verwenden” kann, ist wirklich rührend. Schlußfolgerung: in Deutschland ist keine “freie Verwendung” möglich. Darauf muß man erst mal kommen!
@bto:”Statt die Energie darauf zu verwenden, die Thematik zu leugnen oder zu zeigen, dass es nicht geht, sollten wir alles daransetzen, den Schatz zu heben.”
Exakt.
Vielleicht in einer europaweit medial grossangekündigten und ganz in einem blauton gehaltener …” Aktion für Deutschland”…Abgekürzt AfD :-)
Blau verkörpert ja bekanntlich Hoffnung …und vermittelt den Leuten die Nähe und Verbundenheit dieser Aktion …zu EUropa.
Ob dann ein paar goldene Sternchen mächtig zittern werden..?!
Die Quoten für den nächsten Exit-Kandidaten gibt es übrigens hier:
https://www.oddschecker.com/politics/european-politics/next-country-to-leave-eu
Nebenbei: Frankreich hat Plätze “gutgemacht”.. :-)
An bto: WEr pfuscht denn da ständig in Ihrer blog-software herum? Oder steckt da mehr dahinter?
@Bauer
Vielleicht heute Hintergrundfarbe blau für den Kommentarbereich weil am Wochenende der erste AfD-Bürgermeister gewählt worden ist? ;)
” ist es an der Zeit, dass das Finanzministerium mit der Bundesbank an einer Lösung arbeitet”
Wir brauchen keine “Lösung” für die Target Salden.
Die Privathaushalte in D sollten generell überzeugt werden, dass diese mehr weltweit in Sachwerte, somit auch in Europa, investieren, statt über Billionen € Kontoguthaben zu verfügen.
Dies kann man sicherlich auch steuerlich fördern durch steuerliche Freibeträge im Rahmen eines Altersvorsorgekonto.
Und schon würden die Target Salden sinken, was diese aber im Rahmen der Bilanzreduzierung der EZB sowieso tun werden, wenn diese fortgesetzt wird.
Ich bin schon verwundert, dass man hier im Blog vielfach den Wunsch nach mehr Selbstverantwortung, gegen mehr staatliche Einmischung, vernimmt, aber
beim – aus meiner Sicht ziemlich unwichtigen Thema Target2 Salden- auf staatliche Lösung hofft.
Reale Verluste haben die Anleger selbst zu verantworten, wenn sie nicht so stark in Sachwerte investieren.
Wie kommt man auf die Idee grundsätzlich weniger Staat zu fordern, gerade bei diesem Thema aber das genaue Gegenteil zu fordern ?
Aus meiner Sicht ein klassisches Eigentor und Wasser auf die Mühlen von Befürwortern von noch mehr Staat.
“Doch statt darüber zu streiten, ob der hohe Target-Saldo eine werthaltige Forderung darstellt und ob diese gefährdet ist oder nicht, sollten wir lieber darüber nachdenken, wie wir die Target-Salden für unser Land nutzen können.”
Richtig, die Frage ist jedoch, wieso bisher so wenig private Investoren auf die Idee gekommen sind, ihre deutschen Bankguthaben in Italien, Frankreich, Griechenland oder im sonstigen “Euro-Ausland” anzulegen.
Vermutlich weil niemand sein gutes Geld diesem Risiko aussetzen will.
Herr Albrecht hat prinzipiell recht, aber würde er selbst als Privatmann das tun, was er vorschlägt ?
Die deutschen Target-Forderungen sind ein weiterer sichtbarer Ausdruck des deutschen Charakters.
Wir retten selbstlos die Welt, auch um den Preis des eigenen Untergangs.
Überspitzt gesagt:
Für 1,3 Billionen wurden aus Deutschland Waren exportiert, und jede Lieferung ohne Gegenleistung treibt in Deutschland die Inflation (Stichwort deutsche Immobilienblase). Diese Billionen wurden aus dem BIP Deutschlands entnommen und verschenkt. Und das bedeutet Inflation.Das Euro-Ausland hatte bei der Wahl ihres Gläubigers eine glückliche Hand.
@Vater Thiel
“Für 1,3 Billionen wurden aus Deutschland Waren exportiert, und jede Lieferung ohne Gegenleistung”
Ist eben nur falsch, da der wesentliche Teil der Target Salden durch die Ankaufprogramme de EZB entstanden sind.
Alter Artikel der BuBa aus 2020 dazu im Link, gibt bestimmt irgendwo auch neuere Artikel dazu.
Die FAZ/Braunberger schrieb 2018 mal “Für die Eurozone lässt sich seit 2015 ein bemerkenswert stabiler Zusammenhang feststellen: Mit jeder Milliarde Euro Anleihekäufe im Rahmen des EZB-Programms steigen die Salden im Target-2-System um rund 300 Millionen Euro, von denen rund 200 Millionen Euro Euro auf die Bundesbank entfallen.”
Wird sich beim PEPP sicherlich nicht ganz genauso dargestellt haben, aber es geht um die Grundsätzlichkeit.
Entsprechend wird der D Target Saldo auch wieder fallen, wenn Rückzahlungen aus auslaufende Anleihen nicht wieder reinvestiert werden.
Seit 12/22 bis 5/23 Rückgang übrigens um über 160 Mrd € bei D Target Salden.
https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/ankaufprogramme-beeinflussen-deutschen-target-saldo-829496
Danke für den Link.
Ich konnte aus dem Monatsbericht nicht erkennen, ob die Target-Forderungen DIREKT aus QE-Käufen der Zentralbanken gekommen sind oder als unerwünschte Nebeneffekte.
Ein Anstieg der Target-Forderungen als DIREKTE Folge der Anleihekäufe müsste aus Geldzuflüssen aus Wertpapier(ver-)käufen der Zentralbanken stammen. In diesem Fall hätte die Bundesbank in grossem Stil Anleihen von Partnern aus dem Euro-Ausland kaufen müssen oder umgekehrt hätten Partner aus dem Euro-Auslands Anleihen von der Bundesbank kaufen müssen.
Inwieweit dies der Fall war, ist mir nicht bekannt.
Ich war bisher der Meinung, jede Zentralbank kauft nur die Anleihen des eigenen Landes von Partnern im eigenen Land.
Mir erscheint ein QE-bedingter Zusammenhang aufgrund von Nebeneffekten wahrscheinlicher.
Ausgangspunkt der Anleihekäufe war ein massiver Vertrauensverlust, der sicher auch in der Realwirtschaft wahrgenommen wurde, also z.B. bei den Privathaushalten.
Dass die Anleihekäufe durch die Zentralbanken dann tatsächlich in so hohem Maße stattgefunden haben, hat den Vertrauensverlust nur noch bestätigt. Es wurde deshalb verstärkt Geld von nichtdeutschen Euroland-Privathaushalten (und Unternehmen / “Schattenbanken”) in den “sicheren Hafen” Deutschland verlagert, es floss also wesentlich mehr Geld nach Deutschland hinein als aus Deutschland hinaus. Die Legende etwa vom Immobilienkauf reicher Griechen in Berlin. Oder “reiche Italiener” haben ihre Bankguthaben bei der Unicredit in deutsche Bundesanleihen umgetauscht.
Das wären dann aber Anleihekäufe von privat.
Ein dauerhafter Exportüberschuss von Deutschland ins “Nicht-Euro-Ausland” ist fast zwangsläufig mit steigenden Target-Forderungen verbunden, soweit das Geld der Importeure nicht auch noch aus Krediten deutscher Banken stammt.
Erscheint das stimmig oder übersehe ich da etwas ?
” In diesem Fall hätte die Bundesbank in grossem Stil Anleihen von Partnern aus dem Euro-Ausland kaufen müssen”
muss natürlich heissen
” In diesem Fall hätte die Bundesbank in grossem Stil Anleihen an Partner ins Euro-Ausland verkaufen müssen”, was wenig Sinn macht.
@Vater Thiel
“Ein Anstieg der Target-Forderungen als DIREKTE Folge der Anleihekäufe müsste aus Geldzuflüssen aus Wertpapier(ver-)käufen der Zentralbanken stammen.”
Ja, so ist es. Hatte zum Glück auch Dr. Stelter im Podcast angesprochen. Habe mir aber nicht die Minute notiert…
Aber auch Braunberger in seinem FAZ Artikel beschreibt es mit dem Beispiel Banca d’Italia:
“Alle italienischen Anleihen werden von der Banca d’Italia erworben. Die Bundesbank kauft ausschließlich Bundesanleihen, aber viele aus der Eurozone stammenden Banken, die der Banca d’Italia Anleihen verkaufen, haben in der Eurozone ein Bankkonto in Frankfurt. Das heißt, in Italien entsteht durch den Anleihekauf neues Geld, das aber von den Anleihe verkaufenden Banken in Frankfurt auf Konten bei der Bundesbank gehalten wird. Verrechnet wird dies durch das Zahlungsverkehrssystem Target 2, in dem die Forderungen der Bundesbank und die Verbindlichkeiten der Banca d’Italia gegenüber der EZB zunehmen.”
https://blogs.faz.net/fazit/2018/07/03/das-anleihekaufprogramm-der-ezb-treibt-den-target-2-saldo-10130/
@ Vater Thiel
Hie nochmal das Bildchen, dass die Korrelation (aus meiner Sicht eben auch Kausalität) zwischen Target Salden und Eurosystem Überschussliquidität darstellt (das Auge isst mit 😉):
https://postimg.cc/JtMSpPQ5