Der Sozial­minister als Charles Ponzi der deutschen Politik

Am Sonntag (13. August 2023) sprechen wir im Podcast unter anderem über die Nachhaltigkeit des deutschen Rentensystems. Dabei erinnere ich an die Vorschläge des Beratergremiums beim Bundeswirtschaftsministerium vor zwei Jahren:

Das Beratergremium beim Wirtschaftsministerium hat vorgeschlagen, das Renteneintrittsalter an die allgemeine Lebenserwartung zu koppeln. Bis etwa 2042 würde es auf 68 Jahre steigen. Damit würde die steigende Lebenserwartung im Verhältnis von etwa zwei zu eins zwischen längerem Arbeiten und längerer Rente aufgeteilt. Steuert die Politik nicht gegen, dürfte der Bundeszuschuss in die Rentenkasse von jetzt rund 25 Prozent des Bundeshaushalts (100 Milliarden Euro) auf 55 Prozent steigen. Drastische Steuererhöhungen und Einsparungen in anderen Bereichen – vor allem erneut für wichtige Zukunftsinvestitionen – wären die zwangsläufigen Folgen.

Die Reaktion der Politik entsprach dem schon angesprochenen Prinzip des Gelesen-gelacht-gelocht, passte es doch so gar nicht in Wahlkampfzeiten. Kein Gewinner-Thema: längere Lebensarbeitszeit, tiefere Renten, höhere Beiträge und Steuern. Es gab keine Geschenke zu verteilen. Kein Wunder, dass unser „Klima- und Wirtschafts-Garantie-Minister“ Peter Altmaier sofort betonte, es seien unabhängige Berater, „deren Meinung er sich nicht zu Eigen mache“.

Und was sagt der Vertreter der Partei, die in den letzten Jahren maßgeblich die Kassen der Rentenversicherung geplündert hat? Natürlich lehnt SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ein höheres gesetzliches Renteneintrittsalter über 67 Jahren ab. „Ich stehe dafür, dass wir keine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters, des gesetzlichen, diskutieren“, sagte der Bundesfinanzminister auf dem SPD-Wirtschaftsforum. Er sprach von einem Horrorszenario, das dazu dienen solle, „Rentenkürzungen durchzusetzen, für die es in dieser Zeit keinen Anlass gibt“.

Dabei rechnen die Wissenschaftler vor, dass die Regierung mit zahlreichen Maßnahmen der Rentenkasse zusätzliche Lasten aufgebürdet habe – etwa mit den Haltelinien beim Rentenniveau und beim Beitragssatz sowie mit zusätzlichen Leistungen wie Mütter- und Grundrente wie auch der Rente mit 63. Der Rentenkasse drohe daher ein Finanzierungsschock. Scholz wies dies zurück. „Das ist nicht nur falsch gerechnet. Das ist auch unsozial, was dort vorgeschlagen wird“, sagte der Minister. „Ich freue mich auf eine Debatte mit echten Experten.“

Debatte mit „echten Experten“ – da haben wir das Grundproblem. „Echte Experten“ sind also nur jene, die das schreiben, was die Regierung wünscht. Denn es stimmt, was kritisiert wird an der Politik der letzten Jahre. Ständig wurde an der Rentenformel herumgebastelt:

  • 2016 wurde die „doppelte Haltelinie“ eingeführt. Demnach darf das Rentenniveau – also die Rente in Bezug zum Lohn nach 45 Beitragsjahren – nicht unter 48 Prozent sinken. Und der Beitrag von derzeit 18,6 Prozent darf maximal auf 20 Prozent steigen. Klingt gut, hat aber zur Folge, dass damit der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor außer Kraft gesetzt wurde. Dieser dämpft die Rentenanpassung, wenn sich das Verhältnis zwischen Leistungsbeziehern und Beitragszahlern verschlechtert und war 2005 eingeführt worden, um die demografischen Lasten zu gleichen Teilen auf Rentner und Beitragszahler zu verteilen. Durch die Aussetzung des Faktors tragen nun nur noch die Jüngeren die Last der Alterung. Klartext: Die Beiträge oder Steuerzuschüsse müssen mehr steigen.
  • Als 2020 Corona die Löhne sinken ließ, griff zudem eine „Rentengarantie“. Diese in der Finanzkrise eingeführte Sonderregel sorgt dafür, dass auch bei einem Lohnrückgang die Rente nicht gekürzt wird, sondern nur eine Nullrunde erfolgt.
  • Ein „Nachholfaktor“ sollte ursprünglich sicherstellen, dass die entgangenen Einsparungen dafür in den Folgejahren nachgeholt werden. Doch die Große Koalition hat diese Ausgleichsmaßnahme kurzerhand abgeschafft. Sollten die Löhne in diesem oder im kommenden Jahr wieder deutlich steigen, profitieren die Senioren deshalb im Folgejahr ohne Abstriche.
  • Das bedeutet, die Große Koalition hat durchgesetzt, dass die Renten nur noch in guten Jahren an die Lohnentwicklung gekoppelt sind, in schlechten Zeiten aber nicht mehr. In der Krise steigt deshalb das Rentenniveau – und zwar umso stärker, je tiefer die Gehälter in der Pandemie sinken.

Hinzu kommen die vielen anderen teuren Programme: die neue Grundrente, die Angleichung der Ostrenten an das Westniveau, die Einführung und Erhöhung der Mütterrente sowie die abschlagsfreie Rente mit 63. Teure Sozialprojekte, mit denen SPD und Union die Kosten der Alterssicherung dauerhaft in die Höhe getrieben haben.

Deshalb sind die Forderungen der Kommission so nachvollziehbar und offensichtlich unpopulär:

  • So solle der Nachholfaktor wieder eingesetzt werden, um die einseitige Belastung der Beitragszahler zumindest abzufedern. Das Renteneintrittsalter soll dynamisch an die steigende Lebenserwartung geknüpft werden, wobei zwei Drittel der längeren Lebenserwartung auf Arbeit entfallen sollen und ein Drittel auf einen längeren Rentenbezug. Steigt die Lebenserwartung um ein Jahr, würde man also acht Monate länger arbeiten und dann vier Monate länger Rente beziehen.
  • Darüber hinaus fordern die Experten eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters in einer Spanne, die zwischen 63 und 68 Jahren liegen könnte. Jeder soll dann entscheiden können, wann er mit entsprechenden Zu- oder Abschlägen in den Ruhestand geht.
  • Als weiteren Teil der Reform fordert der Beirat eine veränderte Rentenanpassung, die langfristig die Kosten senkt. Eine Rückkehr zu einem langsam sinkenden Rentenniveau ist nach Einschätzung der Experten unumgänglich und sollte so rasch wie möglich erfolgen – vor allem weil die ausgezahlte Rente auch bei einem sinkenden Rentenniveau in Zukunft stetig steigt.

Sozialminister Hubertus Heil wäre wohl eher ein Experte nach dem Geschmack von Olaf Scholz. Betont er doch, dass es einen anderen Weg gibt: steigende Einkommen.

Natürlich hat er recht. Am besten haben wir viele gutverdienende Menschen. Voraussetzung: Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Wer also Renten sichern will, der muss jetzt bei den Ausgaben für Rente sparen und mehr investieren. Die Regierungen der Jahre seit 2005 haben das Gegenteil gemacht.

Meines Kommentar zu Hubertus Heil vor vier Jahren im Manager Magazin ist noch heute aktuell: 

Im Jahr 1920 entwickelte Charles Ponzi, ein italienischer Auswanderer in die USA, das Schneeballsystem, das auf Englisch bis heute seinen Namen trägt (“Ponzi Scheme”): Er kaufte so genannte “Postantwortscheine” in Italien auf und tauschte sie in den USA in Briefmarken. Die beträchtlichen Preisunterschiede aufgrund der hohen Inflation nach dem Ersten Weltkrieg versprachen immense Gewinne.

Ponzi überzeugte Anleger mit dem Versprechen traumhafter Renditen, sein Geschäft zu finanzieren. Statt jedoch das Geld in den Kauf von Antwortscheinen zu investieren und diese gegen Briefmarken einzutauschen, finanzierte er mit den Mitteln, die ihm von Seiten der neuen Anleger zuflossen, Ausschüttungen an die Altanleger. Die Erträge der Altanleger wurden also nicht aus Gewinnen des Arbitragegeschäfts bezahlt, sondern aus dem Geld, das neue Anleger einbrachten.

Angesichts der außerordentlich hohen Renditen, die er versprach – 50 Prozent innerhalb von 45 Tagen – wurden Ponzi beträchtliche Beträge anvertraut, die er zur Zahlung der ersten “Gewinnausschüttungen” und zur Finanzierung seines aufwändigen Lebensstils nutze. Als der Betrug aufflog, verloren die Anleger 20 Millionen Dollar (was heute rund 250 Millionen US-Dollar entspricht). Seither werden solche Systeme als “Ponzi Schemes” bezeichnet: Neuanleger werden angelockt, damit Altanlegern die versprochenen Renditen ausgezahlt bzw. Einlagen zurückerstattet werden können und damit der Betrüger, der das gesamte Schneeballsystem ins Leben gerufen hat, einen Gewinn erzielt.

Rentenversicherung als Ponzi-Schema

Ursprünglich von Bismarck 1889 als kapitalgedeckte Versicherung eingeführt, ist die Deutsche Rentenversicherung seit der Zeit Konrad Adenauers, der das Demografierisiko mit dem Kommentar “Kinder bekommen die Leute immer” beiseiteschob, nichts anderes als ein groß angelegtes Ponzi-Schema. Solange mehr Leute mehr Geld einzahlen als auf der anderen Seite Geld beziehen, funktioniert das System.

Damit ist nicht nur die Rentenversicherung ein riesiges Ponzi-Schema, sondern die gesamten Staatsfinanzen. Haben doch die Bundesregierungen in den letzten Jahrzehnten nichts Besseres zu tun gehabt, als die Ausschüttungen und Leistungsversprechen zu erhöhen. Hinzu kommen die absehbar steigenden Defizite im Gesundheitswesen und die Beamtenpensionen, für die ebenfalls keine Rücklagen gebildet wurden.

Sozialminister als Charles Ponzi der Politik

Am schönsten ist es für alle Beteiligten, solange die Ponzi-Illusion funktioniert:

  • Die Empfänger der Ausschüttungen freuen sich über das Geld.
  • Die Einzahler freuen sich über die Ansprüche, die sie erwerben und sehen an den Empfängern, wie gut es ihnen eines Tages ergehen wird.
  • Die Organisatoren des Ponzi-Schemas können sich allseitiger Beliebtheit erfreuen.

Der Nobelpreisträger Milton Friedman brachte es auf den Punkt: Politiker sind Menschen, die fremder Leute Geld für fremde Leute ausgeben. Desto mehr sie das machen, desto größerer Beliebtheit dürfen sie sich erfreuen und damit in ihren Ämtern verbleiben. Kein Wunder also, dass das Sozialministerium, von seltenen Zeiten, in denen man “sparen” soll, abgesehen, äußerst beliebt ist. Man kann mit immer neuen Leistungen die Wähler beglücken.

Friedman ist der Charles Ponzi der Politik. Als solcher muss man sicherstellen, dass das System möglichst lange am Laufen bleibt. Deshalb die Vertuschung der wahren Kosten durch Verlagerung in den Bundeshaushalt und das Leugnen der Verpflichtungen (z. B. Pensionen).

Jedes Ponzi-Schema muss enden

Das Problem ist offensichtlich: Jedes Ponzi-Schema muss enden, sobald es mehr Aus- als Einzahlungen gibt. Auf unser Sozialsystem bezogen bedeutet dies, dass spätestens in zehn bis fünfzehn Jahren der Offenbarungseid bevorsteht. Denn dann wechselt der geburtenstärkste Jahrgang der 1964 Geborenen aus der Rolle des Finanziers in die des Empfängers. Der unweigerliche Zusammenbruch des Systems lässt sich dann nur durch immer drastischere Eingriffe und massive Umverteilung aufschieben, jedoch nicht verhindern. Richtig wäre es:

  • für künftig höhere Einnahmen zu sorgen, indem man die Produktivität und damit das Einkommen pro Kopf der erwerbstätigen Bevölkerung erhöht. Dazu muss man in Bildung, Innovation und den Kapitalstock investieren. Die Politiker in Berlin tun das Gegenteil.
  • die Belastung der Beitragszahler ansonsten so gering wie möglich zu halten. Auch hier erfolgt das Gegenteil. Man denke an die Energiewende, die bereits zu den höchsten Strompreisen in Europa geführt hat und nun mit dem Kohleausstieg noch teurer wird.
  • für mehr Beitragszahler zu sorgen, indem man qualifizierte Zuwanderer anlockt, die im Schnitt mindestens so viel oder mehr verdienen wie die bereits heute hier lebende Bevölkerung. Dies gelingt heute nicht.
  • für weniger Empfänger sorgen, indem man die Zuwanderung in das Sozialsystem konsequent verhindert. Hier verfolgt unsere Politik das genaue Gegenteil.
  • die Bezugsdauer der Leistungen zu reduzieren und die Beitragszahlungen zu erhöhen, indem man das Renteneintrittsalter erhöht. Genau das Gegenteil wurde in den letzten Jahren gemacht.

Das Problem mit dem letzten Punkt ist für die Betreiber des Ponzi-Schemas offensichtlich. Nicht nur entfällt der Hauptnutzen – nämlich die Beliebtheit des Betreibers zu erhöhen –, sondern es droht der Vertrauensverlust in das Gesamtsystem. Der ohnehin einsetzenden Flucht der Beitragszahler muss dann mit immer mehr Eingriffen (Beitragsbemessungsgrenze, Einbezug Selbstständiger, noch höherer Steuerfinanzierung) begegnet werden.

Hubertus Heil bringt es auf die Spitze

Den Kollaps des Ponzi-Schemas beschleunigt man, in dem man die Ausgaben erhöht und die Beiträge mindert. Genau das, was Charles Ponzi, aka Hubertus Heil und die Bundesregierung in Berlin zurzeit machen. Noch funktioniert die Illusion perfekt, weil es immer wieder gelingt, die Finanzierung der (noch) höheren Auszahlung unseres Ponzi-Schemas im Ungewissen zu lassen. Da ist abstrakt von “Steuerfinanzierung” die Rede, von einer Einbeziehung weiterer Beitragszahler in das System und generell höheren Steuern für Reiche und Erben.

  • Schon jetzt verlassen rund 200.000 Menschen pro Jahr Deutschland. Die These, dass es sich dabei im Schnitt um Jüngere, besser Ausgebildete und Vermögendere handelt, ist nicht von der Hand zu weisen.
  • Qualifizierte Zuwanderer machen schon heute einen großen Bogen um ein Land, welches die angesehene NZZ kürzlich als “Steuerhölle” bezeichnete. Die Aussicht auf noch höhere Abgaben für Renten und Sozialleistungen wirkt da schwerlich als Argument, zu uns zu kommen.
  • Schon ohne höhere Besteuerung werden die Einkommen und Vermögen in den kommenden Jahrzehnten zurückgehen. Die Immobilienpreise werden schon wegen der demografischen Entwicklung sinken, höhere Steuern (Grundsteuer, Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer) dürfen den Niedergang beschleunigen.

Doch was kümmert es die Politik? Als die Bürger von Boston Zweifel an Ponzis Reichtumsmaschine bekamen, hat er als Erstes die Auszahlungen erhöht. Nichts anderes tut die Bundesregierung seit Jahren und der aktuelle Vorstoß von Hubertus Heil ist nur der vorläufige Höhepunkt. Wie beim Vorbild Charles Ponzi dürfte der Gewinn an Sympathie nur von kurzer Dauer sein. Wer kann, bringe sich und sein Vermögen in Sicherheit.

→ manager-magazin.de: “Hubertus Heil – der Charles Ponzi der deutschen Politik”, 4. Februar 2019

Kommentare (28) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Tom96
    Tom96 sagte:

    Rentenminister Scholz hat als eine gesetzliche Rentenkürzung erfolgte einfach Recht und Gesetz gebrochen und Gewalt herrschen lassen !

    Mehr gibt es zu Parteien, Bünden, Rechten nicht mehr zu schreiben.

    https://youtu.be/1HZ1whEiagE
    2022 Albert B. Sabin Gold Medal Ceremony – Dr. Kathrin Jansen and Dr. Kizzmekia Corbett
    07.12.2022
    The Sabin Vaccine Institute today honored two extraordinary scientists for their breakthrough vaccine research that changed the course of the COVID-19 pandemic, advanced public health and saved countless lives. The 2022 Albert B. Sabin Gold Medal was awarded to vaccine research leader Kathrin U. Jansen, Ph.D., and the Rising Star to immunologist Kizzmekia Corbett, Ph.D.

    The Gold Medal, now in its 29th year, is Sabin’s highest scientific honor, given annually to a distinguished member of the global health community who has made exceptional contributions to vaccinology or a complementary field. Past award recipients include leaders of vaccinology and vaccine advocacy, such as Drs. Barney Graham, Carol Baker, Anne Gershon, Bill Foege, and Myron Levine.

    Von Ugur Sahin keine Spur – wo steckt der Supererfinder denn jetzt …

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  2. Felix
    Felix sagte:

    Um konstruktiv zu bleiben: Die Lösung liegt klar auf der Hand.

    Es wird ein Schnitt gemacht. Die Steuern werden gesenkt etc., das normale Programm.

    Die Rentenversicherung wird geschlossen. Alle bisherigen Renten und Anwartschaften werden in einem gesetzten Rahmen aus Steuern bedient. Zukünftig gibt es eine Grundrente und alles weitere muss privat vorgesorgt werden. Betriebsrenten und Pensionen laufen weiter und dienen dazu, vernünftiges Personal zu halten.

    Eine gewaltige Entlastung ist im Bereich des Krankheitssystems möglich: der Staat versichert Unfallrisiken und sorgt für top Chirurgie. Alle Menschen werden von klein auf und unter Ausschluss der Pharma aufgeklärt. Die Zivilisationskrankheiten gehen massiv zurück und wer sich lieber totfressen will und Pillen gegen die Schmerzen haben will, kann dies tun, bezahlt aber selbst. Dadurch entsteht ein realer Kostendruck auf die Pharma. DAS ist sowieso NOTWENDIG.

    Für einen ersten Erkenntnisgewinn schauen wir nach Japan und in die Regionen der Welt, in denen die Menschen gesund alt werden: viele Vitalstoffe, wenig hochverarbeitete Nahrung. Das genügt völlig um eine Revolution auszulösen. Im guten Sinne.

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    • Dr. Lucie Fischer
      Dr. Lucie Fischer sagte:

      @Felix
      Deutsches Gesundheits-System ermöglicht Versicherten ” mehr rauszuholen als einzuzahlen” Kuren, GKV-wellness-Angebote, bei ” Stress-im-Job” sich “arbeitsunfähig-krank-” schreiben lassen, Doctor-hopping:
      kollektive Korruption aller Beteiligten, Kassen-Ärzte rechnen unerbrachte Leistungen ab, gesetzliche KK kontrollieren: Gar nichts.
      Gratis Boostern für Bratwürste , ultimativer Beweis .
      KK-Kasko Versprechen hätschelt Illusion von Staats -Versorgung/ Rente:
      https://www.youtube.com/shorts/i6DN6cI-6dE
      Ab wann sind Systeme nicht mehr reformierbar?

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  3. Felix
    Felix sagte:

    Ich bezweifele, dass sich die positive Entwicklung der Lebenszeit fortsetzt. Unsere Gesellschaft hat 1989 begonnen, die Jugend unter Druck zu setzen und weniger zu ermöglichen, um die Altwähler nicht merken zu lassen, dass die Probleme schon virulent sind.
    Ich habe x-fach das Experiment gemacht, und pensionierte Geschäftsführer gefragt, wie hoch die Gehälter der Mitarbeiter in ihren früheren Firma heute ist: die Einschätzungen waren stets astronomisch übertrieben. Ich habe z.B. miterlebt, wie ein Unternehmer in Ruhestand seiner Tochter eine Wohnung anpries, deren Kaltmiete so hoch war, wie ihr gesamtes Nettoeinkommen.

    Die Ignoranz hat uns jenseits des Punktes “of no Return” gebracht. Mama Merkel war doch so guuuut.

    Ich schätze, dass die deutschen Menschen heute mehrheitlich ab Mitte 40 bereits massiv geschädigt sind und nicht mehr viel zu erwarten haben.

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  4. komol
    komol sagte:

    Um auch mal einen kritischen Kommentar dazu zu liefern: Es könnte sein, dass dieser Text wieder einmal einen klass. Fall von potenzieller Altersarmut (sinntechnisch), verursacht durch geistige Frühverrentung, darstellt. Dem ist aber gerade bei diesem Thema überraschenderweise tlw. nicht so. Abgesehen davon, dass sich hier pol. sowieso nichts ändern wird, es immer weitere Hochsetzungen des Steuerzuschusses geben wird, den v.a. höhere Einkommen tragen werden, sollte man sich hier ehrlicherweise für Status-Quo-Rentenkürzungen und das Konzept der Flexirente stark machen, welches v.a. von den Liberalen eingebracht wurde. Aber auch wenn dies nicht durchkommen sollte, hätte man wenigstens den philosoph. gesehen einzig richtigen Ansatz, welcher jenen Fall abdeckt, dass wir es nicht mehr zu richtigen Wachstum schaffen werden, weil wir die IuK-Zukunftstechnologie verschlafen haben, gebriesen.

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  5. LeleCastello
    LeleCastello sagte:

    Herr Heil hat schon recht das Problem wird teilweise über nominale Einkommenssteigerungen (Inflation) gelöst. Real werden die Löhne stagnieren (Italienisches Szenario, De-industralisierung). Aber wenn kümmert das solange sie in der nomialen Welt leben merken sie das erst wenns zu spät ist. Der andere Teil wird gelöst durch steigende Steuern Staatseinahmen umtopfen etc. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das verfälschen von Inflationsstatisiken.

    Ponzi hat ja auch Donats verteilt an die Menge vor seinem Büro, die ihr Geld zurückwollte. Also sollte Herr Heil Brötchen anbieten …

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  6. Lothar
    Lothar sagte:

    Man muss sich aber auch einmal in die Rolle einer politischen Partei hineinversetzen. Die Rente rational zu reformieren wäre für jede Partei politscher Selbstmord. Das haben alle Parteien gelernt, nachdem die SPD nach Schröders Hartz-Reformen abgewählt wurde. Dann lässt man es lieber laufen und hofft, dass eine andere Partei das heiße Eisen anpacken muss, und Reformen lassen sich sowieso besser durchführen, wenn eine Katastrophe bereits eingetreten ist, siehe Bundeswehr, die man jahrzehntelang heruntergewirtschaftet hat. Ach nein, im Politikersprech sagt man ja, man hat die Friedensdividende eingefahren.

    Antworten
    • Lothar
      Lothar sagte:

      Man stelle sich vor, unsere jetzige Ampelkoalition würde jetzt eine rationale Rentenreform beschließen, unvorstellbar.

      Antworten
    • Jacques
      Jacques sagte:

      Realistisch betrachtet wäre eine wirkliche Reform nur bis in die 80er politisch möglich gewesen.
      Den Kardinalfehler hat leider ausgerechnet Adenauer begangen. Ohne diesen Fehler hätten wir das Problem nicht.
      Schuld ist aber auch hier der Wähler, der völlig blind ist und einem Norbert Blüm Glauben schenkt.

      Antworten
  7. Thomas M.
    Thomas M. sagte:

    Rentengarantie ohne Nachholfaktor: Tja, das ist die Ratsche des Sozialstaates. Die tut’s nur in eine Richtung. Und nach fest kommt bekanntlich irgendwann lose.

    Man braucht überhaupt nicht über irgendwelche feingeistigen Managementmethoden für Politiker zu diskutieren, wenn selbst einfachste Regelkreise nicht umgesetzt werden. Abstandsbasierter Tempomat, der aus Prinzip nur beschleunigen und Geschwindigkeit halten kann, sich aber weigert zu bremsen, um den Sicherheitsabstand einzuhalten.

    So was gibt’s nur in der Politik.

    Und da hilft kein TÜV, der die so konstruierte Karre aus dem Verkehr zieht.

    Antworten
  8. Gnomae
    Gnomae sagte:

    @ weico

    Der qualifizierte Zuwanderer mit guten Englischkenntnissen: Er hat folgende Auswahl:

    Einen Durchschnittssteuersatz von 38 % bei 1 Mio. USD Einkommen (USA) oder einen Durchschnittsteuersatz von 38 % bei 200.000 EUR in D. Was wird er wählen?

    Die NZZ formuliert dies nett mit eingeschränkt funktionierender Marktwirtschaft. Realistisch haben wir eine ökosozialistische Wirtschaft a la China.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Gnomae

      Ihn beeindrucken unsere Menschlichkeit, unsere Solidarität und die tolle Auswahl veganer Kantinengerichte so sehr, dass er natürlich nach Deutschland kommt. ;)

      Antworten
    • Tobias W.
      Tobias W. sagte:

      1 Million EUR Jahreseinkommen ist mit abhängig angestellter Erwerbsarbeit gar nicht brutto zu erreichen in Deutschland, damit sind ist die Argumentation zu Steuern auf so ein Gehalt in Deutschland auch reine Theorie für 99,9999% aller Erwerbsfähigen mit Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Selbst unter allen von Deutschlands Geschäftsführern werden nicht mehr als 50% überhaupt deutlich an der EUR 200.000 Marke im Jahr kratzen.

      Um Deutschland finanziell attraktiv für Spitzenleute zu machen, müssten sowohl die Gehälter drastisch rauf als auch die Steuern massiv runter. Weder ist die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig genug, noch kann der Staat sich das leisten.

      Nur mal so als Denkanstoß: UPS steht in den USA unter Verhandlungsdruck mit der Teamsters Gewerkschaft und sichert seinen Fahrern zu, innerhalb der nächsten fünf Jahre auf ein durchschnittliches Jahresgehalt von USD170.000 zu kommen (da stecken die Benefits wie Krankenversicherung schon drin). Mal auf der Zunge zergehen lassen. Fahrer beim Lieferdienst UPS werden in den USA im Durchschnitt USD170.000 im Jahr verdienen.

      https://www.cbsnews.com/news/ups-drivers-170000-pay-benefits-compensation/

      Gibt es in Deutschland überhaupt viele Ingenieure, die soviel verdienen? Ich habe in meinem letzten Jahr in Deutschland (2015) etwa EUR115.000 als Senior Software Entwickler verdient – und das war schon deutlich über den Branchen üblichen Gehaltsbändern in Deutschland.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Tobias W.

        “UPS steht in den USA unter Verhandlungsdruck mit der Teamsters Gewerkschaft und sichert seinen Fahrern zu, innerhalb der nächsten fünf Jahre auf ein durchschnittliches Jahresgehalt von USD170.000 zu kommen (da stecken die Benefits wie Krankenversicherung schon drin). Mal auf der Zunge zergehen lassen. Fahrer beim Lieferdienst UPS werden in den USA im Durchschnitt USD170.000 im Jahr verdienen.”

        Mit der vollständigen Einberechnung von den “Benefits Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung und Unfallversicherung” wäre das Bruttogehalt von den Arbeitnehmern in Deutschland allerdings auch ungefähr 25% höher, zumindest bis zu den jeweiligen Beitragsbemessungsgrenzen für die einzelnen Sozialversicherungen. In Deutschland wird das allerdings absichtlich mit der künstlichen Unterscheidung zwischen “Arbeitgeberbeiträgen” und “Arbeitnehmerbeiträgen” verschleiert, weil man keine ehrliche Diskussion über die Gesamtkosten unserer Sozialversicherungen will.

        In den teuersten Städten Kaliforniens kann ich mir sogar vorstellen, dass so ein Gehalt für den UPS-Fahrer marktgerecht ist, aber als Durchschnittsgehalt für die Fahrer ganzen USA?? Da glaube ich eher, dass die Transportgewerkschaft gerade massiv ihr Blatt überreizt hat und es bald ganz viele neue Lieferdienste ohne gewerkschaftlich organisierte Ausfahrer geben wird.

      • weico
        weico sagte:

        @Tobias W.

        “Um Deutschland finanziell attraktiv für Spitzenleute zu machen, müssten sowohl die Gehälter drastisch rauf als auch die Steuern massiv runter.”

        Klar…

        …solches gilt natürlich nicht nur für Spitzenleute ,sonden für alle Berufe.

        In der Schweiz ist in jeder Berufsgruppe der Einwanderungsboom der letzten Jahrzehnte deutlich zu hören/vernehmen .Ob vom ETH- Prof.,Arzt,Handwerker,Pflegepersonal usw.

        Für ALLE ,Arbeitgeber und Arbeitnehmer, ist es halt interessant und motivierend,wenn sich Ende Monat herausstellt,dass man …Mehr Netto vom Brutto….hat.

        In Deutschland ist ein Betriebsratverseuchtes Arbeitsumfeld,Mindestlöhne,Kündigungschutzwahnsinn,Steuerwahnsinn usw. eben ein gewaltiger Hemmschuh ,damit Deutschland wirtschaftlich wieder genesen kann.

        Die absolut verfehlte Jekami-Einwanderungspolitik von Deutschland ,macht jeden Versuch daran etwas zu “verbessern”/ändern…eh gleich wieder hinfällig.

      • Joerg
        Joerg sagte:

        @Angeber
        Wer braucht schon so viel Geld?
        Bescheidenheit ist eine Zier!
        Wir sind die Gutmenschen. Arm aus Ueberzeugung.
        Wir schaffen das.
        Einfach alle Probleme mit Geld schaumloeschen.
        Wir leben im Shire und wissen noch nicht, dass die Orcs vor der Tuer stehen.

        In USA ist die Spaltung der Gesellschaft (rot/blau) schon viel tiefer.
        Der Wokeness-Faktor schon viel hoeher. Rassismus viel praesenter. Arm-Reich-Kluft tiefer.
        Falls Buergerkrieg, kann man in den USA viel besser mitmischen (Waffen).
        In den USA ist der Kampf zwischen “Gut” und “Boese” in vollem Gange.

        LG Joerg

        PS: Wo wohnen Sie? falls ich hier doch abhauen muss?

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        @Joerg

        Bevor Sie kündigen und UPS-Fahrer werden ;) US Median Personal Income bei Vollzeit: $56,287 und dann gibt’s noch so Sachen wie Limitierung mit nur x Tage payed sick leave, co-pay bei Krankenversicherung wird schnell derbe etc. pp.

        Tobias W posted i.d.R. die Zahlen aus der Stratossphäre der USA. Inwieweit man da hinkommt und wie die Lebenshaltungskosten vor Ort sind, kann man individuell in Erfahrung bringen.

        Bzgl. Gehälter rauf, Steuern runter empfehle ich, Firma aufmachen parallel Politiker werden, einfach mal machen.. bin gespannt, wie’s in der Praxis funktioniert .)

      • Tobias W.
        Tobias W. sagte:

        Joerg,

        Die Vermögensverteilung in den USA ist fast identisch zu Deutschland – beide Länder haben bei der Vermögensverteilung einen Gini von ~0,8. Das gibt sich nicht viel. Der Unterschied ist, dass das mittlere Pro-Kopf Vermögen in den USA fast doppelt so hoch ist wie in Deutschland, das heisst die ärmere Hälfte der Amerikaner ist reicher als die ärmere Hälfte der Deutschen. Und wen sollte das auch wundern – fast jeder vierte Erwerbstätige in Deutschland arbeitet zu Niedriglohn.

        Wir haben uns Washington State zur neuen Heimat gemacht. Sehr schön hier. Von gesellschaftlicher Spaltung und offenen Rassissmus spüren wir hier wenig – meine Frau hat es als Asiatin mit dummen Sprüchen und offenen Anfeindungen in Deutschland schwerer gehabt.

      • Tobias W.
        Tobias W. sagte:

        Thomas,

        wenigstens haben die USA eine Stratossphäre – in Deutschland scheint man sich damit abgefunden zu haben, dass es eine Stratossphäre für (angestellt) Erwerbstätige nicht geben muss. ;)

      • weico
        weico sagte:

        @Tobias W.

        “Der Unterschied ist, dass das mittlere Pro-Kopf Vermögen in den USA fast doppelt so hoch ist wie in Deutschland, das heisst die ärmere Hälfte der Amerikaner ist reicher als die ärmere Hälfte der Deutschen.”

        … man sollte aber auch die Verschuldung vergleichen und nicht aus den Augen verlieren.

        Besonders die in den USA beliebten Kreditkarten ….zeigen den den “geliehenen” Konsum-Wohlstand deutlich an.

        https://www.reuters.com/world/us/us-household-debt-largely-unchanged-q2-credit-card-balances-jump-ny-fed-says-2023-08-08/

      • Tobias W.
        Tobias W. sagte:

        Weibo,

        In der Berechnung des mittleren Pro Kopf Vermögens sind die Schulden als Negativbilanz schon berücksichtigt. Schauen Sie sich den jährlichen Global Wealth Report der Credit Suisse an, die erläutern ganz genau wie sie auf ihre Zahlen kommen.

  9. Joerg
    Joerg sagte:

    @steigende staatl Zuschuesse fuer die Rentenkassen

    Die Politik wird (ohne Zwang/Not) immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen.
    Also mehr Zuschuesse zu den Rentenkassen.
    Finanziert durch hoehere Steuern/Abgaben und va Schulden?
    Das kann noch lange so weitergehen!
    Ein bisschen Inflationieren (nominal gleichviel ausreichen/steigern; real vermindern), das hilft.

    Letztendlich ist es doch konsequent: Die Frauenquote konnte auch nur durch die freie Geschlechterwahl wieder etwas zurueckgedreht/geheilt werden (Jungs, traut euch! “Sei schlau, stell dich frau”).
    Genauso wird die Beamten/Rentner-Schere so allmaehlich geschlossen: Beamte werden auf ihre hoeheren Bezuege mehr Steuern zahlen muessen, die dann den Rentenempfaengern ueber staatliche Zuschuesse zufliessen. Anders geht es nicht/nicht durchsetzbar (ausser in katastrophischen/zerbrechenden Verhaeltnissen, die [noch] keiner will).

    So vielleicht?

    LG Joerg

    Antworten
  10. weico
    weico sagte:

    “@bto:Qualifizierte Zuwanderer machen schon heute einen großen Bogen um ein Land, welches die angesehene NZZ kürzlich als “Steuerhölle” bezeichnete.”

    Die Gründe sind in der NZZ gut beschrieben:

    “Gerechtigkeit im liberalen Rechtsstaat heisst, dass derjenige, der etwas erwirtschaftet, weitestmöglich die Früchte seiner Arbeit behalten kann. Wenn Arbeitnehmer aber fast 50 Prozent abgeben müssen, kann man nur noch eingeschränkt von einer funktionierenden Marktwirtschaft sprechen.”

    https://12ft.io/proxy?&q=https%3A%2F%2Fwww.nzz.ch%2Fwirtschaft%2Fwo-der-nachbar-kein-musterknabe-ist-steuerhoelle-deutschland-ld.1085737

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    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      @ weico

      Der qualifizierte Zuwanderer mit guten Englischkenntnissen: Er hat folgende Auswahl:

      Einen Durchschnittssteuersatz von 38 % bei 1 Mio. USD Einkommen (USA) oder einen Durchschnittsteuersatz von 38 % bei 200.000 EUR in D. Was wird er wählen?

      Die NZZ formuliert dies nett mit eingeschränkt funktionierender Marktwirtschaft. Realistisch haben wir eine ökosozialistische Wirtschaft a la China.

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