Die neue Ungleichheit

Die Nebenwirkungen der aggressiven Geldpolitik habe ich mehrfach thematisiert. Heute nun der Princeton-Professor Harold James. Nicht neu, aber gut formuliert: “Seit 2008 hat sich die gemessene Ungleichheit, die schon vor der Finanzkrise gestiegen war, noch verstärkt. Das war hauptsächlich auf eben die Maßnahmen zurückzuführen, die dafür gelobt werden, dass sie eine neuerliche Große Depression verhindert haben. Die unkonventionelle Geldpolitik heizte einen Boom der Vermögenspreise an, bei dem die Aktienkurse steil stiegen und die Immobilienpreise in Wirtschaftszentren wie New York, London, Paris, Rio de Janeiro und Schanghai heimische Käufer vom Markt ausschlossen. Während die Reichen reicher wurden, geriet die Mittelschicht durch in Nullnähe liegende Nominalzinsen unter Druck.” Und weiter: “Was heute die Ungleichheit anheizt, ist nicht zügelloser Kapitalismus, sondern ein problematisches öffentliches Bemühen, Volkswirtschaften in Folge der Finanzkrise zu stabilisieren. Kapitalistischer Wettbewerb erodiert Monopolgewinne, während die staatliche Politik die Gefahr birgt, Privilegien zu verfestigen. Heute, wo expansive Geldpolitik und höhere Staatsausgaben eine starke Gegen­reaktion der ausgeschlossenen Bevöl­kerungsschichten auslösen, könnten Schritte, die im Namen der Vermeidung einer weiteren Großen Depression ergriffen werden, zu einer Verschärfung der gesellschaftlichen Polarisierung führen.”

Und als wäre dies nicht problematisch genug: Es wirkt nicht. Was, wenn deutlich wird, dass die Politik nicht geeignet ist, die Krise zu überwinden? Dann haben wir ein wahrhaft explosives Gemisch.

Finanz und Wirtschaft: Die neue Ungleichheit, 31. Januar 2014