Do not get wrongfooted on descent from QE
Die meisten tödlichen Bergunfälle ereignen sich nicht beim Aufstieg sondern beim Abstieg. Dann sind die Bergsteiger müde und weniger konzentriert. John Authers nimmt dieses Bild, um zu beschreiben, was der Fed bevorsteht, hat sie doch nach seiner Auffassung mit der Reduktion von QE auf 75 Milliarden Dollar statt 85 Milliarden pro Monat den Höhepunkt der lockeren Geldpolitik überschritten (welche geringe Auswirkung es wirklich hat, habe ich hier eindringlich gezeigt).
Nun kann der Abstieg zu schnell oder zu langsam erfolgen:
- Zu schnell, und die Zinsen steigen zu rasch. Führt zu ernsthaften Problemen in den Ländern, in die das Geld geflossen ist (Stichwort „Schmuddelkinder“ und „QE Global“), einem Crash im Anleihenmarkt und zu einem starken Dollar.
- Zu langsam, und das Risiko von Blasen in den Finanzmärkten, allen voran den Aktienmärkten, steigt. (Einige sprechen bereits jetzt von einer Überbewertung von Aktien.) Aktien sind in den letzten 18 Monaten um immerhin 40 Prozent gestiegen.
Das eigentliche Ziel einer inflationsfreien Erholung scheint Bernanke geschafft zu haben. Doch noch immer liegt die Inflationsrate sehr tief, und die Rohstoffpreise fallen. Damit ist das Risiko einer Deflation noch nicht gebannt. Sollte es zu einer erneuten Abschwächung der US-Konjunktur kommen, wäre das Thema Deflation wieder auf dem Tisch (bto: Die Politik Japans und der Eurozone wirkt ebenfalls deflationär auf die Weltwirtschaft). Dann würde der Geldhahn wieder aufgedreht – mit entsprechenden Blasenrisiken. Ich bleibe dabei: Die wirklichen Probleme sind noch nicht gelöst. Oder wie Jens Weidmann in der aktuellen Wirtschaftswoche sagt: „Geldpolitik wirkt wie ein Schmerzmittel, nachlassende Symptome dürfen nicht davon ablenken, die Ursachen zu therapieren. (…) Es besteht das Risiko, dass die Geldpolitik aus Rücksicht auf die (…) Finanzmärkte zu lange zu expansiv bleibt.“
→ FT (Anmeldung erforderlich): Do not get wrongfooted on descent from QE, 20. Dezember 2013