Prof Piketty’s r>g equation causes waves
Thomas Piketty habe ich mehrfach kommentiert und gerade auch die Gesetzmäßigkeit seiner Annahme, dass die Kapitalrendite (r) über der Wachstumsrate der Wirtschaft (g) liegt. In ein paar Wochen erscheint übrigens ein Buch zu Piketty von mir: Zusammenfassung der Kernaussagen und kritische Diskussion. Und dies in bewährter, knackiger und pointierter Form. Mehr dazu demnächst.
Heute ein Beitrag aus der FT, der sich mit der r > g beschäftigt:
- Wenn r > g gelten soll, müssen die Gewinne anhaltend schneller wachsen als die Lohneinkommen, was eine natürliche Grenze impliziert. Es kann niemals mehr als 100 Prozent des Volkseinkommens auf die Kapitalgeber entfallen. Tatsächlich schwankt die Gewinnquote über Zeit und ist derzeit sehr hoch. Aber sie neigt dazu, wieder zum langfristigen Durchschnitt zurückzukehren. Dafür sorgen Wettbewerb und Regulierung.
- In der Tat deuten die heutigen Gewinnquoten darauf hin, dass es nicht genug Wettbewerb gibt und die Regulierung zu lax ist.
- Damit die Kapitalrendite dauerhaft über dem Wachstum der Wirtschaft liegen kann, müssten die Preise für Vermögenswerte konstant steigen. Also zum Beipiel die Kurs-Gewinn-Verhältnisse von Aktien. Theoretisch mag dies denkbar sein. In der Praxis jedoch ausgeschlossen.
- In den letzten 30 Jahren lag der Wertzuwachs im S&P 500 mit 8,8 Prozent pro Jahr (ohne Dividenden!) tatsächlich über dem Wachstum der US-Wirtschaft (5 Prozent) – doch dies ist die Ausnahme (in meinem Buch erkläre ich diese Ausnahme übrigens mit der Wirkung von Schulden auf Vermögenswerte).
- Wenn man am günstigsten Punkt der letzten 100 Jahre in Aktien eingestiegen ist (1932), hat man bis heute mit Aktien eine Rendite erwirtschaftet die UNTER dem Nominalwachstum der USA liegt.
- Es gibt gute Gründe, sich mit dem Thema Einkommens- und Vermögensverteilung auseinander zu setzen – auch ohne die Formel, die letztlich nicht stimmt.
→ FT (Anmeldung erforderlich): Prof Piketty’s r>g equation causes waves, 15. Juni 2014