Easy money cannot cure (…) stagnation
Im Original steht “Easy money cannot cure Japanese stagnation” – ich denke aber ein (…) passt besser. Denn jedes der Argumente, die der Autor mit Blick auf Japan anführt, gilt meines Erachtens auch für Europa. Wir sind auf dem Weg in das japanische Szenario.
Also, warum wirkt es nicht in Japan?
- Man muss schon sehr mutig sein, Fünfjahresanleihen mit 0.03 Prozent und 10-jährige mit 0.24 Prozent Rendite zu kaufen – bto: ganz so tief liegen wir in Europa noch nicht. Aber der Weg ist nicht weit. Weshalb sollte man Deutschland angesichts von Demografie, verdeckten Schulden und latenter Haftung in Billionenhöhe für andere Staaten in Europa, zu diesen Zinsen Geld leihen?
- Vor allem gilt dies für ausländische Investoren angesichts der erklärten Absicht, den Yen abzuwerten – bto: gilt auch bei uns. Wenn überhaupt, dann wirkt QE nur durch die Abwertung des Euro. Von der übrigens vor allem Deutschland profitiert, während die Krisenländer nur wenig außerhalb des Euroraums exportieren (ob die EZB das bedacht hat???).
- Die Kosten für Kapital sind in Japan praktisch Null. Dennoch gibt es immer weniger Hinweise darauf, dass dieses billige Geld Investitionen und Konsum beflügeln – bto: wie auch von mir für Europa vorhergesagt. Konsumenten müssen mehr sparen für das Alter, ältere Gesellschaften konsumieren ohnehin weniger und weshalb sollten Unternehmen angesichts der Unsicherheit durch Krise und Technologiebruch und unausgelasteten Kapazitäten investieren? Eben.
- Trotz schwächerem Yen fällt die Exportnachfrage nach Maschinen und Anlagen – bto: hier sieht es bei uns bisher noch besser aus, wenn man dem Ifo-Index glauben darf. Die Frage ist nur: wie lange noch angesichts Stagnation in China und damit auch bei den Rohstoffexporteuren? Die USA schwächeln auch, siehe neueste Gewinnprognosen.
- Das japanische Wachstum war schon immer exportbasiert. Konsum spielte eine untergeordnete Rolle. Dieses Modell stößt nun an die Grenze – bto: hier sehe ich auch die große Gefahr für das deutsche Modell. Der Versuch, aus der ganzen Eurozone eine Region mit massivem Exportüberschuss zu machen, kann nur scheitern und die Krise weiter vergrößern.
- China ist ein zunehmend wichtiger Wettbewerber, der Skalenvorteile hat und zunehmend höherwertige Produkte herstellt. – bto: Deutschland scheint hier noch besser dazustehen. Ganz Europa – und hier sitzen wir nunmal in einem Boot – jedoch nicht. Leicht abzulesen ist dies an der geringen Anzahl Patente, die in anderen EU-Ländern angemeldet werden.
- Die Hoffnung wäre, dass die Löhne steigen und so der Konsum. Stattdessen wird weiter darauf gesetzt, die Unternehmen zu fördern – bto: auf diesen Aspekt der japanischen Politik habe ich bereits mehrfach hingewiesen. Wir in Deutschland sind dabei, den gleichen Fehler zu begehen. Was nützen uns die Handelsüberschüsse, wenn wir unser Geld dann im Ausland so schlecht anlegen?
- Die schwächere Währung dämpft die Kaufkraft der Japaner. Die Profiteure sind die Touristen aus China – bto: haben Sie sich schon bei Mario Draghi dafür bedankt, dass Sie keine Zinsen mehr bekommen UND an der Tankstelle wieder mehr bezahlen weil der Euro schwächer geworden ist??
- Stagnation könnte mit der richtigen Politik vermieden werden, wenngleich die Demografie eine Hürde darstellt – bto: gilt auch bei uns. Wir könnten zwar leichter gegensteuern weil wir (noch) offener für Zuwanderung sind. Dafür haben wir es nicht mit einem homogenen Land zu tun, sondern mit vielen verschiedenen in der Eurozone.
- Aktien zu kaufen, nur weil das Geld billig ist, ist da keine gute Idee. Besser wäre es, wenn es fundamentale Gründe gäbe, dies zu tun. – bto: dito.
→ FT (Anmeldung erforderlich): Easy money cannot cure Japanese stagnation, 27. Januar 2015