„‚Deflationary boom‘ in prospect as China slows“
Nur zu leicht kann man – gerade auch ich – dazu neigen, nur das Negative zu sehen. Dabei kann man immer das Glas statt halb leer auch als halb voll definieren. So wie dieser Gastautor bei der FT. Kernaussage: Die Deflation, die von China noch weiter verstärkt wird, mündet in einem deflationären Boom, weil die Konsumenten im Westen so dauerhaft entlastet werden und deshalb wieder mehr Geld ausgeben können. Diese Argumentation muss nicht falsch sein:
- Die Abkühlung in China wird gemeinhin als ein schlechtes Zeichen für die Weltwirtschaft gesehen. In Wirklichkeit ist es eine positive Nachricht.
- Natürlich kann man etwas besorgt sein. Die Schwellenländer stehen vor schweren Zeiten, die Assetpreise sind hoch, die Notenbanken sind auch sieben Jahre nach der Finanzkrise noch im Krisenmodus und die echte Endnachfrage vor allem der Konsumenten ist schwach.
- Gerade hier liegt die Chance. Ein China, welches nur noch drei bis vier Prozent wächst, reduziert die Investitionen, was dringend erforderlich ist. – bto: Das stimmt sicherlich, weil es schon so viele Überkapazitäten gibt.
- Natürlich sind das schlechte Nachrichten für die Rohstoffländer wie Russland und Brasilien, für den Rest der Welt wirkt es jedoch wie eine Steuersenkung.
- Sobald die Konsumenten beginnen, mehr auszugeben und weil die Chinesen weniger investieren, lohnt es sich auch für Unternehmen im Westen, wieder mehr zu investieren. Da haben wir dann den Boom. – bto: Ich finde es nicht sehr wahrscheinlich, aber ausschließen kann man es nicht!
- Voraussetzung ist nach Auffassung des Autors: gute globale Koordination (nach der sieht es allerdings nicht aus, eher nach einem sich abzeichnenden Währungskrieg). So sollte Japan nicht mehr versuchen, den Yen zu schwächen. Der IWF sollte den Renminbi in den Währungskorb aufnehmen, damit die Chinesen nicht auch noch in den Währungskrieg einsteigen. Zugleich müssen die Konsumenten mehr Vertrauen fassen, was nicht sicher ist nach der Krise, und der chinesische Arbeitsmarkt muss weiterhin genug Jobs schaffen, um die Arbeitslosigkeit unter Kontrolle zu halten. Wenn das alles eintrifft, steht dem Boom demnach nichts entgegen.
Es liegen gute Tage vor der Weltwirtschaft, so das Fazit des Autors. bto: Das würde mir auch gut gefallen.
→ FT (Anmeldung erforderlich): „‚Deflationary boom‘ in prospect as China slows“, 26. Oktober 2015