Best of BTO 2022: Die gefährliche Grat­wan­derung der EZB

Dieser Beitrag erschien im Juni 2022 bei bto:

Aufgrund der Rekord-Inflation im Euroraum sieht sich die Europäische Zentralbank (EZB) jetzt gezwungen, die Zinsen anzuheben. Im Juli sollen die Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte steigen. Mutmaßlich ist es nicht der letzte Zinsschritt der Notenbank. Aber hat die Zinswende überhaupt den erwünschten Effekt? Eine Einschätzung des Cicero-Finanzexperten Daniel Stelter.

Nach nunmehr zehn Jahren der ultralockeren Geldpolitik hat die EZB erklärt, ab kommenden Monat die milliardenschweren Anleihekäufe einzustellen und die Leitzinsen in einem ersten Schritt um einen Viertelprozentpunkt zu erhöhen. Damit bleiben die Einlagenzinsen für Banken trotz einer Rekordinflation im negativen Bereich.

Inflation hat viele Erklärungen

Überhaupt die Inflation: Die EZB und ihr nahestehende Ökonomen werden nicht müde zu betonen, dass die Notenbank nichts dafür kann, wenn Lieferketten gestört, Öl knapp ist, schon gar nicht etwas für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Insofern könne die Notenbank auch wenig tun, außer eine ohnehin schon fragile Wirtschaft in die Rezession zu zwingen, um über den Umweg von Arbeitslosigkeit und Nachfragerückgang den Preisanstieg zu dämpfen. In der Tat eine Argumentation, die nicht von der Hand zu weisen ist.

Ohnehin gibt es keine einfachen Erklärungen für Inflation. Einige Ökonomen sehen Inflation immer als Folge von Kostendruck. Steigen irgendwo in der Lieferkette die Kosten, geben dies die verschiedenen Produktionsstufen weiter, bis es sich schließlich in der allgemeinen Preissteigerung niederschlägt. Andere wiederum, vor allem die Anhänger der Theorien von John Maynard Keynes, betonen die Schwankungen in der Nachfrage und setzen deshalb darauf, diese zu steuern. Weitere Ökonomen betonen, dass die Inflationsrate nicht richtig gemessen wird und vor allem die Preissteigerungen bei Vermögenswerten, vor allem Immobilien, in die Messung der Inflation einbezogen werden müssten. Nicht vergessen werden dürfen die Theorien zu den Folgen von Globalisierung und Deglobalisierung und natürlich der Demografie.

Jede dieser Inflationstheorien hat in der Vergangenheit funktioniert, aber eben nicht immer. Das gilt auch für eine Theorie, die in den letzten Jahrzehnten deutlich an Einfluss verloren hat: der Monetarismus. Kritiker der Geldmengenlehre der Inflation betonen zurecht, dass die Korrelation zwischen dem Wachstum der Geldmenge und der Inflationsrate in den letzten Jahrzehnten signifikant abgenommen hat. Bewirkte 1980 ein Anstieg der Geldmenge um 1%-Punkt noch eine Preissteigerung von 0,5%-Punkten sank der Wert auf 0,08. Dahinter stehen neben einem deutlichen Rückgang der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes die Faktoren Globalisierung und Demografie und der Aspekt der deutlich gestiegenen Kreditvergabe zum Erwerb von Vermögenswerten. Die anderen Theorien waren einfach besser.

Die Notenbanken haben Mitschuld

2020 dürfte das Jahr sein, in dem der Monetarismus zu einer Renaissance ansetzte. Wer auf die Entwicklung der breiten Geldmengen achtete, konnte sehen, dass die Inflation kräftiger und nachhaltiger zurückkehrt. In der Spitze wuchs die Geldmenge M2 in den USA mit einer Jahresrate von 27,5 Prozent. In der Eurozone war es mit 11,5 Prozent deutlich weniger, aber immer noch mehr als doppelt so viel wie in den Jahren davor. Dieses Geld fachte die Nachfrage an, die in Kombination mit den unstrittigen Problemen auf der Angebotsseite zwangsläufig zu höherer Inflation führen musste. Regionen mit geringerem Wachstum der Geldmenge wie Japan und die Schweiz haben nicht zufällig auch geringere Inflationsraten.

Absehbar ist das auch am deutlichen Anstieg der Immobilienpreise. Wenn in den USA die Hauspreise innerhalb von zwölf Monaten um 18 Prozent steigen, hat das nichts mit Lieferkettenproblemen oder gestiegenen Energiepreisen zu tun. Es ist einfach die Folge von zu viel Geld, das Nachfrage schafft.

Insofern können die Notenbanken noch so sehr auf die Sonderfaktoren verweisen. Ohne die übermäßig großzügige Versorgung der Wirtschaft mit Geld hätte es diesen Inflationsschub nicht gegeben. Faktisch haben die Notenbanken den Staaten das Geld geliefert, welches diese im Zuge der Coronakrise in die Wirtschaft gepumpt haben. Dieses Geld findet seinen Weg in die Märkte und wenn die Märkte nicht liefern können, steigen die Preise.

Zu spät

Das Problem an der Rückbesinnung der EZB auf ihre eigentliche Kernaufgabe, die Sicherung der Kaufkraft des Geldes, statt der zuletzt verfolgten Ziele von Staatsfinanzierung bis zur Unterstützung im Kampf gegen den Klimawandel, liegt im Zeitpunkt. Nicht nur ist die Gefahr groß, dass die Inflation sich verfestigt. Genauso groß ist das Risiko, dass die Wirtschaft in die Rezession stürzt. Vergessen wir nicht, dass ein Zinsanstieg um einen Prozentpunkt, die Zinslast in der Eurozone und den USA um rund 3-Prozentpunkte vom BIP ansteigen lässt.

Insofern ist die EZB natürlich viel zu spät dran mit ihrem noch dazu überaus vorsichtigen Bremsmanöver. Der Punkt, an dem man die Wirtschaft nur leicht dämpfen musste, um den Preisanstieg und vor allem eine sich verselbstständigende Inflationsdynamik zu vermeiden, dürfte hinter uns liegen. Das Risiko einer deutlichen Bremsung der Realwirtschaft ist erheblich. Kein Wunder, dass die Börsen und Immobilienmärkte angesichts der weltweiten Verknappung an Liquidität – die US-Fed und die Bank of England haben schon vor Monaten angefangen zu straffen – den Rückwärtsgang einlegen.

Der Grat, auf dem die EZB wandert, wird immer schmaler. Strafft sie zu rasch, stürzen die Vermögensmärkte, kommen die Schuldner – nicht nur, aber vor allem auch die hoch verschuldeten Staaten der Eurozone – ins Straucheln und fällt die Wirtschaft in die Rezession. Strafft sie unzureichend, verfestigt sich die Inflation und das Vertrauen in das Geld schwindet. Mitleid haben die Notenbanker nicht verdient, haben sie uns doch in diese Situation geführt und durch ihr zögerliches Handeln die Absturzgefahr in beide Richtungen deutlich erhöht.

Daumen halten sollten wir trotzdem, dass es klappt. Im eigenen Interesse.

 cicero.com: “Der Weg aus dem Schlamassel wird zur gefährlichen Gratwanderung”, 10. Juni 2022

Kommentare (31) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Beobachter
    Beobachter sagte:

    Off-Topic aber passend zur Ampel: “Kulturstaatsministerin Roth setzt sich dafür ein, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz umzubenennen…. Kritik kam bereits vom früheren Bundestagspräsidenten Thierse. Der SPD-Politiker warf den Grünen vor, sie wollten mit moralischem Furor Geschichtsreinigung betreiben.”

    Nichts neues im Westen an Weihnachten. So sind sie halt, die Grünen Khmer. Wann merken’s die Schafe?

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  2. JürgenP
    JürgenP sagte:

    @bto Es ist der x-te Beitrag, der sich mit irgendeiner Art von “System” beschäftigt. Zumeist ist, passend zum Blog, vom Finanzsystem die Rede, dann mal wieder vom Wirtschaftssystem, zuweilen auch vom Wirtschafts- und Finanzsystem als Ganzes. Dann mal wieder von Subsubsub-Systemen wie Energieversorgungssystem oder Teilen davon, Transportsysteme, Lenkungssysteme, manchmal auch noch Waffensysteme usw.usw.

    Ein immenses Themenspektrum mit viel, viel anzuerkennender Arbeit dahinter.

    Eines haben alle bisher betrachteten „Systeme“ gemeinsam: es sind künstlich geschaffene, zweckorientierte, sog. sozio-technische Systeme mit teilweise extrem hoher Komplexität und Dynamik. Dieses führt anscheinend zu noch einer Gemeinsamkeit: es hakt an allen Ecken und Kanten, nix funktioniert reibungslos.

    Irgendwie scheinen sie alle nicht (mehr) ihren Zweck zu erfüllen, für den sie geschaffen wurden und mehr schlecht als recht am Leben erhalten werden.

    Diskutierte “Lösungen” tendieren zur Annahme, dass man nur die „Deppen“ an der Spitze von Instiutionen austauschen sollte gegen echte Experten, die mit der Konfusion besser umzugehen vermögen. Zumeist wird mit politischen Farbgebungen argumentiert, wonach bestimmte Farben konfusionsfester als andere sein sollen.

    Kann man das glauben? Es wird ja nicht gesagt, welche Expertisen die neuenExperten mitbringen müssten, um die Entwicklungen in und von Systemen in eine bessere Richtung (welche ?) zu bringen. Das wird selten bis gar nicht diskutiert.

    Immer öfter stellt sich die Frage: wird überhaupt noch diskutiert und „beyond“ geschaut oder bereits beim ersten Satz abgebügelt. Dabei wäre ein Grundverständnis für Systeme und deren generelle Funktionsweise vorteilhaft, um die richtigen Ansatzpunkte für das „Bessere“ zu finden und „system“konforme Handlungsweisen / Prozesse zu diskutieren und zu entwickeln. Auffällig ist, dass in letzter Zeit in den Beiträgen immer häufiger von fehlender/besserer/geeigneter Kommunikation die Rede war, um bessere Lösungen zu schaffen. Allein das Austauschen der “Deppen” scheint doch nicht zu genügen.

    Es ist Weihnachten: „System-Grundverständnis“ (statt Schubladendenken) und “zielführende Kommunikation” kommt auf den Wunschzettel.

    Fröhliche Weihnachten & guten Rutsch. Mal schauen, was 2023 bringen wird.

    Antworten
    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      “Experten” alleine sind sicher nicht die Lösung. Und Politik an sich auch nicht. Allerdings haben die letzten Wahlen über Landeslisten und Ausgleichs/Überhangsmandate eine derartige Menge von ungebildeten, infantilen Jungpolitikern ins Parlament gebracht, dass dies schon negative Auswirkungen hat, vor allem, wenn diese auch noch versuchen, den Diskurs zu bestimmen.

      Antworten
      • Dr.Lucie Fischer
        Dr.Lucie Fischer sagte:

        @Beobachter
        Jim Rickards/ ” Sold out” / S. 104, f.
        ” Komplexe Systeme versagen immer, wenn wir sie nicht vereinfachen…

        Pistenkontrolleure lösen durch Sprengungen kontrollierte Lawinen aus, weil sie sonst mit unkontrollierten Lawinenabgängen rechnen müssen…
        Es ist fast unmöglich, den natürlichen Abgang einer Lawine vorauszusagen.
        Descale : man muss Systeme vereinfachen.
        Bei Lieferketten ist das Problem die Lieferkette selbst. Sie ist zu gross, zu anfällig, zu sehr beansprucht und völlig abhängig von Inputs in Form von Kooperation, Information, Humankapital.
        Versagen diese Impulse ( was unweigerlich vorkommt ) , versagt das ganze System.
        Am Abgang einer Lawine ist nicht die eine, letzte Schneeflocke schuld, sondern die Instabilität der Schneedecke, also des gesamten Systems.”

        Der Parteien -Staat mit seinen verbeamteten ” Uni-Experten” ( Virologen! ) ist zu fett, adipös und zu gierig -verfressen geworden, freiwillig verzichten Herrschende nie auf Machtzuwachs. Keiner haftet, niemand tritt zurück.
        Intransparenz ( Steuersystem , z.B. ) ist gewollt ( Cum-Ex ) , findet sich überall : Abrechnung ärztlicher Leistungen für gesetzlich Versicherte völlig nebulös , es wird betrogen, was das Zeug hält, alle ( KV auch! ) machen mit.

        Was wird die ” letzte Schneeflocke” in Deutschland sein?

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ beobachter
        diese “neue brut” ist sicher nicht vom himmel gefallen.
        vielmehr sollte man sich die frage stellen, was ist schief gelaufen zu deren kriminellen aktivitäten??

        -elternhaus
        -erziehung und schulen
        -medien
        -politik
        -wer unterstützt diese verquere taten? sind es die gleichen, welche die grünen auf händen trugen?
        -wie hoch ist der ausländische einfluss, (ngo´s, think tanks, etc.)

        eine der schlüssel-rollen sind die medien.
        und unter deren macht, hat so schnell eine kehrtwende keine chance.

      • Dr.Lucie Fischer
        Dr.Lucie Fischer sagte:

        @foxxly,
        ” vielmehr sollte man sich die frage stellen, was ist schief gelaufen zu deren kriminellen aktivitäten??”
        Vorsicht mit dieser Frage, deren Tendenz ist ” psychologisieren”-
        zuletzt ( banaler geht´s nicht! ich hasse das ) wird irgend ein ” Trauma-in-der-Kindheit-oder sonst wann- herangezogen,
        Verständnis -triefend kommen die Akteure ohne Konsequenzen davon.
        Wer ein Amt übernimmt hat Verantwortung.
        ” Skin-in-the-game” ist die einzige Lösung, sollen die Herrschenden doch
        Versicherungen abschliessen, um im Haftungsfall privat nicht ruiniert zu sein.
        ( Welche Versicherung allerdings hätte z.B. Frau Merkel versichert?
        Oder-aktulll – Robert Habeck? )

  3. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Ich lass jetzt mal den von Humphrey Bogart gespielten Zyniker Rick aus Casablnac wieder auferstehen:

    1. Die Inflation entwertet die Ersparnisse der Alten für den Ruhestand, das ist gut.
    Das ist der Tod des Rentiers – ein alter Traum von Keynes.
    Dann gehen die Alten wieder arbeiten, das ist gut gegen den Fachkräftemangel.
    Und die Alten bleiben länger fit.
    2. Die Inflation bringt die Aktienkurse in den Keller.
    Wenn es die Aktien der Alten sind, das ist gut, siehe Punkt 1.
    Lindners Aktien-Staatsfonds kann dann billig Aktien kaufen. Das ist gut.
    3. Die Inflation bringt die Imobilienpreise in den Keller.
    Das ist gut. Die Jugend kann dann wieder billig Immobilien kaufen.
    Oder noch besser Lindners Staatsfonfs kauft die Immobilien zu Schnäppchenpreisen.
    4. Mittelstand und Kleinunternehmer gehen pleite ? Das ist gut.
    Dann übernehmen die Grosskonzerne.
    Die sind leichter mit der Politik zu verbandeln.
    Das ist gut für die grosse Transformation.
    5. Die Zinsen für die Staatsschulden steigen ?
    Das ist kein Problem. Weil die EZB erlässt alle Altschulden.
    6. Wo ist überhaupt ein Problem, Leute ?

    Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Vaddern

      Also,
      mein Weihnachtsbaum kostet bei gleicher Höhe dasselbe wie im letzten Jahr.
      meine Weihnachtsgans ist ne Ente geworden.
      mein Weihnachtsrotwein sind noch alte Bestände.
      meine Hütte hat 2°C weniger als im letzten Winter.
      meine neuen LEDs haben mich zwar 400€ gekostet, aber verbrauchen nur 1/8-1/10.
      mein Kabel-Vertrag ist 30% günstiger geworden.
      meine Strom- und Gaspreise liegen jeweils unter dem Deckel.
      meine geräucherten Vorräte haben sich verdreifacht, Exotisches ist dazugekommen.
      meine Krankenkasse kostet immer noch ~10k€ im Jahr.
      mein Visum für die USA hab ich bekommen. (Nordkorea-Problem)
      mein Economist-Abo läuft nach zäher Verhandlung auf UK-Rate.
      mein Depot liegt bei -15%.
      meine Dieselpreise sind 50ct vom Höhepunkt zurück.
      meine Frau ist immer noch bei mir und meine Kinder kommen zu Weihnachten.

      Das ist in Summe für so’n Jahr doch gar nicht so schlecht. Ok, ich hätte bei genauerer Überlegung eigentlich den teuersten Gas-/Stromtarif nehmen und dann radikal sparen sollen – aber Fehler passieren.

      Wünsche allen ein gepflegtes Glas Rotwein zum Gänsebraten, etwas mehr Gelassenheit und ordentlich Sonne fürs Gemüt.

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Störtebekker

        Das hört sich doch gut an, bis auf die Krankenkassen-Beiträge. Depot 15% minus ist für 2022 nicht schlecht.
        In diesem Sinne Grüße aus Rick’s Cafe und keine Panik auf der Titanic.
        Mein Jahresrückblick mit den Guten Vorsätzen dann in einer Woche. Frohes Fest wünscht der alte Vater Thiel

      • weico
        weico sagte:

        @Vater Thiel

        “Depot 15% minus ist für 2022 nicht schlecht.”

        ??
        Sorry, aber was hat das Jahr… mit dem Depot-“Erfolg” (Plus/Minus) zutun ?

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @weico

        “was hat das Jahr… mit dem Depot-“Erfolg” (Plus/Minus) zutun ?”

        Nur als Vergleichsmaßstab.
        Der S&P 500 hat 2022 ca. 20% verloren, da sind Störtebekkers -15% relativ gesehen nicht schlecht.
        In 2021 hatte der S&P 500 fast 28% zugelegt, da sind -15% eher mau.

        Wenn man natürlich den “türkischen DAX” als Maßstab nimmt: Sagenhafte + 185 % in 2022 (inflationsbedingt !?) !!!

        Frohes Fest aus dem Freistaat Bayern …

  4. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    bto: “Das Problem an der Rückbesinnung der EZB auf ihre eigentliche Kernaufgabe, die Sicherung der Kaufkraft des Geldes,…”

    Ist das die Kernaufgabe? Jaja, es steht so in den Verträgen, aber ist sie es wirklich? Oder war es nicht von Anfang an die Aufgabe der EZB, geldpolitsche Entscheidungen dem demokratischen parlamentarischen Diskurs zu entziehen und die Regierungspolitiken zu unterstützen? Ich bin mir da nicht mehr so sicher inzwischen. Nicht umsonst schrieb der französische “Figaro” am 18.09.1992 von Maastricht als “Versailler Vertrag ohne Krieg”.

    Antworten
    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ s. finke-röpke
      Kernaufgabe, die Sicherung der Kaufkraft des Geldes,…”

      die notenbanken können systemisch nie diese aufgabe leisten,
      weil wir im wirtschaftsablauf eine massive umverteilung, hin zu “großklumpen-bildung, haben.
      selbst jeder in unseren leben ist zu konsum gezwungen und darin läuft täglich die umverteilung hin zum “großen” gelde.

      dies bedeutet eine stetige entreicherung der menschen; zuerst bei den ärmeren, dann der mittelstand und schlußendlich die gehobene schicht.

      die notenbanken müssten zusammen mit den gesetzgebern diesen zwangsmechanismus beenden, damit diese negativen system-folgen beseitigt werden können.

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Frau Finke-Röpke

      “Ist das die Kernaufgabe? Jaja, es steht so in den Verträgen, aber ist sie es wirklich?”

      Mittlerweile ist es offensichtlich die Kernaufgabe der EZB, dafür zu sorgen, dass jederzeit genug Geld für alle schwachsinnigen staatlichen Projekte in der Eurozone zur Verfügung steht.

      Das kennen wir in Deutschland schon, aber nicht von der Bundesbank, sondern von der Reichsbank in den 1930er und 1940er Jahren.

      Antworten
      • komol
        komol sagte:

        @ott

        Ich glaube aber nicht, dass wir ohne die damaligen Mefo-Wechsel der 30er und 40er in der Nachkriegszeit diese starke Industrie hätten haben können, mit samt ihren Wohlfahrtseffekten (bis heute)… Und ja, die Projkete sind sinnlos. Aber würde man das in unserer Zeit gedruckte Geld in die richtigen Schläuche stecken, nämlich IuK und alles was daran hängt, wären wir in 20 Jahren auch nicht technologisch abgehängt.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ komol 12:03

        wollen sie im ernst die damaligen finanzierung mit der heutigen verschuldung vergleichen?

      • komol
        komol sagte:

        @foxxly

        Nein nat. nicht. Es soll nur als Hinweis dienen, dass man, wenn man sowas (so lange) macht, auch ein Ziel im Auge haben sollte (hier war es ein schlechtes, nämlich Raub durch Krieg). Wenn man einfach nur druckt, um Deflation zu verhindern, führt das an anderer Stelle zu neuen, – meist – am Ende schwerwiegenderen Problemen (siehe Vermögenspreisinflation, dadurch Linkswählen (was noch gut ist .. aber die richtigen Probleme kommen wahrschl. erst noch .. social unrest)).

        Hätte man gleich verstanden, was die Hauptursache für die FuWKrise war, hätte man das Geld in die richtigen Schläuche geleitet (Stichwort: neue IuKTechs). Das lief aber nur bei den Amis recht gut, weil deren Banken haben das zumindest überwiegend verstanden – schon seit 99 – und deshalb kam es ja auch erst zur FuWKrise. Naja, jedenfalls kommen die jetzt so raus, dass sie in Sachen Zukunft der Wirtschaft allen sowiet voraus sind, wie nochnie ein Staat in der Geschichte. Und das sogar ohne Krieg – der kommt jetzt aber von den ganzen Verlierern dieses Prozesse auf die zurück.

      • komol
        komol sagte:

        ps: aber das ist ja prima für die, da könn sie ihre digitalisierte und seit Ende der 90er und dann v.a. in der letzten Dekade in dieser Hinsicht enorm innovatisierte Militärtechnik direkt ausprobieren, und auch noch schön vor der Tür ihrer schwachen Verbündeten – als ob es alles in einem Drehbuch gestanden hätte (mit der Aufklärung und Koordination durch die neue IuKTech + bissl Waffenlieferung kann sich nun sogar eine ferngesteuerte Ukraine gegen Russland erwehren).

      • komol
        komol sagte:

        ps: und übrigens ähnelt der ganze Prozesse in seinen Tendenzlinien jenem zw. 1918 und 1945 (v.a. wenn man die technol. Komponente mal rausdenkt; oder garni reindenkt wie die meisten Beobachter (und auch 18-45 ohne Tech-Komponente denkt)). erst verliert einer einen Krieg (heiss bzw. kalt); dann kommt exog. Ereignis Finanzkrise und nebenbei rückt der Gewinner dem Verlierer noch zunehmender auf den Pelz (damals keine Reparationssummenrücknahme trotz Geldabzug durch Amibanken); danach wird der einstige Verlierer radikal (Russl. seit 2014). das ist zwar falsch gedacht, aber nur wegen der heutigen techn. Komponente – denkt man sie aber bei beiden ein (also auch damals, Stichwort: Automobil als ebenfalls Kommunikation brutal fördernde Tech), stimmts wohl wieder tendenziell. in beiden fällen ist der agressor (dtl. bzw. russl.) ahnungslose Prellwand im Spiel der natürlicherweise mit ökonom. Turbulenzen verbundenen Kommerzialisierung einer neuen bahnbrechenden Technologie in den Staaten.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ komol 20:04
        ok, sehe ich genauso!
        die denkweise bei uns in D ist oft zweifelhaft.
        deutschland findet kaum den weg der vernunft; – immer von einem extrem ins nächste.

    • komol
      komol sagte:

      @Finke-Röpke

      Ne es ist die Arbeitslosenquote, wie bei der FED. Was die EZB seit 07/08 geleistet hat, ist klasse. Eins kann ich Ihnen sagen: Das hätte die Bundesbank nicht hinbekommen (die hätte sich durch ihre Inflationsangst höchstens ins Hemd gemacht). In der Situation die EZB zu haben, mit all ihren systemischen Schwächen, war ein Glück. Nur jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Man muss jetzt zusätzlich superexpanisve Fiskalpolitik machen, und das v.a. in die richtigen Schläuche stecken. Am Letzteren wird aber alles scheitern, da ist es egal wer das Zepter in der Hand hat. Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.

      Antworten
  5. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    Wer geldpolitische Entscheidungen anhand von Spätindikatoren fällt, der sollte sich nicht wundern, wenn er die konjunkturellen Schwankungen verstärkt; zumal die Zinsentscheidungen laut Nagel wiederum mit einer Verzögerung von 18 Monaten wirken.

    Die Märkte sind bezüglich dieser Zinsfehler mehr als skeptisch positioniert: https://www.realclearmarkets.com/articles/2022/12/16/recessions_hidden_behind_obvious_biases_outdated_dogma_870590.html

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Genosse Stöcker

      Na zum Glück fällt die EZB geldpolitische Entscheidungen nicht anhand irgendwelcher konjunktureller Indikatoren sondern anhand der Verschuldungssituation der Staaten in der Eurozone…

      Antworten
  6. foxxly
    foxxly sagte:

    bto:
    die lieferketten-störungen sind ein super beispiel für all die mechanismen in einer durchrationalisierten wirtschaft und gesellschaft. (dabei gibt immer noch weitere möglichkeiten, es zur spitze zu treiben)

    dies trifft auch sehr gut für die öffentl. verwaltungen zu, wie zb zu corona.

    kleine störungen im system haben eine immer größere auswirkungen, weil darin die gegenseitige abhängigkeiten einen einwandfreien ablauf bedingen, welche anfällig werden.

    ein optimaler nachhaltiger verlauf von prozessen, liegt niemals bei 100% auslastung.

    und je komplizierter das regelwerk und abläufe, desto anfälliger wird die maschinerie. und die zunehmende größe (bedingt durch den wachstumszwang) wird zum bersten gebracht.
    die flucht in “größe” endet immer im desaster und chaos!
    wachtum bis das system zusammen kracht.

    wir sind schon lange über den optimalen bereich.

    das schuldgeldsystem zwingt stets zu mehr wachstum. die aktuelle entwicklung ist das endstadium dieser komplizierten und überforderten maschinerie.

    in diesen stadium kann keine institution mehr große reparationen leisten, ohne das system zeitnah zum einsturz zu bringen.

    klar ist, eine notenbank kann den handlungspielraum verlieren, aber sie kann niemals pleite gehen.

    anders sieht es bei konsumenten, unternehmen und staaten aus.
    sie/wir alle verlieren das spiel!!
    dabei wandert vermögen hin zu den großkapital (finanzinstituten; – wobei kleine unternehmen auch hops gehen)

    das spiel kann und wird solange weiterlaufen, getrieben u- wiederholt werden, bis wir alle nichts mehr besitzen, ————( auch ganz ohne WEF klaus schwab läuft dies so ab !)

    hoffen wir auf ein wunder, das es nicht so kommt!

    Antworten

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