Rohstoff­mangel wird Kern­energie zur Renaissance ver­helfen

Das US-Energieministerium analysiert in regelmäßigen Studien, wie es um die Versorgung mit für die Energiewende kritischen Rohstoffen steht. In der neuesten Analyse werden 23 wesentliche Materialien auf ihre Verfügbarkeit untersucht. Bei 13 davon sieht das Ministerium erhebliche Risiken, dass das Angebot nicht mit der Nachfrage mithalten wird.

Dazu gehören Nickel, Platin, Magnesium, Siliziumkarbid und Praseodym, vor allem aufgrund ihrer Rolle in Batterien und beim Leichtbau von Fahrzeugen. Auch bei Neodym, Dysprosium und Terbium, die in Magneten für Elektrofahrzeugmotoren und Windturbinengeneratoren verwendet werden, und bei natürlichem Grafit, das für Batterien an Bedeutung gewinnt, befürchtet das Ministerium Engpässe.

Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Solarenergietechnologien, der globalen Elektrifizierung und ebenfalls des Leichtbaus in der Automobilindustrie werden Aluminium, Kupfer und Silizium mittelfristig ebenfalls knapp.

Das Ministerium geht davon aus, dass mit weiter gehender Dekarbonisierung des Energiesektors die Liste potenziell knapper Materialien noch länger wird. Dabei betrachten die Analysten lediglich die theoretische Verfügbarkeit der Rohstoffe, ohne zum Beispiel politische Beschränkungen zu berücksichtigen, die sich aufgrund der Stellung einzelner Staaten bei Förderung und Verarbeitung ergeben können.

Wie wichtig solche politischen Beschränkungen sein können, unterstreicht ein weiterer kritischer Rohstoff: Gallium ist aufgrund seiner Verwendung in Leuchtdioden (LEDs) von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus wird er zunehmend in der Magnetherstellung und in Halbleitern in Form von Galliumarsenid oder Galliumnitrid genutzt.

Rohstoffmangel verhindert, dass erneuerbare Energien günstig werden

China hat die Bedeutung von Gallium bereits früh erkannt und die Produktion von 2005 bis 2015 von 22 Tonnen auf 444 Tonnen gesteigert. Aufgrund des entstandenen Überangebots waren Produzenten in Großbritannien, Deutschland, Ungarn und Kasachstan gezwungen, ihre Produktion einzustellen. In den Vereinigten Staaten wurde 2020 eine der letzten verbliebenen Produktionsanlagen für raffiniertes Gallium geschlossen.

Heute ist China praktisch der einzige Lieferant auf der Welt. Das Land zeigt nun, wie es mit dieser Macht umzugehen gedenkt: Seit diesem Monat müssen chinesische Hersteller für den Export von Gallium und Germanium eine Lizenz beantragen. Dies gibt einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte, ist doch China auch bei anderen Rohstoffen in einer dominierenden Position.

So zeigt die Internationale Energieagentur auf, dass die Produktion vieler Mineralien für die Energiewende geografisch deutlich stärker konzentriert ist als die von Öl oder Erdgas, wobei China in wichtigen Bereichen wie Seltene Erden dominiert. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der Internationale Währungsfonds.

Erneuerbare Energien: Kombination mit Atomkraft ist unausweichlich

Die Energiewende ist äußerst energie- und rohstoffintensiv. Um die Wertschöpfung und den Wohlstand zu sichern, ist neben der Verfügbarkeit billiger Energie der Zugriff auf Rohstoffe entscheidend.

Wer fallende Kosten für erneuerbare Energien, Speicher und Wasserstoff prognostiziert, unterschätzt die Folgen der Rohstoffknappheit. Natürlich können weitere Vorkommen erschlossen und alternative Rohstoffe identifiziert werden, doch beides kostet Zeit und Geld, während gleichzeitig die Märkte der Zukunft verteilt werden.

Vor diesem Hintergrund ist es rational, die Frage aufzuwerfen, ob das Energiesystem der Zukunft wirklich dem in Deutschland propagierten Bild der Erneuerbaren in Kombination mit Wasserstoff als Reserve – beispielsweise bei Dunkelflaute – entspricht.

Es ist nicht nur deutlich günstiger, stattdessen auf eine Kombination mit Atomkraft zu setzen, wie es die schwedische Regierung erneut beschlossen hat – es wird unausweichlich sein.