Fed calls time on $5.7 trillion of emerging market dollar debt
Ich bin ja skeptisch, ob es wirklich zu steigenden Zinsen in den USA kommt. Letztlich wird es sich die US-Notenbank angesichts der anhaltenden Stagnation und der wieder aufflammenden Krisen in der Welt nicht leisten können, die Zinsen zu erhöhen. Ich denke, erst wenn alle noch tiefere Zinsen erwarten, kommt es zur Wende. Bis dahin gibt es noch einige Überraschungen. 2015 könnte so ein Jahr der weiteren Eurostärke und nicht -schwäche sein.
Dennoch hat die Erwartung steigender US-Zinsen die internationalen Finanzmärkte schon ganz schön in Turbulenzen gestürzt. Ursache ist die deutlich gestiegene Verschuldung der Unternehmen in den Schwellenländern. Der Telegraph fasst die aktuelle Entwicklung zusammen:
- Die Verschuldung der Schwellenländer in US-Dollar ‒ einer Währung die sie nicht selber drucken können ‒ hat sich in den letzten zehn Jahren auf 5,7 Billionen US-Dollar verdoppelt. Jetzt droht ihnen eine deutliche Aufwertung des Dollars bei gleichzeitig höheren Zinsen. (bto: Was das bedeutet, wissen zum Beispiel Häuslebauer, die Hypotheken in Schweizer Franken aufgenommen haben.) In Ergänzung zum Telegraph-Beitrag ein paar Zahlen: Die US-Dollar-Schulden chinesischer Unternehmen sind in den letzten fünf Jahren von praktisch null auf 1,1 Billionen gestiegen, Brasilien 461 Milliarden (20 Prozent des BIP), Mexiko 381 Milliarden (30 Prozent).
- Experten der BIZ sehen gar eine Wiederholung der Asienkrise von Ende der 1990er-Jahre. Diesmal ist allerdings der Anteil der Schwellenländer an der Weltwirtschaft deutlich höher und die Verschuldung liegt mit 175 Prozent des BIP ebenfalls deutlich über dem damaligen Niveau (und 30 Prozentpunkte über 2009, wie hier schon mehrfach angemerkt).
- Die leichten Möglichkeiten, die Wirtschaft wachsen zu lassen, haben diese Länder schon ausgeschöpft. China muss sein Wachstumsmodell ändern und die eigene Verschuldung abbauen und die Politik Russlands wirkt zusätzlich krisenverstärkend.
- Je stärker der Anstieg des US-Dollar, desto größer die Probleme der verschuldeten Schwellenländer (Türkei, Indonesien, Nigeria, ….) ‒ der Gefahr einer wahren Flucht aus diesen Währungen.
- Dabei spielt es keine Rolle, dass diesmal die Unternehmen und nicht die Staaten die Schulden gemacht haben. Im Falle einer Krise wandern die Schulden ohnehin in den öffentlichen Sektor.
- Die Währungsreserven der Länder helfen hierbei wenig. Jeder Abbau kommt einer Verknappung des Geldangebots im Inland gleich (Kauf der eigenen Währung wirkt so) und kann ohnehin den Trend nicht drehen, nur kurzzeitig verlangsamen, dafür sind aber die Reserven zu schade.
- Bleibt die Hoffnung, dass die Fed doch nicht ernst macht mit dem Anstieg der Zinsen.
→ The Telegraph: Fed calls time on $5.7 trillion of emerging market dollar debt, 17. Dezember 2014