Renten sichert man nicht durch (noch mehr) Umverteilung
Am Sonntag (13. August 2023) geht es im Podcast erneut um die Rente. Schon mehrfach habe ich dazu Kommentare geschrieben. So hier im August 2018, als ich daran erinnert habe, dass man Rente nicht durch Umverteilung sichert:
Das bekommen nur Politiker hin: Nachdem sie seit mehr als einem Jahrzehnt regieren, fällt ihnen auf, dass die Rente doch nicht so sicher ist, wie immer wieder verkündet. Also gilt es, diese so rasch wie möglich „sicher“ zu machen, damit die Bürger auch schön beruhigt weiter das Kreuz an der richtigen Stelle setzen und nicht zum Opfer von Populisten werden. So zumindest die Logik.
In der Tat könnte die Politik sehr viel tun, um die Renten sicher zu machen. Und dies nicht erst seit heute, sondern schon seit Jahren. Es müsste nur einfach getan werden. Doch das wäre anstrengend und nicht immer populär. Deshalb macht man lieber kosmetische Eingriffe und verschiebt Geld von der einen in die andere Tasche und glaubt so, damit das System zu stabilisieren. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Diese Politik legt den Grundstein für Niedergang, Armut und soziale Konflikte.
Politik: Versprechen zulasten Dritter
Wenn man unsere Politiker über ihre Gesetzesvorhaben sprechen hört, zuletzt Sozialminister Hubertus Heil, dann könnte man denken, dass sie sich enorm angestrengt haben, um das Land wirtschaftlich voranzubringen, und richtig harte Arbeit hinter ihnen liegt. Doch was haben sie im Kern gemacht? In einem Excel-Sheet ein paar Variablen verändert und einer anderen Bevölkerungsgruppe als zuvor die Lasten zugeschoben. Wir wissen alle, dass die Kosten der Versorgung der älteren Generation von der Anzahl Rentner, der Rest-Lebenserwartung zu Rentenbeginn und den monatlichen Zahlungen abhängt. Will man diese Kosten senken, muss man das Renteneintrittsalter anheben und/oder die Rentenzahlungen reduzieren. Ist das politisch nicht opportun, muss man eine Finanzierung für diese Kosten finden. Dazu gibt es Steuer- und Sozialabgaben. Will man – zurecht – nicht alles beim Faktor Arbeit belassen, muss man auf steigende Steuern setzen. Punkt.
Die große Leistung der Politik in ihrem Bemühen die Rente sicherer zu machen, besteht also darin, einer Bevölkerungsgruppe Zahlungen zu versprechen, die eine andere (zum Teil sind es dieselben Personen) finanziert. Optimistisch gerechnet ist der Netto-Wohlstandseffekt für unser Land null. Was die einen gewinnen, verlieren die anderen. Faktisch ist der Effekt der mit dieser Umverteilung beschäftigten Bürokratie negativ.
Darüber und nur darüber diskutiert die Politik und unsere Medien haben nichts Besseres zu tun, als uns mit dieser überflüssigen Diskussion Wochen zu beglücken, verbunden mit allerlei an Einzelschicksalen aufgehängten Betroffenheitsgeschichten. Da spielt es keine Rolle, dass das Armutsrisiko bei den über 65-Jährigen deutlich geringer ist, als bei jüngeren Bevölkerungsgruppen. Es geht ja um Wählerstimmen und da ist bei den Alten mehr zu holen.
So hat die (kleine) Große Koalition im Koalitionsvertrag vereinbart, eine Grundrente für sozial Schwache einzuführen und die Mütterrente aufzustocken. Zudem soll das Rentenniveau bei 48 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens vor Steuern gehalten werden, das nach bis dato geltender Rechtslage (und in Anerkennung der mathematischen Folgen der demografischen Entwicklung) eigentlich bis 2050 auf 43 Prozent sinken sollte. Der Sachverständigenrat der Bundesregierung hat schon im Frühjahrsgutachten 2018 vorgerechnet, dass dies zu einem Anstieg der Beitragssätze für die Rentenversicherung um 2,5 Prozentpunkte (oder entsprechenden Steuererhöhungen) führen wird. Schon ohne diese zusätzlichen Versprechen steigt der Beitragssatz bis 2050 von heute 19 auf 24 Prozent. Nach den „Reformen“ dann also fast auf 27 Prozent.
Was, wenn die Dritten nicht mitmachen?
Eine Frage, die sich die Politik bei ihrer Hin-und-her-Verschieberei nicht stellt, ist die nach der Bereitschaft der Zahlenden, diese Last auch in Zukunft zu tragen. Da sind Zweifel nicht unberechtigt. Schon heute verlassen rund 200.000 Menschen pro Jahr Deutschland. Diese Abwanderung wird von der Politik systematisch unterschätzt, so sie denn überhaupt zur Kenntnis genommen wird. Dabei ist sie wirtschaftlich hoch relevant. Auch wenn keine genauen Daten verfügbar sind, ist die These naheliegend, dass es sich um besser qualifizierte Menschen handelt, die bisher Steuern gezahlt haben oder aber künftige Steuerzahler darstellen. Sicherlich kehren einige wieder nach Deutschland zurück, aber nur ein geringerer Teil. Wenn wir uns zugleich vor Augen halten, dass es in Deutschland 27 Millionen Nettosteuerzahler gibt, von denen wiederum 12 Millionen beim Staat beschäftigt sind, landen wir bei rund 15 Millionen Menschen, die in Deutschland das Gemeinwesen tragen. Die 12 Millionen Staatsbediensteten leisten natürlich auch einen Beitrag, doch sind ihre Gehälter nur denkbar, wenn die 15 Millionen Menschen, die nicht beim Staat beschäftigt sind, entsprechend viel erwirtschaften. Von den 15 Millionen sind wiederum rund 8 Millionen jünger als 44 Jahre. Die bessere Hälfte, also rund vier Millionen Top-Leister, müssen künftig unser Gemeinwesen tragen. Je jünger diese sind, desto mobiler sind sie und damit bereiter, im Ausland das Glück zu suchen. Je höher die Belastung für diese Gruppe wird, desto mehr steigt der Wunsch, diesen Belastungen zu entgehen.
Eine Vorstellung, die in den Köpfen unserer Politiker keinen Raum findet. Sie gehen davon aus, dass es in Deutschland so schön ist, dass man trotz schon heute bestehender Rekordbelastung der Bürger (Platz 2 in der OECD nach Belgien) die Lasten noch weiter erhöhen kann. Da spielt es auch keine Rolle, dass der Staat bei seinen eigentlichen Aufgaben offensichtlich versagt – Stichworte: innere Sicherheit, Bildung, Bundeswehr und Infrastruktur. Die Wahrheit ist jedoch, dass es mit jedem Tag für Leistungsträger unattraktiver wird, in diesem Land zu bleiben, während gleichzeitig andere Staaten der Welt, die ebenfalls vor einer erheblichen demografischen Herausforderung stehen, mit niedrigeren Abgaben und einem funktionsfähigen Gemeinwesen locken.
Wer Renten sichern will, macht sich an die echte Arbeit!
Wer wirklich die Renten sicher machen will, kann dies nicht durch immer mehr Umverteilung erreichen. Im Gegenteil geht dies nur, indem man sicherstellt, dass der zu verteilende Kuchen in Zukunft nicht schrumpft, sondern zumindest so groß bleibt wie er ist. Schön wäre es, wenn er wachsen würde, was allerdings eine überaus optimistische Annahme wäre.
Schon um den Kuchen nicht schrumpfen zu lassen, bedarf es erheblicher Anstrengungen:
- Der bevorstehende deutliche Rückgang der Erwerbsbevölkerung wird zwangsläufig mit einem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität einhergehen. Der Kuchen wird schrumpfen. Daran könnte selbst die beste Zuwanderung nichts ändern, da eine Zuwanderung von rund 500.000 qualifizierten Menschen pro Jahr notwendig wäre, die im Schnitt so viel verdienen wie die bereits hier Lebendenden. Unsere heutige Art der Zuwanderung erfüllt dieses Kriterium nicht und wird die Lasten erhöhen, statt einen Beitrag zur Minderung der Lasten zu leisten. Stattdessen sind andere Hebel zu nutzen, um den Rückgang der Erwerbsbevölkerung zu verlangsamen und die Konzepte liegen seit Langem vor. So rechnete die Bundesagentur für Arbeit schon vor Jahren vor, dass eine Reduktion der Zahl von Schul-, Ausbildungs- und Studienabbrechern alleine bis 2025 eine Million mehr Fachkräfte bedeuten würde. Ebenso wichtig wäre eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von über 55-Jährigen und eine weitere Steigerung des Anteils an Frauen, die einer Beschäftigung nachgehen. Auch durch weitere Qualifizierung ließen sich rund 700.000 Menschen mehr im zunehmend anspruchsvollen Arbeitsmarkt halten. All dies ist machbar, aber mühsam und vermutlich auch nicht geeignet zum Stimmenfang. Auch deshalb wohl hat die Regierung genau das Gegenteil gemacht und mit der Rente mit 63 dem Arbeitsmarkt rund eine Million Arbeitskräfte unnötig früh entzogen, was alleine im Mittelstand im letzten Jahr zu einem rechnerischen Umsatzverlust von 65 Milliarden geführt hat.
- Kompensieren lässt sich ein Rückgang der Erwerbsbevölkerung durch eine Erhöhung der Produktivität pro Kopf. Doch selbst Japan, das seit einiger Zeit die höchsten Zuwächse des BIP/Erwerbstätigen ausweist, gelingt es nicht, den Kuchen – also das Gesamt-BIP – damit wachsen zu lassen. Immerhin eine Stagnation wird erreicht. Voraussetzungen für eine Steigerung des BIP/Erwerbstätigen ist jedoch eine herausragende Bildung (Japan: 322 Schüler von 1000 mit „sehr guten Mathematikleistungen“, Deutschland: 53), Investitionen von Unternehmen und Staat und Innovationen. Genau an diesen Stellen versagt unsere Politik jedoch auf ganzer Linie.
Es ist also durchaus möglich, den Kuchen möglichst groß zu halten. Und je größer der Kuchen, desto geringer die Belastung der Beitrags- und Steuerzahler und desto besser die Versorgung der Rentner.
Der Weg, den unsere Politiker im vermeintlich so reichen Land gehen, ist jedoch ein anderer. Sie unterlassen jede Art der Zukunftsinvestition, stellen damit also sicher, dass der Kuchen in Zukunft schrumpft. Sie erhöhen die finanziellen Lasten durch höhere Versprechen für Rentner und eine Zuwanderungspolitik in den Sozialstaat und machen es damit immer attraktiver für Leistungsträger das Land zu verlassen, was dann wiederum den Kuchen weiter schrumpfen lässt.
Abzusehen ist das Verschärfen der Steuern für Wegzug und eine weltweite Besteuerung all jener, die einen deutschen Pass besitzen. Doch auch dies sind letztlich nur Maßnahmen, die den Exodus aus dem Land beschleunigen.
@ Michael Stöcker
Gehört zwar nicht ganz direkt hierher, aber ich habe nochmal über das Refinanzierungsproblem unserer Privatbank in Zusammenhang mit dem Kredit an den Grafen Koks meditiert (“Angriff auf den Dollar”-Thread vom 6.8.) und bin zu dem Zwischenergebnsi gekommen, dass die Refinanzierung eine viel gravierende Rolle spielt, als auch von mir bisher angenommen.
Eine Bank kann zwar formal mit dem Buchungssatz “Kredit an X – Einlage von X” unbegrenzt Geld schaffen, aber damit das Geld überhaupt einen in der Geschäftswelt praktischen Nutzen hat, muss die Refinanzierung gesichert sein.
Entweder brauchen wir dann einen Interbankenkredit, der entsprechendes Vertrauen in unser Institut voraussetzt, das nur dann gegeben ist, wenn unsere “Grafen Koks” solide Kaufleute sind, die ihre Kredite auch ordnungsgemäß zurückzahlen.
Oder wir müssen uns Einlagen von anderen Banken “rüberziehen” (direkt oder über die Ausgabe von bankschuldverschreibungen), die dann natürlich dort fehlen und dort das Kreditvergabepotenzial beeinträchtigen.
Oder, und das ist die hinterhältigste Methode, die Zentralbank gibt uns grosszügig Kredit und verwässert damit langsam,aber sicher den Wert des durch Kreditvergabe geschaffenen Geldes und untergräbt langfristig das Vertrauen in das gesamte “System”.
Das Kreditvergabepotenzial der Geschäftsbanken ist also ohne unsaubere Mithilfe der Zentralbank bei weitem begrenzter als der “Loans make Deposits”-Ansatz suggeriert.
Das Thema beschäftigt uns sicher noch länger, war nur mal eine Zwischenüberlegung.
@ Vater Thiel
Es geht bei den Banken immer um Refinanzierungsfähigkeit. Oder um mit Hyman Minsky zu sprechen:
The survival constraint.
Banken mit solidem Geschäftsmodell sind grundsätzlich immer in der Lage, sich zu refinanzieren. Die Möglichkeiten hierzu haben Sie völlig korrekt beschrieben.
„Oder, und das ist die hinterhältigste Methode, die Zentralbank gibt uns grosszügig Kredit und verwässert damit langsam,aber sicher den Wert des durch Kreditvergabe geschaffenen Geldes und untergräbt langfristig das Vertrauen in das gesamte “System”.“
Das wäre nur dann der Fall, wenn die Kreditvergabe der Geschäftsbanken in sehr großem Stil nicht nachhaltig wäre oder die Staatsverschuldung außer Kontrolle geriete. Wegen solcher Liquiditätsereignisse wurden doch letztlich die ZBen gegründet, um im Fall der Fälle für die Elastizität im System zu sorgen, bis sich wieder alle beruhigt haben bzw. unsolide Banken abgewickelt wurden (SachsenLB, IKB, WestLB… If you can’t sell it, then sell it to the landesbank (aka “dusseldorfer” bei den Investmentbankern). Martin Hellwig hatte sich hierzu vor 9 Jahren sehr eindeutig geäußert: https://youtu.be/X_GKDoz4P4E
@ Michael Stöcker
“Wegen solcher Liquiditätsereignisse wurden doch letztlich die ZBen gegründet …”
Eine ehrliche Antwort.
Bei seriösem Geschäftsgebaren und wirklich mündigen Bürgern wären Zentralbanken überflüssig, ausser vielleicht zur Bargeldversorgung. Der eigentliche Zweck der Zentralbanken ist die Übernahme fauler Kredite und damit die Funktion einer Bad Bank.
Mir ist klar, dass es aufgrund der der nach wie vor fundamentalen Unzulänglichkeit des Homo Sapiens anders wahrscheinlich nicht geht.
Mehr zum Thema Refinanzierung gab es anlässlich des 16. Jahrestages der weltweiten Finanzkrise jüngst bei Jeff Snider: https://youtu.be/YDXjpAfvnLo
„Wenn wir als Bank dem windigen Geschäftsmann Graf Koks 10 Mio leihen, die dieser niemals zurück zahlt, dann haben wir dauerhaft (!) Geld in die Volkswirtschaft gepumpt, und diesem Geld stehen keinerlei reale Werte gegenüber.
Wenn wir die 10 Mio von der EZB dann gegen Hingabe des faulen Kredits als Kollateral ersetzt bekommen, ist dieser Akt nicht geldschöpfend. Dauerhaft geldschöpfend war die Kreditvergabe an den Grafen.“
Entweder muss die Bank den faulen Kredit abschreiben oder aber die Zentralbank. In beiden Fällen reduziert sich sukzessive wieder die relevante Geldmenge M1/M2/M3, da die Geschäftsbank nun geringere Dividenden, Boni etc. ausschütten kann oder aber die ZB geringere Gewinnausschüttungen an das Finanzministerium tätigen kann.
„Dasselbe wie oben gilt, wenn wir die 10 Mio dem Schwafelminister für sinnfreie Werbekampagnen hinterherwerfen und der die Rückzahlung genauso handhabt wie der Graf.“
Staatsschulden werden grundsätzlich nicht zurückgezahlt, sondern stets revolviert. Im großen Stil wäre dies dann in der Tat „verwässernd“ bzw. inflationär.
LG Michael Stöcker
@ Michael Stöcker
Danke für die Antwort, das nenne ich mal seriöse wissenschaftliche Forschungsarbeit.
Wir pirschen uns zentimeterweisse an die “Wahrheit” ran.
“reduziert sich sukzessive wieder die relevante Geldmenge M1/M2/M3, da die Geschäftsbank nun geringere Dividenden, Boni etc. ausschütten kann …”
Sind Sie da sicher ?
Die Stöcker&Thiel Privatbank schafft 100.000 Euro aus dem Nichts und leiht sie dem Grafen Koks für 1 Monat zu 6% Zins p.a.
Der Graf geht mit dem Geld in Tante Nellys Online-Casino, um es beim Roulette zu verdoppeln.
Am Ende des Abends hat Graf Koks 100.000 Euro weniger und Casinobesitzerin Tante Nelly auf ihrem Konto bei der Commerzbank 100.000 Euro mehr.
Graf Koks hat das Land verlassen und unsere Bank schreibt den Kredit einschliesslich Zinsen ab.
Was ist aus Sicht der deutschen Volkswirtschaft passiert ?
Die Geldmenge M1 hat sich um 100.000 Euro erhöht und zwar dauerhaft, weil der der Geldschöpfung zugrunde liegende Kredit nie (?) zurückbezahlt wird. Tante Nelly hat 100.000 Euro mehr Geld.
Die Stöcker&Thiel Privatbank hat eine Verbindlichkeit gegen die Commerzbank, die uns leichtsinnigerweise als Geschäftspartner akzeptiert hat. Die Commerzbank hat eine Forderung gegen uns, die Stöcker&Thiel Privatbank.
Vordergründig ein Luxusproblem unter zwei Banken.
Aber unser Kredit an Graf Koks hat in wenn auch geringem Masse das Preisniveau verzerrt.
Ist das ein Problem ? Wie bekommen wir die 100.000 Euro wieder aus der Volkswirtschaft raus ?
Wäre es ein Problem, wenn sich Vater Staat insgesamt 1.000 Milliarden Euro von deutschen Banken geliehen hätten, um es bei Tante Nelly zu verzocken ?
Und könnte die Zentralbank das Problem “narbenfei” heilen ?
Der Beitrag suggeriert, dass es sich beim aktuellen Rentenproblem um ein finanzielles Problem handelt oder um ein Problem, das sich finanziell lösen lässt.
Das ist es aber seit spätestens 2020 nicht mehr.
Was brauchen Rentner (un der Rest der Bevölkerung) wirklich ?
Sie brauchen Nahrungsmittel, Kleidung, heizbaren Wohnraum mit Elektrizität, “Consumer Electronics”, Mobilität in Form eines PKW oder eines öffentlichen Pernsonen(nah-)verkehrs mit Schweizer Qualität, gesundheitliche Versorgung.
Das sind alles REALE Güter und Dienstleistungen.
Ein Staat, dessen Wirtschaft in der Lage ist, seine Bürger mit diesen REALEN Gütern und Dienstleistungen in grosszügigem Maße zu versorgen, hat nicht wirklich ein (Renten-)Problem. Dazu war die Wirtschaft in D bis 2010, vielleicht sogar bis 2014 oder 2019 in der Lage.
Das hat sich spätestens seit 2020 radikal geändert, die Anfänge der Misere führen schon in die Jahre 2011 und 2014 zurück.
Mittlerweile zerstören wir ohne echte Not und aus pseudoreligiösem Wahn die REALEN Grundlagen unserer Wirtschaft in atemberaubender Geschwindigkeit.
Dier Krieg gegen uns selbst lässt sich finanziell ebenso wenig lösen wie die Probleme der Generation, die 1914 oder 1939 in Rente gegangen ist.
Da helfen weder Geldddrucken noch sattatliche Fonds. Ist die Realwirtschaft erstmal zerstört, wird den Alten von heute keine andere Lösung bleiben als den Alten von 1918 und 1945.
Der Glaube an den Endsieg über die Erderwärmung, die Killerviren, den Mann im Kreml, die Not des Euro und die Not in der Dritten Welt und vor allem gegen den Rechtspopulismus scheint aber immer noch weit verbreitet. Und der Glaube “heute da hört uns Deutschland und morgen die ganze Welt”.
@Vater Thiel
Hab keine Ahnung von den Refinanzierungsgepflogenheiten – mir kamen beim Lesen Ihrer Zeilen aber zwei Fragen:
a) Ist nicht die Aufgabe der Banken exakt diese Prüfung der Kreditwürdigkeit von Graf Koks? Und wird nur eine Bank mit einem guten Track Record bei den Kreditausfällen (also niedrig) nicht regelmäßig eine Refinanzierung hinbekommen? Dann wäre doch ein sehr gesunder Marktmechanismus am Werk.
b) Wie liefe eine solche grosszügige Refinanzierung über die ZB denn technisch ab? Mein Verständnis ist, dass dort nur gegen Kollateral gearbeitet wird. Und das sichert doch gegen Ausfall ab und ist damit nicht geldschöpfend.
@ Stoertebekker
Es ging bei dem Beispiel vom 6.8. um ein anderes Thema, nämlich um die Frage, ob die Kreditschöpfungsmöglichkeiten einer Geschäftsbank in der Praxis so gross sind wie in der Theorie. In der Praxis KANN die Kredit gebende Bank nicht lange rufschädigend Kredite an zweifelhafte Schuldner kann, ohne vom Interbankengeldmarkt abgeschnitten zu werden.
Für unkonventionelle Rettungsmassnahmen durch die EZB ist unsere Privatbank natürlich zu klein, wir könnten als Kollateral nur den Kredit an Graf Koks anbieten. Ob die EZB bereit wäre, ihre Qualitätsanforderungen zur Rettung einer Kleinbank so weit abzusenken, da haben Sie recht – wohl kaum.
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Hier nochmal das Beispiel vom 6.8.:
Auf aggregierter Ebene des gesamten Bankensystems ist die Geschichte von den Banken als “Geldeinsammler und Weiterverleiher” wohl tatsächlich ein Märchen. Auf Einzelbankebene könnte dann doch wieder ein Schuss Wahrheit dran sein.
Nehmen wir die Bilanz unserer Stöcker&Thiel Privatbank zum 7.8.2023:
Aktiva:
Bargeld 1 Mio.
Guthaben bei der Bundesbank (“Überschussreserve”) 3 Mio
Guthaben bei der Commerzbank 1 Mio.
Kredit an Graf Koks 10 Mio
Passiva:
gezeichnetes Kapital 5 Mio.
Einlagen (Deposits) von Graf Koks 10 Mio
Wenn unser Kunde Graf Koks jetzt seinem Händler, der sein Konto bei der Deutschen Bank hat, 10 Mio überweisen will, haben wir als Bank ein Problem. Uns fehlen 5 Mio. Entweder die Deutsche Bank gibt uns einen entsprechenden Interbankengeldmarkt-Kredit oder wir holen schnell “Einlagekunden von anderen Banken rüber”, wobei wir natürlich mehr Zinsen zahlen müssen als die Konkurrenz.
Oder wir holen das Geld über die Ausgabe einer Bankschuldverschreibung über 5 Mio herein.
Als (kleine) Privatbank haben wir somit schon einen permanenten Druck, Einlagekunden zu gewinnen, Einlagen zu “sammeln”.
Korrektur:
In der Praxis kann die Kredit gebende Bank nicht sehr lange auf rufschädigende Art Kredite an zweifelhafte Schuldner vergeben, ohne vom Interbankengeldmarkt abgeschnitten zu werden.
@ Stoertebekker
“Wie liefe eine solche grosszügige Refinanzierung über die ZB denn technisch ab? Mein Verständnis ist, dass dort nur gegen Kollateral gearbeitet wird. Und das sichert doch gegen Ausfall ab und ist damit nicht geldschöpfend.”
Wenn wir als Bank dem windigen Geschäftsmann Graf Koks 10 Mio leihen, die dieser niemals zurück zahlt, dann haben wir dauerhaft (!) Geld in die Volkswirtschaft gepumpt, und diesem Geld stehen keinerlei reale Werte gegenüber.
Wenn wir die 10 Mio von der EZB dann gegen Hingabe des faulen Kredits als Kollateral ersetzt bekommen, ist dieser Akt nicht geldschöpfend. Dauerhaft geldschöpfend war die Kreditvergabe an den Grafen.
Dasselbe wie oben gilt, wenn wir die 10 Mio dem Schwafelminister für sinnfreie Werbekampagnen hinterherwerfen und der die Rückzahlung genauso handhabt wie der Graf.
Und glauben Sie mir, wenn die EZB uns das durchgehen lässt, machen wir das immer und immer wieder und tragen zum Wertverfall des Euro unser Scherflein bei ….
Das heisst dann wohl, dass das tatsächliche (nicht das nach dem Loans make Deposit Ansatz theoretische) Kreditvergabepotenzial von der Anzahl solider Geschäftsleute und sinnvoller Geschäftsideen in der Volkswirtschaft abhängt.
Und nichts gegen Grafen und sonstige Adelige !
@Herr Thiel
Mit den Menschen stirbt das Wissen und Können von Fertigkeiten.
Der Blick in die Innenstädte ehemals Zentren der Wirtschafts- und Handwerkskünste zeigt alles.
“Gradually And Suddenly”
Wer hatte 1815 / 1820 den Deutschen Bund” gegründet
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/vormaerz-und-revolution/deutscher-bund.html
Abwicklung erfolgt in denselben Schritten und Stufen zurück zu den Ursprüngen.
Lebbe geht weiter, Dragan Stepanovic
Das die Rente sicher ist… ..wie Geld ja auch..ist durch das Machtmonopol des Staates ja völlig klar.
Es kommt nur darauf an,wass man sich mit der Höhe der Rente dann noch für ein Leben leisten kann.
Von daher hat der Kanzler nicht unrecht wenn er sagt:
“Scholz betonte zudem, die gesetzliche Rentenversicherung habe aus seiner Sicht »eine gute Zukunft«. Alle könnten sich darauf verlassen, dass das Rentenniveau stabil bleibe und nicht sinke.”
Wie Scholz das “Rentenniveau stabil’ nun genau definiert.. hätte man den manchmal etwas “vergesslichen” Kanzler… halt noch fragen sollen…:-)
https://www.spiegel.de/politik/olaf-scholz-lehnt-hoeheres-renteneintrittsalter-ab-a-20b7034e-f409-4864-ae5e-112f129a0812
Nebenbei:
Schön erwähnt der Artikel auch die Wegzugsbesteuerung.
Deutschland hat da ja einige Erfahrung darin…wenn man den Wiki-Eintrag über Wegzugsbesteuerung liest. :-)
Ich finde in dem erwähnten Artikel keine Erwähnung der Wegzugsbesteuerung. Die wird übrigens nur auf Unternehmensanteile/Beteiligungen mit mindestens 1% Beteiligung fällig. Wer seine Eier nicht alle in einem Nest liegen hat – oder in einem Nest, das so groß ist, dass die eigenen Eier darin <1% untergehen, der wird nie mit dieser Steuer in Verbindung kommen. Wer beispielsweise Vermögen in Höhe mehrerer Hunderttausend EUR oder sogar Millionenbeträge breit am Aktienmarkt streut, sollte nie vom Finanzamt hören, wenn er Deutschland dauerhaft verlässt.
@Tobias W.
“Wegzugsbesteuerung. Die wird übrigens nur auf Unternehmensanteile/Beteiligungen mit mindestens 1% Beteiligung fällig. Wer seine Eier nicht alle in einem Nest liegen hat (…)”
Allerdings legen nur die wenigsten Unternehmer über 100 Eier in verschiedene Nester, da benachteiligt sie diese neue Reichsfluchtsteuer eindeutig gegenüber diversifizierten Finanzinvestoren.
@Tobias W.
“Ich finde in dem erwähnten Artikel keine Erwähnung der Wegzugsbesteuerung.”
Da war ich wohl etwas ungenau,denn die Erwähnung der Wegzugsbesteuerung bezog ich auf den Artikel von Hr. Stelter
“Abzusehen ist das Verschärfen der Steuern für Wegzug und eine weltweite Besteuerung all jener, die einen deutschen Pass besitzen. Doch auch dies sind letztlich nur Maßnahmen, die den Exodus aus dem Land beschleunigen.”
Wie schnell man solche Gesetze (Gesetz gegen Verrat der Deutschen Volkswirtschaft), Fluchtsteuern,Wertpapierabgaben usw.einführen könnte/kann,sieht man im wiki-Artikel
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wegzugsbesteuerung
Herr Ott, weico,
ganz so dramatisch ist die deutsche Wegzugsbesteuerung ja nun wirklich nicht – vor allem nicht im Vergleich zu anderen Ländern. Die USA sind da krasser. Erstens ist man als US Staatsbürger (oder US permament resident) mit seinem gesamten Einkommen und Vermögen weltweit in den USA steuerpflichtig, egal wo man wohnt und arbeitet – wenn das ein Land ohne Doppelbesteuerungseinkommenm ist, zahlt man als US Steuerpflichtiger doppelt Steuern. Und auch die USA haben eine exit tax, die viel umfassender an die Substanz geht als die deutsche Wegzugsbesteuerung, die lediglich verhindern will, dass nennenswerte Unternehmensanteile als Kapital steuerfrei aus Deutschland abgezogen werden. So etwas wie eine 1% Mindestbeteiligung kennt die US exit tax nicht – und sie wird auf ALLE Vermögenswerte fällig, also auch Immobilien und bewegliches Eigentum.
Und warum sollten Kapitaleigentümer (=Vermögende) aus Deutschland auswandern wollen? Der deutsche Staat und die deutsche Politik tun doch alles, um die Konzentration der Vermögen weiter bei denen zu erhöhen, die bereits Vermögen haben – kein anderer OECD Staat hat eine so niedrige Besteuerung auf Vermögen und Vermögensverkehr wie Deutschland – im Vergleich in den USA ist die Besteuerungsquote von Eigentum fünfmal höher als in Deutschland, im Vereinigten Königreich etwa sieben Mal so hoch. Deutschland ist ein relatives Paradies für Vermögende und die Daten zur Entwicklung der Vermögensverteilung in Deutschland über die letzten zwanzig Jahre stützen diese Aussage. Und Auslandsinvestitionen von Unternehmern und Unternehmen mit Sitz in Deutschland sind weiterhin offen und frei, solange die Unternehmenseigentümer in Deutschland bleiben.
Das eigentliche Problem für Deutschland wird sein, dass die Wegzugsbesteuerung so gestrickt ist, dass die Satten (die mit Generationenvermögen) im Land gehalten werden, während es keine Mauer gibt, über die die Hungrigen (die ohne das geerbte Glück der Geburt) springen müssten, um Deutschland zu verlassen. Wer kein Vermögen hat (und keines erbt), gut gebildet und jung ist, und den Ehrgeiz hat sich Vermögen durch hochqualifizierte Arbeit oder Unternehmertum aufzubauen, findet keine Schranken zur Auswanderung aus Deutschland. Ihr haltet Euch die Satten, die Unternehmenserben und verliert die Ehrgeizigen und Hungrigen, denen der Staat noch nichts substantielles aus der Tasche ziehen kann, die aber lieber dort arbeiten und leben, wo sie sich und ihre Lebensziele verwirklichen können.
In wenigen Jahrzehnten sähe eine düstere Zukunft in Deutschland dann so aus, dass Ihr weiter die Erbdynastien der Unternehmersippen im Land habt, die ihre Unternehmen in Deutschland führen – deren Unternehmenstätigkeiten von R&D hin zur Fertigung dann aber weitestgehen im Ausland stattfindet wo die Rahmenbedingungen besser sind. Die hochqualifizierten wandern wahlweise ab oder streben sichere Jobs mit Beamtentum Privilegien im Staatsaparat an. Der soziale Friede wird brüchig, weil die Basis der deutschen Staatsfinanzierung – die Besteuerung des Faktor Arbeits – nicht mehr weiter belastbar ist und selbst bei Maximalbelastung nicht mehr ausreicht. Wann wird es soweit sein? 2050 schon? Oder doch erst 2060? Oder viel früher, beispielsweise 2040?
@Tobias W
“Ihr haltet Euch die Satten, die Unternehmenserben und verliert die Ehrgeizigen und Hungrigen, denen der Staat noch nichts substantielles aus der Tasche ziehen kann, die aber lieber dort arbeiten und leben, wo sie sich und ihre Lebensziele verwirklichen können.”
Wenn der Trend einer ehemals sozialen Marktwirtschaft zunehmend zu einer sozialistischen Marktwirtschaft aka einem gleichmachenden Wohlfahrtsstaat geht,wird eine weite steigende Besteuerung der Unternehmenserben,Vermögenden nur eine Frage der Zeit sein.
Woher soll das Geld für die Umverteilung auch sonst kommen ?
Das reiche Land Norwegen zeigt wie empfindlich diese Vermögens-Klasse auf Übergriffe des Staates reagiert,wenn gierige und dumme Politik am Ruder ist.
Zunehmend fliehen ja nun auch die Ehrgeizigen und Hungrigen von dort..
https://www.tagesanzeiger.ch/reiche-norweger-fliehen-vor-den-steuern-in-die-schweiz-813603154228
@Tobias W.
“Wer kein Vermögen hat (und keines erbt), gut gebildet und jung ist, und den Ehrgeiz hat sich Vermögen durch hochqualifizierte Arbeit oder Unternehmertum aufzubauen, findet keine Schranken zur Auswanderung aus Deutschland. Ihr haltet Euch die Satten, die Unternehmenserben und verliert die Ehrgeizigen und Hungrigen, denen der Staat noch nichts substantielles aus der Tasche ziehen kann, die aber lieber dort arbeiten und leben, wo sie sich und ihre Lebensziele verwirklichen können.”
Genau darauf wird es hinauslaufen, allerdings mit einem Unterschied zu Ihrer Prognose:
“In wenigen Jahrzehnten sähe eine düstere Zukunft in Deutschland dann so aus, dass Ihr weiter die Erbdynastien der Unternehmersippen im Land habt, die ihre Unternehmen in Deutschland führen – deren Unternehmenstätigkeiten von R&D hin zur Fertigung dann aber weitestgehen im Ausland stattfindet wo die Rahmenbedingungen besser sind. ”
Die Erbdynastien werden irgendwann auch die Sitze ihrer Unternehmen aus Deutschland herausverlagern. Welchen Sinn hat es denn, ausgerechnet die Verwaltungszentrale weiter in einem Hochsteuerland zu halten, wenn die Wertschöpfung schon längt im Ausland ist?
Die einzigen, die dann noch bleiben, sind diejenigen Kleinunternehmen inklusive einzelnen Kaufleuten, Handwerkern und Gewerbetreibenden, die nicht so einfach gehen können – und vom Staat abhängige oder vom Staat kontrollierte Unternehmen, die aus rein politischen Gründen hier bleiben.
“Der soziale Friede wird brüchig, weil die Basis der deutschen Staatsfinanzierung – die Besteuerung des Faktor Arbeits – nicht mehr weiter belastbar ist und selbst bei Maximalbelastung nicht mehr ausreicht.”
Da schaffen Steuererhöhungen auf Konsum und den CO2-Gehalt in der Ausatemluft sicherlich Abhilfe. ;)
“Wann wird es soweit sein? 2050 schon? Oder doch erst 2060? Oder viel früher, beispielsweise 2040?”
Wenn wir genug Sozialfälle aus dem Rest der Welt importieren und hier alimentieren, dann vieleicht auch schon 2035…
weico,
bis es zur Vermögenssteuer oder echten Erbschaftssteuern – die ich übrigens als sehr sinnvoll, gerecht und wünschenswert fände! – kann die Politik den Faktor Arbeit noch deutlich höher belasten.
Die SPD hat sich doch schon ausgerechnet, dass sie ungleich verdienende Ehepaare mit der Abschaffung des Ehegattensplittings um 20 Milliarden EUR erleichtern kann – gleichzeitig nötigt man damit auch einige Ehepartner in den versicherungspflichtigen Arbeitsmarkt.
Und auch die Diskussion um eine Anhebung des Spitzensteuersatz wird lustig weiter diskutiert. Starke Schultern, der Verweis auf historisch höhere Steuersätze in der Vergangenheit usw. – ein noch höherer Spitzensteuersatz UND die Abschaffung des Ehegattensplittings werden übrigens eine deftig lustige Kombination für Ehepaare, in denen ein Partner mit deutlich höherem Gehalt dann richtig krass blechen darf.
Ich stelle mir das so vor, dass bei Erwerbseinkommen bis über die absolute Schmerzgrenze abkassiert wird, bevor man an die Vermögen oder Erbschaften geht – vergessen Sie nicht, dass ein riesiger, parteiübergreifender Teil der Berufsabgeordneten im Bundestag Verbindungen zur breiten Mittelstandslobby unterhalten. Keine der Parteien mit Aussicht auf Regierungsbeteiligung wird gegen das Familienunternehmertum des Mittelstands arbeiten wollen – deutsche Arbeitnehmer lassen es mit sich machen. Vielleicht hat Herr Stelter recht und wir sehen eine globale Steuerpflicht für Deutsche Staatsbürger bevor wir eine Vermögens- oder Erbschaftssteuer sehen.
“vergessen Sie nicht, dass ein riesiger, parteiübergreifender Teil der Berufsabgeordneten im Bundestag Verbindungen zur breiten Mittelstandslobby unterhalten. Keine der Parteien mit Aussicht auf Regierungsbeteiligung wird gegen das Familienunternehmertum des Mittelstands arbeiten wollen – deutsche Arbeitnehmer lassen es mit sich machen.”
Nein. Da verschätzen Sie sich bei den Kräfteverhältnissen. Wenn die deutsche Mittelstandslobby so breit und so mächtig wäre, wie Sie sich das vorstellen, dann wären Mißgeburten wie das Heizungsgesetz nie aus den Referaten der Ministerien herausgekommen.
Die wirklich einflussreichen Lobbyisten arbeiten für Großkonzerne.
Herr Ott,
die meisten “Großkonzerne” in Deutschland sind so genannte Familienunternehmen, das heisst es gibt Familiensippen, die die Mehrheit an diesen Unternehmen halten. In Deutschland haben börsennotierte Konzerne, was man ja gerne mit Großunternehmen gleichsetzt, kein Gewicht. Und die Politik hat in der Bundesrepublik ALLES defür getan, damit die Eigentümer dieser Familienunternehmer ihr Generationvernmögen weiter konzentrieren konnten, ohne abgeschöpft zu werden.
Ich würde so weit gehen und Deutschland als eine Feudalismus 2.0 Gesellschaft zu definieren, in der es drei Stände gibt: statt Klerus den Staat und seine Beamten, Statt Adel die Erbdynastien der Familienunternehmen und dann den Rest. Der Rest zahlt die Zeche – immer mehr und immer dreister.
Ich klopfe mir mittlerweile seit Jahren jedes Mal auf die Schulter, wenn ich einen Blick nach Deutschland wage. Die vor mehr als zehn Jahren getroffene Entscheidung aus Deutschland und Europa auszuwandern, die ich mit meiner Familie vor acht Jahren dann in die Tat umgesetzt habe, war wohl eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Ich haette vielleicht etwas schneller handeln koennen.
Mittlerweile leben wir seit mehr als sieben Jahren in den USA, mir fehlen noch drei Jahre Erwerbstaetigkeit um hier im US Rentensystem Anspruch auf meine bereits geleisteten Beitraege zu haben. Mein Social Security Kontostand ist nach sieben Jahren Arbeit hier in den USA so deutlich hoeher als nach 9 Jahren sozialversicherungspflichtiger Arbeit in Deutschland, dass ich hier fast drei mal so hohe Rentenbezuege im Vergleich zu Deutschland erwarten kann – es liegt vor allem an der besseren demografischen Stabilitaet in den USA und meinem deutlich hoeheren Einkommen in den USA und einer hoeheren Beitragsbemessungsgrenze. Und der Witz an der Sache ist trotzdem: die staatliche Rente ist hier ein Nebenkriegsschauplatz fuer mich, vom hohen Brutto bleibt hier ein deutlich hoeherer Netto zum eigenen Vermoegensaufbau – diesen Spielraum konnte ich hier nutzen um als abhaengig angestellter ein Vermoegen aufzubauen, fuer das man in Deutschland reich erben oder im Lotto gewinnen muesste. Auf eine staatliche Rente werde ich im Alter nie wirklich angewiesen sein.
Die Ponzi Abzocke der Rentenversicherung und der fehlende Spielraum in Deutschland durch Erwerbsarbeit nennenswertes Vermoegen aufzubauen waren wesentliche Motivatoren zur Auswanderung. Ich hatte frueh im Erwerbsleben in Deutschland die Ueberzeugung, dass man sich abrackern kann wie man will in Deutschland, ohne nennenswerten Vermoegensaufbau zu betreiben zu koennen. Seit unserem Wegzug 2016 ist es in Deutschland nicht besser geworden. Mein Blick zurueck auf Deutschland ist wie wenn man als unbeteiligter Autofahrer an einem riesigen Autounfall vorbeifaehrt, den idiotische Autofahrer kollektiv verursacht haben, ein Gefuehl mit Mischung aus Erleichterung und ein bisschen Schadenfreude.
@ Tobias W.
“vom hohen Brutto bleibt hier ein deutlich hoeherer Netto zum eigenen Vermoegensaufbau”
Genau so ist es. Sie beschreiben es absolut richtig.
Auf die Vorsitzenden der SPD, der Grünen und der Linken in D träfe bezüglich ihres Beitrags wohl zu:
“Und dennoch sind die Botschaften, die die alten Perser in den Steinen von Persepolis und Behistun hinterließen in Westeuropa erstmals nach 1700 Jahren wieder verstanden worden.”
Derzeit ist Ökosozialismus in, umgesetzt von Schulabbrechern und sonstigen Nichtwissenden.
@ Tobias:
Da vergessen Sie aber einen gewichtigen Punkt. Die Ausbildungskosten für Kinder sind in den USA immens.
Wenn ihr Kind ans College/Uni geht, sind gleich mal 100-150.000 USD weg. Das muss man vorher erstmal ansparen.
Bei zwei Kindern müssen sie somit ab Geburt locker 1.000 USD pro Monat für die spätere Ausbildung zur Seite legen.
Die Stimmung bei der jungen Generation in den USA ist gar nicht so anders wie bei uns.
Warum? Weil viele auf immensen Studienschulden sitzen und Immobilien fast genauso unleistbar geworden sind wie bei uns in Deutschland.
Von der US-Krankenversicherung gar nicht zu sprechen. Da sind dt. Krankenkassen und Leistungen weiterhin ein Kostenparadies dagegen.
Sie müssen in den USA von sich aus vom Netto viel mehr zur Seite legen, weil sie es brauchen werden. Täuschen Sie sich da nicht zu früh, das kann nämlich teuer werden. Das haben auch die Angestellten der Techs letztes Jahr herausfinden müssen. Von 250k Jahresgehalt auf Null und dann ohne Krankenversicherung, da ist das Konto schnell leer bei den US-Lebenshaltungskosten.
Ja, in Deutschland passt das Verhältnis zwischen Steuern und Leistung des Staates nicht mehr. Aber in den USA passt es meiner Meinung nach ebenfalls nicht.
Selbstverständlich wünsche ich trotzdem Alles Gute!
*seufz*
Für viele in Deutschland ist das Stichwort Auswanderung in die USA ein regelrechter Vorurteil Trigger.
Ich kann hier nicht für die Bedingungen in den gesamten USA sprechen, aber das hier ist die Situation in Washington State im Vergleich zu Deutschland, so wie wir uns das in der Planung unserer Auswanderung angeschaut haben und wie es auf uns zutrifft.
1. Immobilienpreise: Wir haben 2018 ein Haus auf einem Grundstück mit etwas über 1800qm gekauft, das wir hier finanzieren und bereits über die Hälfte des aktuellen Immobilienwerts abbezahlt haben (=uns gehört mehr als der Bank). Wir wohnen in Amerikas reichster Stadt, eine Vorstadt von Seattle, bemessen am mittleren Haushaltseinkommen wie vom US Census Büro erfasst. Die qm Preise hier waren 2018 auf quasi identischen Niveau im Vergleich zu München. Das mittlere Haushaltseinkommen in unserer Wohngemeinde liegt bei über USD183.000 pro Jahr. Im Gegensatz zu München, wo das mittlere Haushaltseinkommen nur einen Bruchteil dessen ausmacht, können sich die meisten Haushalte hier die Immobilienpreise aber leisten. Und auch in Seattle selbst liegt das mittlere Haushaltseinkommen bei über USD100.000 im Jahr. In welcher deutschen Großstadt liegen die Einkommen im Verhältnis zu den Immobilienpreisen auf so hohem Niveau?
2. Ausbildungskosten: Der Punkt mit den Ausbildungskosten ist ein gemischtes Blatt. Die Einkommen, die man in Corporate America abrufen kann, sind astronomisch hoch (siehe mittlere Haushaltseinkommen Punkt 1.). Wer ein Studium mit MINT oder Business Administration abschließt, wird keine Probleme haben seinen Ausbildungskredit zurückzuzahlen – der Arbeitsmarkt und die Gehälter geben das hier her. Wer “irgendwas mit Medien”, Gender Studies, Literatur, Kunst oder ähnliches zu den gleichen Kosten studiert, studiert sich in die langfristige Armut. An US Hochschulen in MINT Master Studiengängen sind mittlerweile mehr als die Hälfte der eingeschriebenen Studenten Ausländer aus asiatischen Ländern, die in den USA an den teuren US Hochschulen ihren Master machen – und sich erhoffen damit danach mittels H1B Visum in den US Arbeitsmarkt zu kommen, was vielen auch gelingt. Die Mehrheit dieser Auslandsstudenten kommt aus Ländern, in denen verfügbares Vermögen und mittlere Einkommen niedriger als in den USA sind – und trotzdem schaffen sie es sowohl die akademische Zugangsqualifikation als auch die Finanzierung zu stemmen. Das Problem sind also nicht unbedingt die hohen Ausbildungskosten – und deren Finanzierung beruht in den wenigsten Fällen auf Angesparten, sondern ist überwiegend Studienkredit finanziert. Gäbe es ein strukturelles Problem in den USA mit hohen Ausbildungskosten, dann sähen wir weniger Output an Absolventen der Hochschulen – das ist aber nicht der Fall. Die Hochschulen liefern Absolventen am Fließband – halt nur nicht unbedingt US Amerikaner in vielen entscheidenden Studienrichtungen. Das ist aus meiner Sicht kein Problem – die USA sind im Prinzip eine recht offene Meritocracy. Ich habe an der US Ostküste entfernte Verwandte die als Nachfahren deutscher Auswanderer der 1920er Jahre dort ansässig geworden sind. Mein Cousin wohnt in Maryland, hat drei Kinder, alle drei studieren, die Älteste ist mittlerweile mit dem Studium durch und arbeitet bei PWC mit einem MBA – die drei Kinder habe ich bei meinem Cousin niemals als Armutsrisiko wahrgenommen – für eine große Hütte und zwei (deutsche) Autos, plus Familienurlaube nach Südamerika und Europa hat es bei denen trotz drei studierender Kinder bisher immer gereicht.
3. Gesundheitssystem: Wir waren in Deutschland bei der TK, haben dort im Jahr über EUR6.000 an Beiträgen bezahlt. 2015 benötigte ich in Hamburg einen Termin bei einem Neurologen. Über die TK habe ich eine Liste von 30 Neurologen in Hamburg erhalten, die ich abtelefoniert habe. Die meisten der 30 nahmen gar keine neuen Patienten mehr an (deren Aussage, wahrscheinlich nicht die gleiche Antwort, wäre ich privat versichert), bei keinem der Ärzte hätte ich einen Termin innerhalb von drei Monaten bekommen. Einige Jahre davor hatte ich einen schweren Bandscheibenvorfall – als gesetzlich Versicherter musste ich zwei Wochen auf einen OP Termin warten, während ich mit einem voll gelähmten Bein im Bett lag – die Konsequenz war, dass ich nach der OP in mehreren Monaten das Gehen in Physio neu lernen musste, weil die lange Wartezeit auf die OP Nervenschaden angerichtet hat. 2015 wurde unser Sohn in Deutschland geboren – mittlerweile in den USA, wurde in seinem zweiten Lebensjahr eine schwere Behinderung diagnostiziert, die langfristigen, massiven Therapie- und Behandlungsaufwand erfordert. Die Therapieleistungen, die wissenschaftlich/medizinisch zu seiner Diagnose passen, sind in Deutschland nicht Teil der Leistungen deutscher Krankenkassen, weil der Ärzteausschuss in Deutschland die Diagnose (von der WHO genormt!) als nicht therapierbar/behandelbar einstuft – in Deutschland müssten wir uns Unterstützung über Eingliederungshilfe beim Sozialamt erbetteln. Dazu im Vergleich in den USA unsere Situation: wir haben eine Top Krankenversicherung über den Arbeitgeber, unser Eigenkostenanteil pro Jahr ist gedeckelt auf einen Betrag der deutlich unter unseren jährlichen TK Kosten liegt, unseren Eigenanteil können wir aus unserem Vor-Steuer-Brutto leisten, die Leistungen mit denen wir für die Therapie und Pflege unseres Sohnes angewiesen sind, werden voll von der Kasse bezahlt (mehrere zehntausend USD im Jahr) und sind auf höchsten Niveau im örtlichen Gesundheitssystem abrufbar. Wenn wir einen Termin bei einem Facharzt brauchen, müssen wir nicht Monate warten. Wir haben hier Zugang zu den besten Ärzten, besten Kliniken und allen Spezialisten für unseren Sohn – Angebote, die es in Deutschland gar nicht gäbe! Und die langfristige Pflegeperspektive für unseren Sohn ist hier ebenfalls besser – zum Einen weil es hier das Wissen und die Spezialisten in der Breite UND Tiefe gibt, auf die wir angewiesen sind; zum Zweiten weil wir hier gesetzlichen Anspruch auf Bundesebene über die Developmental Disabilities Administration (DDA) haben – die langfristige Behandlung, Pflege und Therapie von Behinderten ist schon auf Basis der gesetzlichen Rahmenbedingungen besser als in Deutschland, wo man unter “ferner liefen” beim Sozialamt aufschlagen muss. Würden wir unserem Sohn in Deutschland die gleiche Behandlung zukommen lassen, wäre das eine Verurteilung zu Armut für uns, das könnten wir uns in Deutschland gar nicht leisten. Dazu kommt, dass man bei deutschen Gesundheitsdienstleistern wie ein Missetäter und Bittsteller von den Halbgöttern in weiß und deren Personal behandelt wird, während man im US Gesundheitssystem wie König Kunde behandelt wird – das war auch ein ganz krasser kultureller Unterschied des Gesundheitswesen, der uns aufgefallen ist. Und tagesaktuell: Ihr habt jetzt seit neuestem das e-Rezept, toll! Das nutzen die Amerikaner schon seit über einem Jahrzehnt. Wenn ich ein Rezept ausgestellt bekomme muss ich dem Arzt nur sagen bei welcher Apotheke ich das abholen will, meistens liegt alles vor Ort bereit, wenn ich dort ankomme. Genauso gut fuktionieren Refills auf Medikamente. Alles papierlos. Elektronische Krankenakte – seit Ewigkeiten selbstverständlich hier. Erzählen Sie mir also bitte nicht, wieviel besser das deutsche Gesundheitssystem ist – darüber kann ich nur lachen.
4. Vorsorge/Sicherheit: Ich arbeite in R&D bei einem der großen Tech Riesen. Wie von Ihnen angespielt hat mein Arbeitgeber mehr als 10.000 Mitarbeiter zwischen Januar und April gekündigt, ein großer Teil davon hier am Stammsitz (viele übrigens auch in Deutschland!). Aber anders als Ihre lustige Darstellung einer Oliver Twist “von 250k auf Null” Geschichte läuft das hier sehr geregelt und sozialverträglich ab. Die Krankenversicherung wird weiter vom Arbeitgeber voll über sechs Monate nach Kündigung weiter bezahlt, danach kann man optional über COBRA (https://www.dol.gov/general/topic/health-plans/cobra) aus eigener Tasche zu den gleichen Konditionen bei der bestehenden Versicherung bleiben, dazu hat mein Arbeitgeber den Gekündigten sehr großzügige Abfindungen auf Basis der geleisteten Jahre Firmenzugehörigkeit gewährt – Die allermeisten der Gekündigten fallen hier sehr weich und können sich etliche Monate Zeit nehmen, einen vergleichbaren Job mit ähnlichen Benefits zu finden. Und einen neuen, gut bezahlten Job findet man in den USA recht leicht mit einem Hintergrund wie die Tech Leute, die jetzt auf dem Arbeitsmarkt unterwegs sind – für viele non-tech Unternehmen ist das momentan eine extrem gute Gelegenheit sich Top Leute aus der Tech Welt zu angeln, die sie vorher nicht anlocken konnten. Viele non-Tech Branchen werden in den nächsten Jahren dadurch einen krassen Innovationsschub erwarten. Klar, eine Kündigung bei meinem Arbeitgeber wäre mit Garantie ein krasser langfristiger Einschnitt in meine Einkommenssituation wenn ich in Zukunft nicht eine vergleichbare Tätigkeit fände – aber kein Armutsrisiko wie Sie das darstellen. Und mit mittlerweile fast elf Jahren im Unternehmen wäre die Abfindung so hoch, dass ich erst mal gar nicht mehr arbeiten müsste. Und tagesaktuell: Der Lieferdienst UPS hat gerade Verhandlungen mit der Gewerkschaft seiner Fahrer abgeschlossen – in den nächsten fünf Jahren steigt das durchschnittliche(!!) Gehalt von UPS Fahrern in den USA auf USD170.000 im Jahr (Benefits stecken da schon drin) – man findet hier also gut bezahlte Jobs auch ausserhalb der Tech Welt. Und was die Vorsorge angeht: wir haben hier in weniger als sieben Jahren ein Haushaltsvermögen von Null auf deutlich über einer Million USD aufgebaut (Immobilie, Aktien, Cash) und trotzdem gut gelebt, ich habe noch gute 20 Jahre Erwerbsfähigkeit vor mir und mit jedem Jahr Tätigkeit in meiner R&D Funktion steigt mein potentieller Wert auf dem Arbeitsmarkt – ich muss mir hier keine großen Sorgen über meine finanzielle Zukunft machen, viel besser als ich vorsorgen kann, geht es nirgendwo. Und die Risiken des Lebens decke ich hier mit einem Benefits Paket, das Unfallversicherung, Lebensversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung und andere Versicherungspakete als Teil meiner Arbeitgeber Benefits einschliesst. Kann ich nicht mehr arbeiten auf Basis eines Ereignisses während ich in meinem Arbeitsvertrag bin, habe ich quasi ausgesorgt.
Die Möglichkeiten, die wir hier nutzen, gibt es so in Europa und Deutschland einfach nicht. Das Gras ist hier deutlich grüner – wenn man über den Zaun springen kann, der dieses Gras einzäunt. Und das machen die USA einfach bestens – die besten der Welt strömen hierher, der Standort USA ist alternativlos für Top Leute, die diese Möglichkeiten wollen.
Zu diesem wirklich unterirdischen Vorschlag will ich mich heute nicht noch einmal äußern. Von daher nur eine Verlinkung zur damaligen Diskussion: https://think-beyondtheobvious.com/realitaet-altersarmut/#comments
LG Michael Stöcker
@MS
“Zu diesem wirklich unterirdischen Vorschlag will ich mich heute nicht noch einmal äußern. Von daher nur eine Verlinkung zur damaligen Diskussion:”
Danke für die “Verlinkung”
In der Verlinkung war auch ein Beitrag zu lesen/sehen,dass man von Staat/Politiker(innen) nicht viel zu erwarten hat bzw. wie diese Erwartungen sich schnell um 180 Grad drehen können .
https://think-beyondtheobvious.com/realitaet-altersarmut/#comment-178371
Ich sehe kein Problem für das nächste halbe Jahrhundert. Die aufgelaufenen Handelsbilanzüberschüsse, erwirtschaftet von den Babyboomern, werden jetzt eben abgeschmolzen. Danach sieht die Alterspyramide wieder freundlicher aus. Mit dem Fort Knox Gold fangen wir an. @ Fort Knox, die Älteren erinnern sich sicher an die Omnipräsenz dieser Lagerstelle im Film. Fast als hätte man das Unmögliche beschwören müssen.
Zitat: “das Armutsrisiko [ist] bei den über 65-Jährigen deutlich geringer, als bei jüngeren Bevölkerungsgruppen”.
Ja, aber…
Die “Alten” haben auch deutlich geringere Möglichkeiten, Armut abzuwenden, da sie nicht mehr arbeiten (können). Ein 25 Jähriger mag ja arm, sein, aber er KANN das auch zwanglos ändern.
Selbstverständlich sichert man Renten durch UMVERTEILUNG.
Nur:
Von der „Sicherung der Renten“ zu reden, ist die POLITISCHE VOLKSVERDUMMUG.
Denn das Problem ist nicht die Sicherung, die IMMER zu realisieren ist.
Es geht vielmehr um die HÖHE der Rente, d. h. den KONSUM, den die Rente ermöglicht.
Daher ist zu fragen:
Wer erwirtschaftet wieviel Wohlstand und wie wird dieser Verteilt zwischen denen, die ihn schaffen und konsumieren und denen, die nur noch konsumieren?
Wenn diese Frage mit Blick auf STRUKTURELLE Optimierung beantwortet ist, gerät die Finanzierungsfrage in den Hintergrund.
Eine öffentliche Diskussion darüber ist in Deutschland offensichtlich nicht möglich.
Auch Thomas Mayer erfasst nicht vollständig das Grundsätzliche und bleibt zu abstrakt an Produktivität und Finanzierung hängen. Hier:
https://www.welt.de/finanzen/article246759454/Deutschlands-Renten-Krise-fuehrt-zum-Wohlstands-Verlust-fuer-alle-Generationen.html?source=puerto-reco-2_ABC-V32.1.D_ctrl_validation
@Verlinkung zur “Welt”
zu “[Riesterrenten-Versagen] Nun sind die in den Ruhestand gehenden Babyboomer weitgehend auf die gesetzliche Rente angewiesen – und können von Glück sagen, wenn sie noch eine kleine Betriebspension haben.”
Die Babyboomer haetten schon lange merken koennen, dass Riester-Rente ein Versicherungs-Bereicherungs-Konzept ist und auf Saeule3 (private ETF-Sparplaene) setzen (ausser evtl f Geringverdiener mit vielen Kinderzulagen)?
“Betriebspensionen” sind auch keine Rettung sondern Zeitbomben (wegen der nominalen Auszahlungen): die ersten Jahre freut man sich noch an den Monatsraten, aber mit zunehmenden Alter kann man sich immer weniger davon kaufen. Wenn man es schliesslich merkt (zwischen 70-80J?), ist man selbst fuer einen Mini-Job zu alt …
Fazit:
1) Selbst Schuld: erst nicht finanziell Lesen-und-Schreiben-Lernen wollen und sich dann auch noch beschweren, wenn es im Alter knapp wird?
2) der Staat war und bleibt keine Hilfe (waere ja inkonsequent: einerseits den Nanny-Staat kritisieren, andererseits nach ihm rufen???)
3) Verhungern wird schon keiner “da werden sie schon geholfen”, also aufhoeren zu heulen und das Beste daraus machen/noch gegensteuern?!
LG Joerg
Wer unbedingt die Renten durch Umverteilung “sichern” will, koennte ja auch ueber andere Umverteilungsmodelle nachdenken. Der Generationenvertrag kann nicht mehr mit Fairness funktionieren, es handelt sich jetzt um ein Ponzi Modell. Statt immer mehr Lasten immer wenigeren Jungen fuer die Finanzierung der inmer mehr werdenden Alten aufzubuerden, koennte man auch ueber Umverteilung innerhalb der Gruppe der Alten nachdenken, so dass sich eine Generation aus dem Erwirtschafteten der gleichen Generation finanziert – beispielsweise ueber eine Rentenumlage auf Erbschaften und Vermoegensverkehr. Da gibt es ein jaehrliches 400 Milliarden EUR Potential das man anzapfen kann, taete man das koennte man die Rentenbeitraege fuer Arbeitnehmer ganz streichen und etliche Arbeitnehmer haetten 25% mehr in der Tasche.
Mal einen Blick auf die Generationenbilanz und … die ganze Problematik wird sichtbar.
“Mit den impliziten Schulden werden die durch das heutige Steuer- und Abgabenniveau nicht gedeckten staatlichen Leistungsversprechen für die Zukunft erfasst, insbesondere auch die der Sozialversicherungen, bei denen mit 222,4 Prozent des BIP gut zwei Drittel der impliziten Schulden zu verorten sind. Überzeugende Reformkonzepte, die umlagefinanzierten Sozialversicherungen “demografiefest” zu machen, werden seit einigen Jahren politisch jedoch kaum noch ernsthaft diskutiert.”
https://www.stiftung-marktwirtschaft.de/inhalte/themen/generationenbilanz/
Zum heutigen Beitrag: Ist schon richtig. Aber wen interessierts?
Vermutlich geht es jetzt darum, in einem letzten “Hurra!” noch ein paar Milliarden für schwache Fondsgesellschaften herauszuholen, bevor wir auf der Wand einschlagen.
Der einzige konstruktive Weg, der jetzt noch realistisch ist, läßt sich in der Antike ansehen: Solons Reformen.
Wir schaffen das!
zu “Ebenso wichtig wäre eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von über 55-Jährigen und eine weitere Steigerung des Anteils an Frauen, die einer Beschäftigung nachgehen.”
das wird sich schon von selbst ergeben …
Viell. gibt es ja drei realistische Moeglichkeiten?
1) iwie schafft D es die Produktivitaet zu erhoehen und die Renten und Pensionen der Zukunft ohne allzugrosse Realverluste zu stemmen (Steuern, Umverteilung, etc)
2) D stagniert oder schmiert gaanz langsam ab: die Inflation liegt stets leicht ueber der Rentenerhoehung (DESHALB kann der Staat auch “die Rente ist sicher” garantieren) und die Rentner/Pensionaere werden laangsam aermer, bis
3) – wer noch kann – einen kleinen Job annimmt und voilà: die Erwerbsbeteiligung der Aelteren und Frauen steigt 😍
4) Unrealistisch: D schmiert schneller ab, neue Regierungen, unruhigere See, Umwaelzungen, Waehrungsreformen, etc … Wohl dem, der Kinder hat, und so gut zu ihnen war, dass sie einem im Alter helfen
LG Joerg
Hallo Joerg,
das halte ich für eine realistische Einschätzung. Nur ein Punkt: die Kinder sind meistens wirtschaftlich zu schwach um zu helfen.
Es ist ja nicht damit getan, dass ein Kind z.B. den Einkaufsweg erledigt, es muss auch Kaufkraft da sein, und die genügt schon heute oft nicht mehr.
@Felix, Gut, wir erweitern also:
“Kinder haben, die einen lieben, gut ausgebildet sind, gefragte Berufe (oder keine “ungefragten”) nachgehen und ggfs im Ausland leben und uns Alimente schicken 😜”
Besser?
LG Joerg
PS: so machen es ja auch die vielen Menschen, die noch nicht so lange hier leben, mit Ihren Alten …
“Ebenso wichtig wäre eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von über 55-Jährigen und eine weitere Steigerung des Anteils an Frauen, die einer Beschäftigung nachgehen.”
Leben wir eigentlich in einer Parallelwelt? Ich meine die Welt, welche Politiker und ARD und ZDF beschreiben und die Wirklichkeit. Das Thema kann man natürlich wie Habeck bearbeiten: “Die Manager müssen umdenken, nicht die Politiker”. Letzteres entspricht dem Ansatz der VR China.
1982 bis 2005 hätte man die Rentenfrage positiv klären können, jedoch weder Kohl noch Schröder waren hierzu in der Lage. Sedes materiae war in dieser Zeit die Nichtabziehbarkeit der tatsächlichen Vorsorgeaufwendungen von dem zu versteuernden Einkommen. Das hätte ja die Steuerzahler bevorteilt, ideologisch nicht zu vertreten. 276 Monate richtig sparen und in Rentenansprüche investieren hätte alle Probleme leicht gelöst, zumal der Zinseszinseffekt für die Anleger arbeitet.
Nächster Punkt ist, dass Haushaltshilfe nicht unbegrenzt von der Steuer abgesetzt werden können. Ebenfalls ein ideologisches No-Go.
Die kapitalgedeckte Rentenversicherung wäre ja auch kein Problem, hätte man vor 40 Jahren das System langsam umgestellt. Linnemann fordert jetzt, Normalverdiener mit Einkommenssteuerreform zu entlasten, obwohl hierzu der politische Konsens fehlt.
Weder eine Revolution, noch ein Systemwechsel ist erforderlich, sondern die rationale Umstellung und Anpassung. Hierzu ist aber die Mehrheit der Politiker nicht in der Lage.
Deutschland verliert also relativ zu anderen Industrieländern.
>> bto: “Die bessere Hälfte, also rund vier Millionen Top-Leister, müssen künftig unser Gemeinwesen tragen.”
Nach Adam Riese sind das lediglich 5 (i.W. FÜNF) Prozent der Bevölkerung. Das ist keine Existenzbasis für einen Industriestaat – wenn die Rechnung stimmt.
Herr Bauer,
realistisch gesehen ist das ja heute schon so. Die Leistungsträger in diesem engeren Sinne bekommen weniger und geben mehr ab. Zusätzliche schultern sie die Ehrenämter usw..
Der weitere Kreis der Leistungsträger, ich würde sagen, alle die normal arbeiten gehen, können ja faktisch schon heute alle Kosten, die sie produzieren nicht mehr selbst tragen. Dafür können sie nichts, sie wurden in Armut und Krankheit hineinregiert.
Das ändert aber nichts an den Fakten.
Das System lebt noch von einer Art mittelalterlichen Bescheidenheit der oberen Mitte und von dem in den Nachkriegszeiten erworbenem Vermögen.
Das geht dem Ende entgegen.
Das Positive an Stagnation ist, dass sich selbst fünf Jahre alte Artikel noch immer frisch geschrieben anfühlen – hab’s erst in der letzten Zeile bemerkt ;-)
@Thomas M.
Der Sommer 2018 war schon wild. Da war eine Wirecard-Aktie noch fast 200 Euro wert und die deutsche Fußballnationalmannsschaft bei der WM in Russland (!) der Titelverteidiger (!!). Das können sich die Zoomer-Kids von heute alles gar nicht mehr vorstellen.
Aber Hubertus Heil war damals auch schon Arbeitsminister.
Ja. Und ich bedauere immer noch, dass es das Wahlplakat “Heil Scholz” nicht gegeben hat.
Tja, Sachen gibt’s… jetzt da Sie’s sagen, erinnere ich mich… an die Spiele, nicht so sehr, könnte aber auch daran liegen, dass D nicht viel gespielt hatte ;) Und: Hubertus ist halt zeitlos.Vielleicht kramt Herr Dr. Stelter 2028 die Meldung wieder raus und ich les nickend wieder über Minister Heil weg…
Ich empfehle dazu auch das Gespräch von Alexander Schatten mit Dr. Titus Gebel (https://podcast.zukunft-denken.eu/e/077-titus-gebel_freie_privatstaedte/) wo einige Aspekte der aktuellen Entwicklungen sehr gut angesprochen werden und zum big picture beitragen.
bto: “Wenn man unsere Politiker über ihre Gesetzesvorhaben sprechen hört, zuletzt Sozialminister Hubertus Heil, dann könnte man denken, dass sie sich enorm angestrengt haben, um das Land wirtschaftlich voranzubringen, und richtig harte Arbeit hinter ihnen liegt.”
Nein. Wenn ich mir Hubertus Heil anschaue, dann denke ich nicht, dass dieser Mann überhaupt in der Lage dazu ist, irgendeine wertschöpfende Arbeit zu verrichten.
Aber das hat er ja zum Glück auch selbst früh erkannt und daher direkt nach dem Schulabschluss eine Karriere als SPD-Parteifunktionär angestrebt. ;)