„Chance oder Last?“
Ein Leser hat mich auf diesen Kommentar eines Professors zum Thema Migration aufmerksam gemacht. Da er in weiten Teilen meiner Argumentation ähnelt einige Highlights:
- „Ob jemand die Grundlagen einer freiheitlichen Verfassung respektiert oder nicht, ist nicht in erster Linie eine Frage des kulturellen, sondern vor allem eine des sozialen Hintergrundes. Eine Reihe von Studien weist darauf hin, dass Gesellschaften mit einem demographisch bedingt hohen Anteil junger Männer zwischen 15 und 25 vergleichsweise konfliktanfälliger sind. Wenn man nach der Ursache sucht, so stößt man auf den Grad an gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Integrationsfähigkeit der jeweiligen Gesellschaft.“
- „Wer immer diesen Menschen einen inoffiziellen Weg zu einem wie immer gearteten inoffiziellen Aufstieg bietet – gern natürlich verbunden mit einem einfachen Weltbild, aus dem sich der fehlende Zugang zum offiziellen Weg erklärt – hat mit solchen jungen Männern leichte Beute. In dieser wie in vielerlei anderer Hinsicht unterscheiden sich Neonazi-Karrieren von Salafisten-Karrieren nur unwesentlich.“
- „Der Nobelpreisträger James Heckman hat ausführlich belegt, dass Bildung eine Eigenschaft ist, die umso leichter zu erwerben ist, je mehr man davon bereits hat. Das gilt nicht nur, aber auch für den Spracherwerb.“
- „Wer bis ins junge Erwachsenenalter ein nur geringes Bildungsniveau und schwache Sprachfertigkeiten erworben hat, wird in seinem Leben in aller Regel nie wieder zu den Menschen mit höheren Bildungsniveaus aufschließen können.“
- „Wir müssen uns bestimmte Klischees über „multikulti“ von beiden Seiten her abschminken. Natürlich können fremde Kulturen eine Bereicherung sein, aber natürlich können sie umgekehrt auch bedrohlich wirken. Ob sie aber das eine sind oder das andere, hängt fast ausschließlich davon ab, ob sich die kulturelle Vielfalt unter strikter Wahrung (des Vorrangs) der verfassungsmäßigen Spielregeln der freiheitlichen, demokratischen und toleranten Gesellschaft abspielt.“
- „Um zu erklären, warum die Menschen aus den islamischen Ländern bisher schwieriger zu integrieren waren, brauchen wir keinen direkten Zugriff auf deren Kultur, denn es gibt keinen vernünftigen Grund, warum man seinen islamischen Glauben nicht im Rahmen einer freiheitlichen Gesellschaft leben könnte. Die Effekte sind vielmehr indirekt: Kulturelle Unterschiede neigen dazu, die beschriebenen Segregationseffekte auszulösen, das treibt die Neigung zur Parallelgesellschaft an, innerhalb derer Ersatzkarrieren für junge Leute entstehen, und diese Parallelgesellschaften neigen wiederum dazu, feindlich gegenüber der offiziellen Gesellschaft zu sein und dieser ihre eigenen Regelwerke entgegenzustellen.“
- „Wir müssen bei den Zuwanderern und vor allem bei deren Kindern sehr schnell und sehr früh alles daran setzen, dass sie offenen Zugang zu Sprache, Bildung, Arbeit und Gesellschaft haben und dass wir umgekehrt einer Abschottung ihrerseits entgegenwirken. Letzteres gilt vor allem auch für die Kinder der Flüchtlinge, denn auf die wird es ankommen, wenn wir uns in zwei Jahrzehnten ansehen, ob Integration gelungen ist. Wenn diese Kinder zu jungen Erwachsenen mit guten, wenn nicht akzentfreiem Deutsch, mit einem mindestens durchschnittlichen Bildungsabschluss und mit ebensolchen beruflichen und sozialen Aufstiegsperspektiven herangewachsen sind, dann werden sie nicht anders als die Nicht-Zuwanderer bereit sein, die Grundlagen unserer freiheitlichen Verfassung zu respektieren.“
- „Wer immer hierher kommt, muss zuerst die Sprache und parallel dazu die nicht verhandelbaren Spielregeln der freien Gesellschaft erlernen. Warum sollten Zuwanderer also nicht erst einmal sechs Monate lang überhaupt gar nichts anderes tun als das? Und warum sollte man damit nicht sofort nach Ankunft beginnen, und zwar zumindest für alle, deren Bleibewahrscheinlichkeit eine gewisse Höhe aufweist.“ – bto: Das ist der entscheidende Punkt! Und weil wir das nicht tun, bekommen wir das schlechte Szenario. Hinzu kommt, dass die jungen Männer die herkommen, den Punkt des Lernens schon lange hinter sich haben.
- „Die Kinder der Zuwanderer müssen – soweit das immer möglich ist – in ähnlicher Weise in die Gesellschaft integriert werden wie seinerzeit die Kinder der ersten Einwandererwelle von Russlanddeutschen oder sogenannten Gastarbeitern. Hierzu muss den Eltern wiederum die Einhaltung aller damit verbundenen Regeln abverlangt werden – egal ob es um den Religionsunterricht, den Sportunterricht, die Evolutionstheorie oder Sexualkunde im Biologieunterricht oder was auch immer geht. Hier darf es keine Unterschiede und keine Toleranz gegenüber der Abgrenzung geben, und zwar von keiner Seite. Denn solcherlei Toleranz ist eine Toleranz gegenüber der Intoleranz und damit in Wahrheit der Totengräber des gegenseitigen Respekts.“ – bto: Deshalb ist es auch falsch, in den Heimen nach Religionen zu unterscheiden. Das tun wir in der Gesellschaft auch nicht. Frauen, Homosexuelle, Christen und Juden müssen auch in den Heimen nach unseren Regeln geschützt sein.
- „Man muss ihnen die Integration erleichtern und damit die Attraktivität der Nicht-Integration verringern. Dazu bedarf es neben dem möglichst guten Spracherwerb vor allem eines offenen Zugangs zum Arbeitsmarkt. Hier aber haben vor allem die Gering-Qualifizierten ohnehin schon Probleme. Und nun mag man es hören wollen oder nicht: Eine Integration ist unter Wahrung von Löhnen, die bei Nicht-Zuwanderern als marktüblich gelten, schlechterdings unmöglich. “ – bto: Dazu braucht man kein VWL-Professor zu sein, … aber für Politiker ist es dennoch zu kompliziert.
„… ein Verbot von Lohnzugeständnissen kommt in aller Regel einem Arbeitsverbot für Zuwanderer gleich, und nichts ist mit Blick auf fast alle hier angesprochenen Fragen schlimmer als ein Arbeitsverbot: Es läuft im Prinzip auf eine Nicht-Integrations-Garantie hinaus.“
bto: Was wiederum bedeutet, wir bekommen die von Gunnar Heinsohn beschriebenen „brasilianischen Verhältnisse“ mit Ghettos und Parallelgesellschaften. Dann werden die Klugen gehen, die hier sind. Keine guten Aussichten für Deutschland.
→ Wirtschaftlichefreiheit: „Chance oder Last?“, 29. September 2015