Der Euro ist keine Alternative zum Dollar
Heute Morgen war der US-Dollar mein Thema. Es ist dabei immer gut, sich in Erinnerung zu rufen, dass der Euro weit davon entfernt ist, den US-Dollar zu challengen. Ein paar interessante Fakten, die ich im letzten Jahr an dieser Stelle schon besprochen habe:
- „When the euro was created (…), one of the implicit goals, at least to the French, was to challenge that (status of the Dollar). A single European currency would be big enough and strong enough to take on the mighty greenback, and eventually even topple it from its throne.“
- „It hasn’t happened. According to the latest calculations from the European Central Bank, the euro is not making any progress against the dollar at all.“
- „Instead, its share of global currency reserves is declining steadily every year. Extraordinarily, on some measures, it is now even less important than the old German Deutschmark used to be all by itself – in effect, the other 18 national currencies have been turned into nothing.“
- „In fairness, it was not a completely stupid idea. After all, the European Union had, and still does have, both a bigger population and a bigger overall GDP than the US: the EU has slightly over 500m people, compared with 318m in the US, and claims a larger total output.“
- “The latest ECB figures show the euro is now declining as a reserve currency. Soon after the currency was launched in 1999, it accounted for 20pc of global reserves.By 2003/4, it was getting up close to 25pc.“
- „Since then however it has stalled and then gone into reverse. By last year, the euro accounted for just 19.9pc of global reserves, the lowest level since launch.“
- „And here is an extraordinary fact. According to Bundesbank data, if you go back to 1990 and 1991, the Deutschmark by itself accounted for 19pc of global reserves.“
- „Even the French franc accounted for 2.4pc of global reserves in the 1990s. It is as if the French franc, Italian lira and Spanish peseta never existed.“
- „Its share of global international payments has dropped from 33pc to 31pc, reflecting the decline of Europe’s economy. Foreign demand for eurozone securities also declined in 2015, according to the ECB, and so did the use of the currency in global debt and loan markets.“
„Who wants to hold a ‚reserve‘ asset that might not be around in a decade? The whole point is to own something rock solid that will be there when you need it. The Chinese yuan, Bitcoin, and even sterling all look a better bet right now.“
So viel zu der politischen Aussage „unangefochtene Weltreservewährung Nummer zwei und stabil“.
→ The Telegraph: „Why the euro is a long way from challenging the dollar’s dominance“, 13. Juni 2016
>„Who wants to hold a ‚reserve‘ asset that might not be around in a decade?>
Die Frage stellen heißt sie beantworten – und damit zugleich jegliche Diskussion um den Euro als Reservewährung zu beenden.
Dann möchte ich gerne noch mal meine Meinung zu Bitcoin kundtun…
Die Blockchain-Technologie ist eine nette Idee: vereinfacht gesagt führen mehrere Computer (mindestens 2, die Zahl der Teilnehmer ist nach oben hin mehr oder weniger offen) ein Buch, in welchem die Einträge bzw. die Blöcke kryptografisch signiert werden und diese Signatur im nächsten Block hinterlegt werden. Eine nachträgliche Änderung der Einträge ist nicht mehr möglich, weil alle auf eine Änderung folgenden Signaturen nicht mehr stimmen würden. Zusätzlich ist das Buch (bzw. eine Kopie des Buches) auf allen teilnehmenden Computern hinterlegt, was eine Fälschung weiter erschweren würde (alles neurechnen ok, aber wie verteilt man das gefälschte Buch auf alle Rechner?), gleichzeitig aber auch deutlich macht, warum es ein nicht triviales Problem darstellt Buchungen zu anonymisieren oder geheim zuhalten.
Ist Bitcoin eine Alternative zum Euro? Meiner Ansicht nach nicht. Kein Staat der Welt erhebt Steuern in Bitcoin denominiert. Kein Staat gibt Staatsanleihen in Bitcoin denominiert heraus. Keine Bank der Welt kann Bitcoin schöpfen und einem Kunden für sein Geschäft oder seine Immobilie leihen. Womit sind Bitcoin also besichert? Mit Bitcoin hat man keinen – nicht mal einen fiktiven – Anspruch auf zukünftige Steuer-, Miet- oder Arbeitseinnahmen erworben. Bitcoin – um eine Redewendung aus der IT zu bemühen – performieren und skalieren schlecht. Grottenschlecht. Deswegen sind Bitcoin auch als Zahlungsmittel ungeeignet. Das Gleiche könnte man ggf. auch über Gold sagen… aber Bitcoin haben noch weitere Nachteile, die Gold nicht innewohnen. Kryptocurrencies lassen sich in beliebiger Menge “aufsetzen”. Deswegen nimmt die Zahl der Kryptocurrencies auch weiter zu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Kryptow%C3%A4hrungen
Solange mir niemand schlüssig widerlegt, dass Bitcoin als Zahlungsmittel und als Wertaufbewahrungsmittel völlig ungeeignet sind, solange bin ich der Ansicht, dass jeder Artikel der Bitcoin gegenüber Euro bevorzugt nicht das Papier bzw. den Festplattenspeicher wert ist, auf dem er geschrieben steht.
Zu Bitcoin als “Währung” ist eigentlich schon alles Wesentliche geschrieben worden: https://soffisticated.wordpress.com/2013/04/18/pitticoin-die-lieben-und-platsch/. Insofern teile ich Ihre Einschätzung.
LG Michael Stöcker
> Genau dasselbe ist auch schon bei Kunstwerken, Tulpenzwiebeln und einer Unzahl anderer Modeobjekte passiert, ohne daß die Kommentatorenwelt sich entblödet hätte, dabei von einer Währung zu faseln.
Wobei Kunstwerken, Tulpenzwiebel und Diamanten nicht so uniform wie Bitcoin oder Gold sind.
> Der entscheidende Unterschied besteht daraus, daß ein Tauschmittel kein Zahlungsmittel ist!
Oder Schuldentilgungsmittel (Hypothekenschulden, Steuerschulden, etc.). Vergleichbar mit Monopoly-Spielgeld oder Spielbank-Jetons. Mag sein, dass der Hipster-Bäcker in Prenzlberg Bitcoin akzeptiert. Um damit Zinsen und Tilgungen zu begleichen, müssen Bitcoin aber erst in Euro gewechselt werden.
Und hier noch die technologischen Grenzen und Probleme: https://www.kaspersky.de/blog/bitcoin-blockchain-issues/14453/.
LG Michael Stöcker
Warum stellt eigentlich so selten jemand die Frage, ob es für die Bevölkerung wirklich gut ist, wenn die eigene Währung Weltreservewährung ist? Man kann als norwegischer Bürger mit Kronen oder als Schweizer mit Franken m.E. hervorragend auch mit einer “Nichtweltreservewährung” leben, während eine Menge US-Bürger vermutlich von ihrem Reservewährungsstatus wenig bis nichts haben. Außerdem wären in einer Welt rasch wachsender Schwellenländer wohl auch die alten nationalen Währungen mit ihren stagnierenden Wirtschaften gegenüber dem yuan und anderen Währungen prozentual ins Hintertreffen geraten. Die Debatte erinnert mich an die unselige “wer ist Exportweltmeister-Diskussion”. Eine Debatte wie auf dem Sportplatz.
Ich könnte mir vorstellen, dass Herr Stöcker über die Vorteile einer Weltreservewährung – angefangen bei der Seigniorage – eine mehrseitige Abhandlung verfassen könnte…
Möglicherweise gehört zu den Vorteilen einer Weltreservewährung auch, dass man über sehr lange Zeiträume so ein massives Handelsdefizit fahren kann, wie es die USA tun. Im Grunde bezahlen die Chinesen den USA den kompletten Militärapparat. Auf Kredit selbstverständlich… das muss alles zurückgezahlt werden ;-)… in einer Währung, die nicht erst seit den 80er mittel- und langfristig fast durchgehend an Kaufkraft verliert. Ansonsten bin ich bei Ihnen, zwar nicht auf dem Sportplatz, aber bei der Aussage, dass die Norweger und die Schweizer mit ihren Geschäftsmodellen ganz gut aufgestellt sind.
sorry… andere Währungen verlieren natürlich auch an Kaufkraft. Nur eben langsamer.
https://www.boerse.de/historische-kurse/Euro-Dollar/EU0009652759
https://www.boerse.de/historische-kurse/USD-Yen/XC0009659910
PPS: das mit der “mehrseitgen Abhandlung” war in keiner Weise despektierlich gemeint.
Sie haben recht,aber ist das wünschenswert? 70000 geschlossene Fabriken in den USA, die technische Kompetenz zunehmend in China und wenn das Ausland das Militär nicht mehr finanziert, hört es auf, zu funktionieren. Dann müssen die Chinesen nur noch den US-Konsum durch Binnenkonsum ersetzen und das eigene Militär stärken. Dann können sie sich entspannt zurücklehnen und die Wechselkurse frei geben. Die deindustrialisierten USA sind dann in jeder Hinsicht ungefährlich. Dauert vielleicht noch 25 Jahre.