„Fiscal union will never fix a dysfunctional eurozone, warns ex-IMF chief“
Dass der Euro nicht überleben wird in seiner heutigen Form, ist Lesern von bto wohlbekannt. Er ist ein politisches Schönwetterkonstrukt. Weder eine Transferunion noch mehr politische Integration können ihn retten. Fragt sich nur, wie lange er noch durchhält (abhängig von der Frage, wann es die nächste Rezession gibt) und wie er endet – deshalb, lasst uns austreten, bevor Italien es tut.
Nun äußert sich mit dem ehemaligen Chefökonomen des IWF, Olivier Blanchard, erstmals ein ranghoher Vertreter der Institutionen und zudem Franzose (!) ungewöhnlich offen: Es wird nicht funktionieren. Bisher hat Blanchard vor allem mit mehr Rufen nach „deutscher Solidarität“ – Klartext: Geld – von sich Reden gemacht. Nun dies:
- Die Eurozone ist zur Dauerkrise verdammt, weil mehr politische Integration daran nichts ändern kann. – bto: richtig.
- Eine Konzentration von mehr Macht in Brüssel ist demnach keine Medizin für die Probleme des Euro. – bto: und zudem in Frankreich auch nicht populär. Vermutlich denkt Blanchard an seine weitere Karriere in Paris, was nichts daran ändert, dass die Analyse zutrifft.
- Das ist eine kalte Dusche für jene, die wie Schäuble, Merkel, Holland, Juncker und Draghi die Hoffnung auf einen „europäischen Superstaat“ setzen.
- Obwohl eine Fiskalunion mit mehr Mitteln auf europäischer Ebene wichtige Voraussetzungen für ein besseres Funktionieren der Währungsunion sind, würden sie selbst im optimistischsten Fall nicht ausreichen, damit die Währungsunion reibungslos funktioniert. – bto: Das haben wir gesehen an den Zahlen zu einer Transferunion. Studien zeigen eindeutig, dass diese nicht genügt.
- Die Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit blieben davon unberührt. Darunter werden die Krisenländer immer leiden. Eine Transferunion würde daran nichts ändern, sondern im Gegenteil den Zustand verlängern. – bto: siehe Nord- und Süditalien.
- Ohne das Ventil einer Währungsabwertung können die Krisenländer nicht wieder auf die Beine kommen.
- Zum „Musterschüler“ Spanien meint er nur: „When people talk about the Spanish miracle, I react. When you have 23pc unemployment and 3pc growth, I don’t call this a miracle yet.“ – bto: Das ist deutlich.
- Nullzinsen, ein weicher Euro, tiefe Ölpreise und weniger Spardruck der Staaten hätte doch mehr bewirken müssen. Blanchard ist von der schwachen Erholung enttäuscht:
- Wenn es eines Beweises bedurft hätte, hier ist er!
- Zu guter Letzt erinnert er noch daran, dass es in Griechenland ohne einen umfangreichen Schuldenerlass nicht geht. – bto: auch dies keine Neuigkeiten.
Fazit: Der Euro wird in der nächsten Rezession erneut in heftige Turbulenzen kommen. Deutschland setzt derweil die völlig verfehlte Europolitik fort. Mein Kommentar dazu, ist so richtig und aktuell wie eh und je.
Wie man die Eurozone erst sanieren könnte, bevor man die Zusammensetzung neu entscheidet, habe ich ebenfalls schon vor Jahren beschrieben: Fixing the Eurozone. Wäre unpopulär, wird deshalb nicht kommen. Damit wissen wir, der Euro wird keinen Bestand haben. Noch haben wir die Zeit uns zumindest mit unseren Vermögensdispositionen darauf einzustellen. Was wäre, wenn der Euro platzt?