Inflation ist ein mone­täres Phänomen

In meinem Podcast am 22. Mai 2022 geht es wieder um das Thema der Inflation. Erneut mit dabei Professor Tim Congdon, der vor fast einem Jahr im Gespräch mit mir vor deutlich höheren Inflationsraten warnte. Er ist Anhänger der monetaristischen Theorie der Inflation, die durchaus umstritten ist. Es gibt verschiedene Inflationstheorien, die jeweils nur in einem gewissen Umfeld funktionieren. Deshalb gehe ich im Vorfeld des Podcasts auf Beiträge beider Lager ein.

Den Anfang macht Prof. Gunther Schnabl, der ebenfalls bereits bei mir im Podcast zu Gast war.  Ers ist ein Vertreter der monetaristischen Sichtweise und schreibt in einem Beitrag für das Austrian Institute: „Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen, auch in Pandemie und Krieg.

Die Kernaussagen:

  • Nach Milton Friedman (1963) – und auch der Deutschen Bundesbank (1999) – ist Inflation ‘immer und überall ein monetäres Phänomen’ und liegt damit in der Verantwortung der Zentralbanken. Diese Schlussfolgerung baut auf der sogenannten Quantitätsgleichung (M * V = P * Y) auf, die einen Zusammenhang zwischen der von den Zentralbanken gesteuerten Geldmenge (M), dem Preisniveau (P), der Menge aller produzierten Güter und Dienstleistungen (Y) sowie der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (V) herstellt. Bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt das Preisniveau, wenn die Geldmenge schneller als die Menge aller produzierten Güter und Dienstleistungen wächst.“ – bto: Das ist der Kern der Theorie, die allerdings die Vermögenspreise außen vor lässt und meiner Meinung nach ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Empirie die These der Geldmenge nicht so klar stützt (dazu morgen mehr).
  • Die Abbildung zeigt für den Euroraum sehr eindrücklich, dass seit Einführung des Euro im Jahr 1999 sowohl die Zentralbankgeldmenge M0 (Bargeldumlauf + Einlagen der Banken bei der Zentralbank) als auch die Geldmenge M1 (Bargeldumlauf + Sichteinlagen bei den Geschäftsbanken) – ähnlich wie in anderen großen Währungsräumen – sehr viel schneller gestiegen ist als die Menge aller produzierten Güter und Dienstleistungen. Geht man davon aus, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sich nur langsam verändert, weil sich die  Zahlungsgewohnheiten nur langsam verändern, dann hat sich schon seit der Jahrtausendwende ein großer Geldmengenüberhang aufgebaut, der ein großes Inflationspotenzial geschaffen hat.“ – bto:  Die Kritiker würden sagen, dass die Tatsache, dass Inflation solange kein Problem war, beweist, dass die Geldmenge eben nicht relevant ist für die Inflation.

 

Quelle: Austrian Institute, EZB, Eurostat. Quartalsdaten.

  •  Zunächst wurde die Inflation jedoch bei Messung der offiziellen Konsumentenpreisindizes versteckt! So wurde seit den 1990er Jahren bei der Inflationsmessung die Qualitätsanpassung forciert. Bei Qualitätsverbesserungen von Industriegütern wie Elektrogeräten oder Automobilen werden die Preise in der Statistik nach unten gerechnet, etwa wenn diese neue Funktionen haben oder energiesparender sind. Bei Gütergruppen, wo sich die Qualität verschlechterte – z. B. bei Dienstleistungen (mehr Selbstbedienung) und Lebensmitteln (weniger nachhaltige Anbaumethoden) –, erfolgte diese Qualitätsanpassung in Form höherer Preise in der Statistik hingegen nicht. Ebenso wurden die Gewichte der im Konsumentenpreisindex repräsentierten Güter den veränderten Konsumgewohnheiten angepasst. Das dürfte dazu geführt haben, dass in den Indizes schrittweise teure Güter mit hoher Preissteigerung – z. B. Vollholzmöbel – durch billige Güter mit geringer Preissteigerung – z. B. Pressspanmöbel zum Selbstaufbau – ersetzt wurden.“ – bto: Diese Manipulation der Inflationsrate ist in den USA deutlich. Nach Corona haben die Statistikämter in der EU den Anteil von Restaurants im Warenkorb reduziert, wobei genau hier nach der Pandemie die Ausgaben übermäßig steigen dürften.
  • Zudem wurden wichtige Gütergruppen wie Immobilien, Aktien und öffentliche Güter (z. B. Straßen, Alterssicherung und Flughäfen) von der Preismessung einfach ganz ausgeschlossen. Im Euroraum begünstigte bereits ab dem Jahr 2001 die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank Immobilienpreisblasen in einigen südlichen Eurostaaten und Irland. Die Übertreibungen wurden von der EZB auch deshalb ignoriert, weil im Gegensatz zu anderen Ländern wie der Schweiz sogar selbstgenutzte Immobilien bei der Inflationsmessung ausgeklammert werden.“ – Eine Vermögenspreisinflation ist ja nun wahrlich nicht leugnen.
  • “Schließlich ist seit Mitte 2021 nun im Zuge der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs die Inflation in Form von steigender Konsumentenpreisinflation für alle sichtbar geworden. Beide Krisen haben gemeinsam, dass durch die von den Staaten angeordneten Regulierungen – Lockdowns, die Unterbrechung der Handelswege, Importverbote – die Menge aller produzierten Güter und Dienstleistungen eingeschränkt wurde. In eine ähnliche Richtung werden die weltweit verabschiedeten Lieferkettengesetze wirken, die höhere Umwelt- und Sozialstandards in Entwicklungs- und Schwellenländern bewirken sollen.“ – bto: Das ist klar, hat aber nichts mit der Geldpolitik zu tun.
  • Gleichzeitig stieg aber im Zuge der Corona-Krise durch den umfangreichen Ankauf von Vermögenswerten durch die Zentralbanken – im Euroraum das sogenannte „Pandemische Notfallkaufprogramm“ – die Geldmenge noch stärker an. Die Zentralbanken erhöhten so aus zwei Gründen indirekt den Inflationsdruck. Einerseits wurden die einschneidenden Regulierungen erst politisch möglich gemacht, da die Staaten mit Hilfe der Staatsanleihekäufe der Zentralbanken die negativen Auswirkungen der Regulierungen auf den Arbeitsmarkt mit Finanzhilfen abdämpfen konnten. (…) Andererseits spülten die zentralbankfinanzierten Hilfen viel Liquidität in die Taschen der Konsumenten, während durch die Lockdowns die Konsummöglichkeiten zunächst eingeschränkt wurden. Die schnell wachsenden Ersparnisse, die sich im deutlichen Anstieg der Geldmenge M1 zeigten, dürften die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten erhöht haben (…).“ – bto: Letztlich ist es die stark gestiegene Staatsverschuldung, die eine Geldmengenausweitung mit sich bringt. Das ist MMT und unabhängig vom Handeln der Notenbanken.
  • „(…) die Energie- und Rohstoffpreise sind schon vor dem Krieg gestiegen, da sie aus fünf Gründen sensibel auf anhaltend niedrige Zinsen und die immer stärkere Ausweitung der Zentralbankbilanzen reagieren.Erstens hat aufgrund des sich beschleunigenden Wertverlustes von Dollar und Euro eine Flucht in Sachwerte eingesetzt. Sachwerte sind nicht nur Immobilien und Aktien, sondern auch Anteile an Rohstoffminen und Rohstoffe einschließlich Öl und Gas. Zweitens hat die ultralockere Geldpolitik der großen Zentralbanken die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und damit auch die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen angeheizt. Gehen die Unternehmen – drittens – davon aus, dass der Preisanstieg auf Dauer sein wird und Lieferketten erneut unterbrochen werden können, horten sie Rohstoffe, was die Nachfrage weiter erhöht. Viertens werden Energie und Rohstoffe überwiegend in Dollar gehandelt. Wertet der Euro aufgrund der anhaltend lockeren Geldpolitik der EZB ab, steigen die Preise in Euro. Fünftens halten energie- und rohstoffexportierende Länder große Dollar- und Euroreserven, die durch Inflation in den USA und im Euroraum entwertet werden. Die energie- und rohstoffexportierenden Länder können sich durch Preiserhöhungen gegen diesen Wertverlust absichern.“ – bto: Letztlich hat die Fed das Versprechen gebrochen, die Kaufkraft des US-Dollar in Öl zu erhalten, was dazu führt, dass es zu einer Aufwertung der Rohstoffpreise kommen muss. Andererseits haben wir bei Öl die Folgen von jahrelangen Unter-Investitionen zu beachten.
  • Erstens entstand in den 1970er Jahren der globale Inflationsdruck wie heute bereits vor der durch den Jom-Kippur-Krieg ausgelösten ersten Ölkrise (1971). Seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahre hatten die USA den Vietnam-Krieg und wachsende Sozialausgaben teilweise über die Notenpresse finanziert. Über die Wechselkursbindungen an den Dollar wurde die Inflation in viele Länder exportiert. Zweitens hatten damals wie heute die energie- und rohstoffexportierenden Länder einen Anreiz, die realen Wertverluste ihrer Dollarreserven über Preissteigerungen auszugleichen. (…) Drittens haben anhaltend expansive Geldpolitiken stets negative Wachstum- und Verteilungseffekte (…) Wie in den 1970er Jahren hat – viertens – die nun wachsende internationale politische Instabilität über steigende Öl- und Rohstoffpreise den globalen Inflationsdruck nochmals verstärkt.“ – bto: Das ist eine Parallele, die auch zeigt, dass es verschiedene Faktoren sind, die zusammenspielen. Damit ist nicht gesagt, dass es nicht relevant ist, lediglich, dass die Zusammenhänge mit Blick auf die Inflation komplex sind.
  • Man kann davon ausgehen, dass aufgrund des fortbestehenden immensen Geldüberhangs der Inflationsdruck insbesondere im Euroraum, aber auch in den USA lange anhalten wird. Denn die hohe Staatsverschuldung wird durch Inflation abgeschmolzen, was den Staaten nützt. Da dieser Weg jedoch mit anhaltender wirtschaftlicher Instabilität verbunden sein dürfte, wird wohl die Ukraine-Krise nicht die letzte Krise sein.“ – bto: Ich teile natürlich die Kritik an der aktuellen Politik und die Vermutung, dass es wohl im Interesse der Staaten liegt, dass die Schulden entwertet werden.

austrian-institute.org: „Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen, auch in Pandemie und Krieg“, 23. April 2022

Kommentare (49) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Wichtig beim Konzept der Geldumlaufgeschwindigkeit ist vor allem,
    dass unproduktives Geld eine Umlaufgeschwindigkeit von null hat
    und damit die Geldumlaufgeschwindigkeit im Zeitablauf (kumuliert)senkt.

    Schafft eine Geschäftsbank 1.000 Euro Geld für einen Unternehmer, der damit 100 Einheiten eines Wirtschaftsgutes herstellt,
    dann gilt bezogen auf dieses Geschäft:
    Geldumlaufgeschwindigkeit V = 100 (Y) * 10 (P) / 1.000 (M) = 1

    Nimmt danach ein Spekulant einen Kredit von 250 Euro auf, um einem Grundstücksbesitzer ein Grundstück oder eine Aktie oder Anleihe abzukaufen,
    so gilt für dieses einzelne Geschäft
    Geldumlaufgeschwindigkeit V = 0 (Y) * 0 (P) / 250 (M) = 0 oder M * V = 250 * 0 = P * Y = 0 * 0.

    Sind die beiden o.g. Geschäfte die einzigen Geschäfte der betrachteten Periode, so gilt für diese Periode insgesamt (kumuliert)
    Geldumlaufgeschwindigkeit V = 100 (Y) * 10 (P) / 1.250 (M) = 0,8

    In der Vergangenheit ist die Geldumlaufgeschwindigkeit teilweise dramatisch gesunken, was zum grossen Teil auf unproduktive Geldschöpfungen, z.B. für spekulative Geschäfte zurückzuführen ist.

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    • Christian Anders
      Christian Anders sagte:

      @Vater Thiel

      Und wenn man alles in einer Periode betrachten MUSS, wo werden die Größen dann alle nach t differenziert?

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @Christian Anders
        Das Beispiel soll die begrenzte Aussagekraft und die inneren Widersprüche von Konzepten wie “Geldumlaufgeschwinigkeit V” verdeutlichen.
        Ich persönlich vermute, die Quantitätsformel ist ähnlich entstanden wie die Lafferkurve, überspitzt gesagt aus einer Laune am Biertisch heraus. Durch eine Verkettung verschiedener Umstände hat das Konzept Eingang in die akademische Welt gefunden und zur Bildung zahlreicher Mythen geführt.
        Ausserdem verdient die Berater- und IT-Branche gutes Geld mit Modellen und Ausarbeitungen zu solchen Konzepten.
        Ganz pragmatisch verwende ich ein sinkendes V als EINEN Indikator für eine unproduktivere Verwendung der Geldmenge. Nur einer von vielen Indikatoren. Mehr nicht.

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        @ Vater Thiel
        Sie liegen genau richtig, mit der betriebswirtschaftlichen Einzelunternehmerischen Betrachtungsweise. Die Kennzahl analysiert die Aktivseitenstruktur eines genauen Wirtschaftsbetriebs mit konkreter Technologie und dort kann das V als Indikator für den Prduktionsprozeß Anreize zur Andersgestaltung geben.
        Davon sektoral zu Abstrahieren, volkswirtschaftlich zu Verknüpfen sowie makroökonomische global zu aggregieren, bleibt kaum mehr als eine Lachnummer der Tausend Worte und Charts.

  2. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    M*V=P*Y

    Bevor Richtigkeit oder nicht diskutiert wird, sollten wir überlegen, ob die RELEVANTEN Größen überhaupt messbar sind. Sprich – über welche Geldmenge reden wir eigentlich (M0, M1, M2, …) Oder in den Worten von Jeff Snider „What is money?“

    Soweit ich das verstanden habe, ging‘s immer um M3. Die FED hat deren Messung wegen Nichtmessbarkeit aber 2006 (?) aufgegeben. Und sich anderen Zielen als der GeldMENGENsteuerung verpflichtet.

    PS Antwort J Snider „We don‘t know. So steering is impossible.“

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    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Stoertebekker

      So wie die Gleichung hier steht, drückt sie nur BEZIEHUNGEN aus, etwa derart:

      Wenn sich ein Faktor verändert, muss sich mindestens noch ein anderer verändern

      oder

      Wenn sich drei Faktoren verändern haben, kann sich, muss sich der vierte aber nicht verändert haben.

      Derartige Aussagen sind, wenn sie richtig sind, unangreifbar, OHNE dass irgendetwas gemessen werden muss.

      Denn fürs Verständnis von Zusammenhängen braucht man nichts zu messen.

      Sie haben aber Recht, dass die Geldmenge, die in der Gleichung mit „M“ bezeichnet wird, zu definieren ist und gemessen werden muss – genauso wie „V“, „P“ und „Y“, WENN man die VERÄNDERUNGEN der Summen linke Seite/rechte Seite URSÄCHLICH den VERÄNDERUNGEN der jeweiligen Faktoren ZUORDENEN will.

      Was „M“ betrifft, ist entscheidend dafür, dass man das „Geld“ darunter versteht, das VERFÜGBAR für NACHFRAGE ist.

      Denn da die Gleichung die REALITÄT abbilden soll, muss sie „M“ einen Bezug zur Nachfrage herstellen und natürlich auch „V“, weil es im Zeitverlauf zwischen den Messungen von „P“ sozusagen der Nachfrage-Multiplikator eingesetzten Geldes ist.

      Die Messbarkeit der Faktoren und daraus folgend die URSÄCHLICHE Zuordnung sind unabdingbar, um GEZIELT Maßnahmen ergreifen zu können mit Bezug auf die Inflation.

      Und richtig, darum geht es letztlich nur.

      Aber manche wissen schon beim ANBLICK der Gleichung, was “immer und überall” der Fall ist.

      Antworten
    • Tom96
      Tom96 sagte:

      @ Störtebekker
      Lassen Sie sich doch nicht ins Bockshorn jagen als ehemaliger Zoonie,
      die flüssigen Mittel sind alles das, was in der Bilanzierung nach der Rechnungslegung Doppik auf der Aktivseite als Umlaufmittel aufgestellt sind. Dort wird auch die Umlaufgeschwindigkeit gemessen – wöchentlich, monatlich somit Stichtag bezogen zum Abschluss der Buchführung.
      Das ist die reale Welt alles andere sind doch Möchtegerne ohne impact, Illusionisten.
      Richard Werner hat das in einer Simulation die Parallel zur regulären Finanzbuchhaltung gefahren wurde belegt.
      Also Adieu Abstraktion
      https://wisosophi.wordpress.com/2022/05/17/abstraktion-des-sein/

      Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      @ Stoertebecker

      Die Quantitätsgleichung ist eigentlich ein “no brainer” und sie taugt nicht dazu, Inflation zu erklären. Denn wie @Vater Thiel und @Bauer richtig beschreiben, wäre es notwendig zu unterscheiden, welcher Teil der Geldmenge, der für die realwirtschaftliche Nachfrage zur Verfügung steht, auch tatsächlich dafür eingesetzt eingesetzt wird.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ jobi

        Das ist falsch.

        Die Quantitätsgleichung taugt sehr wohl dazu, Inflation zu ERKLÄREN, wenn vielleicht auch nicht umfassend.

        Sie taugt allerdings nicht dazu, Inflation URSÄCHLICH zu BESTIMMEN, d. h. von einer Änderung der Geldmenge M um x abzuleiten, dass sich das das Preisniveau P um y ändert c. p.

        Denn der Grund, den Sie angeben, ist ja richtig:

        >… wäre es notwendig zu unterscheiden, welcher Teil der Geldmenge, der für die realwirtschaftliche Nachfrage zur Verfügung steht, auch tatsächlich dafür eingesetzt eingesetzt wird.>

        Ja, oder genauer: welcher Teil der Teil der Geldmengenänderung ….

        Erklären und Bestimmen sind nun mal nicht dasselbe.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ jobi

        Ich habe „falsch“ gesagt und Sie sind NICHT beleidigt.

        Die BEGRÜNDUNG hat Sie überzeugt, so dass Sie der Differenzierung zustimmen konnten.

        Sie mussten NICHT eine „neue Hypothese“ einführen.

        Ich frage mich, warum andere das nicht können.

        Es geht doch um KLÄRUNG, nicht um Sieg oder Niederlage.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        „Es geht doch um KLÄRUNG, nicht um Sieg oder Niederlage.“

        Unverstanden von vielen (den meisten?).

        Ich stimme Ihnen grundsätzlich zu, bin der Quantitätsgleichung gegenüber jedoch noch ungnädiger als Sie.

        Man kann – will man methodolgisch korrekt arbeiten – sowas wie die Quantitätsgleichung nicht einführen und als „Theorie“ nutzen.

        Sie ist eine Identität (also nicht ohne Aussagekaraft), die immer mindestens 2 Unbekannte hat (also ohne Erklärkraft). Erklärkraft macht aber eine Theorie zu eben jener.

        Ich kann aus methodologischen Gründen den Stellenwert, den sie in der „wissenschaftlichen“ Debatte der VWL hat, nicht gutheißen.

        Bad Science!!!

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        Sehe ich auch so:

        Nicht ohne Aussagekraft, aber keine Theorie.

        Ich würde sie aber deshalb nicht bad science nennen.

        Sondern:

        Unvollständig, Faktoren ausschließend, aber nicht hinreichend, um eindeutige Kausalitäts-/Wirkungszusammenhänge darzulegen und daher:

        zu UNBESTIMMT, um zu belastbaren Zukunftsaussagen zu kommen.

        Mit der Folge, leider:

        Die wildesten Behauptungen werden aufgestellt – was, warum nicht, aber würde, wenn … bis hin zu: ist sowieso alles zwecklos.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @DT

        Naja, etwas als Erklärung zu nutzen, das nichts erklären kann, ist: „bad“ in the scientific meaning.

        Dass ein grundsätzlich gegebener Zusammenhang abgebildet wird, ist dafür tatsächlich zweitrangig – NOCH schlimmer wäre nur, wenn der Zusammenhang per se nicht stimmt.

        Wenn ich voneinander abhängige Variablen auf beiden Seiten des Gleichheitszeichens habe, kann ich keine lineare Algebra machen, sondern muss Differenzialgleichungen anwenden.

        Ich unterstelle, dass die VWL dies aus Interesse nicht tut, da die „Quantitätstheorie“ dann sofort implodieren würde: Es fehlt dann immer mindestens eine bekannte Variable und somit geht alles zum Teufel (mathematisch gesehen).

        Ich weise darauf hin, dass ich mathematische Konsistenz für einen unverhandelbaren Grundpfeiler von „good“ science halte!

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        Sie legen den Maßstab der Naturwissenschaften an.

        Das ist vollkommen in Ordnung und gemessen DARAN, kritisiere ich Ihr Urteil nicht.

        Nur:

        Kann er in den Sozialwissenschaften, die das Problem haben, dass das „Objekt“ der Erklärung nicht fixiert ist, sondern kontinuierlich die Bedingungen der Erklärung ändert, der Maßstab sein?

        Das kann er nicht.

        Daher bleibt nur die Frage:

        Die Sozialwissenschaften AUFGEBEN, weil sie dem Maßstab nicht genügen

        oder

        herausfinden und erörtern, was plausibel ist und Sinn macht und daraus SCHLUSSFOLGERUNGEN zu ZIEHEN?

        Die Antwort ist nicht wissenschaftlich begründbar, sondern eine nach Nutzengesichtspunkten PRAGMATISCH zu fällende.

        Es wird offensichtlich ein Nutzen gesehen – und sei es LETZTLICH nur der, Wirkungen auch Ursachen zuordnen zu können.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @DT

        „Kann er in den Sozialwissenschaften, die das Problem haben, dass das „Objekt“ der Erklärung nicht fixiert ist, sondern kontinuierlich die Bedingungen der Erklärung ändert, der Maßstab sein?“

        Im speziellen Fall der Quantitätsgleichung JA. Sie setzt sich diesen Rahmen durch ihre Formulierung ja selbst, denn Sie besteht ausschließlich aus objektiven Messgrößen (ab davon, ob man diese alle praktisch wirklich messen KANN).

        „Die Sozialwissenschaften AUFGEBEN, weil sie dem Maßstab nicht genügen“
        NEIN

        oder

        „herausfinden und erörtern, was plausibel ist und Sinn macht und daraus SCHLUSSFOLGERUNGEN zu ZIEHEN?“
        JA

        „Die Antwort ist nicht wissenschaftlich begründbar, sondern eine nach Nutzengesichtspunkten PRAGMATISCH zu fällende.“

        Ist es pragmatisch, etwas Falsches zu tun, weil man das Richtige nicht erreichen kann, ganz platt gefragt? Oder in der VWL noch schlimmer, aus den Scheuklappen der Denkschulen heraus auch oft nicht WILL?
        Dann wird auch ein weicheres Verständnis von Wissenschaft zu keiner Wissenschaft mehr.

        Übrigens gibt es das Problem der Moving Targets doch auch in den Naturwissenschaften. Wenn man etwas modellieren will, gehen ja die Ergebnisse von Grundgleichungen als Prämissen in die höhere Ebene mit ein, wo wiederum Eingangswerte für die Grundgleichungen erzeugt werden, wo… usw.
        Eine Inflationstheorie bräuchte ZWINGEND ein solches Modell, rein aus Plausibilitätsgründen.

        Wenn man das nicht kann, ist das halt so. Punkt! Dann nicht.
        Man kann nicht sagen, man greife aus Pragmatismus zur Krücke einer Gleichung, die garantiert nicht bei den relevanten Fragen weiterhilft, aber doch ein ganz gutes Bild eines Zusammenhangs zeigt. DAS ist schlecht, auch nach geringeren/anderen Maßstäben als denen an Naturwissenschaftliche Grundgleichungen.

      • jobi
        jobi sagte:

        @D.Tischer

        Nochmal einmal etwas ausführlicher, da
        ich mich nachlässig ausgedrückt hatte.

        Präziser wäre, ähnlich wie @C.Anders formuliert: Die Identität hat wenig Erklärkraft.

        Konkret: Es ist nur ein TEIL der zusätzlichen Geldmenge, der in erster Ordnung Auswirkungen auf das Preisniveau in der Realwirtschft hat.

        Aber auch Assetpreise wirken über den “wealth”- Effekt zurück auf die Verbraucherpreise, besonders dann, wenn Geldmengen- und Asstetpreissteigerungen zuletzt gesehene Größenordnungen haben.

        So hat ein typisches US-Eigenheim in 2021 eine Wertsteigerung in Höhe des mittleren Jahreseinkommens erfahren.

        Der wealth Effekt hat in der konsumlastigen US-Wirtschaft von jeher einen nicht zu vernachlässigen Nachfrageeffekt.
        Aktuell hat er auch zur Überhitzung des Arbeitsmarktes beigetragen, da viele ältere Arbeitnehmer sich nach der Pandemie den vorgezogenen Ruhestand “leisten” konnten.

        Fazit: Um ihre Erklärkraft unter Bedingungen des globalen Finanzsystems zu erhalten, müsste die Quantitätsgleichung nach realwirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Größen unterscheiden.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ jobi

        >Es ist nur ein TEIL der zusätzlichen Geldmenge, der in erster Ordnung Auswirkungen auf das Preisniveau in der Realwirtschft hat.>

        Ja, und es ist ein Problem, dass wir darüber nicht genügend wissen.

        >Fazit: Um ihre Erklärkraft unter Bedingungen des globalen Finanzsystems zu erhalten, müsste die Quantitätsgleichung nach realwirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Größen unterscheiden.>

        Ja, aber nicht nur eine Unterscheidung:

        Die Größen müssten sehr viel mehr auf ihre WIRKUNG hin differenziert werden.
        Und wegen der GLOBALISIERUNG, die nicht nur eine Globalisierung des Finanzsystems ist, müssten auch „Y“, die als Angebot verfügbaren Güter und Dienstleistungen, DIFFERENZIERT betrachtet werden und insbesondere dann, wenn sie betreffend Schocks erfolgen.

        Ich bin vom Grundsatz her Ihrer Meinung.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        >Ist es pragmatisch, etwas Falsches zu tun, weil man das Richtige nicht erreichen kann, ganz platt gefragt?>

        Das ist etwas zu platt gefragt.

        Die Situation ist der Analogie nach etwa so:

        Frage:

        Auf welchem Weg komme ich nach X?

        Antwort:

        Gehen Sie in dieser RICHTUNG.

        Das ist das Verständnis, wonach Sozialwissenschaft m. A. n. letztlich betrieben wird.

        Die Antwort/das Verständnis mögen falsch SEIN, werden aber als nützlicher betrachtet als die Antwort:

        Auf IRGENDEINEM Weg.

        >Man kann nicht sagen, man greife aus Pragmatismus zur Krücke einer Gleichung, die garantiert nicht bei den relevanten Fragen weiterhilft, aber doch ein ganz gutes Bild eines Zusammenhangs zeigt.>

        Anders:

        Man kann sagen, man greife aus Pragmatismus zur Krücke einer Gleichung, wenn diese bei der relevanten Frage INSOWEIT weiterhilft, wie sie UNREALISTISCHE Annahmen bzw. Faktoren AUSSCHLIESST, OBGLEICH sie mit dem Defizit behaftet ist, dass sich die relevante Frage damit NICHT beantworten lässt.

        Gewinnung von Minimalorientierung:

        Das ist die Formulierung eines Standpunkts, den man einnehmen kann.

        Nicht mehr.

  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    „Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen, auch in Pandemie und Krieg.“

    „Diese Schlussfolgerung baut auf der sogenannten Quantitätsgleichung (M * V = P * Y) auf, die einen Zusammenhang zwischen der von den Zentralbanken gesteuerten Geldmenge (M), dem Preisniveau (P), der Menge aller produzierten Güter und Dienstleistungen (Y) sowie der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (V) herstellt.“

    Nehmen wir die Gleichung als Prämisse an, die nicht bezweifelt werden kann.

    Fallbeispiel 1:

    Wenn die Geldmenge M steigt, die Umlaufgeschwindigkeit V aber gleichbleibt, wird die linke Seite der Gleichung der Summe nach größer.

    Demnach muss auch die rechte Seite der Gleichung größer werden und zwar um den Betrag, den die linke Seite größer geworden ist.

    Weiter sagt mir mein bescheidenes Verständnis einfachster Mathematik, dass die rechte Seite zwei Faktoren hat, und mein ebenso bescheidenes Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge, dass sie sich UNABHÄNGIG voneinander VERÄNDERN können.

    Nehmen wir an, dass Y, also die Menge aller produzierten Güter und Dienstleistungen KONSTANT bleibt.

    Dann MUSS P größer geworden sein, die Rate der Preissteigerung hat dem demnach zugenommen, i. e. Inflation oder höhere Inflation.

    Fallbeispiel 2:

    Auf der linken Seite bleiben beide Faktoren gleich, also keine Veränderung der Summe.

    Auf der rechten Seite VERRINGERT sich Y, also die Menge der produzierten und damit auch angebotenen Güter und Dienstleistungen nimmt ab – Lagerhaltung außen vor −, dann muss sich P ERHÖHEN, um die Summe auf den Betrag der linken Seite zu bringen.

    Fazit Fallbeispiel 2:

    Inflation OHNE Erhöhung der Geldmenge.

    Obiger Satz ist daher FALSCH.

    Er wäre nur dann richtig, wenn Y, also die Menge der produzierten und angebotenen Güter und Dienstleistungen IMMER konstant wäre.

    Wie die jüngste ERFAHRUNG in einer GLOBALISIERTEN Wirtschaft zeigt, ist dies NICHT der Fall.

    Das wird auch im Beitrag ausgesprochen:

    „Beide Krisen haben gemeinsam, dass durch die von den Staaten angeordneten Regulierungen – Lockdowns, die Unterbrechung der Handelswege, Importverbote – die Menge aller produzierten Güter und Dienstleistungen eingeschränkt wurde.“

    „bto: Das ist klar, hat aber nichts mit der Geldpolitik zu tun.“

    Richtig, trifft aber NICHT den Punkt:

    Denn es hat etwas mit INFLATION zu tun – und DARUM geht es doch in dem Beitrag.

    Dass die Geldmenge in der Vergangenheit immer AUCH und sogar MEISTENS der überwiegende bis ausschließliche Inflationstreiber war, bestreitet doch niemand.

    Und sie wird es in Zukunft MEHR denn je sein:

    >bto: Letztlich ist es die stark gestiegene Staatsverschuldung, die eine Geldmengenausweitung mit sich bringt. Das ist MMT und unabhängig vom Handeln der Notenbanken.>

    Das sehe ich GENAUSO.

    Die Aussage ist m. A. n. auch sehr zutreffend, weil NICHT die Notenbanken durch ihre Geldpolitik zur Ausweitung der Geldmenge die HAUPTTREIBER der Inflation sein werden.

    Es werden vielmehr die Staaten sein mit ihrer Fiskalpolitik, die nicht nur die Geldmenge erhöht, sondern auch dafür sorgen wird, dass sie EFFEKTIV mit NACHFRAGE wirksam wird, weil der der Staat das mit Verschuldung besorgte Geld nicht spart oder hortet.

    Allerdings werden die Notenbanken dafür sorgen MÜSSEN, dass sich die Staaten GÜNSTIG verschulden können.

    Das wird durch den kontinuierlichen Aufkauf von Staatsanleihen erfolgen, ist aber nicht die klassische Geldpolitik.

    Antworten
    • PW
      PW sagte:

      Die EZB verletzt ihre Verpflichtung der Sicherung der Preisstabilität.

      Das Ziel gilt unabhängig von Inflationstheorien.

      Und wenn die EZB die Verpflichtung zur nach Art. 88 GG verletzt, dann bröckelt die gesamte Legitimation.

      „Allerdings werden die Notenbanken dafür sorgen MÜSSEN, dass sich die Staaten GÜNSTIG verschulden können.“

      Müssten sie zumindest zustehenden Anteil nicht. Anteilig gerecht fließen Zinsaufschläge sowieso an die Eigner der Notenbanken zurück.

      Die ganze Theoriediskussion ist interessant, solange sie nicht als wohlfeile Nebelkerze zur vorsätzlichen Saumseligkeit missbraucht wird (vgl. Rolf Peter unter [Kehrt die Vernunft in der Geld­politik zurück]).

      Antworten
      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @PW

        „Das Ziel gilt unabhängig von Inflationstheorien.“

        Eine richtige, aber unsinnige Aussage.
        Begründung: Eine ZB braucht eine Theorie, anhand derer sie ihre Handlungen ausrichtet, um Preisstabilität zu sichern. Das Ziel gilt also zwar immer, ist aber immer ausschließlich ABHÄNGIG von der Theorie erreichbar.

        Die Diskussion um eine Inflationstheorie ist folglich essentiell, keine Nebelkerze.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ PW

        „Die ganze Theoriediskussion ist interessant, solange sie nicht als wohlfeile Nebelkerze zur vorsätzlichen Saumseligkeit missbraucht wird (vgl. Rolf Peter unter [Kehrt die Vernunft in der Geldpolitik zurück])”.

        Diese Aussage zeigt, dass Sie nicht verstanden haben, um was es hier geht.

        Es geht nicht um die „Rückkehr von Vernunft“, von der sowieso fraglich ist, ob es sie in einem wohl verstandenen Sinn schon jemals gegeben hat in Szenarien wie diesen.

        Es geht vielmehr um zweierlei:

        a) um ERKLÄRUNGEN der Realität – dazu meine Aussage, dass eine hier aufgestellte Behauptung falsch ist.

        und

        b) um die GESTALTUNG von Realität – dazu die Aussage von Dr. Stelter und meine zustimmende Meinung dazu.

        Was b) betrifft:

        Das bezieht sich auf den SYSTEMERHALT, so wie er von der Gesellschaft bzw. der Politik verstanden wird.

        Da kommt Vernunft nicht vor, sondern die rationale BEDIENUNG von INTERESSEN.

        Im Kontext verstanden ist der Unterschied zwischen Rationalität und Vernunft:

        Rationalität ist PRAKTISCH instrumentell für den Ausgleich von Interessen, der Systemstabilität gewährleisten soll.

        Vernunft bezieht sich aus THEORETISCHER Sicht auf ein Handeln von Institutionen und Regierungen etc., um ein Gleichgewicht herzustellen.

        Der Ausgleich von Interessen ist etwas völlig anderes als ein Gleichgewicht herzustellen.

      • PW
        PW sagte:

        @ Christian Anders
        Der Werkzeugkasten der EZB ist klein, überschaubar, und bekannt. Die EZB kann ihre Werkzeuge auch ohne Theorielitanei anwenden. Oder möchten Sie das bestreiten?

        Die Menschheit hat das meistens so gehandhabt, oft sogar mit mehr Unsicherheit. Nehmen Sie sich mal die Coronamaßnahmen als Referenz.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @PW

        „Die EZB kann ihre Werkzeuge auch ohne Theorielitanei anwenden. Oder möchten Sie das bestreiten?“

        Nein natürlich nicht! Wie kommen Sie darauf? Habe ich solches geschrieben?
        (Wieso versteht hier keiner meine Beiträge mehr? Habe ich die Sprachfamilie gewechselt?)

        Die EZB kann aber nichts Zielgerichtetes tun, wenn sie nicht zu wissen glaubt, WELCHEN Effekt ihre Maßnahme hat. Geht rein logisch nicht.

        Und dieses „zu wissen glauben“ nennt man halt Theorie.

        Zu fordern, sie solle ein Ziel anstreben, beinhaltet, dass sie über eine Theorie verfügen MUSS.

        Und jetzt kommen Sie und sagen, Diskussionen über falsch/richtig eben jener Theorie seien Nebelkerzen?

        Die Theoriediskussion entbindet nicht von der Handlungspflicht. Eine Nebelkerze ist es dennoch nicht, sondern absolut relevant. Begründung s. o.!

      • PW
        PW sagte:

        @ Christian Anders
        „Die EZB kann aber nichts Zielgerichtetes tun, wenn sie nicht zu wissen glaubt, WELCHEN Effekt ihre Maßnahme hat. Geht rein logisch nicht.“

        Sie verwechseln da etwas. Es ist nicht relevant, was die Damen und Herren der EZB zu wissen glauben. Relevant ist, was das Publikum bezüglich ihres Produkts glaubt.

        Das ist die simple Theorie hinter Fiatgeld.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @PW

        „Das ist die simple Theorie hinter Fiatgeld.“

        Die müssten Sie erläutern. Ich halte sie für falsch.

        Und: Selbst, FALLS sie richtig wäre, müssten die „Damen und Herren der EZB“ glauben zu wissen, was das Publikum glaubt. Sonst würden sie im luftleeren Raum operieren.

        Und schon wären wir wieder bei einem theoretischen Überbau.

        Ihre Behauptung ist also auf mehreren Ebenen angreifbar. Die zweite ist eigentlich ein Genickbrecher.

      • PW
        PW sagte:

        @ Christian Anders
        „Und schon wären wir wieder bei einem theoretischen Überbau.“

        Machen wir’s konkret:
        Solange das Publikum an Dragis unbedingte Staatsschuldengarantie glaubt, benötigen Sie bezüglich der steigenden Spreads für einzelne Kandidaten keine ausgefeilten Theorien:
        Wie lange der Glauben trägt, wird die EZB als einzelner Teilnehmer des großen Spiels niemals wissen. Catch 42.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @PW

        Doch, nämlich die, dass der Glauben des Publikums den gewünschten Effekt hat und mit welchem Trigger sie diesen Glauben bespielen können. Für „den gewünschten Effekt“ brauchen sie dann noch eine Theorie über die Mechanik im Hintergrund.

        Es geht nicht ohne. Das menschliche Leben besteht aus Konsequenzen unserer Ansichten darüber, wie die Welt funktioniert.

        Was anderes zu behaupten ist logisch inkohärent.

      • PW
        PW sagte:

        @ Christian Anders
        „Es geht nicht ohne. Das menschliche Leben besteht aus Konsequenzen unserer Ansichten darüber, wie die Welt funktioniert.“

        Das ist Ihr persönliches Weltbild. Beispiel: Das ganze Universum funktioniert offenbar entsprechend der Theorie der Quantenmechanik. Wie die Quantenmechanik tatsächlich funktioniert, hat bisher noch kein einziger Mensch verstanden. Auch wenn’s keiner versteht, die praktische Mathematik dahinter wird dessen ungeachtet erfolgreich angewendet.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @PW

        Was sie sagen, ist kein Widerspruch zu meiner Position. Dass das Universum nach Regeln funktioniert, die wir entdeckt haben und erfolgreich anwenden können, obwohl wir sie nicht „verstehen“ können (im intuitiven Sinn), ist: Theorie. Im engsten Sinne sogar.

        Das ist kein persönliches Weltbild, sondern die genaue Definition von Theorie. Und an der Stelle kenne ich mich ein bisschen besser als nur gemäßigt aus.

        Wenn etwas nach Mechanismen funktioniert und ich dieses etwas beeinflussen will, kann ich das nicht ohne eine Theorie des Mechanismus. Ob sie falsch oder richtig ist, spielt keine Rolle: Wenn ich mitmachen will, muss ich mir vorstellen, WAS ich tun will.

        Und ja, das Leben der Menschen läuft so wie es läuft wegen ihrer Ansichten über die Welt und den Konsequenzen, die sie daraus ziehen. Dass die Ansichten selbst den untersten Urgrund in den Naturgesetzen haben, tut diesem Faktum keinen Abbruch.

        Aber das ist nur das Generelle. Konkret: Das heißt logisch zwingend, dass eine ZB Theorie über Inflation haben MUSS, soll sie ihrem Job nachkommen und dass DESHALB Inflationstheorie ein entscheidender Punkt ist.

        Daran führt kein Weg vorbei. Und das ist keine Meinung, sondern konsistente Logik.

      • PW
        PW sagte:

        @ Christian Anders
        OK, einverstanden.

        These: die EZB kämpft mit der Theorie des Schreckens. ‚Whatever it takes‘, mit dem Nimbus eines Amokläufers in der Sackgasse.
        Weder grenzenlose Staatsfinanzierung, noch eine Transferunion sind im relevanten Publikum als wirtschaftlich erfolgreiche Theorie anerkannt.
        Wer soll sich aber ernsthaft mit einer von der EZB verkauften Inflationstheorie beschäftigen, wenn alles was die EZB verkündet und tut nur noch als reine Notwehr erscheint?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ PW

        >Wer soll sich aber ernsthaft mit einer von der EZB verkauften Inflationstheorie beschäftigen, wenn alles was die EZB verkündet und tut nur noch als reine Notwehr erscheint?>

        JEDER, der spürbar von MASSNAHMEN der EZB betroffen ist, vor allem also Kapitalanleger, aber auch Unternehmen, die ihre beabsichtigten Investitionen mit Zinssätzen bewerten müssen, SOLLTEN sich mit deren Inflationstheorie ERNSTHAFT beschäftigen.

        Grund:

        Egal, ob die Inflationstheorie der EZB richtig oder falsch und das, was sie verkündet als „reine Notwehr“ anzusehen ist, BEEINFLUSST sie die REALITÄT durch ihre Geldpolitik.

        Bankkredite werden tendenziell TEURER, wenn sie den Leitzins erhöht.

        Ihre geldpolitische Maßnahmen ERFOLGEN mit Blick auf das, was Christian Anders „Mechanik im Hintergrund“ genannt hat.

        Und ja:

        Selbst wenn die Geldpolitik als „reine Notwehr“ ERSCHEINT, handelt die EZB mit einem VERSTÄNDNIS von „Mechanik im Hintergrund“.

        Es ist das Verständnis der EZB, wie ihre Geldpolitik WIRKT.

        Für die Betroffenen der Geldpolitik ist dieses Verständnis der EZB wichtig, weil sie damit ein KRITERIUM haben, zukünftige VERÄNDERUNGEN der Realität, z. B. Zinsen für Bankkredite zu ANTIZIPIEREN und vorteilhaft zu nutzen.

        Das ist das PRINZIPIELLE zu Ihrer Frage.

        Das real AKTUELLE läuft schon in die Richtung, auf die Ihrer Frage verweist:

        Geldpolitisch auf dem Mandat beharren, an „Mechanik im Hintergrund“ glauben lassen, aber durch RE-DEFINITION des Inflationsziels sowie auf „VORRÜBERGEHENDER Inflation beharrend“ eine VERNEBELUNGSPOLITIK des HERUMOPERNS zu betreiben.

        Dass dies mit Fehlinterpretationen, Ungewissheiten und vielem anderen verbunden ist, demnach das Kriterium ENTWERTET, ist unbestreitbar.

        Das ist der QUALITÄT des EZB-Managements geschuldet.

        Darum geht es meinem Verständnis Ihrer Frage nach aber nicht, wenn wir über das grundsätzliche geldpolitische Handeln einer Notenbank, bei uns eben das der EZB, reden.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @PW

        „Einverstanden“.

        Wenn wir diesen Punkt klären konnten, ist das sehr fruchtbar. Denn Ihre darauf aufsetzende Frage ist hochrelevant:

        „Wer soll sich aber ernsthaft mit einer von der EZB verkauften Inflationstheorie beschäftigen, wenn alles was die EZB verkündet und tut nur noch als reine Notwehr erscheint?“

        Darauf antworte ich: ALLE, die sich mit Bildung/Verwaltung von Vermögen beschäftigen, beschäftigen sich auch mit der „Notwehr“ der Notenbanken.

        Sie fragen jetzt explizit danach, ob man das „soll“. Gegenfrage: Was sonst?

        Wie DT hier drüber schrieb, muss man eine Vorstellung zukünftiger Entwicklungen haben, um seine heutigen Entscheidungen zu bewerten. Für diese Vorstellungen muss man antizipieren, was die ZBen anhand ihrer Theorien tuen werden und mit einer eigenen Theorie darüber, wie das wirken wird, seine Entscheidungen durchdenken.

        Ob das Handeln der ZB Notwehr ist oder auf einer falschen Theorie des Mechanismus der Inflation beruht, ist dafür egal. Es passiert so, weil es keine alternative Logik gibt. Deshalb meine Frage nach „was sonst?“.

        Wenn das so ist, ist meine Schlussfolgerung, dass die Diskussion über eine richtige(re) Theorie über das Zustandekommen von Inflation hochrelevant ist. Einfach, weil die Wirkung von ZBen IMMER da sein wird über den Mechanismus des antizipierenden und handelnden Publikums. Hier wäre es also besser, nicht mit „irgendeiner“ Theorie „Notwehr“ zu betreiben, sondern mit einer ERKLÄRKRÄFTIGEN Theorie zu operieren.

        Eine solche Erklärkraft besitzt die Quantitätsgleichung übrigens nicht. Sie kann gar nichts erklären, ist somit nicht mal eine Theorie. Sie ist eine Identität, eine Darstellungsebene ohne Aussagen über Kausalitäten.

        Dass DAS in VWL-Kreisen zumindest teils als „Theorie“ kursiert, ist aus Sicht der wissenschaftlichen Methodik einfach lächerlich.
        Und TROTZDEM wirkt es und erzeugt Realität, weil einflussreiche Menschen dies als Leitlinie von Denken und Handeln nutzen.

        Das ist der wichtige Punkt, den Sie angeschnitten hatten mit Ihrer Referenz auf die Physik:
        In der Physik führen falsche Theorien nicht dazu, dass die gemessene Welt sich anders verhält. Sie führen aber trotzdem dazu, dass Menschen sich anders verhalten und somit die Gesellschaft eine andere ist, als sie bei anderen falschen oder gar richtigen Theorien gewesen wäre. Sehen Sie an jeder Pseudoscience-Society, Kirche, etc.

        Ergo: In Gesellschaften entsteht REALITÄT auch aus falschen Theorien. Umso wichtiger ist m. M. n., nach den richtigen zu suchen.

        Wobei ich wieder bei meiner Schlussfolgerung bin, dass Theoriediskussionen beim Thema Inflation hochrelevant sind und keine Nebelkerzen. Sie sind unumgänglich.

    • Wilfried Goss
      Wilfried Goss sagte:

      @D.T.

      Die Notenbanken sind zwar nicht Haupttreiber, aber als Anleihen Aufkäufer die Schreibtischtäter –> also mitschuldig. Mitschuldig auch deswegen, da die Notenbanken praktisch nicht unabhängig sind, im Falle der EZB nicht einmal im Ansatz, sondern politisch äußerst willig.

      Ja, zwangsweise, im Falle der EZB insbesondere nach dem Griechenland-Desaster.
      Aber sehen wir doch zurück: Staatsfinanzierung durch die Notenbanken im heutigen Ausmaß gab es früher nur in Kriegszeiten. Es sollte eben nicht Aufgabe der Notenbanken sein, Staatsfinanzierung zu betreiben. Für ausreichend Liquidität im System zu sorgen allerdings schon.

      Sei es wie es sei, die beiden Seiten ihrer zitierten Gleichung schaukeln sich krisengetrieben auf. Eine Ausweitung der Produktion, die für einen Ausgleich in der Gleichung sorgen könnte, ist trotz aller Phantastilionen-Ansagen der EU auch nicht in Sicht,

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Wilfried Goss

        Ja, es stimmt:

        Die Notenbanken bzw. die EZB dürfen ihrer Satzung nach NICHT Staatsanleihen aufkaufen mit dem ZIEL, den Staaten eine günstige Finanzierung ihrer Ausgaben zu ermöglichen.

        Das ist so gewollt und GESETZLICH festgeschrieben.

        Insofern ÜBERSCHREITEN die Notenbanken ihr Mandat, sie handeln letztlich UNGESETZLICH.

        Ich würde mit dem Begriff der SCHULD allerdings vorsichtig umgehen.

        Wenn die POLITIK es NICHT schafft, genauer: es nicht schaffen KANN, das System stabil zu halten, die Notenbanken es allerdings vermögen und so handeln, dass es STABIL bleibt – auf ZEIT jedenfalls –, dann darf man schon die Frage stellen:

        Sind Sie wirklich schuldig?

        Wenn der Systemerhalt das Ziel ist, dem sich alle anderen unterordnen müssen, dann sind sie NICHT schuldig.

        Vielmehr:

        Dann tun sie, was man der Lage nach von ihnen erwarten MUSS.

        Natürlich, wie alle Institutionen auch in Irrtümern befangen, aber grundsätzlich kann es unter der Annahme, dass der Systemerhalt das oberste Ziel ist und die Politik “versagt”, weil sie nicht anders kann des Wählerverhaltens wegen, KEIN anderes Urteil geben.

    • PW
      PW sagte:

      PS- Mein Resümee wäre: Der Fortbestand der EZB hängt am vorherrschenden Glauben an ihre Handlungsfähigkeit, aber nicht an der Inflationstheorie.

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @DT

        “Die Notenbanken bzw. die EZB dürfen ihrer Satzung nach NICHT Staatsanleihen aufkaufen mit dem ZIEL, den Staaten eine günstige Finanzierung ihrer Ausgaben zu ermöglichen.
        Das ist so gewollt und GESETZLICH festgeschrieben.
        Insofern ÜBERSCHREITEN die Notenbanken ihr Mandat, sie handeln letztlich UNGESETZLICH.”

        Richtig.

        Ein sehr ähnliches Verhalten, wie bei der REALEN Geopolitik .

        “Sind Sie wirklich schuldig?”

        “Wenn der Systemerhalt das Ziel ist, dem sich alle anderen unterordnen müssen, dann sind sie NICHT schuldig.
        Vielmehr:
        “Dann tun sie, was man der Lage nach von ihnen erwarten MUSS.”

        Toll wie sie bei der ZB die Schuldfrage “verniedlichen” und das “RECHTENS” plötzlich dem “MUSS” unterordnen und bei der GEOPOLITIK den SELBEN Zusammenhang nicht erkennen können.

        Ob etwas “RECHTENS” ist, ob bei ZB oder HEGEMON … ist völlig EGAL. Man (ZB/Hegemon) MUSS und KANN handeln, weil man die MACHT dazu hat.
        Die Schuldfrage ist dabei schlicht nicht relevant.

        Ergo ist die Inflation ein POLITISCHES Problem und kann mit keiner “Formel” oder “Lenkung” , in der REALITÄT, erklärt und gesteuert werden .

        Auch Flassbeck ist in seinem neusten Artikel wieder ,mit seiner guten und schönen THEORETISCHEN Ausführung ….fern der REALITÄT unterwegs.

        https://www.relevante-oekonomik.com/2022/05/18/says-law-und-das-fundamentale-versagen-der-wirtschaftswissenschaften/

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @weico

        „Auch Flassbeck ist in seinem neusten Artikel wieder ,mit seiner guten und schönen THEORETISCHEN Ausführung ….fern der REALITÄT unterwegs.“

        Richtig. Aber was konkret ist das Problem daran?
        a) dass Flassbeck fern der Realität ein richtiges Argument hat
        b) dass Flassbeck fern der Realität ein falsches Argument hat
        c) dass wir Realität erzeugen anhand eines falschen Verständnisses von Zusammenhängen?

        Flassbeck würde für sich natürlich c) in Anspruch nehmen. So als Naturwissenschaftler muss ich ihm zustimmen – das kann man aber auch anders argumentieren zugunsten a) oder b).

        Definitiv widersprochen werden muss Folgendem:

        „Ergo ist die Inflation ein POLITISCHES Problem und kann mit keiner “Formel” oder “Lenkung” , in der REALITÄT, erklärt und gesteuert werden .„

        Sie können nicht etwas zu einem politischen Problem erklären und gleichzeitig sagen, man könne es nicht erklären. Wenn es ein politisches Problem ist, ist es auch erklärbar, sonst könnte man es gar nicht erst als politisches Problem qualifizieren.
        Und WENN man Erklärungen finden kann, kann man auch Handlungsempfehlungen aus diesen Erklärungen ableiten, sofern man ein Ziel im Auge hat.

        Und der Mensch findet qua Psyche Erklärungen für ALLES, was er sieht. So funktioniert unser Gehirn. Natürlich sind viele dieser Erklärungen falsch.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ PW

        Das Resümee muss so lauten:

        Der Fortbestand der EZB hängt daran, dass es eine Institution geben muss, die Veränderungen im Finanzwesen, speziell der Kreditvergabe durch Banken, und damit auch gewünschte VERÄNDERUNGEN in der Realwirtschaft BEWIRKEN kann.

        Da eine solche Wirkung nicht durch Entscheidungen, die auf Würfeln beruhen, ZIELGERICHTET erreicht werden kann, muss es EINE Theorie geben, der zufolge man z. B. die Inflation beeinflussen kann.

        Kurzum:

        Es muss eine – NICHT die – Theorie geben, die Inflation zu bekämpfen.

        Gibt es die NICHT, ist die EZB überflüssig und möglicherweise sogar schädlich.

  4. Bauer
    Bauer sagte:

    >> “Diese Schlussfolgerung baut auf der sogenannten Quantitätsgleichung (M * V = P * Y) auf, die einen Zusammenhang zwischen der von den Zentralbanken gesteuerten Geldmenge (M), dem Preisniveau (P), der Menge aller produzierten Güter und Dienstleistungen (Y) sowie der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (V) herstellt.”

    Eine mathematische Gleichung muss dimensionstreu sein, d.h. auf beiden Seiten müssen die selben Dimensionen erscheinen. Nun sind M, P und Y Bestandsgrössen (Geldeinheiten), die sich zwar auch ständig ändern, aber nur träge und über kurze Zeiträume als konstant angesehen werden können. Die Umlaufgeschwindigkeit V ist jedoch eine Bewegungsgrösse, wie ja schon der Name sagt, der auf der Gegenseite der Gleichung keine entgegensteht. Dies kann geheilt werden, indem man P als Preisänderungsgeschwindigkeit definiert. Dann stimmen die Dimensionen, den auf jeder Seite der Gleichung steht dimensionstreu [Geldeiheit * 1/Zeit].

    P wird damit unmittelbar zum Inflationsindikator. Die Gleichung krankt allerdings daran, da sie sich nur auf die Realwirtschaft beziehen kann und den wertmässig inzwischen weit überwiegenden Finanzsektor ausser Acht lässt. Dem kann mit einer Erweiterung der Gleichung abgeholfen werden:

    Mf * Vf + Mr * Vr = A * Va +P * Y , wobei

    Mf = der nie in der Realwirtschaft angekommene Teil von M
    Mr = das M der alten Formel (neu Mf + Mr = M)
    A = die Assetblase
    Vf = die Änderungsgeschwindigkeit von Mf (da ist QE verschwunden und würde QT wieder auftauchen)
    Vr = das V der alten Formel (Umlaufgeschwindigkeit)
    Va = die Änderungsgeschwindigkeit von A

    Vf kann zumindest theoretisch von den NB gesteuert werden. Va ist nicht kontrollierbar und kann explosive Negativwerte erreichen (margin call).

    V bzw. Vr in der neuen Formel ist der Schrecken der NB, den für die Umlaufgeschwindigkeit gibt es keine unmittelbare Einflussmöglichkeit. Die Stimmung der Marktteilnehmer ist da entscheidend. Ein exponentieller Anstieg ist denkbar (Hyperinflation).

    Der nächste Schritt wäre, diese Formel anhand historischer Daten auf Plausibilität zu prüfen. Der geneigte Leser ist herzlich eingeladen.

    Antworten
    • Bernhard-Albrecht Roth
      Bernhard-Albrecht Roth sagte:

      @ Bauer

      “Eine mathematische Gleichung muss dimensionstreu sein, d.h. auf beiden Seiten müssen die selben Dimensionen erscheinen. Nun sind M, P und Y Bestandsgrössen (Geldeinheiten), die sich zwar auch ständig ändern, aber nur träge und über kurze Zeiträume als konstant angesehen werden können. Die Umlaufgeschwindigkeit V ist jedoch eine Bewegungsgrösse, wie ja schon der Name sagt, der auf der Gegenseite der Gleichung keine entgegensteht. Dies kann geheilt werden, indem man P als Preisänderungsgeschwindigkeit definiert. Dann stimmen die Dimensionen, den auf jeder Seite der Gleichung steht dimensionstreu [Geldeiheit * 1/Zeit].”

      Was wäre den mit der “Dimensionstreue” gewonnen? Vergessen Sie nicht: V bezieht sich auf M und ist damit keine von M unabhängige Größe. Das selbe gilt auch für die andere Seite der Gleichung, denn aus der Änderung von P wird die Inflationsrate ermittelt, die auch keine Geldeinheit ist. Wenn es Ihnen aber angenehmer ist können Sie in der rechten Seite der Gleichung natürlich P als “P x PV” ausdrücken, am Ergebnis oder an der Richtigkeit ändert sich dadurch nichts!

      Zu der von Ihnen neu aufgestellten Gleichung:

      Hier haben Sie mit Mf, Mr, Vf (links) und A (rechts) vier unbekannte Größen, also drei zuviel um ein sinnvolles Ergebnis erzielen zu können. Das liegt einfach daran, dass sich ein Teil der Finanzwirtschaft in Jurisdiktionen abspielt, in die kein Einblick gewährt wird (Schattenbankensektor). Somit gibt es auch keine Zahlen, die zu statistischen Zwecken ausgewertet werden könnten!

      Beste Grüße,
      Bernhard-Albrecht Roth

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Bernhard-Albrecht Roth

        Zwei Anmerkungen zu dem, was Sie sagen:

        a) Zur Abhängigkeit von V

        „V bezieht sich auf M und ist damit keine von M unabhängige Größe.“

        Der Bezug ist richtig, die Schlussfolgerung bezweifle ich für ALLE Veränderungen von M, zumal V auch von anderen Faktoren abhängen kann.

        Insbesondere:

        V ist von P abhängig, WENN P so stark zunimmt, dass von Hyperinflation die Rede ist.

        Bei Hyperinflation steigt V exorbitant stark an.

        Dass bei Hyperinflation AUCH die nominale Geldmenge exorbitant zugenommen hat, widerspricht nicht, dass auch eine Abhängigkeit von P vorliegen kann.

        Es ist daher sicher nicht richtig zu unterstellen, dass die Größen der Gleichung immer voneinander unabhängig sind.

        Ich habe in meinem Eingangsbeitrag gesagt, dass sie sich unabhängig davon verändern können.

        Ich meine, dass dies zumindest für praktische Zwecke richtig ist in einem Rahmen geringer Veränderungen.

        b) zur Einbeziehung der Finanzwirtschaft

        Ich bin Ihrer Meinung, dass man sie nicht braucht, begründe dies aber anders.

        „P“ ist das Preisniveau, das für PRAKTISCH-STATISTISCHE Zwecke das des Warenkorbs ist, wenn es um die Veränderung der Verbraucherpreise geht.

        Soweit „M“ es verändert, wirkt es mit NACHFRAGE für die Güter und Dienstleistungen des Warenkorbs auf „P“.

        Sind im Warenkorb auch Finanzdienstleistungen enthalten, dann „krankt die Gleichung nicht daran, dass sie sich nur auf die Realwirtschaft beziehen kann“ – so @ Bauer −, sondern sie bezieht sich GENAU auf das, was erforderlich ist, um zu messen, was gemessen werden soll:

        Veränderung der Verbraucherpreise inkl. „Verbrauch“ von Finanzdienstleistungen.

        Der Warenkorb ist möglicherweise nicht das genaue Abbild dessen, was der Durchschnittshaushalt durchschnittlich NACHFRAGT.

        Dies ist aber ein anderes Thema.

        Ich stelle jedenfalls nicht in Abrede, dass auf Geld bezogene VERÄNDERUNGEN in der Finanzwirtschaft einen EINFLUSS auf die Verbraucherpreise haben können.

        Wenn so, dann wird der Einfluss WIRKSAM durch die VERÄNDERUNG der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen – und, wenn dies RELEVANT sein sollte – auch von Finanzdienstleistungen, die in den Warenkorb aufgenommen werden MÜSSTEN.

    • Alliban
      Alliban sagte:

      Ich verstehe es laut Wikipedia so, dass diese Gleichung für eine bestimmte Zeitperiode gilt. Deshalb ist die Dimension “Zeit” in der Gleichung eigentlich nicht erforderlich. V gibt an, wie oft die Geldmenge M verwendet wird, ist letztendlich ein Faktor. Damit ist die Dimension der linken Seite eine “Geldmenge”. P ist die durchschnittliche Geldmenge für eine Ware, Y die Anzahl der Waren, was auch für die rechte Seite die Dimension “Geldmenge” ergibt.
      Wenn man das für variable Perioden angeben will, vermute ich, dass man das als Differentialgleichung formulieren muss (z.B. wenn ein Zahlungsausgleich zeitversetzt erfolgt). Das lässt sich aber nicht mehr mit einem kaufmännischen Taschenrechner lösen.

      Antworten
      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Alliban

        „Wenn man das für variable Perioden angeben will, vermute ich, dass man das als Differentialgleichung formulieren muss (z.B. wenn ein Zahlungsausgleich zeitversetzt erfolgt). Das lässt sich aber nicht mehr mit einem kaufmännischen Taschenrechner lösen.“

        Sie haben recht, aber gibt Ihnen das nicht zu denken?

        Es wird nicht als Differenzialgleichgung formuliert und soll es auch nicht werden.
        Weil sonst für jeden, der Differenzialgleichungen auflösen kann, die Idee zusammenbricht.

  5. weico
    weico sagte:

    “@bto:Inflation ist ein mone­täres Phänomen”

    In meinen Augen, ist Inflation ein POLITISCHES Problem !!

    Wie sagte der Bankier F.Somary, in seinem Buch “Erinnerungen aus meinem Leben” ,so schön :

    „Für Inflationen ist der Staat allein verantwortlich; sie sind ohne ihn oder gar gegen ihn unmöglich.“

    …und später R.Reagan so treffend:

    “The government’s view of the economy could be summed up in a few short phrases: If it moves, tax it. If it keeps moving, regulate it. And if it stops moving, subsidize it.”

    Antworten
  6. philst
    philst sagte:

    Die Frage der großen Geldmengenausweitung ist für mich relativ leicht zu erklären:
    Was ist wenn man einen großen Stausee hat. Dann kann es im Tal weiterhin trocken sein.
    Und es ist auch nicht problematisch wenn sich dort eine gewisse Menge Wasser am Damm staut. Wenn man das Wasser SINNVOLL nutzt kann das sogar von vorteil sein. Dann kann man mit dem angestauten Wasser sinnvolle Dinge tun.
    Ist der Staat oder sind Großkonzerne dafür die richtigen Entscheider? Fraglich.

    Der Nachteil entsteht dann wenn man es einfach weiter anstaut. Dann sucht sich das Wasser seinen Weg. So ist es auch mit dem Geld. Das Geld findet seine Wege. Sei es durch immer weiter steigende Aktien, Immobilien und immer korruptere Politiker.
    Die Gründungsväter der USA haben wirklich eine unglaubliche Intelligenz bewiesen. Und mit der Idee der Freiheit bei all den Widersprüchen jener Zeit eine Urdemokratische Eigenschaft definiert.
    Nur aus ihr heraus kann es Demokratie, Humanismus und Gemeinwohl geben.

    “Wenn das amerikanische Volk es den Privatbanken je erlaubt, die Ausgabe ihres Geldes zu kontrollieren, zuerst durch Inflation, dann durch Deflation, dann werden die Banken und Konzerne, die um diese Banken heranwachsen, den Menschen ihren ganzen Besitz wegnehmen, bis ihre Kinder obdachlos aufwachen, auf dem Kontinent, den ihre Vorväter erobert haben.“ – Thomas Jefferson.

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  7. Michael B.
    Michael B. sagte:

    > Geht man davon aus, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sich nur langsam verändert

    Die gerade hat sich aber ja die letzten Jahre immer weiter verlangsamt (das Geld blieb in der Finanzwirtschaft “hängen”), so daß trotz steigendem M das Produkt M*V einigermaßen konstant blieb und damit P auch im Rahmen. Aber irgendwann in muss der Überhang raus und dieser Abbau passiert jetzt halt.

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