Wer mit der Energie­wende Geld ver­dienen will, kauft Roh­stoffe

Verbinden wir heute mal zwei Meldungen. Zum einen die erneute Erinnerung, dass Geldanlage sich an Rendite und nicht an ideologischen Wunschvorstellungen orientieren sollte:

Die WELT schreibt in ihrem Newsletter „Alles auf Aktien“ Folgendes:

  • „Alle, die zuletzt die Finger von dem Energiesektor gelassen haben, taten gut daran, und alle, die drinstecken, sind gefrustet. Für sie war die grüne Transformation bislang kein gutes Geschäft. Denn alle deutschen börsennotierten Firmen, die bei der Energiewende mitmischen, haben in den vergangenen Jahren vom jeweiligen Hoch einen Börsenwert von gut 30 Milliarden Euro vernichtet. Allein die Misere von Siemens Energy kostete die Anleger seit Anfang 2021 insgesamt 19,6 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung.“ – bto: Ich persönlich hoffe, dass all jene, die uns ständig den Nutzen der Energiewende versprechen, wenigstens ihr Geld auch so anlegen.
  • „Siemens Energy ist auch wegen Missmanagements ein besonders extremes Beispiel dafür, welche Werte die Energiewende-Unternehmen in den vergangenen Jahren einbüßten. Aber auch andere Firmen konnten nicht davon profitieren, dass Milliarden in Deutschlands grünen Umbau gesteckt wurden. Allen Subventionszahlungen und -versprechen zum Trotz notieren viele Firmen aus den Bereichen Solar, Windkraft oder Biomasse tief im Minus. Anleger haben teilweise 90 Prozent – oder sogar mehr – verloren.“ – bto: Das „grüne Wirtschaftswunder“ findet bekanntlich nicht in Deutschland statt.
  • „Insgesamt ist bemerkenswert, wie klein die Branche der grünen Aktien hierzulande ist. Inklusive Siemens Energy bringen es sämtliche börsennotierte Anbieter, die sich bei der Energiewende beteiligen, auf 18,4 Milliarden Euro. Das ist weniger als der gesamte Wertverlust der Branche. Hier sieht man also auch, wie zart das Pflänzchen der Erneuerbaren immer noch ist.“ – bto: Nein, hier sieht man, dass wir eben keine Rolle in diesen Märkten spielen werden.
  • „Die Verluste sind nicht nur ein deutsches Phänomen. (…) Da ist es auch kein Wunder, dass der bei vielen deutschen Sparern so beliebte iShares Global Clean Energy allein in diesem Jahr ein Drittel seines Wertes verloren hat – vom Hoch waren es sogar 55 Prozent. Damit liegen die grünen Aktien meilenweit hinter dem breiten Markt zurück.“

Mich tröstet es wenig, dass ich bereits im Herbst 2021 in meiner Cicero-Kolumne vor diesem Bereich gewarnt und die „schmutzigen“ Alternativen empfohlen habe.

Und was braucht man für die Energiewende? Richtig: Rohstoffe in gigantischen Mengen. Trotzdem wird viel zu wenig investiert und um die Branche machen die Investoren einen Bogen. Die FINANCIAL TIMES (FT) berichtete gestern:

  • BlackRock, the world’s largest asset manager, has warned that investor reticence towards mining risks starving the sector of capital and stymying the energy transition by creating shortages of metals vital for green technologies. Evy Hambro, global head of thematic and sector-based investing at the US group, said funding needed to flow into the industry to ensure an adequate supply of materials for products from wind turbines to electric cars as well as to upgrade power grids.“ – bto: Aber der Sektor ist ja „schlecht“…
  • The mining sector remains unloved by investors despite record profits for many big companies last year, and despite widespread expectations of a boom in demand for metals such as copper, iron ore and nickel to supply the technologies and infrastructure required to reduce the world’s dependence on fossil fuels.“ – bto: … was auch mit den ESG-Auflagen zu tun hat.
  • Valuation multiples for mining companies have been languishing, according to Hambro. BHP, Rio Tinto, Glencore, Anglo American and Vale have an average price to forward earnings ratio of 8.5 times versus 18.5 for the S&P 500, according to S&P Capital IQ and Refinitiv. ‚The further you get away upstream from the renewable power companies, the lower the multiples go,‘ said Hambro. ‚But you can’t have the renewable power companies or electric-vehicle manufacturers without everything upstream of them. There’s this massive gap in valuation.‘“ – bto: Das stimmt zweifellos. Vor allem, wenn man bedenkt, wo der Engpass liegt.
  • Executives in the sector increasingly grumble that the cost of capital is too high for them to develop projects at a time when commodity prices have dropped off their highs and costs have surged. Mining companies are often excluded from environmental, social and governance investment frameworks, but the sector’s contribution to decarbonising the global economy and its own efforts to cut emissions generated in the production of metals have been ‚overlooked‘, said Hambro, who co-manages the BlackRock World Mining Trust.“ – bto: Das ist noch schlimmer als die Idiotie, Unternehmen, die zur Verteidigung beitragen, auszuschließen.
  • The New York-based asset manager on Monday warned in a report that metals needed for the ‚monumental‘ shift from an economy based on fossil fuels to a green system reliant on materials had been vastly underestimated.“ – bto: Die sichern sich im Zweifel andere Staaten und Regionen besser als wir.

ft.com (Anmeldung erforderlich): „BlackRock warns investor disdain for mining threatens green transition“, 30. Oktober 2023