Time running out for the market riggers
Ein Beitrag in der FT betrachtet das Phänomen des Ersparnisüberhangs aus einem anderen Blickwinkel. Kernaussagen:
- Die allgemeine Sicht ist, dass die Akkumulation von Ersparnissen und damit die Suche nach sicheren Anlageformen die Ursache für die immer geringeren Zinsen ist.
- Es ist sicherlich richtig, dass die Ersparnisse der Entwicklungsländer erheblich zur Krise beigetragen haben – die Länder haben die eigenen Wechselkurse manipuliert, um die eigene Exportwirtschaft zu stärken.
- Weitaus erstaunlicher ist jedoch die Nachfrage nach risikoreicheren Anlagen: Mexiko konnte eine hundertjährige Anleihe in englischen Pfund (bto: einer Währung, die sie nicht selber drucken können!) mit 5,75 Prozent Verzinsung am Markt platzieren. Die Fünfjahresanleihen von Spanien und Irland bringen weniger Ertrag, als die der USA (bto: ebenfalls einer Währung, die diese nicht alleine drucken können sollten – wobei es doch passiert …).
- FT: Das zeigt nur, wie erfolgreich die Zentralbanken in der weltweiten Manipulation der Märkte sind. Draghi hat mit seiner Aussage, was immer nötig sei zu tun, die Zinsen nach unten getrieben und einen „carry trade“ in Gang gesetzt: billig bei der EZB leihen und in höher verzinsliche Staatsanleihen investieren. Nur so wären diese tiefen Zinsen zu erklären.
- In den USA, UK und Japan ist es genauso, wobei es mehr in die Aktienmärkte geflossen ist – und die Realwirtschaft nicht beflügelt (für Leser von bto auch nicht neu).
- So stellte Richard Fisher von der Dallas Fed fest, dass Aktien mit einem PE von 26 im Bereich der zehn Prozent höchsten Bewertungen notieren – seit 1881! Vor dem Crash 1929 lag der Wert bei 30, zum Höhepunkt der DotCom-Blase bei 44.
- Dahinter stehen auch immer mehr Wertpapierkäufe auf Kredit. Die sogenannte „Margin Debt“ hat sich 2010 auf den historischen Höchstwert von 466 Milliarden US-Dollar verdoppelt.
- Auch die Unternehmen manipulieren die Märkte: Sie nutzen die tiefen Zinsen, um sich billig zu verschulden und damit Aktien zurückzukaufen. Folge: steigende Aktienkurse und höhere Gewinne pro Aktien (weniger Aktien und zugleich Zinskosten, die tiefer sind als die Kosten für Dividenden).
- Damit setzt sich eine Politik der Manipulation fort, die schon mit Alan Greenspan Ende der 1980er-Jahre begonnen hat.
Aber: Man kann Märkte nicht auf Dauer manipulieren. FT: If it`s too good to last, it will stop.
Was die FT nicht sagt: Wenn es aufhört, dürfte es vielleicht noch einen weiteren, viel massiveren Manipulationsversuch geben. Doch ob der Trick dann noch funktioniert, ist offen. Und damit die Frage: Was dann?
→ FT (Anmeldung erforderlich): Time running out for the market riggers, 9. April 2014