Die Welt-Rezession ist da

Haben die Pessimisten doch recht behalten. Erst Deutschland, dann auch der Rest der Welt: Die Rezession ist da oder beginnt. Selbst in den USA kann man es wohl nicht mehr leugnen: “The ISM manufacturing index dived to a ten-year low of 47.8 in September and is now well into contraction territory. New export orders crashed to 41.0, the lowest level since the depth of the Great Recession in March 2009.” Kein Wunder, dass die Wachstumserwartungen deutlich zurückgehen:

Quelle: Mish Talk

Das Verschlechtern der Stimmung ist nicht zu übersehen, wie die FINANCIAL TIMES feststellt.

Quelle: FINANCIAL TIMES

In Europa schwächelt nun auch Schweden. Schweden ist wie Deutschland eine offene Volkswirtschaft und entsprechend anfällig für die Ereignisse in Europa. Kriselt Schweden, dürfte es auch um die Eurozone nicht gut bestellt sein. So die Analyse im Telegraph:

  • “Sweden has suffered the most violent slump in manufacturing output since the depths of the Lehman crisis in late 2008, flashing an early warning signal for the rest of Europe’s industrial bloc. The country’s PMI reading of factory activity plummeted far below the boom bust line to 46.3 in September, (…) Sweden’s open trading economy is highly leveraged to the international cycle and is watched closely by analysts as a leading indicator for global industry. Its PMI data tends to anticipate eurozone trends by roughly two months. If you think the euro area mess is over, then think twice.” – bto: Nun, von den Lesern von bto dürfte das keiner denken. Immerhin ist klar, dass wir nicht gut aufgestellt sind für die Rezession und der Euro diesen Druck nur schwer wird verkraften können.
  • “Swedish unemployment has crept up from 6.2pc to 7.4pc this year. That may cause some stress in the housing market, where apartment prices have more than doubled over the last decade and household debt has exploded to a record 190pc of disposable income.” – bto: Das kommt natürlich in Schweden noch dazu. Auch dort wurde das billige Geld dazu genutzt, um vorhandene Vermögenswerte zu immer höheren Preisen zu kaufen.
  • Switzerland’s PMI data for September also slumped, dropping to a ten-year low. A pattern is emerging where open economies that rely heavily on global trade and have big current account surpluses are getting into difficulties. (…) large perpetual trade surpluses have a corrosive side-effect. They drive down the natural rate of interest in these countries to negative levels and effectively disarm monetary policy.” – bto: Das gilt erst recht für die Eurozone!

Und was passiert an den Börsen? Die FINANCIAL TIMES zitiert die SocGen: “Quality vs Value stock valuations are entirely consistent with this bearish message, what is inconsistent is that equity markets themselves are normally down — not up, or in the very least far more volatile. The inconsistency in the global equity market is then not so much that Value stocks are so cheap or bond yields so low, but why overall equity investors appear to be both ignoring the probability that a recession will actually turn up, while at the same time remaining poorly positioned if we actually do get some economic good news.” – bto: Das leuchtet mir ein. Wenn schon Vorsicht, dann richtig.

→ ft.com (Anmeldung erforderlich): “Trading across the faultlines”, 1. Oktober 2019

→ telegraph.co.uk (Anmeldung erforderlich): “Swedish manufacturing crash is the ‘canary in the coal mine’ for Europe”, 2. Oktober 2019

Kommentare (15) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Matthias:

      Guter Link, aber dass es gerade diese Kasse trifft, finde ich irgendwie schon überraschend.

      Bei den Schwierigkeiten der Caritas-Pensionskasse konnte ich das vor einiger Zeit noch verstehen, denn Erzieherinnen und Sozialpädagogen sind in Finanzfragen naturgemäß fachfremd. Aber gerade eine Pensionskasse der Steuerberater sollte doch sogar ausschließlich aus Kunden bestehen, die selbst vom Fach sind und bei ihrem Versorgungsunternehmen besonders kompetent und kritisch nachfragen könnten. Schließlich sollen sie ja in ihrem Hauptberuf selbst mit Themen wie Finanzplanung, Pensionsrückstellungen, Leibrenten und ähnlichen Dingen professionell umgehen und vom eigenen Selbstverständnis ihre Mandanten in diesen Dingen beraten.

      Kein Ruhmesblatt für die Branche der Steuerberater. Hoffentlich bringen sie künftig wenigstens geldpolitisch stärker in die Gesellschaft ein.

      Antworten
      • Lenz
        Lenz sagte:

        Vielleicht haben es die Steuerberater bemerkt und die anderen merken es erst, wenn die Kasse leer ist.
        Ein Bekannter lagerte vor Jahren genau aus diesem Grund seine Angestellten in eine GmbH aus.

      • RA
        RA sagte:

        Die Kundschaft einer Pensionskasse hat keinen Einfluss auf die Leitung der Kasse und die vollzogene Anlagepolitik. Es sind der Vorstand und dessen so genannte Berater, die im Hintergrund die Gelder investieren. Auf den Jahreshauptversammlungen ist es unüblich, Details zu nennen und die Kosten und eingegangenen Risiken zu bewerten und zu dokumentieren. Die Schwierigkeiten der Caritas resultierten m.W. u.a. auch aus einem abzuschreibenden offenen Immobilienfonds sowie anderer fehlgeschlagener Investitionen. In vielen Fällen ist es so, dass Nicht-Experten und nicht-unabhängige Bankleute damit beauftragt sind, die Vermögensverwaltung des Versorgungswerkes zu leiten. Das führt zu unnötigen Kosten, Selbstüberschätzung und natürlichen menschlichen Fehlern, für welche die Kunden der Kasse gerade stehen müssen.

  1. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Für mich stellt sich die Frage, warum die Massenmedien das Thema nicht breiter kolportieren. Verstehen Sie es nicht, wollen Sie es nicht verstehen oder unterschätzen sie es?

    Natürlich interessiert sich Otto Normalverbraucher nicht für Probleme in der Repo-Finanzierung von Banken in New York. Über den drohenden Verlust seines Arbeitsplatzes, den seiner Familienangehörigen oder seiner Kunden möchte er aber m.E. schon informiert werden. Hier verfahren die deutschen Medien derzeit offenbar nach dem Regierungsmotto “Optimismus ist die erste Bürgerpflicht”. Das mag für einen Wirtschaftsminister opportun sein, aber für die 4. Gewalt sehe ich das anders.

    Antworten
    • Susanne Finke-Röpke
      Susanne Finke-Röpke sagte:

      @Herrn Wolfgang Selig:

      Sie fragen: “Verstehen Sie es nicht, wollen Sie es nicht verstehen oder unterschätzen sie es?”

      Meine Antwort dazu: Vor allem ersteres, sie verstehen es nicht. Oder, wie Dr. Markus Krall sagt: “Ich glaube nicht an Verschwörung, ich glaube an Inkompetenz. Das aber ganz fest.”

      Die meisten Journalisten sind zu ungebildet dafür, ist leider wirklich so. Die glauben den keynesianischen Überbau aus ihrem Studium oder ihrem Volontariat kritiklos auch noch 1:1 und lassen die kritische Betrachtung eines Sir Karl Popper vermissen. Von Hayek oder Mises haben sie im Zweifel noch nie etwas gelesen. Teilweise wollen sie es aber auch nicht verstehen, denn das würde ja heißen, dass die bösen Rechten von der AFD, LKR, FPÖ, u.ä. vielleicht nicht die richtigen wirtschaftspolitischen Antworten haben, aber zumindest die richtigen Fragen stellen. Und das “kann ja gar nicht sein”….

      Ein gutes Beispiel dafür ist gerade die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung, die die Sparkasse München am Wochenende in ihrem Titelkommentar ernsthaft dafür kristisiert hat, dass sie von ihrem Recht Gebrauch macht, ihren Kunden langfristige Sparverträge mit hohen Guthabenzinsen (laut BGH!) rechtskonform zu kündigen. Das ist einfach nur billiger Populismus ohne Sachverstand, um sich bei ein paar Tausend örtlichen Lesern anzubiedern, die solche Guthaben besitzen (keine Ahnung, ob er selbst dazu gehört…^^).

      Eine kompetente, langfristig denkende und Vertrauen schaffende Wirtschaftsredaktion (inkl. Verleger!) würde derzeit fast alle Kreditinstitute massiv dazu ermuntern, rechtzeitig ihre Kosten abzubauen, bevor sie durch die Erosion der Margen aufgrund der kommenden rezessionsbedingten Kreditausfälle, der Niedrigzinsphase und der Fintechs in Schieflage geraten. Und würde die Kunden = ihre Leser ebenfalls davon zu überzeugen versuchen, dass es besser ist, kollektiv auf ein paar Guthabenzinsen zu verzichten als ihre Hausbank in späteren Zeiten in massive Schwierigkeiten kommen zu lassen.

      Wie sagte ein berühmter Hedge Fonds Manager zu einem solchen Problem: “I don´t worry about the return ON my money but on the return OF my money.”

      Denn Wirtschaftsredaktionen wie die der SZ gehen mit einer solchen Selbstverständlichkeit von der Unmöglichkeit einer Insolvenz im Bereich der Kreditinstitute aus, dass es fast schon an ein Glaubensbekenntnis erinnert. Und das hängt mit dem Glauben an die Allmacht von Notenbanken (“die wird schon jede Bank retten!”) zusammen, die diese Allmacht aber nur solange haben, solange das allgemeine Vertrauen in sie nicht erschüttert wird und kein Gesetzeshüter mehr gebrochene Regeln verfolgt. Und damit, dass viele Medien den Bürgern nicht klarmachen wollen, dass ein Bankguthaben ein Kredit einer Privatperson an eben diese Bank ist, den diese Bank bei einer versuchten Abhebung der Summe hoffentlich pünktlich und vollständig zurückzahlen kann.

      Das wird sich daher m.E. erst dann in der Breite der Gesellschaft ändern, wenn das Gehaltskonto des Redakteurs auf einmal selbst offensichtlich nicht mehr sicher ist und er anfängt darüber nachzudenken, was die vermeintlich “verwirrten” Verschwörungstheoretiker auf bto und anderen websites wie der Altas-Initiative, NZZ, wiwo, Gburek oder Tichys Einblick vielleicht doch früher als er erkannt haben.

      Hoffen wir für uns alle, dass das Gehaltskonto des Wirtschaftsredakteurs noch lange ungefährdet ist, denn wenn sein Gehaltskonto kippt, kippen auch andere Dinge. Und das wünsche ich nicht einmal einem willfährigen unfähigen Wirtschaftsredakteur der SZ, denn er hat meist Kinder, die für seinen gedanklichen Tiefflug nichts können und das später mit ausbaden müssen.

      Antworten
  2. Thomas M.
    Thomas M. sagte:

    “The inconsistency in the global equity market is then not so much that Value stocks are so cheap or bond yields so low, but why overall equity investors appear to be both ignoring the probability that a recession will actually turn up, while at the same time remaining poorly positioned if we actually do get some economic good news.”

    Ignorieren sie das wirklich? Zumindest die US-Staatsanleihen sind seit Ende 2018 stetig im Wert gestiegen. Sofern man aus dem Preisanstieg auch einen Nachfrageanstieg ableiten kann, könnte das darauf hin deuten, dass ein Teil der Anleger in 2019 kontinuierlich in sichere Häfen “rotiert” hat. Wenn es eine Analyse zu den Positionen der großen Fonds gäbe, wüsste man sicherlich mehr.

    Wenn die Equity-Preise heute stark durch Algorithmen, Buybacks und (ETF-) Sparpläne bestimmt sind, ist der Anteil der bewussten Investorentscheidungen an der Preisfindung ohnehin verdünnt.

    Antworten
    • Bernhard-Albrecht Roth
      Bernhard-Albrecht Roth sagte:

      @ Thomas M.

      Sie schrieben: “Sofern man aus dem Preisanstieg auch einen Nachfrageanstieg ableiten kann, könnte das darauf hin deuten, dass ein Teil der Anleger in 2019 kontinuierlich in sichere Häfen „rotiert“ hat. Wenn es eine Analyse zu den Positionen der großen Fonds gäbe, wüsste man sicherlich mehr.”

      Den Beweis für den von Ihnen vermuteten Nachfrageanstieg bei den Anleihen liefert doch schon die negative Zinsstrukturkurve in den USA, denn wenn es den Nachfrageanstieg nicht gäbe, wäre auch die Zinsstrukturkurve nicht negativ. Das ist der erste kausale Zusammenhang.

      Der zweite kausale Zusammenhang folgt aus der negativen Zinsstrukturkurve, die – wenn sie mehrere Monate negativ also invers ist – die Banken dazu veranlasst die Kreditvergabe einzuschränken. Sinkt die Kreditvergabe, beginnt der Motor des Kreditgeldsystems zu stottern, und das Wirtschaftswachstum geht immer weiter zurück, bis es zur Rezession kommt. Man muss die Positionen der großen Fonds dazu gar nicht kennen!

      Den Zusammenhang habe ich hier ausführlich beschrieben: http://inflationsschutzbrief.de/boersen-einbruch-und-us-abschwung-voaus/

      Beste Grüße,
      Bernhard-Albrecht Roth

      Antworten
      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        Danke für den aufschlussreichen Link. Zum einen hatte ich den Preisanstieg bei US-Anleihen gedanklich noch gar nicht mit der Invertierung verbunden, zum anderen hatte ich bis dato immer nur von der Invertierung als “Rezessionssignal” gelesen und dem nicht viel Beachtung geschenkt. Die gute Vorhersagequote der Invertierung ist dann nicht mehr überraschend, wenn sie die Rezession (mit-) bedingt.

        Fazit auch bei einem Artikel von der St. Louis FED: “Thus, an inverted yield curve might do more than predict a recession: It might actually cause one.”

        https://www.stlouisfed.org/on-the-economy/2018/december/inverted-yield-curve-cause-recession

      • Bernhard-Albrecht Roth
        Bernhard-Albrecht Roth sagte:

        @ Thomas M.

        Den Beitrag der Fed von St. Louis kannte ich noch nicht, danke das Sie ihn hier verlinkt haben.

        Es ist klar, dass der Zusammenhang von der Fed – im Gegensatz zu mir – nicht als Kausalität dargestellt wird, aber diese Kausalität öffentlich überhaupt als möglich zu erachten, sagt doch schon sehr viel aus!

        Beste Grüße,
        Bernhard-Albrecht Roth

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Thomas M
        Als kleine Ergänzung der Link zur St.Louis Fed, wo man die Veränderung der Kreditvergabestandards der US Banken einsehen kann (nächste Quartalsveröffentlichung dann Anfang November):
        https://fred.stlouisfed.org/categories/32239
        Bisher sind diesbezüglich noch keine Warnlampen angegangen.

      • Bernhard-Albrecht Roth
        Bernhard-Albrecht Roth sagte:

        @ troodon

        Auf https://fred.stlouisfed.org/categories/32239 sind nur nachlaufende und nicht vorauslaufende Indikatoren zu finden und bringen deshalb wenig, wenn man abschätzen will, wann die US-Leitbörsen in einen Abwärtstrend übergehen.

        Wenn Sie sich die einzelnen Indikatoren einmal genau betrachten und mit den Jahren 2000 und 2007 vergleichen, dann werden Sie feststellen, dass keiner zu dem Zeitpunkt einen kritischen Wert anzeigte, als die Börsen bereits in den Abwärtstrend übergegangen waren!

        Beste Grüße,
        Bernhard-Albrecht Roth

      • troodon
        troodon sagte:

        @ Bernhard-Albrecht Roth
        “dass keiner zu dem Zeitpunkt einen kritischen Wert anzeigte, als die Börsen bereits in den Abwärtstrend übergegangen waren!”
        Das ist mir bekannt, Entwicklung der Börsen war aber nicht das Thema.

        Nicht jeder Börseneinbruch bedeutet zudem wiederum automatisch eine kommende Rezession. Interessant wird es, wenn ein Börseneinbruch durch den (selbstverständlich nachlaufenden) Indikator Kreditvergabestandard bestätigt wird.
        Aber eine Garantie ist es dann immer noch nicht, dass eine Rezession folgt. Die Wahrscheinlichkeit ist dann aber sehr groß, wenn man die Vergangenheit betrachtet.

        100%ig ausschließen würde ich bei einer LEICHTEN Rezession in den USA übrigens auch nicht, dass es dann nur relativ leicht fallende Aktienkurse (minus ~ 20%) gibt und nicht Abstürze wie 2000-2002 bzw 2007-2009 . Unwahrscheinlich ja, aber durch die Niedrigzinsen eben nicht auszuschließen.

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