„Lasst uns aus dem Euro austreten, bevor Italien es tut“

Dieser Beitrag erschien im August 2015 bei manager magazin online und ist immer noch aktuell:

Mittlerweile dämmert es auch den glühendsten Befürwortern des Euros, dass die Idee mit der Währungsunion zu einem Bumerang für die europäische Idee geworden ist. Statt Europa zu einen, führt das straffe Eurokorsett zum Gegenteil. Die Bilanz des Projektes „Euro“ ist für alle beteiligten Länder verheerend.

Die wirtschaftlichen Folgen des Euros führen zu politischen Spannungen und letztlich brechen längst überwunden geglaubte Animositäten zwischen den Völkern wieder auf. In den Krisenländern hat das viel zu tiefe Zinsniveau nach Euroeinführung einen gigantischen Verschuldungs- und Konsumboom bei Staaten und Privaten ausgelöst. Deutliche Lohnsteigerungen ruinierten die Wettbewerbsfähigkeit.

Deutschland hingegen musste auf einen ungünstigen Wechselkurs bei Eintritt in den Euro und anfänglich zu hohen Zinsen mit Reformen reagieren, die die Binnenwirtschaft drückten und die ungesunde Dominanz des Exports weiter verstärkten. Seit Beginn der Krise profitieren wir von der Schwäche des Euros, der zugleich jedoch immer noch zu stark ist, um eine wirkliche Belebung in den Krisenländern zu bewirken. Keiner ist Gewinner des Euros. Auch Deutschland nicht, wie an dieser Stelle bereits vor Monaten erklärt. Wir sind gefangen in einem System, welches nur durch den eisernen Willen der Politik und der EZB „alles zu tun“ zusammengehalten wird.

Doch dies wird nicht ewig gelingen. Denn die Grundsätze der Wirtschaft lassen sich nicht auf Dauer aushebeln.

Ist der Euro wirklich unumkehrbar? Schäuble ist der einzige wahre Europäer.

Das Mantra der Unumkehrbarkeit des Euros ist durch die letzte Rettungsaktion für Griechenland ins Wanken geraten. Erstmals lag offen der Austritt eines Landes auf dem Tisch. Zu Recht. Der ansonsten sehr kritische englische Telegraph erkannte, dass Finanzminister Schäuble der einzige wahre Europäer gewesen sei, weil er Griechenland eine Alternative zur Fortsetzung der Dauerdepression bot. Den Ausstieg.

In der Tat wäre es für Griechenland der beste Weg gewesen, denn das Land hätte Autonomie gewonnen und den Schuldenschnitt, den es so sehr wünscht und braucht, auch bekommen. Schäuble mag die Hoffnung gehabt haben, damit den Rest der Eurotruppe enger zusammenzuschweißen. Das ist allerdings eine falsche Annahme, denn Griechenland mag zwar das lauteste Problem in der Eurozone sein, aber nicht das größte. Erinnert sei an Portugal, welches nicht weniger pleite ist, als Griechenland.

Die Eurozone hat zwei Kernprobleme: zu viele Schulden von Staaten und Privaten und eine weit auseinanderlaufende Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Länder. Die politische Diskussion zur Lösung dieser Probleme verläuft entlang zweier Dimensionen:

  • Bekommen wir eine gemeinsame Haftung für derzeitige und künftige Schulden von Staaten und Privaten (in Form einer gemeinsamen Haftung für Banken) im Euroraum?
  • Bekommen wir eine politische Union in der Form, dass die Nationalstaaten Autonomie aufgeben und Kompetenzen, vor allem im Bereich Finanzen, an Brüssel delegieren? Dies dürfte auf eine Vereinheitlichung von Steuer- und Sozialsystemen hinauslaufen.

Offensichtlich sind die beiden Dimensionen nicht immer miteinander vereinbar. Könnte man denken. Rationale Beobachter würden zwei grundlegende Optionen sehen. Gemeinsame Haftung mit Aufgabe der Autonomie ODER Autonomie und jeder haftet für sich alleine.

Haftungsgemeinschaft und Autonomie – das heißt, weiter so mit dem Geld anderer Leute

Tatsächlich versuchen Politiker in Brüssel, eine andere Option zu realisieren: Haftungsgemeinschaft bei Belassen der Autonomie. Dies ist sogar die bevorzugte Version der Politiker der Peripheriestaaten und Frankreichs, erlaubt es doch die Fortsetzung der bisherigen Politik mit dem Geld anderer Leute.

Genau dies steht auch hinter der Forderung nach einem Euro-Parlament, in dem die Empfängerstaaten über eine solide Mehrheit verfügen. Wer wissen will, wie dieses Europa aussieht, kann es den Lösungsvorschlägen der linken Vordenker Yannis Varoufakis und Thomas Piketty entnehmen. Eine gigantische Umverteilungsmaschine ohne echte Einflussmöglichkeit der Geldgeber ist das Ziel.

Die anderen Staaten werden ihre Autonomie nicht aufgeben. Deutschland dürfte dann konsequenterweise einer Transferunion nicht zustimmen, doch angesichts der völlig gescheiterten Europolitik der Regierung kann man das leider nicht ausschließen.

Die politischen Spannungen werden immer größer

Das dachten sich wohl auch die Mitglieder des Sachverständigenrates der Bundesregierung, die in dieser Woche in einem offenen Brief in der F.A.Z. vor den Folgen von fiskalischer Integration ohne Ausgabe von Autonomie warnten: Solche übereilten Integrationsschritte verletzten den Leitgedanken der Einheit von Haftung und Kontrolle.

Verweigert die Bundesregierung die Transferunion, werden wir ein entschlossenes „Weiter so“ erleben. Damit fällt die Last der Eurorettung weiterhin auf die Schulter der EZB, die immer weitergehender in die Finanzmärkte intervenieren und in immer größeren Umfang die Staatsschulden aufkaufen wird. Dies ändert jedoch nichts an den beiden Problemen der Eurozone. Die Schulden werden nicht bereinigt, die Wettbewerbsunterschiede nicht gelöst, die Arbeitslosigkeit bleibt hoch, die politischen Spannungen werden immer größer. Spätestens bei der nächsten Rezession wird es zu erheblichen Zerfallserscheinungen im Euro kommen.

Die Euroretter verweisen gerne auf die Fortschritte in Krisenländern wie Irland, Spanien und Portugal. Dabei übersehen sie jeweils, dass in allen Ländern die Gesamtverschuldung von Staaten und Privaten deutlich gestiegen ist. Ohne eine Bereinigung dieser Schuldenlasten werden die Länder sich nicht dauerhaft erholen können.

Spanien steht noch verhältnismäßig gut da, dank deutlich gestiegener Exporte, doch selbst dort dürfte es noch mehr als zehn Jahre dauern, bis die Krise überwunden ist. Politisch ist das eine unrealistische Zeit.

Italien steht im Unterschied zu Spanien deutlich schlechter da. Die Wirtschaftsleistung liegt immer noch elf Prozent unter dem Stand vor der Krise und liegt nun auf dem Niveau des Jahres 2000. Dies ist eine noch schlechtere Entwicklung als in Japan seit dem Jahre 1990 und sogar schlechter als die Entwicklung der italienischen Wirtschaft in den 1930er-Jahren. Ein solcher Einbruch ist ohne Vorbild für eine große Wirtschaft und die Hauptursache liegt in einem nicht wieder korrigierbaren Verlust an Wettbewerbsfähigkeit in den Anfangsjahren des Euros.

Beppe Grillo treibt den Euro-Austritt aktiv voran – für Italien würde es sich lohnen

Beppe Grillo, Gründer und Sprecher der Cinque-Stelle-Bewegung, fordert schon lange einen Austritt Italiens aus dem Euro. Angetrieben durch die Entwicklung in Griechenland hat er einen Plan zur Rückkehr zur Lira vorgelegt. Das Ziel: die Initiative ergreifen und in einem aktiven Kampf einen Euroaustritt zu den Konditionen Italiens zu erreichen, gegen die Interessen der anderen Eurostaaten, vor allem Deutschlands.

In der Tat hat die Bank of America schon vor Jahren vorgerechnet, dass sich ein Austritt aus dem Euro für kein Land so sehr lohnen würde wie für Italien. Noch verfügt das Land über eine solide industrielle Basis im Norden. Durch eine Abwertung der eigenen Währung könnte es sofort auf den Weltmärkten wieder Fuß fassen. Da der Staat einen Primärüberschuss vor Zinszahlungen im Haushalt aufweist, ist er nicht von ausländischen Geldgebern abhängig. Die italienischen Privathaushalte haben geringe Schulden und ein höheres Pro-Kopf-Vermögen als die Deutschen. Italien könnte also sehr gut und schnell auf eigenen Beinen stehen.

Damit liegt der „Duft der Revolution“ über Europa. Sollte es zu Euroaustritten kommen, werden diese nicht geordnet ablaufen, sondern per Definition zu erheblicher Ansteckung in anderen Ländern führen. Es käme zu einer Kapitalflucht wie in Griechenland, zu erheblichen Forderungsausfällen und Bankenpleiten. Die Folge wäre ein Absturz in eine tiefe Rezession, aus der sich die Länder, die abwerten und sich entschulden können, schneller erholen als Deutschland, welches nicht nur erhebliche Forderungen, sondern über Nacht auch die Wettbewerbsfähigkeit verliert.

Wer die Eurozone nüchtern betrachtet, kann nur zu der Auffassung gelangen, dass es schiefgehen muss. Die Politik hat es in den letzten sechs Jahren nicht geschafft, die Währungsunion zu vervollkommnen. Heute werden die Bevölkerungen der Euroländer den Schritt zu mehr Integration nicht mitgehen. Selbst wenn Deutschland – was leider nicht ausgeschlossen werden kann –, einer Transferunion ohne Integration zustimmt, würde es unsere finanzielle Leistungsfähigkeit deutlich übersteigen. Es würde weiter teuer Zeit erkauft, das grundlegende Problem würde jedoch nicht gelöst.

Deshalb wird es mit Sicherheit zu Euroaustritten kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Je später diese erfolgen, desto größer wird der finanzielle und vor allem politische Schaden für alle.

Wäre es da nicht besser, Deutschland würde austreten?

Ich höre schon den Sturm der Entrüstung bei diesem Gedanken. Die einen fürchten um den Frieden in Europa, weil Deutschland – wieder einmal – den Störenfried gibt. Die anderen fürchten einen Einbruch bei den Exporten und eine schwere Rezession. Dem kann ich nur entgegenhalten, dass die politischen Spannungen in Europa und die Kritik an Deutschland im Gegenteil bei der Beibehaltung eines ökonomisch nicht lebensfähigen Konstrukts viel größer werden, als bei der geordneten Abwicklung.

Den Einbruch bei den Exporten und die Rezession bekommen wir so oder so, auch hier gilt es, lieber zu unseren Konditionen zu handeln, als es von anderen Ländern aufgezwungen zu bekommen. Natürlich müsste dieser Schritt im Einvernehmen mit den anderen Euroländern geschehen und gut organisiert werden. Ein wichtiger Punkt wäre ein offizieller Verzicht auf die ohnehin uneinbringbaren Forderungen an die Krisenländer. Zugleich müssten wir die gute Haushaltslage dazu nutzen, ähnlich wie 2009 mit Steuersenkungen und Ausgabenprogrammen die Anpassung zu erleichtern. Die hohen Exportüberschüsse würden sinken, zugleich aber die Kaufkraft der deutschen Bevölkerung wachsen. Die Anpassung wäre schmerzhaft. Sie wäre aber zu organisieren.

Am Ende hätten wir ein Europa, das wieder das Versprechen der Wohlstandsmehrung für alle erfüllt und sich auf die weitere politische Integration konzentrieren kann, ohne das Korsett einer Währungsunion, das allen schadet und die politische Energie in Serien an Krisengipfeln bindet.

 

Kommentare (11) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Daniel
    Daniel sagte:

    Angesichts der Tatsache, dass die deutsche Wirtschaft brummt und Gewinnen abwirft wie noch seit dem Urknall ist es recht abstrus die Vorteile Europas und des Euro für Deutschland in frage zu stellen.
    Das Grundproblem des Euros ist denkbar einfach: Die gemeinsame Währung war als Schritt zu einer weiteren Vertiefung der wirtschaftlichen und haushaltspolitischen Zusammenarbeit der EU-Länder gedacht. Der Wegfall der Wechselkurse als Ausgleichsinstrument innerhalb Europas hätte selbstverständlich durch eine vertiefte Zusammenarbeit aka Aufgabe staatlicher Autonomie kompensiert werden müssen. Kohl und Co. hat dies sicherlich auch immer im Blick.

    Die politische Entwicklung der letzten 20 Jahre hat dagegen in eine völlig andere Richtung geführt.
    Wann und wie diese umgekehrt werden kann, ist leider völlig offen. Merkel hat im Zuge der Finanzkrise leider alle offenen Chancen versäumt, den Zusammenhalt zu stärken und Deutschlands Führungsanspruch in Europa zu stärken.

    Griechenland ist das beste Beispiel. Selbstverständlich ist der Euroraum zwingend notwendigerweise eine Transferunion wenn die Kacke am Dampfen ist. Und unterm Strich hat man Griechenland ja auch entsprechend unter die Arme gegriffen. Stattdas aber in zwei Dutzend Tranchen,niemals abzahlbaren Krediten und verbunden mit abstrusen Auflagen zu tun, hätte man besser gleich Nägel mit Köpfen gemacht und den Griechen unserer Unterstützung versichert, Ihnen das Geld gegeben und ein paar Haushaltstipps. Dann würden die Griechen jetzt Merkel-Schreine bauen statt uns als Spar-Nazis zu beschimpfen ohne dass es uns einen Cent mehr gekostet hätte.

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    • Rob
      Rob sagte:

      Einverstanden. Aber bei “Vorteile für Deutschland” muss man schon sagen: Hauptsächlich für die Exportunternehmen, und die öffentliche Hand profitiert auch einigermaßen. Der Durchschnittsdeutsche jedenfalls nicht.

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      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Woher wollen Sie wissen, dass der Durchschnittsdeutsche nicht profitiert hat von EU und Währungsunion?

        Können Sie ausschließen, dass es den Durchschnittsdeutschen SCHLECHTER gegangen wäre, wenn wir – einmal angenommen – die Vorteile der EU und des Euro nicht gehabt hätten?

        Sie können es nicht, niemand kann es.

        Richtig ist, dass nicht ALLE Deutschen GLEICHERMASSEN von EU, Währungsunion und Globalisierung etc. profitiert haben, obwohl es vermutlich den allermeisten Deutschen besser gegangen ist, weil die Exportunternehmen und der Staat von EU, Währungsunion und Globalisierung profitiert haben.

        Nicht profitiert haben und nicht alle gleichermaßen profitiert haben, sind zwei paar Stiefel.

        Nichts durcheinander bringen.

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      >Stattdas aber in zwei Dutzend Tranchen,niemals abzahlbaren Krediten und verbunden mit abstrusen Auflagen zu tun, hätte man besser gleich Nägel mit Köpfen gemacht und den Griechen unserer Unterstützung versichert, Ihnen das Geld gegeben und ein paar Haushaltstipps>

      Das ist Naivität pur.

      Offensichtlich musste man Griechenland mit Krediten helfen, wenn man eine Währungsunion mit Griechenland erhalten wollte.

      Wenn man das wollte, musste man dem Land auch harte Auflagen machen und wird ihm weiterhin viel abverlangen müssen. Die Renten sind immer noch viel zu hoch mit Blick darauf, was sich das Land leiste kann,

      Der Grund ist ganz einfach (wenn msn ein ganz klein wenig von Ökonomie versteht):

      Griechenland, vor allem der griechische Staat, hat bis zur Krise 2010 mehr Geld ausgegeben als er mit Steuern eingenommen hat. Er bzw. die Griechen haben also z. T. von Krediten gelebt. Das konnte nicht so weiter gehen und ist nicht so weiter gegangen. Deshalb muss das Land GEZWUNGEN werden, sich so zu konsolidieren, dass Ausgaben und Einnahmen ins Lot kommen, d. h. es wird lernen müssen, dass es nicht mehr konsumieren und investieren kann, als es erwirtschaftet.

      Das ist FAIR.

      Denn wir können einen Preis für unsere weitere Unterstützung verlangen – und der ist diese Lernbereitschaft.

      Sollte sie fehlen, wird das Land austreten müssen aus der Währungsunion oder diejenigen, die Unterstützung leisten, werden austreten.

      Es gibt jedenfalls keinen vernünftigen Grund dafür, dass ein Land ein anderes DAUERHAFT mit Transfers alimentiert.

      So einfach ist das.

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  2. Lousytalker
    Lousytalker sagte:

    In diesem Zusammenhang ein Zitat von W.Schaeuble das von Y. Varoufakis in einem Interview mit Noam Chomsky zum besten gegeben wurde:

    And then after me, after I had expounded the principle of continuity and the principle of democracy, and the idea of having some compromise between the two, Doctor Wolfgang Schäuble puts his name tag forward and demands the floor and he comes up with a magnificent statement, verbatim I’m going to give you what he said, “Elections cannot be allowed to change the economic policies of any country.” (laughter) At which point I intervened and said, “this is the greatest gift to the Communist Party of China, because they believe that too.” (laughter)

    Quelle: https://www.yanisvaroufakis.eu/2016/06/28/full-transcript-of-the-yanis-varoufakis-noam-chomsky-nypl-discussion/#top

    Also: Niemand interessiert sich für die Meinung irgendeines Volkes auch nicht des deutschen oder der Pensionäre…

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    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Wenn Varoufakis und Schäuble zusammen am Tisch saßen, ging es um Griechenland im VERBUND der Währungsunion.

      Da kann ein Volk nicht einfach entscheiden, welche Wirtschaftspolitik betrieben werden sollte – evtl. auch auf KOSTEN von anderen Völkern – und INSBESONDERE dann kann es nicht darüber entscheiden, wenn der Staat INSOLVENT ist und es in der Währungsunion BLEIBEN will.

      In dieser Situation geben selbstverständlich die Gläubiger den Tarif durch.

      Die Regierung Tsipras hat das übrigens verstanden als sie GEGEN den Willen der Griechen, wie er im Referendum zum Ausdruck kam, mit den anderen Staaten verhandelt – und konsequenterweise den Demokratie-Theoretiker Varoufakis in die Wüste geschickt hat.

      In diesem Kontext ist Schäuble zu verstehen.

      Ihre Schlussfolgerung mit „Niemand …“ ist schlichtweg Unsinn.

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  3. Johannes
    Johannes sagte:

    Für eine rechtlich bindende und somit “echte” Transfer-Union wird in es Deutschland nach meiner persönlichen Einschätzung keine politische Mehrheit geben. Die “Camouflage-Aktionen” der jeweiligen Bundesregierungen zur Einführung des Euros in den 90er Jahren, und z.B. zur ersten, zweiten und dritten Rettung Griechenland, usw. haben sich in den Köpfen der Wähler inzwischen verfestigt. Und mit der AfD sorgt inzwischen eine Partei dafür, dass das auch so bleibt. Aber auch die CDU steht noch vor großen Spannungen; siehe hier:
    https://fkaufbruch.de/

    Bitte einmal in Ruhe auf der ersten Seite die Positionen zu den verschiedesten Themen lesen. Aus meiner Sicht viele vernünftige und einleuchtende Positionen.

    Punkt 7. “Wir wollen keine Haftungsgemeinschaft in der EU und keine weiteren „Rettungspakete“”

    Aber genau diese Haftungsunion wäre zur dauerhaften Befriedung erforderlich.

    Wir sollten es wie Holland machen und eine Expertenkommission (unabhängig…) einsetzen und Für und Wieder eines Euro-Austrittes Deutschlands untersuchen lassen.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      >Für eine rechtlich bindende und somit „echte“ Transfer-Union wird in es Deutschland nach meiner persönlichen Einschätzung keine politische Mehrheit geben.>

      Da bin ich mir auch ziemlich sicher, aus gegenwärtiger Sicht jedenfalls.

      Es wird möglicherweise auch keine „schleichende“ mehr wie im Fall Griechenland geben.

      Gabriel und Schulz sind dabei, ihren griechischen Freunden einen Freifahrtsschein auszustellen.

      Eben habe ich gehört, dass Schäuble sich sehr deutlich dazu ausgedrückt hat.

      Wenn die SPD so weiter macht, wird das ein Wahlkampfthema, bei dem sie nur verlieren kann.

      Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Deutschland kann aus politischen Gründen auf keinen Fall zuerst aus dem Euro austreten, weil es dann im Gegensatz zu heute wirklich das Feindbild breiter Schichten in der EU werden würde, …>

    Sehe ich genauso und würde hinzufügen, dass zum Nicht-Nur-Volkswirtschaftlich-Denken auch der geschichtliche Kontext gehört: Wir Deutsche haben nun einmal die größte Katastrophe der jüngeren europäischen Geschichte angezettelt und können nicht so tun als wäre das vergessen. Andere haben es nicht vergessen und werden es, aus welchen Gründen und mit welchen Zielen auch immer, im Falle eines Austritts instrumentalisieren.

    >Das Ganze ist m.E. nur für das Unternehmen bzw. Privatperson ein Problem, das seine Vermögenssituation (inkl. Altersversorgung) immer noch auf der Geldpolitik der alten Bundesbank aufbaut und Anleihen, Bausparverträge und Kapitallebensversicherungen erwirbt bzw. hält.>

    Sie unterschlagen hier mit „nur“, dass es viele, vor allem ältere Menschen gibt, die ihre Vermögenssituation nicht NEU justieren können und vermutlich erheblich unter der Austrittsrealität leiden würden. Die Kapitalmärkte würden jedenfalls keine Rücksicht auf sie nehmen.

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    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      Hallo Herr Tischer, Sie haben Recht. Die Situation älterer Menschen, vor allem, wenn Sie beispielsweise auf einen Pensionsfonds oder ähnliches angewiesen sind, habe ich tatsächlich unterschlagen. Da gibt es nichts zu beschönigen.

      Antworten
  5. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Herr Dr. Stelter, der Artikel ist unverändert aktuell, aber eben leider auch unverändert leider fast nur volkswirtschaftlich gedacht. Sowohl EU als auch NATO sind nur aus einem einzigen machtpolitischen Grund entwickelt worden, den die USA nach dem 2. Weltkrieg kurz und knapp etwa so formuliert haben: wir halten in Europa die Deutschen unten, die Franzosen drinnen und die Russen draußen. Daran hat sich nichts geändert. Die volkswirtschaftlichen Folgen dafür sind erst einmal nachranging. Deutschland kann aus politischen Gründen auf keinen Fall zuerst aus dem Euro austreten, weil es dann im Gegensatz zu heute wirklich das Feindbild breiter Schichten in der EU werden würde, alleine schon durch den unerwarteten Wegfall der Transfers und die Preissteigerungen durch den Kursverfall des Resteuro. Die wirtschaftlichen Folgen wären alleine schon aufgrund der politischen Isoliertheit katastrophaler als bei einer reinen Rezession. Aber so furchterregend finde ich das aktuelle Szenario gar nicht: In Deutschland erfolgt eine allmähliche Schuldenentlastung der öffentlichen Hand, die sowieso fällig war, und wir holen in den nächsten Jahren im privaten Sektor mit zu niedrigen Zinsen das nach, was in Zeiten übermäßiger Kapitaltransfers in die südlichen Nationen nach 1999 bei uns zu unterlassener Bautätigkeit u.ä. geführt hat. Im Gegenzug büßen die Südländer den überzogenen Boom aufgrund zu niedriger Zinsen in den ersten Eurojahren jetzt mit einer längeren Rezession.
    Bei einem akuten Währungsaustritt (z.B. Italiens) bricht m.E. die Welt auch nicht komplett zusammen. Die Austretenden steigern sie ihre Wettbewerbsfähigkeit zu unseren Lasten relativ schnell und wir verlieren etwas Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der Größe des “Resteuroraums” (außer natürlich, der ganze club med inkl. Frankreich tritt gleichzeitig aus). Das Ganze ist m.E. nur für das Unternehmen bzw. Privatperson ein Problem, das seine Vermögenssituation (inkl. Altersversorgung) immer noch auf der Geldpolitik der alten Bundesbank aufbaut und Anleihen, Bausparverträge und Kapitallebensversicherungen erwirbt bzw. hält. Aber so jemandem ist nach so vielen Jahren EZB ehrlich gesagt m.E. auch nicht mehr zu helfen.

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