Alles wird gut! – Kein Helikopter-Geld für Europa
„Kein Helikopter-Geld für Europa“ vermeldet die F.A.Z.! Uff. Das ist ja nochmal gut gegangen, denken wir uns da in Deutschland. Ersparen wir uns doch eine unangenehme Diskussion in der deutschen Öffentlichkeit und eine allzu offen sichtbare Erpressbarkeit auf europäischer Ebene! Die Wirkung ist ja ohnehin umstritten.
- „Über ein solches ‚Helikopter-Geld‘ werde noch nicht einmal diskutiert, sagte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet am Donnerstag. Ins gleiche Horn blies EZB-Vize Vitor Constantio im Europa-Parlament: „Das ist nicht auf dem Tisch in irgendeiner Gestalt oder Form.“ – bto: genau. Niemand hat die Absicht, …
- „Unter Volkswirten gilt Helikoptergeld als letztes Mittel der Geldpolitik – wenn alle anderen konventionellen und unkonventionellen Instrumente ausgereizt sind. Das schwedische Bankhaus Nordea hatte jüngst eine Summe von 1.300 Euro ins Gespräch gebracht, die die Notenbank direkt an die Bürger der 19 Länder des Euro-Raums ausschütten könne.“ – bto: wenn schon, denn schon. Dann doch gleich 10.000 Euro für jeden wie hier immer wieder beschrieben (gefordert würde ich nicht sagen). Denn es geht doch um Inflation um jeden Preis!!
- „Unterdessen erklärte Draghi im EZB-Jahresbericht, auch 2016 werde für die Notenbank ein hartes Jahr sein. Die Aussichten für die Weltwirtschaft seien unsicher. Es gebe weiter Druck auf die Inflation. Zudem stellten sich Fragen in Bezug auf die künftige Ausrichtung Europas und der Widerstandsfähigkeit des Kontinents ‚gegenüber neuen Schocks‘. In dem Umfeld sei die Verpflichtung auf das Mandat, für Preisstabilität zu sorgen, ‚ein Vertrauensanker‘.“ – bto: hartes Jahr. Klingt echt schlimm, was die Damen und Herren im konkurssicheren und fern der realen Wirtschaft agierenden Turm in Frankfurt ertragen müssen!!
- „Praet sagte in Frankfurt, die EZB habe noch genügend Pfeile im Köcher. ‚Falls es zu weiteren negativen Schocks kommen sollte, könnten wir unsere Maßnahmen abermals anpassen, um der Stärke des Gegenwindes zu begegnen.‘ Dabei würden mögliche Nebeneffekte berücksichtigt. Dass die Inflation weiter niedrig sei, liege nicht an einer ineffektiven Geldpolitik, sondern daran, dass die Wirtschaft in der Zwischenzeit von neuen dämpfenden Einflüssen getroffen worden sei.“ – bto: Nein, es liegt definitiv nicht an der Geldpolitik! Es liegt daran, dass sie einfach nicht wirkt, wenn man pleite ist!
Auf jeden Fall ist die F.A.Z. froh! Alles wird gut.
Das Coole ist ja, was am selben Tag von Zero Hedge und JP Morgan zu dem Thema berichtet wurde: „JPM, ECB Hint At Arrival Of ‚Helicopter Money‘ In Europe Following Next ‚Significant Downturn‘“, lautet hier die Schlagzeile! Zitiert wird der Chef der Banca d`Italia (der im Zweifel Draghi besser verstehen dürfte) und EZB Ratsmitglied Ignazio Visco: „(…) no policy tool within our mandate can or should be dismissed a priori.“ – bto: Klingt nicht so eindeutig wie die F.A.Z.!
Zur Erinnerung. Als Draghi gefragt wurde sagte er: „We haven’t really thought or talked about helicopter money. It’s a very interesting concept that is now being discussed by academic economists and in various environments. But we haven’t really studied yet the concept.“ – bto: Das klingt ebenfalls nicht so eindeutig negativ, wie die F.A.Z. meint.
Derweil schreibt JP Morgan, dass „Helicopter money may come to a Euro area airport near you“.
- Beim nächsten Abschwung wird der EZB nichts anderes übrig bleiben, als zu Helikopter-Geld zu greifen.
- Dabei handelt es sich um eine Kombination von Geld- und Fiskalpolitik. – bto: Klar, es geht um die direkte Finanzierung von Staatsausgaben, idealerweise als „Geschenk“.
- Ein zusätzlicher Nutzen ergäbe sich durch „greater risk sharing across the ECB balance sheet (…) Many in financial markets would view this as de facto equivalent to a eurobond“. – bto: Klartext: Durch die Sozialisierung von Schulden auf europäischer Ebene über die Bilanz der EZB ohne jegliche demokratische Legitimierung durch die Parlamente und damit die Bürger der Eurozone. Die EZB würde damit (noch mehr) zur Umverteilungsmaschine.
- JP Morgan sieht es positiv. Im Unterschied zu QE würde das neue Geld direkt zu mehr Nachfrage führen.
- Das einzige Hindernis ist aus Sicht der Bank, dass es schwerfällt in Europa, die Finanzpolitik zu koordinieren. – bto: Übersetzt heißt das, die (blöden) Deutschen könnten gegen mehr Staatsschulden sein und damit die Party verhindern.
- Trotzdem wird das Helikopter-Geld im nächsten Abschwung kommen, ist sich die Bank sicher. – bto: ich auch. Und wenn es eine direkte Finanzierung von Brüssel ist.
Fazit: Es wird kommen und man wird es aus politischer Rücksichtnahme nicht so offen sagen.
Leser von bto wissen natürlich, dass ich auch davon ausgehe, dass es kommt. Notenbanken und Politik haben gar keine andere Möglichkeit mehr, bleiben sie auf dem eingeschlagenen Weg.
→ F.A.Z.: „„Kein Helikopter-Geld für Europa“, 7. April 2016