„In Japan hört man schon die Helikopter“

Seit langem steht fest, dass Japan unser „Vorbild“ ist: Schuldenkrise, Demografie, Zombie-Banken, billiges Geld, Verschleppung der Krise, als nächstes Helikopter-Geld und Entschuldung über die Notenbankbilanz. Russel Napier diskutiert die Szenarien mit der FINANZ und WIRTSCHAFT. Gut zu wissen:

  • „Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte glaubt der Markt nicht mehr daran, dass die Zentralbanken es schaffen, die Geldmenge im Umlauf zu erhöhen.“ bto: was ja auch offensichtlich der Fall ist. Man kann in einer überschuldeten Welt schlecht dazu zwingen, weitere Kredite zu vergeben und Schulden zu machen.
  • „Die ganze akademische Literatur basiert auf der Annahme, dass eine Notenbank in einem Papier- oder Fiat-Geldsystem die Geldmenge beliebig ausweiten kann.“ bto: nicht nur in Japan ein Problem.
  • „Als die EZB den Einlagenzins weiter senkte, gab der Euro zuerst nach. Doch als ihr Chef Mario Draghi dann sagte, dass damit wohl die untere Grenze erreicht sei, schlug das Pendel in die andere Richtung aus. In Japan verpuffte die Wirkung der Negativzinsen nach einem Tag, und die Yenstärke hat sich seither akzentuiert. Der grosse Unterschied ist, dass Japan bereit ist, noch einen Schritt weiter zu gehen.“ bto: Ich denke, diesen Unterschied gibt es nicht. Herr Draghi ist nur mehr gebunden als die Japaner, weil er Rücksicht auf Deutschland etc. nehmen muss. Mein diesbezüglicher Kommentar bei der WirtschaftsWoche war konsequenter Weise auch der mit dem schlechtesten Feedback. 
  • „Noch versucht Premier Shinzo Abe, die G-7-Regierungen für einen koordinierten Fiskalstimulus zu gewinnen. Doch insbesondere Deutschland und die US-Republikaner lehnen diese Idee ab, und Japan wird schliesslich unilateral handeln. Während Abe noch diskutiert, drehen sich im Hintergrund schon die Rotoren der Helikopter.“
  • „Es hat mehr als zwanzig Jahre gebraucht, bis sich das Land auf die vor drei Jahren eingeschlagene Abwertungs- und Reflationierungspolitik einigen konnte. Für eine überalterte Gesellschaft wie Japan ist das bemerkenswert, denn gerade für ältere Menschen ist mehr Inflation eher ein Nachteil. Von diesem Konsens wird Japan nicht so schnell abrücken. Die Leute stehen hinter Abenomics, der Wirtschaftspolitik von Abe, und deshalb wird Japan jetzt aufs Ganze gehen.“
  • „(…) seien wir ehrlich, ein so radikaler Schritt wäre die Einführung von Helikoptergeld nicht mehr, schliesslich war das Zusammenspiel von Geld- und Fiskalpolitik von Anfang an der Kern von Abes Reflationierungspolitik.
  • So wie ich den Markt einschätze, wird die erste Reaktion positiv ausfallen. Der Yen wird sich wieder abwerten und Japan einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Das wird die Aktienkurse befeuern. Ob Helikoptergeld aber längerfristig etwas bewirkt, weiss ich auch nicht. Es kommt auf die Umsetzung an. Der Erfolg hängt davon ab, ob es gelingt, den jungen Leuten mehr Geld in die Hand zu geben. Dann würde die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes eher zunehmen.“ bto: Spannend ist die Verbindung, die Napier zur Demografie schlägt. In der Tat dürfte es helfen, wenn Jüngere das Geld bekommen. 
  • Ich halte eine weitere Abwertung des chinesischen Yuans schon länger für unausweichlich. (…) China will nicht als Währungsmanipulator dastehen. Doch eine starke Abwertung des Yens gäbe China ein gutes Argument, um den Yuan deutlich abwerten zu lassen. Eine Yuanabwertung würde den deflationären Druck im Rest der Welt erhöhen, weil chinesische Produkte noch billiger würden.“ bto: der Export von Deflation, den wir auf keinen Fall wollen!
  • Wenn wenige Staaten mit einer extremen Ausweitung der Geldmenge die Währung abwerten, dann wirkt das auf den Rest der Welt deflationär, weil tendenziell die Importpreise fallen.“ bto: verstanden.
  • „(…) ein solcher Währungskrieg findet sogar von akademischer Seite Zustimmung. So argumentiert Ex-Fed-Mitglied Kocherlakota, dass die G-7-Länder mit einer gemeinsamen Abwertung gegen den Dollar das Inflationsziel eher erreichen könnten. (…) Wenn aber alle G-7-Länder das tun, wird das Gegenteil der Fall sein: Dann zieht die Inflation deutlich an. bto: Wenn alle gegen den Dollar abwerten, dann fallen doch die Rohstoffpreise, dachte ich, und das wäre deflationär. Insofern also ein interessanter Gedanke, der mich aber irgendwie nicht überzeugt.
  • „Der Dollar ist nicht deshalb schwach, weil sich die Weltwirtschaft erholt und mehr Inflation entsteht, sondern weil der Euro und der Yen erstarken. Die Ursache der Dollarschwäche ist also die Deflation in Europa und Japan und nicht eine Reflation wie etwa in den Neunzigerjahren. Das ist höchst besorgniserregend und keine gute Grundlage für Anlagen in Rohstoffe und Schwellenländer.“
  • „Mit dem Negativzins drängen die Zentralbanken die Anleger dazu, Gold zu kaufen oder Bargeld in einem Tresor zu bunkern. Das sind die unproduktivsten Investments überhaupt.“

bto: Egal, es sind die besten Investments, die wir heute noch tätigen können.

FINANZ und WIRTSCHAFT: „In Japan hört man schon die Helikopter“, 20. Mai 2016