Der Kondratieff-Zyklus spricht für einen neuen Rohstoff­preisboom

Am kommenden Sonntag (28. Mai 2023) beschäftigen wir uns im Podcast mit den langen Wellen der wirtschaftlichen aber auch der gesellschaftlichen Entwicklung. Zur Einstimmung gibt es in dieser Woche einige Beiträge zum Thema. Hier ein Aufsatz von Longview Economics, der die Entwicklung der Rohstoffpreise anhand der langen Wellen analysiert:

  • Russian economist Nikolai Kondratiev found clear evidence of a long wave in commodities from 1789 through to the early 1920s (his thesis having been written in the 1920s). His analysis was based on commodity price indices for England, France and the USA. (…) His evidence supports cycles of 23 to 35 years in length with rising cumulative price waves of between 50% and 350% and bear markets of between 40% and 63%.“ – bto: Das ist natürlich sehr „deterministisch“. Deshalb kann man das nur mit Vorsicht nehmen, dennoch aber interessant.

Longview nutzt das, um einen Ausblick auf die Rohstoffmärkte zu wagen:

  • The main driver of commodity bull and bear cycles is the monetary regime – and specifically switches in that regime. Those switches occur at/close to almost all shifts in commodity super cycle regime from bull to bear and vice versa. In 1933, for example, just after the start of the 1932 to 1951 commodity bull cycle, President Roosevelt took America off the gold standard, kick-starting money creation and a period of QE. Towards the end of that commodity bull cycle (and towards the end of WWII), the major world economies agreed to join the Bretton Woods monetary system (thereby tying those countries directly, for the US, and indirectly, for everyone else, to gold – i.e. as an anchor). A commodity bear cycle then ensued through to 1968 (with Bretton Woods ending in 1971). (…) The key implication, though, is that liquidity and money creation (or, conversely, anchored money) are the main (or one of the main) drivers of commodity price cycles (both Bull and Bear).“ – bto: Und die Frage ist nun, wo stehen wir? Haben wir die Phase der Liquiditätsflut hinter uns, erhöhen doch die Notenbanken die Zinsen? Oder stehen wir im Gegenteil vor einer neuen Flut an Liquidität?
  • Wars are a regular feature of commodity price spikes. Times of war usually generate extra demand for various commodities (in terms of supplying the war effort). They also often lead to commodity supply chains being cut off for certain key countries/constituencies, thereby creating supply shortages in various parts of the world. Wars also often trigger a change in the monetary regime (and generally more money printing), usually so the government can print money to pay for the war.“ – bto: Ich erinnere an die Podcastepisode über die Thesen von Zoltan Pozsar (#184 Der absolute Wirtschaftskrieg).
  • Bouts of asset price and/or debt deflation often occur during, or at the start of, commodity super cycles (bullish ones). That is, the policy makers’ collective response to asset price and debt deflation has historically been to create more money (and reduce interest rates) to offset the deflationary effect on falling asset prices and/or banking crises. The subsequent new liquidity helps fuel commodity price gains (and ultimately broad-based consumer price inflation). This occurred from 1932/33 onwards (start of the 1932 – 1952 commodity super cycle), when President Roosevelt came off the gold standard and the Fed started a QE program. The US experienced a similar phenomenon in the 2000s (noughties), with asset price deflation initially (TMT bubble bursting) and then debt deflation (banking bust 2007 – 09) kicking off zero interest rates, QE and a new commodity super cycle.“ – bto: … der aber 2008 den Höhepunkt erreichte, bevor es wieder bergab ging.
  • Capex is another key factor which contributes to commodity super cycles. In particular an absence of capex is common in the years preceding a commodity bear cycle.“ – bto: Wir haben gerade im Energiebereich erhebliche Unterinvestitionen gesehen.

Commodity Super Cycles 1750 – 1920

 Quelle: Longview Economics

Und hier die Beschreibung der Änderung der monetären Rahmenbedingungen:

Quelle: Longview Economics

  • Nikolai Kondratiev’s estimates of the cycles (calculated in the 1920s) are laid out in table 3 below. (…) The peak and trough cycle dates are very similar to those in the first table (table 1). On occasions they are different by a few years. That likely reflects the use of different data series to calculate the cycles.“

Kondratiev’s Commodity Super Cycles (1788 – 1920): based on US, English & French cycles

Quelle: Longview Economics

Commodity Super Cycles: 1900 – present

Quelle: Longview Economics

 Und wie geht es jetzt weiter?

Our estimates of the dates and sizes of commodity super cycles are listed below.“:

Quelle: Longview Economics

Da fragt man sich natürlich, wie so eine Expansion überhaupt möglich sein kann, bekämpfen wir doch gerade die Inflation. Nun, die zunehmenden geopolitischen Spannungen sprechen dagegen. Aber auch die Aussichten für die Inflation, zumindest nach Analyse von Longview Economics:

  • “(…) given how sharply money supply measures have slowed in the US, UK & Eurozone, then over coming months (…) many Western central banks, start stimulating aggressively. (…) Whether or not that switch occurs, though, is critical as to whether we have begun a new Commodities Super Cycle in 2020. Without a further bout of aggressive stimulus into a downturn, the analysis and history of prior commodity super cycles suggests that it’s unlikely that there will be a further major surge in commodity prices and headline CPI. (…) If, however, as seems more likely, central bankers remain reactionary, and look to the lagging data like CPI and employment for their steer on how to guide monetary policy, then an aggressive policy reaction (in response to weak inflation and a recession) seems likely. In that scenario, this commodity super cycle, which began in 2020, should continue.” – bto: Das Szenario ist also, dass wir eine Krise bekommen und daraufhin die Geldschleusen noch einmal so richtig geöffnet werden.
Kommentare (18) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. foxxly
    foxxly sagte:

    an der börse gibt den spruch:
    “aber diesmal ist es anders”
    wird ausgelegt, als dass es zum zeitpunkt der aussage eines experten. viel faktoren gibt, welch mit früher nicht vergleichbar sind.

    wir laufen wohl ständig in die gleiche fallen, weil sich die vorgänge des “auf und ab” , sich im grunde gleichen.

    es gibt nur den unterschied, dass diese vorgänge moderner sind, also unseren heutigen, technischen möglichkeit entsprechender anwendungen finden.

    zu den k-wellen ändert also auch zb. gentechnik, it-technik chat-gbt etc. usw. , im grunde nichts.
    die wellen laufen den rund 60 jährigen zyklus weiter.

    es gibt also einen anderen haupteinfluss auf diese wellen-folgen.

    wir suchen und verlieren uns, im den kleinen bereichen, obwohl neue techniken etc. zwischendurch ein hohes wachstum generieren können.

    die größeren zusammenhänge sind wohl, oder leider in der hauptsache, im schuldgeldsystem und dessen auswirkungen zu suchen.
    so haben zb. die währungen weltweit ebenfalls eine durchschnittliche lebensdauer von runden 60 jahren! !

    diese k-welle, sinus im winter, haben weitreichende auswirkungen, da in den endphasen schwere gesellschaftliche verwerfungen und kriege stattfinden, oder erzeugt werden/wurden.

    m.m. macht es sinn in diesen größeren zusammenhängen die vorgänge zu betrachten!

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    • Tom96
      Tom96 sagte:

      @ foxxly
      Die Gesamtschau macht die VWL
      die Handelnden sind die bwl Unternehmen, privaten haushalte, der Staat, die Ausländer,
      die Werkzeuge sind die Bilanz mit der Wertebuchaltung aus fiktivem geld aus Kredit-Versprechen, die auf Erfüllung warten

      Deskritv – Schliessend – Schöpfend

      Willkommen im Club der 1000 jährigen Reiche und Illusionen.
      Heilung schenkt nur der Blick in den versprühten Himmel und die Quellensuche der Radarwellen Emmitenten …

      Antworten
  2. weico
    weico sagte:

    Im Gegensatz zu Kondratieff’s Zeiten ,wo es nur wenige wirtschaftlich und technologisch relevante Länder gab, muss man heute beachten,wie sich die Welt gewandelt hat bzw. zurzeit wandelt.

    Da ja gerad kürzlich der G/ Gipfel stattfand, sei folgendes in Erinnerung gerufen:

    https://pbs.twimg.com/media/Fw6Ii-JWAAYmQ76?format=jpg&name=small

    Dass die aufstrebende Länder,die die mehrheit der Weltbevölkerung ausmachen, natürlich noch gewaltig Rohstoffe benötigen und auch bei den neusten Technologien und Zukunftsvorstellungen sicherlich mitmischen werden, ist klar.

    EUropa mit ihrem strikten SIcherheits-und Wertekorsett (Gentechnologie, Datenschutz,KI usw.) wird bei dem Technologierennen nur noch marginal mitmischen, da mehr über die Gefahren, Verbote, Lenkung usw. diskutiert wird …als über die CHANCEN der neuen Technologien.

    Wer sich nur mal ansieht wie und welche Summen nur schon China in KI, Synthetische Biologie, Nanobiotechnologie, Xenobiologie usw.. investiert ,kann über das “Innovation”sgeschwätz in Europa nur milde lächeln…!

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    • weico
      weico sagte:

      Einige Politiker verstehen das “hausgemachte” Problem, wie das folgende Video ….das Hr.Stelter retweetet hat…..zeigt.
      Ob man in der EU nun das CO2 bekämpft oder die “Gefahren” der Gentechnik,KI,Nanotechnik usw…..es bewirkt nur ,dass die weniger ängstlichen Länder ihren Vorteil daraus ziehen werden…..und EUropa wirtschaftlich ein-und überholen werden.

      https://twitter.com/i/status/1661052380639576065

      Antworten
    • PhilSt
      PhilSt sagte:

      Datenschutz ist also ein Hinderniss des Technischen Fortschritts und keine Errungenschaft des mündigen Bürgers. Orwellscher wirds nicht mehr.
      Gentechnik ist das nächste Ding und kann bedenkenlos an der Bevölkerung ausprobiert werden. Aldous Huxley gehörte wohl auch nicht zur Lektüre.
      Das hat alles so planwirtschaftliche Tendenzen das es mich graut.

      Antworten
      • weico
        weico sagte:

        @PhilSt

        “Gentechnik ist das nächste Ding und kann bedenkenlos an der Bevölkerung ausprobiert werden.”

        Sie sehen ja selber ,wie BEREITWILLIG die Mehrheit der “mündiger Bürger” ……die “Corona-Sicherheit” …. der eigenen Freiheit vorgezogen hat !

        Dem “mündigen Bürger” wurde sogar das Händewaschen vorgezeigt…!

        https://www.youtube.com/watch?v=sLa_QiWulPE

  3. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Um es mal pathetisch auszudrücken:
    Mit den Kondratieff-Zyklen verlassen wir die materialistische Weltanschauung, die jedes Phänomen auf das niederste Niveau reduziert,
    das Niveau der Materie, und betreten das mythische Reich des geistigen Menschen, dem es um Sinn und Bedeutung der Phänomene geht.

    Ich hege schon lange die Auffassung, das wir Volkswirte die wahren Nachfahren der alten Astrologen sind, und unseren geistigen
    Vorfahren mit unseren prognostischen (Miss- und Schein-)Erfolgen in nichts nachstehen.

    Ich will damit nicht behaupten, dass Astrologie und Finanzmarktprognose Humbug ist.

    Ich bin nur der Meinung, das dieses faszinierende Thema leider für den menschlichen Verstand (zumindest für meinen) einige Nummern zu
    gross ist.

    “So wie die Chemie seit Mendelejew die materielle Welt mit dem Periodensystem der Elemente in ihre materiellen Urbausteine zerlegt, so haben die Astrologen mit ihrem System die immaterielle Welt in ihre geistigen Urprinzipien zerlegt und betreiben damit damit eine Art Chemie der geistigen Welt .”
    So in etwa hat es mir der “Indianer-Herbert” erklärt, ein Hobby-Schamane und Stammtisch-Bruder meiner goldenen Nuller-Jahre.

    Ich habe gehört, dass einige erfolgreiche Börsianer ziemlich sicher sind, ihre Erfolge der Astrologie verdanken.
    Wenn jemand seriöse Ratschläge zu dem Thema geben kann, bin ich dankbar.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Vater Thiel

      “Ich will damit nicht behaupten, dass Astrologie und Finanzmarktprognose Humbug ist. Ich bin nur der Meinung, das dieses faszinierende Thema leider für den menschlichen Verstand (zumindest für meinen) einige Nummern zu gross ist.”

      Nicht so scheu sein. Sie kommen doch auch nicht mit Astrologie-Vergleichen oder “das ist für meinen Verstand viel zu groß”-Bemerkungen an, wenn ein Landwirt über den Jahreszeiten-Zyklus erzählt – oder?

      Und so ähnlich wie bei den Jahreszeiten können Sie sich sogar dann auf Konjunkturzyklen einstellen, wenn Sie nicht genau verstehen, wie die eigentlich entstehen, oder wie lange genau der nächste Zyklus sein wird.

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Richard Ott

        “wenn ein Landwirt über den Jahreszeiten-Zyklus erzählt …”

        Sie sind ein weiser Mann, Herr Ott.

        Aber Indianer-Herbert würde sagen, der Landwirt ist geerdet und steht unter dem Planeten Saturn, der für Ordnung, Struktur und Verlässlichkeit steht.

        Börsianer, Finanzmarktgurus und andere windige Zeitgenossen dienen jedoch dem zwielichtigen Gott Merkur, der auch der Gott der Diebe und Betrüger ist, wie schon der selige Franz Josef Strauss im Kreml dem Herrn Gorbatschow erklärte.

    • JürgenP
      JürgenP sagte:

      @Vater Thiel “Mit den Kondratieff-Zyklen verlassen wir die materialistische Weltanschauung, die jedes Phänomen auf das niederste Niveau reduziert, das Niveau der Materie, und betreten das mythische Reich des geistigen Menschen, dem es um Sinn und Bedeutung der Phänomene geht”.

      Es geht doch immer ums selbe Prinzip: schaut man auf den kleinen Tropfen am Boden, so erkennt man, dass es dort Nass ist. Schaut man hinter sich und erkennt die dunkle Wolke am Himmel. Das ist lediglich ein temporäres Phänomen, aber jeder erkennt, das es Zeit wird, sich zu verziehen. Hat man gelernt, dass dunkle Wolken, häufig, nicht immer, mit Blitz und Donner verbunden sind, rennt man nicht unbedingt unter die nächste Eiche.

      Die Bedeutung von Phänomenen zu kennen, hat sicherlich viel zum Überleben beigetragen.

      Auf Unternehmen übertragen wird das Wissen um die Position “der Wolke” entlang des K-Zyklus vermutlich nicht vor kurzzeitigen Regen schützen, aber vor dem Untergang bewahren können. Die von Dr. Stelter beschriebene Perspektive der Kurve von 60 Jahren befähigt zumindest zum Vermeiden grundlegender strategischer Fehler. Die Frage ist, welche Fehler in Kenntnis des Kurvenverlaufs und der strukturellen Prinzipien dahinter bereits 1990 und auch danach hätten vermieden werden können bzw. welche Chancen heute unbedingt genutzt werden müssten.

      (Ich hoffe, ich habe Sie richtig interpretiert)

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ JürgenP

        Die Kondratieff-Zyklen sind mir einfach zu lang, als dass ich einen praktischen Nutzen für mich persönlich sehen kann.

        Aber ihr Bild mit der dunklen Wolke trifft es sehr gut, meine ich.

        Den Zeitgeist aktuell würde ich als dominiert von einer weltweiten Massenhysterie beschreiben, in D seit 2015, weltweit spätestens seit 2020 in einem beängstigenden Ausmass.

        Die einzig mir sinnvoll erscheinende Strategie ist das möglichst entspannte Leben im Augenblick, das Bild von der Kapelle, die auf der Titanic bis zum Schluss spielt.

        Und irgendwie will ich nicht glauben, dass es in den “Blockparteien” nicht doch ein paar Leute gibt, die im letzten Moment die Reissleine ziehen …

      • weico
        weico sagte:

        @Vater Thiel

        “Und irgendwie will ich nicht glauben, dass es in den “Blockparteien” nicht doch ein paar Leute gibt, die im letzten Moment die Reissleine ziehen …”

        Bei den Blockparteien gibt es wohl nur wenig Hoffnung,außer wenn sprunghafte Wendehälse, aus Angst vor dem eigenen Machtverlust, Sezessionsideen aufgreifen und ins “Spiel” bringen.

        Ein Prosit auf den Bayxit…

        12ft.io/https://www.nzz.ch/meinung/deutschland-braucht-bayern-nicht-umgekehrt-ld.1738787

  4. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    bto: “Da fragt man sich natürlich, wie so eine Expansion überhaupt möglich sein kann, bekämpfen wir doch gerade die Inflation.”

    Haha, ja, und die “Inflationsbekämpfung” ist so entschlossen, dass die Realzinsen in den USA bei 1,5% p.a. und in der Eurozone im deutlich negativen Bereich liegen (z.B. in Deutschland aktuell Inflation ungefähr 7% p.a. – Rendite 10%-jährige Bundesanleihe 2,5% p.a.)

    https://fred.stlouisfed.org/series/REAINTRATREARAT10Y

    “Das Szenario ist also, dass wir eine Krise bekommen und daraufhin die Geldschleusen noch einmal so richtig geöffnet werden.”

    Die Geldschleusen sind jetzt schon offen – wir könnten aber noch die Schleusentore in die Luft sprengen um noch mehr Durchfluss zu erreichen…

    Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      @Herr Ott

      Entscheidend ist, wo der Realzins relativ zum Gleichgewichtszins steht. Und der liegt für die US-Wirtschaft in der Nähe von Null, für Europa dürfte er noch niedriger liegen.
      Von daher ist die Zinspolitik restriktiv, wie Sie in der verlinkten Quelle auch sehen können, wenn sie die vergangenen Jahre betrachten.

      Und diese Politik beginnt gerade, Wirkung zu zeigen ..

      Antworten

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