Im Bann des billigen Geldes

Und als Abschluss der heutigen Diskussion der Krisenursachen noch einmal Wolfgang Münchau, der das Thema des „Ersparnisüberhangs“, der bekanntlich hinter der These der „säkularen Stagnation“ von Larry Summers steht, erneut aufgreift. Aussage: Die Ersparnisse werden nicht investiert, und deshalb sinken die Zinsen. Irgendwie ist es ja schon witzig, wo doch in der heutigen Fiat-Geldwirtschaft Ersparnisse überhaupt keine Voraussetzungen für Investitionen sind. Die Wahrheit ist auch hier: Die Deregulierung der Finanzmärkte und des Bankwesens haben einen ungeahnten Verschuldungsboom ausgelöst, dessen Ende wir nach etwa 30 Jahren Dauer erreicht haben. Folge: ein gigantischer Schuldenüberhang, der sich bei einseitiger Betrachtung der den Schulden gegenüberstehenden Forderungen als Ersparnisüberhang (Summers/Münchau) oder Vermögenskonzentration (Piketty) zeigt. Summers, Münchau und Piketty schauen also auf die Symptome. Nicht den Kern.

SPIEGEL ONLINE: Im Bann des billigen Geldes, 9. April 2014