Teure Energie

Die industrielle Revolution, der deutliche Wohlstandsgewinn und die erfolgreiche Bekämpfung der weltweiten Armut sind eng mit dem Einsatz von Energie verbunden. Je höher der Wohlstand einer Gesellschaft, desto höher der Energieverbrauch. Wenn diese Energie nicht aus erneuerbaren Quellen oder Atomkraft erzeugt wird, ist das verbunden mit Luftverschmutzung und CO2-Ausstoß.

Nach rund 200 Jahren steigendem Energieverbrauch zu immer günstigeren relativen Kosten, stehen wir nun vor einer Trendwende. Zum einen werden die fossilen Energieträger nicht ewig verfügbar bleiben, und deren Erschließung wird immer teurer. Zum anderen ist es erklärtes Ziel, den CO2-Ausstoß zu senken.

Letzteres führt – entgegen vielfältigen anderen Behauptungen – nicht zu niedrigeren, sondern zu höheren Energiekosten. Die Kosten einer zusätzlich mit Wind oder Sonne erzeugten Kilowattstunde Strom sind zwar deutlich niedriger als bei fossilen Kraftwerken. Da die Erzeugung aber sehr volatil ist, sind erhebliche Investitionen in Produktionsüberkapazitäten, Reserve-Kraftwerke und Speicher erforderlich.

So kostet ein in Bayern geplanter Batteriespeicher, der 250.000 Haushalte im Falle eines Stromausfalls für eine Stunde versorgen soll, 200 Millionen Euro. Wollte man das für alle Haushalte in Deutschland realisieren, sprechen wir von mehr als 30 Milliarden Investitionsvolumen.

Auch die mit großen Hoffnungen versehene Wasserstoffwirtschaft wird aufgrund hoher Umwandlungsverluste und eines gigantischen Investitionsbedarfs signifikant teurer sein als das bestehende fossile System.

Mix aus erneuerbarer Energie und Atomkraft bietet einen Vorteil

Letztlich wird Industrieproduktion dort stattfinden, wo Energie am günstigsten ist. Das ist dort, wo CO2-freie Energie direkt verwendet wird und keine aufwendige und teure Umwandlung erforderlich ist.

Länder wie Schweden, die schon heute auf einen Mix von erneuerbaren Energien und Atomkraft setzen, haben damit einen dauerhaften und deutlichen Vorteil gegenüber Ländern, die glauben, mit Wasserstoff Dunkelflauten überbrücken zu können. Energieintensive Produktion hat in Deutschland keine Zukunft, wenn wir an der bestehenden Strategie festhalten.

Eine weitere Folge des deutschen Wegs zur CO2-Reduktion ist, dass hiesige Privathaushalte dauerhaft nicht nur einen höheren Anteil ihres Einkommens für Energie ausgeben müssen als in der Vergangenheit, sondern auch als die Privathaushalte jener Staaten, die auf einen anderen Energiemix setzen.

Die deutsche Kaufkraft fließt dann nicht mehr in die öl- und gasexportierenden Staaten ab, sondern an die Produzenten des grünen Wasserstoffs.

Wollen wir unseren Wohlstand erhalten, müssen wir aufhören, uns einzureden, dass das eigenwillige Energiesystem der Zukunft, an dem wir gerade bauen, wettbewerbsfähig sein wird. Steht kostengünstige Energie nicht mehr zur Verfügung oder muss gar, wie im neuen Energieeffizienz-Gesetz vorgesehen, der Verbrauch gesenkt werden, sinkt der Wohlstand erheblich.

Das Ifo-Institut rechnet vor, dass die Wirtschaftsleistung infolge der Vorgaben des Gesetzes im Jahre 2030 um bis zu 20 Prozent niedriger sein wird, so die Energieeffizienz nicht massiv erhöht wird.

Doch nicht nur das Zielsystem unserer Energiewende gehört auf den Prüfstand. Gleiches gilt für den Weg dahin. Die Energiewende selbst ist sehr energieintensiv, weshalb schon heute Länder mit günstiger Energie einen Wettbewerbsvorteil haben, auch durch den Einsatz fossiler Brennstoffe.

Politik will Deutschland zum Vorreiter beim Wasserstoff machen

Chinesische Solarzellen sind auch deshalb so günstig, weil zu ihrer Herstellung noch immer ein hoher Anteil Strom aus Kohlekraftwerken verwendet wird. Hierzulande verhindern viel höhere Energiekosten, dass die neuen Industrien eine Chance haben.

Wie schon bei der Photovoltaik will die Politik, dass wir bei der Wasserstoffwirtschaft Vorreiter sind. Wie schon bei der Photovoltaik werden wir wohl mit Milliarden den Aufbau der Industrie im Ausland finanzieren. Wie schon bei der Photovoltaik werden wir uns dann die mit der von uns marktreif gemachten Technologie weltweit erzielten CO2-Einsparungen nicht zuguterechnen.

„Industriepolitik“ gilt im Wirtschaftsministerium als chic. Höchste Zeit, dass man dort erkennt, dass es nur einen einzigen, aber entscheidenden Hebel zur Sicherung von Wohlstand gibt: wettbewerbsfähige und ausreichend vorhandene günstige Energie.